10. Juli 2017 – Parasitenbefall

08.00 Uhr Die 28. Woche des Jahres beginnt und ich reibe mir den Schlaf aus den Augen. Obgleich meine Verwandten angekündigt haben, in zwei Tagen nach Kanada auszufliegen, lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und absolviere auf der Terrasse den Frühsport – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Nachdem ich den Rasensprenkler in Betrieb gesetzt habe, renne ich schwitzend ins Haus zurück. Wie es sich gehört, ziehe ich mich spornstreichs ins Bad zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher rufe ich bei meinen Liebsten an und vernehme, dass Georg und Maria von Miami aus zurück in die Heimat fliegen werden. Mein Bruder ist begeistert und kündigt an, dass er seinen Aufenthalt mit einem opulenten Mittagessen ausklingen lassen möchte. Zudem erfahre ich, dass ich genötigt sein werde, die beiden nach der Mahlzeit im besten Restaurant in der Stadt an die Ostküste zu kutschieren – das kann ja heiter werden.


Hilfe, eine Zecke

09.30 Uhr Kopfschüttelnd steige ich aus der Wanne und greife zum Handtuch. Als ich mich trocken reibe, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass sich eine Zecke an meiner rechten Wade festgebissen hat. Ich schreie entsetzt und flitze badebemäntelt zum Nachbaranwesen, um Frau Pontecorvo über den Parasitenbefall in Kenntnis zu setzen. Die Alte macht grosse Augen und legt mir nahe, schnellstmöglich zum 2 Meilen entfernten “North Naples Hospital” zu fahren. Ich nicke zustimmend und mache schnell kehrt, um mich in Schale zu werfen.
10.00 Uhr Wenig später scheuche ich den Vierbeiner zum Nachbarhaus und bitte Frau Pontecorvo, während meiner Abwesenheit auf Dixon aufzupassen. Im Anschluss hüpfe ich nörgelnd in den Chevrolet und schicke mich an, das Krankenhaus an der Immokalee Road anzusteuern. Nebenher zücke ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, meinem Bruder klarzumachen, dass ich womöglich mehrere Wochen in der Klinik bleiben muss. Georg kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und sichert zu, dass er sich gleich auf den Weg machen und mir in diesen schweren Stunden beistehen wird – wie schön.
10.30 Uhr Nachdem ich das Auto vorschriftsmässig geparkt habe, laufe ich mit schnellen Schritten ins Gebäude und erkläre einer gelangweilt dreinblickenden Empfangsdame, dass mich eine Zecke gezwickt hat. Die behäbige Negerin nippt an ihrer Kaffeetasse und meint, dass ich die Dermatologie im zweiten Stock aufsuchen sollte.
11.00 Uhr Dreissig Minuten später finde ich mich in einem Behandlungsraum wieder und sehe mich mit einem Jungspund konfrontiert, der sich mir als Dr. Belmont vorstellt. Der 33jährige Rotschopf nimmt mein Bein ganz genau in Augenschein und kommt zu dem Schluss, dass ich von einer sogenannten “Gulf Coast Tick” (löblich: Golfküsten Zecke) befallen wurde. Als ich entnervt mit den Augen rolle und mich im Leichenschauhaus liegen sehe, beruhigt mich Dr. Belmont redlichst und zögert nicht, den Parasiten zu entfernen. Bei dieser Gelegenheit lerne ich, dass diese Zeckenart nur sehr selten Krankheiten überträgt. Um auf Nummer sicher zu gehen, präsentiert der Facharzt eine Spritze und impft mich gegen Encephalitis (auf deutsch: Meningoenzephalitis).
12.00 Uhr Kurze Zeit später kann ich die Praxis verlassen und freue mich, im Gang Georg anzutreffen. Mein Bruder klopft mir aufmunternd auf die Schulter und will wissen, ob wir nun ein Bestattungsunternehmen ansteuern sollten. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass ich dem Sensenmann gerade noch von der Schippe gesprungen bin.


