19.02.2008
- Der Abflug
07.00 Uhr Mein Radiowecker geht an und reisst mich mit
ohrenbetäubenden Klängen aus dem Schlaf - wie unlöblich. Da
ich in knapp elf Stunden nach Rom reisen werde, hüpfe ich voller
Vorfreude aus den Federn und führe die wichtige Morgengymnastik
am weit geöffneten Fenster durch - wer rastet, der rostet.
07.15 Uhr Nachdem ich meine eingeschlafenen Muskeln gestählt
habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und folge
währenddessen den Radionachrichten des bayerischen Rundfunks.
Neben den üblichen Schreckensmeldungen aus der Welt der Politik
erfahre ich zudem, dass der Intendant des "Berliner Ensembles",
Claus Peymann, wegen seiner umstrittenen Irananreise von Politikern
aller Parteien scharf kritisiert wurde. Wie jeder weiss, ermutigte
der Heini seine Theaterspielgruppe schon im vergangenem Jahr,
nach Teheran zu fliegen und für die Menschen im Iran das Anti-Kriegsstück
"Mutter Courage" auf die Bühne zu bringen - wie lächerlich.
Schon vor Reiseantritt versammelten sich Hunderte Menschen auf
dem Bertold-Brecht-Platz in Berlin und forderten die Schauspieler
mit Sprechchören und Spruchbändern auf, das geplante Gastspiel
vom 12. bis 14. Februar abzusagen und ein Zeichen für Demokratie
und Freiheit im Iran zu setzen. Das "Komitee gegen deutsche
Kultur im Iran und anderswo", das nach eigenen Angaben eng mit
iranischen Oppositionellen im Exil zusammenarbeitet, warf Peymann
unter anderem vor, "sich mit dem Mullahstaat zu solidarisieren
und Folter, Verfolgung sowie die Ermordung von unangepassten
Frauen und Homosexuellen zu tolerieren". Doch anstatt Einsicht
zu zeigen und diesen Ausflug ersatzlos zu streichen, zog es
der Theaterleiter vor, am 8. Februar eine Presseerklärung zu
veröffentlichen und klarzustellen, dass es sich bei besagter
Reise um "das wichtigste Gastspiel des Berliner Ensembles seit
vielen Jahren handelt". "Unser Auftritt ist keine Demonstration
für oder gegen ein politisches System. In einem vom Krieg bedrohten
Land ein Anti-Kriegsstück wie 'Mutter Courage' von Brecht zu
spielen, hat eine besondere Bedeutung" wird der verwirrte Regisseur
weiter zitiert - gleich platzt mir der Kragen. "Wir werden dort
so wenig für die Herrschenden und Staatsführer spielen, wie
wir hier in unserem Hause am Schiffbauerdamm für Angela Merkel,
Gerhard Schröder oder Klaus Wowereit Theater spielen" polterte
Peymann am Vormittag des 12. Februars weiter und flog wenig
später mit seiner Laienspieltruppe gen Teheran aus, um dort
für eine hohe Gage dem kriminellen iranischen Präsidenten Mahmud
Ahmadinedschad zu huldigen - wie furchtbar. Man kann nur hoffen,
dass die gewählten Volksvertreter endlich in die Gänge kommen
und die steuerfinanzierten Zuschüsse für das "Berliner Ensemble"
mit sofortiger Wirkung streichen. Ich bin jedenfalls nicht bereit,
dieses unglaubliche Verhalten mit weiteren Abgaben zu unterstützen.
08.15 Uhr Verärgert beende ich das Badevergnügen und trete vor
den Spiegel, um mich sauber in Schale zu werfen. Da mir perfektes
Aussehen sehr wichtig ist, schlüpfe ich in eine frisch gebügelte
Tschiens von WRANGLER, ein weisses Hemd sowie einen grauen Pullover
mit V-Ausschnitt - sieht wirklich spitze aus. Nachdem ich mein
Haar mit etwas BRISK gesteilt und
die Zahnbürste in den DELSEY Kulturbeutel verfrachtet habe,
rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und finde
Untermieterin Sandra und Herrn Michael kaffeeschlürfend
am Küchentisch
vor - das trifft sich gut. Da mir ebenfalls der Magen knurrt,
geselle ich mich hungrig dazu und lasse mir ein schmackhaftes
Frühstück, bestehend aus Rühreiern mit Speck, gerösteten Weissbrotscheiben
(unlöblich: Toast) sowie delikater Himbeermarmelade munden -
das tut richtig gut.
08.30 Uhr Während ich einen Blick auf meine hochwertige ROLEX
werfe, teilt mir Sandra plötzlich mit, dass unser Gast seinen
Aufenthalt im schönen Bayern bis zum Mittwoch verlängern wird.
Als ich mir weiterführende Informationen erbete, plappert Sandras
Bekannter davon, dass er heute Vormittag die Werbeagentur "Dynamic
Flow" (löblich: Dynamischer Fluss) aufsuchen und sich morgen
Mittag beim "Bayerischen Rundfunk" in der Landeshauptstadt vorstellen
wird - das soll mir auch Recht sein.
