4. Dezember 2017 – Italienische Spezialitäten und Gartenarbeit

08.00 Uhr Die 49. Woche des Jahres beginnt und ich läute den sonnigen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Während Hund Dixon mit einem Tennisball spielt, schlage ich ein Rad und vergesse auch nicht, meine Glieder mit dem Hampelmann zu lockern – was kann es schöneres geben.


Hund Dixon spielt mit einem Tennisball

08.30 Uhr Anschliessend entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Zeit, um Sandras Tagebucheinträge der letzten Tage zu studieren. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass das unterbelichtete Kind gestern ein Konzert in der bayerischen Landeshauptstadt besucht hat. Weil ich den Interpreten nicht kenne, recherchiere ich spornstreichs im Internetz und lerne, dass Herr Little Steven (löblich: Kleiner Stefan) seit vielen Jahren Gitarre in Bruce Springsteins Begleitcombo spielt – wo soll das noch hinführen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich kopfschüttelnd an den Frühstückstisch und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken. Ferner telefoniere ich mit Georg und vernehme, dass meine Verwandten gleich zum “Sun-N-Fun Lagoon” Spassbad krusen und schöne Stunden im örtlichen Wasserpark erleben werden. Als mich Maria aufruft, über meinen Schatten zu springen und kurzerhand mitzukommen, winke ich prompt ab und gebe vor, wichtigen Verpflichtungen in der Stadt nachkommen zu müssen – was muss ich denn noch alles ertragen.


Im Sun-N-Fun Park gibt es Wasserrutschen

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines goldenen Chronographens auf 10 zugeht, stelle ich die gesalzene Butter in den Eiskasten zurück und freue mich, als der verrostete Kleinwagen meines Gärtners vorfährt. Wie es sich gehört, begrüsse ich Herrn Leonardo herzlich und erkundige mich, welchen Tätigkeiten er heute nachkommen wird. Der braungebrannte Knecht deutet in Richtung der hochgewachsenen Mangroven und beteuert, dass er zuerst die Sträucher stutzen und anschliessend den Rasen mähen wird. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich währenddessen die Erde im Petersilienbeet auflockern und Unkraut jäten werde – das wird ein Spass.
10.30 Uhr Bei 73°F (23°C) schwinge ich die Gartenkralle und sorge dafür, dass der Mutterboden gelockert wird. Zudem halte ich das Haustier an, brav zu sein und mit dem Tennisball am Teich zu spielen. Der Rüde folgt mir aufs Wort und flitzt mit der Filzkugel zum Wasser, um nach der handzahmen Echse Ausschau zu halten.
11.00 Uhr Wenig später gesellt sich Frau Pontecorvo zu uns und serviert brühfrischen Bohnentrunk sowie schmackhaften Marmorkuchen. Ich bedanke mich artig und frage nach, ob es zum Kuchen auch Sahne gibt. Meine Nachbarin wirft mir skeptische Blicke zu und erinnert , dass Schlagobers sehr ungesund ist. Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und spüle meinen trocknen Hals mit kräftigen Schlucken durch – das tut gut.
11.30 Uhr Just als ich mich wieder an die Arbeit mache und mit dem Gartenwerkzeug einen Regenwurm malträtiere, kommt Edelberts schneeweisser JEEP mit quietschenden Bremsen vor der kleinen Villa zum halten. Ich wünsche dem Professor einen angenehmen Morgen und bemerke, dass er eine Tüte mit Spezialitäten aus der Satreales Metzgerei mitgebracht hat. Edelbert schenkt mir ein Lächeln und unterbreitet, dass er etliche mit Bendajola belegte Semmeln mitgebracht hat. Ich werde augenblicklich hellhörig und lade meinem Bekannten ein, mir auf der schattigen Terrasse Gesellschaft zu leisten – wie aufregend.