Ich gebe ein Vermögen aus

12.45 Uhr Schlussendlich finde ich mich wieder bei der schwarzen Dame am Empfang ein und bringe heraus, dass die Behandlung 270 Dollars kosten soll. Weil ich kein Bargeld zur Hand habe, überreiche ich der Frau meine praktische Meisterkarte und bitte sie, den Rechnungsbetrag von meinem Konto abzubuchen – wie unlöblich.
13.30 Uhr Zurück am Auto, tippe ich auf meine goldene Armbanduhr und gebe bekannt, dass mein Magen nun eine warme Mahlzeit vertragen könnte. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir die “New York Pizza & Pasta” Gaststätte ansteuern könnten – das ist eine phantastische Idee.
14.15 Uhr Während wir süffiges Leichtbier schlürfen und hausgemachte Nudeln mit Fleischbällchen verzehren, lasse ich den Krankenhausaufenthalt in allen Einzelheiten Revue passieren. Unter anderem berichte ich, dass Dr. Belmont davon ausgeht, dass die Zecke keine Krankheiten übertragen hat. Ich gebe mich erleichtert und mutmasse, dass mich der Parasit womöglich bei einem Spaziergang befallen hat – wie furchtbar.


Mein Zuhause unter Palmen

15.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und werden von Hund Dixon auf und ab hüpfend begrüsst. Ich lasse mich auf Frau Pontecorvos Terrasse nieder und fordere die Dame des Hauses auf, mir ein Gläschen Schaumwein einzuschenken. Ausserdem verrate ich, dass ich auf Anraten des Arztes während der kommenden Tage etwas kürzer treten muss. Frau Pontecorvo zeigt Verständnis und verspricht, mir im Haushalt zur Hand zu gehen.
15.45 Uhr Da ich nicht mehr der Jüngste bin, verabschiede ich mich händeschüttelnd und kehre mit dem Rüden im Schlepptau in die kleine Villa zurück. Völlig erschöpft falle ich aufs Kanapee und döse prompt ein.
16.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, bimmelt das Telefon besonders laut. Zu allem Überfluss meldet sich der Professor und erkundigt sich nach meinen Tagesaktivitäten. Natürlich klage ich dem schlauen Mann mein Leid und vertelle, dass man heutzutage nicht einmal mehr beim entspannten Gassigang sicher ist. Edelbert nickt eifrig und sagt, dass er morgen zum Frühstück vorbeikommen wird.


Ich lasse mir eine vitaminreiche Pizza schmecken

18.00 Uhr Nachdem ich eine im Ofen aufgebackene Pizza verzehrt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über und informiere mich bei den Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zeitnah auf den Bezahlkanal AMC und gebe mich dem zwielichtigen britischen Gruselfilm “Don’t Knock Twice” hin, der vom Kampf eines jungen Mädchens gegen eine böse Hexe erzählt. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.30 Uhr Eineinhalb Stunden später betätige ich vogelzeigend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und entschliesse mich, eine kühle Hopfenkaltschale auf der Terrasse zu trinken. Danach verschliesse ich die Türe sicher und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

6. Juli 2017 – Grosse Hitze und Gaumenfreuden

08.00 Uhr Ich hüpfe aus dem Bett und stelle fest, dass sich Dixon noch gar nicht an der Terrassentüre eingefunden hat. Stattdessen treffe ich den Rüden hechelnd in der Küche an und bemerke, dass er während der Nacht seinen Trinknapf geleert hat. Weil ich ein Tierfreund bin, fülle ich die Schüssel spornstreichs mit frischem Wasser auf und öffne dann die Pforte. Schnell wird mir jedoch klar, dass es viel zu heiss ist, um hinaus zu gehen.


