20. Februar 2013 – Auf Wiedersehen Toronto

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07.30 Uhr Der Wecker klingelt und ich hüpfe gutgelaunt aus dem Bett. Während Dixon mit der Rute wedelt, trete ich ans Fenster und strecke mich ausgiebig. Nebenbei erzähle ich dem Vierbeiner, dass uns James am Nachmittag zum “Lester B. Pearson” Flughafen bringen wird. Ich seufze laut und kündige an, dass wir uns gegen 16 Uhr in einem Luft Kanada (unlöblich: Air Canada) Stahlvogel wiederfinden und nach Florida ausfliegen werden.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten ziehe ich den Reissverschluss meines Rollkoffers zu und geselle mich zu meinen Verwandten, um mir das letzte kanadische Frühstück schmecken zu lassen. Bei dieser Gelegenheit plaudern wir angeregt und vereinbaren, dass wir das Mittagessen auswärts einnehmen sollten. Georg gibt sich uns als Feinschmecker zu erkennen und sagt, dass er einen Tisch im “Auberge Du Pommier” reserviert hat – wie schön.
10.15 Uhr Nach dem Frühstück folge ich meinem Bruder in die Bibliothek und spreche ihn bezüglich seines nächsten Abstechers nach Florida an. Der Gute zündet sich eine dicke Zigarre an und meint, dass er spätestens Mitte März nach Naples kommen wird, um unseren Verwandten Robert Pfaffenberg zu treffen. Ich versorge Georg mit Infos und erwähne, dass ich den Lenzmonat womöglich gar nicht in Florida verbringen werde. Zudem gebe ich zu Protokoll, dass ich mit Edelbert den Appalachian Trail von seinem Ursprung im Springer Mountain bis zum Mount Katahdin in Maine abwandern möchte. Mein Gegenüber hat nur Hohn und Spott über und mutmasst, dass wir am ersten Tag schlapp machen werden – papperlapapp.
11.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner goldenen ROLEX auf Viertel nach 11 deutet, klatscht Georg in die Hände und führt uns zum JEEP. Wir verladen das Reisegepäck auf die Ladefläche und fahren zügig zur 6 Kilometer entfernten Gaststätte. Georg kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass er uns nach dem Mittagessen zu den Kindern bringen wird – wie schön.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit betreten wir das noble “Auberge Du Pommier” und werden von einem gestriegelten Ober zu einem Ecktisch geführt. Der hochnäsige Knecht füllt die Gläser mit Tafelwasser auf und kredenzt Dixon etwas angebratenes Rindfleisch. Ich bedanke mich und werfe prüfende Blicke in die Mittagskarte. Anstatt aus Hunderten nummerierten Gerichten auswählen zu können, finde ich lediglich drei Hauptgerichte und zwei Vorspeisen vor. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ordere Muscheln nach Art des Hauses.
12.45 Uhr Während wir die Meeresfrüchte kosten, berichten meine Verwandten, dass der Küchenchef zu den besten Köchen auf dem nordamerikanischen Kontinent zählt. Ich tunke etwas Knoblauchbrot in die Weissweinsauce und entgegne, dass man in der Pizzeria “La Casareccia” viel besser isst.
13.30 Uhr Nachdem Georg die Rechnung beglichen hat, fahren wir in den Stadtteil Markham weiter. Ich spähe auf meine Uhr und lasse meinen Bruder wissen, dass unser Flieger in zweieinhalb Stunden starten wird. Der gute Mann beruhigt mich redlichst und meint, dass wir den Direktflug nach Fort Myers bestimmt nicht verpassen werden.
14.00 Uhr Wir werden von den Kindern herzlich begrüsst. Während Edelbert mit Amanda tratscht, werfe ich die Koffer in James Auto. Darüber hinaus dränge ich den Buben zur Abfahrt und vergesse auch nicht, meinen Liebsten Lebewohl zu sagen.

