4. Februar 2019 – Gartenarbeit

08.00 Uhr Missmutig steige ich aus dem Bett und ärgere mich, weil Dixon schon wieder seine quietschenden Spielzeuge im Schlafzimmer verteilt hat. Weil man sich nicht alles bieten lassen kann, nehme ich das Haustier skeptisch ins Visier und unterbreite, dass Ordnung im Leben sehr wichtig ist. Ferner verweise ich auf das gestrige Telefonat mit Sandra und erinnere, dass meine Villa im Waldweg 11 aufwendig renoviert werden muss.


Meine kleine Villa im Waldweg 11

08.30 Uhr Mit hängendem Kopf verabschiede ich mich ins Badezimmer und nehme mir während des Waschvorgangs das Recht heraus, bei meiner unterbelichteten Mieterin anzurufen. Nach wenigen Sekunden meldet sich das junge Ding und berichtet abermals, dass ein Sturm vier Schindeln vom Dach gefegt hat. Ich seufze laut und bringe zudem in Erfahrung, dass Schwarzarbeiter Darius im Laufe der Woche vorbeikommen und die Dachziegeln erneuern wird. Darüber hinaus rechnet das Mädchen vor, dass die Reparatur knapp 100 Euros kosten wird – gleich trifft mich der Schlag.


Die Renovierung kostet 100 €

09.30 Uhr Nach dem Badespass lege ich den Zeigefinger an die Unterlippe und ringe mich nach kurzem Überlegen dazu durch, während des Vormittages den Garten auf Vordermann zu bringen. Um nicht ständig von Prof. Kuhn und/oder meinen Verwandten telefonisch belästigt zu werden, zücke ich kurzerhand die praktische Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und zögere nicht, die lieben Leute über mein Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Anstatt mir Beistand zu leisten, gibt Edelbert zu Protokoll, dass er sich zum Mittagessen mit Frau Brandie Cream treffen wird. Ausserdem erhalte ich die Information, dass Georg und Maria just in diesem Augenblick damit beschäftigt sind, das WINNEBAGO Wohnmobil zu putzen. Mein Bruder legt beste Laune an den Tag und kündigt grossspurig an, dass er übermorgen auf grosse Reise gehen und mit seiner Ehefrau in die Everglades krusen wird – wie unlöblich.
10.00 Uhr Nachdem ich das neumoderne Kommunikationsgerät in die Hosentasche gesteckt habe, klatsche ich in die Hände und scheuche Hund Dixon an die frische Luft. Ruckzuck hole ich den Gartenrechen aus der Garage und beginne damit, die Erde im Petersilienbeet zu lockern – diese unerträgliche Hitze bringt mich bald ins Grab.


