26. und 27. Dezember 2018 – Weihnachtliche Musik

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin ein grosser Anhänger der amerikanischen Volks- (unlöblich: Folk) und Landmusik (unlöblich: Countrymusic). Zur Weihnachtszeit veröffentlichen angesagte Interpreten stets Kompaktscheiben mit bekannten Weihnachtsliedern.

Die aus Sharon im Bundesstaat Kansas stammende Künstlerin Martina McBride überraschte ihre Anhängerschaft im Jahre 1998 mit ihrem Weihnachtsalbum “White Christmas” (löblich: Weisse Weihnachten). Auf dem Silberling fand man unter anderem die traditionellen Kompositionen “Stille Nacht” (auf englisch: Silent Night), “O Holy Night” (auf deutsch: Oh heilige Nacht) sowie den titelgebenden Welterfolg aus Irving Berlins Feder “White Christmas”.


Martina McBride – White Christmas

Die Scheibe war so erfolgreich, dass sich das Musikunternehmen RCA entschloss, im Jahr darauf eine Neuauflage mit zwei neuen Liedern in den Handel zu bringen. Auch 2007 fand sich das Martina McBride “White Christmas” Album in den landesweiten Hitparaden wieder. Mit insgesamt weit über 2.000.000 verkauften Einheiten zählt dieses Werk zu den erfolgreichsten Weihnachtsveröffentlichungen aller Zeiten – wie aufregend.


Martina McBride – It’s The Holiday Season

Im Sommer 2018 ging Frau McBride erneut ins Studio, um für ihr zweites Weihnachtsalbum “It’s The Holiday Season” neue Lieder aufzunehmen. Insgesamt sang die 52jährige Ausnahmekünstlerin neun Stücke in den weltbekannten “Capitol Studios” in Los Angeles, CA, sowie in den “Blackbird Studios” in Nashville, TN ein. Bei den Aufnahmen wurde sie von befreundeten Musikern und einem Streichorchester unterstützt. Martina McBride gelang es, angestaubten Liedern wie “Rudolph, the Red-Nosed Reindeer” (löblich: Rudolph, das rotnasige Rentier) oder dem anno 1932 von John Frederick Coots und Haven Gillespie komponierten Lied “Santa Claus Is Coming To Town” (löblich: Der Weihnachtsmann kommt in die Stadt) eine jazzige Note zu verleihen – da kommt besonders grosse Freude auf.

Darüber hinaus lies es sich Martina McBride nicht nehmen, eine mehrwöchige Konzertreise in Angriff zu nehmen, um ihre neue Veröffentlichung im Rahmen der “Joy Of Christmas Tour” (löblich: Freude an Weihnachten Tournee) landesweit vorzustellen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

20. Dezember 2018 – John Steinbeck

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute trafen auf dem Postweg die letzten Weihnachtspräsente für meine Verwandten und Freunde ein. Um dem Trubel in der Innenstadt von Naples zu entgehen, habe ich sämtliche Geschenke am vergangenen Wochenende auf der Plattform des weltgrössten Internetzhändlers erstanden. AMAZON hielt sein Versprechen und lieferte pünktlich vor Weihnachten per Expresslieferung – wie schön.

Unter anderem habe ich für meinen Bruder einen Roman des wohl bekanntesten amerikanischen Schriftstellers ausgewählt. Herr John Steinbeck verfasste zeitlebens zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Novellen. Darüber hinaus arbeitete der aus Salinas in Kalifornien stammende Autor als Journalist und schrieb es sich auf die Fahnen, während des 2. Weltkriegs auch als Kriegsberichterstatter für grosse amerikanische Tageszeitungen tätig zu sein.

Wie jedes Kind weiss, verstarb John Steinbeck just heute vor 50 Jahren im Alter von 66 Jahren an Herzversagen. Durch seine Romane “Früchte des Zorns”, “Jenseits von Eden, “Von Mäusen und Menschen” sowie “Die Strasse der Ölsardinen” wurde er zu den meistgelesenen amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Der gute Mann pflegte einen realistischen Stil und verstand es, einfühlsam für die Armen und Entrechteten einzutreten. Ferner stellte er sich an die Seite der leidgeplagten Landbevölkerung und trat als ökologischer Vordenker in Erscheinung.

