9. September 2015 – Schmerzender Knöchel

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und registriere, dass mein Knöchel immer noch weh tut. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und hüpfe aus dem Bett. Danach schmiere ich Schmerzsalbe auf meinen Fuss und erkläre Hund Dixon, dass ich heute ausnahmsweise auf den Frühsport verzichten werde.
08.30 Uhr Während der Vierbeiner in den Garten rennt, um mit Nachbarshund Joey zu spielen, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück. Voller Elan lasse ich die Wanne mit Wasser volllaufen und zögere nicht, bei Georg und Maria anzurufen. Mein Bruder meldet sich prompt und erinnert, dass wir uns bald wiedersehen werden. Ich werde augenblicklich hellhörig und erfahre, dass meine Verwandten bereits am 18. September nach Florida ausfliegen werden – das ist phantastisch.

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Georg und Maria kommen bald nach Florida

09.30 Uhr Juchzend beende ich den Badespass und nehme am Küchentisch Platz, um Kelloggs Maisflocken mit frischer Muh zu fressen. Wenig später schliesst meine Zugehfrau die Haustüre auf und wünscht mir einen guten Morgen. Die Perle legt besonders schlechte Laune an den Tag und behauptet, dass der erste Arbeitstag nach einem dreiwöchigen Urlaub kein Vergnügen ist. Ich gebe der kleinwüchsigen Mexikanerin Recht und informiere, dass im Bad ein grosser Wäschehaufen wartet. Darüber hinaus tippe ich auf meine goldene ROLEX und gebe zu Protokoll, dass ich nun zum PUBLIX Supermarkt fahren werde.
10.00 Uhr Weil ich wegen der Fussverletzung unmöglich die schweren Einkaufstüten zum Auto schleppen kann, tippe ich kurzerhand Edelberts Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lade meinen Bekannten ein, mich im Supermarkt zu treffen. Der Professor zeigt sich einverstanden und meint, dass er in einer Stunde am Tamiami Trail sein wird – wie schön.
10.30 Uhr Nachdem ich Frau Gomez geholfen habe, das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten, scheuche ich Dixon zum Auto. Mit quietschenden Pneus rase ich aus dem Wohngebiet und lausche nebenbei den Kompositionen der aktuellen Alan Jackson Kompaktscheibe “Angels and Alcohol” (löblich: Engel und Alkohol).


Alan Jackson – Angels and Alcohol

11.00 Uhr Ich parke den PS-strotzenden SUV direkt neben Edelberts JEEP und begrüsse meinen Bekannten freundlichst. Der gute Mann macht sich grosse Sorgen und legt mir nahe, einen Facharzt aufzusuchen und den lädierten Knöchel untersuchen zu lassen. Ich winke gelangweilt ab und antworte, dass die Verstauchung spätestens am Abend abgeklungen sein wird. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, mache ich einer dumm dreinschauenden Kundin (44) einen Einkaufswagen streitig und lotse Edelbert durch die breiten Gänge. Bei dieser Gelegenheit berichte ich, dass Georg und Maria in neun Tagen zu Besuch kommen werden. Edelbert ist hellauf begeistert und meint, dass drei Tage später auch Robert Pfaffenberg samt Ehefrau im Sonnenscheinstaat eintreffen wird.
12.00 Uhr Nachdem wir einer Kassiererin ein kleines Vermögen beschert haben, kehren wir mit Hund Dixon im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkereikönigin) Wirtschaft ein. Da unsere Mägen laut knurren, werden wir spornstreichs an der Essensausgabe vorstellig und ordern vitaminreiche Cheeseburger with Fries (löblich: Käseburger mit Fritten). Dazu gibt es durstlöschende Dr. Pepper Limonade sowie gebratenen Schinken für den fiependen Rüden.

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Dr. Pepper schmeckt prima

12.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, bringe ich Admiral a.D. Bürstenbinders Anruf ins Spiel. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und sagt, dass wir bald unseren Heimaturlaub buchen sollten – wie wahr.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimfahrt anzutreten. Mit leichten Schmerzen humple ich zum Auto und wünsche dem Professor einen ruhigen Nachmittag. Edelbert bedankt sich und sagt, dass wir morgen eventuell einen Strandspaziergang unternehmen könnten – das soll mir Recht sein.
13.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, finde ich die Villa herausgeputzt vor. Weil Frau Gomez bereits verschwunden ist, sehe ich mich genötigt, die Einkäufe selbst in den Eiskasten zu räumen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
14.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Arbeit falle ich gähnend aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.

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Ich sehe mich auf den “Trail” versetzt

15.30 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, rapple ich mich auf und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Ich arbeite elektronische Briefe besorgter Heimseitenbesucher ab und rate einem Rentner aus dem Saarland, seinem pubertierenden Enkel Louis (13) kein Handtelefon zum Geburtstag zu schenken. Stattdessen animiere ich den 80jährigen, in einer Buchhandlung vorstellig zu werden und einen spannenden Abenteuerroman zu kaufen.
16.15 Uhr Ich beende die Anschnursitzung und nehme mir das Recht heraus, in der Hollywoodschaukel etwas zu tschillen und ein Budweiser zu trinken. Ausserdem schlage ich die Zeitung auf und erfahre im politischen Teil, dass Präsidentschaftskandidat Donald Trump wegweisende Eckpunkte seines Wahlprogramms veröffentlicht hat. Angeblich würde der 69jährige im Falle eines Wahlerfolgs die Steuern massiv umgestalten. In einem Interview (löblich: Zwischenschau) erklärte der Politiker, dass er nicht nur die Körperschaftssteuer für Unternehmen kippen, sondern auch die Einkommensteuer für Arbeitnehmer radikal senken würde – wie aufregend.
17.00 Uhr Nach der dritten Hopfenkaltschale lege ich die Lektüre beiseite und mache mich in der Küche nützlich. Ich schwenke Butter in einer Pfanne und brate gesunde Fischstäbe mit Kartoffelspalten heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich setze mich nach der Brotzeit zu Dixon aufs Kanapee und gebe mich den FOX Nachrichten hin – immerhin muss man stets auf dem Laufenden bleiben.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Serienkanal AMC und schaue mir drei Folgen des neuen Fernsehspiels “Fear the Walking Dead” (löblich: Fürchte die wandelnden Toten) an. Ich staune nicht schlecht und werde Zeuge, wie eine Familie den Ausbruch einer verheerenden Seuche miterlebt – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach dreistündigem Nervenkitzel schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.