09.00 Uhr Nachdem die Kinder mein Eigenheim verlassen haben,
ziehe ich mich zufrieden ins Wohnzimmer zurück und widme mich
dem Studium der Zeitung. Auf der bunten Seite stosse ich auf
einen interessanten Artikel und lese, dass die neue ARD Vorabendserie
"Bruce" bei den Kritikern gnadenlos durchgefallen ist. Erstaunt
lerne ich, dass der abgetakelte PRO7 Choreograf Bruce Darnell
die Leitung dieser zwielichtigen Reihe übernommen und es sich
zur Aufgabe gemacht hat, in jeder Sendung einem grauen Mauerblümchen
zu neuem Selbstvertrauen zu verhelfen - wie lächerlich. Mithilfe
schlauer Lebensweisheiten wie zum Beispiel "Du brauchst keine
Schönheitsoperation. Was zählt sind deine inneren Werte" baut
der 51jährige die Protagonisten auf und spricht ihnen auf unglaublich
voyeuristische Art und Weise Mut zu. Selbstverständlich wird
Herr Darnell seinem Ruf als Kasper der Nation gerecht und sorgt
mit unverständlichem Kauderwelsch viermal pro Woche für Kopfschütteln
und Unverständnis in den Wohnstuben. An diesem Beispiel sieht
man anschaulich, dass die Gosse mittlerweile nicht mehr bei
Privatsendern zu Hause ist, sondern im Öffentlich Rechtlichen
Staatsfernsehen eine neue Heimat gefunden hat. Die ARD-Redakteure
wären gut beraten, billig produzierten Müll wie "Sturm der Liebe",
"Brisant", "Verbotene Liebe", "Marienhof" und "Bruce" schnellstmöglich
aus dem Programm zu nehmen und zu den eigentlichen Aufgaben
des Fernsehstaatsvertrags zurückzukehren. Vielleicht wäre es
doch besser, noch heute das Ränzlein zu schnüren und nach Amerika
auszuwandern - dort kann man wenigstens noch aus unzähligen
Qualitätsprogrammen auswählen.
09.30 Uhr Just als ich die Zeitung kopfschüttelnd zur Seite
lege und mir eigene Gedanken mache, stürzt ganz unerwartet Frau
Mars zur Türe herein und macht mich aufgeregt darauf aufmerksam,
dass draussen einige Stadtarbeiter damit beschäftigt sind, ein
neues Strassenschild aufzustellen. Um diesem Treiben auf den
Grund zu gehen, eile ich geschwind auf die Einfahrt und winke
den Vorarbeiter heran. Der Heini steht mir Rede und Antwort
und sagt, dass am Anfang sowie am Ende des Waldwegs ein Hinweisschild
mit der Aufschrift "Vorsicht Spielstrasse" installiert wird
- das ist die beste Nachricht des ganzen Tages. Da Herr Rudolph
ständig mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist, klopfe
ich meinem Gegenüber zustimmend auf die Schulter und freue mich
sehr, dass den garstigen Rasern endlich die rote Karte gezeigt
wird. Um den löblichen Arbeiten nicht im Weg zu stehen, kehre
ich zügig in mein bescheidenes Heim zurück und bemerke, dass
Frau Mars in der Zwischenzeit mit dem Hausputz begonnen hat
- wie schön. Um die Wartezeit bis zum Abflug sinnvoll zu gestalten,
entschliesse ich mich, Prof. Kuhn einen Krankenbesuch abzustatten
und dann zum Einkaufen zu fahren.
10.00 Uhr Nachdem ich meine Zugehfrau beauftragt habe, die Kellertreppe
zu wischen und den Wohnzimmerteppich zu saugen, zwänge ich mich
in den PS-strotzenden JAGUAR und rase mit durchdrehenden Reifen
los. Bevor ich ins Industriegebiet fahre, halte ich kurzerhand
vor Edelberts Anwesen im Haselnussweg an und erkundige mich
nach dem Befinden meines guten Freundes. Der Professor bittet
mich laut hustend ins Wohnzimmer und erzählt, dass er immer
noch unerträgliche Kopf- und Halsschmerzen hat und sich kaum
auf den Beinen halten kann - wie schrecklich. Mein Bekannter
kommt aus dem Jammern gar nicht mehr heraus und sagt, dass er
definitiv nicht in der Lage ist, mich am Abend in die "ewige
Stadt" zu begleiten - wie schade. Trotz allem wünscht mir der
Gute einen schönen Aufenthalt und bittet mich, ihn wenigstens
einmal aus Rom anzurufen - das ist doch wohl eine Selbstverständlichkeit.
10.30 Uhr Nun muss ich mich aber sputen. Da mich Amanda bereits
in knapp fünf Stunden zum Franz Josef Strauss Flughafen kutschieren
wird, wünsche ich Edelbert eine gute Besserung und beende meinen
Krankenbesuch. Bei strahlendem Sonnenschein besteige ich erneut
mein auf Hochglanz poliertes KFZ und presche als nächstes zum
Konsumland.
