11. Februar 2014 – Big Brother, Celeb Boot Camp und National Enquirer

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07.45 Uhr Der Wecker bimmelt und ich habe ein schönes Lied der aus Tennessee stammenden Combo “Blue Highway” (löblich: Blaue Landstrasse) im Ohr. Ich rolle mich zufrieden aus dem Wasserbett und lasse es mir nicht nehmen, meine Hüften zu den stimmungsvollen Klängen kreisen zu lassen – was kann es schöneres geben.

08.15 Uhr Just als ich mich auf der Terrasse einfinde und die Morgengymnastik absolviere, kommt Frau Pontecorvo daher und lädt mich zum Frühstück ein. Ich blicke deprimiert drein und entgegne, dass ich immer noch von einer Sommergrippe geplagt werde und mich kaum auf den Beinen halten kann. Anstatt Einsicht zu zeigen, schüttelt meine Nachbarin den Kopf und sagt, dass sie mich gegen halb Zehn erwarten wird – wie unlöblich.
08.30 Uhr Ich ziehe mich missmutig in die kleine Villa zurück und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher telefoniere ich mit meinem Bruder und kläre ihn darüber auf, dass ich den Vormittag in Frau Pontecorvos und Frau Blanches Gesellschaft verbringen muss. Georg schmunzelt in einer Tour und meint, dass er währenddessen seine Ehefrau zum Einkaufen begleiten wird.
09.30 Uhr Nach dem Badevergnügen scheuche ich Dixon nach Nebenan und werde von meiner Nachbarin genötigt, mich neben Frau Blanche setzen zu müssen. Die unterbelichtete Dame begrüsst mich herzlich und lotet aus, ob ich mir am Abend die Fernsehserie “Celeb Boot Camp” (löblich: Prominenten Übungslager) anschauen werde. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und antworte, dass ich diesem Sendeformat überhaupt gar nichts abgewinnen kann. Stattdessen komme ich auf meinen nagelneuen Filmprojektor zu sprechen und stelle klar, dass ich mir heute eventuell einen spannenden Western zu Gemüte führen werde.
10.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, plappert Frau Blanche ohne Unterlass und berichtet, dass in vier Monaten der Startschuss zur 16. Staffel der beliebten Containerschau “Big Brother USA” (löblich: Grosser Bruder Amerika) fallen wird. Ich nippe entnervt am Kaffeehaferl und denke daran, wie schön es doch wäre, jetzt im Chevrolet zu sitzen und am Golf von Mexiko entlang zu krusen.

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Ich sehne mich an den Golf von Mexiko

11.00 Uhr Leider reisst mich Frau Pontecorvos Bekannte bald aus meinem Tagtraum und erkundigt sich, ob ich am Montag den “National Enquirer” (löblich: Nationaler Fragensteller) gelesen habe. Noch bevor ich antworten kann, schlägt die dumme Gans die Hände über dem Kopf zusammen und beteuert, dass Andy Herren, seines Zeichens Gewinner der letzten Big Brother Staffel, betrunken in einen Autounfall verwickelt war – gleich platzt mir der Kragen.
11.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb 12 deutet, erhebe ich mich vom Tisch und lasse die Damen wissen, dass nun die Zeit gekommen ist, um auf Wiedersehen zu sagen. Ich reiche Frau Pontecorvo die Hand und renne wie der Wind zum Auto, um mit quietschenden Pneus aus dem Wohngebiet zu brettern.
12.15 Uhr Wenig später komme ich vor dem Ferienhaus meiner Verwandten zum stehen und betätige die Klingel. Maria öffnet schwungvoll die Pforte und bittet mich zuvorkommend herein. Ich schleppe mich mit letzter Kraft in die Küche und informiere, dass das Frühstück bei Frau Pontecorvo sehr anstrengend war. Meine Schwägerin spendet mir Trost und macht es sich zur Aufgabe, ein alkoholfreies COORS Bier aus dem Kühlschrank zu holen und mich mit einem Thunfischbrot (unlöblich: Tuna Sandwich) zu verwöhnen – schmeckt gar nicht schlecht.