Die Petersilie wächst

10.30 Uhr Dreissig Minuten später schleppe ich mich mit letzter Kraft auf die schattige Terrasse und genehmige mir ein kühles Bier. Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin präsentiert sich mir in einem schicken Hosenanzug und erzählt, dass sie Freundinnen in der Stadt getroffen und ein exzellentes Frühstück im “Blueberry’s” genossen hat. Natürlich mache ich grosse Augen und entgegne, dass ich mir solche Sperenzchen leider nicht leisten kann. In diesem Zusammenhang komme ich auf Sandras Anruf zu sprechen und verrate, dass mir demnächst eine stattliche Rechnung in Höhe von mindestens 100 Euros ins Haus flattern wird. Meine Bekannte rollt mit den Augen und verabschiedet sich nach nebenan – das ist wieder typisch.
11.15 Uhr Als nächstes hantiere ich mit der Gartenschere und bringe die Mangroven auf das rechte Mass. Während ich hart schufte und mir der Schweiss über das Gesicht rennt, werde ich auf Herrn Booth von nebenan aufmerksam. Der hochdekorierte Vietnamveteran winkt mir freundlich zu und lotet aus, ob er am Nachmittag meine Rasenfläche mähen soll. Ich nicke eifrig und lasse den Heini wissen, dass es ein Leichtes werden wird, mit einem elektrischen Mäher das satte Grün zu trimmen. Meine Nachbar legt die gestreckten Finger seiner rechten Hand an die Schläfe und sichert zu, die Arbeit bis 15 Uhr erledigt zu haben – das klappt wieder wie am Schnürchen.
12.15 Uhr Da die Sonne mittlerweile ihren Höchststand erreicht hat, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und gönne mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Ausserdem verzehre ich reichbelegte Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) und lasse mir als Nachspeise ein lustige Eis aus dem PUBLIX Supermarkt schmecken – das tut gut.
13.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, falle ich aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom Oktoberfest – da kommt Freude auf.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass sich Frau Pontecorvo Zugang zur kleinen Villa verschafft hat. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und frage die Alte, ob sie einen Kuchen mitgebracht hat. Meine Nachbarin schüttelt den Kopf und lotet aus, ob ich sie am Abend ins Theater begleiten möchte. Natürlich lehne ich dankend ab und stelle klar, dass ich völlig erschöpft bin und mich nach dem Feierabend sehne.
14.30 Uhr Nachdem die Perle das Weite gesucht hat, setze ich mich kaffeeschlürfend an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ich schufte hart und empfehle verzweifelten Erziehungsberechtigten, mit der heutigen Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.
15.30 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um eine weitere Hopfenkaltschale zu trinken. Obgleich ich bereits drei Flaschen geleert habe, schmeckt auch die vierte Halbe ausgezeichnet. An diesem Beispiel sieht man anschaulich, dass das in St. Louis, MI ansässige Anheuser-Busch Brauhaus einen ausgezeichneten Hopfensaft herstellt – wie schön.


Ich lösche meinen Durst

16.30 Uhr Nachdem ich den Rasensprenger in Betrieb genommen und mich bei Herrn Booth für die Mäharbeit bedankt habe, mache ich mich in der Küche nützlich und kümmere mich um das Nachtmahl. Da ich lediglich ein kleines Mittagessen hatte, koche ich ganz gross auf und brate in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung ein stattliches Steak heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Zum Abschluss des langen Tages schalte ich die Geschirrspülmaschine ein und lege im Wohnzimmer die Beine hoch. Als erstes informiere ich mich bei den FOX Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt und informiere mich während einer aufschlussreichen Reportage über das gestrige Super-Bowl Finale in Atlanta, GA.
18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten wechsle ich auf HBO und gebe mich einem belanglosen Star Wars (löblich: Krieg der Sterne) Film hin. Das kruse Machwerk aus dem vergangenen Jahr handelt von Han Solos Jugendjahre auf dem trostlosen Planeten Corellia – diesen Schmarrn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach zwei mässig spannenden Stunden schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

29. Januar 2019 – American Renegades

08.00 Uhr Ein unentwegt plappernder WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomoderator weckt mich mit einem nagelneuen Dierks Bentley Lied. Ich rolle mich gähnend aus dem Wasserbett und erkenne, dass die moderne Landmusik (unlöblich: Country Music) ganz und gar nicht nach meinem Geschmack ist. Trotz aller Nackenschläge lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und zögere nicht, auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik zu absolvieren – wer rastet, der rostet.


Der weltbeste Radiosender

08.30 Uhr Nachdem ich mich ertüchtigt habe, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und rufe bei Georg und Maria an, um ihnen mitzuteilen, dass ich in Julies Restaurant frühstücken möchte. Meine Verwandten freuen sich und kündigen an, gegen halb 11 in der besagten Wirtschaft zu sein.
09.30 Uhr redlichst entspannt beende ich den Waschvorgang und hole farbenfrohe Kleidung aus dem begehbaren Schrank. Danach statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab gebe vor, dass ich alsbald dem Frühstücksgasthaus meines Vertrauens einen Besuch abstatten werde. Die Perle von nebenan winkt jedoch ab und entgegnet, dass sie sich mit Freundinnen in einem Schönheitssalon treffen wird. Ich schüttle entnervt den Kopf und ziehe es vor, meiner Nachbarin viel Vergnügen beim Aufbrezeln zu wünschen – wo soll das noch hinführen.
10.00 Uhr Wenig später helfe ich Hund Dixon auf die Ladefläche es Chevrolets und presche mit quietschenden Pneus aus dem beschaulichen Wohngebiet. Um nicht zu spät in Julies Restaurant einzutreffen, beschleunige ich das Auto auf 30 Meilen pro Stunde und setze zu waghalsigen Überholmanövern an – wie aufregend.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich mit dem Haustier im Schlepptau das Restaurant und werde von Maria und Georg winkend begrüsst. Meine Verwandten legen beste Laune an den Tag und informieren, bereits brühfrischen Kaffee sowie ein grosses Frühstück (unlöblich: Big Breakfast) bestellt zu haben – das hört man gerne.