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View of Toronto skyline from Toronto Harbour
Bild: John Vetterli

14.45 Uhr Nach einer Hochgeschwindigkeitsfahrt passieren wir das Willkommensschild des “Lester B. Pearson” Flughafens. James parkt den SUV vor dem International Terminal und ist so freundlich, uns zum AIR CANADA Schalter zu begleiten. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und gebe der Dame hinter dem Tresen zu verstehen, dass wir eine lange Odyssee hinter uns haben. Die kleine Frau händigt uns lächelnd die Einsteigekarten aus und sagt, dass der Flieger wenige Minuten Verspätung haben wird – das ist wieder typisch.
15.30 Uhr Nachdem wir Dixon in eine Transportbox verfrachtet haben, schütteln wir James Hand und sichern zu, Morgen aus Naples anzurufen.
16.00 Uhr Völlig erschöpft finde ich mich im hinteren Teil des AIRBUS 320 ein und kann den Abflug kaum noch erwarten. Edelbert nörgelt währenddessen in einer Tour und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ihm die Muscheln wie Steine im Magen liegen – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Nach 30 Minuten erhebt sich das Flugzeug in die Lüfte. Ich atme tief durch und ziehe es vor, die Augen zu schliessen und etwas zu dösen. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
18.30 Uhr Just als ich mich im Traum am zugefrorenen Lake Simcoe stehen sehe, stösst mich Edelbert in die Seite und behauptet, dass ich fast zwei Stunden geschlafen habe. Ausserdem erfahre ich, dass sich mein Bekannter in der Zwischenzeit drei Whiskeys bestellt hat und sich wie neugeboren fühlt. Ich nicke eifrig und ordere ebenfalls einen hochprozentigen Trunk aus Tennessee – schmeckt gar nicht schlecht.
19.30 Uhr Endlich setzt der Stahlvogel auf der Landebahn des “Southwest Florida International Airport” auf. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, laufe ich mit dem Handgepäck zum Ausgang. Obgleich mich eine vorlaute Flugbegleiterin auffordert, auf die Mitreisenden Rücksicht zu nehmen, lasse ich mich beirren und verlasse als einer der ersten Passagiere die Maschine.
20.15 Uhr Nachdem wir Hund Dixon abgeholt haben, schlendern wir ins Hauptgebäude und sehen uns mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Die Dame reicht uns die Hand und sagt, dass sie seit zwei Stunden auf uns wartet. Danach lotst uns die kleine Frau zum Auto und prescht mit durchdrehenden Pneus gen Süden davon. Nebenbei löchert uns Frau Pontecorvo mit Fragen und wir sehen uns genötigt, den Urlaub in allen Einzelheiten Revue passieren zu lassen.
21.00 Uhr Ich stosse die Pforte zur kleinen Villa auf und stelle wohlwollend fest, dass Frau Gomez heute zugegen war, um den Haushalt auf Vordermann zu bringen. Da sich Dixon kaum noch auf den Beinen halten kann, stelle ich den DELSEY Rollkoffer im Gang ab und animiere den Vierbeiner, ins Wasserbett zu hüpfen und sich einzurollen. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich dann ebenfalls schlafen. Gute Nacht.

Ein lustiger AIR CANADA AIRBUS 320 landet auf dem Lester B. Pearson Flughafen:

30. Januar 2013 – Der letzte Tag im Sonnenscheinstaat

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07.30 Uhr Der 30. Tag des Eismonats Januar beginnt und ich habe mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Weil immer noch ein beissender Geruch in der Luft liegt, stehe ich auf und öffne sämtliche Fenster und Türen.
08.00 Uhr Während ich die Wirbelbadewanne mit Wasser vollaufen lasse, poltert Frau Gomez zur Türe herein und schimpft wie ein Rohrspatz. Selbstverständlich frage ich sogleich nach dem Rechten und bringe in Erfahrung, dass es in der Küche wie in einem Chemielabor riecht. Ich nicke eifrig und gebe zu Protokoll, dass gestern ein Kammerjäger vor Ort war. Die Putzfrau schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und kündigt an, den Fussboden zu wischen und in den Schränken für Sauberkeit zu sorgen – das soll mir Recht sein.

