30. Oktober 2014 – Ein entspannter Nachmittag am Clam Pass

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der Wecker bimmelt und läutet den vorletzten Oktobertag ein. Ich rolle mich aus dem Wasserbett und beginne den Morgen mit dem Frühsport. Unterdessen lausche ich dem Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und bringe in Erfahrung, dass am Freitag Halloween gefeiert wird – wie aufregend.

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Halloween – Nein Danke

08.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb 9 deutet, verabschiede ich mich ins Badezimmer und lasse die Seele bei einem lustigen Wirbelbad baumeln. Da gutes Aussehen heutzutage besonders wichtig ist, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – da kommt Freude auf.
09.30 Uhr Wenig später beende ich das Badevergnügen und entschliesse mich, das Frühstück in Frau Pontecorvos Gesellschaft einzunehmen. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau laufe ich nach nebenan und wünsche meiner Nachbarin einen schönen Tag. Die kleine Frau freut sich über den Besuch und lotst mich prompt in die Küche.
10.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und brühfrischen Bohnentrunk geniessen, komme ich auf Morgen zu Sprechen und kündige an, dass ich eine Schüssel mit Bonbons neben die Haustüre stellen werde. Frau Pontecorvo schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass die Kinder von Familie Connor schon ganz aufgeregt sind und es kaum noch erwarten können, sich zu verkleiden – das wird ein Spass.
10.30 Uhr Ich nehme einen letzten Schluck Kaffee und gebe meiner Bekannten zu verstehen, dass wir nun ans Meer krusen und Dixon etwas Auslauf verschaffen könnten. Frau Pontecorvo ist hellauf begeistert und macht es sich zur Aufgabe, in ihre Sandalen zu schlüpfen und einen Hut aufzusetzen. Danach laufen wir zum Auto und preschen zu stimmungsvollen Radioklängen aus dem Wohngebiet.

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Am Clam Pass Beach, Naples, FL

11.00 Uhr Endlich sind wir am Ziel und können den PS-strotzenden SUV direkt vor dem Haupteingang des “Clam Parks” abstellen. Auf Schusters Rappen laufen wir zum azurblauen Ozean und zögern nicht, unsere Füsse im kühlen Nass zu baden – was kann es schöneres geben.
11.30 Uhr Während der Wanderung entlang des Golfs, plaudere ich mit meiner Nachbarin über das Weihnachtsfest und gebe ihr zu verstehen, dass ich die “staade Zeit” bei meiner Familie in Toronto erleben werde. Frau Pontecorvo bietet mir einen HUBBA BUBBA Kaugummi an und entgegnet, dass sie über Weihnachten ihrer bekloppten Freundin Blanche in Jacksonville einen Besuch abstatten möchte – das soll mir auch Recht sein.
12.15 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir in eine Strandgaststätte und ordern vitaminreiche Baconburger (löblich: Schinkenburger) mit Kartoffelstäben und Salat. Ferner bestellen wir den “Drink of the Day” (löblich: Getränk des Tages) und staunen nicht schlecht, als der Barmann plötzlich ein Gesöff namens “Fall Punch” (löblich: Herbstpunsch) auffährt. Da ich Neuem stets offen gegenübertrete, nippe ich spornstreichs am Glas und registriere, dass das Langgetränk gar nicht schlecht schmeckt.

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Ich fresse einen Burger

13.00 Uhr Wegen der grossen Hitze beenden wir die Mahlzeit und kehren ruckzuck zum Auto zurück. Ich bringe meine Begleiterin sicher in den Willoughby Drive zurück und wünsche ihr einen ruhigen Nachmittag.
13.45 Uhr Bevor ich mich aufs Ohr lege, telefoniere ich mit Edelbert und erfahre, dass der schlaue Mann den Nachmittag in der Bibliothek verbringen wird. Als ich genauer nachfrage, verweist Edelbert auf den zweiten Präsident der Vereinigten Staaten und erzählt, dass John Adams heute seinen 279. Geburtstag feiern würde. Darüber hinaus höre ich, dass sich Edelbert näher mit dem Politiker beschäftigen will – wie langweilig.
14.00 Uhr Nachdem ich den Hörer auf die Basisstation gelegt habe, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse schnell ein. Unter anderem träume ich von meiner Appalachian Trail Wanderung und sehe mich im Traum auf den Clingman’s Dome versetzt.