11.00 Uhr Radiohörend treffe ich auf dem Parkplatz ein und erkenne,
dass die vielen Falschparker einen entspannten Einkaufsgang
fast unmöglich machen. Da ich meine Zeit nicht gestohlen habe,
stelle ich den Wagen kurzerhand auf der Feuerwehrzufahrt ab
und schnappe einer besonders dumm dreinschauenden Hausfrau (39)
den Einkaufswagen aus den Händen. Wild gestikulierend betrete
ich den Saftladen und lade Wurstaufschnitt, Knetplastellin für
den kleinen David (2), Bauernbrot, Katzenstreu, Bananen, Büroklammern,
Coppenrath
und Wiese Kuchenkreationen, saftige Fleischtomaten, Tiefkühlpizzas
von RISTORANTE, Zucchini, Obstgärten Vanille, Ravioli in der
praktischen Dose, Weissbrotscheiben, Heinz Ketchup, Sauerkraut,
Schuhkreme, Schokoladenmüsli, Batterien, original Rosenmehl,
Salatkopf, vitaminreiche Kartoffelchips, irische Landbutter,
Fernsehzeitung, Erdbeermarmelade, Mango aus Peru, drei Flaschen
Veuve Clicquot Schaumwein, Löwensenf, Walnüsse, Kaffee ONKO,
Äpfel, rote Zwiebeln, Kartoffeln, Blutorangen, Snickers, Gurke,
Flasche Obstler, Blendi Zahnpasta, 10 Eier, Bindfaden, Salami
aus Italien, Bratfett, Zündhölzer, Cheddarkäse, Taschentücher,
Birnen sowie Weisswein aus Kalifornien ein. Danach eile ich
zum Ausgang und habe das Glück, ohne Wartezeit eine Kasse ansteuern
zu dürfen - wie schön.
11.30 Uhr Nachdem ich die Produkte mit einer druckfrischen 200
EURO Note bezahlt habe, suche ich die Getränkehalle in der Nachbarschaft
auf und entscheide mich für einen Träger Weissbier, eine Kiste
Sprudelwasser sowie gesundes Coca Cola Licht (unlöblich: Light)
für meine unterbelichtete Mitbewohnerin.
12.15 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten treffe ich endlich wieder
im Eigenheim ein. Um nicht noch
mehr Zeit zu verlieren, rufe ich Frau Mars herbei und trage
ihr mit erhobenem Zeigefinger auf, die Lebensmittel in den Kühlschrank
und die schweren Getränkekisten in den Keller zu räumen. Während
sich die fleissige Dame ans Werk macht, schiebe ich eine schmackhafte
Fertigpizza ins Rohr und bereite mir einen gesunden Tomatensalat
mit Zwiebelringen und Olivenöl zu - Vitaminzufuhr ist während
den kalten Wintermonaten ganz besonders wichtig.
12.45 Uhr Ich lasse mir das italienische Schmankerl mit einem
Glas Weissbier in der Küche munden und plaudere nebenbei mit
Frau Mars über dies und das. Natürlich komme ich bei dieser
Gelegenheit auf meine anstehende Romreise zu sprechen und gebe
meinem Gegenüber zu verstehen, dass ich in sechs Stunden einen
Stahlvogel der CONDOR besteigen und für zwei Tage weg sein werde.
Frau Mars will es kaum glauben und munkelt, dass diese Städtereise
bestimmt einige Tausend EUROS verschlingen wird - papperlapapp.
Um die Dame vom Gegenteil zu überzeugen, präsentiere ich ihr
stolz meine Reiseunterlagen und informiere darüber, dass ich
für den Flug nur 58 und für das "Astoria Garden Hotel"
in der Via Bachelet Vittorio 8 nur 140 Euros ausgeben musste
- welch ein Schnäppchen. Anstatt sich zu freuen, schlägt Frau
Mars demonstrativ die Hände über dem Kopf zusammen und behauptet
naserümpfend, dass diese Billigflüge für den Bau weiterer Lande-
bzw. Starbahnen am Münchner Flughafen verantwortlich sind -
selten habe ich grösseren Unsinn gehört. Vogelzeigend erwidere
ich, dass sogenannte Touristenflüge lediglich 9% des weltweiten
Flugaufkommens ausmachen und kaum ins Gewicht fallen.
13.45 Uhr Nachdem ich das Mittagessen beendet und die Spülmaschine
knopfdrückend in Betrieb genommen habe, mache ich es mir auf
dem Sofa im Wohnzimmer bequem und lege die Füsse hoch - einer
kleinen Ruhepause steht nun nichts mehr im Weg. Schon wenige
Augenblicke später schlummere ich ein und träume von meinen
Erlebnissen während meines letzten
Amerikaaufenthalts - wie schön.
14.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und greife spontan zum Telefon,
um bei Amanda im Waldweg 5
anzurufen. Schon nach dem zweiten Klingeln habe ich die Maid
in der Muschel und vernehme, dass sie sich gerade ein heisses
Bad gönnt und mich gegen 16 Uhr zum Flughafen bringen wird -
das kann mir nur Recht sein. Zufrieden beende ich das Gespräch
und brühe vor der Abfahrt frischen Kaffee auf.