Ich nehme einen kräftigen Schluck

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit kredenze ich eiskaltes Budweiser und lerne, dass es sich bei Bendajola um einen geräucherten Schinken handelt, der aus Schweinefleisch hergestellt und mit Wacholderbeeren, Muskat und Zucker gewürzt ist. Ich staune nicht schlecht und lasse es mir nicht nehmen, kraftvoll in eine Semmel zu beissen.
13.00 Uhr Nachdem sich der Gärtner verabschiedet hat, tippe ich auf meine wertvolle ROLEX und merke an, dass die Wurstsemmeln meinen Appetit angeregt haben. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und macht es sich zur Aufgabe, beim “Dominos” Pizzabringdienst anzurufen – wie schön.
13.30 Uhr Dreissig Minuten später bimmelt es an der Pforte und ich finde auf der Einfahrt einen gelangweilt dreinblickenden “Domino’s” Mitarbeiter vor, der mir wortlos zwei Pizzakartons überreicht. Ferner hält mir der Depp eine Rechnung unter die Nase und fordert 22 Dollars heraus – was muss ich denn noch alles ertragen.


Wir beissen kraftvoll zu

14.00 Uhr Während wir uns das mit Pilzen und Schinken belegte Backbrot munden lassen, kommt Edelbert auf Weihnachten zu sprechen und informiert, dass er seinem Sohn in diesem Jahr ein “Spiegel” Jahresabo schenken wird. Ich winke entnervt ab und antworte, dass mir das nötige Kleingeld fehlt, um kostspielige Präsente zu ordern.
15.00 Uhr Schlussendlich wünscht mir Edelbert einen schönen Nachmittag und zieht es vor, die Heimfahrt ins Stadtzentrum anzutreten. Ich werfe die Pforte krachend ins Schloss und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe.
16.00 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Im Posteingang stosse ich auf Dutzende Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und sehe mich gezwungen, Ratschläge zum Umgang mit frechen Jugendlichen zu geben.
17.00 Uhr Nach der Arbeit gönne ich mir ein kühles Bier aus dem Hause Anheuser & Busch und bereite das Nachtmahl vor. Unter den stimmungsvollen Klängen einer Dean Martin Weihnachtskompaktscheibe koche ich italienische Bandnudeln auf und verfeinere die vitaminreichen Teigwaren mit Pesto auf dem Glas.


Da kommt Stimmung auf …

18.00 Uhr Redlichst gestärkt verabschiede ich mich in den Feierabend und fröne den Nachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass am kommenden Freitag mit “Immaculate Conception” (löblich: Mariä Empfängnis) ein wichtiges Hochfest im diesjährigen Kirchenjahr ansteht – wie aufregend.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO, wo gerade der spannende Neuwestern “Hell Or High Water” (löblich: Hölle oder Hochwasser) anläuft. Ich kippe mir eine weitere Hopfenkaltschale hinter die Binde und werde Zeuge, wie zwei Ganoven im West-Texas Banken überfallen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend und trinke zum Abschluss des Tages einen rauchigen Bourbon. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.

30. November 2017 – Es weihnachtet sehr

08.00 Uhr Heute werde ich durch das kitschige Elton John Weihnachtslied “Calling it Christmas” (löblich: Nenne es Weihnachten) geweckt. Ich rolle mich entnervt aus dem Bett und erkläre meinem gähnenden Haustier, dass es keine Möglichkeit gibt, sich dem Weihnachtsklamauk zu entziehen – gleich platzt mir der Kragen.

08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik bei angenehmen Temperaturen absolviert habe, eile ich badebemäntelt in die Garage und hole den Karton mit den Dekorationsartikeln hervor. Im Anschluss hänge ich silberne Weihnachtsgirlanden in die Fenster und stelle ausserdem die Drehpyramiden aus dem Erzgebirge in der guten Stube auf. Zu guter Letzt verfrachte ich die Elvis Presley Kompaktscheibe “Elvis’ Christmas” (löblich: Elvis Weihnachten) in die Musikanlage und verabschiede mich zu den Klängen von “Santa Claus Is Back In Town” (löblich: Der Weihnachtsmann ist zurück in der Stadt) in die Nasszelle.


