16. Juni 2017 – Kein Rabatt für Prominente

08.00 Uhr Dixon stürmt ans Bett und animiert mich, endlich aufzustehen. Ich rolle mich sportlich aus dem Wasserbett und trete auf ein quietschendes Hundespielzeug. Natürlich erhebe ich sogleich den Zeigefinger und halte den Rüden an, seine Sachen nicht im ganzen Haus zu verteilen. Danach öffne ich die Terrassentüre und bemerke, dass auch heute die Sonne vom Himmel brennt und für Rekordtemperaturen sorgt. Ich wische mir über die Stirn und entschliesse mich, die Morgengymnastik ausnahmsweise sausen zu lassen.


Meine Schwarzbeere

08.30 Uhr Als ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln lasse, greife ich kurzentschlossen zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe bei meinen Verwandten an. Weil sich keiner meldet, tippe ich spornstreichs die Handtelefonnummer meines Bruders ins Tastenfeld ein und bringe heraus, dass die lieben Menschen ein Spa (löblich: Schönheitsfarm) im Norden der Stadt besuchen. Meine Schwägerin ist ganz aus dem Häuschen und kündigt an, dass sie den Tag in einem Whirlpool (löblich: Wirbelbecken) verbringen wird.
09.30 Uhr Achselzuckend betätige ich den “Anruf beenden” Knopf und nehme mir das Recht heraus, aus der Wanne zu steigen und das Frühstück einzunehmen. Währenddessen spiele ich mit der Idee, zum Supermarkt zu krusen und Getränke zu besuchen. Da irgendwer die schweren Einkaufstüten schleppen muss, kontaktiere ich den Professor und merke an, dass ich gegen 11 Uhr im “Publix” sein werde. Der schlaue Mann freut sich und verspricht, zur besagten Zeit vor Ort zu sein – das hört man gerne.
10.15 Uhr Nachdem ich Dixon gefüttert und die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, scheuche ich den Vierbeiner zum Auto, um zur fünf Meilen entfernten Markthalle zu rasen – wie aufregend.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, schüttle ich Edelberts Hand und mache es mir zur Aufgabe, einer tattrigen Seniorin einen Einkaufswagen streitig. Anschliessend schlendern wir lachend durch die breiten Gänge und kommen überein, dass die alte Schachtel zu Hause bleiben sollte. Edelbert legt beste Laune an den Tag und verfrachtet neben Hackfleisch, Schokoladenplätzchen und frischem Obst, ausserdem etliche Sechserpacks Budweiser sowie zwei Kartons “Cinnamon Flakes” (löblich: Zimt Flocken) in den Wagen. Darüber hinaus verrät Edelbert, dass die Frühstückszerealien sehr vitaminreich sind – das hört man gerne.


Zimt Flocken schmecken prima

12.00 Uhr Nach einer Stunde streben wir zum Ausgang und werden von einer besonders unfreundlichen Kassiererin angehalten, insgesamt 97 Dollars für die Lebensmittel zu bezahlen. Ich zwinkere der Marktmitarbeiterin zu und verrate, dass ich ein Prominenter bin und 50% Rabatt haben möchte. Leider glaubt mir die übergewichtige Dame kein Wort und animiert mich, die Rechnung per Kreditkarte oder in Bar zu bezahlen – wie unlöblich.
12.30 Uhr Nachdem Edelbert die schweren Tüten zu den Autos geschleppt hat, kehren wir mit Hund Dixon im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gaststätte ein. Fix und foxi werden wir an der Essensausgabe vorstellig und order zwei XXL Becher Diät Cola sowie schmackhafte Käseburger – das tut gut.


Die Beatles – Seargant Pepper

13.15 Uhr Mit vollem Magen verlasse ich die Wirtschaft und wünsche dem Professor einen angenehmen Nachmittag. Im Anschluss hüpfe ich winkend in den PS-strotzenden SUV und gleite radiohörend in Richtung Willoughby Drive davon. Unter anderem lausche ich einem Schlag (unlöblich: Hit) der Beatles und lerne, dass das Studioalbum “Seargant Pepper’s Lonely Hearts Club Band” vor mittlerweile 50 Jahren veröffentlicht wurde. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und erinnere mich, dass das Lied “When I’m Sixty-Four” (löblich: Wenn ich 64 bin) in Deutschland ein ganz grosser Erfolg war – wie schön.