Dixon schwitzt

08.30 Uhr Wegen der grossen Hitze absolviere ich den Frühsport in der klimatisierten Stube und ziehe es dann vor, schnellstmöglich im Badezimmer zu verschwinden.
09.00 Uhr Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, rufe ich kurzentschlossen bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und lasse sie wissen, dass ich mich heute ganz bestimmt keinem Ausflug anschliessen werde. Auch Georg jammert ohne Unterlass und vertellt, dass er gleich in seine Badehose schlüpfen und den Tag im hauseigenen Schwimmbecken verbringen wird – das ist eine hervorragende Idee.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 10 zugeht, beende ich den Badespass und werfe mich in Schale. Danach schlendere ich in die Küche und nehme die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Zudem schlage ich etliche Eier auf und zaubere im Handumdrehen ein gesundes Omelett.
10.30 Uhr Just als ich mich am Küchentisch niederlasse und kraftvoll zubeisse, rollt Edelberts schneeweisser JEEP vor meinem kultivierten Haus vor. Der schlaue Mann schleppt sich schnaufend ins Haus und meint, dass ihn gleich der Schlag treffen wird. Um dem Professor etwas Gutes zu tun, kredenze ich ihm eine Dose Root Beer (löblich: Wurzelbier) aus dem Hause A&W und gebe zu Protokoll, dass das Thermometer im Laufe des Tages die 100 F° Grenze überschreiten wird – wo soll das noch hinführen.
11.15 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit gönne ich mir ebenfalls ein Wurzelbier und deute schmunzelnd in Richtung des Nachbargartens. Edelbert späht neugierig nach nebenan und freut sich, Herrn Booths hübsche Nichte in einem knappen Bikini zu sehen. Der gute Mann schnalzt beeindruckt mit der Zunge und unterbreitet, dass Fräulein Melody eine saubere Figur hat – wie wahr.


Frau Melody ist aufreizend bekleidet

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit kommt Dixon von seinem Gassigang zurück und lässt sich fiepend auf den kalten Fliesenboden fallen. Ich streichle dem Racker aufmunternd über den Kopf und lasse es mir nicht nehmen, ihm zwei lustige Kauknochen ins Maul zu stecken. Im Anschluss komme ich auf den neuwertigen WEBER Gasgrill zu sprechen und informiere, dass mir Georg das Gerät freundlicherweise überlassen hat. Der Professor wird augenblicklich hellhörig und sagt, dass es angebracht wäre, zwei köstliche Schnitzel herauszubraten. Ich lege prompt den Zeigefinger an die Unterlippe und weise auf die Tatsache hin, dass ich noch etliche T Bone Steaks in der Tiefkühltruhe aufbewahre. Ruckzuck flitze ich in die Küche und mache mich daran, vier köstliche Rindfleischstücke aus dem Kühlfach zu holen. Edelbert macht sich währenddessen am Grill zu schaffen und dreht den Gashahn bis zum Anschlag auf – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.30 Uhr Während mein Bekannter bei schweisstreibenden Temperaturen am Grill steht, mache ich mich in der Küche nützlich und richte im Handumdrehen einen gesunden Salat mit Oliven an. Darüber hinaus backe ich Kartoffelspalten im Ofenrohr auf und vergesse auch nicht, das Haustier mit Trockenfutter zu verwöhnen.


Fleisch ist ein Stück Lebenskraft

13.00 Uhr Endlich können wir es uns im Wohnzimmer bequem machen und uns die Gaumenfreuden zu Gemüte führen. Natürlich lobe ich Edelberts Grillkünste über den Schellenkönig und registriere, dass er das Fleisch perfekt gebraten hat. Der Professor bedankt sich und versichert, dass auch die Kartoffelspalten hervorragend munden.
13.30 Uhr Als Nachspeise serviere ich Frozen Yoghurt (löblich: Gefrorenen Joghurt) aus dem PUBLIX Markt und merke an, dass ich morgen zu Bob’s Liquor Store krusen und Weissbier einkaufen muss. Mein Tischnachbar reibt sich die Hände und verspricht, mich zum Alkoholgeschäft unseres Vertrauens zu begleiten.
14.00 Uhr Nachdem sich der Professor verabschiedet hat, falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen. Schon bald schlummere ich ein und sehe mich im Traum auf die Pfade des berüchtigten Zodiac Serienmörders versetzt. HEUREKA – diese Reise werde ich so schnell nicht vergessen.
15.00 Uhr Ich werde durch lautes Telefonschellen geweckt und sehe mich genötigt, mit Frau Pontecorvo sprechen zu müssen. Die Dame schimpft über das viel zu heisse Wetter in Jacksonville und erkundigt sich, ob ich regelmässig in ihrem Zuhause nach dem Rechten sehe. Ich zucke mit den Schultern und flunkere, dass ich täglich nach nebenan gehe, um den Briefkasten zu leeren und die Pflanzen zu bewässern. Meine Nachbarin gibt sich erleichtert und erinnert, dass wir uns am Sonntag wiedersehen werden.
15.30 Uhr Nach dem Telefonat gehe ich trotz der unerträglichen Hitze Anschnur und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Internetzseelsorger nach. Wie es sich gehört, helfe ich verzweifelten Erziehungsberechtigten aus schier ausweglosen Situationen und rate dazu, mit der verlotterten Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.