Es weihnachtet sehr

09.00 Uhr Während ich mich auswasche und rasiere, bimmelt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu allem Überfluss meldet sich Maria im Rohr und lädt mich ein, ihr beim Schopping Gesellschaft zu leisten. Meine Schwägerin legt beste Laune an den Tag und plappert, dass sie Mehl, Rosinen, Puderzucker sowie Margarine besorgen muss. Als ich genauer nachfrage, verrät die Perle, dass sie am Nachmittag Vanillekipferl backen wird. Ich seufze laut und schlage vor, dass wir uns gegen 11 Uhr vor dem PUBLIX Supermarkt am Naples Plaza treffen könnten. Maria ist begeistert und verspricht, pünktlich vor Ort zu sein – das soll mir auch Recht sein.
10.00 Uhr Redlichst nach Rosenblüten duftend, beende ich den Badespass und nehme mir das Recht heraus, zu stimmungsvoller Elvis Presley Beschallung die wichtigste Mahlzeit des Tages zu verzehren. Nebenher blättere ich in der Zeitung und bringe heraus, dass Landmusiksuperstern Josh Turner am kommenden Sonntag in Fort Myers aufspielen und seine grössten Schläge zum Besten geben wird. Ich staune Bauklötze und erfahre weiter, dass mittlerweile sämtliche Eintrittskarten vergriffen sind – wie schade.
10.30 Uhr Um Maria nicht warten zu lassen, scheuche ich Dixon zum Auto und gleite entspannt zum 9 Meilen entfernten Naples Plaza. Während der kurzweiligen Reise entlang des Tamiami Trails, komme ich unter anderem in den Genuss, einen lustigen Coca Cola Weihnachtslastwagen zu sehen – da kommt besonders grosse Freude auf.


Wir schoppen hemmungslos ab

11.15 Uhr Mit kurzer Verspätung erreiche ich mein Ziel und wünsche meiner Schwägerin einen schönen Morgen. Während der Vierbeiner im Auto wartet, folge ich der Perle in die Markthalle und vernehme, dass sie heute Plätzchen backen und am Wochenende etliche Stollen zaubern wird. Meine Begleiterin redet ohne Punkt und Komma auf mich ein und verdeutlicht, dass wir unbedingt mehrere Tüten Backpulver, eine Flasche Rum, Muskat und Hefe besorgen müssen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und schiebe den Einkaufswagen zur Lebensmittelabteilung.
12.00 Uhr Nach einer dreiviertel Stunde haben wir alle benötigten Backutensilien gefunden. Zum Abschluss unseres Einkaufs werden wir am Alkoholregal vorstellig und registrieren, dass es in den Vereinigten Staaten keine 80%igen Rumerzeugnisse zu kaufen gibt. Ich lege meine Stirn in Falten und gebe zu Protokoll, dass ich Sandra anweisen sollte, mir ein Fläschchen Inländer-Rum aus dem Hause Stroh zuzuschicken. Maria nickt eifrig und wählt aus dem Sortiment einen Humpen “Prichard’s Fine Rum” für 40 Dollars aus.
12.30 Uhr Endlich stehen wir an der Kasse und sehen uns genötigt, für die Waren 240 Dollars bezahlen zu müssen. Ich komme aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und rechne vor, dass wir für diesen Batzen Geld gut und gerne einen ganzen Zentner Plätzchen im Feinkostladen hätten kaufen können. Meine Schwägerin wirft mir skeptische Blicke zu und informiert, dass das Backen das schönste am ganzen Weihnachtsfest ist – papperlapapp.


Bald steht das Christkind vor der Türe

13.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehren wir mit Hund Dixon in die benachbarte “Rita’s” Eisdiele ein und fressen vitaminreiche Zimtschnecken. Während ich kraftvoll zubeisse und meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischem Bohnentrunk spüle, kommt Maria auf ihren Ehemann zu sprechen und beteuert, dass Georg mit Herrn Wang zum Golfplatz gefahren ist. Die kleine Frau nölt in einer Tour und ist sich sicher, dass die beiden nach der Golfpartie das eine oder andere Bier trinken werden – das hört man gerne.
13.45 Uhr Schlussendlich schütteln wir Hände und vereinbaren, dass wir uns Morgen in Julies Restaurant zum Frühstück treffen werden. Ich wünsche Maria einen ruhigen Nachmittag und ziehe es vor, winkend in den Chevrolet zu hüpfen und schnellstmöglich nach Hause zu krusen.
14.30 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, stelle ich den SUV in der Garage ab und mache es mir zur Aufgabe, auf dem Kanapee die Beine auszustrecken und etwas zu dösen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.


Mein Zuhause unter Palmen

15.30 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, komme ich in die Gänge und zögere nicht, mein beschauliches Zuhause mit weiteren Dekorationsartikeln zu verschönern. Unter anderem hänge ich Frau Pontecorvos Mistelzweig neben die Haustüre und vergesse auch nicht, künstlichen Schnee an die Wohnzimmerfenster zu sprühen – das macht Spass.
16.30 Uhr Nach der Arbeit werfe ich prüfende Blicke in den Kühlschrank und gönne mir ein süffiges Budweiser. Darüber hinaus fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf mit nehme selbst mit mehreren Wurstbroten Vorlieb.