Ich spüle meine Kehle Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

11.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, erfahre ich von Georg, dass er gestern seine Ehefrau ins neueröffnete “El Mare” Restaurant ausgeführt hat. Ich mache grosse Augen und bringe auf Anfrage heraus, dass es sich hierbei um ein nagelneues mexikanisches Gasthaus an der Airport Pulling Road handelt. Mein Bruder schwärmt in den höchsten Tönen und gibt vor, einen leckeren Fisch mit Saisongemüse und Kartoffeln verzehrt zu haben. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir bald allesamt in dieses Spitzenrestaurant gehen sollten – jaja.
12.00 Uhr Um keine Wurzel zu schlagen, tippe ich auf meine goldene ROLEX und bitte Kellnerin Peggy, uns die Rechung zu präsentieren. Im Anschluss verlassen wir die Gaststätte und vereinbaren, dass wir nun zum WAL MART krusen und die neuerschienenen DVDs in Augenschein nehmen sollten. Ich nicke eifrig und merke an, dass ich die Gelegenheit am Schopfe packen und meine reichhaltige Filmsammlung mit neuem Stoff auffüllen werde.


Walmart ist prima

12.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise erreichen wir das WAL MART Supercenter am Collier Boulevard und schlendern mit dem schnüffelnden Vierbeiner durch die breiten Gänge. Zeitnah finden wir uns in der sogenannten “Home Entertainment” (löblich: Heimunterhaltung) Abteilung wieder und registrieren, dass seit wenigen Tagen der preisgekrönte Kriegsfilm “American Renegades” verfügbar ist. Um mir einen genaueren Überblick zu verschaffen, lese ich die Informationen auf der Rückseite und lerne, dass diese Produktion die Geschichte etlicher Navy Seals erzählt, die nach Bosnien geschickt werden und mit dem Auftrag betraut werden, einen Nazi Schatz zu bergen.

13.00 Uhr Schlussendlich landet auch noch der Zukunftsfilm “First Man” in meinem Einkaufswagen und ich gebe zu Protokoll, dass ich heute einen gepflegten Filmabend einlegen werde. Maria hat jedoch nur Hohn und Spott über und beteuert, dass ich an diesen Schundwerken ganz bestimmt keinen Gefallen finden werde – papperlapapp.
13.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang schütten wir Hände und kommen überein, dass wir uns Morgen im Lowbank Drive zum Frühstück treffen sollten. Maria schenkt mir zum Abschied ein Lächeln und sagt, dass sie auch Edelbert einladen wird – das kann mir nur Recht sein.
14.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den modischen Flip Flops und bereite mir in der Küche ein Wurstbrot vor. Dazu gibt es einen Tomatensalat mit würzigem Balsamico aus dem fernen Italien – wie gut das duftet.
15.00 Uhr Nach der Jause fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Das brave Haustier folgt meinem Beispiel und begleitet mich ins Reich der Träume – wie schön
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und lasse Dixon in den Garten hinaus. Im Anschluss gehe ich Anschnur und arbeite Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab. Wissbegierig überfliege ich die elektronischen Depeschen und stelle fest, dass es die junge Generation derzeit besonders bunt treibt. Anstatt für die Schule und das Leben zu lernen, ziehen es viele Kinder vor, Schneemänner zu bauen und/oder Heimrechnerspiele zu spielen – wie furchtbar.


