24. April 2017 – Highway 41

08.00 Uhr Die letzte Aprilwoche beginnt und ich rolle mich juchzend aus dem Wasserbett. Weil meine Glieder eingerostet sind, eile ich mit schnellen Schritten auf die Terrasse und lockere meine Muskulatur redlichst. Nebenher fröne ich stimmungsvoller Bob Seger Musik und spiele mit dem Gedanken, einen Ausflug mit Hund Dixon zu unternehmen – was kann es schöneres geben.

08.30 Uhr Während der Rüde an einem Kauknochen knabbert, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe kurzentschlossen bei Edelbert an. Als sich mein Bekannter nach dem zweiten Tuten endlich meldet, komme ich auf die 40 Meilen entfernte San Carlos Bay vor den Toren Cape Corals zu sprechen und lade den Professor ein, uns zu begleiten. Wie nicht anders zu erwarten, freut sich der schlaue Mann sehr und verspricht, gegen 10 Uhr im Willoughby Drive zu sein – das ist phantastisch.


Mein Zuhause unter Palmen

08.45 Uhr Im Anschluss nehme ich ein Wirbelbad und nutze die Gelegenheit, um mit meinen Verwandten zu telefonieren. Ich treffe Georg und Maria beim Frühstück in Key West an und vernehme, dass die beiden in Kürze die Heimreise antreten werden. Georg schnalzt mit der Zunge und meint, dass er die knapp 330 Meilen lange Wegstrecke in sechs Stunden schaffen wird – das glaube ich kaum.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten werfe ich mich in Schale und vergesse auch nicht, einen Schaumkaffee (unlöblich: Cappuccino) zu trinken. Dazu verzehre ich ein Stück Käsekuchen und lasse es mir ausserdem nicht nehmen, mehrere Sandwiches (löblich: belegte Brote) für die anstehende Reise vorzubereiten.
10.15 Uhr Wenig später rollt Edelberts schneeweisser JEEP vor. Ich scheuche den Vierbeiner nach draussen und helfe ihm auf die Ladefläche des Geländewagens. Danach lasse ich mich schnaufend auf dem Beifahrersitz nieder und ermutige den Professor, dem Highway 41 nach Norden zu folgen. Mein Bekannter nickt eifrig und prescht mit quietschenden Pneus von dannen. Unterdessen verfrachte ich die Bob Seger Kompaktscheibe “Ultimate Hits” (löblich: Ultimative Schläge) in die Musikanlage und wähle die Komposition “Roll Me Away” (löblich: Roll mich weg) aus. Bei dieser Gelegenheit erzähle ich, dass der mittlerweile 71jährige Sänger dieses Lied anno 1983 herausgebracht hat. Edelbert drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch und singt aus voller Brust den Refrain mit – das macht Spass.


Bob Segers ultimative Schläge

11.00 Uhr Nach einer Dreiviertelstunde wechseln wir auf den Hickory Boulevard und haben das Vergnügen, entlang des azurblauen Golfs krusen zu können. Ich seufze laut und berichte meinem Begleiter, dass die zu unserer Rechten liegende Estero Bucht im Jahre 1966 zum ersten offiziellen Wasserschutzgebiet des Staates erklärt wurde.
11.45 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir endlich am Ziel ein. Voller Vorfreude schlendern wir zum Wasser und stellen fest, dass wir nicht die einzigen Besucher sind. Trotz des Andrangs lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und brechen zu einem erquickenden Gassigang auf. Hund Dixon ist ganz aus dem Häuschen und flitzt kläffend ins Dickicht der Mangroven, um etliche Gänse aufzuschrecken – wie lustig.


