13. November 2014 – Ein qualmender Rocker im Willoughby Drive

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08.00 Uhr Pünktlich zum Achtuhrläuten schwinge ich mich aus dem Bett und rufe Dixon auf, mir an die frische Luft zu folgen. Der Rüde kommt der Aufforderung anstandslos nach und rennt kläffend zum Teich. Unterdessen lockere ich meine Muskeln und erinnere mich, dass ich um halb 11 mit Edelbert im PUBLIX Supermarkt verabredet bin.

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Um 8:00 Uhr springt der Wecker an

08.30 Uhr Weil die Zeit drängt, verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher lausche ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, ein nagelneues Lied des texanischen Ausnahmekünstlers Wade Bowen zu hören – wie schön.
09.30 Uhr Frisch in Schale geworfen setze ich mich an den Küchentisch und nehme im Beisein meines Haustieres das Frühstück ein. Ausserdem schaue ich aus dem Fenster und werde Zeuge, wie Herr Jeffrey mit seiner Harley Davidson vor dem Anwesen der Connors vorfährt. Der ganz in Leder gekleidete Rocker schwingt sich lasziv vom Motorrad und steckt sich eine Zigarette an. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und lasse Dixon wissen, dass es der Ganove faustdick hinter den Ohren hat. Da ich über alles informiert sein muss, laufe ich nach draussen und winke dem 46jährigen zu. Der Bruder von Herrn Connor erwidert den Gruss und plappert, dass er nur vorbeigekommen ist, um sich von seiner Schwägerin ein Buch auszuborgen. Ist mustere die Harley Davidson argwöhnisch und antworte, dass ich meine Zeit nicht gestohlen habe und nun zum Einkaufen fahren muss.
10.00 Uhr Nachdem ich den Küchentisch abgeräumt und dem Vierbeiner auf die Ladefläche des Chevrolets geholfen habe, kann die Reise auch schon losgehen. Ich presche mit durchdrehenden Pneus aus dem Wohngebiet und bin mir ziemlich sicher, dass Herr Jeffrey Mitglied der “Hells Angels” (löblich: Höllenengel) ist und sich seinen Lebensunterhalt mit Drogenverkäufen verdient – wo soll das noch hinführen.

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Kristelmess und andere Drogen sind unlöblich

10.30 Uhr Ich fahre radiohörend auf den Supermarktparkplatz auf und freue mich, direkt neben Edelberts JEEP einen Stellplatz zu ergattern. Voller Elan hüpfe ich aus dem Auto und reiche dem Professor die Hand. Der schlaue Mann schenkt mir ein Lächeln und zögert nicht, einer Hausfrau (68) einen Einkaufswagen streitig zu machen. Im Anschluss betreten wir die klimatisierte Markthalle und wählen Produkte des täglichen Bedarfs aus. Nebenbei komme ich auf Herrn Jeffrey zu sprechen und erkläre meinem Begleiter, dass der Langhaarige am Morgen das Nachbarhaus belagert und Zigaretten gequalmt hat. Edelbert staunt nicht schlecht und meint, dass es klug wäre, Scherriff Bradfort über das Treiben im Willoughby Drive in Kenntnis zu setzen – wie wahr.


Rauchen ist unlöblich

11.30 Uhr Nach einer Stunde werden wir an der Kasse vorstellig und bezahle die Waren in Bar. Zudem schlage ich dem Professor vor, dass wir jetzt in die benachbarte DAIRY QUEEN Gaststätte einkehren könnten. Edelbert nickt eifrig und beschert der Kassiererin ein groszügiges Trinkgeld in Höhe von 17 Zent – da kommt Freude auf..
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 deutet, nehmen wir an einem einladenden Tisch platz und laben uns an vitaminreichen Hot Dogs (löblich: heissen Hunden) mit Sauerkraut – das schmeckt.