Heimrechnerspiele sind gefährlich

17.00 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunden schalte ich die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch frei. Zudem überprüfe ich den Warenbestand im Andenkenladen und sehe mich genötigt, bei meinem indonesischen Grosshändler Bambang neue T Hemden mit meinem Konterfei nachzubestellen.
18.00 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich genehmige mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten und schiebe eine Fertigpizza ins Ofenrohr. Danach lasse ich mir die Köstlichkeiten zu prima WCKT CAT COUNTRY Radiomusik in der guten Stube schmecken und blättere in der Tageszeitung.
19.00 Uhr Nachdem ich mir die Nachrichten angeschaut habe, verfrachte ich eine blaue Scheibe ins Abspielgerät und gebe mich dem Lichtspielhauserfolg “First Man” hin. Die Produktion, die in Deutschland den Titel “Aufbruch zum Mond” trug handelt von der ersten Mondlandung im Jahre 1968. Ich lehne mich entspannt zurück und erinnere mich, dass ich dieses Schauspiel vor 51 Jahren am Fernseher mitverfolgt habe – das waren noch Zeiten.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und begleite den Vierbeiner noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre sorgsam und lege mich schlafen. Gute Nacht.

28. Januar 2019 – Wir werfen Stöckchen

08.00 Uhr Nachdem ich mich sportlich aus dem Bett gerollt und die Kaffeemaschine eingestellt habe, strebe ich mit einer lustigen Melodie auf den Lippen an die frische Luft. Wie es sich gehört, läute ich den letzten Montag im Januar mit der Morgengymnastik ein und nutze ausserdem die Gelegenheit, um mit Herrn Booth zu tratschen. Mein Nachbar kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und berichtet, dass seine Nichte in der vergangenen Woche mit einem Kunstpreis ausgezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang erzählt der Vietnamveteran, dass Frau Melody bei einem renommierten New Yorker Verlagshaus als Karikaturistin beschäftigt ist. Ich nicke eifrig und bringe weiter heraus, dass das hübsche Mädchen vor einigen Wochen bei einem landesweiten Wettbewerb teilgenommen und nun einen mit 12.500 Dollars dotierten Preis erhalten hat – das hört man gerne.
08.30 Uhr Nach der Plauderei kehre ich gutgelaunt in die klimatisierte Stube zurück und nehme mir das Recht heraus, die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Nebenher segle ich mit dem iPad durchs Internetz und mache es mir zur Aufgabe, Sandras Tagebucheintrag vom Wochenende zu lesen. Mit grossen Augen überfliege ich die Zeilen und bemerke, dass meine Mieterin ausschliesslich Unsinn im Kopf hat – wie schrecklich.


Ich beisse kraftvoll zu

09.30 Uhr Sechzig Minuten später hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und nehme das Frühstück ein. Ich labe mich an hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, im Röster zubereiteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) sowie an brühfrischem Bohnentrunk. Ferner werfe ich prüfende Blicke in die Tageszeitung und lerne, dass die Temperaturen am Wochenende fallen und sogar mit Regen zu rechnen sein wird – das hat gerade noch gefehlt.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Perle von nebenan legt beste Laune an den Tag und sagt, dass sie in der kommenden Woche ihren Garten auf Vordermann bringen muss. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass ich nicht nur die hochgewachsenen Mangroven, sondern auch die Kletterrosen vor dem Haus stutzen werde – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten beenden wir das Frühstück und fassen den Entschluss, Hund Dixon zum Chevrolet zu scheuchen und zum Strand zu krusen. Weil ich ein Tierfreund bin, helfe ich dem Vierbeiner auf die Ladefläche und schicke mich an, den SUV zum zwölf Meilen entfernten “Barefoot Beach” zu steuern.
11.30 Uhr Alsbald fahren wir auf einen kostenpflichtigen Parkplatz auf und sehen uns genötigt, dem hochnäsigen Parkwächter drei Dollars und fünfzig Zents zu überlassen. Trotz der immens hohen Kosten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen zum azurblauen Golf von Mexiko. Auch unser tierischer Begleiter ist ganz aus dem Häuschen und schreckt nicht davor zurück, die kreischenden Möwen aufzuschrecken – das macht Spass.