Hund Dixon spielt ausgelassen

12.30 Uhr Schlussendlich stehen wir an einer Flussmündung und kommen überein, dass nun die Zeit gekommen ist, um eine kurze Rast unter einer schattenspendenden Palme einzulegen. Zudem führen wir uns die mitgebrachten Wurstbrote zu Gemüte und ölen unsere ausgetrockneten Kehlen mit süffiger Dr. Pepper Limonade – das tut gut.
13.30 Uhr Während die Sonne unbarmherzig vom Himmel herabbrennt, erzählt Edelbert von seiner Zeit an der “Berkeley Universität” und meint, dass er es kaum noch erwarten kann, in wenigen Wochen Prof. Tyrus Boetticher wiederzusehen. Unter anderem bringe ich heraus, dass der besagte Forscher nicht nur Präsident der “Alpha Gamma Omega” Studentenverbindung, sondern auch ein weltweit anerkannter Psychologe und Zeitforscher ist. Ich mache grosse Augen und lerne, dass sich der Heini mit interdisziplinärer Bewusstseins- und Zeitforschung auseinandersetzt und schon mehrere Fachbücher veröffentlicht hat – hört sich langweilig an.
14.15 Uhr Nach der Brotzeit werfen die leeren Getränkedosen im hohen Bogen ins Gebüsch und treten den Heimweg an. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen spazieren wir an der Brandung entlang und freuen und auf die anstehende Forschungsreise in den goldenen Westen. Edelbert zieht zufrieden an seiner Meerschaumpfeife und versichert, dass ich den Ausflug nach Kalifornien bestimmt nicht bereuen werde – das will ich hoffen.
15.00 Uhr Völlig verschwitzt hüpfen wir ins Auto und schicken uns an, zu prime WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik nach Naples zurückzukehren. Ich lehne mich entspannt zurück und döse prompt ein.


Katze Land – der beste Radiosender

16.00 Uhr Sechzig Minuten später weckt mich der Professor und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ich nun aussteigen kann. Ich wische mir den Schlaf aus den Augen und bedanke mich für den schönen Ausflug. Anschliessend lotse ich den Vierbeiner in mein kultiviertes Heim und gönne mir nach der nervenaufreibenden Fahrt ein kühles Weissbier auf der schattigen Terrasse – das tut gut.
17.00 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, komme ich in die Gänge und schütte gesundes Trockenfutter in seinen Napf. Darüber hinaus verfrachte ich eine Tiefkühlpizza ins vorgeheizte Backrohr und bereite dazu einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen zu.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich die Glotze in Betrieb und gebe mich den Nachrichten auf VOX hin. Ausserdem tippe ich Georgs Rufnummer ins Tastenfeld der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erfahre, dass meine Verwandten immer noch “on the Road” (löblich: auf der Strasse) sind und erst gegen 22 Uhr in Naples ankommen werden – wie schade.


Meine praktische Schwarzbeere

19.00 Uhr Zur sogenannten “Prime Time” (löblich: Hauptsendezeit) schalte ich auf HBO um und erfreue mich an der preisgekrönten Serie “Veep”. Wie jedes Kind weiss, erzählt dieses Fernsehformat die fiktive Lebensgeschichte der amerikanischen Politikerin Selina Meyer, die es mit viel List und Tücke schafft, bis zur Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten aufzusteigen – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Weil mir langsam die Augen zufallen, beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss wünsche ich meinem Haustier angenehme Träume und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

21. April 2017 – Guido ruft an!

08.00 Uhr Die Amazon ECHO Musiksäule weckt mich mit schöner Rodney Crowell Musik. Während der 66jährige Musiker eine durchzechte Nacht in einer zwielichtigen Hoteltränke besingt, hüpfe ich aus dem Bett und greife zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Ruckzuck tippe ich Georgs Rufnummer ein und freue mich, meinen Bruder nach dem dritten Tuten an der Strippe zu haben. Der gute Mann berichtet ausführlich von seinem Abstecher zu den Florida Keys und setzt mich darüber in Kenntnis, dass man die Inselkette gesehen haben muss. Ich nicke eifrig und bringe weiter heraus, dass die lieben Leute gestern in Key West eingetroffen sind und sich bis morgen ins renommierte “The Marker Resort” einquartiert haben. Georg geht noch weiter und plappert davon, dass er erst am Montag in Naples zurück sein wird – das ist wieder typisch.
08.45 Uhr Nach dem Frühsport auf der Terrasse, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück, um mich bei einem löblichen Wirbelbad zu entspannen. Ich schliesse zufrieden die Augen und denke daran, dass ich in drei Wochen ebenfalls verreisen und die Universitätsstadt Berkeley in Kalifornien besuchen werde – wie aufregend.