Die Petersilie wächst und gedeiht

16.30 Uhr Fix und foxi beende ich die Arbeit und begebe mich nach draussen, um nicht nur die Petersilie, sondern auch die Mangroven auf dem angrenzenden Grundstück zu bewässern – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
17.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich kehrt und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres das Abendessen vor. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit vier kleinen Sandwiches (löblich: Wurstbroten) und etlichen Gewürzgurken aus dem Glas Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingestellt habe, schalte ich die Glotze ein und schaue mir die FOX Nachrichten an. Unter anderem lerne ich, dass in zwei Monaten die “National Football League” (löblich: Nationale Fussball Liga) in die neue Saison starten wird – wie aufregend.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlkanal HBO und fröne dem Märchenfilm “Big Friendly Giant” (löblich: Grosser freundlicher Riese). Die abendfüllende Produktion aus Stephen Spielbergs Feder erzählt die haarsträubende Geschichte eines Waisenkindes, welches sich mit einem Riesen anfreundet.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Dummsinn beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

5. Juli 2017 – Nach dem Independence Day

08.00 Uhr Der Radiowecker klingelt und ich habe mit schrecklichen Kopfschmerzen zu kämpfen. Weil auch meine Kehle ganz ausgetrocknet ist, stehe ich umgehend auf und fülle ein Tom-Collins Glas mit durstlöschender Diät Cola auf. Danach lasse ich mich im Ohrensessel nieder und erkläre Hund Dixon, dass ich gestern zu viel getrunken habe. Der Vierbeiner stellt prompt seine Ohren auf und schlendert mit wedelnder Rute zur Terrassentüre.


Ich lasse mir eine Diät Cola schmecken

08.30 Uhr Nachdem ich die Pforte geöffnet und dem Haustier einen Kauknochen ins Maul gesteckt habe, falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen.
09.00 Uhr Dummerweise wird die Ruhe wenig später durch schrilles Telefonläuten unterbrochen. Zu meiner Freude meldet sich Maria in der Leitung und gibt zu Protokoll, dass Georg immer noch im Reich der Träume verweilt. Ich gähne ausgiebig und erwidere, dass die gestrige Independence Feier völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Meine Schwägerin gibt mir Recht und mutmasst, dass ich ebenfalls einen Kater habe – das kann man laut sagen.
09.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, in der Nasszelle zu verschwinden und die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Wie es sich gehört, schwinge ich auch den Nassrasierer und rücke den Bartstoppeln zu Leibe.
10.30 Uhr Gegen halb Elf schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und ringe mich dazu durch, die wichtigste Mahlzeit des Tages ausnahmsweise sausen zu lassen. Stattdessen giesse ich mir eine weitere Cola ein und spüle meinen Hals auf der Terrasse mit kräftigen Schlucken durch – das tut gut.