14.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank und bette mich dann auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum in den goldenen Westen versetzt – die Reise nach Berkeley werde ich so schnell nicht vergessen.
15.00 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, setze ich mich nach dem Päuschen an den Schreibtisch und rufe Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab. Unter anderem klagt mir ein alleinerziehender Vater aus Nürnberg sein Leid und berichtet, dass sein Sohn Finn (14) Heimrechnerspielen verfallen ist und sich seine Freizeit mit dem virtuellen Mörderspiel “Pac Man” vertreibt. Ich mache grosse Augen und rate Herrn F., schnellstmöglich mit dem Jugendamt in Kontakt zu treten – wo kämen wir denn da hin.
16.00 Uhr Vogelzeigend gehe ich von der Leine und eile mit Dixon in den Garten, um etwas Ball zu spielen. Leider wird die Ruhe bald durch Frau Pontecorvo gestört. Die Perle plappert ohne Unterlass und sagt, dass sie gleich Freundinnen in der Stadt treffen wird. Zu allem Überfluss lädt mich die Dame auch noch ins Lichtspielhaus ein. Selbstverständlich lehne ich dankend ab und gebe vor, einen wichtigen Termin im Kalender stehen zu haben.


Die Petersilie wächst

17.00 Uhr Nachdem ich die hochgewachsene Petersilie mit Wasser versorgt habe, rufe ich noch einmal im Ferienhaus an und registriere, dass meine Verwandten immer noch nicht zurück sind. Ich seufze laut und begebe mich in die Küche, um italienische Langnudeln mit Tomatensauce vorzubereiten. Ausserdem verzehre ich zum Abendessen einen Beilagensalat mit Fetakäse und Oliven – das schmeckt.
18.00 Uhr Nach dem Nachmahl lasse ich im Wohnzimmer die Seele baumeln und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Ich informiere mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt und bringe heraus, dass strenggläubige Muslime nun auch auf den Philippinen mobil machen und die Regierung stürzen wollen – wie schrecklich.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf den Bezahlkanal HBO und fröne der aufschlussreichen Dokumentation “Exit Through The Gift Shop” (löblich: Ausgang durch den Andenkenladen), der auf amüsante Art und Weise das Treiben zwielichtiger Künstler beleuchtet.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Fernsehvergnügen schalte ich den neumodernen Flachbildschirm aus und lösche sämtliche Lichter. Danach wünsche ich Dixon angenehme Träume und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

15. Juni 2017 – Fronleichnam

bussbettag

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

in meiner weissblauen Heimat wird heute das Fronleichnamsfest gefeiert. Dabei handelt es sich um ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche. An Fronleichnam finden sich fromme Menschen zu Prozessionen zusammen, um die leibliche Gegenwart Jesu zu feiern – wie schön.

Obgleich Fronleichnam zu den wichtigsten Kirchenfesten zählt, wird der Festtag lediglich in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie im Saarland als gesetzlicher Feiertag begangen. Die Schnösel in den neuen Bundesländern sowie in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin, Hamburg und Bremen ziehen es vor, Fronleichnam Aussen vor zu lassen und stattdessen zu arbeiten – das ist wieder typisch.

Fronleichnam spielt in den Vereinigten Staaten kaum eine Rolle. Trotzdem werde ich es mir nicht nehmen lassen, gemeinsam mit Frau Pontecorvo, meinen Verwandten und Prof. Kuhn das Gotteshaus zu besuchen. Anschliessend steht mit Hund Dixon ein lustiger Zoobesuch dem Plan – das wird ein Spass.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Feiertag
Reinhard Pfaffenberg

14. Juni 2017 – Moraya Bay Beach Tower

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und läute den vierzehnten Tag des Brachmonats Juni mit der Morgengymnastik ein. Als ich den Hampelmann absolviere und das Lied “Halleluja” des weltbekannten Sängers Jeff Buckley lausche, kommt Frau Pontecorvo daher und klagt über Bauchschmerzen. Ich mustere die Perle skeptisch und bringe heraus, dass sie gestern mit Freundinnen ein indisches Lokal besucht hat. Selbstverständlich schlage ich sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und informiere, dass die Turbanträger mit ranzigem Fett kochen. Darüber hinaus rate ich meiner Nachbarin, sich schleunigst ins Bett zu verkriechen.

