13. Juli 2018 – Aperol, Minzbonbons und Äpfel

07.45 Uhr Noch bevor der Radiowecker klingelt, werde ich von meinem Hausgast geweckt. Das Kind wischt sich über die Stirn und informiert, dass die Klimaanlage ausgefallen ist. Ich rolle mit den Augen und ermutige die Maid, in die Garage zu gehen und den Hauptschalter in die “ON” (löblich: Ein) Stellung zu bringen. Anstatt dem Ratschlag nachzukommen, schüttelt sich Sandra und entgegnet, dass in der Garage Spinnen sein könnten – papperlapapp.


In der Garage gibt es keine Spinnen

08.15 Uhr Nachdem ich mir den Bademantel übergeworfen habe, sehe ich am Hauptschalter nach dem Rechten und erkläre dem Mädchen, dass man vor Spinnen keine Angst haben muss. Darüber hinaus drehe ich den Sicherungsknopf der Zentralklimaanlage nach Links und merke an, dass wir in wenigen Minuten angenehmere Temperaturen in der kleinen Villa haben werden. Sandra gibt sich erleichtert und verspricht, ein opulentes Frühstück vorzubereiten – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
08.45 Uhr Während sich Sandra in der Küche zu schaffen macht, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Ausserdem rufe ich bei Prof. Kuhn an und bringe heraus, dass Edelbert während des Vormittages nach Fort Myers krusen wird, um im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) nach neuen Tschienshosen Ausschau zu halten. Da es sehr heiss ist, winde ich mich geschickt aus der Verantwortung und lasse Edelbert wissen, dass ich wichtige Termine im Kalender stehen habe und mich diesem Ausflug leider nicht anschliessen kann.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten beende ich den Badespass und kehre in die Küche zurück. Überrascht stelle ich fest, dass Frau Melody herüber gekommen ist und uns bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten möchte. Ich begrüsse Herrn Booths Nichte herzlich und erfahre, dass die beiden Weibsbilder bald an den Strand krusen wollen. Ich nicke eifrig und antworte, dass ich währenddessen zum Supermarkt rasen werde. Sandra zückt prompt ihre Geldbörse und bittet mich, eine Flasche Aperol, Minzbonbons sowie Äpfel mitzubringen – dieser Stress treibt mich noch ins Grab.
10.30 Uhr Während die Kinder plappern und Kaffee schlürfen, setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und gebe zu Protokoll, dass ich nun zu WINN DIXIE rasen werde. Sandra wünscht mir einen schönen Tag und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie am Abend mit Carol Wang ins Lichtspielhaus gehen wird – jaja.
11.00 Uhr Dreissig Minuten später treffe ich am Ziel ein und lasse Hund Dixon bei laufendem Motor im Auto zurück. Danach mache ich einem dümmlich dreinschauenden Rentner einen Einkaufswagen streitig und strebe unaufhaltsam in die klimatisierte Markthalle. Unter anderem wähle ich frisches Obst, Getränke, Süssigkeiten, diverse Reinigungsmittel sowie die neueste Ausgabe des TV GUIDE (löblich: Fernsehratgeber) aus.


Sandra möchte Alkohol trinken

11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit halte ich an der Fleischtheke inne und freue mich, Scherriff Bradfort zu treffen. Der Leiter der hiesigen Polizeidirektion begrüsst mich überschwänglich und erzählt, dass er am Wochenende einige Kollegen bewirten und ihnen leckeres Grillgut vorsetzen wird. Ich werde sogleich hellhörig und lote aus, ob es etwas zu feiern gibt. Der schwerbewaffnete Ordnungshüter rückt prompt mit der Wahrheit heraus und berichtet, dass er in der vergangenen Woche einen Drogenring zerschlagen konnte – das hört man gerne.
12.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehre ich tütenbepackt zum Auto zurück und stelle mit grosser Sorge fest, dass mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt. Um nicht Hunger leiden zu müssen, verstaue ich die Einkäufe im PS-strotzenden SUV und kehre dann mit dem Rüden im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Schnellgaststätte ein. Ich fackle nicht lange und bestelle ein grosses Glas SEVEN UP (löblich: Sieben hoch) sowie zwei saftige Käseburger mit Fritte und Salat – das schmeckt.
13.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Ich hüpfe ins Auto und lausche während der Heimreise einer Komposition des aus Texas stammenden Sängers Travis Davis – wie schön.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, räume ich die Lebensmittel in den Eiskasten ein und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner nervenaufreibenden Forschungsreise entlang der amerikanischen Ostküste – das war eine Gaudi.