Frau Melody stammt aus dem Grossen Apfel

10.45 Uhr Just als ich es mir in der Hollywoodschaukel bequem mache, werde ich auf eine brünette Schönheit im Nachbarsgarten aufmerksam. Natürlich winke ich dem feschen Hasen freundlich zu und komme zu dem Schluss, dass es sich hierbei um Herrn Booths Nichte Melody handelt. Die 33jährige wünscht mir einen schönen Morgen und erzählt, dass sie sich seit Montag im Sonnenscheinstaat aufhält und bis August bleiben wird. Darüber hinaus bringe ich heraus, dass die aus New York stammende Karikaturistin ihren Urlaub zum Anlass nehmen wird, um Freunde in Miami zu treffen und an Zeichnungen zu feilen. Ich schnalze mit der Zunge und lege der Maid nahe, sich nicht zu lange in der Sonne zu aalen. Danach mache ich kehrt und bette mich in der Schaukel zur Ruhe.
11.30 Uhr Während Dixon mit dem Nachbarshund am Teich spielt, blättere ich in der Zeitung und lerne, dass sich in zwei Tagen Abraham Lincolns Ermordung zum 207 mal jährt. Ich überfliege den Bericht mit grossem Interesse und erfahre ausserdem, dass der im Collier County lebende Regisseur Stephen Spielberg seit vielen Jahren mit der Idee spielt, den Mordanschlag durch John Wilkes Booth auf die grosse Kinoleinwand zu bringen – das hört man gerne.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten trifft Edelbert in der kleinen Villa ein. Mein Bekannter gibt sich deprimiert und beteuert, dass er am Morgen ebenfalls mit hämmernden Kopfschmerzen zu kämpfen hatte. Ich nicke eifrig und nehme mir das Recht heraus, zwei Coladosen aus dem Kühlschrank zu holen und dem Professor redlichst zuzuprosten. Ferner richte ich vitaminreiche Wurstbrote an und ermutige Edelbert, sich eine Stulle schmecken zu lassen. Der schlaue Mann lässt sich nicht zweimal bitten und meint, dass er ab sofort dem Alkohol abschwören wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und mache auf den Umstand aufmerksam, dass wir gestern nicht nur fünf Flaschen Wein und drei Sechserpacks Budweiser, sondern auch eine Halbe Flasche Bourbon getrunken haben.


Das Bier floss in Strömen

13.00 Uhr Wir beenden die Brotzeit und entschliessen uns, nach Dixon zu sehen. Während wir zum Teich spazieren, deutet Edelbert plötzlich zum Nachbarsgarten und freut sich, Frau Melody wiederzusehen. Bevor ich mich versehe, zückt der gute Mann sein Telefon und knipst ungeniert ein Foto. Ich strafe den Professor mit skeptischen Blicken ab und stelle klar, dass es sich nicht gehört, ein Weibsbild beim Sonnenbaden zu knipsen.
13.30 Uhr Nachdem sich Prof. Kuhn zum Auto verabschiedet hat, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und schaue etwas fern. Unter anderem sehe ich mir die Wiederholung der gestrigen “Big Brother” (löblich: Grosser Bruder) Sendung auf CBS an und ärgere mich über die dummdreisten Protagonisten – gleich platzt mir der Kragen.
14.30 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, schalte ich den modernen Flachbildschirm aus und ziehe es vor, die Augen zu schliessen und etwas zu dösen.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und beschalle mein Zuhause mit prima George Strait Musik. Zudem rufe ich bei Frau Pontecorvo an und vernehme, dass die Dame bis zum Sonntag in Jacksonville bleiben wird – wie schön.
16.00 Uhr Nachdem ich der Perle viel Vergnügen gewünscht habe, beende ich das Gespräch und arbeite etwas im Garten. Ausserdem werfe ich Dixon einen Tennisball zu und fordere ihn auf, selbständig Gassi zu gehen.


Dixon spielt mit einem Tennisball

17.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Gartenarbeit kehre ich ins kühle Haus zurück und kümmere mich um das Abendessen. Da ich noch immer keinen grossen Hunger habe, nehme ich mit einer im Ofen aufgebackenen Thunfischpizza Vorlieb. Dazu gibt es einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.00 Uhr Ein besonders nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Zu guter Letzt sorge ich in der Küche für Ordnung und rufe dann Dixon ins Haus. Da ich stets auf dem Laufenden bleiben muss, fröne ich im Anschluss den Nachrichten auf FOX und mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit gesellt sich Dixon zu mir aufs Sofa und gibt sich an meiner Seite dem amerikanischen Märchenfilm “Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children” (auf deutsch: Die Insel der besonderen Kinder) hin. Während ich gesunde Maischips (unlöblich: Nachos) knabbere, werde ich Zeuge, wie ein unterbelichteter Jugendlicher (16) mit seinem Vater nach Wales reist, um das Waisenhaus zu besuchen, in dem sein verstorbener Opa viele Jahre gelebt hat – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Kopfschüttelnd beende ich den Fernsehabend und begleite den Vierbeiner noch einmal in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

4. Juli 2017 – Independence Day

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

weil heute mit dem “Independence Day” (löblich: Unabhängigkeitstag) einer der wichtigsten Feiertage des Jahres begangen wird, habe ich mich kurzerhand entschlossen, ausnahmsweise keinen Tagebucheintrag zu verfassen. Stattdessen möchte ich ihnen den amerikanischen Nationalfeiertag näher bringen.