Bald werde ich die Universität Berkeley besuchen

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten steige ich aus der Wirbelbadewanne und läute den Tag mit einem prima Frühstück ein. Leider wird die Ruhe bald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin stösst verärgert die Terrassentüre auf und erzählt, dass sie am gestrigen Abend ihren FORD MUSTANG aus der Werkstatt abholen konnte. Die Alte jammert in einer Tour und vertellt, dass ein Mechaniker die “Head Gasket” (auf deutsch: Zylinderkopfdichtung) austauschen musste und ihr 800 Dollars abgeknöpft hat – das ist ja allerhand.
10.15 Uhr Um der kleinen Frau etwas Gutes zu tun, hole ich einen weiteren Teller aus dem Küchenschrank und kredenze eine Portion Rühreier mit Speck. Meine Bekannte greift zungeschnalzend zur Gabel und kündigt an, dass sie in Zukunft den Gürtel enger schnallen muss – das soll mir auch Recht sein.
11.00 Uhr Just als der Zeiger meiner Wanduhr auf Elf zugeht, bimmelt das Festnetztelefon besonders laut. Zu allem Überfluss meldet sich Elsbeth in der Leitung und lotet aus, ob es mir gut geht. Ich beruhige meine Schwester und gebe zu Protokoll, dass es mir in Florida an nichts fehlt. Darüber hinaus schimpft die Hamburgerin über das kalte Wetter in der Hansestadt und unterbreitet, dass ihr Sohn im Mai über den grossen Teich fliegen wird, um acht Wochen in den Vereinigten Staaten zu verweilen. Als ich mich skeptisch gebe, reicht meine Schwester den Hörer plötzlich an Guido weiter und ich habe das zweifelhafte Vergnügen, das erste Mal seit Jahren mit dem Verbrecher sprechen zu müssen. Guido wünscht mir einen guten Tag und meint, dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen sollten. Ferner merkt er Frechdachs an, dass er längst auf den Pfad der Tugend zurückgekehrt ist und sogar im kommenden Jahr seine langjährige Freundin Petra heiraten wird. Ich winke ab und ziehe es vor, den Hörer wortlos auf die Basisstation zu knallen – gleich platzt mir der Kragen.


Der Verbrecher ruft mich an

11.30 Uhr Mit zitternder Stimme wende ich mich Frau Pontecorvo zu und lasse sie wissen, dass ich gerade mit Guido sprechen musste. Meine Nachbarin schlägt erschrocken die Hände über dem Kopf zusammen und unkt, dass der Heini nichts Gutes im Schilde führt – wie wahr.
12.00 Uhr Nachdem sich Frau Pontecorvo verabschiedet hat, räume ich den Tisch ab und erkläre Dixon, dass wir nun an den Golf krusen werden. Der lustige Vierbeiner ist ganz aus dem Häuschen und rennt kläffend zum Auto.
12.45 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise erreichen wir den “Clam Pass Park” und ich schlüpfe aus den Schuhen, um meine Füsse im kühlen Nass zu baden – das macht Spass.
13.30 Uhr Während Dixon den Möwen hinterher jagt, rufe ich kurzentschlossen beim Professor an und erzähle, dass ich eben mit Guido telefoniert habe. Edelbert macht sich die grössten Sorgen und befürchtet, dass der Gauner bald vor der kleinen Villa stehen und mich ausrauben wird. Ich seufze laut und entgegne, dass es wohl gescheiter wäre, nach Nebraska umzuziehen.


Hund Dixon schwitzt

14.00 Uhr Weil die Sonne unbarmherzig vom Himmel brennt, lotse ich Dixon in eine klimatisierte Strandgaststätte und stelle ihm eine Brotzeit in Aussicht. Eine leichtbekleidete Kellnerin namens Mary (27) heisst uns herzlich Willkommen und lässt es sich nicht nehmen, meinem tierischen Begleiter über den Kopf zu streicheln. Ich lasse mich verschwitzt an der Bar nieder und bitte die Bardame, nicht nur eine Schüssel Wasser für das Haustier, sondern auch einen Pitcher (löblich: Krug) Rolling Rock Bier aufzufahren. Darüber hinaus werfe ich prüfende Blicke in die Tageskarte und ordere einen saftigen Käseburger (unlöblich: Cheeseburger) mit Fritten.
14.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, spült die Maid hinter den Tresen Gläser und erkundigt sich, ob ich ein “local Guy” (löblich: lokaler Bursche) bin. Ich wische mir den Mund an der Serviette ab und informiere, dass ich seit vielen Jahren im Willoughby Drive zu Hause bin. Die Kellnerin freut sich und vermutet, dass ich mich in Florida sehr wohl fühlen muss – wie Recht das Kind doch hat.


