28. September 2015 – Ein Steinhaufen im Nachbargarten

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08.00 Uhr Die 40. Woche des Jahres bricht an und ich fühle mich richtig schlapp. Mit hämmernden Kopfschmerzen schleppe ich mich ins Bad und nehme zwei Aspirin Tabletten ein. Danach lasse ich mich im Wohnzimmer nieder und erkläre Hund Dixon, dass mir die gestrige Abschiedsfeier immer noch in den Knochen steckt. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und läute den Tag mit dem Frühsport ein – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Im Anschluss befülle ich die Wirbelbadewanne mit Wasser und rufe kurzerhand bei meinem Bruder an. Georg meldet sich prompt und berichtet, dass er Robert und Jessica vor einer Stunde am Flughafen abgesetzt und ihnen eine schöne Rückreise nach Texas gewünscht hat. Ich seufze laut und entgegne, dass die letzte Woche viel zu schnell vergangen ist. Georg gibt mir Recht und versichert, dass wir unseren Grosscousin bald wiedersehen werden – wie schön.
09.30 Uhr Just als ich aus der Wanne hüpfe und mich anziehe, bimmelt es an der Haustüre. Zu meiner Freude steht Edelbert vor der kleinen Villa und überrascht mich mit einer prall gefüllten Gebäckschachtel. Ich winke meinen Bekannten spornstreichs herein und mache es mir zur Aufgabe, echten Bohnenkaffe mit dem futuristischen DeLonghi Vollautomaten aufzubrühen. Nebenher deckt der schlaue Mann den Küchentisch und meint, dass Robert und Jessicas Aufenthalt im Sonnenscheinstaat sehr schön war. Ich nicke eifrig und erwähne, dass die Texaner gerade einen Stahlvogel besteigen und die Heimreise antreten. Darüber hinaus komme ich auf die gestrige Grillfeier im Lowbank Drive zu sprechen und räume ein, dass ich zu tief ins Glas geschaut habe – wie unlöblich.

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Ich habe zu tief ins Glas geschaut

10.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, bringt Edelbert unsere bevorstehende Reise nach Atlantic City ins Spiel und sagt, dass es eine Gaudi werden wird, im Casino abzuhängen und Geldstücke in die Schlitze der “einarmigen Banditen” zu werfen. Ich schüttle entschieden den Kopf und gebe zu Protokoll, dass ich den dreitägigen Aufenthalt nutzen werde, um mich der Kultur hinzugeben.
10.45 Uhr Wenig später stösst Frau Pontecorvo zu uns und leistet uns bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Die Alte folgt unserem Gespräch interessiert und setzt uns darüber in Kenntnis, dass das “Borgata Hotel” im Jahre 2003 eröffnet wurde und zu den grössten Casinos an der Ostküste zählt. Meine Nachbarin ist bestens informiert und behauptet, dass in besagtem Vier-Sterne Haus sogar ein Restaurant des aus Österreich stammenden Meisterkochs Wolfgang Puck zu finden ist – das ist phantastisch.
11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit räume ich den Tisch ab und verabschiede die Gäste händeschüttelnd. Anschliessend greife ich zum Telefon und nehme mir das Recht heraus, im Ferienhaus meiner Familie anzurufen. Nach wenigen Augenblicken habe ich meine Schwägerin am Apparat und bringe heraus, dass sich mein Bruder schon wieder auf dem Golfplatz tummelt. Maria gibt sich deprimiert und meint, dass sie nun in die Stadt fahren und einen Schönheitssalon besuchen wird – das soll mir auch Recht sein.

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Meine goldene ROLEX

12.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb Eins deutet, scheuche ich Dixon zum Chevrolet und schicke mich an, die nächstbeste McDonalds Schnellessgaststätte anzusteuern. Ich ordere am Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter zwei vitaminreiche Double Cheeseburger (löblich: Doppel Käseburger) mit Fritten und rase dann zum Clam Pass Park weiter, um das wohlverdiente Mittagessen am Golf von Mexiko einzunehmen.
13.15 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich mich auf einer Bank nieder und blicke seufzend auf das azurblaue Wasser. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit meiner unterbelichteten Mieterin und erfahre, dass das Kind wegen des Oktoberfests viel zu tun hat. Sandra plappert ohne Unterlass und unterbreitet, dass derzeit ein Paar aus Zürich das Pensionszimmer unter Beschlag hält.