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Eine kühle Halbe – das tut gut

13.00 Uhr Im Anschluss trinken wir auf der schattigen Terrasse Kaffee und tratschen über Abraham Lincolns anstehenden Geburtstag. Mein Bruder ist bestens unterrichtet und sagt, dass anlässlich des morgigen Gedenktages in der Gemeindehalle eine Ausstellung über das Leben des 16. Präsidenten stattfinden wird. Ich schnalzt mit der Zunge und gebe zu Protokoll, dass es nicht schaden würde, die Ausstellung zu besuchen. Da auch Edelbert an Zeitgeschichtlichem sehr interessiert ist, zücke ich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe spornstreichs beim Professor an. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und verspricht, uns zu begleiten.

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Meine Schwarzbeere

14.00 Uhr Weil ich langsam müde werde, lasse ich mich auf einer Liege nieder und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner nervenaufreibenden Autofahrt quer durch den nordamerikanischen Kontinent – das war eine Gaudi.
15.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Bellen geweckt und sehe, wie der Vierbeiner ausgelassen in den Pool (löblich: Schwimmbecken) hüpft. Meine Verwandten krümmen sich vor Lachen und erzählen, dass Dixon eine Möwe fangen wollte. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und rufe das Haustier zur Löblichkeit auf.
15.30 Uhr Nachdem ich Dixons Fell trockengerieben und ein letztes Bier getrunken habe, trete ich die Heimreise in den Willoughby Drive an. Ich schlängle mich durch den zähfliessenden Nachmittagsverkehr und freue mich auf ruhige Stunden in meinem Zuhause. Um nicht wieder mit Frau Pontecorvos bekloppter Freundin sprechen zu müssen, parke ich den PS-strotzenden SUV kurzerhand in der Garage. Danach laufe ich ruckzuck ins Haus und mache es mir am Schreibtisch bequem.
16.00 Uhr Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Eltern und helfe Heimseitenbesuchern bei schier ausweglosen Problemen. HEUREKA – die Jugend scheint es derzeit besonders bunt zu treiben.
17.00 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet und noch einmal mit Edelbert telefoniert habe, gehe ich von der Leine und bereite das Abendessen vor. Ich schwenke vitaminreiche Butter in einer Pfanne und brate nahrhafte Fischstäbe heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten sowie ein Glas Weisswein – das schmeckt.

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Lustige Fischstäbe

18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge zu guter Letzt in der Küche für Ordnung und setze mich dann ins Wohnzimmer, um den Abendnachrichten sowie der lustigen JEOPARDY Ratesendung auf FOX zu frönen.
19.00 Uhr Anschliessend wähle ich das Qualitätsprogramm von SHOWTIME aus und entspanne mich bei der Serie “Shameless” (löblich: Schamlos), die von einer asozialen Familie aus Chicago erzählt – wie aufregend
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzeunterhaltung beende ich den heiteren Fernsehabend und begleite Dixon in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

10. Februar 2014 – Frau Blanche aus Jacksonville, FL

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08.00 Uhr Ich beginne die siebte Woche des Jahres mit dem Frühsport auf der Terrasse. Nebenher spähe ich zum Nachbarhaus und erinnere mich, dass Frau Pontecorvos verwirrte Freundin heute in Naples eintreffen wird.
08.30 Uhr Weil ich die aus Jacksonville stammende Dame nicht ausstehen kann, rufe ich Dixon ins Haus und gebe ihm zu verstehen, dass wir die Villa schnellstmöglich verlassen und den Tag am Strand verbringen werden. Der Rüde ist ganz aus dem Häuschen und rennt fiepend in die Küche, um etwas Trockenfutter zu fressen.

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Mein Zuhause unter Palmen

09.00 Uhr Als nächstes entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und erfahre im Radio, dass der weltbekannte Landmusikant James Carson just heute vor 96 Jahren im Madison County, KY das Licht der Welt erblickte. Der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Moderator überschlägt sich vor Freude und faselt, dass Herr Carson in den 1940er Jahren unzählige Hitparadenerfolge feiern konnte – das soll mir Recht sein.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen Armbanduhr auf 10 deutet, beende ich den Badespass und schlüpfe in eine farbenfrohe Bermudahose sowie ein lustiges Hawaiihemd. Danach verfrachte ich eine Dose Cola, die Tageszeitung sowie ein Handtuch in meinen Sportbeutel und verlasse die kleine Villa durch den Hinterausgang.