Wie jedes Kind weiss, wird der 4. Juli als Geburtstag der Vereinigten Staaten angesehen. Besagtes Datum soll an die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 erinnern. Zu dieser Zeit führten die Bürger der neuen Kolonien an der amerikanischen Ostküste einen erbitterten Krieg gegen das britische Königshaus. Viele fühlten sich ungerecht behandelt, weil das englische Parlament die Steuern erhöht hatte, um damit die immensen Kriegskosten zu finanzieren.

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Thomas Jefferson

Letztendlich wurde die grösstenteils von Thomas Jefferson und Benjamin Franklin verfasste und vom Zweiten Kontinentalkongress verabschiedete Unabhängigkeitserklärung von allen Anführern der Kolonien unterzeichnet. Damit betonten die freiheitsliebenden Amerikaner zum ersten Mal, dass sie unabhängig sein und nicht mehr unter dem Zepter des britischen Königshaus stehen wollen – wie aufregend.

Viele Amerikaner veranstalten am 4. Juli lustige Picknicks oder besuchen patriotische Paraden in den Stadtzentren. Selbstverständlich hissen die Hausbesitzer – genauso wie am Memorial Day – die amerikanische Fahne und bringen damit zum Ausdruck, dass sie stolz auf die Vereinigten Staaten sind.

Um meinen Verwandten und Bekannten eine Freude zu bereiten, werde ich sie am heutigen Abend zu einem kleinen Umtrunk in den Willoughby Drive eingeladen. Neben Georg und Maria, Herr Wang und Prof. Edelbert Kuhn, haben ausserdem die Porellos ihr Kommen angekündigt – da kommt besonders grosse Freude auf.

Hochachtungsvoll
Reinhard Pfaffenberg

30. Juni 2017 – Frau Pontecorvo verabschiedet sich

08.00 Uhr Der letzte Junitag bricht an und ich rolle mich gähnend aus dem Wasserbett. Weil ich längst nicht zum alten Eisen zähle, laufe ich in den Garten und nutze das sonnige Wetter, um meine Glieder bei der Morgengymnastik zu lockern – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Nach der sportlichen Betätigung poche ich an Frau Pontecorvos Terrassentüre und lote aus, wann sie nach Jacksonville fahren wird. Die Gute tippt auf ihre Armbanduhr und informiert, dass die Abreise für 11 Uhr geplant ist. Zudem schenkt mir die Dame ein Lächeln und sagt, dass wir vorher frühstücken werden – wie schön.


Frau Pontecorvo fährt nach Jacksonville

09.00 Uhr Beschwingt kehre ich in die kleine Villa zurück und lasse Hund Dixon wissen, dass ich vor den Gaumenfreuden ein Wirbelbad nehmen werde. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Wanne mit Wasser volllaufen. Unterdessen tippe ich die Nummer meiner Verwandten in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und bringe heraus, dass Georg und Maria nach Fort Myers gerast sind, um hemmungslos in einschlägigen Kaufhäusern abzuschoppen – das ist wieder typisch.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten werde ich erneut an Frau Pontecorvos Pforte vorstellig und freue mich, von der Dame des Hauses mit einem Bussi begrüsst zu werden. Ich folge meiner Bekannten spornstreichs ins Esszimmer und gebe Dixon zu verstehen, dass die nette Frau sogar etwas Schinken vorbereitet hat. Meine Gastgeberin streichelt dem Rüden über den Kopf und plappert davon, dass sie echten Virginia Schinken in die Schüssel verfrachtet hat – da läuft einem doch glatt das Wasser im Munde zusammen.