08.30 Uhr Nachdem sich die kleine Frau verabschiedet hat, kehre ich ins klimatisierte Haus zurück und freue mich, als plötzlich Frau Gomez die Haustüre aufstösst. Ich begrüsse die mexikanische Putzfrau überschwänglich und bitte sie, Staub zu wischen und Wäsche zu waschen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
09.00 Uhr Anschliessend stecke ich Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul und ziehe mich ins Bad zurück, um die Wirbelwanne mit lauwarmen Wasser volllaufen zu lassen – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.00 Uhr Nach dem Badespass werfe ich mich in Schale und nehme mir das Recht heraus, die wichtigste Mahlzeit des Tages auf der schattigen Terrasse einzunehmen. Ausserdem blättere ich wissbegierig in der Tageszeitung und erfahre, dass am gestrigen Abend der berüchtigte amerikanische Krawallmusiker Ted Nugent im örtlichen “Southwest Florida Performing Arts Center” aufgespielt hat – wie unlöblich.
10.30 Uhr Just als ich die “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Nachrichten) beiseite lege, fährt der JEEP meiner Verwandten vor. Georg und Maria legen beste Laune an den Tag und fordern mich auf, mit an den Strand zu kommen. Ich fackle nicht lange und entgegne, dass es ein Vergnügen werden wird, unsere Füsse im kühlen Nass zu baden. Bevor ich jedoch aufbreche, bürste ich Dixons krauses Fell und vergesse auch nicht, Frau Gomes etwas Kleingeld für ihre Dienste zuzustecken.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten lotse ich den Vierbeiner zum JEEP und vernehme, dass wir zum Delnor Wiggins Park rasen und das Mittagessen im Restaurant des “Moraya Bay Beach Towers” einnehmen werden. Ich schnalze zufrieden mit der Zunge und lasse es mir nicht nehmen, Dixon auf die Ladefläche zu helfen. Im Anschluss preschen wir mit quietschenden Pneus von dannen und lauschen dem Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – das macht Spass.


Katze Land – der beste Radiosender

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir am Ziel ein und schicken uns an, einen erquickenden Spaziergang entlang des azurblauen Wassers zu unternehmen. Da Dixon ganz unruhig ist, lasse ich ihn von der Leine und animiere ihn, die kreischenden Möwen zu verjagen.

12.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später stehen wir vor dem neugebauten “Moraya Bay Beach Tower” und erfahren beim Blick auf eine Informationstafel, dass in diesem Turm 72 luxuriöse Appartements, zwei Spitzenlokale sowie diverse Geschäfte untergebracht sind. Georg nimmt den Prachtbau beeindruckt in Augenschein und mutmasst, dass die Wohnungen nicht unter einer Million veräussert wurden. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und folge meinen Verwandten spornstreichs in das einladende Restaurant mit Meerblick, wo wir von einer freundlichen Kellnerin mit süffigem Tafelwasser begrüsst werden – wie schön.
13.15 Uhr Weil unsere Mägen knurren, nehmen wir die Tageskarten in Augenschein und entschliessen uns, vitaminreiche “Red Snapper” (löblich: Rote Schnapper) Menüs mit Saisongemüse, Kartoffeln und Salate zu ordern. Dazu gibt es frischgepressten Orangensaft mit einem Schuss Aperol – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und unsere Kehlen ölen, kommt Georg auf morgen zu sprechen und erinnert, dass am Donnerstag Fronleichnam gefeiert wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und antworte, dass wir nach dem Frühstück die Kirche besuchen und anschliessend in den Zoo gehen sollten. Maria ist hellauf begeistert und stibitzt sich eine Karotte von meinem Teller – was muss ich denn noch alles ertragen.