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Ein schmackhaftes Getränk: Coca Cola

10.30 Uhr Nachdem ich mit Herrn Booth geplaudert und ihn über Frau Blanches anstehenden Besuch in Kenntnis gesetzt habe, hüpfe ich in den Chevrolet und presche mit quietschenden Pneus von der Einfahrt. Während ich der Immokalee Road nach Westen folge, rufe ich bei meinem Bruder an und lasse ihn wissen, dass ich in der Stadt frühstücken werde. Georg fällt mir sogleich ins Wort und sagt, dass ich das wichtigste Mahl des Tages auch bei ihm im Lowbank Drive einnehmen kann – das ist phantastisch.
11.00 Uhr Wenig später komme ich vor dem Ferienhaus zum Halten und werde Zeuge, wie Herr Wongler den Rasenmäher aus der Garage schiebt. Der betagte Mann lüftet seine “Fort Myers Miracle” Kappe und meint, dass er einen Kaffee vertragen könnte. Ich nicke eifrig und lotse den Rentner spornstreichs ins Haus meines Bruders.

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Die Miracles aus Fort Myers

11.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, deute ich auf Herrn Wonglers Schlagball (unlöblich: Baseball) Kappe und gebe zu Protokoll, dass ich von den “Fort Myers Miracle” noch nie gehört habe. Mein Tischnachbar versorgt mich mit Fakten und unterbreitet, dass besagte Baseballmannschaft Anno 1926 gegründet wurde und seit 1964 der zweithöchsten Baseballliga angehört. Der Heini kommt ausserdem auf seine Sportlerkarriere zu sprechen und behauptet, dass er in den 1960er Jahren als Pitcher (löblich: Werfer) bei den “Miracles” gespielt hat – wie schön.
12.15 Uhr Nach der Mahlzeit kredenzt Maria selbstzubereitete Zitronenlimonade und bittet uns, nach draussen zu gehen. Wir kommen der Aufforderung anstandslos nach und setzen unser Gespräch auf der schattigen Terrasse fort. Herr Wongler kommt aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus und informiert, dass die “Miracles” seit 1991 ihre Heimspiele im 7.500 Zuschauer fassenden “Hammond Stadion” austragen – wie aufregend.
13.00 Uhr Nachdem der alte Mann gegangen ist, studiere ich wissbegierig den Lokalteil in der Tageszeitung. Unterdessen füllt Maria die Limoladengläser auf und erkundigt sich, warum ich die “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) nicht zu Hause lese. Ich blicke deprimiert drein und antworte, dass Frau Pontecorvo im Laufe des Nachmittags Besuch von ihrer Freundin erwartet.
13.30 Uhr Um meinen Verwandten einen Einblick zu gewähren, bringe ich Frau Blanche ins Spiel und lege anschaulich dar, dass die Dame sehr redselig ist und ohne Unterlass über amerikanische Fernsehformate wie “Dancing with the Stars” (löblich: Tanzen mit Sternen) tratscht.
14.00 Uhr Da Georg und Maria am Nachmittag eine Kunstgalerie besuchen wollen, ziehe ich es vor, mich zu verabschieden und zum “Delnor Wiggins State Park” weiterzufahren. Nebenbei lausche ich der aktuellen Jennifer Nettles Kompaktscheibe und lasse mir den Fahrtwind durch die Haare wehen.

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Am Delnor Wiggins State Park