Am Dienstag wird der Unabhängigkeitstag gefeiert

10.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, kommt meine Tischnachbarin auf den Independence Day (löblich: Unabhängigkeitstag) zu sprechen und behauptet, dass sie den Feiertag zum Anlass nehmen wird, um mit Blanche das “Liberty Fest” in Jacksonville zu besuchen. Meine Nachbarin schwärmt in den höchsten Tönen und vertellt, dass entlang der Strandpromenade unzählige Musikgruppen aufspielen werden – das ist prima.
11.15 Uhr Weil der Perle eine fünfstündige Autofahrt bevorsteht, beende ich die wichtigste Mahlzeit des Tages und nehme mir das Recht heraus, beim Abwasch zu helfen. Unterdessen flitzt Dixon kläffend an die frische Luft und stattet dem Nachbarshund Joey einen Besuch ab. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erkläre Frau Pontecorvo, dass ich am 4. Juli eine kleine Grillfeier im heimischen Garten abhalten werde. Darüber hinaus stelle ich klar, dass ich nicht nur Prof. Kuhn sowie meine Verwandten, sondern auch Herr Wang und Familie Porello in den Willoughby Drive einladen werde – das gibt ein rauschendes Fest.
12.00 Uhr Wenig später erhalte ich den Schlüssel zum Nachbarhaus und werde von Frau Pontecorvo beauftragt, regelmässig die Pflanzen zu giessen und den Briefkasten zu leeren. Ich nicke eifrig und helfe der kleinen Frau, ihren zentnerschweren Reisekoffer zum FORD MUSTANG zu schleppen.
12.30 Uhr Nachdem meine Nachbarin hupend davon gefahren ist, lotse ich den Vierbeiner ins Haus und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Leider wird mein Nickerchen bald durch ohrenbetäubendes Telefonschellen unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Georg in der Leitung und berichtet, dass er im Miromar Outlet Store ein Schnäppchen ergattern konnte. Ich staune Bauklötze und vernehme, dass mein Bruder einen WEBER Gasgrill für 700 Dollars erstanden hat. Bevor ich antworten kann, rechnet der gute Mann vor, dass besagtes Produkt im Fachhandel das Doppelte kostet.


Am 4. Juli wird gegrillt

13.15 Uhr Nach dem Telefonat lege ich die Beine hoch und schliesse die Augen. In wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum an die amerikanische Westküste versetzt.
14.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu verschlafen, rapple ich mich hoch und nehme am Schreibtisch platz. Pflichtbewusst rufe ich Depeschen ab und erfahre vom Forschungszentrum Kuschmelka (München), dass es in Deutschland angesichts der vielen Asylanten drunter und drüber geht. Weiter lerne ich, dass jeder Flüchtling den Steuerzahler im Durchschnitt 450.000 Euros kostet – das ist ja allerhand.


Amazon Kindle ist prima

15.15 Uhr Nachdem ich das Betriebssystem heruntergefahren habe, greife ich zum Telefon und kontaktiere Prof. Kuhn. Ich treffe Edelbert in einer “Barnes & Noble” Filiale an und höre, dass der schlaue Mann mit dem Gedanken spielt, 129 Dollars in ein NOOK Lesegerät zu investieren. Natürlich lache ich laut und weise auf die Tatsache hin, dass das Amazon Lesegerät KINDLE lediglich 60 Dollars kostet. Mein Bekannter nimmt sich den Ratschlag zu Herzen und meint, dass er am Abend Anschnur gehen und die Amazon Modellpalette in Augenschein nehmen wird. Ich atme tief durch und unterbreite, dass wir morgen Besorgungen für die bevorstehende Independence Day Feier tätigen müssen. Mein Gesprächspartner zeigt sich einverstanden und meint, dass wir uns gegen halb Elf in Julies Restaurant zum Frühstück treffen könnten – dazu sage ich nicht nein.
16.00 Uhr Während Dixon faul auf dem Kanapee liegt, laufe ich in den Garten und nehme den Rasensprenger in Betrieb. Ausserdem dünge ich das Petersilienbeet und vergesse auch nicht, Unkraut zu jäten.
17.00 Zum Abschluss des langen Tages bereite ich das Abendessen zu und nehme mit einer Wurstplatte Vorlieb. Dazu gibt es vitaminreiches Weissbrot sowie ein Glas Weisswein aus dem sonnigen Kalifornien – das tut gut.

19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten schalte ich auf AMC um und schaue mir das Drama “This Is Where I Leave You” (auf deutsch: Sieben verdammt lange Tage) an. Die Filmumsetzung des bekannten Jonathan Tropper Romans handelt von einem Mann, der seine Ehefrau in flagranti beim Fremdgehen erwischt und in eine Sinnkrise verfällt.
20.45 Uhr Nach 100minütiger Langeweile flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und lösche sämtliche Lichter. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.