Ich gebe ein stattliches Trinkgeld

15.00 Uhr Nachdem ich dem Mädchen ein stattliches Trinkgeld zugesteckt habe, verlasse ich mit Dixon die Gaststätte und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen zum Auto zurück.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann mich von den Strapazen des Tages erholen. Gähnend falle ich aufs Kanapee und döse prompt ein, um von meinem verlotterten Neffen Guido zu träumen – wie furchtbar.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und giesse mir ein erfrischendes bayerisches Vollbier ein. Ferner bereite ich das Abendessen vor und entschliesse mich, mit einem gut durchgebratenen T Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) sowie einem gemischten Salat mit Thousand Island Dressing (löblich: 1.000 Insel Sauce) Vorlieb zu nehmen.


Prost

18.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Hausarbeit beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich kippe mir eine weitere Hopfenkaltschale hinter die Binde und gebe mich auf FOX den Abendnachrichten hin.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schalte ich auf den Premiumkanal HBO um, wo gerade der Vorspann zum Krimi “The Town That Dreaded Sundown” (auf deutsch: Warte bis es Dunkel wird) anläuft. Ich lehne mich entspannt zurück und werde Zeuge, wie ein maskierter Mörder die Kleinstadt Texarkana terrorisiert.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel beende ich den Fernsehabend und putze mir zum Abschluss des langen Tages die Zähne. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

19. April 2017 – Bald fliegen wir nach Kalifornien

08.00 Uhr Auch heute lacht die Sonne vom Himmel und ich läute den sechzehnten Mittwoch des Jahres mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Weil ich ein rüstiger Rentner bin und auf perfektes Aussehen grössten Wert lege, absolviere ich etliche Kniebeugel und vergesse auch nicht, ein Rad zu schlagen.
08.30 Uhr Als ich den Rasensprenger in Betrieb nehme, kommt Frau Pontecorvo daher und schimpft, weil ihr FORD MUSTANG Öl verliert. Die Gute legt ihre Stirn in Falten und vertellt, dass sich auf ihrem Garagenboden bereits ein stattlicher Ölfleck gebildet hat. Ich beruhige die Dame redlichst und rate, schnellstmöglich zur Werkstatt zu rasen und einen Fachmann zu Rate zu ziehen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.


Mein Zuhause unter Palmen

09.00 Uhr Kopfschüttelnd kehre ich in die kleine Villa zurück und telefoniere während des Badevergnügens mit meiner Schwägerin. Maria gibt sich kurzangebunden und plappert davon, dass sie in Bälde in Richtung Key West aufbrechen wird. Ferner bringe ich heraus, dass Georg gerade damit beschäftigt ist, den Ölstand des TRAVATO zu überprüfen und Lebensmittel in den Kühlschrank einzuräumen. Natürlich wünsche ich meinen Verwandten eine schöne Reise und halte sie an, auf den Highways grösste Vorsicht an den Tag zu legen.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten nehme ich am Frühstückstisch Platz und führe mir in Hund Dixons Gesellschaft eine Schüssel mit KELLOGGS Flocken zu Gemüte. Dazu trinke ich echten Bohnenkaffee und lasse es mir nicht nehmen, in der Morgenzeitung zu blättern. Dummerweise bimmelt bald das Telefon und Edelbert bringt einen gemeinsamen Schoppingausflug in den PUBLIX Supermarkt zur Sprache. Ich nehme das Angebot spornstreichs an und lasse den schlauen Mann wissen, dass ich gegen halb 12 vor Ort sein werde.
10.45 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, räume ich das Geschirr in die Spülmaschine und ziehe es vor, zum Auto zu schlendern. Just in diesem Moment fährt der verrostete Kleinwagen meiner Zugehfrau vor. Ich heisse Frau Gomez herzlich Willkommen und lege ihr nahe, den Vormittag auszunutzen, um den Küchenboden zu wischen und Wäsche zu waschen. Die kleinwüchsige Mexikanerin nickt eifrig und bittet mich, vom Supermarkt Topfschwämme, eine Flasche Allzweckreiniger sowie TIDE Waschmittel mitzubringen.