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09.00 Uhr Nach dem Badespass setze ich die NY YANKEES Mütze auf und statte Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin begrüsst mich herzlich und zögert nicht, mich zum Frühstück einzuladen. Ich fackle nicht lange und giesse etwas Bohnentrunk in eine Tasse. Bei dieser Gelegenheit komme ich meine Kanadareise zu sprechen und erwähne, dass ich morgen gegen 9 Uhr in Miami sein muss. Meine Tischnachbarin überlegt nicht lange und bietet an, als Schoffeur zu fungieren – das ist phantastisch.
10.00 Uhr Weil die Sonne vom Himmel lacht, setzen wir uns auf die Terrasse und ölen unsere ausgetrockneten Kehlen mit köstlichem Schaumwein. Frau Pontecorvo löchert mich mit Fragen und erkundigt sich, ob ich Ausflüge geplant habe. Ich nicke und unterbreite, dass wir einen Abstecher ins “Casino Rama” nach Orillia machen werden. Meine Bekannte ist begeistert und sagt, dass ich mich glücklich schätzen kann, Verwandte im hohen Norden zu haben.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 deutet, leere ich das Sektglas und bedanke mich für die rechhaltige Mahlzeit. Danach kehre ich in die kleine Villa zurück und helfe meiner Haushälterin, das Bett zu überziehen. Nebenbei informiere ich auch Frau Gomez über meinen Auslandsaufenthalt und bitte sie, erst wieder ab Mitte Februar im Willoughby Drive nach dem Rechten zu sehen.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten rufe ich in Edelberts Stadtwohnung an und frage den schlauen Mann, ob er mich in ein Restaurant begleiten möchte. Der Professor lehnt jedoch ab und sagt, dass er vor wenigen Minuten damit begonnen hat, seine Reisetasche zu packen. Trotz aller Ausflüchte lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und entschliesse mich, zum 2 Meilen entfernten “New York Pizza & Pasta” Italiengasthaus zu krusen.
12.30 Uhr Wenig später betrete ich mit Hund Dixon im Schlepptau das gutbesuchte Restaurant. Eine Bedienung lotst mich an einen Tisch und empfiehlt, “Grilled Calamari with Spinach” (löblich: gegrillte Tintenfische mit Spinat) zu bestellen. Dazu ordere ich ein kühles Bier sowie etwas Speck für meinen tierischen Begleiter – das schmeckt.
13.15 Uhr Nach einem vitaminreichen Cannoli und einem Espresso beschere ich der Kellnerin ein stattliches Trinkgeld und trete die Heimreise an. Ich fröne dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und kann es kaum erwarten, Morgen meine Familie wiederzusehen.
14.00 Uhr Daheim angekommen, schlüpfe ich aus den Stiefeln und bette mich im Wohnzimmer zur Ruhe. Schon bald schlummere ich ein und träume von meinem letzten Aufenthalt im “Casino Rama” – das waren noch Zeiten.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und kümmere mich um die Anschnurarbeit. Während Gary Allan von einer verflossenen Liebe singt, schalte ich den Heimrechner ein und rate Frau Margarethe E. aus Gifhorn, ihrem Sohn Laurenz (15) kein strahlendes Handtelefon zum Geburtstag zu schenken. Ferner erkläre ich einer unterbelichteten Arbeitslosen aus Köln, dass das Arbeitsamt weder ein 13. Monatsgehalt, noch Urlaubsgeld ausbezahlt. HEUREKA – was muss ich denn noch alles ertragen.
16.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, gehe ich von der Leine und mache mich daran, meinen Rollkoffer mit moderner Kleidung, Schuhen und Hygieneartikeln zu befüllen. Ausserdem telefoniere ich abermals mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass sich Frau Pontecorvo bereiterklärt hat, uns morgen nach Miami zu kutschieren. Der Professor freut sich und verspricht, zeitig vorbeizukommen und seinen JEEP auf meiner Einfahrt zu parken.
17.00 Uhr Ich stelle das Gepäckstück neben der Haustüre ab und richte mir dann eine nahrhafte Wurst- und Käseplatte an. Zudem fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und mache ihn auf den Umstand aufmerksam, dass er erst wieder Morgen Nachmittag etwas zu Essen bekommen wird.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich seinem Ende zu und ich falle erschöpft aufs Sofa. Während sich der Vierbeiner genüsslich ausstreckt, gebe ich mich den Abendnachrichten auf FOX hin und lerne, dass der afrikanische Staat Mali zu einem Rückzugsgebiet islamischer Terroristen geworden ist – wie unlöblich.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf HBO um und lasse die Seele bei der Dokumentation “Man on Wire” (auf deutsch: Mann auf dem Draht) baumeln. Das oscarprämierte Meisterwerk erzählt vom französischen Extremsportler Philippe Petit, der im Jahre 1974 auf einem Drahtseil zwischen den Türmen des New Yorker World Trade Centers balanciert ist – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach 120 spannenden Minuten schalte ich ab und unternehme einen Rundgang durch den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