Hund Dixon tollt herum

12.15 Uhr Um keinen Sonnenbrand zu bekommen, statten wir einer einladenden Strandgaststätte einen Besuch ab und ordern süffiges Bier. Die braungebrannte und leichtbekleidete Kellnerin (33) kredenzt ausserdem eine Schüssel mit Erdnüssen und erkundigt sich, ob wir etwas Essen wollen. Wir nicken eifrig und ringen uns dazu durch, vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben in Auftrag zu geben.
13.00 Uhr Weil Dixon langsam unruhig wird, begleichen wir die Rechnung in Bar und setzen unseren Spaziergang fort. Wir folgen entspannt dem Boardwalk (unlöblich: Strandweg) und plaudern nebenher über Georg und Maria. Meine Nachbarin ist besonders neugierig und möchte wissen, wie lange meine Verwandten noch in Florida bleiben werden. Achselzuckend werfe ich Dixon ein Stöckchen zu und gebe zu Protokoll, dass sich die lieben Menschen unter Palmen pudelwohl fühlen.
14.00 Uhr Nach einer Stunde stehen wir völlig verschwitzt am Auto. Ich atme tief durch und kann es kaum noch erwarten, eine ruhige Kugel in der klimatisierten Villa zu schieben. Ruckzuck klemme ich mich hinters Lenkrad und bringe meine Begleiterin sicher in den Willoughby Drive zurück.


Mein Zuhause unter Palmen

15.00 Uhr Zuhause angekommen, wünsche ich der kleinen Frau einen ruhigen Nachmittag und lade sie für Morgen zum Kaffeekränzchen ein. Danach werfe ich die Pforte krachend ins Schloss und falle gähnend aufs Sofa.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass es fast 4 Uhr geschlagen hat. Da es sich kaum noch lohnt, Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren, verabschiede ich mich auf die schattige Terrasse lasse mich in der Hollywood Schaukel nieder. Während Dixon im Garten spielt, blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – da kommt Freude auf.
17.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, lege ich die Lektüre beiseite und mache mich in der Küche nützlich. Um nicht stundenlang am Herd stehen zu müssen, verfrachte ich eine Schinkenpizza ins Ofenrohr und bereite mir einen leckeren Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen zu.


Es gibt ein leckeres Abendessen

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und mache es mir dann in der Wohnstube bequem, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit (unlöblich: Prime Time) nehme ich mit dem NETFLIX Programm Vorlieb und fröne dem Kriminalfilm “Velvet Buzzaw” (auf deutsch: Die Kunst des toten Mannes). Die Produktion aus dem Jahre 2019 erzählt die Geschichte einer Kunstagentin, die mit der Aufgabe betraut wird, die Gemäldesammlung eines verstorbenen Mannes zu veräussern – da kommt Spannung auf.
21.30 Uhr Als nach zweistündiger Spitzenunterhaltung der Abspann über die Mattscheibe flimmert, schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.

22. Januar 2019 – Socken und Bermudahose

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich habe ein schönes Bob Dylan Lied im Ohr. Als ich mich aus dem Bett schwinge und in Richtung Terrasse aufmache, bimmelt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Georg im Rohr und kündigt an, dass er gegen 10 Uhr in Julies Restaurant sein und anschliessend mit Maria zu den “Miromar Outlet Stores” (löblich: Miromar Auslassgeschäften) in Estero krusen wird. Weil ich keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, merke ich an, dass ich kurzerhand mitkommen werde.
08.30 Uhr Als nächstes telefoniere ich mit Prof. Kuhn und lasse ihn wissen, dass ich um 10 Uhr in Julies Restaurant sein werde. Als ich auf den anstehenden Schoppingausflug zu sprechen komme, juchzt der schlaue Mann laut und verspricht, sich der Reise in die Nachbargemeinde anschliessen zu wollen – das ist prima.
08.45 Uhr Um nicht ungewaschen aus dem Haus gehen zu müssen, verabschiede ich mich ins Bad und erfrische mich bei einem lustigen Wirbelbad. Wie es sich gehört, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – immerhin ist gutes Aussehen heutzutage sehr wichtig.