Der Pulizer- und Nobelpreisträger trat für eine gerechte Gesellschaft, für die Aufhebung der Rassentrennung und für eine verbesserte Sozialgesetzgebung ein. Trotzdem befürwortete er den Vietnamkrieg und lies es sich nicht nehmen, nach Fernost zu reisen und die amerikanischen Truppen an der Frontlinie zu unterstützen.


John Steinbeck – America and Americans

Mein Bruder wird am Weihnachtsmorgen sicherlich Bauklötze staunen und sich sehr über John Steinbecks letzte Veröffentlichung “American and Americans” freuen. Der Bildband, der erstmals im Jahre 1966 publiziert wurde, umfasst Essays und grossformatige Photografien aus allen Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Ich wünsche allen Lesern einen frohen 4. Advent.
Reinhard Pfaffenberg

5. Dezember 2018 – Regen, nichts als Regen

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle beim Blick aus dem Fenster fest, dass ein Wolkenbruch niedergeht und den gepflegten Vorgarten in eine Sumpflandschaft verwandelt. Auch Hund Dixon steht mit grossen Augen vor der Terrassentüre und weigert sich standhaft, nach draussen zu laufen – das ist ja allerhand.


Dixon bleibt in der trockenen Stube

08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik in der trocknen Stube absolviert habe, lasse ich die Seele bei einem lustigen Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus telefoniere ich mit Prof. Kuhn und bringe heraus, dass mein Bekannter ebenfalls keinen Fuss vor die Türe setzen wird. Edelbert schimpft wie ein Rohrspatz und kündigt an, sich während der kommenden Stunden aufschlussreichen Dokumentationen auf NETFLIX hingeben zu wollen. Unter anderem lerne ich, dass sich Edelbert das Fernsehspiel “Food, Inc.” ansehen möchte, welches sich mit der Monopolisierung der Lebensmittelindustrie auseinandersetzt – das hört sich langweilig an.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später beende ich die Morgenwäsche und ziehe es vor, mich modisch zu kleiden und trotz des Regens meiner Nachbarin einen Überraschungsbesuch abzustatten. Frau Pontecorvo öffnet badebemäntelt die Pforte und beteuert, dass sie etwas länger geschlafen hat. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass ich grossen Hunger mitgebracht habe. Meine Nachbarin winkt mich gähnend herein und macht es sich zur Aufgabe, Kaffee aufzubrühen und mich mit einer stattlichen Portion Rühreier zu verwöhnen. Wie es sich gehört, greife ich spornstreichs zur Gabel und merke an, dass das Frühstück prima schmeckt. Meine Tischnachbarin nippt zufrieden am Kaffeehaferl und sagt, dass das regnerische Wetter dazu einlädt, sich aufs Kanapee zu legen und ein Buch zu lesen – jaja.


Meine Terrasse

10.15 Uhr Um Frau Pontecorvo nicht weiter zu stören, wünsche ich ihr einen schönen Nachmittag und fasse den Entschluss, nach Hause zu gehen. Ruckzuck kehre ich zur kleinen Villa und erkenne, dass der Vierbeiner in den Garten gelaufen ist, um ein Eichhörnchen zu jagen. Fluchend rufe ich nach Dixon und drohe, ihn noch heute ins Tierheim zu bringen – gleich platzt mir der Kragen.
10.45 Uhr Nachdem ich Dixons Fell trocken gerieben habe, schnappe ich mir ein Bier aus dem Eiskasten und mache es mir vor der Glotze bequem. Missmutig quäle ich mich durch die zahlreichen Programme, um nach kurzer Suche auf einem lokalen Sender hängen zu bleiben. Ein schlechtgekleideter Neger namens Phil plappert Unsinn und möchte von einer übergewichtigen Blondine wissen, ob sie mittlerweile alle Weihnachtsgeschenke eingekauft hat. Ich rolle entnervt mit den Augen und wechsle auf NETFLIX, um nach der von Edelbert empfohlenen Dokumentation zu suchen. Alsbald werde ich fündig und habe das Vergnügen, einen Einblick in die Lebensmittelindustrie zu bekommen. Ich staune nicht schlecht und lerne, dass es in den Vereinigten Staaten nur noch etwa 30 Schlachthöfe gibt, die für die amerikanische Fleischproduktion verantwortlich sind – wie schrecklich.