Washington DC muss man gesehen haben

15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verspüre wegen der Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen kippe ich mir ein süffiges Bier hinter die Binde und schlendere in den Garten, um mich in die Hollywoodschaukel zu setzen. Ferner tippe ich Georgs Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und habe das Vergnügen, mit meinem Bruder tratschen zu können. Der gute Mann berichtet von seiner Reise nach Savannah und meldet, dass er morgen die “Perle des Südens” erreichen wird – wie aufregend.
16.00 Uhr Nachdem ich die hochgewachsene Petersilie gegossen habe, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin spendiert mir einen Kaffee und plappert, dass sie heute im Stadtzentrum war und sich einen schicken Hosenanzug gekauft hat – das ist prima.
17.00 Uhr Nach der Plauderei wünsche ich der Perle einen angenehmen Abend und mache es mir zur Aufgabe, das Abendessen vorzubereiten. Da ausgewogene Ernährung sehr wichtig ist, nehme ich mit vitaminreichen Rühreiern und einem im heissen Butterschmalz herausgebratenen Schnitzel Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages schalte ich die Geschirrspülmaschine ein und verabschiede mich in den wohlverdienten Fernsehabend. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Anschliessend gebe ich mich auf CBS dem preisgekrönten Spielfilm “Casino” aus dem Jahre 1995 hin. Das Meisterwerk handelt vom Aufstieg und Fall eines Casinobesitzers, der es in den 1970er Jahren in Las Vegas zu Macht und Reichtum gebracht hat.
21.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.

11. Juli 2018 – Die Verwandten in Savannah

08.00 Uhr Ich werde zu nachtschlafender Zeit durch sehr aggressives Telefonläuten geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich meine Schwägerin in der Leitung und plappert, dass sie ihren Ausflug etwas ausdehnen wird. Während ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, fährt die gute Dame fort, dass sie heute der schönen Stadt Jacksonville Lebewohl sagen und der Küste gen Norden folgen wird. Natürlich mache ich grosse Augen und bringe weiter heraus, dass meine Verwandten nicht nur Fernandina Beach in Georgia, sondern auch die sogenannte “Perle des Südens” ansteuern wollen. Weil ich Savannah wie meine Westentasche kenne, schnippe ich mit den Fingern und merke an, dass in besagter Gemeinde unter anderem der Filmklassiker “Forrest Gump” entstanden ist


Savannah muss man gesehen haben

08.30 Uhr Nach der Plauderei ziehe ich mich gähnend in die Nasszelle zurück und treffe Sandra splitternackt in der Dusche an. Das Mädchen kreischt wie am Spiess und ruft mich auf, unverzüglich das Bad zu verlassen. Wie es sich gehört, komme ich der Bitte nach und mache es mir zur Aufgabe, die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb zu setzen. Ferner beschalle ich die kleine Villa mit stimmungsvollen George Strait Klängen und vergesse auch nicht, den Hundenapf mit Trockenfutter aufzufüllen – wie gut das duftet.
09.00 Uhr Dreissig Minuten später präsentiert sich mein Hausgast in einem farbenfrohen Sommerkleid und beteuert, dass das Badezimmertürschloss nicht richtig schliesst. Ich zucke mit den Schultern und lade die Maid ein, mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft zu leisten. Nebenher erfahre ich, dass Sandra mit Herrn Booths Nichte verabredet ist und das “Calusa Nature Center & Planetarium” in Fort Myers besuchen wird. Ich nicke eifrig und erwähne, dass Frau Melody sehr nett ist und im “Grossen Apfel” (unlöblich: Big Apple) beheimatet ist.