Wir beissen kraftvoll zu

14.30 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Apfelkuchen abgerundet haben, laufen wir zum Auto zurück. Währenddessen werfe ich Dixon ein Stöckchen zu und telefoniere mit Edelbert. Selbstverständlich lade ich meinen Bekannten für Morgen in die Kirche ein und lasse ihn wissen, dass wir anschliessend in den Zoo gehen werden.
15.15 Uhr Fix und foxi hüpfe ich auf den Rücksitz des nachtschwarzen Geländewagens und bitte meinen Bruder, mich schnellstmöglich in den Willoughby Drive zurück zu bringen.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich schnaufend aus den Flip Flops und fülle Dixons Näpfe mit Trockenfutter sowie Wasser auf. Danach falle ich erschöpft aufs Kanapee und döse schnell ein.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und schenke mir ein kühles Bier ein. Ferner mache ich mich in der Küche nützlich und bereite das Nachtmahl vor. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, nehme ich mit mehreren Wurstbroten sowie Gewürzgurken aus dem Glas Vorlieb.
18.00 Uhr Nach der Stärkung schalte ich die Glotze ein und mache mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt schlau. Unter anderem wird über den Konföderations-Pokal berichtet und ich lerne, dass sich die Deutsche Fussballnationalmannschaft vom 17. Juni bis zum 2. Juli mit Australien, Chile, Mexiko, Neuseeland, Portugal, Kamerun und dem Gastgeber Russland messen wird – wie langweilig.

19.00 Uhr Da keine weiteren brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, versüsse ich mir den Abend mit dem NETFLIX Programm und gebe mich der Komödie “War Machine” (löblich: Kriegsmaschine) hin. Ich lache lauthals los und werde Zeuge, wie ein hochdekorierter General nach Afghanistan entsandt wird, um das Kommando über die amerikanischen Truppen zu übernehmen.
21.00 Uhr Zwei Stunden später flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich fische mir den letzten Kartoffelchip aus der Tüte. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre sorgsam und lege mich schlafen. Gute Nacht.

12. Juni 2017 – Honda HRX

08.00 Uhr Ich werde durch das Bimmeln meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) geweckt. Missmutig halte ich mir das Schnurlostelefon ans Ohr und habe das zweifelhafte Vergnügen, mit meiner unterbelichteten Mieterin sprechen zu müssen. Sandra lässt den Besuch ihrer Eltern Revue passieren und erzählt, dass es keinen Spass gemacht hat, die Leute im Waldweg zu beherbergen. Darüber hinaus erfahre ich, dass die Maid ihren Vater und ihre Mutter in eine BMW Ausstellung sowie in die “FC Bayern Erlebniswelt” begleiten musste – jaja.


Frl. Corte besuchte den FC Bayern

08.30 Uhr Nachdem wir ausgiebig getratscht haben, lege ich das Telefon beiseite und folge Dixon in den Garten. Wie es sich gehört, läute ich den Morgen mit dem Frühsport ein und bemerke nebenher, dass die Kletterrosen hinter dem Haus zugeschnitten werden müssen. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und fasse den Entschluss, den Gärtner mit dieser Aufgabe zu betrauen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
09.00 Uhr Während ich mich bei einem Wirbelbad entspannt, werde ich abermals durch sehr lautes Telefonläuten gestört. Diesmal meldet sich mein Bruder im Rohr und kündigt an, dass er gleich zum HOME DEPOT Baumarkt krusen und einen Rasenmäher kaufen wird. Ich werde sogleich hellhörig und entgegne, dass ich mich diesem Ausflug anschliessen werde. Georg ist begeistert und verspricht, dass er mich in zwei Stunden abholen wird.
10.00 Uhr Nach dem Badespass werfe ich mich in Schale und vergesse auch nicht, mein Gesicht mit einer Sonnenschutzcreme einzureiben. Ferner träufle ich duftende Kokosnussmilch auf meine Arme und gebe meinem tierischen Mitbewohner zu verstehen, dass zu viel Sonneneinstrahlung zu Hautkrebs führen kann. Dixon legt prompt seinen Kopf schief und flitzt nach draussen, um seine Pfoten im Teich zu baden – wie schön.
10.15 Uhr Weil man nicht nüchtern aus dem Haus gehen sollte, finde ich mich am Küchentisch ein und verzehre im Beisein meines Haustieres eine stattliche Portion Kelloggs Froot Loops mit frischer Muh – das tut gut.
11.00 Uhr Wenig später kommt Georgs JEEP vor meinem Zuhause zum halten. Um den guten Mann nicht warten zu lassen, eile ich mit schnellen Schritten nach draussen und erkundige mich, wo Maria abgeblieben ist. Mein Bruder seufzt laut und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sich die Perle mit Frau Porello zum Schoppen getroffen hat. Ich rolle mit den Augen und unke, dass die Weiber ein kleines Vermögen verprassen werden. Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und krusen zügig zum Baumarkt an der Pine Ridge Road.
11.30 Uhr Am Ziel angekommen, nehme ich Dixon an die Leine und folge Georg in die klimatisierte Markthalle. Nebenbei kommt mein Bruder auf den “Barefoot Beach Club” zu sprechen und berichtet, dass die Schnösel derzeit keine neuen Mitglieder aufnehmen. Ich zucke mit den Schultern und lotse Georg spornstreichs zur “Outdoor” (löblich: Freiland) Abteilung, wo wir Dutzende Rasenmäher beäugen können.


