13. Juli 2018 – Aperol, Minzbonbons und Äpfel

07.45 Uhr Noch bevor der Radiowecker klingelt, werde ich von meinem Hausgast geweckt. Das Kind wischt sich über die Stirn und informiert, dass die Klimaanlage ausgefallen ist. Ich rolle mit den Augen und ermutige die Maid, in die Garage zu gehen und den Hauptschalter in die “ON” (löblich: Ein) Stellung zu bringen. Anstatt dem Ratschlag nachzukommen, schüttelt sich Sandra und entgegnet, dass in der Garage Spinnen sein könnten – papperlapapp.


In der Garage gibt es keine Spinnen

08.15 Uhr Nachdem ich mir den Bademantel übergeworfen habe, sehe ich am Hauptschalter nach dem Rechten und erkläre dem Mädchen, dass man vor Spinnen keine Angst haben muss. Darüber hinaus drehe ich den Sicherungsknopf der Zentralklimaanlage nach Links und merke an, dass wir in wenigen Minuten angenehmere Temperaturen in der kleinen Villa haben werden. Sandra gibt sich erleichtert und verspricht, ein opulentes Frühstück vorzubereiten – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
08.45 Uhr Während sich Sandra in der Küche zu schaffen macht, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Ausserdem rufe ich bei Prof. Kuhn an und bringe heraus, dass Edelbert während des Vormittages nach Fort Myers krusen wird, um im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) nach neuen Tschienshosen Ausschau zu halten. Da es sehr heiss ist, winde ich mich geschickt aus der Verantwortung und lasse Edelbert wissen, dass ich wichtige Termine im Kalender stehen habe und mich diesem Ausflug leider nicht anschliessen kann.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten beende ich den Badespass und kehre in die Küche zurück. Überrascht stelle ich fest, dass Frau Melody herüber gekommen ist und uns bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten möchte. Ich begrüsse Herrn Booths Nichte herzlich und erfahre, dass die beiden Weibsbilder bald an den Strand krusen wollen. Ich nicke eifrig und antworte, dass ich währenddessen zum Supermarkt rasen werde. Sandra zückt prompt ihre Geldbörse und bittet mich, eine Flasche Aperol, Minzbonbons sowie Äpfel mitzubringen – dieser Stress treibt mich noch ins Grab.
10.30 Uhr Während die Kinder plappern und Kaffee schlürfen, setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und gebe zu Protokoll, dass ich nun zu WINN DIXIE rasen werde. Sandra wünscht mir einen schönen Tag und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie am Abend mit Carol Wang ins Lichtspielhaus gehen wird – jaja.
11.00 Uhr Dreissig Minuten später treffe ich am Ziel ein und lasse Hund Dixon bei laufendem Motor im Auto zurück. Danach mache ich einem dümmlich dreinschauenden Rentner einen Einkaufswagen streitig und strebe unaufhaltsam in die klimatisierte Markthalle. Unter anderem wähle ich frisches Obst, Getränke, Süssigkeiten, diverse Reinigungsmittel sowie die neueste Ausgabe des TV GUIDE (löblich: Fernsehratgeber) aus.


Sandra möchte Alkohol trinken

11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit halte ich an der Fleischtheke inne und freue mich, Scherriff Bradfort zu treffen. Der Leiter der hiesigen Polizeidirektion begrüsst mich überschwänglich und erzählt, dass er am Wochenende einige Kollegen bewirten und ihnen leckeres Grillgut vorsetzen wird. Ich werde sogleich hellhörig und lote aus, ob es etwas zu feiern gibt. Der schwerbewaffnete Ordnungshüter rückt prompt mit der Wahrheit heraus und berichtet, dass er in der vergangenen Woche einen Drogenring zerschlagen konnte – das hört man gerne.
12.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehre ich tütenbepackt zum Auto zurück und stelle mit grosser Sorge fest, dass mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt. Um nicht Hunger leiden zu müssen, verstaue ich die Einkäufe im PS-strotzenden SUV und kehre dann mit dem Rüden im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Schnellgaststätte ein. Ich fackle nicht lange und bestelle ein grosses Glas SEVEN UP (löblich: Sieben hoch) sowie zwei saftige Käseburger mit Fritte und Salat – das schmeckt.
13.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Ich hüpfe ins Auto und lausche während der Heimreise einer Komposition des aus Texas stammenden Sängers Travis Davis – wie schön.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, räume ich die Lebensmittel in den Eiskasten ein und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner nervenaufreibenden Forschungsreise entlang der amerikanischen Ostküste – das war eine Gaudi.


Washington DC muss man gesehen haben

15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verspüre wegen der Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen kippe ich mir ein süffiges Bier hinter die Binde und schlendere in den Garten, um mich in die Hollywoodschaukel zu setzen. Ferner tippe ich Georgs Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und habe das Vergnügen, mit meinem Bruder tratschen zu können. Der gute Mann berichtet von seiner Reise nach Savannah und meldet, dass er morgen die “Perle des Südens” erreichen wird – wie aufregend.
16.00 Uhr Nachdem ich die hochgewachsene Petersilie gegossen habe, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin spendiert mir einen Kaffee und plappert, dass sie heute im Stadtzentrum war und sich einen schicken Hosenanzug gekauft hat – das ist prima.
17.00 Uhr Nach der Plauderei wünsche ich der Perle einen angenehmen Abend und mache es mir zur Aufgabe, das Abendessen vorzubereiten. Da ausgewogene Ernährung sehr wichtig ist, nehme ich mit vitaminreichen Rühreiern und einem im heissen Butterschmalz herausgebratenen Schnitzel Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages schalte ich die Geschirrspülmaschine ein und verabschiede mich in den wohlverdienten Fernsehabend. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Anschliessend gebe ich mich auf CBS dem preisgekrönten Spielfilm “Casino” aus dem Jahre 1995 hin. Das Meisterwerk handelt vom Aufstieg und Fall eines Casinobesitzers, der es in den 1970er Jahren in Las Vegas zu Macht und Reichtum gebracht hat.
21.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.