Sandra bekommt Kleingeld

09.30 Uhr Nachdem ich Sandra etwas Kleingeld für ein Eis zugesteckt habe, verabschiede ich mich ins Bad und läute den elften Tag des Honigmonats Juli mit einem Wirbelbad ein. Ausserdem telefoniere ich mit dem Professor und lerne, dass Edelbert den Tag in der städtischen Bibliothek verbringen wird. Ich werde sogleich hellhörig und vernehme, dass der schlaue Mann das im Jahre 2004 erschienene Buch “The Civil War” (löblich: Der Bürgerkrieg) von Christopher Hughes einsehen möchte. Weil ich nichts zu tun habe, biete ich meinem Bekannten kurzerhand an, ihn in der “Collier County Public Library” zu treffen – immerhin kann etwas Bildung nicht schaden.
10.30 Uhr Frisch in Schale geworfen, scheuche ich den Vierbeiner zum SUV und schicke mich an, zur 12 Meilen entfernten Central Avenue zu rasen. Unterdessen lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erfreue mich an handgemachter Musik – das macht Spass.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten treffe ich am Ziel ein und parke den frischaufpolierten Chevrolet Suburban neben Edelberts verstaubtem JEEP. Im Anschluss strebe ich mit Dixon im Schlepptau in den klimatisierten Neubau und freue mich, meinen Bekannten an einem elektronischen Lesegerät anzutreffen. Der Professor schüttelt meine Hand und informiert, dass die Bücherei eine digitale Ausgabe des gewünschten Buches vorrätig hat und es ihm nun möglich ist, mehr über den amerikanischen Fotografen Mathew B. Brady zu erfahren. Da ich mit dem Namen nichts anfangen kann, rückt mein Gegenüber mit Fakten heraus und beteuert, dass Herr Brady ein wichtiger Chronist des Bürgerkrieges war – das hört man gerne.
12.00 Uhr Während Edelbert seine Recherchen vorantreibt, nehme ich die ausgestellten Bücher in Augenschein und stelle fest, dass die Gemeindeverwaltung nicht nur Trivialliteratur sammelt, sondern auch Steuergelder in wunderschöne Bildbände und wissenschaftliche Abhandlungen investiert – da kommt Freude auf.
12.30 Uhr Endlich hat Edelbert alle Informationen zusammengetragen und ruft mich auf, ihn in das benachbarte Starbucks Kaffeehaus zu begleiten. Ruckzuck setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und kann es kaum erwarten, einen grossen Becher Bohnentrunk zu schlürfen und dazu köstliche Sandwiches zu fressen.


Ich beisse kraftvoll zu

13.00 Uhr Während sich Edelbert mit einem Tomate und Mozzarella Panini begnügt, beisse ich kraftvoll in ein Chicken Caprese Sandwich und erkundige mich weiter nach Mathew Bradys Arbeit als Kriegsfotograf. Edelbert ist bestens informiert und erzählt, dass der Mann vor mehr als 170 Jahren wichtige Generäle und sogar Abraham Lincoln mit seiner Photokamera abgelichtet hat – das soll mir auch Recht sein.
14.00 Uhr Nach der Mahlzeit kehren wir zum Auto zurück und wünschen einander schöne Nachmittage. Anschliessend hüpfe ich ins Auto und trete die Heimreise in den Willoughby Drive an. Wie es sich gehört, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und nehme mir das Recht heraus, ohne Unterlass zu hupen.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und schliesse die Augen. Dixon tut es mir gleich und döst ebenfalls nach wenigen Augenblicken ein.
16.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, rapple ich mich auf und komme meinen Pflichten als Internetzseelsorger nach. Unter anderem sehe ich mich genötigt, einer alleinerziehenden Mutter ins Gewissen zu reden, dessen 15jähriger Sohn sich tätowieren lassen möchte – wo kommen wir denn da hin.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Ich lotse das Dixon in die Küche und fülle seinen Napf mit Wasser auf. Danach koche ich italienische Langnudeln auf und zaubere in Minutenschnelle ein leckeres Nudelgericht mit Pesto aus dem Glas.