14.45 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich Dixon von der Leine und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen zum azurblauen Golf. Dummerweise wird die himmlische Ruhe bald durch das Surren der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) gestört. Zu allem Überfluss meldet sich meine Nachbarin und sagt, dass Frau Blanche vor wenigen Minuten angekommen ist. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich einen Strandspaziergang unternehme und erst am späten Abend im Willoughby Drive zurück sein werde.
15.30 Uhr Nach einer entspannten Wanderung lasse ich mich unter einer schattenspendenden Palme nieder und schliesse die Augen. Während Dixon den Strandabschnitt erkundet, schlummere ich ein und träume von meinen letztjährigen Oktoberfestbesuchen – das waren noch bessere Zeiten.
16.30 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und registriere, dass es sich Dixon neben der Bank bequem gemacht hat. Ich strecke mich ausgiebig und entschliesse mich, langsam die Heimreise anzutreten.
17.15 Uhr Kurz nach dem Fünfuhrläuten bin ich wieder daheim und sehe mich mit Frau Pontecorvo und Blanche konfrontiert. Die plappernden Damen haben sich in Schale geworfen und fordern mich auf, sie ins “Mangrove Cafe” zu begleiten. Ich huste laut und antworte, dass ich mich schlapp fühle und mir womöglich eine Grippe eingefangen habe. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, werfe ich die Pforte ins Schloss und ziehe alle Vorhänge zu.
17.45 Uhr Danach mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere vitaminreiche Bratkartoffeln mit Gemüsestäben. Dazu gibt es köstliche Beans (löblich: Bohnen) aus der Dose sowie ein süffiges Weissbier – das tut gut.
18.30 Uhr Nach dem Abendessen mache ich es mir in der Wohnstube bequem und fröne den FOX Nachrichten. Weil ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, schalte ich zeitnah auf den Bezahlsender TNT um, wo just im Moment der Zukunftsfilm “Source Code” anläuft.

21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe. Ich betätige nachdenklich den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und erkläre Dixon, dass ich selten einen grösseren Unsinn gesehen habe. Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und begleite das Haustier noch einmal in den Garten. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

6. Februar 2014 – Tschillige Stunden am Barfuss Strand

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07.45 Uhr Ich werde durch wunderschöne Radiomusik aus einem Traum gerissen und habe “Last Night” (löblich: Letzte Nacht) der “Traveling Wilburys” im Ohr. Wie es sich für einen rüstigen Rentner gehört, hüpfe ich aus dem Bett und beginne den sonnigen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse – das macht Spass.

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The Traveling Wilburys auf Amazon.de

08.15 Uhr Anschliessend telefoniere ich mit Edelbert und erkläre, dass meine Verwandten dem harten kanadischen Winter ein Schnippchen geschlagen und am Dienstag kurzerhand nach Florida ausgeflogen sind. Ausserdem komme ich auf unser Treffen zu sprechen und erwähne, dass wir in Julies Restaurant frühstücken werden. Edelbert freut sich und verspricht, ebenfalls vorbeizukommen.
08.45 Uhr Nachdem ich modische Freizeitkleidung aufs Bett gelegt und einen Becher Kaffee getrunken habe, eile ich ins Badezimmer und mache mich frisch. Ich entspanne mich bei einem prima Wirbelbad und lausche dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – da kommt Freude auf.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten verlasse ich die Villa und sehe mich auf der Einfahrt mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Meine Nachbarin begrüsst mich herzlich und erzählt, dass sie heute ein Bettengeschäft besuchen wird. Als ich genauer nachfrage, rückt die Alte mit der Wahrheit heraus und kündigt an, ein Gästebett kaufen zu wollen. Ferner verweist die Dame auf den bevorstehenden Besuch ihrer Freundin und meint, dass Frau Blanche das Vergnügen haben wird, in einem neuen King Size Bett zu schlafen – das soll mir Recht sein.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich das Gasthaus meines Vertrauens und treffe den Professor sowie Georg und Maria an einem Fenstertisch an. Natürlich winke ich die Wirtin herbei und ordere ein grosses Frühstück.
11.00 Uhr Als ich mich an Rühreiern mit Speckstreifen und hausgemachten Bisquits labe, erzählt Maria von ihrem morgendlichen Telefonat mit James. Meine Schwägerin kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und unterbreitet, dass in der kanadischen Provinz Ontario während der Nacht zirka 30 Zentimeter Neuschnee gefallen ist. Ich schüttle mich ausgiebig und entgegne, dass es in Südflorida vor 37 Jahren zum letzten Mal geschneit hat.
11.30 Uhr Nach der Mahlzeit laufen wir zu den Autos und verabreden, dass wir nun zum Barefoot Beach krusen werden. Ich helfe Dixon auf die Ladefläche des SUV und schaffe es als erster, vom Parkplatz zu preschen.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit tut sich der Golf von Mexiko vor mir auf. Ich drossle die Geschwindigkeit auf 35 Meilen pro Stunde und steuere zielsicher das “Barefoot Beach Hotel” an – was kann es schöneres geben.