17.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, telefoniere ich mit Edelbert und vernehme, dass er mit der Idee spielt, am Wochenende den Spielfilm “Bombshell: The Hedy Lamarr Story” im Lichtspielhaus anzuschauen. Ich werde sogleich hellhörig und erinnere mich, dass Hedy Lamarr nicht nur eine weltbekannte Schauspielerin, sondern auch eine begnadete Erfinderin war. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und unterbreitet, dass die Österreicherin das Frequenzsprungverfahren entwickelt hat – wie aufregend.
18.30 Uhr Nachdem ich die FOX Nachrichten gesehen habe, schalte ich auf HBO um und fröne dem Drama “Voice from the Stone” (löblich: Stimmen aus dem Stein). Der langatmige Streifen handelt von einem Kindermädchen, das mit der Aufgabe betraut wird, sich um den 12jährigen Sohn eines steinreichen Witwers zu kümmern.
21.00 Uhr Als nach zwei Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

29. November 2017 – Weihnachtsterror

08.00 Uhr Ich werde durch ein Blake Shelton Weihnachtslied geweckt und habe ausserdem das zweifelhafte Vergnügen, Werbebotschaften bezüglich der anstehenden Feiertage zu hören. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und komme zu dem Schluss, dass von einer besinnlichen Weihnacht keine Rede mehr sein kann – wie schade.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik kehre ich seufzend in gute Stube zurück und nehme den futuristischen DeLonghi Kaffeevollautomaten in Betrieb. Darüber hinaus betätige ich entnervt den OFF Knopf des Radios und fordere die AMAZON ECHO Musiksäule auf, mich mit prima Landmusik zu verwöhnen. Zu allem Überfluss stimmt das mit sieben Mikrofonen und einem leistungsstarken Lautsprecher ausgestattete Audiogerät den Dolly Parton Klassiker “Hard Candy Christmas” aus dem Jahre 1982 an – was muss ich denn noch alles ertragen.

09.00 Uhr Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, bimmelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meinem Bruder plaudern zu müssen. Georg legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass das windige Wetter dazu einlädt, um im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) nach Weihnachtspräsenten Ausschau zu halten. Ich wische mir spornstreichs über die nasse Stirn und entgegne, dass ich mich diesem Ausflug bestimmt nicht anschliessen werde. Der gute Mann nölt in einer Tour und kündigt an, bei Prof. Kuhn anzurufen und ihm einen Abstecher nach Fort Myers schmackhaft zu machen – jaja.
10.00 Uhr Weil mein Magen knurrt, hole ich eine teflonbeschichtete Pfanne aus dem Küchenschrank und mache es mir zur Aufgabe, köstliche Rühreier mit Speck zu zaubern. Während Dixon ohne Unterlass sabbert, stösst Frau Pontecorvo plötzlich die Terrassenpforte auf und hält mir einen Mistelzweit unter die Nase. Die Perle von nebenan deutet zur Haustüre und legt mir nahe, das Sandelholzgewächs neben dem Eingang zu hängen. Selbstverständlich winke ich augenblicklich ab und lasse meine Nachbarin wissen, dass Weihnachten immer mehr zu einer lächerlichen Kommerzveranstaltung verkommt.
10.45 Uhr Als ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme und meine Kehle mit würzigem Bohnentrunk spüle, redet Frau Pontecorvo weiter auf mich ein und erinnert, dass ich bald James, Amanda und den kleinen David im Sonnenscheinstaat begrüssen werde. Ferner ruft mich die kleine Frau auf, alsbald in ein Spielzeuggeschäft zu stürmen und für meinen Grossneffen ein schönes Präsent auszusuchen – gleich platzt mir der Kragen.
11.30 Uhr Nachdem ich das schmutzige Geschirr in die Spüle verfrachtet habe, wünsche ich Frau Pontecorvo einen schönen Nachmittag und schicke mich an, den Vierbeiner zum Auto zu lotsen. Im Anschluss presche ich mit quietschenden Pneus von dannen und steuere die McDonalds Schnellgaststätte an der Immokalee Road an, um einen Becher Diät Cola, eine Apfeltasche sowie einen Strawberry Sundae (Erdbeer Eisbecher) zu erwerben.