Das kulinarische Wohl darf nicht zu kurz kommen

18.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Hausarbeit beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich verspeise lustige Erdnüsse und schaue mir die Nachrichten auf FOX an – immerhin muss man auf dem Laufenden bleiben.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich mich durch die Satellitenprogramme und bleibe auf AMC hängen, wo just im Moment der Spielfilm “Pirates” (auf deutsch: Piraten) anläuft. Ich lehne mich zufrieden zurück und tauche in die Welt des einbeinigen Piratenkapitäns Red ein, der vier Jahre auf einer einsamen Insel verbracht hat.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich drücke erheitert auf den OFF (löblich: AUS) Knopf der Fernbedienung und lösche das Licht. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und falle übermüdet ins Bett.

9. Juli 2018 – Ich kaufe keinen Räucherofen

08.00 Uhr Die 28. Woche des Jahren bricht an und ich fühle mich prima. Weil es in der kleinen Villa ungewöhnlich ruhig ist, schlüpfe ich in den Morgenmantel und lasse es mir nicht nehmen, laut schreiend ins Gästezimmer zu stürmen und Sandra zu wecken. Leider stelle ich fest, dass das unterbelichtete Kind bereits aufgestanden ist und mit Hund Dixon einen Dauerlauf durchs Wohngebiet unternimmt – wo soll das noch hinführen.


Mein braves Haustier

08.30 Uhr Wenig später trudelt die Maid mit dem hechelnden Haustier in meinem kultivierten Zuhause ein und wischt sich die Schweissperlen von der Stirn. Ich nippe schmunzelnd am Kaffeehaferl und lasse meinen Hausgast wissen, dass es nicht klug ist, bei dieser Affenhitze Sport zu treiben. Um Sandra etwas Gutes zu tun, schenke ich ihr ein Glas O-Saft ein und ermutige sie, einen kräftigen Schluck zu nehmen. Ferner lade ich meine Mieterin ein, mich nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages zum Baumarkt zu begleiten und mir bei Kauf einiger Batterien zur Seite zu stehen. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, deute ich in Richtung der Fernbedienung und informiere, dass ich unbedingt neue Batterien in das Steuergerät einsetzen muss. Nach kurzem Zögern willigt Sandra ein und macht es sich zur Aufgabe, sich eine Dose Cola aus dem Eiskasten zu stibitzen. Währenddessen verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad – das tut gut.
09.30 Uhr Nach einer Stunde kehre ich in die klimatisierte Wohnstube zurück und freue mich, Georg und Maria am festlich gedeckten Frühstückstisch anzutreffen. Wie es sich gehört, schütteln wir Hände und mein Bruder hält mir ein leckeres Cannoli aus der Biscotti Farrugia Bäckerei unter die Nase – wie aufmerksam.


Ich beisse kraftvoll zu

10.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen, erfahre ich, dass meine Verwandten erneut einen Ausflug unternehmen und mit dem Wohnmobil nach Jacksonville krusen wollen. Ausserdem vernehme ich, dass die lieben Leute vier Tage unterwegs sein und erst am Donnerstag zurück kommen werden – das ist ja allerhand.
11.00 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, klatscht Georg freudig in die Hände und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um Lebewohl zu sagen. Ich nicke eifrig und lasse es mir nicht nehmen, die netten Menschen zum WINNEBAGO zu begleiten und ihnen eine sichere Reise zu wünschen. Danach scheuche ich Hund Dixon und Sandra zum Chevrolet und erinnere, dass wir nun Batterien besorgen müssen. Mein Hausgast schnappt sich die Autoschlüssel und entgegnet, dass sie das Steuer übernehmen wird – das ist wieder typisch.
11.45 Uhr Nach 11 zurückgelegten Meilen parken wir den SUV vor der HOME DEPOT Filiale in East Naples und schicken uns an, den klimatisierten Flachbau zu betreten. Während ich zielsicher zur Elektronikabteilung strebe, hält meine Begleiterin plötzlich bei den feilgebotenen Holzofengrills inne und plappert, dass sie mit dem Gedanken spielt, einen sogenannten “Barbecue-Smoker” zu kaufen. Ich lege meinen Kopf schief und bringe heraus, dass es mit den holz- oder kohlebefeuerten Räucheröfen möglich ist, Speisen im heissen Rauch zu garen.