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Der Clingman Dome

15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme zufrieden am Schreibtisch Platz. Auch heute kümmere ich mich aufopferungsvoll um die Anschnurseelsorge und lerne, dass die schulpflichtigen Jugendlichen in Bayern derzeit Ferien haben. Frau Emilia H. aus Rosenheim schreibt, dass ihr 13jähriger Sohn Felix die Herbstferien ausnutzt, um dem Heckentauchen zu frönen. Ich verweise auf den diesbezüglichen Anschnurbericht und rate der verzweifelten Erziehungsberechtigten, dem Frechdachs mit Stubenarrest zu begegnen.
16.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, lege ich dem Vierbeiner die Leine um und breche zu einem Gassigang auf. Dummerweise gerate ich bald ins Visier der vorlauten Nachbarskinder Emily und Francis und sehe mich genötigt, mit den Dreikäsehochs tratschen zu müssen. Ich streichle Francis über den Kopf und gebe zu Protokoll, dass er morgen Abend gerne an der kleinen Villa klingeln und sich Süssigkeiten abholen kann.
17.00 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und bereite in der Küche das Abendessen für mich vor – dieser Stress treibt mich noch ins Grab.
18.00 Uhr Nach der Mahlzeit mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und strecke völlig erschöpft die Beine aus. Wie es sich gehört, schaue ich mir die Nachrichten an und mache mich über die Geschehnisse in der Welt schlau.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich bald den Kanal und schalte auf AMC um, wo gerade der Vorspann zum amerikanischen Drama “Joe” anläuft. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in das Leben des Försters Joe ein, der Freundschaft mit dem erst 15jährigen Gary schliesst. Bald bemerkt der Wandarbeiter, dass Gary von seinem Vater verprügelt und vernachlässigt wird – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Als nach 120 Minuten der Film zu Ende geht, schalte ich den Flachbildschirm aus und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich nachdenklich ins Bett. Gute Nacht.

18. Oktober 2014 – Selig und Reinhards Theaterbesuch

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Hi Friends and Neighbours,

die Hamburger Rockband Selig ist derzeit auf Tour und gastiert heute Abend in der Münchner Theaterfabrik.

Gegründet wurde die Combo Anfang der 90er Jahre in Hamburg. Ihr Debütalbum “Selig” erreichte Platz 35 der deutschen Albumcharts. Zwei Jahre später folgte der zweite Longplayer “Hier” mit einer fast ausverkauften Tour durch Österreich, die Schweiz und Deutschland. Nach der Trennung im Jahre 1998 dauerte es bis zur Bandreunion 9 lange Jahre. 2009 wurde mit “Und Endlich unendlich” das vierte Selig Studioalbum mit grossem Erfolg released.

http://www.youtube.com/watch?v=ERtoH91VQVY

Weil ich auf handgemachte Rockmusik abfahre, habe ich mir in der vorletzten Woche Tickets auf Eventim.de gesichert. Bärbel und Marlene werden mich begleiten und freuen sich auch schon, Frontman Jan Plewka, Leo Schmidthals, Chris Neander, Stoppel Eggert und Malte Neumann Live in Concert zu erleben 🙂

Mit Reinhard habe ich auch schon telefoniert.
Der Rentner wurde gestern von Edelberts Sohn ins Theater eingeladen. Die Naples Players – eine örtliche Schauspielgruppe – führt in der Blackburn Hall zum letzten Mal das Stück “Noises Off” auf. Das preisgekrönte Stück vom britischen Autor Michael Frayns handelt davon, wie Schauspieler eine Komödie proben und sich im Laufe der Zeit völlig zerstreiten.