Das World Trade Center – ein eindrucksvolles Gebäude:

7. Januar 2013 – Im Fleischmann Park

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07.30 Uhr Hund Dixon stupst mich mit seiner kalten Nase an und animiert mich, endlich aufzustehen. Ich komme gähnend in die Gänge und bemerke beim Blick aus dem Fenster, dass es wie aus Kübeln regnet – wie unlöblich. Um nicht nass zu werden, absolviere ich die Morgengymnastik kurzerhand in der trocknen Stube.
09.00 Uhr Nach einem erquickenden Wirbelbad statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und lasse mich zum Frühstück einladen. Frau Pontecorvo serviert köstliche Pfannkuchen mit Ahornsirup und berichtet, dass sie ihrer Freundin Blanche heute ein Paket zuschicken wird. Als ich genauer nachfrage, rückt die kleine Frau mit der ganzen Wahrheit heraus und erzählt, dass sie ihrer Bekannten eine kleine Freude machen und ihr eine schöne Blumenvase schenken möchte – das soll mir auch Recht sein.
09.45 Uhr Weil ich keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, klatsche ich nach dem wichtigsten Mahl des Tages in die Hände und biete Frau Pontecorvo an, sie zur Poststelle am Tamiami Trail zu kutschieren. Meine Nachbarin freut sich und schleppt das Paket spornstreichs zum Chevrolet. Ich helfe Hund Dixon auf den Rücksitz und zögere nicht, den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten zu lassen.
10.30 Uhr Während Frau Pontecorvo in die Postfiliale eilt, bleibe ich im Auto sitzen und lausche dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem lerne ich, dass Gesangsstern George Strait an einer nagelneuen Kompaktscheibe feilt und im Sommer einige Konzerte in Texas spielen wird. Ich werde nachdenklich und würde zu gerne “King George” wieder einmal auf einer Bühne pörformen sehen. Just als ich laut seufze, kommt Frau Pontecorvo daher und meint, dass ein kleiner Spaziergang nicht schaden kann. Ich schlage in die gleiche Kerbe und nehme Dixon an die Leine. Trotz leichten Nieselregens vertreten wir uns die Füsse und erkunden den einladenden “Fleischmann Park” – da kommt Freude auf.
11.15 Uhr Im Anschluss lade ich Frau Pontecorvo ins benachbarte “Blue Fish” (löblich: Blaufisch) Chinagasthaus ein und unterbreite, dass ich für ein reichhaltiges Mittagessen sowie ein Weichgetränk (unlöblich: Softdrink) bezahlen werde. Meine Nachbarin nimmt die Einladung an und ordert Thunfischsushi mit Wasabisauce. Ich rümpfe demonstrativ die Nase und ziehe es vor, ein Nudelgericht mit gesundem Rindfleisch zu bestellen.
11.45 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, lässt meine Tischnachbarin ihr Wochenende in allen Einzelheiten Revue passieren. Unter anderem erfahre ich, dass die Dame mit einigen Freundinnen im Lichtspielhaus war und die Hollywoodproduktion “The Hobbit: There and Back Again” (auf deutsch: Der Hobbit: Hin und zurück) gesehen hat. Ich mache grosse Augen und höre, dass dieser Streifen aktuell sämtliche Rekorde bricht und schon jetzt als grosser Oscarfavorit für das kommende Jahr gehandelt wird – das soll mir auch Recht sein.
12.45 Uhr Um 55 Dollars erleichtert verlassen wir das Restaurant und rasen in den Willoughby Drive zurück. Ich hole alles aus dem Chevrolet heraus und betätige mehrmals die Lichthupe.
13.15 Uhr Nachdem ich Dixons Napf mit Trockenfutter aufgefüllt habe, falle ich aufs Wohnzimmersofa und strecke zufrieden die Beine aus. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner nervenaufreibenden Reise nach San Franzisko im Jahre 2003 – das waren noch bessere Zeiten.
14.45 Uhr Just als ich mich im Traum vor der “Transamerica Pyramide” stehen sehe, wird mein Nickerchen durch ohrenbetäubendes Telefonbimmeln gestört. Zu meiner Freude meldet sich mein Bruder und teilt mir mit, dass er mit seiner Ehefrau nach St. Petersburg gefahren ist. Ich seufze laut und bringe heraus, dass meine Verwandten am späten Abend zurück sein werden – das ist wieder typisch.
15.15 Uhr Trotz der schlechten Nachrichten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und komme meinen Pflichten als renommierter Anschnurseelsorger nach. Ich rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab und helfe, wo ich nur kann. Darüber hinaus schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
16.15 Uhr Nach getaner Arbeit genehmige ich mir ein eiskaltes Budweiser und stelle fest, dass Dixon eine Maus gefangen und den toten Nager aufs Sofa gelegt hat – wie unlöblich. Ich erhebe mahnend den Zeigefinger und erkläre dem Rüden, dass es so nicht weitergehen kann. Anschliessend werfe ich den Kadaver in die Mülltonne und trinke eine kühle Halbe auf der Terrasse – das tut gut.
17.00 Uhr Da es wieder zu regnen begonnen hat, scheuche ich den Vierbeiner ins Wohnzimmer und verschliesse die Terrassentüre. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und backe lustige Fischstäbe im Bratfett heraus. Dazu gibt es eine Portion Kartoffelbrei aus der Tüte sowie gesundes Karottengemüse – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag geht zu Ende und ich geniesse den Feierabend im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer. Während die Kerzen am Christbaum brennen, fröne ich den Abendnachrichten auf FOX. Danach schaue ich mit den Spielfilm “The Grey” (auf deutsch: Unter Wölfen) auf AMC an und tauche in das Leben des Ölbohrarbeiters John ein, der mit einem Flugzeug über dem Jagdrevier gefährlicher Wölfe abstürzt – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Hochspannung beende ich den Fernsehabend und lege mich schlafen. Gute Nacht.