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Diese Idylle muss man erlebt haben

12.30 Uhr Dreissig Minuten später komme ich mit quietschenden Bremsen vor der Luxusherberge zum Stehen und lasse meine Verwandten wissen, dass der tiefste Punkt des Golfs knapp 6 Kilometer unter dem Meeresspiegel liegt. Der Professor nickt eifrig und fährt fort, dass an der Bucht zahlreiche Tierschutzreservate liegen, die von Seeschildkröten als Legeplätze genutzt werden. Da das milde Klima zu einem ausgedehnten Spaziergang einlädt, ziehen wir die Schuhe aus und baden unsere Füsse im kühlen Nass.
13.30 Uhr Währenddessen plaudere ich mit Georg und lerne, dass er immer noch mit 25% an Herrn Wangs Motelbetrieb beteiligt ist. Mein Bruder lobt seinen Geschäftspartner über den Schellenkönig und behauptet, dass Wang beste Arbeit leistet und es im Handumdrehen geschafft hat, aus den roten Zahlen herauszukommen. Um auch weiterhin hohe Gewinne einzufahren, hat sich Herrn Wang entschlossen, die Aussenfassade zu renovieren und ein neues Werbeschild am Highway 41 aufzustellen. Georg schnippt mit den Fingern und sagt, dass er seinen Geschäftspartner am Nachmittag besuchen und ihn ausgiebig beraten wird – wie schön.

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Der Highway 41

14.30 Uhr Nach einer Stunde kehren wir ins gutbesuchte “Club of Barefoot Beach” Restaurant ein und gönnen uns an der Strandbar durstlöschende Eistees sowie “Diablo Sandwiches”. Ich schnalze mit der Zunge und informiere, dass man nirgendwo anders bessere Teufelswurstbrote bekommt.
15.30 Uhr Weil Maria am Nachmittag Frau Gomez beim Hausputz helfen möchte, beschliessen wir den schönen Ausflug mit Kaffee und Käsekuchen. Danach wünsche ich den lieben Leuten einen ruhigen Abend und trete die Heimfahrt in den Willoughby Drive an.
16.15 Uhr Zurück in meinem bescheidenden Heim, schlüpfe ich aus den modischen Flip Flops und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Nach wenigen Atemzügen döse ich ein und träume von meiner ersten Forschungsreise nach Florida im Jahre 2003 – das war ein Vergnügen.
17.15 Uhr Nach der wohlverdienten Pause begebe ich mich mit Dixon im Schlepptau in die Küche, um Salzwasser aufzukochen. Ausserdem fülle ich den Napf meines Haustieres mit Trockenfutter auf und mache es mir zur Aufgabe, ein gesundes Weissbier mit Schaumkrone zu trinken.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und lasse den langen Tag vor der Glotze ausklingen. Unter anderem fröne ich den FOX Nachrichten und bringe heraus, dass morgen die Olympischen Winterspiele in Sotschi beginnen werden – das hat gerade noch gefehlt.

19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: besten Sendezeit) schalte ich auf AMC um und lasse die Seele beim Kriminalfilm “Mission Impossible 3” (löblich: Mission Unmöglich 3) baumeln. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Ein langweiliger Fernsehabend geht zu Ende und ich unternehme mit dem Haustier einen letzten Rundgang durch den Garten. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

16. Januar 2014 – Ein langweiliger Filmabend

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07.45 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre ein eigenartiges Jucken in der Nase. Missmutig hüpfe ich aus dem Bett und erkläre Dixon, dass ich am Heuschnupfen leide und eine Tablette einnehmen muss. Um weiteres Ungemach abzuwenden, laufe ich in die Küche und spüle zwei “GRAZAX” Pillen mit einem Schluck Wasser hinunter.
08.15 Uhr Nachdem ich ein Nasensprüh verwendet habe, stecke ich dem Vierbeiner einen Kauknochen in den Mund und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher rufe ich eingegangene Depeschen auf meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ab und lese, dass meine unterbelichtete Mieterin mit dem Gedanken spielt, den Ostermonat April im Sonnenscheinstaat zu verbringen. Natürlich antworte ich prompt und schreibe, dass ich im April verreisen und keine Gäste empfangen werde – wo kämen wir denn da hin.