15.15 Uhr Während ich mir den köstlichen Bohnentrunk schmecken
lassen, gehe ich noch einmal Anschnur und erfahre auf der Heimseite
des "Weather Underground" (löblich: Wetter Untergrund), dass
es in Rom mit 12°C ganz angenehm und sonnig ist - das ist wirklich
phantastisch. Zu guter Letzt rufe ich ausserdem
elektronische Briefe ab und finde im Postkasten eine Depesche
aus Florida vor. Herr Wang
berichtet schier Unglaubliches und schreibt, dass er in Bonita
Springs vor den Toren von Naples auf ein schickes Einfamilienhaus
inklusive Aussenschwimmbecken gestossen ist. Neugierig rufe
ich die Anlage ab und staune angesichts der Bilder nicht schlecht.
HEUREKA - neben einem direkten Zugang zum Meer und einem eigenen
Bootssteg, wartet die schicke Immobilie ausserdem mit einem
Garten sowie einer geräumigen Doppelgarage auf. Leider wird
es mir kaum möglich sein, insgesamt 749.000 US Dollars für diesen
Luxus aufzubringen - wie schade.
16.00 Uhr Während ich ungeduldig im Ohrensessel sitze und meine
beiden Katzen streichle, klingeln Amanda und David (2) an der
Türe. Völlig entnervt verfrachte ich mein Gepäckstück in den
Kofferraum und nehme dann bequem auf dem Beifahrersitz des OPEL
SIGNUM platz.
16.15 Uhr Nachdem Amanda endlich ihren Tratsch mit Frau Rudolph
beendet hat, kann es losgehen und wir brausen mit hoher Geschwindigkeit
in Richtung Franz Josef Strauss Flughafen davon - da kommt Freude
auf. Unterwegs fordere ich Amanda zur Löblichkeit auf und bitte
sie, während meiner Abwesenheit ein Auge auf meine Villa bzw.
auf Sandra zu werfen. Leider winkt meine ehemalige Untermieterin
nur ab und sagt, dass Sandra erwachsen ist und keinen Aufpasser
braucht - wie unlöblich.
16.45 Uhr Am sogenannten Terminal 1 angekommen, verabschiede
ich mich redlichst von Amanda und David und greife nach meinem
Delsey Rollkoffer, um dann schnellen Schrittes in Richtung CONDOR
Schalter zu laufen. Glücklicherweise komme ich sofort an die
Reihe und kann mein Gepäckstück bei einer gelangweilt dreinschauenden
Mitarbeiterin abgeben. Die unfreundliche
Maid überreicht mir die Einsteigekarte mit Sitzplatznummer 8
A und wünscht mir kaugummikauend eine schöne Reise.
17.00 Uhr Während ich däumchendrehend vor dem Abflugtor (unlöblich:
Gate) sitze, beobachte ich die anderen Passagiere ganz genau
und kann kaum glauben, dass heute Abend so viele Menschen unterwegs
sind. Um mir etwas die Zeit zu vertreiben, plaudere ich mit
einem bebrillten Anzugträger (40) und bringe in Erfahrung, dass
der Mann für die renommierte Wirtschaftsprüfungsfirma "Ernst
& Young" arbeitet und morgen eine wichtige Besprechung in
Rom hat - wie aufregend.
17.45 Uhr Kurz bevor der Flug DE 7372 aufgerufen wird, begebe
ich mich zum Tor und schaffe es, als erster den Luftbus A320
zu betreten - wie schön. Ruckzuck setze ich mich auf meinen
Platz am Fenster und warte ungeduldig auf den Abflug.
18.30 Uhr Endlich ist es soweit und der löbliche Flugkapitän
steuert die südliche Startbahn an, um kurze Zeit später das
Flugzeug mit lautem Gepolter in die Luft zu bringen - da kommt
Freude auf. Ich lehne mich entspannt zurück und freue mich schon
auf zwei entspannte Tage in der italienischen Hauptstadt.
19.00 Uhr Während der Luftbus mit hoher Geschwindigkeit über
die Alpen rast, kommt plötzlich eine nette Flugbegleiterin daher
und kredenzt nicht nur Getränke, sondern auch lustige Schokomuffins.
Ich lasse mir ein kühles Coca Cola redlichst munden und komme
nebenbei zu dem Schluss, dass die Muffins aus Amandas Laden
viel besser schmecken.
19.45 Uhr Düdeldü - nach einem besonders ruhigen Flug setzt
die Maschine sicher auf einer Landebahn des internationalen
Flughafens Rom Fiumicino auf und steuert einen Stellplatz an.
Dummerweise parkt das Flugzeug nicht direkt am Terminal, sondern
auf einem Parkplatz auf dem Vorfeld - das hat gerade noch gefehlt.
Verärgert steige ich mit den anderen Reisenden in einen wartenden
Bus und lasse mich zum Ankunftsgebäude kutschieren. Bei dieser
Gelegenheit bemerke ich, dass sämtliche Leute im Bus anscheinend
handtelefonsüchtig sind und
laut plappernd an ihren Mobiltelefonen hängen - wie unlöblich.