Freundliche Veräufer im HOME DEPOT Markt

12.30 Uhr Schlussendlich finde ich mich am Batterie Regal ein und wähle Akkumulatoren der AA-Klasse aus. Währenddessen redet Sandra weiter auf mich ein und schlägt vor, dass ich mir auch einen Smoker zulegen könnte. Selbstverständlich erhebe ich sofort Einspruch und merke an, dass ich ein armer Rentner bin und keine 1.000 Dollars ausgeben kann – wie traurig.
13.00 Uhr Zurück auf Auto, spähe ich auf meine ROLEX und erkenne mit geschultem Blick, dass die Mittagszeit längst begonnen hat. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, bringe ich eine Einkehr in das benachbarte “Olympia Dining” zur Sprache. Sandra zeigt sich einverstanden und sichert zu, für Speis und Trank zu bezahlen. Da man einen geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schauen sollte, fackle ich nicht lange und laufe mit schnellen Schritten in das griechische Wirtshaus, um einen Pitcher (löblich: Krug) Budweiser sowie ein ordentlich durchgebratenes Surf & Turf Steak zu ordern. Meine Begleiterin steckt ihre Nase in die Tageskarte und bestellt ein vegetarisches Nudelgericht – das soll mir auch Recht sein.
14.00 Uhr Nach der Stärkung präsentiert der Kellner die Rechnung und Sandra sieht sich genötigt, knapp 80 Dollars ausgeben zu müssen. Ich klopfe mir lachend auf die Schenkel und mutmasse, dass das “Olympia” nicht zu den günstigsten Adressen zählt. Das Kind wirft mir böse Blicke zu und drängt zur sofortiger Heimreise – wie lustig.
14.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, setze ich die Batterien in die Fernbedienung ein und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Anstatt meinem Beispiel zu folgen, zwängt sich Sandra in ihren rosaroten Bikini und kündigt an, nun an den Strand rasen und Carol Wang treffen zu wollen – das soll mir auch Recht sein.


Der Hund spielt mit einem Tennisball

15.45 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und nehme am Schreibtisch Platz, um die Anschnurarbeit in Angriff zu nehmen. Während sich Dixon im Garten mit einem Tennisball vergnügt, helfe ich verzweifelten Eltern aus schier ausweglosen Situationen.
16.45 Uhr Nach getaner Arbeit beschalle ich die kleine Villa mit schöner Musik und mache mich in der Küche nützlich. Im Handumdrehen bereits ich ein vitaminreiches Langnudelgericht mit Pesto aus dem Glas zu und freue mich auf einen perfekten Fernsehabend.
18.00 Uhr Mit vollem Magen sorge ich für Ordnung und gehe dann zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich bette mich in der kühlen Wohnstube zur Ruhe und folge interessiert den Nachrichten auf FOX. Ausserdem überfliege ich die eingegangenen Depeschen auf der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lerne, dass Sandra den Abend mit Carol Wang in einem Strandlokal verbringen wird – wie unlöblich.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit greife ich auf das NETFLIX Angebot zurück und gebe mich den Abenteuern des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar hin – da kommt besonders grosse Spannung auf.
21.30 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den nervenaufreibenden Fernsehabend und rufe den Rüden ins Haus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

7. und 8. Juli 2018 – The First Purge

Halli Hallo,

heute melde ich mich aus dem Urlaub.
Wie ihr sicher wisst, bin ich seit letztem Sonntag bei meinem Vermieter im sonnigen Florida. Das Leben unter Palmen ist wirklich wunderschön und ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich meinen Urlaub geniesse.