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Das wunderschöne Pensionszimmer

14.00 Uhr Nach der Pause pfeife ich auf den Fingern und animiere Dixon, ins Auto zu hüpfen. Ruckzuck lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen nach Hause.
14.45 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, entledige ich mich des verschwitzten T Hemds und falle erschöpft aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum nach Atlantic City versetzt.
15.45 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, mache ich mich im Garten nützlich und versorge die Radieschen sowie die Petersilie mit frischem Wasser. Unterdessen tratsche ich angeregt mit Herrn Booth und höre, dass der gute Mann mit dem Gedanken spielt, einen Steingarten hinter seinem Zuhause anzulegen. Ich gebe mich jedoch skeptisch und lasse den hochdekorierten Vietnamveteran wissen, dass der Steinhaufen womöglich gefährlichen Reptilien als Unterschlupf dienen könnte. Mein Gegenüber zuckt mit den Schultern und meint, dass er sich noch einmal mit seiner Frau beratschlagen wird.

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Meine Terrasse mit Blick auf den Garten

16.45 Uhr Verschwitzt kehre ich in die klimatisierte Villa zurück und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Im Anschluss mache ich mich in der Küche nützlich und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Um nicht stundenlang am Herd stehen zu müssen, verfrachte ich kurzerhand eine Tiefkühlpizza in den Backofen – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Ordnung gesorgt habe, lehne ich mich im Wohnzimmer entspannt zurück und schaue fern. Als erstes folge ich den FOX Abendnachrichten und lerne, dass morgen der bekannte amerikanische Musikant Jerry Lee Lewis seinen 80. Geburtstag feiert – da kommt Freude auf.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen wechsle ich zur besten Sendezeit auf ABC und fröne der neuen Dramaserie “Blood & Oil” (löblich: Blut und Öl), die von einem schwerreichen Ölmagnaten erzählt, der in North Dakota ein Ölfeld in Beschlag nimmt – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach der zweiten Episode schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre besonders sicher und lege mich schlafen. Gute Nacht.

24. September 2015 – Little Rock Nine / Ausflug nach Miami

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Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

obgleich in den Vereinigten Staaten bereits im Jahre 1954 die Rassentrennung per Gesetz aufgehoben wurde, sah sich der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower am 24. September 1957 genötigt, hart gegen Rassendiskriminierungen in Little Rock, AR vorzugehen.

Schon drei Wochen vorher machten sich neun Afroamerikaner auf, als erste farbige Schüler die “Central High School” in Little Rock zu besuchen. Der damalige Gouverneur Orval Faubus liess jedoch am ersten Schultag die ihm unterstellte Nationalgarde aufmarschieren, um den sogenannten “Little Rock Nine” (löblich: Little Rock Neun) den Zutritt zur Bildungseinrichtung zu verwehren. Darüber hinaus demonstrierten auch aufgebrachte Weisse gegen den Entschluss der Regierung, den Negern die gleichen Bürgerechte zuzubilligen.

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Demonstrationen in Little Rock, AR

Da es den Schülern auch an den folgenden Tagen nicht möglich war, die Schule zu betreten, stellte Präsident Eisenhower am 24. September 1957 die 10.000 Mann umfassende Nationalgarde unter Bundeskommando. Zudem wurden die Soldaten mit der Aufgabe betraut, in der Hauptstadt des Bundesstaates Arkansas für Ordnung zu sorgen. Tags darauf durften Melba Pattilo Beals, Elisabeth Eckford, Ernest Green, Gloria Ray Karlmark, Terrence Roberts, Carlotta Walls Lanier, Jefferson Thomas, Thema Mothershed und Minnijean Brown endlich am regulären Unterricht teilnehmen – wie schön.

Erst 40 Jahre später wurden die “Little Rock Nine” von Präsident Bill Clinton für ihren Mut ausgezeichnet. Terrence Roberts wurde ausserdem vom aktuellen Präsidenten Barack Obama als Ehrengast zu dessen Vereidigung am 20. Januar 2009 nach Washington DC eingeladen. Selbstverständlich wird an vielen amerikanischen Schulen noch heute an dieses wegweisende Datum erinnert.