20.15 Uhr Nach kurzer Wartezeit kann ich meinen Rollkoffer vom
Band wuchten und laut pfeifend in Richtung Ausgang laufen. Gerade
als ich einen löblichen Drogensuchhund
streicheln möchte, hüpft der Vierbeiner weg und streicht einem
ruckbesackten Passagier wild schnuppernd um die Beine - wie
aufregend. Während der Hundeführer den Drogenschmuggler (34)
in einen abgetrennten Raum führt, komme ich aus dem Kopfschütteln
gar nicht mehr heraus und hoffe sehr, dass der Kreckkurier lebenslang
hinter schwedische Gardinen wandert - wo soll das noch hinführen.
20.45 Uhr Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben
und finde mich kurze Zeit später im flughafeneigenen Bahnhof
wieder, um mit dem sogenannten "Leonardo Da Vinci Express" in
die Innenstadt zu fahren. Da leider sämtliche Fahrkartenschalter
geschlossen sind, muss ich dummerweise mein
unlöbliches Zahlungsmittel namens Meisterkarte zücken und
ein Billett zum Preis von 11 EUROS an einem Automaten kaufen.
21.00 Uhr Endlich ist es soweit und der überfüllte Zug setzt
sich in Bewegung. Beim Blick auf die nächtlichen Aussenbezirke
der Millionenmetropole denke ich an Prof. Kuhn und bedauere
sehr, dass der gute Mann nicht dabei sein kann und stattdessen
krank das Bett hüten muss - wie schade.
21.45 Uhr Als mir schon langsam die Augen zufallen, kommt die
Bahn mit quietschenden Bremsen zum Halten und ich schaffe es,
als erster auszusteigen. Nachdem ich mich anhand meines "National
Geographic Explorer" Reiseführers redlichst orientiert habe,
mache ich mich über die Via Marsale und die Piazza Indipendenza
auf den Weg zu meinem Hotel namens "Astoria
Garden". Dort angekommen, werde ich von einem besonders
freundlichen Portier herzlichst begrüsst und bekomme nicht nur
meinen Zimmerschlüssel, sondern auch eine praktische Rom Landkarte
sowie ein Gutscheinheft für diverse Sehenswürdigkeiten - das
finde ich super trouper.
22.15 Uhr Nachdem ich das schöne Zimmer Nummer 309 im zweiten
Stock bezogen habe, verlasse ich nochmals die Herberge und gehe
zu einem kleinen Cafe an der Piazza Indipendenza hinüber, um
mir eine Brotzeit, bestehend aus einem kühlen Bier sowie einem
köstlichen Salami-Käse Sandwich (löblich: belegtes Brot) zu
genehmigen - das tut nach der langen Reise gut.
22.45 Uhr Zufrieden treffe ich wieder in meinem Zimmer ein und
mache mich daran, den Delsey Koffer auszupacken und die Kleidungsstücke
ordentlich im Schrank zu verstauen. Danach nehme ich geschwind
eine heisse Dusche und vergesse auch nicht, die Zimmertüre sicher
zu verriegeln - in der heutigen Zeit kann man einfach nicht
vorsichtig genug sein.
23.15 Uhr Laut gähnend lasse ich mich auf die viel zu harte
Matratze fallen und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.
20.02.2008
- Das Vatikanische Museum
07.15 Uhr Mein leistungsstarker Weltempfänger geht an
und reisst mich mit einem dubiosen Rauschen aus meinem Traum
- wie unlöblich. Schlaftrunken drehe ich am Frequenzrad und
vernehme nach wenigen Augenblicken ein schönes Lied der italienischen
Sängerin Gianna Nannini. Beschwingt von "Ragazzo Dell'Europa"
hüpfe ich aus den Federn und bemerke, dass ich mich gar nicht
im Waldweg, sondern in der italienischen
Millionenmetropole Rom befinde - wie aufregend. Da Morgenstund'
bekanntlich Gold im Mund hat, öffne ich unverzüglich das Fenster
und führe an der frischen Luft die wichtige Morgengymnastik
durch. Während ich Kniebeugen absolviere, blicke ich in den
mit Palmen und Orangenbäumen bepflanzten Innenhof und sehe,
wie ein Hotelangestellter laut pfeifend den Besen schwingt und
die abgefallenen Blätter zusammenträgt.
07.30 Uhr Bevor ich das wichtigste Mahl des ganzen Tages einnehme
und mich auf den Weg zum Vatikan mache, entspanne ich mich bei
einer erquickenden Dusche und lausche nebenher dem informativen
Kurzwellenradioprogramm aus meiner weissblauen Heimat. Unter
anderem höre ich, dass die sogenannte "Liechtenstein-Steueraffäre"
auch ein dunkles Licht auf die unsägliche LINKSPARTEI.SED geworfen
hat. Nach Informationen des Gesellschaftsmagazins "Cicero" waren
auf verschiedenen Bankkonten in Liechtenstein auch Gelder aus
dem verschwundenen SED-Vermögen gebunkert. Auf einem sichergestellten
Konto, das auf den Namen einer Stiftung angelegt wurde, sollen
sich bis zum Jahre 2006 insgesamt 2,6 Millionen Schweizer Franken
befunden haben. Erst nach mehrtägigen Verhandlungen konnte der
Fiskus die sofortige Herausgabe sämtlicher Gelder zugunsten
der Bundesrepublik Deutschland erreichen. Max Stadler, seines
Zeichens Rechtsexperte der redlichen FDP, erklärte in diesem
Zusammenhang, dass die Verbindungen der alten SED nach Liechtenstein
lückenlos und schnellstmöglich aufgeklärt werden müssten. Um
Steuerflüchtlingen in Zukunft das Handwerk zu legen, sollte
ausserdem ein Rechtshilfeabkommen geschaffen werden, das es
den Finanzämtern ermöglicht, Einblick auf die Konten von deutschen
Staatsbürgern zu bekommen. HEUREKA - mich würde wirklich nicht
wundern, wenn die Staatsanwaltschaft bald auch bei Gregor Gysi
und Oscar Lafontaine vorfahren würde, um Hausdurchsuchungen
durchzuführen und Akten zu beschlagnahmen. Mittlerweile ist
es längst kein Geheimnis mehr, dass beide Politiker zu den Besserverdienenden
im Deutschen Bundestag zählen. Dieses Beispiel zeigt anschaulich
auf, dass das Sprichwort "Wer Wasser predigt, trinkt gerne Wein"
doch nicht so abwegig ist.