Der Boden muss gewischt werden

11.15 Uhr Ich komme frühzeitig am Ziel an und bemerke, dass Edelbert noch auf sich warten lässt. Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, nehme ich den Vierbeiner an die Leine und animiere ihn, auf dem Grünstreifen sein Beinchen zu heben. Nebenher beobachte ich eine übergewichtige Rentnerin, die unter grösster Kraftanstrengung einen voll beladenen Einkaufswagen über den Parkplatz schiebt – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.30 Uhr Endlich fährt der schneeweisse JEEP meines Bekannten auf den Kundenparkplatz. Ich helfe Dixon auf die Ladefläche und gebe zu Protokoll, dass er während meiner Abwesenheit brav sein muss. Anschliessend folge ich Edelbert in den Flachbau und wähle allerhand Waren des täglichen Bedarfs aus. Zudem verweise ich auf meine Verwandtschaft und stelle klar, dass Georg und Maria bis zum kommenden Wochenende auf Reisen sind. Edelbert schnalzt mit der Zunge und verfrachtet mehrere Sechserpacks Budweiser in den Einkaufswagen.


Ein süffiges Bier darf nicht fehlen

12.30 Uhr Nach einer Stunde werden wir an Kasse Nummer 7 vorstellig und bezahlen die Rechnungen mit unseren praktischen Kreditkarten. Währenddessen legt der Professor beste Laune an den Tag und meint, dass wir nun ins benachbarte Mexikogasthaus einkehren sollten – das ist phantastisch.
13.00 Uhr Nachdem wir die Lebensmittel verstaut haben, suchen wir die angeschlossene Tex Mex Wirtschaft auf und ordern landestypische Speisen. Der vollbärtiger Kellner nimmt die Bestellung mit grimmiger Miene auf und serviert alsbald mit Schweinefleisch gefüllte Tortillas. Darüber hinaus laben wir uns an süffigem Light Beer (löblich: Leicht Bier) sowie farbenfrohen Beilagesalaten – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt mein Tischnachbar auf unsere Forschungsreise nach Berkeley zu sprechen und merkt an, dass er mittlerweile mit Herrn Tyrus Boetticher telefoniert und unser Kommen angekündigt hat. Als ich nachfrage, plappert der Professor munter weiter und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der 61jährige an der besagten Lehranstalt seit vielen Jahren physikalische Versuche durchführt und ausserdem Präsident der “Alpha Gamma Omega” Studentenverbindung ist – wie aufregend.


Wir fliegen bald nach Kalifornien

14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Rechnung zu begleichen und die Heimfahrt anzutreten. Weil ich die Spendierhosen angezogen habe, fackle ich nicht lange und überlasse dem Kellner kurzerhand mehrere Geldscheine. Danach reiche ich Edelbert die Hand und scheuche Dixon zum PS-strotzenden SUV.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, stelle ich die Klimaanlage höher und falle fix und foxi aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum über die Golden Gate Bridge spazieren.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke, dass es für die Anschnurseelsorge viel zu spät ist. Achselzuckend hole ich mir eine Flasche Budweiser aus dem Eiskasten und mache mich dann in der Küche nützlich. Zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Klängen richte ich eine kalte Brotzeitplatte mit luftgetrockneter Salami, Capocollo und Cheddarkäse an. Zu guter Letzt lege ich etliche Scheiben Weissbrot dazu und trinke eine weitere Hopfenkaltschale – das tut gut.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und mache es mir dann in der Wohnstube bequem, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit nehme ich mit dem Amazon Angebot Vorlieb und fröne der nagelneuen Serie “Taboo”, die von einem unerschrockenen Forscher erzählt, der nach einem zehnjährigen Afrikaaufenthalt ins London des Jahres 1814 zurückkehrt – wie aufregend.
21.00 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, schalte ich die Glotze nach der zweiten Episode aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre besonders sicher und lege mich schlafen. Gute Nacht.