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Willkommen in Miami, Florida

Am heutigen Gedenktag habe ich einen Ausflug nach Miami unternommen.
Gemeinsam mit meinem Grosscousin Robert, dessen Ehefrau Jessica, Georg und Maria Pfaffenberg sowie Prof. Edelbert Kuhn habe ich eine dreieinhalbstündige Autofahrt auf mich genommen, um Roberts Tochter Kimberly (36) zu besuchen. Das Kind arbeitet seit wenigen Wochen als Juristin im Büro der Staatsanwaltschaft und lebt gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Frank (39) in einem schicken Einfamilienhaus im Stadtteil Coconut Grove.

Während Robert und Jessica noch bis zum Samstag bleiben, habe ich mich gegen 16 Uhr verabschiedet und bin in Edelberts und Hund Dixons Gesellschaft entspannt nach Naples zurück gekrust – das war phantastisch.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

23. September 2015 – Herzlich Willkommen Robert und Jessica

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08.00 Uhr Ich hüpfe gutgelaunt aus dem Bett und freue mich, in Bälde meine Verwandten in der kleinen Villa begrüssen zu können. Da sich nicht nur Georg und Maria, sondern auch Robert und Jessica Pfaffenberg angekündigt haben, verzichte ich auf den Frühsport und decke den Esstisch. Ferner schalte ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und vergesse auch nicht, Edelbert sowie Frau Pontecorvo telefonisch zur wichtigsten Mahlzeit des Tages einzuladen.

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Hund Dixon spielt im Garten

08.45 Uhr Während Hund Dixon im Garten spielt, ziehe ich mich verschwitzt in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher mache ich mir eigene Gedanken und erinnere mich, dass Robert und Jessica morgen nach Miami fahren und ihrer Tochter bis zum Samstag einen Besuch abstatten wollen. Ich greife seufzend zum Schwamm und fasse den Entschluss, ganz bestimmt keine drei Tage in Floridas grösster Stadt zu bleiben – immerhin habe ich in Naples Wichtigeres zu tun.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten beende ich das Badevergnügen und freue mich, als Edelberts schneeweisser JEEP vor meinem Zuhause anhält. Ich bitte den schlauen Mann freundlich herein und bemerke, dass er eine Tüte mit “Biscotti Farrugia” Aufdruck mitführt. Mein Bekannter schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass er in der Italienbäckerei schmackhafte “Pane Arabo” eingekauft hat. Ich mache grosse Augen und lerne, dass es sich hierbei um ein italienisches Schmalzgebäck handelt. Ausserdem präsentiert Edelbert eine Gebäckschachtel und unterbreitet, dass er auch vitaminreiche Cannolis besorgt hat – das ist prima.

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Cannolis schmecken prima

10.15 Uhr Weil sich meine Verwandten für halb Elf angekündigt haben, schufte ich in der Küche und brate tiefgefrorene Kartoffelspalten heraus. Darüber hinaus schwenke ich gesunde Butter in einer Pfanne und zaubere im Handumdrehen lustige Rühreier mit Speckstreifen – wie gut das duftet.
10.45 Uhr Wenig später treffen die Gäste endlich ein. Natürlich heisse ich die lieben Menschen herzlich Willkommen und kündige an, dass ich leckere Speisen auf den Tisch des Hauses gebracht habe. Mein Grosscousin leckt sich die Lippen und sagt, dass er grossen Hunger mitgebracht hat – das hört man gerne.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und brühfrischen Bohnenkaffee geniessen, komme ich auf Morgen zu sprechen und stelle klar, dass ich selbst mit meinem PS-strotzenden Auto nach Miami rasen und am Abend nach Naples zurückkehren werde. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und merkt an, dass er ebenfalls am gleichen Tag die Heimreise antreten wird. Maria nickt eifrig und erwähnt, dass sie für die morgige Abendvorstellung im “Regal Cinema” (löblich: Regal Lichtspielhaus) zwei Eintrittskarten vorreserviert hat – wie unlöblich.
11.30 Uhr Just als sich Edelbert ins Badezimmer verabschiedet, verweise ich auf den Freitag und informiere, dass der Professor in zwei Tagen sein Wiegenfest feiert. Ich reibe mir die Hände und erkläre den Anwesenden, dass ich mich in Unkosten gestürzt und eine Reise nach Atlantic City gebucht habe. Frau Pontecorvo ist hellauf begeistert und verrät, dass wir am 9. Oktober abfliegen und zwei wunderschöne Tage im “Borgata Hotel” verbringen werden.