Eine braune Brause

12.15 Uhr Kurz nach der Mittagszeit parke ich das PS-strotzende KFZ am Park Drive und schlendere mit Dixon im Schlepptau zum Golf. Voller Vorfreude lasse ich mich im feuchten Sand nieder und nehme mir das Recht heraus, das lustige Eis zu schlecken. Nebenher blicke ich auf den Ozean und spiele mit der Idee, während der Weihnachtsfeiertage zu verreisen und die staade Zeit in nördlicheren Gefilden zu verbringen.
12.45 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, breche ich zu einem Spaziergang auf und werfe dem Rüden ein Stöckchen zu. Ausserdem nehme ich zwei Kinder in Augenschein, die mit einer Frisbee Scheibe hantieren. Um vom fliegenden Plastikdeckel nicht am Kopf getroffen zu werden, gehe ich schnell weiter und balle meine Fäuste.


Hund Dixon

13.30 Uhr Endlich treffe ich am Auto ein und kann die Heimfahrt antreten. Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, beschleunige ich den Chevrolet Suburban auf 40 Meilen pro Stunde und schrecke auch nicht davor zurück, in regelmässigen Abständen die Hupe zu betätigen – immerhin haben Rentner stets Vorfahrt.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle dann fix und foxi aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum unter einem geschmückten Christbaum sitzen.
15.15 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und verspüre grossen Kaffeedurst. Ruckzuck nehme ich den DeLonghi Automaten in Betrieb und richte drei Muffins auf einem Porzellanteller an – das Auge isst bekanntlich mit.
15.45 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch lautes Klingeln gestört. Ich öffne schwungvoll die Haustüre und treffe Edelbert auf der Einfahrt an. Mein Bekannter schenkt mir ein Lächeln und erzählt, dass das Einkaufszentrum hoffnungslos überfüllt war und es ihm kaum möglich war, nach preiswerten Geschenken zu suchen. Ich zucke mit den Schultern und zögere nicht, den schlauen Mann zu einem Kaffee einzuladen. Leider lehnt Edelbert dankend ab und weist mich auf die Tatsache hin, dass er bei Familie Satesh eingeladen ist – das ist wieder typisch.
16.30 Uhr Nachdem mein Bekannter das Weite gesucht hat, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Augenrollend studiere ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und sehe mich gezwungen, Herrn Lothar W. aus Emden zu raten, seinen frechen Sohn (15) ins Erziehungsheim zu stecken. Immerhin kann es nicht sein, dass der Rabauke die Nachbarschaft mit gewaltverherrlichenden Hartfelsenmusik beschallt.


Ich beisse kraftvoll zu

17.15 Uhr Voller Elan fahre ich den Heimrechner herunter und begebe mich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Um nicht stundenlang vor dem heissen Herd stehen zu müssen, backe ich eine Thunfischpizza auf und fresse dazu einen gesunden Beilagensalat mit Oliven und Mais – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Nach der Jause schalte ich die Glotze ein und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, spitze ich die Ohren und lerne, dass sich am kommenden Donnerstag der japanische Angriff auf den amerikanischen Militärstützpunkt Pearl Harbour zum 76. Mal jährt – wie schrecklich.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und gebe mich der Hollywoodproduktion “Case 39” (auf deutsch: Fall 39) hin. Der Langfilm erzählt die Geschichte einer Beamtin, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, verwahrloste Kinder zu betreuen. Als die Perle im Rahmen einer Routineuntersuchung auf die zehnjährige Lilith aufmerksam wird, muss sie jedoch schnell feststellen, dass es manche Kinder faustdick hinter den Ohren haben.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Danach reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. November 2017 – Mediterrano

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre grossen Hunger. Um nicht vom Fleisch zu fallen, rolle ich mich gähnend aus dem Wasserbett und eile spornstreichs zum Kühlschrank. Unter den gierigen Blicken meines Haustieres schiebe ich mir eine Scheibe Capocollo in den Mund und koste auch etwas Cheddarkäse – schmeckt nicht schlecht.