Naples, FL ist wunderschön:

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3. Januar 2013 – Geburtstag

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07.45 Uhr Ich öffne die Augen und lasse Hund Dixon wissen, dass ich heute Geburtstag habe. Der Vierbeiner spitzt die Ohren und hüpft ausgelassen ins Bett, um mir übers Gesicht zu schlecken. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erkläre, dass ich von meinen Verwandten und Freunden bestimmt reich beschenkt werde.
08.15 Uhr Voller Vorfreude führe ich den Frühsport durch und nehme dann ein Wirbelbad. Nebenher tippe ich Frau Pontecorvos Nummer ins NOKIA Handtelefon und erkundige mich, wann sie aus Jacksonville zurückkommen wird. Meine Nachbarin übermittelt mir die besten Glückwünsche und entgegnet, dass sie gegen 15 Uhr in Naples sein wird – das ist phantastisch.
09.00 Uhr Als ich vor dem Spiegel stehe und mein Haar aufsteile, klingelt es an der Pforte. Ich eile ruckzuck zur Haustüre und treffe meine Familie sowie Prof. Kuhn und Herrn Peter an. Die lieben Leute stimmen “Happy Birthday” (löblich: Glücklichen Geburtstag) an und überreichen mir einen stattlichen Geschenkkorb.
10.00 Uhr Während wir uns auf der sonnigen Terrasse einfinden und das Frühstück geniessen, kommt plötzlich Frau Gomez dazu und kündigt an, das Haus putzen zu müssen. Ich winke schnell ab und fordere die Putzfrau auf, die Arbeit sausen zu lassen und ein Gläschen Schaumwein zu trinken. Die Mexikanerin nimmt die Einladung an und meint, dass sie meinen Geburtstag ganz vergessen hat – wie unlöblich.
11.00 Uhr Wenig später finden sich Herr und Frau Booth an der Grundstücksgrenze ein und wünschen mir alles Gute zum Wiegenfest. Der Vietnamveteran klopft mir auf die Schulter und überrascht mich mit einer Kompaktscheibe der “Charlie Daniels Band”. Ferner erfahre ich, dass die Combo patriotische Lieder zum Besten gibt und seit Anfang der 1970er Jahr im Süden der Vereinigten Staaten sehr erfolgreich ist – wie schön. Ich verfrachte die Scheibe augenblicklich in die Musikanlage und beschalle die kleine Villa mit der Komposition “The Devil Went Down to Georgia” (löblich: Der Teufel ging nach Georgia) – da kommt Freude auf.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, verabschieden sich die Gäste und erinnern daran, dass am Abend eine Geburtstagsfeier im Lowbank Drive ansteht.
13.00 Uhr Nachdem ich den Fresskorb ausgeräumt und die Lebensmittel im Eiskasten verstaut habe, gehe ich Frau Gomez bei der Hausarbeit zur Hand. Danach bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und schlummere bald ein.
14.30 Uhr Ich werde durch sehr aggressives Dauerschellen geweckt und ärgere mich, weil meine Zugehfrau bereits gegangen ist. Nörgelnd öffne ich die Türe und sehe mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Die Dame wünscht mir erneut alles Gute und behauptet, dass sie für die Heimreise lediglich 5 Stunden gebraucht hat.