12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich atme tief durch. Weil mir der Appetit vergangen ist, verzichte ich auf ein reichhaltiges Mittagessen und nehme mit einem Apfel Vorlieb. Darüber hinaus fresse ich einen Joghurt und schaue wehmütig in den Garten, um Hund Dixon wissen zu lassen, dass an einen Spaziergang nicht zu denken ist – wie schade.
12.45 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und bette mich auf dem Sofa zur Ruhe. Schon bald döse ich ein und träume vom anstehenden Wiedersehen mit meiner Familie – das wird ein Spass.
13.45 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch das fiepende Haustier gestört. Ich rolle mich vom Kanapee und stelle wohlwollend fest, dass der Regen mittlerweile nachgelassen hat. Um dem Rüden etwas Auslauf zu bescheren, öffne ich die Terrassentüre und scheuche ihn an die frische Luft.
14.15 Uhr Anschliessend nehme ich am Schreibtisch Platz und kümmere mich um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Wie fast jeden Tag schufte ich auch heute hart und rate verzweifelten Eltern, mit den unflätigen Jugend hart ins Gericht zu gehen – alles darf man sich auch nicht gefallen lassen.
15.15 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung studiere ich die Einträge im Gästebuch und ärgere mich, weil schon wieder unterbelichtete Dreikäsehochs beleidigende Einträge hinterlassen haben – wie unlöblich.
15.30 Uhr Weil Dixon noch immer nicht zurück ist, fahre ich das WINDOWS (löblich: Fenster) Betriebssystem mausdrückend herunter und eile nach draussen, um den Namen meines Haustieres zu rufen. Bereits nach wenigen Sekunden flitzt Dixon kläffend über das satte Grün und animiert mich, die Hundeleine zu schnappen und mit ihm Gassi zu gehen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
16.30 Uhr Nachdem wir durchs Wohngebiet spaziert sind, stosse ich die Haustüre auf und kümmere mich um das Abendessen. Ich schwenke gesundes Butterschmalz in einer Pfanne und zaubere im Handumdrehen ein asiatisches Fertiggericht mit Reis, Gemüse und Hühnerfleisch – wie gut das duftet.


Ich informiere mich aus erster Hand

17.30 Uhr Nach der Hausarbeit nehme ich im Ohrensessel platz und freue mich auf einen gepflegten Fernsehabend. Als erstes fröne ich den Nachrichten auf FOX und lerne, dass es während der kommenden Tage schwülwarm und sehr sonnig werden wird – das hört man gerne.
18.30 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schalte ich auf den HBO um und gebe mich dem Lichtspielerfolg “Interstellar” hin. Der preisgekrönte Zukunftsfilm handelt von einer Raumschiffmannschaft, die mit der Aufgabe betraut wird, jenseits dieser Galaxie nach Lebensräumen für die Menschheit zu suchen – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

25. September 2018 – Happy Birthday Edelbert

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und lasse es mir nicht nehmen, zum Telefonhörer und greifen und bei Edelbert anzurufen. Selbstverständlich meldet sich der gute Mann bereits nach dem ersten Tuten und ich habe das Vergnügen, meinem Bekannten alles Gute zu seinem Geburtstag zu übermitteln. Darüber hinaus erfahre ich, dass mich der Professor gegen 17 Uhr im “Sails Restaurant” erwartet – das wird eine Gaudi.
08.30 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet habe, ziehe ich mich ins Bad zurück und recherchiere während der Morgenwäsche über die besagte Gaststätte an der 5th Avenue. Alsbald wird mir klar, dass das “Sails Restaurant” eines der führenden Fischwirtshäuser in Florida ist – da kommt besonders grosse Freude auf.


