24. April 2017 – Highway 41

08.00 Uhr Die letzte Aprilwoche beginnt und ich rolle mich juchzend aus dem Wasserbett. Weil meine Glieder eingerostet sind, eile ich mit schnellen Schritten auf die Terrasse und lockere meine Muskulatur redlichst. Nebenher fröne ich stimmungsvoller Bob Seger Musik und spiele mit dem Gedanken, einen Ausflug mit Hund Dixon zu unternehmen – was kann es schöneres geben.

08.30 Uhr Während der Rüde an einem Kauknochen knabbert, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe kurzentschlossen bei Edelbert an. Als sich mein Bekannter nach dem zweiten Tuten endlich meldet, komme ich auf die 40 Meilen entfernte San Carlos Bay vor den Toren Cape Corals zu sprechen und lade den Professor ein, uns zu begleiten. Wie nicht anders zu erwarten, freut sich der schlaue Mann sehr und verspricht, gegen 10 Uhr im Willoughby Drive zu sein – das ist phantastisch.


Mein Zuhause unter Palmen

08.45 Uhr Im Anschluss nehme ich ein Wirbelbad und nutze die Gelegenheit, um mit meinen Verwandten zu telefonieren. Ich treffe Georg und Maria beim Frühstück in Key West an und vernehme, dass die beiden in Kürze die Heimreise antreten werden. Georg schnalzt mit der Zunge und meint, dass er die knapp 330 Meilen lange Wegstrecke in sechs Stunden schaffen wird – das glaube ich kaum.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten werfe ich mich in Schale und vergesse auch nicht, einen Schaumkaffee (unlöblich: Cappuccino) zu trinken. Dazu verzehre ich ein Stück Käsekuchen und lasse es mir ausserdem nicht nehmen, mehrere Sandwiches (löblich: belegte Brote) für die anstehende Reise vorzubereiten.
10.15 Uhr Wenig später rollt Edelberts schneeweisser JEEP vor. Ich scheuche den Vierbeiner nach draussen und helfe ihm auf die Ladefläche des Geländewagens. Danach lasse ich mich schnaufend auf dem Beifahrersitz nieder und ermutige den Professor, dem Highway 41 nach Norden zu folgen. Mein Bekannter nickt eifrig und prescht mit quietschenden Pneus von dannen. Unterdessen verfrachte ich die Bob Seger Kompaktscheibe “Ultimate Hits” (löblich: Ultimative Schläge) in die Musikanlage und wähle die Komposition “Roll Me Away” (löblich: Roll mich weg) aus. Bei dieser Gelegenheit erzähle ich, dass der mittlerweile 71jährige Sänger dieses Lied anno 1983 herausgebracht hat. Edelbert drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch und singt aus voller Brust den Refrain mit – das macht Spass.


Bob Segers ultimative Schläge

11.00 Uhr Nach einer Dreiviertelstunde wechseln wir auf den Hickory Boulevard und haben das Vergnügen, entlang des azurblauen Golfs krusen zu können. Ich seufze laut und berichte meinem Begleiter, dass die zu unserer Rechten liegende Estero Bucht im Jahre 1966 zum ersten offiziellen Wasserschutzgebiet des Staates erklärt wurde.
11.45 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir endlich am Ziel ein. Voller Vorfreude schlendern wir zum Wasser und stellen fest, dass wir nicht die einzigen Besucher sind. Trotz des Andrangs lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und brechen zu einem erquickenden Gassigang auf. Hund Dixon ist ganz aus dem Häuschen und flitzt kläffend ins Dickicht der Mangroven, um etliche Gänse aufzuschrecken – wie lustig.


Hund Dixon spielt ausgelassen

12.30 Uhr Schlussendlich stehen wir an einer Flussmündung und kommen überein, dass nun die Zeit gekommen ist, um eine kurze Rast unter einer schattenspendenden Palme einzulegen. Zudem führen wir uns die mitgebrachten Wurstbrote zu Gemüte und ölen unsere ausgetrockneten Kehlen mit süffiger Dr. Pepper Limonade – das tut gut.
13.30 Uhr Während die Sonne unbarmherzig vom Himmel herabbrennt, erzählt Edelbert von seiner Zeit an der “Berkeley Universität” und meint, dass er es kaum noch erwarten kann, in wenigen Wochen Prof. Tyrus Boetticher wiederzusehen. Unter anderem bringe ich heraus, dass der besagte Forscher nicht nur Präsident der “Alpha Gamma Omega” Studentenverbindung, sondern auch ein weltweit anerkannter Psychologe und Zeitforscher ist. Ich mache grosse Augen und lerne, dass sich der Heini mit interdisziplinärer Bewusstseins- und Zeitforschung auseinandersetzt und schon mehrere Fachbücher veröffentlicht hat – hört sich langweilig an.
14.15 Uhr Nach der Brotzeit werfen die leeren Getränkedosen im hohen Bogen ins Gebüsch und treten den Heimweg an. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen spazieren wir an der Brandung entlang und freuen und auf die anstehende Forschungsreise in den goldenen Westen. Edelbert zieht zufrieden an seiner Meerschaumpfeife und versichert, dass ich den Ausflug nach Kalifornien bestimmt nicht bereuen werde – das will ich hoffen.
15.00 Uhr Völlig verschwitzt hüpfen wir ins Auto und schicken uns an, zu prime WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik nach Naples zurückzukehren. Ich lehne mich entspannt zurück und döse prompt ein.


Katze Land – der beste Radiosender

16.00 Uhr Sechzig Minuten später weckt mich der Professor und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ich nun aussteigen kann. Ich wische mir den Schlaf aus den Augen und bedanke mich für den schönen Ausflug. Anschliessend lotse ich den Vierbeiner in mein kultiviertes Heim und gönne mir nach der nervenaufreibenden Fahrt ein kühles Weissbier auf der schattigen Terrasse – das tut gut.
17.00 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, komme ich in die Gänge und schütte gesundes Trockenfutter in seinen Napf. Darüber hinaus verfrachte ich eine Tiefkühlpizza ins vorgeheizte Backrohr und bereite dazu einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen zu.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich die Glotze in Betrieb und gebe mich den Nachrichten auf VOX hin. Ausserdem tippe ich Georgs Rufnummer ins Tastenfeld der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erfahre, dass meine Verwandten immer noch “on the Road” (löblich: auf der Strasse) sind und erst gegen 22 Uhr in Naples ankommen werden – wie schade.


Meine praktische Schwarzbeere

19.00 Uhr Zur sogenannten “Prime Time” (löblich: Hauptsendezeit) schalte ich auf HBO um und erfreue mich an der preisgekrönten Serie “Veep”. Wie jedes Kind weiss, erzählt dieses Fernsehformat die fiktive Lebensgeschichte der amerikanischen Politikerin Selina Meyer, die es mit viel List und Tücke schafft, bis zur Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten aufzusteigen – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Weil mir langsam die Augen zufallen, beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss wünsche ich meinem Haustier angenehme Träume und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.