Eigentlich wollte mein Vermieter einen ruhigen Fernsehabend einlegen. Aber alle Ausreden haben ihm nichts gebracht. Also muss er heute Abend wohl oder Übel mit Edelbert, Peter und Frau Pontecorvo ins Theater gehen 🙂

Okay, jetzt muss ich mich für Selig aufbrezeln.
Morgen hört ihr wieder von mir.
Sandra

15. Oktober 2014 – Ein Mittagessen in Pelican Larry’s Wirtschaft

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich rolle mich gähnend aus dem Wasserbett und läute den 288. Tag des Jahres mit dem Frühsport im Freien ein. Nebenher lasse ich meinen Blick über den Garten schweifen und bemerke, dass der Rasen gewässert werden muss – das hat gerade noch gefehlt.
08.45 Uhr Nachdem ich die Sprinkleranlage angestellt und das Petersilienbett mit H²O versorgt habe, klingle ich am Nachbarhaus und erkundige mich bei Frau Pontecorvo, ob wir gemeinsam Frühstücken wollen. Meine Nachbarin reibt sich die Hände und fordert mich auf, nach dem Badevergnügen nach nebenan zu kommen – wie schön.
09.15 Uhr Zufrieden ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Um auf dem Laufenden zu bleiben, schalte ich das iPad ein und segle auf CNN.com, um zu erfahren, dass in 10 Tagen der “Tag der Vereinten Nationen” gefeiert wird – das soll mir auch Recht sein.

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Die Vereinten Nationen

10.15 Uhr Im Anschluss statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und werde mit hausgemachtem Käsekuchen und brühfrischem Bohnentrunk überrascht. Die gute Seele schenkt mir ein Lächeln und erkundigt sich, ob ich mich gestern mit Edelbert getroffen habe. Ich nicke eifrig und informiere, dass ich mit dem Professor und Herrn Peter im “Village on Venetian Bay” Einkaufsparadies abgeschoppt habe. Meine Nachbarin ist begeistert und zögert nicht, ein zweites Kuchenstück auf meinen Porzellanteller zu verfrachten – schmeckt gar nicht schlecht.
11.00 Uhr Weil das milde Klima zu einem Spaziergang einlädt, beenden wir das Frühstück und brechen mit Hund Dixon im Schlepptau zu einer Wanderung durch das begrünte Wohngebiet auf. Während der Vierbeiner aus dem Schnüffeln gar nicht mehr herauskommt, tratsche ich mit meiner Bekannten und merke an, dass Edelbert seinen Sohn am heutigen Abend ins Seminolen Casino einladen wird. Frau Pontecorvo winkt demonstrativ ab und sagt, dass das besagte Spielkasino in der Nachbargemeinde kaum Interessantes bietet – wie wahr.
12.00 Uhr Nach einer Stunde überqueren wir die Immokalle Road und stehen plötzlich vor der einladenden “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill” Gastwirtschaft. Da meine Kehle staubtrocken ist, halte ich meiner Begleiterin die Türe auf und lade sie kurzerhand zu einem gepflegten Umtrunk ein.

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Ein Krügerl Bier – das schmeckt

12.15 Uhr Der Wirt begrüsst uns herzlich und lässt es sich nicht nehmen, einen Pitcher (löblich: Krug) Rolling Rock Bier bereitzustellen und uns mit Cheeseburger (löblich: Käseburger) zu verwöhnen – da kommt Freude auf.
12.45 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, klingelt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu allem Überfluss meldet sich meine Putzfrau in der Leitung und lotet aus, ob ich verreist bin. Ich beruhige Frau Gomez und stelle klar, dass ich lediglich mit Frau Pontecorvo einen Spaziergang unternehme. Die kleinwüchsige Mexikanerin jammert in einer Tour und behauptet, dass sie in meinem Haus kein Waschpulver finden kann.
13.30 Uhr Nachdem wir die Zeche bezahlt und Herrn Larry gute Geschäfte gewünscht haben, kehren wir beschwingt nach Hause zurück. Auf halbem Weg schlendern wir in den “Circle K” Markt, um nicht nur einen Kübel Waschpulver, sondern auch ein Sechserpack Budweiser zu kaufen.