Im “Sails” wird Fisch serviert

09.30 Uhr Redlichst nach Eukalyptus duftend, steige ich aus der Wanne und mache es mir zur Aufgabe, Hund Dixon nach draussen zu scheuchen und meiner Nachbarin mit einem Besuch zu beglücken. Frau Pontecorvo freut sich und möchte wissen, ob ich ihr beim Frühstück Gesellschaft leisten möchte. Ich nicke eifrig und bitte die Dame, mir einen starken Kaffee aufzubrühen. Ferner nehme ich mit etlichen Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speck sowie mit herzhaftem Cheddarkäse Vorlieb – das schmeckt.
10.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, komme ich auf Edelberts Geburtstag zu sprechen und bringe heraus, dass uns die Perle auch ins “Sails” begleiten wird. Meine Tischnachbarin leckt sich die Lippen und kündigt an, dass sie Pappardelle (löblich: italienische Bandnudeln) mit Sardellen essen wird. Ich mache grosse Augen und entgegne, dass ich das teuerste Gericht von der Tageskarte wählen werde.
11.00 Uhr Just als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 11 zugeht, surrt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) besonders laut. Missmutig nehme ich das Telefonat an und vernehme Georgs Stimme in der Leitung. Mein Bruder legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass die weltbekannte Landmusikcombo “Lady Antebellum” in drei Tagen im “MidFlorida Amphitheatre” in Tampa aufspielen wird. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und erinnert, dass er Eintrittskarten gekauft hat und es kaum noch erwarten kann, die Kapelle auf der Bühne zu erleben. Ich schlage in die gleiche Kerbe und entgegne, dass wir bereits gegen Mittag losfahren und vor dem Auftritt einen Spaziergang durch das Zentrum der 350.000 Einwohner zählenden Gemeinde unternehmen sollten.


Lady Antebellum pörformen in Tampa, FL

12.00 Uhr Zur Mittagszeit lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und bedanke mich bei Frau Pontecorvo für die feine Mahlzeit. Danach nehme ich den Vierbeiner an die Leine und breche zu einer Wanderung zum “La Playa” Golfplatz auf. Um dem Vierbeiner etwas Abwechslung zu verschaffen, werfe ich ihm Stöckchen zu und animiere ihn, die hochgewachsenen Mangroven zu bewässern – das macht Spass.
13.00 Uhr Nach einer kurzweiligen Plauderei mit Herrn Booth, stosse ich verschwitzt die Pforte zur kleinen Villa auf. Fix und Foxi schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle aufs Kanapee, um mich etwas zu entspannen.
14.00 Uhr Nach sechzig Minuten werde ich durch aggressives Hupen aus einem schönen Traum gerissen. Als ich neugierig aus dem Fenster spähe, werde ich Zeuge, wie Frau Pontecorvo aus ihrem schnittigen Mustang steigt und sich lasziv mit der Hand durchs Haar fährt. Gähnend eile ich nach draussen und halte meine Nachbarin an, die allgemein geltenden Ruhezeiten zu beachten. Anstatt mir Recht zu geben, redet die Perle ohne Unterlass auf mich ein und verdeutlicht, dass sie knapp 100 Dollars beim Frisör lassen musste – das ist ja allerhand.
14.45 Uhr Während der Vierbeiner im Garten herumtollt, lade ich Frau Pontecorvo auf die schattige Terrasse ein und kredenze ihr ein Gläschen Schaumwein. Nebenher vereinbaren wir, dass wir gegen halb 5 gemeinsam zum “Sails” Restaurant krusen sollten – das kann mir nur Recht sein.
15.30 Uhr Nachdem sich die Dame verabschiedet hat, dusche ich mich kalt ab und schampuniere mit das Haupthaar. Im Anschluss trockne ich mich ab und fasse den Entschluss, zur Feier des Tages meinen hellblauen Ausgehanzug anzuziehen und mit die Mähne mit BRISK aufzusteilen – wie gut das duftet.