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Heisser Hund (unlöblich: Hot Dog)

12.45 Uhr Nachdem wir aufgegessen und den Plastikmüll in einer Tonne entsorgt haben, kehren wir zum Auto zurück. Zu guter Letzt wünsche ich Edelbert einen schönen Tag und informiere, dass ich die Nachmittagsstunden nutzen werde, um im Garten zu arbeiten – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
13.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Einkäufe in den Eiskasten und bette mich dann auf dem Sofa zur Ruhe. Mein Haustier vergnügt sich währenddessen im Garten und bellt die handzahme Echse Billy an.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und laufe nach draussen, um das Petersilienbeet zu bewässern. Darüber hinaus trage ich abgefallene Palmwedel auf einem Haufen zusammen und stelle mit grosser Sorge fest, dass die hochgewachsene Palme am künstlich angelegten Teich braun geworden ist. Als ich den Baum in Augenschein nehme, gesellt sich Frau Pontecorvo an meine Seite und berichtet, dass es sich hierbei um eine “Washington Palme” handelt, die jährlich im November sämtliche Blätter verliert – das ist ja allerhand.
15.15 Uhr Nach getaner Arbeit lotse ich Frau Pontecorvo in mein Zuhause und kredenze Kaffee sowie lustige Donuts. Ferner tratschen wir angeregt und verabreden, dass wir am Samstag zum Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslass Geschäft) nach Fort Myers krusen sollten. Ich lasse mir einen weiteren Donut schmecken und gebe zu Protokoll, dass ich mich unbedingt neu einkleiden muss.
16.00 Uhr Nachdem endlich Ruhe in der kleinen Villa eingekehrt ist, mache ich es mir am Schreibtisch bequem und beginne mit der Anschnurarbeit. Ich rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und rate einem Vater aus Zweibrücken, seinem Sohn kein strahlendes Apfel (unlöblich: Apple) Handtelefon zum Geburtstag zu schenken.
17.00 Uhr Nach sechzig Minuten fahre ich den Heimrechner herunter und mache mich in der Küche nützlich. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, nehme ich den Ofen in Betrieb und brate ein Schnitzel an. Dazu gibt es köstliches Buttergemüse sowie einen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich verfrachte das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und schalte dann die Glotze ein, um mich über die Geschehnisse in der Welt schlau zu machen.

http://www.youtube.com/watch?v=SR-lbpBf84A

19.00 Uhr Da auf keinem Sendeplatz spannende Filme laufen, bediene ich mich aus der reichhaltigen DVD Sammlung und fröne der deutschen Serie “Diese Drombuschs” – was kann es schöneres geben.
21.00 Uhr Um keine runden Augen zu bekommen, beende ich den Fernsehabend und rufe den Vierbeiner ins Haus. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.

5. November 2014 – Unfälle, Kongresswahl und kein Mariuanna

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08.00 Uhr Der Vierbeiner kommt bellend ins Schlafzimmer gestürmt und leckt mir über den Handrücken. Ich streichle dem Racker über den Kopf und bemerke, dass er im Garten spielen möchte. Natürlich rolle ich mich spornstreichs aus dem Bett und öffne die Terrassentüre.

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Hund Dixon schleckt mir über die Hand

08.30 Uhr Just als ich Wasser in die Wirbelbadewanne laufen lasse, klingelt das Telefon. Ich nehme das Gespräch augenblicklich an und freue mich, Herrn Wangs Stimme zu hören. Mein Bekannter redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass sich Frau Jenna eine Grippe eingefangen hat und derzeit nicht arbeiten kann. Zu allem Überfluss bittet mich der Motelbesitzer, ausnahmsweise einzuspringen und am Samstag eine Reisegruppe aus Österreich zu empfangen. Ich sage prompt zu und bin mir sicher, dass ich ein stattliches Trinkgeld erwarten kann.
09.30 Uhr Nach dem Badespass brühe ich Kaffee auf und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Frau Gomez verrosteter Kleinwagen vorfährt. Meine Zugehfrau schleppt ihre Putzutensilien in die Villa und plappert, dass sich auf dem Tamiami Trail ein Verkehrsunfall ereignet hat. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und erhalte die Auskunft, dass ein Lastkraftfahrer die Kontrolle über seinen Lastzug verloren hat und mit vollem Tempo ins Heck eines Cadillacs gekracht ist – wie furchtbar.
09.45 Uhr Während die Mexikanerin Staub wischt, beisse ich nachdenklich in ein Honigbrot und komme zu dem Ergebnis, dass man sich in der heutigen Zeit nicht einmal mehr in Florida sicher fühlen kann. Vielleicht wäre es doch gescheiter, die kleine Villa gewinnbringend zu veräussern und nach Nebraska umzuziehen. Wie jedes Kind weiss, leben in besagtem Bundesstaat nur sehr wenige Menschen.