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Hurra – wir fliegen nach Atlantic City

12.30 Uhr Wenig später beenden wir den Brunch und ringen uns dazu durch, einen Verdauungsspaziergang zum “La Playa” Golfplatz zu unternehmen. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau schlendern wir durch das Wohngebiet und halten Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk). Mein Grosscousin ist sichtlich angetan und beteuert, dass ich in einer sehr schönen Gegend lebe. Ich gebe Robert Recht und rechne vor, dass ich pro Jahr knapp 2.500 Dollars an Property Taxes (löblich: Vermögensteuer) an die Gemeinde abtreten muss. Mein Begleiter kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und erwidert, dass er für sein stattliches Anwesen in Bourne, TX lediglich 400 grüne Scheine pro Jahr bezahlen muss – wie ungerecht.
13.15 Uhr Da die Sonne unbarmherzlich vom Himmel brennt, entschliessen wir uns, in das klimatisierte Vereinsheim der Golfanlage einzukehren. Schnaufend nehmen wir an einem Tisch mit Ausblick Platz und ordern bei einem Kellner süffige COORS Hopfenkaltschalen. Robert hingegen erhebt den Zeigefinger und bittet den Ober, zwei Gläser Eistee aufzufahren. Zudem wirft uns der gute Mann mahnende Blicke zu und setzt uns darüber in Kenntnis, dass übermässiger Alkoholgenuss im ersten Korintherbrief auf das Schärfste verurteilt wird. Ich zucke demonstrativ mit den Schultern und antworte, dass sich auch der Papst ab und zu ein Gläschen Rotwein gönnt.

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Robert trinkt kein Bier – wie unlöblich

14.00 Uhr Im weiteren Verlauf des Wirtshausbesuchs berichtet Robert von seinem Leben in Texas und lässt uns wissen, dass er seinen Landmaschinenhandel mittlerweile an seinen Sohn Robert Jr. übertragen hat. Ausserdem vernehmen wir, dass seine Ehefrau fast täglich hinter dem Tresen der Eisenwaren- und Düngerhandlung in Boernes Innenstadt steht und es sich auch auf die Fahnen geschrieben hat, in der Kirchengemeinde eine führende Position einzunehmen – wie aufregend.
15.00 Uhr Nachdem wir Eisbecher mit Sahne gegessen haben, machen wir uns auf den Heimweg. Ich werfe Dixon Stöckchen zu und höre, dass Georg am Abend mit seiner Ehefrau und den texanischen Gästen eine Bootsrundfahrt unternehmen möchte. Ich schüttle mich ausgiebig und ziehe es vor, die Einladung auszuschlagen. Edelbert krümmt sich vor Lachen und sagt, dass ich wasserscheu bin – papperlapapp.
16.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive verabschiede ich die Gäste händeschüttelnd. Mein Bruder klopft mir schmunzelnd auf die Schulter und erinnert, dass wir morgen pünktlich um 8 Uhr nach Miami krusen werden – jaja.
16.30 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden Einzug gehalten haben, falle ich gähnend aufs Kanapee und schliesse die Augen. Schon bald döse ich ein und träume von meinem letzten Aufenthalt am Lake Simcoe.

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Der Lake Simcoe in Ontario

17.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und sehe mich mit meinem hechelnden Haustier konfrontiert. Dixon wirft mir einen Tennisball vor die Füsse und animiert mich, mit nach draussen zu kommen. Selbstverständlich komme ich der Aufforderung anstandslos nach und schleudere die gelbe Filzkugel zum künstlich angelegten Teich.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 6 zugeht, mache ich kehrt und bereite in der Küche das Nachtmahl zu. Um mir nicht stundenlang die Füsse in den Bauch stehen zu müssen, schiebe ich eine Fertigpizza ins Rohr und nehme mit einem gemischten Salat Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir vor der Glotze bequem und fröne auf ABC drei weiteren Episoden der nervenaufreibenden Serie “Secrets and Lies” (löblich: Geheimnisse und Lügen) – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich den Farbfernseher ab und unternehme mit dem Rüden einen letzten Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich die Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.