Gutes Aussehen ist sehr wichtig

09.30 Uhr Redlichst herausgewaschen, schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass wir nun Frau Julie einen Besuch abstatten werden. Der Rüde wedelt aufgeregt mit der Rute und folgt mir spornstreichs zum Chevrolet – das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.00 Uhr Überpünktlich erreiche ich mein Zeil und registriere, dass Edelbert, Georg und Maria auch schon vor Ort sind und es sich im Frühstückslokal meines Vertrauens bequem gemacht haben. Ich geselle mich augenblicklich dazu und lasse Bedienung Peggy wissen, dass ich mit einem grossen Frühstück (unlöblich: Big Breakfast) Vorlieb nehmen werde. Die Kellnerin nimmt die Bestellung lächelnd auf und versorgt mich mit einer Tasse Kaffee.
10.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und unsere ausgetrockneten Kehlen ölen, kommt meine Schwägerin plötzlich auf die unschlagbaren Angebote im “Miromar” Schoppingparadies zu sprechen und kündigt an, sich sündteuren Schmuck kaufen zu wollen. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass ich Socken sowie eine farbenfrohe Bermudahose benötige – was das wieder kostet.


Ich benötige Socken

11.15 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, bezahlen wir die Zeche in Bar und kommen überein, dass wir in drei Autos nach Estero krusen sollten. Mein Bruder reibt sich die Hände und sagt, dass er der weltbeste Fahrer ist und uns auf dem Tamiami Trail abhängen wird. Lautlachend helfe ich dem Vierbeiner auf die Ladefläche und schicke mich an, die Hupe zu betätigen und mit durchdrehenden Pneus vom Parkplatz zu preschen – da kommt Freude auf.
12.00 Uhr Nach zwanzig Meilen kommen wir vor dem Einkaufsparadies zum halten und stellen die Autos direkt vor dem Haupteingang ab. Ich schwinge mich voller Elan vom Fahrersitz und gebe meinen Begleitern zu verstehen, dass das schwülwarme Wetter sogar den stärksten Rentner in die Knie zwingt. Prof. Kuhn schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir uns als erstes ein Eis kaufen sollten – das ist eine hervorragende Idee.


Miromar Auslassgeschäft in Estero, FL

12.30 Uhr Anschliessend lotst uns Maria in ein Schmuckgeschäft und macht es sich zur Aufgabe, Ohrringe und Halsketten in Augenschein zu nehmen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und sehne mich in den beschaulichen Willoughby Drive zurück – wo soll das noch hinführen.
13.15 Uhr Nachdem meine Schwägerin ein Fusskettchen für 398 Dollars gekauft hat, statten wir dem “Calvin Klein Underwear” Geschäft einen Besuch ab. Während Edelbert die feilgebotene Damenunterwäsche skeptisch beäugt, wende ich mich Georg zu und merke an, dass mein knurrender Magen nach einer warmen Mahlzeit verlangt. Mein Bruder beruhigt mich sofort und wirft ein, dass wir gleich ins “All American Grill” Gasthaus einkehren werden. Zuvor schnappt sich mein Verwandter jedoch ein Paar Boxershorts vom Regal und zückt seine goldene Kreditkarte.
14.00 Uhr Mit letzter Kraft schleppe ich mich ins gutbesuchte “All American Grill” Restaurant und lasse mich schnaufend an einem schönen Tisch nieder. Ein gestriegelter Kellner lässt nicht lange auf sich warten und überreicht uns die Tageskarten. Nach kurzem Überlegen geben wir vier Steaks (löblich: Schnitzel) mit Buttergemüse und Kartoffeln in Auftrag – das gibt ein Festessen.
15.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Tiramisu und Schaumkaffees beschlossen haben, geben sich meine Verwandten spendabel und laden uns zu Speis und Trank ein. Danach verlassen wir gestärkt das Restaurant und schlendern an Fachgeschäften vorbei, um nach preiswerten Socken Ausschau zu halten.
16.00 Uhr Schlussendlich werde ich in einer “Bahamas” Filiale fündig und habe das grosse Glück, sechs Paar Socken für lediglich 12 Dollars erwerben zu können. Ferner investiere ich weitere 26 grüne Scheine in eine knielange Bermudahose mit praktischen Seitentaschen – wie aufregend.