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Ein prima Bier: Budweiser

14.15 Uhr Zuhause angekommen, verabschiede ich mich von Frau Pontecorvo und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa. Ich lasse die Jalousien nach unten gleiten und lege dann im klimatisierten Wohnzimmer eine wohlverdiente Ruhepause ein – das tut gut.
15.15 Uhr Redlichst ausgeruht schwinge ich mich vom Kanapee und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Auch heute studiere ich die elektrische Post und mache es mir zur Aufgabe, leidgeprüften Menschen zu helfen. Unter anderem rate ich einer Mutter aus Eckernförde, ihren 17jährigen Sohn aus dem Haus zu werfen. Immerhin kann es nicht sein, dass der Bursche gefährliche Kristelmess Tabletten konsumiert und sich standhaft weigert, im Haushalt mitzuhelfen – wo kommen wir denn da hin.

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Drogen: Ich Sage NEIN

16.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel nach Vier deutet, gehe ich von der Leine und trinke auf der Terrasse ein kühles Bier. Ausserdem stelle ich den Rasensprenkler ab und lese spannende Berichte in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Nachrichten).
17.00 Uhr Weil mein Magen Knurrlaute von sich gibt, begebe ich mich in die Küche und schalte den Herd an. Fachmännisch schütte ich etwas Olivenöl in eine Pfanne und brate ein vitaminreiches T-Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) an. Dazu gibt es Buttergemüse sowie einen farbenfrohen Beilagensalat – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und schaue mir die Nachrichten sowie eine Ruf-Herein-Schau (unlöblich: Call-In Show) auf FOX an.

http://www.youtube.com/watch?v=j4GAs9TJVjM

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich bald auf den Bezahlsender AMC, wo just im Moment der Vorspann zu einer nervenaufreibenden Folge der beliebten Fernsehserie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod) anläuft. Ich öffne eine Packung LAY’S Kartoffelchips und werde Zeuge, wie die Überlebenden einer Zombie Apokalypse gegen brutale Menschenfresser kämpfen müssen – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden schalte ich die Glotze aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

6. Oktober 2014 – Schöne Tage in Key Largo, FL

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08.00 Uhr Ich hüpfe voller Tatendrang aus dem Bett und begrüsse Hund Dixon kopfkraulend. Danach nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe in Edelberts Stadtwohnung an. Natürlich verweise ich sofort auf Key Largo und erkundige mich, ob wir an die Ostküste krusen wollen. Mein Bekannter kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und bittet mich, ihn in zwei Stunden abzuholen – wie aufregend.

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Meine Schwarzbeere

08.30 Uhr Juchzend beende ich das Telefonat und laufe nach nebenan, um Frau Pontecorvo die freudige Botschaft zu übermitteln. Meine Nachbarin ist hellauf begeistert und entgegnet, dass sie bereits den Reisverschluss ihrer DOLCE & GABBANA Reisetasche zugezogen hat. Als ich meinen Kopf schieflege, schenkt mir die Perle ein Lächeln und meint, dass sie sich entschlossen hat, uns nach Key Largo zu begleiten – wie unlöblich.
09.00 Uhr Trotz der schlechten Nachrichten bleibe ich freundlich und gebe zu Protokoll, dass wir gegen 10 Uhr losfahren werden. Anschliessend mache ich kehrt und befülle meinen JACK WOLFSKIN Rucksack mit modischer Freizeitkleidung, Hundespielzeug und dem Kulturbeutel.
10.00 Uhr Nachdem ich mich kalt abgeduscht habe, scheuche ich den Vierbeiner zum Auto und helfe ihm auf die Ladefläche. Im Anschluss schelle ich am Nachbarhaus und schleppe Frau Pontecorvos Reisegepäck zum Auto – diesem Stress ist nicht einmal der stärkste Rentner gewachsen.
10.45 Uhr Mit kurzer Verspätung kommen wir vor Edelberts Wohnadresse zum stehen. Prof. Kuhn wartet bereits vor dem Anwesen und zögert nicht, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen und mir einen Becher mit würzigem STARBUCKS Caramel Coffee (löblich: Karamellkaffee) zu überreichen. Ich nehme das Heissgetränk dankbar an und presche mit durchdrehenden Pneus von Dannen.