16. September 2015 – Vitaminreiches Grillfleisch

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08.00 Uhr Ich hüpfe zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik aus dem Bett und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Danach ertüchtige ich mich auf der Terrasse und bemerke, dass nicht nur die Petersilie, sondern auch die Radieschen abgeerntet werden müssen – wie aufregend.

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Der weltbeste Radiosender: WCKT CAT COUNTRY

08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik ziehe ich mich ins Bad zurück und entspanne mich redlichst. Während meine eingerosteten Glieder vom Sprudelwasser umspült werden, mache ich es mir zur Aufgabe, mit dem iPad die WINN DIXIE Preisschnäppchen in Augenschein zu nehmen. Unter anderem erfahre ich, dass gesunde Spare Rips in sämtlichen Filialen besonders günstig zu haben sind. Umgehend nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe bei Edelbert an. Der schlaue Mann meldet sich prompt und entgegnet, dass er mich heute leider nicht zum Supermarkt begleiten kann. Als ich genauer nachfrage, vernehme ich, dass Edelbert heute Vormittag zum Zahnarzt gehen wird – wie schade.
09.30 Uhr Nach sechzig Minuten steige ich aus der Wanne und registriere, dass Frau Gomez mittlerweile eingetrudelt ist. Ich wünsche der Reinigungsfachfrau einen guten Morgen und stelle klar, dass am Freitag mein Bruder in Florida eintreffen wird. Darüber hinaus deute ich in Richtung Terrasse und bitte die Zugehfrau, den Grillrost zu reinigen und den Terrassenboden auf Hochglanz zu bringen. Ausserdem gebe ich zu Protokoll, dass ich meine Verwandten am Wochenende zu einer Grillfeier einladen werde – das wird phantastisch.
10.00 Uhr Endlich kann ich es mir in der Küche bequem machen und die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehmen. Bei dieser Gelegenheit mache ich mir meine eigenen Gedanken und kläre den Vierbeiner über die Tatsache auf, dass ich am Samstag nicht nur vitaminreiches Grillfleisch auftischen, sondern die Gäste auch mit einer extraordinäre Süssspeise überraschen werde.
10.30 Uhr Während Frau Gomez auf den Knien über den Terrassenboden rutscht und für Sauberkeit sorgt, verabschiede ich mich nach draussen. Als vorbildlicher Tierfreund helfe ich dem Vierbeiner auf die Ladefläche des Chevrolets und schicke mich an, zum Supermarkt meines Vertrauens zu rasen.

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Dixon – mein braves Haustier

11.15 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich den Motor laufen und mache einer kreischenden Seniorin (91) einen Einkaufswagen streitig. Danach laufe ich zielstrebig in den Flachbau und lade Waren des täglichen Bedarfs in das klapprige Gefährt. Ferner sehe ich mich in der Obstabteilung um und ringe mich dazu durch, eine Ananas sowie Pfirsiche aus dem Nachbarstaat Georgia auszuwählen.
12.00 Uhr Nachdem ich köstliche T-Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) sowie vier Pfund Spare Rips besorgt habe, schlendere ich zur Kasse und händige einer Mitarbeiterin meine praktische Meisterkarte (unlöblich: Mastercard) aus. Die dunkelhäutige Maid schiebt die Plastikkarte fachmännisch durch den Kassenschlitz und rechnet vor, dass nun 93,45 Dollars von meinem Konto abgebucht werden – wie unlöblich.

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Plastikgeld ist unlöblich

12.30 Uhr Da mein Magen knurrt, verstaue ich die Einkaufstüten auf dem Rücksitz des SUV und rase kurzentschlossen zum “Bob Evans” Restaurant am Northbrooke Drive. Ich parke das Auto direkt vor dem Eingang und bestelle bei einer Kellnerin mit Pferdeschwanz einen “Farm Burger” (löblich: Bauernhof Burger) mit Kartoffelstäben und Salat – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, surrt plötzlich das Telefon. Der Professor begrüsst mich herzlich und bestätigt, dass er sich nach langem Warten endlich der Zahnbehandlung unterziehen konnte. Mein Bekannter nölt in einer Tour und erzählt, dass Zahnarzt Dr. Petrelly nicht nur den Zahnstein entfernt hat, sondern auch eine Wurzelbehandlung durchführen musste – wie furchtbar.
14.15 Uhr Redlichst gestärkt bezahle ich die Rechung in Bar und trete dann zu prima WCKT CAT COUNTRY Radioklängen die Heimreise an. Ich setze zu waghalsigen Überholmanövern an und nehme mir ausserdem das Recht heraus, in regelmässigen Abständen laut zu hupen – da kommt Freude auf.
15.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Sofa und lege die Beine hoch. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner spannenden Appalachian Trail Wanderung – das war ein Vergnügen.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre wegen der grossen Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen köpfe ich eine Flasche Schaumwein und setze mich ins Wohnzimmer, um bei Georg und Maria in Kanada anzurufen. Schon bald habe ich meinen Bruder dran und lasse ihn wissen, dass ich am Samstag eine Grillfeier ausrichten werde. Mein Verwandter ist begeistert und erinnert, dass er Tags zuvor gegen 23 Uhr in Naples ankommen wird.