Die Zeit schreitet voran

16.30 Uhr Als meine goldene ROLEX halb 5 anzeigt, stehen wir wieder an den Autos. Ich verabschiede mich von Georg und Maria und vernehme, dass die lieben Leute nun zur zum Golf von Mexiko rasen und dort in einem Fischrestaurant den Abend ausklingen lassen wollen – diesen Luxus kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.
17.30 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich endlich zu Hause ein und freue mich auf einen besinnlichen Fernsehabend. Da Dixon hungrig ist, fülle ich seinen Napf mit Trockenfutter auf und nehme selbst mit reichbelegten Sandwiches (unlöblich: Wurstbroten) Vorlieb.

18.30 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge bierschlürfend den FOX Nachrichten. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich alsbald auf SHOWTIME, um mich der neuangelaufenen Serie “Black Monday” (löblich: Schwarzer Montag) hinzugeben. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt vom Niedergang der amerikanischen Börse im Oktober 1987. Wie jedes Kind weiss, fiel damals der sogenannte Dow Jones Index innerhalb von nur 24 Stunden um 600 Punkte und trief viele Unternehmen in den Ruin – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Episoden beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon ein letztes Mal in den Garten. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

17. Januar 2019 – Schnitzel mit Erdäpfel

08.00 Uhr Ich hüpfe aus dem Bett und bemerke, dass sich Dixon noch gar nicht an der Terrassentüre eingefunden hat. Stattdessen treffe ich den Vierbeiner in der Küche an und stelle fest, dass er seinen Trinknapf geleert hat. Da ich ein Tierfreund bin, fackle ich nicht lange und fülle die Schüssel mit frischem H²O auf. Danach öffne ich die Pforte und animiere den Rüden, nach draussen zu laufen und mit Nachbarhund Joey zu spielen.


Hund Dixon spielt ausgelassen

08.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport absolviert habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und erfreue mich an einem lustigen Wirbelbad. Ausserdem rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und merke an, dass es eine Gaudi wäre, das Mittagessen gemeinsam einzunehmen. Leider erteilt mir Maria eine Absage und beteuert, dass sie zeitnah mit Georg an den Strand krusen wird. Weil Regenwolken am Himmel stehen, gebe ich mich skeptisch und entgegne, dass ich mich dem Ausflug nicht anschliessen werde.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später beende ich den Waschvorgang und werfe mich in Schale. Im Anschluss mache ich mich in der Küche nützlich und setze die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine knopfdrückend in Betrieb. Zudem schlage ich etliche Eier auf und zaubere im Handumdrehen ein gesundes Omelett – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Just als ich mich am Küchentisch niederlasse und kraftvoll zubeisse, kommt Edelberts JEEP vor der kleinen Villa zum stehen. Der schlaue Mann betätigt wenige Sekunden später die Klingel und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ihn das schwülwarme Wetter bald ins Grab bringen wird. Um meinen Bekannten etwas Gutes zu tun, serviere ich ihm ein kühles Budweiser. Ausserdem frage ich an, ob er ebenfalls Hunger hat. Mein Tischnachbar winkt demonstrativ ab und meint, dass wir zur Mittagszeit vitaminreiche Schnitzel herausbraten könnten.
11.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und über Dies und Das plaudern, kommt Dixon von seinem Ausflug zurück und stapft mit seinen verschmutzten Pfoten auf die Terrasse. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und sehe mich genötigt, den Wasserschlauch hervorzuholen – gleich platzt mit der Kragen.
11.30 Uhr Wenig später gesellt sich auch Frau Pontecorvo zu uns und lotet aus, ob wir etwas zu feiern haben. Ich schüttle entschieden den Kopf und antworte, dass wir gleich den Gasgrill anwerfen und Steaks braten werde. Bevor ich mich versehe, eilt die Dame in die Küche und macht es sich zur Aufgabe, Kartoffeln zu kochen und für einen schmackhaften Beilagensalat zu sorgen – das klappt wieder wie am Schnürchen.