08.15 Uhr Nachdem ich mich redlichst in Schale geworfen und
mehrere bunte Scheine in meinem praktischen Brustbeutel verstaut
habe, verlasse ich das geschmackvolle Hotelzimmer und eile hungrig
nach unten. Ein besonders zuvorkommender Knecht an der Rezeption
teilt mir auf Anfrage mit, dass ich ein kostenloses Frühstück
gerne in der hoteleigenen Gaststätte im Untergeschoss einnehmen
kann - das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Ruckzuck
nehme ich an einem kleinen Tisch platz und lasse mir eine Tasse
Schaumkaffee sowie zwei Backhörnchen (unlöblich: Croissants),
etwas Käse und Marmelade vom Büffet munden. Während ich kraftvoll
zubeisse, beobachte ich die amerikanischen Touristen am Nebentisch
und höre, dass die netten Menschen nach Italien gekommen sind,
um auf den Spuren bekannter italienischen Filme zu wandern.
Da ich mich selbst für die kunterbunte Kinowelt interessiere,
spitze ich meine Ohren und erfahre weiter, dass das aus New
York stammende Ehepaar nach dem Frühstück in den Stadtteil Lazio
fahren und das Anwesen von Sophia Loren aufsuchen wird - wie
aufregend.
08.30 Uhr Neugierig greife ich zu einer ausgelegten Broschüre
und bringe in Erfahrung, dass das schöne
"Astoria Garden Hotel" nur wenige Meter von den antiken
Mauern des "Castro Pretorio", einem knapp zweitausend Jahre
alten Kasernenkomplex der Prätorianer entfernt liegt. Die bestens
ausgebildete Kampftruppe fungierte bis zum Jahre 306 als Leichtwächtergarde
der römischen Kaiser und machte es sich zur Aufgabe, die Belange
des römischen Imperators zu schützen und die Bürger zu unterdrücken.
In den folgenden Jahren wurde der schwerbewaffnete Soldatenverband
von Flavius Valerius Severus bei der Schlacht an der Milvischen
Brücke zerschlagen und die Soldaten in die verschiedensten Winkel
des römischen Reiches versetzt. Trotz allem gehen Historiker
aktuell davon aus, dass der Zirkel der Prätorianer noch immer
im Untergrund die Fäden zieht und zahlreiche Mitglieder wichtige
Ämter in den Parlamenten einnehmen - wie unlöblich.
09.00 Uhr Nachdem ich Messer und Gabel zur Seite gelegt und
noch einen Erdbeerjoghurt verzehrt habe, mache ich mich gutgelaunt
auf den Weg und laufe zum Hauptbahnhof Termini in unmittelbarer
Nachbarschaft meiner schicken Herberge. Um nicht noch mehr Zeit
zu vertrödeln, stelle ich einen Bahnangestellten zur Rede und
erkundige mich wild gestikulierend nach einer geeigneten Verbindung
zum Vatikan. Zu meiner Überraschung steht mir der Mann in perfektem
Englisch Rede und Antwort und sagt, dass ich entweder mit der
Buslinie 64 oder der U-Bahnlinie A fahren kann - wie schön.
09.30 Uhr Bereits wenig später sitze ich mit einem praktischen
Ganztagesbillett für 4 EUROS im richtigen Bus und komme während
der kurzweiligen Fahrt in den Genuss, den eindrucksvollen Bau
des "Teatro Costanzi" sowie das Parlamentsgebäude aus nächster
Nähe bestaunen zu dürfen -
diese altehrwürdigen Gemäuer muss man einfach gesehen haben.
10.00 Uhr Nach knapp dreissig Minuten hält der Autobus in Sichtweite
des Petersdoms an - das klappt wieder wie am Schnürchen. Während
die anderen Touristen zum Vatikan wandern und aus dem Plappern
gar nicht mehr herauskommen, gehe ich weiter und sehe ich mich
auf einem einladenden Wochenmarkt auf der "Piazza del Risorgimento"
um und werde Zeuge, wie die Verkäufer laut schreiend ihre Waren
an den Mann bringen. Interessiert beäuge ich die feilgebotenen
Produkte und entdecke, dass es hier neben Obst und Gemüse auch
noch Antiquitäten, sündteure Weine und italienische Handwerkskunst
zu kaufen gibt - das ist phantastisch. Um Prof. Kuhn eine kleine
Freude zu bereiten, erwerbe ich einen künstlerisch gestalteten
Weinflaschenverschluss sowie mehrere Ansichtskarten für meine
Liebsten in der Heimat.