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Wir reisen auf dem Highway 41 gen Osten

11.15 Uhr Als ich auf den Highway 41 auffahre und zum neuen Blake Shelton Lied “A Girl” (löblich: Ein Mädchen) mitsumme, deutet Edelbert plötzlich nach Rechts und behauptet, dass er im Dickicht der Mangroven einen Alligator entdeckt hat. Ich stelle den Radio lauter und antworte, dass uns das Reptil ganz bestimmt nichts tun wird.
12.15 Uhr Nach einer weiteren Stunde, passieren wir den “Big Cypress National Preserve” (löblich: Grosse Zypressen Nationalpark) und lesen auf einem Strassenschild, dass der “National Park Service” am kommenden Wochenende zu einer Benefizveranstaltung einlädt. Edelbert knipst ein Photo und setzt uns darüber in Kenntnis, dass alle Besucher aufgerufen sind, für den vom Aussterben bedrohten Florida-Panther zu spenden.
12.45 Uhr Weil der Vierbeiner unruhig wird, betätige ich den Blinker und bringe den SUV auf einem Rastplatz zum halten. Während Frau Pontecorvo die Toilette aufsucht, vertrete ich mir mit Edelbert die Beine und stehe bald vor einem Denkmal. Wissbegierig nehme ich die Bronzetafel in Augenschein und lerne, dass an dieser Stelle am 11. Mai 1996 ein ValuJet Stahlvogel abgestürzt ist und 110 Menschen in den Tod gerissen hat – wie furchtbar.
13.30 Uhr Bevor wir weiterfahren, nippe ich an einer Coca Cola Dose und unke, dass wir in einer Stunde unser Ziel erreichen werden. Edelbert nickt eifrig und bitte mich, ihm die Autoschlüssel zu überlassen – das soll mir Recht sein.

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Ich lasse mir eine kühle Kola schmecken

14.00 Uhr Im weiterem Reiseverlauf teile ich mir den Rücksitz mit Dixon und nehme mir das Recht heraus, dem Rüden hinter den Ohren zu kraulen. Wie nicht anders zu erwarten, rollt sich das Haustier augenblicklich auf den Rücken und schnurrt wie ein Kätzchen – wie lustig.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 3 deutet, finden wir uns endlich auf dem Parkplatz des “Hilton Resorts” wieder. Ich atme tief durch und führe meine Begleiter in das luxuriöse Vier-Sterne Haus. Ein freundlicher Hotelangestellter heisst uns herzlich Willkommen und händigt uns Schlüsselkarten für drei nebeneinanderliegende Zimmer im dritten Stock aus. Ferner hören wir, dass die Räumlichkeiten nicht nur über Verbindungstüren, sondern auch über einen Gemeinschaftsbalkon verfügen – das hört man gerne.
15.30 Uhr Ruckzuck fahren wir mit dem Aufzug nach oben und verabreden, dass wir uns um 18 Uhr in der hoteleigenen “Treetops Bar & Grill” Gaststätte zum Abendessen treffen werden. Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, ziehe ich die Vorhänge zu und bette mich im bequemen King Size Bett zur Ruhe – das tut gut.
16.30 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, wie sich Frau Pontecorvo und Edelbert auf dem Balkon tummeln und über belanglose Dinge tratschen. Ich leiste den netten Menschen Gesellschaft und registriere, dass sich die Beiden eine Flasche Schaumwein aufs Zimmer bestellt haben. Edelbert prostet mir zufrieden zu und beteuert, dass man vom Balkon einen herrlichen Ausblick auf den Buttonwood Sound hat. Ich schlage in die gleiche Kerbe und informiere, dass man im Westen sogar die Everglades erkennen kann – das ist prima.

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Die Everglades muss man gesehen haben