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Ich ernte die Petersilie ab

16.30 Uhr Nach dem Gespräch eile ich mit einem scharfen Messer hinaus und beginne, die Petersilie abzuernten. Währenddessen stattet Dixon dem Nachbarshund einen Besuch ab und zögert nicht, Joey über das satte Grün zu jagen. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und pflücke Radieschen von den Stauden.
17.00 Uhr Nachdem ich die Petersilie in Plastikdosen verstaut habe, mache ich mich in der Küche nützlich. Ich verfrachte eine TOMBSTONE Thunfischpizza in den Backofen und zaubere zudem einen schmackhaften Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und schaue fern. Unter anderem informiere ich mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse und lerne, dass morgen der “Constitution Day and Citizenship Day” (löblich: Verfassungs- und Bürgerschaftstag) gefeiert wird – wie schön.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich auf den Filmkanal HBO und gebe mich dem abendfüllenden Spielfilm “Night Moves” (löblich: Nachtzüge) hin. Das preisgekrönte Meisterwerk aus dem Jahre 2013 erzählt von drei Umweltaktivisten, die einen Staudamm in Oregon sprengen wollen.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss streichle ich Dixon über den Kopf und lege mich schlafen. Gute Nacht.

9. September 2015 – Schmerzender Knöchel

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und registriere, dass mein Knöchel immer noch weh tut. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und hüpfe aus dem Bett. Danach schmiere ich Schmerzsalbe auf meinen Fuss und erkläre Hund Dixon, dass ich heute ausnahmsweise auf den Frühsport verzichten werde.
08.30 Uhr Während der Vierbeiner in den Garten rennt, um mit Nachbarshund Joey zu spielen, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück. Voller Elan lasse ich die Wanne mit Wasser volllaufen und zögere nicht, bei Georg und Maria anzurufen. Mein Bruder meldet sich prompt und erinnert, dass wir uns bald wiedersehen werden. Ich werde augenblicklich hellhörig und erfahre, dass meine Verwandten bereits am 18. September nach Florida ausfliegen werden – das ist phantastisch.

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Georg und Maria kommen bald nach Florida

09.30 Uhr Juchzend beende ich den Badespass und nehme am Küchentisch Platz, um Kelloggs Maisflocken mit frischer Muh zu fressen. Wenig später schliesst meine Zugehfrau die Haustüre auf und wünscht mir einen guten Morgen. Die Perle legt besonders schlechte Laune an den Tag und behauptet, dass der erste Arbeitstag nach einem dreiwöchigen Urlaub kein Vergnügen ist. Ich gebe der kleinwüchsigen Mexikanerin Recht und informiere, dass im Bad ein grosser Wäschehaufen wartet. Darüber hinaus tippe ich auf meine goldene ROLEX und gebe zu Protokoll, dass ich nun zum PUBLIX Supermarkt fahren werde.
10.00 Uhr Weil ich wegen der Fussverletzung unmöglich die schweren Einkaufstüten zum Auto schleppen kann, tippe ich kurzerhand Edelberts Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lade meinen Bekannten ein, mich im Supermarkt zu treffen. Der Professor zeigt sich einverstanden und meint, dass er in einer Stunde am Tamiami Trail sein wird – wie schön.
10.30 Uhr Nachdem ich Frau Gomez geholfen habe, das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten, scheuche ich Dixon zum Auto. Mit quietschenden Pneus rase ich aus dem Wohngebiet und lausche nebenbei den Kompositionen der aktuellen Alan Jackson Kompaktscheibe “Angels and Alcohol” (löblich: Engel und Alkohol).