18. April 2017 – Key West

08.00 Uhr Ich rolle mich gutgelaunt aus dem Bett und nehme mir das Recht heraus, noch vor dem Frühsport ein Osterei zu essen. Danach eile ich zungeschnalzend nach draussen und mache es mir zur Aufgabe, etliche Purzelbäume zu schlagen – was kann es schöneres geben.


Ich esse ein Osterei

08.30 Uhr Während Dixon es vorzieht, an der frischen Luft zu bleiben, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und gönne mir ein lustiges Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Georg und bringe heraus, dass der gute Mann heute das Wohnmobil waschen und Einkäufe erledigen wird. Mein Bruder freut sich und kündigt grossspurig an, dass er morgen mit Maria nach Key West krusen und dort einige Tage verbringen wird. Weil ich keine Termine im Kalender verzeichnet habe, verspreche ich meinem Verwandten, kurzfristig vorbeizukommen und ihm zu helfen.
09.30 Uhr Nach dem Badevergnügen werfe ich mich in Schale und erkläre dem Vierbeiner, dass wir das Frühstück im Lowbank Drive einnehmen werden. Dixon spitzt sogleich die Ohren und flitzt wie von der Tarantel gestochen zum Auto. Ich lache laut und zögere nicht, ihm auf die Ladefläche zu helfen und mit quietschenden Pneus aus dem beschaulichen Wohngebiet zu rasen – da kommt besonders grosse Freude auf.


Der Travato verfügt über eine Küchenzeile

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten erreiche ich mein Ziel und werde Zeuge, wie sich Georg am Wassertank des WINNEBAGO zu schaffen macht. Obgleich mein Magen knurrt, geselle ich mich an die Seite meines Bruders und weise auf die Tatsache hin, dass er den Tank vor der Abfahrt auffüllen sollte. Darüber hinaus tippe ich auf die Zusatzbatterie und informiere, dass man die Batteriespannung nicht aus dem Auge lassen sollte. Der gute Mann nickt zustimmend und vertellt, dass er den Akkumulator bereits gestern aufgeladen hat – wie schön.
10.45 Uhr Um nicht aus den Flip Flops zu kippen, schlendern wir ins Haus und nehmen plaudernd am Frühstückstisch platz. Maria kredenzt selbstzubereiteten Eierkuchen mit Pilzfüllung und setzt uns darüber in Kenntnis, dass sie bald zum Supermarkt fahren und Lebensmittel für die anstehende Reise einkaufen wird. Georg erhebt mahnend den Zeigefinger und bittet seine Ehefrau, genügend Getränke und Brot mitzubringen. Zudem vernehme ich, dass die zwei die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf dem “Calusa Camp Resort” verbringen wollen – das ist phantastisch.
11.15 Uhr Nachdem ich mir den Mund an einer Serviette abgewischt habe, fahren wir mit der Arbeit fort. Voller Elan holen wir den Gartenschlauch hervor und spritzen den Camper redlichst ab. Unterdessen rechnet Georg vor, dass er mindestens fünf Tage “on the Road” (löblich: auf der Strasse) sein wird. Ich nicke zustimmend und lasse meinen Nebenmann wissen, dass Key West wunderschön ist. In diesem Zusammenhang verweise ich auf den Schriftsteller Ernest Hemingway und belehre, dass der Pulitzer-Preis-Gewinner viele Jahre auf den Keys gelebt hat.