Mein braves Haustier

08.30 Uhr Anschliessend lockere ich meine Glieder auf der Terrasse und halte ein Schwätzchen mit Herrn Booth. Der hochdekorierte Kriegsveteran deutet in Richtung seiner Rosenstauden und behauptet, dass die teuren Züchtungen von Blattläusen heimgesucht wurden. Ich seufze laut und rate, die Gartenschere hervorzuholen und die befallenen Äste kurzerhand abzuschneiden. Herr Booth macht grosse Augen und entgegnet, dass es sich hierbei um Edelrosen handelt, die man unter keinen Umständen stutzen darf – jaja.
09.15 Uhr Endlich kann ich mich ins Badezimmer verabschieden und die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lassen. Nebenher telefoniere ich mit Georg und bringe heraus, dass unsere texanischen Verwandten Morgen die Heimreise antreten werden. Mein Bruder gibt sich deprimiert und kündigt an, dass er am Abend ein Abschiedsessen im “Mediterrano” springen lassen wird. Ich lecke mir die Lippen und erfahre weiter, dass wir uns um 18 Uhr in der besagten Wirtschaft treffen werden – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
10.15 Uhr Sechzig Minuten später beende ich das Waschvergnügen und stelle fest, dass Dixon nach draussen gelaufen ist, um mit Nachbarhund Joey zu spielen. Ich reguliere achselzuckend die Klimaanlage und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit brühfrischen Bohnentrunk auf.
10:30 Uhr Während ich gesunde Zerealien aus dem Hause KELLOGGS verzehre, blättere ich in der Tageszeitung und lerne, dass sich am Wochenende eine Schiesserei im Norden der Stadt ereignet hat. In diesem Zusammenhang gab das Sherriff Department (löblich: Scherriffbüro) bekannt, dass bei der Auseinandersetzung zweier verfeindeter Familien keine Personen zu Schaden gekommen sind – wo soll das noch hinführen.


Gärtner Leonardo muss den Rasen mähen

11.00 Uhr Wenig später fährt der verrostete Kleinwagen meines Gärtners vor. Natürlich begrüsse ich Herrn Leonardo per Handschlag und trage ihm auf, dass er den Vormittag nutzen sollte, um den Rasen zu mähen. Der freundliche Knecht nickt eifrig und beteuert, dass er danach das abgefallene Laub aus dem Vorgarten rechen und den Garten bewässern wird – das kann mir nur Recht sein.
11.30 Uhr Um Herrn Leonardo bei der Arbeit nicht zu stören, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Ich treffe die kleine Frau in der Küche an und werde Zeuge, wie sie einen Käsekuchen in das Ofenrohr schiebt. Meine Nachbarin freut sich über den Besuch und sagt, dass sie für den Dienstag etliche Freundinnen zum Kaffeekränzchen erwartet. Als mich die Dame dazu einlädt, winke ich augenblicklich ab und beteure, dass ich Morgen Robert und Jessica Pfaffenberg zum Flughafen begleiten muss.
12.15 Uhr Zur Mittagszeit serviert die Perle köstliche Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie in der kommenden Woche Weihnachtspräsente einkaufen wird – das ist mir Wurst.


Bald steht das Christkind vor der Türe

13.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, meiner Nachbarin Lebewohl zu sagen. Winkend scheuche ich Dixon nach Hause und nehme mir das Recht heraus, aus den Kuhjungenstiefel (unlöblich: Cowboyboots) zu schlüpfen und mich aufs Kanapee zu legen – das tut gut.
14.15 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und mache es mir zur Aufgabe, Anschnur zu gehen und die Internetzarbeit zu erledigen. In meiner Funktion als staatlich anerkannter Seelsorger nehme ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und rate einer 57jährigen Frührentnerin aus dem ostdeutschen Havelland, ihrem Sohn ordentlich die Leviten zu lesen. Immerhin kann es nicht sein, dass ein 14jähriger Lausebengel regelmässig Hasch raucht und mit ungewaschenen Gammlern am Bahnhof abhängt – wo kommen wir denn da hin.