15.00 Uhr Da die kleine Frau völlig erschöpft ist, brühe ich Bohnentrunk auf und serviere lustige Donuts. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf die Geburtstagsfeier zu sprechen und lege anschaulich dar, dass wir gegen 18 Uhr im Ferienhaus sein müssen. Die Pontecorvo macht grosse Augen und meint, dass sie sich noch frisch machen muss. Bevor ich antworten kann, springt die Dame auf und verabschiedet sich nach nebenan.
16.00 Uhr Um mich nicht zu langweilen, nehme ich den Heimrechner in Betrieb und finde im elektronischen Postfach nicht nur unzählige Glückwünschdepeschen, sondern auch einen Amazon Gutschein meiner Mieterin vor. Ferner übermittelt mir Sandra die besten Glückwünsche und animiert mich, die 10 Dollars in eine hörenswerte Kompaktscheibe zu investieren. Wenige Augenblicke später schellt erneut der Festnetzanschluss. Diesmal habe ich das Vergnügen, mit meiner Schwester telefonieren zu dürfen. Hildegard ist den Tränen nahe und sagt, dass sie das Jahresende bei Elsbeth verbracht hat. Die Damen plappern ohne Unterlass und vertreten die Meinung, dass ich im Laufe des Jahres unbedingt nach Deutschland kommen sollte – das werden wir erst noch sehen.
16.45 Uhr Nachdem ich die Anschnurarbeit erledigt und die Einträge im Gästebuch in Augenschein genommen habe, breche ich zu einem kleinen Spaziergang auf.
17.30 Uhr Fünfundvierzig Minuten später stehe ich wieder vor meinem bescheidenen Eigenheim und helfe Frau Pontecorvo sowie Dixon in den Ford Bronco. Ich lasse den PS-strotzenden Motor aufheulen und informiere während der kurzweiligen Reise, dass ich morgen den Chevrolet aus der Werkstatt abholen kann. Meine Begleiterin erhebt den Zeigefinger und bittet mich, in Zukunft besser aufzupassen und auf waghalsige Überholmanöver zu verzichten.
18.15 Uhr Im Lowbank Drive angekommen, führt uns Georg wegen der Hitze ins weihnachtlich dekorierte Wohnzimmer. Ich lasse mich zufrieden am Esstisch nieder und freue mich, neben Edelbert und Peter, auch Herrn Wang begrüssen zu können. Der gute Mann schenkt mir ein Lächeln und gibt zu Protokoll, dass er sich für die Einladung revanchieren und uns am Samstag in der Naples Manor Bar bewirten möchte – wie schön.
19.00 Uhr Während wir auf meinen Geburtstag anstossen meldet sich Georg zu Wort und erzählt, dass er am Nachmittag mit unserem Grosscousin telefoniert hat. Mein Bruder überschlägt sich vor Freude und sagt, dass Robert am 12. März 2013 eine Landwirtschaftsausstellung in Tampa besuchen möchte. Auf Anfrage bringe ich weiter heraus, dass der gute Mann Tags darauf in Naples sein wird – wie aufregend.
20.00 Uhr Im weiteren Verlauf des Abends gibt Georg Geschichten aus unserer Jugend zum Besten und verrät den anderen, dass ich als 16jähriger in die Erdkundelehrerin Frau Mönchskrug verliebt war. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben. Ich zeige meinem Bruder den Vogel und wechsle ganz schnell das Thema.
21.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr 9 Mal schlägt, beenden wir den netten Abend und schütteln Hände. Ich begleite Frau Pontecorvo als Kavalier der alten Schule zum KFZ und trete radiohörend die Heimfahrt an.
21.30 Uhr Zurück in der gemütlichen Villa, schlüpfe ich in den bequemen Schlafanzug und gönne mir ein kleines Bier vor dem Fernseher. Anschliessend lösche ich das Licht und gehe müde ins Bett. Gute Nacht.