Key West ist eine Reise wert

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, rollen wir den Gartenschlauch auf und beginnen damit, die Karosserie mit einem Poliermittel auf Hochglanz zu bringen. Während die Sonne unbarmherzig vom Himmel brennt, wienere ich mir die Hände wund und bemerke, dass langsam meine Kehle austrocknet. Georg kommt aus dem Lachen kaum noch heraus und versorgt mich prompt mit einem süffigen Budweiser – das tut gut.
12.30 Uhr Um keinen Sonnenstich zu bekommen, setzen wir uns ins Wohnmobil und plaudern über dies und das. Unter anderem kommt Georg auf meine Forschungsreise in den goldenen Westen zu sprechen und lotet aus, wann wir nach San Francisco ausfliegen werden. Ich stehe Georg Rede und Antwort und gebe zu Protokoll, dass wir am 14. Mai abreisen und sieben Tage in der Studentenstadt Berkeley bleiben werden – das wird spannend.
13.00 Uhr Endlich kommt Maria von ihrem Schoppingausflug zurück. Die gute Seele präsentiert Tüten mit indischen Spezialitäten und meint, dass sie auf dem Rückweg eine Gaststätte angesteuert und drei Portionen “Chicken Tikka Masala” mitgebracht hat. Wir lassen uns nicht zweimal bitten und folgen der Frau spornstreichs in die Küche.
13.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse und meinen Hals mit süffigem Hopfentrunk spüle, bringt meine Schwägerin die morgige Abfahrt ins Spiel und meint, dass sie bereits kurz nach 9 Uhr losfahren wollen. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass sie in Miami einen Zwischenstopp einlegen und dort zu Mittag essen werden.
14.15 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Schaumkaffees und lustigen Donuts abgerundet haben, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und entschliesse mich, die Heimfahrt anzutreten. Zum Abschied schütteln wir Hände und verabreden, dass wir uns am kommenden Wochenende in alter Frische wiedersehen werden.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, kredenze ich Dixon gesundes Trockenfutter und falle dann gähnend aufs Kanapee. Im Handumdrehen schlummere ich ein und träume von meiner nervenaufreibenden Appalachian Trail Wanderung im April 2013 – das waren noch bessere Zeiten.


Ich träume vom Appalachian Trail

15.15 Uhr Ich öffne die Augen und registriere, dass es bereits Drei geschlagen hat. Weil der Garten bewässert werden muss, verzichte ich ausnahmsweise auf die Anschnurseelsorge und scheuche Dixon an die frische Luft. Fachmännisch hole ich den Schlauch hervor und versorge das Petersilienbeet mit H²O. Bei dieser Gelegenheit tratsche ich mit Frau Pontecorvo und höre, dass die Alte am Abend Freundinnen in der Stadt treffen wird – wie langweilig.
16.30 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, richte ich eine Brotzeitplatte mit Cheddarkäse, Capocollo und luftgetrockneter Salami an. Dazu gibt es ein bayerisches Weissbier mit perfekter Schaumkrone – das schmeckt.
18.00 Uhr Zum Abschluss des stressigen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und lasse mich dann erschöpft auf dem Sofa nieder. Weil ist stets auf dem Laufenden bleiben muss, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf HBO und gebe mich dem Krimi “Da Vinci Code” hin. Die Hollywoodproduktion aus dem Jahre 2006 erzählt aus dem Leben des schlauen Symbologen Robert Langdon, der einer Verschwörung auf die Schliche kommt – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.

17. April 2017 – Ostermontag

Sehr verehrte Damen und Herren,

der heilige Ostermontag gehört mit dem 26. Dezember und dem Pfingstmontag zu den höchsten Kirchenfesten des Kalenderjahres. In vielen Ländern wie Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien sind die Christen aufgerufen, die Gotteshäuser zu besuchen und zu beten.

Weil am Ostersonntag die vierzigtägige Fastenzeit endet, finden Tags darauf zahlreiche Feste statt. Unter anderem wird im oberbayerischen Traunstein der Schwertertanz sowie der weltbekannte Georgiritt begangen. Ferner wandern die Landwirte in meiner weissblauen Heimat die Roggen- und Weizenfelder ab, um für eine reiche Ernte zu bitten.


Der Naples Zoo ist stets eine Reise wert

Wie jeder weiss, sind meine Verwandten derzeit in Florida zu Gast.
Um Georg und Maria eine kleine Freude zu bereiten, werde ich sie gleich in den Naples Zoo begleiten und die netten Menschen anschliessend zu einem kleinen Umtrunk in den “Boston Beergarden” einladen – das wird eine Gaudi.

Ich wünsche allen Lesern einen wunderschönen Ostermontag.
Reinhard Pfaffenberg