17.30 Uhr Um am Abend eine gute Figur abzugeben, erhebe ich mich aus dem Rattansessel und laufe ins Bad, um die Seele bei einer kalten Dusche baumeln zu lassen – da kommt Freude auf.
18.00 Uhr Pünktlich auf die Minute werden wir im Restaurant vorstellig und bekommen von einem gestriegelten Ober einen schönen Tisch mit Ausblick zugewiesen. Wir ordern eine Flasche Weisswein aus Hause “Diamond Creek” und entschliessen uns, ausserdem einen Vorspeisenteller für drei Personen zu bestellen. Darüber hinaus wähle ich ein gut durchgebratenes Sirloin Steak mit Buttergemüse, Kartoffelspalten und Salat – das schmeckt.
18.45 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf den Dienstag zu sprechen und kündigt an, dass wir zum “Theater at the Sea” (löblich: Theater am See) fahren und Delphine beobachten könnten – das hört sich verlockend an.
19.30 Uhr Zu guter Letzt lassen wir den lauen Abend an der Pool Bar ausklingen und schlürfen süffige Langgetränke. Nebenher schaufle ich Erdnüsse in mich hinein und merke an, dass man sich im hohen Alter auch ab und an etwas Gutes leisten sollte. Edelbert gibt mir Recht und meint, dass wir schliesslich ein Leben lang hart gearbeitet haben – das kann man laut sagen.
21.00 Uhr Zurück im Zimmer, reguliere ich die Klimaanlage und versorge Dixon mit Trockenfutter. Danach putze ich mir die Zähne und lasse den langen Tag vor der Glotze ausklingen. Ich schaue mir die Nachrichten auf FOX an und komme prompt zu dem Schluss, dass es langsam Zeit wird, ins Bett zu gehen. Gute Nacht.

19. August 2014 – Frau Pontecorvos Geburtstag

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und erinnere mich, dass Frau Pontecorvo heute ihren Geburtstag feiert. Weil ich der Guten ein Aquarell schenken möchte, rolle ich mich aus dem Wasserbett und lasse Dixon wissen, dass ich noch einen repräsentativen Bilderrahmen kaufen muss.
08.45 Uhr Bevor ich in die Stadt kruse, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Nebenbei navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass im HOME DEPOT Baumarkt Holzrahmen für wenig Geld feilgeboten werden. Ich atme tief durch und greife zur Rasierklinge, um mir die Bartstoppeln abzurasieren – gepflegtes Aussehen ist in der heutigen Zeit besonders wichtig.
09.45 Uhr Im Anschluss lasse ich mich am Frühstückstisch nieder und verzehre im Beisein meines fiependen Haustieres ein nahrhaftes Frühstück. Nebenbei telefoniere ich mit Edelbert und erfahre, dass der Professor am Abend ebenfalls zu Frau Pontecorvos Geburtstagsfeier eingeladen ist. Der schlaue Mann kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und erzählt, dass sogar Frau Blanche aus Jacksonville anreisen wird – wie unlöblich.
10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, meiner Bekannten die besten Glückwünsche zu übermitteln. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau schlendere ich nach nebenan und werde beim Blick durchs Wohnzimmerfenster Zeuge, wie Frau Pontecorvo die gute Stube dekoriert. Ich betätige beherzt die Klingel und lasse es mir nicht nehmen, die kleine Frau per Handkuss zu begrüssen. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass ich mein Geschenk erst am Abend präsentieren werde. Frau Pontecorvo ist begeistert und zögert nicht, mir eine Tasse Kaffee zu kredenzen.

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Eine Tasse Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

11.00 Uhr Während wir gemütlich auf der Veranda sitzen und lustige Cranberry Kekse essen, kommt meine Nachbarin auf das Abendessen zu sprechen und kündigt an, dass nicht nur ich und Edelbert, sondern auch ihre besten Freundinnen sowie Herr und Frau Booth zu Gast sein werden – das kann ja heiter werden.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten nehme ich einen letzten Schluck und erkläre Frau Pontecorvo, dass wir uns gegen 18 Uhr wiedersehen werden. Anschliessend scheuche ich den Rüden zum Chevrolet und rase in Richtung Airport Pulling Road davon. Unterdessen lausche ich den angesagten Hits (löblich: Schlägen) auf WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe sogar das Vergnügen, die Komposition “Last Call for Alcohol” (löblich: Letzter Aufruf für Alkohol) des 75jährigen Sängers Billy Joe Shaver zu hören – wie schön.


Billy Joe Shaver – Long in the Tooth

12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten betrete ich den Baumarkt und laufe schnurstracks zum “Decor Department” (löblich: Dekorationsabteilung), um nach preiswerten Holzrahmen Ausschau zu halten.
12.30 Uhr Schon bald werde ich fündig und fasse den Entschluss, sieben aus Nussbaumholz gefertigte Rahmen mit weissem Passepartout zu kaufen – da kommt Freude auf.
13.15 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und mache es mir zur Aufgabe, eines der Aquarelle, in den Holzrahmen einzupassen. Währenddessen fröne ich der Carpenters Kompaktscheibe “Voice of the Heart” (löblich: Stimme des Herzens) und singe laut mit – was kann es schöneres geben.