Übrigens hatte ich das grosse Glück, den wichtigsten Feiertag der Amerikaner hautnah mitzuerleben. Am vergangenen Mittwoch wurde hierzulande der 4. Juli ganz gross gefeiert. Der Independence Day erinnert an die offizielle Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten durch den Kontinentalkongress am 4. Juli 1776. An diesem Tag lösten sich die dreizehn ehemaligen britischen Kolonien von der englischen Krone und erklärten sich als unabhängige Nation.

Der Tag wurde mit tollen Umzügen in den grossen Städten, Feuerwerken und Bierfesten begleitet. Ich hab’ mit Reinhard, Georg und Maria die “Fourth of July Parade” in der Innenstadt sowie das “Weekend Sidewald Sale” entlang der 5th Avenue South besucht. Ausserdem hat Reinhard eine feuchtfröhliche Grillparty im Willoughby Drive veranstaltet und uns mit tollem Essen verwöhnt. Weil ich kein Fleisch esse, hat der Rentner sogar marinierten Tofu und Gemüse auf den Grill geschmissen 😉

Heute Abend ist übrigens Kino angesagt.
Ich werde mich gleich mit John Avanzatti und Carol Wang im “Silverspot Cinema” am Strada Place treffen und mir den Horrorschocker “The First Purge” anschauen …

Bis zum kommenden Wochenende wünsche ich euch Sonne und viel Fun!
Eure Sandra

5. Juli 2018 – Vitamin A

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen. Weil das Dröhnen in meinem Schädel kaum auszuhalten ist, schleppe ich mich nörgelnd zur Hausapotheke und zögere nicht, etliche Aspirin Tabletten einzunehmen. Just in diesem Augenblick gesellt sich Sandra an meine Seite und beteuert, dass sie ebenfalls ein schmerzstillendes Medikament benötigt. Natürlich nehme ich die Maid argwöhnisch ins Visier und mutmasse, dass sie am gestrigen Independence Day (löblich: Unabhängigkeitstag) zu tief ins Glas geschaut hat. Das Mädchen hält prompt Maulaffen feil und wirft mir vor, mindestens 10 Flaschen Bier und einen halben Humpen Bourbon getrunken zu haben – diesen Unsinn muss man gehört haben.


Ich habe keinen Bourbon getrunken

08.30 Uhr Da man sich nicht alles bieten lassen kann, ziehe ich mich wortlos in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher telefoniere ich mit meinen Verwandten und vernehme, dass sich Georg ebenfalls sehr schlecht fühlt und heute nicht aus dem Haus gehen wird – das ist wieder typisch.
09.30 Uhr Nach der Morgenwäsche kehre ich in die Küche zurück und stelle fest, dass Sandra mittlerweile das Frühstück vorbereitet hat. Ich lecke mir die Lippen und mache dem Kind klar, dass man nach einer lustigen Grillfeier viel Flüssigkeit zu sich nehmen muss. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, beisse ich kraftvoll in ein Wassermelonenstück und belehre, dass diese Frucht hauptsächlich in der Volksrepublik China, der Türkei und dem Iran angebaut werden. Ferner merke ich an, dass die Kürbisfrucht zu 96% aus H²O besteht und dem menschlichen Körper besonders viel Vitamin A zuführt – wie aufregend.