Wir schoppen bei HOME DEPOT ab

12.00 Uhr Anstatt jedoch die günstigen Modelle in Augenschein zu nehmen, wendet sich Georg den teuren Geräten zu und ringt sich dazu durch, sich von einem Marktmitarbeiter die Vorzüge eines benzinbetriebenen HONDA Mähers näher bringen zu lassen. Der Neger plappert ohne Unterlass und beteuert, dass der HONDA HRX über eine fortschrittliche Technik verfügt und mit einer Schnittbreite von 21 Inch (53 Zentimeter) überzeugen kann. Bevor ich mich versehe, geht Georg auf den Handel ein und meint, dass die 599 Dollars sehr gut angelegt sind.
12.30 Uhr Nachdem wir einen 4 Gallonen fassenden Benzinkanister in den Einkaufswagen gelegt haben, schlendern wir zur Kasse und sehen uns genötigt, insgesamt 607 Dollars bezahlen zu müssen. Georg reibt sich die Hände und zögert nicht, mich im Anschluss in die benachbarte “Patrics Kitchen” Gaststätte einzuladen.
13.15 Uhr Als wir uns “Grilled Steak Salads” (löblich: Gegrillte Schnitzel Salate) sowie hausgemachte Linguini mit Fleischbällchen schmecken lassen, erinnert mein Tischnachbar daran, dass wir nun eine Tankstelle ansteuern und etliche Liter Premiumbenzin besorgen müssen. Ferner vernehme ich, dass der gute Mann den Nachmittag ausnutzen möchte, um die Wiese rund um das Schwimmbecken zu mähen – wie langweilig.
14.15 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir die Wirtschaft und krusen ohne Umwege zu einer COSCO Tankstelle, um den Kanister mit Premiumbenzin zu befüllen. Unterdessen nehme ich die Preistafeln ins Visier und bemerke, dass die Benzinkosten seit Jahresbeginn um gut 20 Zents gefallen sind – wie schön.