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Meine Schwarzbeere

09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten klingelt es an der Haustüre. Ich öffne schwungvoll die Pforte und freue mich, Frau Pontecorvo vor der kleinen Villa anzutreffen. Die Perle präsentiert ein Backblech mit selbstzubereiteten Donuts und möchte wissen, ob wir gemeinsam Frühstücken wollen. Weil man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen sollte, winke ich die Dame herein und decke den Küchentisch.
09.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt Frau Pontecorvo auf den Videoprojektor zu sprechen und lotet aus, ob der gestrige Filmabend schön war. Als ich mich ahnungslos gebe, schenkt mir meine Nachbarin ein Lächeln und entgegnet, dass sie mit Edelbert telefoniert hat und in Erfahrung bringen konnte, dass wir den Krimi “Scarface” (auf deutsch: Narbengesicht) gesehen haben. Ich nicke eifrig und gebe zu Protokoll, dass es eine Gaudi war, den Klassiker auf einer überdimensionalen Leinwand zu sehen. Frau Pontecorvo freut sich und kündigt an, dass sie sich am Nachmittag in der REDBOX Videothek umschauen und einen prima Spielfilm ausleihen wird. Darüber hinaus sagt die Gute, dass sie eine Jause vorbereiten und mich gegen 17 Uhr erneut besuchen wird – jaja.
10.45 Uhr Nach der Brotzeit begleite ich meine Nachbarin zur Türe und bitte sie, entweder einen spannenden Western oder einen Kriegsfilm auszuborgen. Frau Pontecorvo zeigt mir jedoch den Vogel und meint, dass sie mich mit einem Liebesfilm überraschen wird – das kann ja heiter werden.
11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit bimmelt das Telefon und Edelbert meldet sich im Rohr. Der schlaue Mann berichtet, dass er grossen Hunger hat uns ins “Mangrove Cafe” einkehren möchte. Da ich nichts besseres zu tun habe, willige ich ein und verspreche, in einer halben Stunde im Stadtzentrum zu sein.
12.15 Uhr Pünktlich auf die Minute komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Gasthaus unseres Vertrauens zum Halten. Ich eile mit Dixon im Schlepptau in die Wirtschaft, um Edelbert herzlich zu begrüssen. Danach ordern wir vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben und Beilagensalate. Dazu gibt es alkoholfreies Coors sowie etwas Speck für Dixon – schmeckt gar nicht schlecht.

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Sehr gesund: Ein Käseburger

13.15 Uhr Nachdem wir aufgegessen und der Kellnerin ein stattliches Trinkgeld beschert haben, vertreten wir uns die Beine. Nebenbei plaudere ich mit Edelbert und erzähle, dass Frau Pontecorvo am Abend einen Liebesfilm sehen möchte. Mein Begleiter rollt demonstrativ mit den Augen und sagt, dass ich nicht auf ihn zählen kann – wie schade.
14.00 Uhr Zurück am Auto, schüttle ich Edelberts Hand und wünsche ihm einen schönen Nachmittag. Anschliessend helfe ich Dixon auf den Rücksitz des PS-strotzenden SUV und presche hupend davon.
14.45 Uhr Zuhause angekommen, bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und döse schnell ein. Unter anderem träume ich von David (8) und sehe mich an den Lake Simcoe versetzt – wie schön.
15.45 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, komme ich in der Gänge und gehe Anschnur. Auch heute schufte ich hart und stehe verzweifelten Eltern bei schwerwiegenden Problemen zur Seite. Frau Louisa H. aus Köln schildert mir ihre Sorgen und schreibt, dass ihre Tochter (16) stinkfaul ist und nach der Schule HARTZ IV beantragen möchte. Ich mache grosse Augen und rate der Alleinerziehenden, der kleinen Maja eine Lehre als Frisöse schmackhaft zu machen – immerhin muss irgendwer meine Rente erwirtschaften.
16.45 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Arbeit und fülle Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter auf. Dummerweise klingelt es bald an der Türe und Frau Pontecorvo hält mir die DVD “Before Midnight” (auf deutsch: Vor Mitternacht) unter die Nase. Ferner redet die kleine Frau ohne Unterlass auf mich ein und plappert, dass uns diese romantische Komödie den lauen Abend versüssen wird – das glaube ich kaum.