Alles Gute zum Geburtstag:

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2. Januar 2013 – Readers Digest und ein Ausflug in die Stadt

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07.30 Uhr Der Wecker geht an und reisst mich aus einem schönen Traum. Obwohl ich mich wie gerädert fühle, stehe ich auf und lasse Dixon in den Garten hinaus. Anschliessend nehme ich eine Aspirin Tablette ein und führe auf der Terrasse die Morgengymnastik durch – wer rastet, der rostet.
08.45 Uhr Nach einem löblichen Wirbelbad schlüpfe ich in farbenfrohe Freizeitkleidung und stelle erschrocken fest, dass der Vierbeiner im Teich geplanscht hat. Weil der Rüde den Küchenboden verschmutzt hat, hole ich einen Eimer aus der Abstellkammer und sorge für Sauberkeit und Ordnung. Danach stelle ich den futuristischen DeLonghi Vollautomaten ein und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer munden – das schmeckt.
09.30 Uhr Da Frau Pontecorvo morgen aus Jacksonville zurückkommen wird, eile ich nach nebenan und giesse die vertrockneten Pflanzen. Darüber hinaus leere ich den Briefkasten und bemerke, dass meine Nachbarin den “Readers Digest” abonniert hat. Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich das Magazin mit nach Hause und studiere cocacolatrinkend die aufschlussreichen Berichte.
10.15 Uhr Just als ich einen Aufsatz über die Erstbesiedelung Grönlands überfliege, schellt das Telefon. Ich plaudere mit Georg und höre, dass meine Verwandten einen Schoppingausflug planen. Ferner fordert mich mein Bruder auf, in die Gänge zu kommen und zum Tin City (löblich: Zinn Stadt) Einkaufsparadies zu krusen. Da ich nichts besseres zu tun habe, sage ich zu und verspreche, in einer dreiviertel Stunde vor Ort zu sein.
11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute fahre ich auf den Parkplatz und freue mich, meine Liebsten vor dem Haupteingang anzutreffen. Während David (7) auf und ab hüpft, rutsche ich elegant vom Fahrersitz und lasse es mir nicht nehmen, den Dreikäsehoch in die Wange zu kneifen. Im Anschluss laufen wir an den einladenden Geschäften vorbei und tratschen über meinen anstehenden Geburtstag. Meine Schwägerin schnalzt mit der Zunge und kündigt an, dass sie morgen einen bayerischen Zwiebelrostbraten mit Spätzle zubereiten wird. Ausserdem meint die gute Seele, dass auch Frau Pontecorvo zum Abendessen eingeladen ist.
12.00 Uhr Nachdem James seiner Ehefrau ein modisches T-Hemd sowie fesche Turnschuhe gekauft hat, kehren wir ins gutbesuchte “Pinchers Crab Shack” Fischgasthaus ein und ordern feine Nudelgerichte. Während wir kraftvoll zubeissen, löchere ich meine Tischnachbarn mit Fragen und erkundige mich, ob ich kostspielige Geschenke erwarten kann. Amanda straft mich mit skeptischen Blicken und erinnert, dass ich erst am heiligen Abend einen Gutschein für eine Luxusreise nach Puerto Rico erhalten habe – das ist wieder typisch.