Ich sage NEIN zu Drogen

15.00 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge im Gästebuch gelesen habe, gehe ich von der Leine und breche mit dem Haustier zu einem Spaziergang zum nahegelegenen “La Playa” Golfplatz auf. Nebenbei rufe ich im Lowbank Drive an und sichere meinem Bruder zu, dass ich in drei Stunden im “Mediterrano” sein werde – wie aufregend.
16.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlendere ich mit einem lustigen Lied auf den Lippen ins Bad und entspanne mich bei einer kalten Dusche. Im Anschluss sprühe etwas LP LOB Duft auf meine samtweiche Haut und ziehe meinen hellblauen Ausgehanzug an – meine Verwandten werden begeistert sein.
17.00 Uhr Da ich Dixon kaum in eines der besten Gasthäuser der Stadt mitnehmen kann, werde ich erneut bei Frau Pontecorvo vorstellig und bitte sie, während meiner Abwesenheit auf den Racker aufzupassen. Meine Nachbarin willigt schmunzelnd ein und wünscht mir viel Vergnügen – wie schön.
17.45 Uhr Pünktlich auf die Minute parke ich den Chevrolet an der 13th Avenue und bemerke, dass meine Verwandten auch schon vor Ort sind. Wie es sich gehört, begrüsse ich die Damen per Handkuss und lasse es mir auch nicht nehmen, Robert und Georg die Hand zu reichen. Danach flanieren wir in das Speiserestaurant und bekommen einen Vierertisch im hinteren Teil zugewiesen. Ferner heisst uns ein gestriegelter Ober namens Bob herzlich Willkommen und versorgt uns mit süffigem Tafelwasser und aufgebackenen Bruschettas – das schmeckt.
18.30 Uhr Während Robert und Jessica ihren Aufenthalt Revue passieren lassen, blättere ich interessiert in der Tageskarte und wähle als Vorspeise einen “Mediterrano Salat” mit gebratenen Champignons. Darüber hinaus halte ich den Kellner an, als Hauptgericht ein “Filet Mignon” für 43 Dollars sowie als Nachtisch ein Tiramisu aufzutischen. Meine Tischnachbarn folgen dem Beispiel und ordern dazu eine Flasche Weisswein aus der Toskana – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.


Schmeckt gar nicht schlecht

19.00 Uhr Als der Hauptgang serviert wird, kommt Robert auf seine Heimatstadt Boerne in Texas zu sprechen und meint, dass eine Gaudi wäre, uns im neuen Jahr im sogenannten Lonestar State wiederzusehen. Ich werde sogleich hellhörig und schlage vor, dass wir im Wohnmobil reisen und den Ausflug zum Anlass nehmen könnten, um an die mexikanische Grenze zu krusen – das wäre ein Spass.
20.00 Uhr Leider geht die Abschiedsfeier viel zu schnell zu Ende. Wir stossen ein letztes Mal mit den Weingläsern an und kommen überein, dass wir uns morgen um 9 Uhr zum Frühstück im Lowbank Drive treffen und gegen Mittag zum Flughafen krusen werden – das soll mir Recht sein.
21.00 Uhr Fix und foxi treffe ich im Willoughby Drive ein und hole Dixon bei Frau Pontecorvo ab. Da ich völlig übermüdet bin, mache ich schnell kehrt und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

23. November 2017 – Thanksgiving

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie jedes Kind weiss, ist “Thanksgiving” ein staatlicher Feiertag, der alljährlich am vierten Donnerstag im November begangen wird. Thanksgiving ist gleichzeitig das wichtigste Familienfest des Jahres und soll an die mutigen Menschen erinnern, die einst dieses wunderschöne Land besiedelten und von freundlichen Ureinwohnern mit Schmankerln aller Art versorgt wurden.

Zum traditionellen Thanksgiving Festschmaus gibt es Gerichte, die aus ursprünglichen amerikanischen Lebensmitteln hergestellt werden. Neben einem stattlichen Truthahn dürfen ein schmackhafter Kürbisauflauf, Süsskartoffeln und gebratene Maiskolben nicht fehlen – wie schön.

Da ich ein Meisterkoch bin und es jederzeit mit dem Jahrtausendkoch Paul Bocuse aufnehmen kann, habe ich mich entschlossen, zur Feier des Tages Bekannte und Verwandte in die kleine Villa einzuladen. Ich werde Georg, Maria, Robert, Jessica Pfaffenberg, Frau Pontecorvo sowie Prof. Edelbert Kuhn mit einem vitaminreichen Schweinebraten verwöhnen uns ihnen ausserdem eine Vanillecreme nach einem alten Rezept meiner Oma vorsetzen.


Eine bayerische Creme – müssen Sie probiert haben

Den Abend werden wir standesgemäss im “Boston Beergarden” ausklingen lassen und auf einer Grossbildleinwand ein Football (löblich: Fussball) Spiel anschauen – das wird ein Vergnügen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Feiertag
Reinhard Pfaffenberg