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Before Midnight – jetzt kaufen

17.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten bleibe ich freundlich und komme in den Genuss einiger Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote). Ich lasse mir die Brotzeit wortlos munden und öle meine Kehle mit einem süffigem Budweiser.
18.15 Uhr Wenig später werde ich von meiner Nachbarin aufgefordert, den Beamer einzuschalten und den Silberling ins Abspielgerät zu verfrachten. Ich komme der Bitte anstandslos nach und werde Zeuge, wie der hochnäsige Jesse sein Flugzeug verpasst und sich entschliesst, bei seiner Urlaubsliebe in Paris zu bleiben. Ich langweile mich sehr und denke daran, wie schön es doch wäre, einem nervenaufreibenden Western zu frönen.
20.15 Uhr Nach zwei Stunden flimmert endlich der Abspann über die Grossbildleinwand. Ich strecke mich ausgiebig und lasse meine Bekannte wissen, dass diese Schmonzette ganz bestimmt keinen Oscar gewonnen hat. Frau Pontecorvo schüttelt den Kopf und wirft ein, dass ich ein Kulturbanause bin – papperlapapp.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 deutet, lotse ich die Perle zur Türe und unternehme mit Dixon einen kurzen Spaziergang durch den Garten. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle völlig übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

13. Januar 2014 – Endlich wieder Sonne

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe keine Orientierung. Missmutig hüpfe ich aus dem Bett und bemerke, dass ich mich nicht mehr im verschneiten Kanada aufhalte. Da die Sonne durchs Fenster lacht, öffne ich die Terrassentüre und freue mich, endlich wieder im Sonnenscheinstaat zu sein. Dixon ist ebenfalls ganz aus dem Häuschen und flitzt wie von Sinnen zum künstlich angelegten Teich.

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Endlich wieder in Florida

08.30 Uhr Währenddessen absolviere ich die Morgengymnastik und lasse es mir nicht nehmen, Frau Pontecorvo kurzerhand zum Frühstück einzuladen. Meine Nachbarin ist begeistert und sagt, dass ich im hohen Norden meine Bräune verloren habe. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich am Nachmittag Sonne tanken werde – wie schön.
09.00 Uhr Im Anschluss verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem prima Wirbelbad baumeln. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass ich Frau Pontecorvo zum Frühstück erwarte. Der schlaue Mann wird sogleich hellhörig und sagt, dass er augenblicklich losfahren wird – das hört man gerne.
09.45 Uhr Nach dem Badevergnügen nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und warte ungeduldig auf die Gäste. Wenig später fährt Prof. Kuhns schneeweisser JEEP vor und ich kann ausserdem meine Nachbarin recht herzlich in der kleinen Villa begrüssen.
10.15 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und kraftvoll zubeissen, plaudert Edelbert aus dem Nähkästen und berichtet, dass unser Kanadaurlaub prima war. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass ich an Weihnachten reich beschenkt und von meinen Liebsten sogar ins “Casino Rama” eingeladen wurde. Edelbert kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und unterbreitet, dass sich mein Bruder in Unkosten gestürzt und mir einen sündteuren Projektor unter den Christbaum gelegt hat.