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Katze Land – der beste Radiosender

10.15 Uhr Nachdem ich Frau Gomez beauftragt habe, das Gästeklo zu reinigen, schlendere ich nach draussen und rase In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt zum Supermarkt. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass der Tamiami Trail immer noch gesperrt ist – gleich platzt mir der Kragen.
10.45 Uhr Mit fünfzehnminütiger Verspätung betrete ich den PUBLIX und freue mich, Edelbert in der Obstabteilung zu treffen. Mein Bekannter tippt nörgelnd auf seine TIMEX Armbanduhr und behauptet, dass das Wort “Pünktlichkeit” in meinem Wortschatz nicht vorkommt. Ich strafe den Professor mit bösen Blicken ab und entgegne, dass ich wegen eines Unfalls auf dem Tamiami Trail aufgehalten wurde. Edelbert zuckt mit den Schultern und schiebt den Einkaufswagen zur Metzgerei, um luftgetrocknete Salami sowie Hackfleisch einzukaufen.
11.45 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde stehen wir an der Kasse und bezahlen die Waren mit unseren Kreditkarten. Als die übergewichtige Marktmitarbeiterin die Plastikkarten durch den Kassenschlitz zieht, reibe ich mir den Bauch und lasse den Professor wissen, dass ich Hunger habe. Edelbert nickt eifrig und meint, dass wir das Mittagessen im nahegelegene Bob Evans Gasthaus einnehmen könnten – das hört man gerne.

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Unlöbliche Bezahlkarten – Nein Danke

12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten sitzen wir im gutbesuchten Familienrestaurant und laben uns an “Farmhouse Salads” (löblich: Bauernhof Gartensalate) und vitaminreichen Cheeseburger (löblich: Käseburger). Ausserdem plaudere ich mit Prof. Kuhn und vernehme, dass sich der gute Mann das spannende Bill Bryson Buch “A Short History of Private Life” (auf deutsch: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge) gekauft hat.


Bill Bryson – Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

13.00 Uhr Edelbert ist begeistert und berichtet, dass sich der aus Iowa stammende Autor in seinem Buch gedanklich von Zimmer zu Zimmer seines Zuhauses bewegt und passend zu jedem Raum lustige Anekdoten preisgibt. Ich schaufle rösche Kartoffelstäbe in mich hinein und antworte, dass ich kaum Zeit finde, ein Buch zu lesen.
13.30 Uhr Nachdem ich den Waschraum aufgesucht und einen Ketchupfleck vom T-Hemd geputzt habe, wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag. Anschliessend kruse ich gutgelaunt nach Hause und fröne weiter meinem Lieblingsradioprogramm aus Fort Myers.
14.00 Uhr Daheim angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von kühlen Wintertagen am Lake Simcoe.
15.00 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, setze ich mich an den Heimrechner und rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab. Ich staune Bauklötze und erfahre von Frau Pamela F. (59) aus Greifswald, dass sich ihr frecher Sohn Rico (16) strikt weigert, die Schule zu besuchen. Stattdessen vergnügt sich der Hallodri am Bahnhof und schreckt nicht davor zurück, arme Rentner anzupöbeln – das ist ja allerhand.
16.00 Uhr Nachdem ich der kleinen Frau geraten habe, den Buben zur Adoption freizugeben, werfe ich einen Blick ins Gästebuch. Ich lese die Beiträge ganz genau durch und freue mich über den Zuspruch der Heimseitenbesucher.
16.30 Uhr Da Dixon selbst Gassi gegangen ist, verzichte ich ausnahmsweise auf einen Spaziergang. Stattdessen lasse ich die Seele auf der Terrasse baumeln und schmökere in der Tageszeitung.
17.00 Uhr Wenig später kommt der Vierbeiner von seinem Ausflug zurück. Ich erhebe mich aus dem Liegestuhl und mache mich daran, den Napf mit Trockenfutter aufzufüllen. Danach hantiere ich mit der Bratpfanne und zaubere im Handumdrehen gesunde Fischstäbe mit Gemüse und Kartoffelbrei – wie das duftet.