Melone enthält viel Vitamin A

10.15 Uhr Nachdem ich eine grosse Portion Rühreier, Donuts aus dem PUBLIX Supermarkt und dünn aufgeschnittenes Capocollo gefressen habe, erhebe ich mich von der Tafel und bette mich in der Hollywoodschaukel zur Ruhe. Dummerweise lässt Sandra nicht lange auf sich warten und schlägt vor, dass wir an den Strand krusen und Hund Dixon etwas Auslauf bescheren könnten. Selbstverständlich winke ich sogleich ab und lasse das Kind wissen, dass es sich gerne den FORD BRONCO ausleihen und selbst an den Golf krusen kann.
10.30 Uhr Während Sandra schmollt und am künstlich angelegten Teich mit dem Vierbeiner spielt, stösst plötzlich Frau Gomez die Terrassentüre auf. Ich begrüsse meine mexikanische Zugehfrau herzlich und bringe auf Anfrage heraus, dass sie gestern einen Urlaubstag eingelegt hat und erst heute mein Zuhause auf Vordermann bringen wird. Ich zucke mit den Schultern und ermutige die Perle, Wäsche zu waschen und die Fenster zu putzen. Darüber hinaus verweise ich auf Sandra und informiere, dass das Mädchen bis zum Monatsende meine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen wird. Die kleinwüchsige Reinigungsfachfrau wirft Sandra skeptische Blicke zu und macht sich daran, Schmutzwäsche in die Waschmaschine zu stopfen – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.15 Uhr Da die Sonne bald ihren Höchststand erreichen wird, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und gönne mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Ausserdem halte ich mit Frau Gomez Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk) und erfahre, dass sie den gestrigen Nationalfeiertag bei Freunden in Fort Myers verbracht hat.


Ich beisse kraftvoll zu

12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 zugeht, werfe ich einen prüfenden Blick in den Kühlschrank und ringe mich dazu durch, eine Pizza in den Ofen zu schieben. Weil mir das Wohl meines Gastes sehr am Herzen liegt, frage ich Sandra, ob sie auch etwas essen möchte. Die Maid lehnt dankend ab und sagt, dass sie sich nun einen Aperol Spritz zubereiten wird – wo soll das noch hinführen.
13.00 Uhr Nach der Stärkung falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von der gestrigen Independence Day Feier – das war eine Gaudi.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und bemerke, dass sich Frau Pontecorvo zum Kaffeekränzchen eingeladen hat. Zu allem Überfluss hat die freundliche Nachbarin einen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht und animiert mich, neben Sandra Platz zu nehmen. Ich komme dem Aufruf nach kurzem Zögern nach und höre, dass die Weibsbilder am Abend ins Lichtspielhaus gehen und sich den Krimi “Sicario 2” anschauen wollen. Die Perle von Nebenan ist hellauf begeistert und kündigt an, dass sie Sandra vorher zum Essen ausführen wird – jaja

15.00 Uhr Nachdem die Frauen das Weite gesucht haben, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ich schufte hart und empfehle verzweifelten Erziehungsberechtigten, mit der heutigen Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.
16.00 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um noch eine Hopfenkaltschale zu trinken. Ausserdem sehe ich im Garten nach dem Rechten und werde Zeuge, wie mein Haustier mit dem Rüden von Familie Crane spielt – wie schön.
16.45 Uhr Nachdem ich das Petersilienbeet bewässert und abgefallene Palmwedel aufgesammelt habe, mache ich mich in der Küche nützlich und kümmere mich um das Nachtmahl. Da ich vom Mittagessen noch immer gesättigt bin, nehme ich mir einer kleinen Portion Bratkartoffeln Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
17.45 Uhr Zum Abschluss des langen Tages nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und lege im Wohnzimmer die Beine hoch. Ich informiere mich bei den FOX Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt und bringe heraus, dass Kabul schon wieder von einem Terroranschlag heimgesucht wurde – wir furchtbar.
18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten wechsle ich auf NETFLIX und werde auf eine neue Serie aufmerksam, die den Titel “Mohawk” trägt und sich mit den Abenteuern einer Indianerfamilie beschäftigt – wie interessant.
21.15 Uhr Nach drei mässig spannenden Episoden schalte ich das Farbfernsehgerät ab und rufe Dixon ins Haus. Danach reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.