12.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, ein Feuer zu entfachen und die tiefgekühlten Schnitzel aus dem Eiskasten zu holen. Während sich Edelbert am Grill zu schaffen macht, spähe ich Frau Pontecorvo über die Schultern und werde Zeuge, wie sie die Erdäpfel in Scheiben schneidet und mit Olivenöl, Zwiebeln und etwas Knoblauch anbrät.
12.30 Uhr Endlich können wir es uns auf der schattigen Terrasse bequem machen und uns die Gaumenfreuden zu Gemüte führen. Natürlich lobe ich Edelberts Grillkünste über den Schellenkönig und registriere, dass auch die Perle aus dem Nachbarhaus am Fleisch nichts auszusetzen hat. Zufrieden lade ich mir eine weitere Portion Bratkartoffeln auf den Teller und spüle meinen trocknen Hals mit süffigem Hopfensaft durch – das tut gut.


Ich trinke eine kühle Halbe

13.15 Uhr Weil eine Nachspeise nicht fehlen darf, hole ich einen grossen Becher Frozen Yoghurt (löblich: gefrorenen Joghurt) aus dem Kühlschrank hervor und serviere den Gästen stattliche Portionen. Unterdessen erzählt Edelbert, dass er morgen zu Bob’s Liquor Store rasen und Erdinger Weissbier einkaufen wird – wie schön.
14.00 Uhr Nachdem sich der Professor verabschiedet hat, begleite ich Frau Pontecorvo nach nebenan und gönne mir dann eine kleine Pause auf dem Wohnzimmerkanapee. Alsbald falle ich in einen tiefen Schlaf und sehe mich auf die Pfade des berüchtigten Zodiac Serienkillers versetzt.


Wer war der Zodiac Killer?

15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Wie es sich gehört, helfe ich verzweifelten Erziehungsberechtigten im Rahmen der Internetzseelsorge aus schier ausweglosen Situationen. Unter anderem rate ich einen verzweifelten Familienvater (45) aus Buxtehude, seine undankbare Familie zu verlassen und in die Vereinigten Staaten von Amerika auszuwandern.
16.00 Uhr Fix und foxi beende ich mein Werk und schlendere an die frische Luft, um die hochgewachsene Petersilie mit Wasser zu versorgen. Ausserdem werfe ich Dixon einen Tennisball zu und vergesse auch nicht, den Rasensprenger anzustellen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
17.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich gähnend kehrt und bereite unter den fordernden Blicken des Haustieres das Abendessen vor. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit etlichen Sandwiches (löblich: Wurstbroten) und süffiger Classic Coke (löblich: klassischer Kola) Vorlieb – das tut gut.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingeräumt habe, schalte ich die Glotze ein und schaue mir die FOX Nachrichten an. Wie fast jeden Tag werden auch heute über die menschenunwürdigen Zustände im fernen Syrien berichtet und schreckliche Bilder gezeigt – wo soll das noch hinführen.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf NETFLIX und fröne dem Zukunftsfilm “Annihilation”. Das haarsträubende Machwerk handelt von einer Gruppe Wissenschaftlern, die in ein von Ausserirdischen besetztes Gebiet reisen müssen und dort Schreckliches entdecken.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Dummsinn beende ich den Fernsehabend und rufe den Rüden ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.