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Mariuanna ist sehr gefährlich

18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lasse ich den Tag vor der Glotze ausklingen. Ich schaue mir die FOX Nachrichten an und informiere über die Kongresswahlen. Zu meiner Freude lerne ich, dass die demokratische Partei von den Wählern abgestraft wurde und die Vorherrschaft im Senat verloren hat. Zufrieden köpfe ich eine Flasche Schaumwein und erkläre Dixon, dass in Florida nicht gewählt, aber über die Legalisierung von Marihuana abgestimmt wurde. Ich spitze die Ohren und höre weiter, dass sich knapp 60% der Wahlberechtigten gegen diesen Unsinn ausgesprochen haben – wie beruhigend.
19.00 Uhr Im Anschluss schalte ich auf NBC um und erfreue mich an einer spannenden Columbo Episode aus den späten 1970er Jahren – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich betätige den AUS Knopf auf der Fernbedienung. Nachdem ich das Bierglas geleert und Dixon in den Garten begleitet habe, verschliesse ich sämtliche Türen und falle ins Bett. Gute Nacht.

2. April 2014 – Papst Johannes Paul II. und lustige Mandelkekse

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich blendend. Wie es sich für einen sportlichen Rentner gehört, schlage ich die Decke beiseite und hüpfe ruckzuck aus dem Bett. Ferner erhebe ich den Zeigefinger und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass sich die stinkfaule Jugend an mir ein Bespiel nehmen sollte.
08.30 Uhr Bevor ich in der Wirbelbadewanne die Seele baumeln lasse, tratsche ich mit Frau Pontecorvo und höre, dass gestern Sandra angerufen hat. Meine Nachbarin seufzt in einer Tour und behauptet, dass sie die Maid liebgewonnen hat und es kaum erwarten kann, sie im Sommer wiederzusehen – wie unlöblich.
09.00 Uhr Als meine Glieder vom Sprudelwasser massiert werden, poltert plötzlich Frau Gomez zur Haustüre herein. Die Putzfrau wünscht mir einen guten Morgen und kündigt an, die Villa putzen zu wollen. Ich gebe der Perle Recht und bitte sie, auf keinen Fall ins Badezimmer zu kommen – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.00 Uhr Nachdem ich mich angezogen habe, leiste ich der Reinigungsfachfrau in der guten Stube Gesellschaft und lasse sie wissen, dass nicht nur das Gästezimmer geputzt, sondern auch die Teppiche ausgeklopft werden müssen. Die Mexikanerin mustert mich skeptisch und antwortet, dass es eigentlich Aufgabe eines Mannes sein sollte, die schweren Läufer in den Garten zu tragen – wie unlöblich.
10.30 Uhr Endlich finde ich Zeit, würzigen Bohnenkaffee aufzubrühen und mir ein kleines Frühstück munden zu lassen. Während Dixon aus dem Betteln gar nicht mehr herauskommt, blättere ich in der Tageszeitung und lerne, dass heute vor 9 Jahren Papst Johannes Paul II. von uns gegangen ist. Selbstverständlich winke ich Frau Gomez an den Frühstückstisch und informiere, dass das ehemalige Kirchenoberhaupt in 3 Wochen heilig gesprochen wird.

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Papst Johannes Paul II.