12.45 Uhr Zum Abschluss des Mittagessens kredenzt der Kellner Eisbecher mit Früchten und Sahne. Ich lecke mir die Lippen und stibitze David in einem unbeobachteten Augenblick eine Kirsche – da kommt Freude auf.
13.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang schlendern wir am Hafen entlang und passieren unter anderem eine Weinhandlung. Georg ist kaum zu bändigen und rennt wie von Sinnen in die “Naples Winery”, um sündteure Rebensäfte in Augenschein zu nehmen. Unterdessen wende ich mich James zu und bringe in Erfahrung, dass die Kinder am Sonntag nach Toronto zurückfliegen müssen. Mein löblicher Neffe deutet in Richtung seines Stammhalters und unterbreitet, dass David Tags darauf wieder zur Schule gehen muss – wie schade.
14.15 Uhr Trotz der schlechten Nachrichten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und helfe Georg, eine Kiste kalifornischen Rotwein zum JEEP zu schleppen. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
14.45 Uhr Nachdem ich mich verabschiedet habe, helfe ich Dixon auf die Ladefläche des Broncos und trete zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen die Heimfahrt an.
15.30 Uhr Zuhause angekommen, stelle ich die Kuhjungenstiefel zur Seite und falle völlig erschöpft aufs Wohnzimmerkanapee. Bereits nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und sehe mich im Traum in die italienische Hauptstadt Rom versetzt – das waren noch Zeiten.
16.30 Uhr Um mich nicht zu langweilen, nehme ich am Schreibtisch platz und schalte den Heimrechner ein. Neben der Anschnurseelsorge kümmere ich mich um meine persönliche Korrespondenz und finde im Posteingang eine Grussbotschaft meines Cousins Robert (70) vor. Der gute Mann sendet mir die besten Grüsse aus Boerne, TX und schreibt, dass er mich im März gerne besuchen möchte. Ich mache grosse Augen und zögere nicht, in meinem Antwortschreiben klarzustellen, dass er jederzeit herzlich Willkommen ist.
17.15 Uhr Nachdem ich die Gästebucheinträge überflogen habe, gehe ich von der Leine und rufe im Ferienhaus an. Als sich mein Bruder endlich meldet, teile ich ihm die frohe Botschaft mit. Georg ist begeistert und verspricht, mit unserem Grosscousin in Verbindung zu treten und alles weitere zu besprechen – wie aufregend.
18.00 Uhr Während sich die Nacht über Naples legt, richte ich eine Wurstplatte an und geniesse das Abendessen im klimatisierten Wohnzimmer. Nebenher schiebe ich eine DVD ins Abspielgerät und lasse die Seele bei der bayerischen Fernsehserie “Florian 3” baumeln. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
19.00 Uhr Um nicht völlig zu verblöden, schalte ich auf den Bezahlsender FX um und fröne der Kriminalserie “Justified”, die von einem Polizeibeamten in einer Kleinstadt erzählt. Ich amüsiere mich köstlich und spüle meine staubtrockene Kehle mit süffigem Weisswein durch – das schmeckt.
21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich begleite Dixon in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

Reinhard Pfaffenberg trinkt gesundes Coca Cola – das schmeckt:

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