Hund Dixon hat Hunger

15.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann Dixons Napf mit Trockenfutter auffüllen. Während sich der Rüde ausgehungert auf die Jause stürzt, schlüpfe ich aus den modischen Mokassins und gönne mir ein kühles Budweiser. Im Anschluss falle ich erschöpft aufs Wohnzimmersofa und schliesse die Augen – das tut gut.
16.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, stehe ich auf und sehe im Garten nach Dixon. Nach kurzer Suche treffe ich den Vierbeiner im Garten von Familie Crane an und freue mich, mit der Dame des Hauses plaudern zu dürfen. Die ehemalige Olympiateilnehmerin lädt mich zu einem Kaffee ein und erzählt, dass sie am Wochenende eine Hundeausstellung in der Nachbargemeinde Fort Myers besucht hat. Zudem deutet die Perle auf ihren Hund Joey und meint, dass sie für 25 Dollars ein wunderschönes Halsband erstanden hat – das ist mir Wurst.
17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Da Fleisch sehr gesund ist, brate ich ein Schnitzel im heissen Fett an und zaubere dazu einen leckeren Beilagensalat mit schmackhaften Oliven – da läuft einem schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb gesetzt habe, mache ich es mir vor der Glotze bequem und schaue mir die FOX Nachrichten an.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf NBC um, wo just im Augenblick eine Episode der Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) “Superstore” anläuft. Ich lehne mir schaumweinschlürfend zurück und tauche in das Leben einiger Angestellter des fiktiven Kaufhauses “Cloud 9” ein – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach drei weiteren Folgen beende ich den Fernsehabend und verabschiede mich ins Schlafzimmer. Hund Dixon folgt mir gähnend und macht es sich neben dem Wasserbett bequem. Gute Nacht.

9. Juni 2017 – Club at Barefoot Beach

08.00 Uhr Zum Achtuhrläuten schwinge ich mich aus dem Bett und freue mich, weil mittlerweile der Regen nachgelassen hat. Ich öffne spornstreichs die Terrassenpforte und lasse Hund Dixon wissen, dass es ihm heute möglich sein wird, im Garten zu spielen. Der lustige Rüde lässt sich nicht zweimal bitten und rennt bellend nach draussen. Ich folge seinem Beispiel und mache es mir zur Aufgabe, meine eingerosteten Muskeln zu stählen.


Die Terrasse und der Garten

08.30 Uhr Während ich mich bei einem Wirbelbad entspanne, telefoniere ich mit Maria und rege einen Spaziergang an. Meine Schwägerin ist begeistert und sagt, dass wir uns gegen 11 Uhr im Barefoot Beach Park (löblich: Barfuss Strand Park) treffen sollten. Ich nicke eifrig und kontaktiere als nächstes den Professor. Leider windet sich Edelbert aus der Verantwortung und gibt vor, bei Familie Satesh zum Mittagessen eingeladen zu sein – wie schade.
09.30 Uhr Nach dem Badespass statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und lade mich zum Frühstück ein. Frau Pontecorvo führt mich plappernd in die Küche und vertellt, dass sie gestern einen Käsekuchen gebacken hat. Ich lecke mir die Lippen und lasse mich entspannt am Tisch nieder, um mir ein stattliches Kuchenstück auf einen Teller zu laden. Nebenher berichte ich der Dame, dass ich bald meine Verwandten am Golf treffen werde. Meine Nachbarin wird prompt hellhörig und meint, dass sich mich gerne begleiten würde – das ist phantastisch.


Der Kuchen schmeckt prima

10.15 Uhr Redlichst gestärkt sortieren wir die schmutzigen Teller in die Geschirrspülmaschine ein und fassen den Entschluss, nach Dixon Ausschau zu halten. Danach hüpfen wir ausgelassen in den PS-strotzenden Chevrolet Suburban und krusen zu stimmungsvoller Radiountermalung von dannen. Als wir auf den Piper Boulevard abbiegen, deutet Frau Pontecorvo nach Rechts und informiert, dass neben der presbyterianischen Kirche ein kubanisches Lokal eröffnet hat. Ich zucke mit den Schultern und drücke das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
11.00 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten komme ich vor dem Strandabschnitt zum Stehen und freue mich, meine Verwandten begrüssen zu können. Ruckzuck lasse ich Dixon von der Ladefläche springen und halte ihn an, brav zu sein und keine Badegäste anzubellen. Im Anschluss schlendern wir plaudernd zum Meer und stellen mit grosser Sorge fest, dass der Sturm viel Geröll an Land gespült hat. Ich trete mit der Fussspitze einen Plastikbecher weg und erkläre meinen Begleitern, dass Plastikabfälle eine grosse Gefahr für Fische, Vögel und Meeressäuger darstellen. Mein Bruder schlägt in die gleiche Kerbe und belehrt, dass die Giftstoffe auch in die menschliche Nahrungskette gelangen können – wo soll das noch hinführen.