Alan Jackson – Angels and Alcohol

11.00 Uhr Ich parke den PS-strotzenden SUV direkt neben Edelberts JEEP und begrüsse meinen Bekannten freundlichst. Der gute Mann macht sich grosse Sorgen und legt mir nahe, einen Facharzt aufzusuchen und den lädierten Knöchel untersuchen zu lassen. Ich winke gelangweilt ab und antworte, dass die Verstauchung spätestens am Abend abgeklungen sein wird. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, mache ich einer dumm dreinschauenden Kundin (44) einen Einkaufswagen streitig und lotse Edelbert durch die breiten Gänge. Bei dieser Gelegenheit berichte ich, dass Georg und Maria in neun Tagen zu Besuch kommen werden. Edelbert ist hellauf begeistert und meint, dass drei Tage später auch Robert Pfaffenberg samt Ehefrau im Sonnenscheinstaat eintreffen wird.
12.00 Uhr Nachdem wir einer Kassiererin ein kleines Vermögen beschert haben, kehren wir mit Hund Dixon im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkereikönigin) Wirtschaft ein. Da unsere Mägen laut knurren, werden wir spornstreichs an der Essensausgabe vorstellig und ordern vitaminreiche Cheeseburger with Fries (löblich: Käseburger mit Fritten). Dazu gibt es durstlöschende Dr. Pepper Limonade sowie gebratenen Schinken für den fiependen Rüden.

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Dr. Pepper schmeckt prima

12.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, bringe ich Admiral a.D. Bürstenbinders Anruf ins Spiel. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und sagt, dass wir bald unseren Heimaturlaub buchen sollten – wie wahr.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimfahrt anzutreten. Mit leichten Schmerzen humple ich zum Auto und wünsche dem Professor einen ruhigen Nachmittag. Edelbert bedankt sich und sagt, dass wir morgen eventuell einen Strandspaziergang unternehmen könnten – das soll mir Recht sein.
13.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, finde ich die Villa herausgeputzt vor. Weil Frau Gomez bereits verschwunden ist, sehe ich mich genötigt, die Einkäufe selbst in den Eiskasten zu räumen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
14.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Arbeit falle ich gähnend aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.

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Ich sehe mich auf den “Trail” versetzt

15.30 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, rapple ich mich auf und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Ich arbeite elektronische Briefe besorgter Heimseitenbesucher ab und rate einem Rentner aus dem Saarland, seinem pubertierenden Enkel Louis (13) kein Handtelefon zum Geburtstag zu schenken. Stattdessen animiere ich den 80jährigen, in einer Buchhandlung vorstellig zu werden und einen spannenden Abenteuerroman zu kaufen.
16.15 Uhr Ich beende die Anschnursitzung und nehme mir das Recht heraus, in der Hollywoodschaukel etwas zu tschillen und ein Budweiser zu trinken. Ausserdem schlage ich die Zeitung auf und erfahre im politischen Teil, dass Präsidentschaftskandidat Donald Trump wegweisende Eckpunkte seines Wahlprogramms veröffentlicht hat. Angeblich würde der 69jährige im Falle eines Wahlerfolgs die Steuern massiv umgestalten. In einem Interview (löblich: Zwischenschau) erklärte der Politiker, dass er nicht nur die Körperschaftssteuer für Unternehmen kippen, sondern auch die Einkommensteuer für Arbeitnehmer radikal senken würde – wie aufregend.
17.00 Uhr Nach der dritten Hopfenkaltschale lege ich die Lektüre beiseite und mache mich in der Küche nützlich. Ich schwenke Butter in einer Pfanne und brate gesunde Fischstäbe mit Kartoffelspalten heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich setze mich nach der Brotzeit zu Dixon aufs Kanapee und gebe mich den FOX Nachrichten hin – immerhin muss man stets auf dem Laufenden bleiben.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Serienkanal AMC und schaue mir drei Folgen des neuen Fernsehspiels “Fear the Walking Dead” (löblich: Fürchte die wandelnden Toten) an. Ich staune nicht schlecht und werde Zeuge, wie eine Familie den Ausbruch einer verheerenden Seuche miterlebt – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach dreistündigem Nervenkitzel schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.