Ich steile mein Haar mit BRISK

16.00 Uhr Um die Zeit sinnvoll zu gestalten, hole ich die Geschenke aus dem Schrank und packe sie in farbenfrohes Papier ein. Zudem binde ich lustige Schleifen an die Präsente und vergesse auch nicht, nette Zeilen auf eine Glückwunschkarte zu schreiben – mein Bekannter wird vor Freude Purzelbäume schlagen.
16.30 Uhr Wenig später bimmelt meine Nachbarin an der Haustüre und drängt zur sofortigen Abreise. Ich lasse mich nicht zweimal bitten und gebe zu Protokoll, dass ich sehr grossen Hunger habe. Ruckzuck helfe ich Hund Dixon auf die Ladefläche und brettere mit durchdrehenden Pneus von dannen – was kann es schöneres geben.
17.00 Uhr Pünktlich betreten wir das Spitzenlokal im Herzen Naples und wünschen Edelbert alles Gute zu seinem Wiegenfest. Natürlich überreiche ich meinem besten Freund auch die verpackten Mitbringsel und registriere, dass ich mit der John McCain Autobiografie voll ins Schwarze getroffen habe – wie aufregend.
17.30 Uhr Als Vorspeise fährt der gestriegelte Kellner vitaminreichen Mozzarella an einer deftigen Salbeicreme auf. Obwohl ich das italienische Frischkäseerzeugnis sehr zu schätzen weiss, verziehe ich den Mund und lasse die Anderen wissen, dass mir diese Jause ganz und gar nicht mundet. Mein Bruder erhebt neuklug den Zeigefinger und macht mich auf dem Umstand aufmerksam, dass es sich hierbei um einen feinen Burrata-Käse handelt – jaja.


Wir stossen auf Edelberts Geburtstag an

18.00 Uhr Als nächstes kredenzt der Knecht eine grosse Fischplatte mit allerhand Meeresfrüchte. Dazu gibt es Saisongemüse sowie Kartoffelvariationen mit leckeren Sossen. Wie es sich gehört, lade ich eine stattliche Portion Tintenfischringe auf meinen Teller und merke an, dass ich mich sehr auf das anstehende Lady Antebellum Konzert freue. Georg gibt mir Recht und sagt, dass wir die Nacht auf seine Kosten in Tampa verbringen sollten – wie schön.
19.00 Uhr Nachdem wir das Essen mit Käsekuchen und Capuccinos abgeschlossen habe, zückt Edelbert seine Geldbörse und sieht sich genötigt, dem Kellner weit über 200 Dollars zu überreichen. Ich seufze laut und mutmasse, dass uns die hohen Lebenshaltungskosten allesamt ins Armenhaus bringen wird – wo soll das noch hinführen.
19.30 Uhr Schlussendlich schütteln wir Hände und vereinbaren für Morgen einen Strandspaziergang. Im Anschluss hüpfe ich in den Chevrolet Suburban und bringe Frau Pontecorvo sicher nach Hause. Weil ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann, stelle ich den SUV auf der Einfahrt ab und wünsche meiner Nachbarin süsse Träume.
20.30 Uhr Ein langer und nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich schleppe mich mit letzter Kraft ins Schlafzimmer und wünsche dem Haustier einen erholsamen Schlaf. Gute Nacht.

1. August 2018 – Eine neue Alkohollizenz

08.00 Uhr Der erste Tag des Erntemonats August beginnt und ich fühle mich blendend. Weil Frau Gomez bald vorbeikommen wird, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik.
08.30 Uhr Nachdem ich ein Glas Orangensaft getrunken und Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul gesteckt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Ich lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln und zögere nicht, bei meiner Familie im Lowbank Drive anzurufen. Natürlich frage ich meinen Bruder bezüglich der Anreise der Kinder aus und erhalte die Auskunft, dass die jungen Leute am Freitag in Naples eintreffen werden.


Dixon bekommt einen Kauknochen

09.30 Uhr Redlichst nach Rosenwasser duftend, steige ich aus der Wirbelbadewanne und ziehe eine modische Bermudahose sowie ein Hawaiihemd an. Anschliessend eile ich in die Küche und freue mich, meine Zugehfrau an der Spüle anzutreffen. Frau Gomez wünscht mir einen schönen Morgen und plappert, dass sie sich am Wochenende in ihren verdienten Urlaub verabschieden wird. Natürlich werde ich sogleich hellhörig und bringe auf Anfrage heraus, dass die fleissige Putzfrau mit ihrem Mann die Millionenmetropole Monterrey besuchen wird. Selbstverständlich falle ich der Perle ins Wort und unterbreite, dass ich ohne eine erfahrene Putzkraft nicht über die Runden kommen werde. Die Mexikanerin zeigt Verständnis und verspricht, dass sie eine Freundin beauftragen wird, mein Zuhause auf Vordermann zu bringen – das kann mir nur Recht sein.
10.15 Uhr Nachdem ich das Frühstück verzehrt habe, werfe ich prüfende Blicke in den Eiskasten und bemerke, dass der Sektvorrat langsam zur Neige geht. Um nicht auf den köstlichen Rebentrunk verzichten zu müssen, fasse ich den Entschluss, das Alkoholgeschäft meines Vertrauens anzusteuern und dort Getränke zu besorgen.
10.30 Uhr Schlussendlich schüttle ich Frau Gomez Hand und bitte sie, während meiner Abwesenheit das Bett frisch zu beziehen und auch das Gästezimmer zu reinigen. Im Anschluss eile ich zum Nachbarhaus und frage Frau Pontecorvo, ob sie mich zu “Bob’s Liquore Store” begleiten möchte. Meine Nachbarin nickt eifrig und entgegnet, dass sie die Gelegenheit am Schopfe packen und etliche Flaschen Wein einkaufen wird – das hört man gerne.