11.00 Uhr Weil die Putzfrau mit dem Staubsauger einen Höllenlärm veranstaltet, folge ich dem Vierbeiner in den Garten. Schnell bemerke ich jedoch, dass es viel zu heiss ist, um einen Spaziergang zu unternehmen. Stattdessen schleudere ich einen Tennisball zum Teich und animiere den Rüden, eigenständig Gassi zu gehen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
11.30 Uhr Just als meine Zugehfrau einen Teppich auf die Terrasse schleppt, verabschiede ich mich in die Garage und gebe vor, das Auto reparieren zu müssen. Um keinen Verdacht zu erregen, greife ich zum Hammer und haue in regelmässigen Abständen auf die Werkbank. Nebenher rufe ich bei den Kindern im fernen Toronto an und erfahre von Amanda, dass mein Grossneffe vom 18. bis zum 21. April Schulferien hat. Darüber hinaus plappert James Ehefrau, dass sie die Osterfeiertage nutzen wird, um mit der Familie am Lake Simcoe abzutschillen – wie aufregend.

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Lake Simcoe im Winter

12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten kehre ich mit Dixon im Schlepptau in die Villa zurück und entschliesse mich, eine vitaminreiche Pizza im Ofen aufzubacken. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf meinen Jahresurlaub zu sprechen und unterbreite, dass ich womöglich den Hochsommer in Alaska verbringen werde. Frau Gomez winkt ab und legt mir nahe, die wunderschöne Stadt Tijuana in Mexiko zu besuchen – papperlapapp.
13.00 Uhr Nach der Jause falle ich erschöpft aufs Sofa und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags. Mein Haustier tut es mir gleich und streckt ebenfalls alle Viere von sich – da kommt Freude auf.
14.00 Uhr Ich werde durch lautes Türklingeln geweckt und treffe Frau Pontecorvo am Eingang an. Meine Nachbarin überrascht mich mit Mandelkeksen und sagt, dass es ein Vergnügen wäre, auf der Terrasse Kaffee zu trinken. Ich winke die kleine Frau herein und stelle knopfdrückend den futuristischen DeLonghi Vollautomaten ein.
14.30 Uhr Im Anschluss machen wir es uns an der frischen Luft bequem und beobachten Frau Gomez, die gerade damit beschäftigt ist, die Fenster zu putzten. Bei dieser Gelegenheit tratschen wir über Dies und Das und kommen überein, dass wir morgen gemeinsam frühstücken sollten.

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Wir halten das Kaffeekränzchen auf der Terrasse ab

15.15 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden im Willoughby Drive Einzug gehalten haben, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich nehme Depeschen besorgter Eltern in Augenschein und rate einer 40jährigen aus Berlin, ihrem 18jährigen Sohn Tanzlokalbesuche zu untersagen. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf den diesbezüglichen Anschnurbericht und stelle klar, dass in Diskotheken Haschgift, Kreck und Kristlmess in rauen Mengen konsumiert werden.
16.15 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Arbeit und halte im Garten nach Dixon Ausschau. Nach kurzer Suche finde ich den Vierbeiner auf der Terrasse von Familie Crane und werde Zeuge, wie der Frechdachs dem Nachbarshund einen Knochen streitig macht. Ich streichle Dixon übers Fell und gebe zu Protokoll, dass zu Hause eine Schüssel mit Trockenfutter auf ihn wartet.
17.00 Uhr Da ich vom Mittagessen immer noch gesättigt bin, begnüge ich mich mit einer Wurst- und Käseplatte. Dazu gibt es köstliches Weissbrot sowie ein eiskaltes Budweiser mit Schaumkrone – das schmeckt.
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und informiere mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.

19.00 Uhr Nach den Abendnachrichten nehme ich mit dem SHOWTIME “Video on Demand” (löblich: Video auf Abruf) Angebot Vorlieb und fröne der lustigen Serie “Shameless” (löblich: Schamlos). Ich tauche in das Leben der asozialen Familie Gallagher ein und trinke dazu eine Flasche Weisswein aus dem goldenen Kalifornien.
21.00 Uhr Als nach der dritten Folge der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, schalte ich die Glotze aus und scheuche Dixon noch einmal in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

31. Oktober 2013 – Halloween – Nein Danke

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Sehr verehrte Damen und Herren,

das alljährlich am 31. Oktober stattfindende Halloween Fest ist ein heidnischer Volksbrauch aus der Zeit der gottlosen Kelten.

