4. Februar 2019 – Gartenarbeit

08.00 Uhr Missmutig steige ich aus dem Bett und ärgere mich, weil Dixon schon wieder seine quietschenden Spielzeuge im Schlafzimmer verteilt hat. Weil man sich nicht alles bieten lassen kann, nehme ich das Haustier skeptisch ins Visier und unterbreite, dass Ordnung im Leben sehr wichtig ist. Ferner verweise ich auf das gestrige Telefonat mit Sandra und erinnere, dass meine Villa im Waldweg 11 aufwendig renoviert werden muss.


Meine kleine Villa im Waldweg 11

08.30 Uhr Mit hängendem Kopf verabschiede ich mich ins Badezimmer und nehme mir während des Waschvorgangs das Recht heraus, bei meiner unterbelichteten Mieterin anzurufen. Nach wenigen Sekunden meldet sich das junge Ding und berichtet abermals, dass ein Sturm vier Schindeln vom Dach gefegt hat. Ich seufze laut und bringe zudem in Erfahrung, dass Schwarzarbeiter Darius im Laufe der Woche vorbeikommen und die Dachziegeln erneuern wird. Darüber hinaus rechnet das Mädchen vor, dass die Reparatur knapp 100 Euros kosten wird – gleich trifft mich der Schlag.


Die Renovierung kostet 100 €

09.30 Uhr Nach dem Badespass lege ich den Zeigefinger an die Unterlippe und ringe mich nach kurzem Überlegen dazu durch, während des Vormittages den Garten auf Vordermann zu bringen. Um nicht ständig von Prof. Kuhn und/oder meinen Verwandten telefonisch belästigt zu werden, zücke ich kurzerhand die praktische Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und zögere nicht, die lieben Leute über mein Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Anstatt mir Beistand zu leisten, gibt Edelbert zu Protokoll, dass er sich zum Mittagessen mit Frau Brandie Cream treffen wird. Ausserdem erhalte ich die Information, dass Georg und Maria just in diesem Augenblick damit beschäftigt sind, das WINNEBAGO Wohnmobil zu putzen. Mein Bruder legt beste Laune an den Tag und kündigt grossspurig an, dass er übermorgen auf grosse Reise gehen und mit seiner Ehefrau in die Everglades krusen wird – wie unlöblich.
10.00 Uhr Nachdem ich das neumoderne Kommunikationsgerät in die Hosentasche gesteckt habe, klatsche ich in die Hände und scheuche Hund Dixon an die frische Luft. Ruckzuck hole ich den Gartenrechen aus der Garage und beginne damit, die Erde im Petersilienbeet zu lockern – diese unerträgliche Hitze bringt mich bald ins Grab.


Die Petersilie wächst

10.30 Uhr Dreissig Minuten später schleppe ich mich mit letzter Kraft auf die schattige Terrasse und genehmige mir ein kühles Bier. Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin präsentiert sich mir in einem schicken Hosenanzug und erzählt, dass sie Freundinnen in der Stadt getroffen und ein exzellentes Frühstück im “Blueberry’s” genossen hat. Natürlich mache ich grosse Augen und entgegne, dass ich mir solche Sperenzchen leider nicht leisten kann. In diesem Zusammenhang komme ich auf Sandras Anruf zu sprechen und verrate, dass mir demnächst eine stattliche Rechnung in Höhe von mindestens 100 Euros ins Haus flattern wird. Meine Bekannte rollt mit den Augen und verabschiedet sich nach nebenan – das ist wieder typisch.
11.15 Uhr Als nächstes hantiere ich mit der Gartenschere und bringe die Mangroven auf das rechte Mass. Während ich hart schufte und mir der Schweiss über das Gesicht rennt, werde ich auf Herrn Booth von nebenan aufmerksam. Der hochdekorierte Vietnamveteran winkt mir freundlich zu und lotet aus, ob er am Nachmittag meine Rasenfläche mähen soll. Ich nicke eifrig und lasse den Heini wissen, dass es ein Leichtes werden wird, mit einem elektrischen Mäher das satte Grün zu trimmen. Meine Nachbar legt die gestreckten Finger seiner rechten Hand an die Schläfe und sichert zu, die Arbeit bis 15 Uhr erledigt zu haben – das klappt wieder wie am Schnürchen.
12.15 Uhr Da die Sonne mittlerweile ihren Höchststand erreicht hat, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und gönne mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Ausserdem verzehre ich reichbelegte Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) und lasse mir als Nachspeise ein lustige Eis aus dem PUBLIX Supermarkt schmecken – das tut gut.
13.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, falle ich aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom Oktoberfest – da kommt Freude auf.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass sich Frau Pontecorvo Zugang zur kleinen Villa verschafft hat. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und frage die Alte, ob sie einen Kuchen mitgebracht hat. Meine Nachbarin schüttelt den Kopf und lotet aus, ob ich sie am Abend ins Theater begleiten möchte. Natürlich lehne ich dankend ab und stelle klar, dass ich völlig erschöpft bin und mich nach dem Feierabend sehne.
14.30 Uhr Nachdem die Perle das Weite gesucht hat, setze ich mich kaffeeschlürfend an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ich schufte hart und empfehle verzweifelten Erziehungsberechtigten, mit der heutigen Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.
15.30 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um eine weitere Hopfenkaltschale zu trinken. Obgleich ich bereits drei Flaschen geleert habe, schmeckt auch die vierte Halbe ausgezeichnet. An diesem Beispiel sieht man anschaulich, dass das in St. Louis, MI ansässige Anheuser-Busch Brauhaus einen ausgezeichneten Hopfensaft herstellt – wie schön.


Ich lösche meinen Durst

16.30 Uhr Nachdem ich den Rasensprenger in Betrieb genommen und mich bei Herrn Booth für die Mäharbeit bedankt habe, mache ich mich in der Küche nützlich und kümmere mich um das Nachtmahl. Da ich lediglich ein kleines Mittagessen hatte, koche ich ganz gross auf und brate in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung ein stattliches Steak heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Zum Abschluss des langen Tages schalte ich die Geschirrspülmaschine ein und lege im Wohnzimmer die Beine hoch. Als erstes informiere ich mich bei den FOX Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt und informiere mich während einer aufschlussreichen Reportage über das gestrige Super-Bowl Finale in Atlanta, GA.
18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten wechsle ich auf HBO und gebe mich einem belanglosen Star Wars (löblich: Krieg der Sterne) Film hin. Das kruse Machwerk aus dem vergangenen Jahr handelt von Han Solos Jugendjahre auf dem trostlosen Planeten Corellia – diesen Schmarrn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach zwei mässig spannenden Stunden schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.