Frau Pontecorvos Weinvorrat geht zur Neige

11.00 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken haben, scheuche ich Dixon zum Auto und helfe Frau Pontecorvo als Kavalier der alten Schule auf den Beifahrersitz. Danach lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und gleite zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Klängen von dannen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten erreichen wir unser Ziel und treffe den Ladeninhaber kautabakkauend hinter der Registrierkasse an. Der lustige Mann schimpft wie ein Rohrspatze und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er Anfang Oktober seine Alkohollinzenz erneuern muss. Ich rolle entnervt mit den Augen und merke an, dass man der verfluchten Bürokratie den Kampf ansagen sollte. Herr Bob schlägt in die gleiche Kerbe und rechnet vor, dass die Stadtoberen eine Gebühr über 400 Dollars veranschlagen – das ist ja allerhand.
12.15 Uhr Um 170 Dollars ärmer, verlassen wir das Fachgeschäft und fassen den Entschluss, das Mittagessen im zwei Meilen entfernten “Napoli Restaurant” einzunehmen. Ruckzuck steigen wir in den PS-strotzenden SUV ein und können es kaum noch erwarten, leckere Speisen vom Stiefel zu kosten.
12.45 Uhr Mit letzter Kraft schleppe ich mich in das gutbesuchte Gasthaus und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich heute die Spendierhosen angezogen habe. Meine Begleiterin ist begeistert und nimmt sich das Recht heraus, eine Thunfischpizza mit Salat zu ordern. Ich folge diesem Beispiel und labe mich neben süffigem Rotwein an hausgemachten Nudeln mit Fleischbällchen – schmeckt gar nicht schlecht.


Die kleine Villa unter Palmen

14.45 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und finde die kleine Villa ordentlich aufgeräumt vor. Während Dixon im Garten zurückbleibt, mache ich es mir in der guten Stube bequem und döse schnell ein – das tut gut.
15.45 Uhr Nach der Pause fülle ich meinen Kaffeebecher mit brühfrischem Bohnentrunk auf und ziehe es vor, am Schreibtisch Platz zu nehmen und Anschnur zu gehen. Während sich draussen dunkle Gewitterwolken vor die Sonne schieben, studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle fest, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
16.45 Uhr Nachdem ich zahlreiche Depeschen abgesendet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde ausgelassen mit dem Nachbarhund spielt, blättere ich in der Tageszeitung und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – da kommt Freude auf.
17.30 Uhr Im Anschluss kehre ich in die klimatisierte Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere im Handumdrehen ein halbes Dutzend schmackhafte Sandwiches (löblich: Wurstbrote) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken aus dem Glas zu verzieren – das keusche Auge isst bekanntlich stets mit.
18.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr sechs mal schlägt, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und fröne den Nachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass just heute vor 115 Jahren die amerikanische Westernheldin Calamity Jane gestorben ist. Wie jedes Kind weiss, fluchte die Dame wie ein Bierkutscher und führte jahrelang eine abgelegene Biertränke im Yellowstone Nationalpark – wie aufregend.

19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und erfreue mich an der sechsten Staffel des preisgekrönten Serienspiels “Orange is the New Black”. Während der französische Schaumwein in Strömen fliesst, werde ich Zeuge, wie die Gefangenen des Litchfield Frauengefängnisses in eine neue Vollzugsanstalt verlegt werden – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach drei Episoden betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.