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Ein prima Geburtstagsgeschenk

14.00 Uhr Nachdem ich mein Werk vollbracht habe, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lasse die Seele baumeln. Bereits nach wenigen Augenblicken schlummere ich ein und sehe mich im Traum nach Las Vegas versetzt.
15.00 Uhr Hund Dixon schleckt mir über die Hand und fordert mich auf, die Terrassentüre zu öffnen. Ich komme augenblicklich in die Gänge und nutze die Nachmittagsstunden, um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren. Während sich der Rüde an der frischen Luft vergnügt, rate ich Frau F. aus Buxtehude, ihren missratenen Sohn Dominic (12) zur Adoption freizugeben. Immerhin kann es nicht sein, dass der Kleine stundenlang vor dem Heimrechner sitzt, um gewaltverherrlichende Spiele zu spielen – wo kämen wir denn da hin.
16.00 Uhr Bevor ich Frau Pontecorvo besuche, verschaffe ich Dixon etwas Auslauf. Just als ich pfeifend durchs Wohngebiet spaziere, bemerke ich, wie Fernsehkoch Wayne Gregor in seinem Garten Unkraut jätet. Der Prominente begrüsst mich überschwänglich und spendiert eine Dose Dr. Pepper Limonade. Ausserdem redet der erfolgreiche Fernsehmoderator ohne Unterlass auf mich ein und berichtet, dass er bis Ende September seinen Urlaub in vollen Zügen geniesst. Darüber hinaus bringe ich in Erfahrung, dass Herr Gregor in diesem Jahr zwei neue Kochbücher veröffentlicht und sogar eine spannende Lesereise durch Grossbritannien unternommen hat. Ich staune nicht schlecht und lade den guten Mann für Morgen zum Kaffeekränzchen ein.
17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, spüle ich meine Kehle mit einem süffigen Bier durch. Ferner wechsle ich die Kleidung und ziehe zur Feier des Tages einen legeren Anzug an.
17.45 Uhr Nachdem Hund Dixon etwas Trockenfutter gefressen hat, setze ich mir die modische Ray Ban Sonnenbrille auf und eile zum Nachbarhaus. Dort werde ich von Frau Pontecorvo, Prof. Kuhn, Herrn und Frau Booth sowie gut einem Dutzend tratschender Weibsbilder begrüsst. Ich überreiche der Dame des Hauses die Geschenke und nehme dann neben Edelbert platz. Frau Pontecorvo versorgt uns mit einer hausgemachten Lasagne (löblich: italienisches Nudelschichtgericht) und bedankt sich für das wunderschöne Aquarell.
18.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, stösst mich Edelbert plötzlich in die Seite und gibt mir zu verstehen, dass er sich langweilt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und entgegne, dass wir uns bald verabschieden sollten.
19.30 Uhr Nach der dritten Portion greife ich mir an die Stirn und gebe zu Protokoll, dass ich unfassbare Kopfschmerzen habe. Als mir Frau Pontecorvo eine ASPIRIN Tablette anbietet, lehne ich dankend ab und antworte, dass ich mich schlapp fühle und nach Hause gehen muss. Der Professor springt wie von der Tarantel gestochen auf und beteuert, dass er sich grosse Sorgen macht und mich begleiten wird – wie schön.

20.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann es mir in Edelberts Gesellschaft vor der Glotze bequem machen. Um etwas Abwechslung zu bekommen, verfrachten wir eine selbstgebrannte DVD ins Abspielgerät und schauen uns spannende Derrick Folgen aus den 1980er Jahren an. Wir amüsieren uns köstlich und kommen überein, dass Stefan Derrick und Harry Klein hervorragende Kommissare waren.
22.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 10 deutet, schalte ich den Fernseher aus und begleite Edelbert zur Türe. Wir spähen nach nebenan und sehen, wie Frau Pontecorvo ihren Gästen Kuchen auftischt. Laut seufzend wünsche ich Prof. Kuhn einen schönen Abend und werfe dann die Pforte ins Schloss. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.