Wir unternehmen einen Strandspaziergang

12.00 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu bekommen, lotse ich meine Verwandten zum “Club at Barefoot Beach” (löblich: Verein am Barfuss Strand) und gebe zu Protokoll, dass man hier auch ohne Mitgliedschaft Getränke an der Poolbar (löblich: Schwimmbeckenwirtschaft) bestellen kann. Mein Bruder macht grosse Augen und lässt es sich nicht nehmen, den Schankkellner bezüglich einer Mitgliedschaft auszufragen. Der Knecht steht uns Rede und Antwort und unterbreitet, dass Mitglieder Zugang zum hauseigenen Anlegesteg erhalten, den Tennisplatz benutzen und an diversen Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Ferner überreicht uns der Angeber eine Hochglanzbroschüre und behauptet, dass eine lebenslange Clubmitgliedschaft 40.000 Dollars kosten soll – wie unlöblich.
12.30 Uhr Während wir mit Campari Mischgetränken anstossen, blättert Georg neugierig im Werbeheft und zitiert, dass der Mitgliedsbeitrag steuerlich absetzbar ist. Maria atmet die salzige Meeresluft tief in ihre Lungen ein und schlägt vor, dass wir noch heute Nägel mit Köpfen machen und den Mitgliedsvertrag unterzeichnen sollten. Obgleich ich Einspruch einlege, lässt Georg nicht mit sich reden und meint, dass es lang gehegter Traum ist, ein eigenes Motorboot am Golf von Mexiko zu besitzen.


Hund Dixon vergnügt sich am Meer

13.15 Uhr Nachdem wir vitaminreiche Sandwiches verdrückt haben, machen wir uns auf den Heimweg. Während ich Dixon Stöckchen zuwerfe, stecken meine Verwandten ihre Köpfe tuschelnd in die Broschüre und sind sich einig, dass sie am Nachmittag mit dem Vereinsvorstand in Kontakt treten werden – das ist ja allerhand.
14.15 Uhr Als der Stundezeiger meiner ROLEX auf 2 zugeht, treffen wir an den Autos ein. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, helfe ich Frau Pontecorvo auf den Beifahrersitz und wünsche Georg und Maria einen ruhigen Abend. Anschliessend gleite ich radiohörend von dannen und habe das Vergnügen, ein neues Phil Vassars Lied zu hören.
15.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, versorge ich den Hund mit Trockenfutter und falle dann fix und foxi aufs Kanapee. Ich döse schnell ein und sehe mich im Traum auf den Campus der Berkeley Universität versetzt.


Ich träume von Berkeley

16.00 Uhr Ich öffne die Augen und greife zum Telefon, um Edelbert über meine Aktivitäten in Kenntnis zu setzen. Natürlich berichte ich auch von Georgs Schnapsidee, dem “Club at Barefoot Beach” beizutreten und rechne vor, dass der Spass 40.000 Dollars kosten soll. Der Professor staunt nicht schlecht und erinnert, dass mein Bruder Millionär ist und nicht auf den Taler achten muss – wie ungerecht.
17.00 Uhr Nachdem ich die Anschnurseelsorge erledigt habe, gehe ich von der Leine und bereite das Abendessen vor. Während Dixon nicht von meiner Seite weicht, schwenke ich gesunde Butter in einer Pfanne und brate ein köstliches T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus. Dazu gibt es Buttergemüse sowie Kartoffelspalten.
18.00 Uhr Zum Abschluss des nervenaufreibenden Tages strecke ich vor der Glotze die Beine aus und informiere mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt. Unter anderem vernehme ich, dass in der kommenden Woche der sogenannte “Flag Day” (löblich: Flaggentag) gefeiert wird – wie schön.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit nehme ich mit dem NETFLIX Programm Vorlieb und gebe mich dem Serienspiel “Unbreakable Kimmy Schmidt” (löblich: Unzerbrechliche Kimmy Schmidt) hin. Der preisgekrönte Fernseherfolg der Produzentin Tina Fay handelt von einer jungen Frau, die nach 15 Jahren aus den Fängen einer Sekte befreit wird und sich ein Leben im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) aufbaut.
21.00 Uhr Nach vier Folgen betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.