Wie jedes Kind weiss, bedeutet Halloween wörtlich Übersetzt “Allerheiligen”. Angeblich kehren in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die gepeinigten Seelen der Toten auf die Erde zurück, um für Schrecken und Unordnung zu sorgen – wie furchtbar.

Während Halloween in Amerika ein Fest der Familie und vor allem der Kinder ist, wird es in Deutschland von unseriösen Geschäftemachern immer mehr kommerzialisiert. Unter anderem werben geldgierige Tanzlokalbetreiber mit Halloween und animieren Jugendliche, an gefährlichen Kostümparties teilzunehmen. Dieses Verhalten führt dazu, dass schon die Kleinsten Alkohol sowie Drogen konsumieren und gewalttätig werden.

Das renommierte Forschungszentrum Kuschmelka (München) teilte mir in diesem Zusammenhang mit, dass im letzten Jahr in Deutschland während des Halloweentreibens ein Gesamtschaden von mehreren Milliarden Euros entstanden ist. Marodierende Jugendliche machten es sich zur Aufgabe, verfaulte Eier gegen Wohnhäuser, Kirchen und Bildungseinrichtungen zu schleudern. Darüber hinaus kam es in den Grossstädten zu Massenschlägereien, verheerenden Verkehrsunfällen und entgleisten S- sowie U-Bahnen.

Um diesem Missstand Herr zu werden, sollte die Bundesregierung schnellstmöglich die Gesetze ändern und ein generelles Ausgangsverbot für Minderjährige erlassen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

22. Oktober 2013 – American Eagle

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07.45 Uhr Der Radiowecker springt an und ich lerne, dass vor 31 Jahren der Spielfilm “Rambo – First Blood” in den Lichtspielhäusern welturaufgeführt wurde. Ich schnalze mit der Zunge und entschliesse mich, mir in den nächsten Tagen dieses Meisterwerk auf BluRay zu kaufen – immerhin weiss ich herausragende Filme sehr zu schätzen.

08.45 Uhr Nachdem ich mich bei einem Wirbelbad entspannt habe, klingle ich an Frau Pontecorvos Pforte und lade meine Nachbarin zum Frühstück ein. Die Gute freut sich und lotet aus, ob wir in die Stadt krusen wollen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir in Julies Restaurant einkehren werden. Bevor wir losfahren, zücke ich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und setze Edelbert über unseren Ausflug in Kenntnis.

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Meine praktische Schwarzbeere

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten finden wir uns im Gasthaus unseres Vertrauens wieder und treffen Prof. Kuhn handtelefonierend an einem Fenstertisch an. Der schlaue Mann winkt uns aufgeregt zu und berichtet, dass er gerade mit seinem Sohn telefoniert. Ich zucke mit den Schultern und ordere bei Wirtin Julie ein grosses Frühstück mit Extradonut sowie eine Kanne Kaffee.
09.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, beendet der Professor das Gespräch und kommt aus dem Nörgeln gar nicht mehr heraus. Ich frage augenblicklich nach dem Rechten und bringe heraus, dass Herr Peter im Finanzministerium sehr eingespannt ist. Edelbert plappert ohne Unterlass und unkt, dass der Euro in Bälde keinen Cent mehr wert sein wird. Ich nippe genüsslich am Kaffeebecher und antworte, dass ich einen Teil meines stattlichen Vermögens in Aktien sowie Gold- und Silbermünzen investiert habe.
09.45 Uhr Just als Frau Julie die Rechnung präsentiert, pocht Edelbert auf die Tischplatte und sagt, dass er meinem Beispiel folgen und sich ebenfalls mit goldenen Münzen eindecken wird – wie schön.
10.15 Uhr Nach einem erquickenden Spaziergang entlang der Vanderbilt Beach Road hüpfen wir in die Autos und verabreden, dass wir nun ins Stadtzentrum krusen und in Edelberts Hausbank Nägel mit Köpfen machen sollten. Ich helfe Frau Pontecorvo als Kavalier der alten Schule auf den Beifahrersitz und schicke mich an, noch vor Prof. Kuhn aus der Parkbucht auszufahren.