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Mein Christbaum

Ich reibe mir die Hände und stelle klar, dass es mir nun möglich sein wird, die neuesten Hollywoodproduktionen an der frischen Luft zu sehen. Edelbert legt seine Stirn in Falten und rät, noch heute eine überdimensionale Leinwand zu kaufen – das ist gar keine schlechte Idee.
10.45 Uhr Im weiteren Verlauf lassen wir unseren Aufenthalt am Lake Simcoe Revue passieren und erklären meiner Bekannten, dass es eine Gaudi war, den Jahreswechsel in der Abgeschiedenheit zu erleben. Meine Bekannte nippt zufrieden am Kaffeehaferl und antwortet, dass sie an Silvester mit ihrer Freundin Blanche das Tanzbein in einer Diskothek geschwungen hat – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Nachdem ich eine zweite Portion Rühreier verdrückt habe, hole ich den Beamer aus dem Haus und kündige an, dass ich nun tief in meine Tasche greifen und eine Leinwand auf Amazon ordern werde. Bevor die Gäste antworten können, gehe ich mit dem iPad Anschnur und erfahre, dass der weltgrösste Mischwarenhändler derzeit eine 132 Inch grosse Leinwand für nur 200 Dollars feilbietet. Der Professor rechnet ganz genau nach und beteuert, dass das gute Stück eine Diagonale von 3 Metern und 35 Zentimeter aufweist – wie aufregend.
13.00 Uhr Kurze Zeit später betätige ich den ADD (löblich: Bestell) Knopf und lese, dass die Leinwand bereits am Mittwoch geliefert werden wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
13.45 Uhr Weil mich langsam die Müdigkeit übermannt, verabschiede ich Edelbert und mache es mir zur Aufgabe, Frau Pontecorvo zum Nachbarhaus zu begleiten. Danach falle ich gähnend aufs Kanapee und döse prompt ein.
14.45 Uhr Leider wird die Ruhe wenig später durch das Geplapper meines Nachbarn unterbrochen. Ich reibe mir die Augen und werde Zeuge, wie sich Herr Booth an der Terrassentüre zu schaffen macht. Natürlich öffne ich spornstreichs die Pforte und gebe dem Kriegsveteran zu verstehen, dass ich seit Samstag im Rentnerparadies zurück bin. Mein Gegenüber redet ohne Unterlass auf mich ein und behauptet, dass er während meiner Abwesenheit das Petersilienbeet umsorgt und den Rasen gemäht hat – das soll mir auch Recht sein.

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Der Anschlag – auf Amazon bestellen

15.15 Uhr Nachdem der Depp das Weite gesucht hat, mache ich es mir auf der Terrasse gemütlich und lasse mir die Sonne auf den Kopf scheinen. Darüber hinaus schmökere ich im Stephen King Roman “Der Anschlag” und tauche in die Abenteuer des Jake Epping ein, der durch ein Zeitloch ins Jahr 1958 zurückreist – da kommt Spannung auf.
16.15 Uhr Nach einer Stunde wird es mir im Freien zu heiss. Schweissgebadet kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und kümmere mich um die Anschnurarbeit. Ich rufe Depeschen besorgter Heimseitebesucher ab und zögere nicht, leidgeprüften Erziehungsberechtigten mit hilfreichen Ratschlägen zu versorgen.
17.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und gehe dann von der Leine. Da etwas Bewegung nicht schaden kann, nehme ich Dixon an die Leine und unternehme einen Spaziergang.
17.30 Uhr Bald komme ich am Zuhause von Fernsehkoch Wayne Gregor vorbei und ärgere mich, weil schon wieder Dutzende Frauenzimmer dem Prominenten auflauern. Vogelzeigend bahne ich mir meinen Weg durch die kreischende Menge und kann mich glücklich schätzen, nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu stehen.
18.15 Uhr Zuhause angekommen, verfrachte ich einen Kochtopf aufs Cerankochfeld und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Landnudeln mit Pesto aus dem Glas. Ferner öffne ich eine Tüte mit gesundem Royal Canin Trockenfutter und beschere auch dem fiependen Rüden eine zünftige Brotzeit – das schmeckt..

http://www.youtube.com/watch?v=6Ut04TPYnZE

19.00 Uhr Nach der Jause lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne auf TNT drei Episoden der beliebten Kriminalserie “Mob City”. Das von Frank Darabont erschaffene Fernsehspiel handelt vom jahrelangen Konflikt des Los Angeles Police Departments mit einer skrupellosen Mafiabande. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und muss mitansehen, wie ein Polizeispitzel per Kopfschuss zur Strecke gebracht wird – wie unlöblich.
21.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und schlendere mit Hund Dixon durch den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.