08.00 Uhr Ein neuer Tag im Sonnenscheinstaat beginnt und aus dem Radio erklingt ein Lied des aufstrebenden Landmusiksängers Corb Lund. Beschwingt stehe ich auf und bemerke, dass mein Rücken kaum noch schmerzt.
08.30 Uhr Nachdem ich meine eingerosteten Muskeln auf der Terrasse gestählt habe, eile ich in die Nasszelle und erfrische mich bei einem lustigen Wirbelbad – was kann es schöneres geben.
09.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich den Badespass und freue mich auf einen ruhigen Tag in der kleinen Villa. Leider wird die himmlische Stille bald durch aggressives Telefonschellen gestört. Als ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) greife und auf die Taste mit dem grünen Telefonhörer drücke, meldet sich Amanda und gibt zu Protokoll, dass am Abend im Lowbank Drive eine Grillfeier stattfinden wird. Die Maid geht noch weiter und kündigt an, dass James gerade zum “Farmers Market” gefahren ist, um Biofisch und Salsicces Würste zu besorgen. Ferner vernehme ich, dass ich gegen 17 Uhr im Lowbank Drive erwartet werde – das ist phantastisch.
Meine praktische Schwarzbeere
10.15 Uhr Im Anschluss nehme ich das Frühstück ein und rufe kurzerhand bei Edelbert an. Der Professor nimmt das Gespräch prompt an und sagt, dass er von Amanda ebenfalls eingeladen wurde und uns am Abend Photografien aus Japan zeigen wird – wie aufregend.
11.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, scheuche ich Dixon zum Auto und lasse ihn wissen, dass wir jetzt “Bob’s Liquor Store” ansteuern und Getränke einkaufen werden. Der Vierbeiner hüpft kläffend auf den Rücksitz des PS-strotzenden SUV und macht es sich während der Reise zur Aufgabe, die Seitenscheiben zu verschmieren – wie unlöblich.
11.30 Uhr Kurze Zeit später finde ich mich im Alkoholgeschäft meines Vertrauens wieder und werde vom Inhaber per Handschlag begrüsst. Ich wische mir über die nasse Stirn und erkläre Herrn Bob, dass ich am Abend eingeladen bin und einen spritzigen Wein benötige. Der gute Mann überlegt nicht lange und animiert mich, zu Fisch- und Fleischgerichten einen leichten Sauvignon zu servieren. Bevor ich Worte findet, hält mir der Fachmann ein Fläschchen “Hanna Russian River Valley” unter die Nase. Ich fackle nicht lange und lade neben dem Rebentrunk auch eine Kiste Paulaner Helles in den Einkaufswagen.
12.15 Uhr Zur Mittagszeit begleiche ich die Rechnung in Bar und kehre in die benachbarte “Burger & Fries” Schnellessgaststätte ein. Mit Hund Dixon im Schlepptau schlendere ich zur Essensausgabe und ordere einen vitaminreichen Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Fritten. Anschliessend setze ich mich an einen mit Ketchup verschmierten Tisch und registriere in meiner Funktion als Feinschmecker, dass dieser Burger echt spitze ist.
Sehr vitaminreich: Käseburger
13.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann aus den Kuhjungenstiefeln (unlöblich: Cowboyboots) steigen. Um am Abend in Form zu sein, lege ich auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine hoch und schliesse die Augen.
14.15 Uhr Just als ich von meinem letzten Aufenthalt am Lake Simcoe träume, stupst mich Dixon mit seiner nassen Schnauze an. Ich komme gähnend in die Gänge und sehe, dass Nachbarsrüde Joey am Teich spielt.
15.00 Uhr Während sich die Hunde im Garten amüsieren, gehe ich Anschnur und studiere Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter. Darüber hinaus nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und sehe mich gezwungen, eine Morddrohung ans Bundeskriminalamt nach Wiesbaden weiterzuleiten.
16.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, von der Leine zu gehen und zum Lowbank Drive zu fahren. Ich kämme mir die Haare und flitze dann zum Auto, um mit quietschenden Pneus aus dem Wohngebiet zu brettern.
16.45 Uhr Überpünktlich werde ich im Eigenheim meiner Verwandten vorstellig und freue mich, James am Grill anzutreffen. Der junge Mann fuchtelt mit einer Grillzange vor meinem Gesicht herum und plappert, dass Maria in der Küche beschäftigt ist und einen Kartoffelsalat zaubert. Ich lecke mir die Lippen und lasse es mir nicht nehmen, ins Haus zu gehen und der Guten über die Schulter zu schauen. Ferner bekomme ich von Georg ein kühles Bud Light (löblich: Leicht) kredenzt und bringe heraus, dass wir in einer Stunde essen können.
17.30 Uhr Als James die köstlichen Salsicces auf den zischenden Rost wirft, kommt Edelberts schneeweisser JEEP auf der Einfahrt zum Stehen. Ich tippe auf meine goldene schweizer Armbanduhr und mache den schlauen Mann auf den Umstand aufmerksam, dass er sich verspätet hat. Um nicht verhungern zu müssen, lasse ich mich neben David am Terrassentisch nieder und staune nicht schlecht, als James die gegrillten Schmankerl endlich auftischt.
18.30 Uhr Wir beissen kraftvoll zu und laben uns an gegrillten Garnelen, italienischen Rindsbratwürsten und T Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel). Unterdessen präsentiert Edelbert Photos aus Japan und zögert nicht, Reiseanekdoten preiszugeben. Mein Bruder schwärmt ebenfalls in den höchsten Tönen und legt mir nahe, im nächsten Jahr auch nach Tokio zu fliegen – das wäre zu schön.
Edelbert und Georg waren in Tokio
19.30 Uhr Als Nachspeise verwöhnt uns Amanda mit lustigen Eisbechern. Ich lehne mich entspannt zurück und höre, dass die Kinder am kommenden Mittwoch nach Toronto zurückfliegen müssen. Ich kneife David in die Wange und mutmasse, dass er mich vermissen wird. Der 8jährige schüttelt jedoch den Kopf und meint, dass er dann wieder mit seinem besten Freund Jayden spielen kann – wie unlöblich.
20.00 Uhr Im weiteren Verlauf des Abends planen wir das Wochenende und verabreden, dass wir morgen nach Fort Myers fahren und Minigolf spielen werden. Ich lobe mich selbst über den Schellenkönig und erkläre den Leuten, dass ich ein begnadeter Minigolfer bin.
21.00 Uhr Weil David müde ist, trinke ich einen letzten Schluck Rebensaft und bedanke ich mich für das Essen. Danach kruse ich in Richtung Willoughby Drive davon und setze zu waghalsigen Überholmanövern an.
21.30 Uhr Daheim angekommen, trinke ich noch ein Glas Milch und putze mir die Zähne. Letztendlich lösche ich sämtliche Lichter und gehe zufrieden ins Bett. Gute Nacht.