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3 Golddukaten für Edelbert

11.00 Uhr In der Stadt angekommen, begleiten wir den Professor in die Bankfiliale und werden Zeugen, wie er den Heini hinter dem Glasschalter auffordert, wertvolle Goldmünzen vorzuzeigen. Der Knecht kommt augenblicklich in die Gänge und sagt, dass er uns “American Eagle” Münzen zu je einer, einer halben, einer viertelten oder einer zehntel Unze anbieten könnte. Darüber hinaus erfahren wir, dass die sogenannten “Eagles” (löblich: Adler) bis zum Jahre 1933 offizielles Zahlungsmittel in den Vereinigten Staaten waren – wie aufregend.
11.30 Uhr Nach kurzem Überlegen geht mein Bekannter auf den Handel ein und animiert den gestriegelten Schnösel, drei funkelnde Münzen für insgesamt 4.100 Dollars herauszurücken. Edelbert reibt sich die Hände und behauptet, dass der Goldkurs bis zum Jahresende bestimmt noch höher steigen wird.
12.30 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit verlassen wir die “Bank of America” und ringen uns dazu durch, wegen der grossen Hitze in ein klimatisiertes Kaffeehaus einzukehren. Wir bestellen bei einer platinblonden Kellnerin Eiskaffees und nehmen ausserdem mit hausgemachtem Käsekuchen Vorlieb. Unterdessen werfe ich prüfende Blicke auf die Münzen und lasse Edelbert wissen, dass Gold die beste Wertanlage überhaupt ist. Der schlaue Mann schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass er demnächst ein Bankschrankfach anmieten und dort seine Goldbestände deponieren wird – das ist eine hervorragende Idee.
13.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zu fahren. Ich schüttle zum Abschied Edelberts Hand und mache es mir dann zur Aufgabe, Frau Pontecorvo die Beifahrertüre aufzuhalten.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus dem verschwitzten T-Hemd mit NYPD Aufdruck und bette mich im Wohnzimmer zur Ruhe. Schon bald döse ich ein und träume von heiteren Oktoberfestbesuchen.
15.00 Uhr Um nicht die ganze Zeit tatenlos auf der faulen Haut zu liegen, setze ich mich an den Schreibtisch und rufe Depeschen besorgter Eltern ab. Ich nehme die elektronischen Briefe mit Argwohn in Augenschein und bemerke, dass die Jugend von heute keine Manieren mehr kennt. Anstatt brav zu sein, ziehen es die Heranwachsenden vor, Unzucht zu treiben und Haschgift in rauen Mengen zu konsumieren – wo soll das noch hinführen.

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Gefährliche Haschzigaretten

16.00 Uhr Nachdem ich verzweifelten Erziehungsberechtigten geholfen habe, gehe ich von der Leine und unternehme mit Dixon einen Spaziergang. Unter anderem schlendere ich am Grundstück der ehemaligen Olympiateilnehmerin Frau Crane vorbei und werde Zeuge, wie die kleine Frau ihr Haustier mit dem Wasserschlauch abspritzt. Ich klopfe mir lachend auf die Schenken und rufe der Dame zu, dass Dixon sehr wasserscheu ist.
17.00 Uhr Wieder zurück in meinem bescheidenen Eigenheim, mache ich mich in der Küche nützlich und bereite vitaminreiche Rühreier mit Schinken zu – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
18.00 Uhr Nach dem opulenten Abendessen beginnt endlich der ruhige Teil des nervenaufreibenden Tages. Ich mache es mir budweiserschlürfend vor der Glotze bequem und fröne auf dem Bezahlsender AMC einer Episode der Gruselserie “The Walking Dead”. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und registriere, dass die neuen Folgen sehr viel Gewalt zeigen – wie unlöblich.
19.00 Uhr Um keine Albträume zu bekommen, schalte ich auf HBO um und lasse die Seele beim lustigen Familienfilm “National Lampoon’s Vegas Vacation” (auf deutsch: Die schrillen Vier in Las Vegas) baumeln.

21.00 Uhr Als der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, schalte ich ab und begleite Dixon noch einmal durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.