10.15 Uhr Düdeldü - als nächstes folge ich den Menschenmassen
zum Vatikanmuseum und staune angesichts der langen Warteschlange
nicht schlecht. Obwohl ich meine Zeit nicht gestohlen habe,
ordne ich mich in die Reihe ein und muss mir geschlagene dreissig
Minuten die Beine in den Bauch stehen - was muss ich denn noch
alles ertragen. Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht
verderben und blicke währenddessen auf die altertümlichen Sperrmauern
des Vatikanstaates. In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass
hier in der Antike der Zirkus des Kaisers Nero beheimatet war,
in dem Martyrien und Hinrichtungen unzähliger Abtrünniger stattfanden.
Erst im 4. Jahrhundert lies Kaiser Konstantin den Zirkus abreissen
und die Grabeskirche St. Peter errichten. Da sich dieses Gotteshaus
in Windeseile zu einem wichtigen Wallfahrtsort entwickelte,
entschloss sich Leo IV. Mitte des 9. Jahrhunderts, das gesamte
Areal mit einer unüberwindbaren Wehranlage zu umkreisen. Mit
dem Zerfall des römischen Reiches beanspruchten die Vertreter
des Christentums den Hügel als Dauersitz des Papstes und handelten
mit dem Stadtverwalter die "Pippinische Schenkung" aus. Der
vatikanische Hügel wurde letztendlich am Ende des 14. Jahrhunderts
zum päpstlichen Regierungssitz und zum Zentrum des Kirchenstaates
ernannt - wie aufregend.
10.45 Uhr Endlich ist es soweit und ich kann die heiligen Hallen
des Vatikans betreten. Da ich mich besonders für die weltweite
Ausbreitung des Christentums interessiere, laufe ich als erstes
in das "Museo Missionario Etnologico" (löblich: Museum
der ethnologischen Missionierung) und bestaune interessante
Relikte aus Asien, Ozeanien, Afrika und Amerika. Unter den vielen
Gipsfiguren entdecke ich auch eine Reihe beeindruckender Statuen
indianischen Ursprungs und lese auf einer Informationstafel,
dass Papst Pius IX. diese Sammlung erstand, um der Nachwelt
die grossen Verdienste der Ureinwohner Amerikas näher zu bringen.
11.30 Uhr Nach diesem lehrreichen Ausflug zu den nordamerikanischen
Indianern, finde ich mich in der "Pinakothek" ein und begutachte
das Triptychon "Giotto di Bondone und Gehilfen" aus dem 14.
Jahrhundert. Bei diesem Kunstwerk handelt es sich um drei zusammengefügte
Laden, die beidseitig bemalt wurden und die Kreuzigung des heiligen
Petrus, das Martyrium des Paulus und Christus auf dem Throne
darstellen. Ferner stosse ich auf ein von Leonardo da Vinci
geschaffenes Ölgemälde und lerne, dass dieses Bild einst in
zwei Teile gerissen und von einem römischen Antiquitätenhändler
als Abdeckung für eine Truhe missbraucht wurde - wie schrecklich.
Gott sei Dank fand Kardinal Joseph Fesch dieses Meisterwerk
um das Jahre 1800 und nahm es in seine reichhaltige Sammlung
auf. Nach seinem Tod gingen sämtliche Kunstschätze in den Fundus
der Vatikanischen Pinakothek über und erfreuen seitdem Millionen
Besucher aus allen Teilen der Welt.
12.15 Uhr Da ich noch viel mehr sehen will, verlasse ich die
beeindruckenden Galerien und spaziere direkt in die Sixtinische
Kapelle am anderen Ende des weitläufigen Museumskomplexes. Obgleich
sich hier Hunderte Touristen drängeln, nehme ich die neun "Deckengemälde
nach dem Buche Genesis" staunend in Augenschein und erfahre,
dass der weltbekannte Maler Michelangelo dieses Weltwunder zwischen
1508 und 1512 im Auftrag von Papst Julius II. erschaffen hat.
Der aus der Toskana stammende Künstler hat auf insgesamt 520
Quadratmetern 115 überlebensgrosse Charaktere aufgezeichnet
und die "Scheidung von Licht und Finsternis", "die Erschaffung
der Sonne, des Mondes und der Pflanzen", "die Scheidung von
Himmel und Wasser", "die Erschaffung Adams und Evas", "der Sündenfall
und die Vertreibung aus dem Paradies", das Opfer Noahs", "die
Sintflut" sowie die "Trunkenheit Noahs" auf Stein verewigt -
das ist wirklich wundervoll. Da die Arbeiten unter Ausschluss
der Öffentlichkeit und meistens während der Abend- und Nachtstunden
durchgeführt wurden, fanden die Wissenschaftler erst zum Anfang
des 19. Jahrhunderts heraus, dass Michelangelo sämtliche Zeichnungen
am Boden anfertigen lies und diese anschliessend eigenhändig
unter Zuhilfenahme von Schablonen an die Decke übertrug - wie
aufregend.
