11. Februar 2014 – Big Brother, Celeb Boot Camp und National Enquirer

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07.45 Uhr Der Wecker bimmelt und ich habe ein schönes Lied der aus Tennessee stammenden Combo “Blue Highway” (löblich: Blaue Landstrasse) im Ohr. Ich rolle mich zufrieden aus dem Wasserbett und lasse es mir nicht nehmen, meine Hüften zu den stimmungsvollen Klängen kreisen zu lassen – was kann es schöneres geben.

08.15 Uhr Just als ich mich auf der Terrasse einfinde und die Morgengymnastik absolviere, kommt Frau Pontecorvo daher und lädt mich zum Frühstück ein. Ich blicke deprimiert drein und entgegne, dass ich immer noch von einer Sommergrippe geplagt werde und mich kaum auf den Beinen halten kann. Anstatt Einsicht zu zeigen, schüttelt meine Nachbarin den Kopf und sagt, dass sie mich gegen halb Zehn erwarten wird – wie unlöblich.
08.30 Uhr Ich ziehe mich missmutig in die kleine Villa zurück und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher telefoniere ich mit meinem Bruder und kläre ihn darüber auf, dass ich den Vormittag in Frau Pontecorvos und Frau Blanches Gesellschaft verbringen muss. Georg schmunzelt in einer Tour und meint, dass er währenddessen seine Ehefrau zum Einkaufen begleiten wird.
09.30 Uhr Nach dem Badevergnügen scheuche ich Dixon nach Nebenan und werde von meiner Nachbarin genötigt, mich neben Frau Blanche setzen zu müssen. Die unterbelichtete Dame begrüsst mich herzlich und lotet aus, ob ich mir am Abend die Fernsehserie “Celeb Boot Camp” (löblich: Prominenten Übungslager) anschauen werde. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und antworte, dass ich diesem Sendeformat überhaupt gar nichts abgewinnen kann. Stattdessen komme ich auf meinen nagelneuen Filmprojektor zu sprechen und stelle klar, dass ich mir heute eventuell einen spannenden Western zu Gemüte führen werde.
10.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, plappert Frau Blanche ohne Unterlass und berichtet, dass in vier Monaten der Startschuss zur 16. Staffel der beliebten Containerschau “Big Brother USA” (löblich: Grosser Bruder Amerika) fallen wird. Ich nippe entnervt am Kaffeehaferl und denke daran, wie schön es doch wäre, jetzt im Chevrolet zu sitzen und am Golf von Mexiko entlang zu krusen.

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Ich sehne mich an den Golf von Mexiko

11.00 Uhr Leider reisst mich Frau Pontecorvos Bekannte bald aus meinem Tagtraum und erkundigt sich, ob ich am Montag den “National Enquirer” (löblich: Nationaler Fragensteller) gelesen habe. Noch bevor ich antworten kann, schlägt die dumme Gans die Hände über dem Kopf zusammen und beteuert, dass Andy Herren, seines Zeichens Gewinner der letzten Big Brother Staffel, betrunken in einen Autounfall verwickelt war – gleich platzt mir der Kragen.
11.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb 12 deutet, erhebe ich mich vom Tisch und lasse die Damen wissen, dass nun die Zeit gekommen ist, um auf Wiedersehen zu sagen. Ich reiche Frau Pontecorvo die Hand und renne wie der Wind zum Auto, um mit quietschenden Pneus aus dem Wohngebiet zu brettern.
12.15 Uhr Wenig später komme ich vor dem Ferienhaus meiner Verwandten zum stehen und betätige die Klingel. Maria öffnet schwungvoll die Pforte und bittet mich zuvorkommend herein. Ich schleppe mich mit letzter Kraft in die Küche und informiere, dass das Frühstück bei Frau Pontecorvo sehr anstrengend war. Meine Schwägerin spendet mir Trost und macht es sich zur Aufgabe, ein alkoholfreies COORS Bier aus dem Kühlschrank zu holen und mich mit einem Thunfischbrot (unlöblich: Tuna Sandwich) zu verwöhnen – schmeckt gar nicht schlecht.

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Eine kühle Halbe – das tut gut

13.00 Uhr Im Anschluss trinken wir auf der schattigen Terrasse Kaffee und tratschen über Abraham Lincolns anstehenden Geburtstag. Mein Bruder ist bestens unterrichtet und sagt, dass anlässlich des morgigen Gedenktages in der Gemeindehalle eine Ausstellung über das Leben des 16. Präsidenten stattfinden wird. Ich schnalzt mit der Zunge und gebe zu Protokoll, dass es nicht schaden würde, die Ausstellung zu besuchen. Da auch Edelbert an Zeitgeschichtlichem sehr interessiert ist, zücke ich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe spornstreichs beim Professor an. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und verspricht, uns zu begleiten.

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Meine Schwarzbeere

14.00 Uhr Weil ich langsam müde werde, lasse ich mich auf einer Liege nieder und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner nervenaufreibenden Autofahrt quer durch den nordamerikanischen Kontinent – das war eine Gaudi.
15.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Bellen geweckt und sehe, wie der Vierbeiner ausgelassen in den Pool (löblich: Schwimmbecken) hüpft. Meine Verwandten krümmen sich vor Lachen und erzählen, dass Dixon eine Möwe fangen wollte. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und rufe das Haustier zur Löblichkeit auf.
15.30 Uhr Nachdem ich Dixons Fell trockengerieben und ein letztes Bier getrunken habe, trete ich die Heimreise in den Willoughby Drive an. Ich schlängle mich durch den zähfliessenden Nachmittagsverkehr und freue mich auf ruhige Stunden in meinem Zuhause. Um nicht wieder mit Frau Pontecorvos bekloppter Freundin sprechen zu müssen, parke ich den PS-strotzenden SUV kurzerhand in der Garage. Danach laufe ich ruckzuck ins Haus und mache es mir am Schreibtisch bequem.
16.00 Uhr Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Eltern und helfe Heimseitenbesuchern bei schier ausweglosen Problemen. HEUREKA – die Jugend scheint es derzeit besonders bunt zu treiben.
17.00 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet und noch einmal mit Edelbert telefoniert habe, gehe ich von der Leine und bereite das Abendessen vor. Ich schwenke vitaminreiche Butter in einer Pfanne und brate nahrhafte Fischstäbe heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten sowie ein Glas Weisswein – das schmeckt.

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Lustige Fischstäbe

18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge zu guter Letzt in der Küche für Ordnung und setze mich dann ins Wohnzimmer, um den Abendnachrichten sowie der lustigen JEOPARDY Ratesendung auf FOX zu frönen.
19.00 Uhr Anschliessend wähle ich das Qualitätsprogramm von SHOWTIME aus und entspanne mich bei der Serie “Shameless” (löblich: Schamlos), die von einer asozialen Familie aus Chicago erzählt – wie aufregend
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzeunterhaltung beende ich den heiteren Fernsehabend und begleite Dixon in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.