25. April 2019 – Weg da, ich habe meine Zeit nicht gestohlen!

08.00 Uhr Auch heute beschert uns Petrus einen sonnigen Morgen. Während sich die Palmen hinter der kleinen Villa im Wind wiegen, stosse ich die Terrassentüre auf und absolviere bei angenehmen Temperaturen den Frühsport. Hund Dixon tut es mir gleich und streckt ebenfalls seine Glieder – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und telefoniere mit dem Professor. Edelbert legt beste Laune an den Tag und meint, dass in seinem Eiskasten gähnende Leere vorherrscht. Ich schlage in die gleiche Kerbe und ermutige meinen Bekannten, mich im PUBLIX Supermarkt zu treffen.
09.30 Uhr Redlichst nach Eukalyptus duftend, steige ich aus der Wanne und ringe mich dazu durch, bei Georg und Maria anzurufen. Auch mein Bruder gibt sich bestens gelaunt und berichtet, dass er mit Maria nach St. Petersburg krusen wird, um seiner Angetrauten eine neue Perlenkette zu kaufen. Augenrollend wünsche ich meinem Bruder viel Freude und beende dann das Telefonat ganz schnell – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.00 Uhr Da man nicht hungrig aus dem Haus gehen sollte, nehme ich am Küchentisch Platz und verzehre eine Schüssel mit lustigen KELLOGGS Zerealien. Zudem beisse ich kraftvoll in eine Pfirsich aus dem Nachbarstaat Georgia und trinke dazu zwei Tassen brühfrischen Kaffee – das tut gut.
10.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, scheuche ich den Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV und schicke mich an, hupend gen Süden davon zu brettern. Um für gute Laune zu sorgen, stelle ich das Radiogerät etwas lauter und singe zu angesagten Landmusikschlägen laut mit – da kommt besonders grosse Freude auf.


Ich schoppe bei PUBLIX

11.00 Uhr Am Ziel angekommen, reiche ich Edelbert die Hand und mache einer störrischen Rentnerin mit rosaroten Haaren einen Einkaufswagen streitig. Danach schieben wir das Gefährt durch die breiten Gänge und wählen Produkte des täglichen Bedarfs aus. Plappernd werfe ich Waren in den Einkaufswagen und gebe Edelbert zu verstehen, dass Georg und Maria in die Nachbargemeinde St. Petersburg unterwegs sind. Mein Begleiter fährt sich mit dem Zeigefinger über die rechte Backe und meint, dass wir am Wochenende auf meiner Terrasse grillen und mehrere Flaschen Wein trinken könnten – das ist eine hervorragende Idee.
12.00 Uhr Nachdem sich ein stattlicher Haufen angesammelt hat, schlendern wir zur Kasse und stellen nörgelnd fest, dass sich eine lange Warteschlange gebildet hat. Weil ich wichtige Termine im Kalender stehen habe, schiebe ich einen tattrigen Senior beiseite und informiere, dass ich ein weltbekannter Schönheitschirurg bin und mich ausser Stande sehe, stundenlang zu warten – wo kämen wir denn da hin.


Wir beissen kraftvoll zu

12.45 Uhr Nachdem wir die schweren Einkaufstüten nach draussen geschleppt haben, kehren wir in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gaststätte ein. Fix und foxi werde ich an der Essensaugabe vorstellig und ordere eine Diät Cola sowie drei Käseburger mit Fritten. Edelbert folgt meinem Beispiel und gibt ausserdem einen leckeren Beilagensalat in Auftrag – das schmeckt.
13.30 Uhr Als meine wertvolle Armbanduhr auf halb Zweit zugeht, verlassen wir die Wirtschaft und wünschen einander ruhige Nachmittage. Danach helfe ich Dixon auf die Ladefläche des frisch aufpolierten Chevrolet Suburbans und gleite zufrieden in Richtung Willoughby Drive davon.
14.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank ein und bette mich dann auf dem Kanapee zur Ruhe. Nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von feuchtfröhlichen Oktoberfestbesuchen in der bayerischen Landeshauptstadt – was kann es schöneres geben.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu verschlagen, stehe ich auf und nehme am Schreibtisch Platz. Unter anderem überfliege ich die Depeschen im Gästebuch und vergesse auch nicht, Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter zu beantworten – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
16.00 Uhr Laut seufzend gehe ich von der Leine und sehe im Garten nach dem Haustier. Um Dixon eine Freude zu bereiten, werfe ich ihm einen Tennisball zu und nehme ausserdem den Rasensprenger in Betrieb. Der Rüde ist kaum zu bändigen und flitzt wie von einer Tarantel gestochen über das satte Grün – das macht Spass.
17.00 Uhr Nachdem ich die hochgewachsene Petersilie mit Wasser versorgt habe, begebe mich in die Küche und zaubere italienische Langnudeln mit einer pikanten Käsesauce. Dazu gibt es ein kühles Budweiser sowie als Nachspeise einen schmackhaften Yoghurt aus der PUBLIX Markthalle – schmeckt gar nicht schlecht.


Bald feiern wir den Arbor Day

18.00 Uhr Nach der Jause lasse ich in der klimatisierten Wohnstube die Seele baumeln und gebe mich den FOX Nachrichten hin. Ich informiere mich über die Geschehnisse in der Welt und lerne, dass morgen der “Arbor Day” gefeiert wird. Wie jedes Kind weiss, sind am Freitag alle freiheitsliebende Menschen aufgerufen, Bäume zu pflanzen und Blumensamen in den heimischen Gärten auszusäen – wie schön.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit nehme ich mit dem NETFLIX Bezahlangebot Vorlieb und schaue mir etliche Episoden der Serieneigenproduktion “Bonding” an, die von einer New Yorker Studentin erzählt. Ich mache grosse Augen und werde Zeuge, wie sich das blonde Luder als Prostituierte versucht und sich mit zwielichtigen Mitstudenten abgibt – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach vier Folgen schalte ich den neumodernen Flachbildschirm kopfschüttend aus und lösche sämtliche Lichter. Danach wünsche ich Dixon angenehme Träume und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.