13.00 Uhr Während ich nach oben starre und mein Glück kaum fassen
kann, steigt mir plötzlich ein deutscher Tourist (27) auf den
Fuss und hält es nicht einmal für nötig, sich für sein freches
Verhalten zu entschuldigen - wie unlöblich. Da man sich in der
heutigen Zeit nicht alles gefallen lassen darf, stelle ich dem
Heini ein Bein und werde Zeuge, wie er auf den harten Marmorboden
stolpert. Um nicht in eine Schlägerei verwickelt zu werden,
tauche ich sicherheitshalber im Trubel der Menschen unter und
beschliesse meinen Besuch mit einem Abstecher zur "Stanze di
Raffaello" im zweiten Stock. Wie jeder weiss, handelt es
sich hierbei um die vier sogenannten Räume Raffaels, die sich
Papst Julius II. einst als seinen Wohnsitz auswählte. Noch heute
sind die Wände durch malerische Kunstwerke verziert, die aus
der Schule des Baumeisters stammen sollen - da bleibt einem
die Spucke weg. Der einflussreichste Künstler der Hochrenaissance
hat keine Mühen gescheut und in jahrelanger Kleinarbeit die
"Schule von Athen" mit den wichtigsten Wissenschaftler und Philosophen
von der Antike bis zur Renaissance auf die Wände gepinselt.
HEUREKA - dieses Gemälde würde hervorragend in mein Wohnzimmer
passen.
13.30 Uhr Nun habe ich aber wirklich genug gesehen. Da mir mittlerweile
die Füsse weh tun, ziehe ich es vor, die Vatikanischen Museen
zu verlassen und mir ein schönes Gasthaus in der näheren Umgebung
auszuspähen. Redlichst informiert stapfe ich zum Ausgang und
komme zu der Erkenntnis, dass sich der Abstecher zum Vatikan
trotz des hohen Eintrittspreises von 14 EUROS wirklich gelohnt
hat.
14.00 Uhr Nach einem kurzen Fussmarsch werde ich auf eine einladende
Wirtschaft aufmerksam und entschliesse mich, in das "Restaurant
Il Franco" an der "Via della Conciliazione" einzukehren.
Als ich mich an einen Tisch mit Ausblick auf die Engelsburg
setze, gesellt sich ein Kellner an meine Seite und nimmt freundlichst
die Bestellung auf. Zungeschnalzend überfliege ich die feilgebotenen
Speisen auf der Tageskarte und gebe ein Menü, bestehend aus
einem kleinen Vorspeisenteller, Schinkenpizza sowie einen halben
Liter Rotwein in Auftrag - schon jetzt läuft mir das Wasser
im Munde zusammen.
14.30 Uhr Während ich mir das wohlverdiente Mittagessen schmecken
lasse und meine ausgetrocknete Kehle mit Wasser und Wein öle,
studiere ich meinen schlauen Reiseführer und lese, dass die
Engelsburg einst als Mausoleum für Kaiser Hadrian (76 bis 138)
konzipiert war und erst später von verschiedenen Päpsten zur
Fluchtburg umgebaut wurde. Den eigentlichen Namen erhielt das
Bauwerk im Jahre 590, als Papst Gregor I. über dem Bau die Erscheinung
des Erzengels Michael gesehen haben will - wie unheimlich.
15.00 Uhr Nachdem ich die Rechnung in Bar bezahlt und mich über
die gesalzenen Preise geärgert habe, kehre ich auf den trapezförmigen
Petersplatz zurück und nehme auf einer Bank platz, um mich an
den wärmenden Sonnenstrahlen zu erfreuen. Leider wird mein Müssiggang
schon bald durch das Geplärre der Besucherscharen gestört -
wie schade. Da man hier keine Ruhe finden kann, entscheide ich
mich, den Petersdom zu besuchen und zu Ehren des Apostels Petrus
ein Gebet zu sprechen.
15.30 Uhr Nachdem ich die Sicherheitskontrollen unbehelligt
hinter mich gebracht habe, lasse ich den 212 Meter langen, 138
Meter breiten und 133 Meter hohen Dom auf mich wirken und knipse
sogar ein Foto von einem der Seitenschiffe, in dem ohne weiteres
eine mittelgrosse Dorfkirche Platz finden würde.
16.00 Uhr Da der Andrang in der Basilika immer grösser wird,
bekreuze ich mich und laufe schnellstmöglich wieder hinaus.
HEUREKA - diese Menschenmassen muss man gesehen haben. Zurück
auf dem eindrucksvollen Petersplatz
schaue ich mich genau um und entscheide mich, zur Engelsburg
am Ufer des Tibers zu spazieren und dieses Bauwerk genauer in
Augenschein zu nehmen.
16.30 Uhr Ich stelle fest, dass es auch in besagter Burg keine
Rentnertarife gibt und löse verärgert ein Billett zum Preis
von 8 EUROS. Danach betrete ich den Bau und laufe auf einer
sich windenden Rampe im Halbdunkel nach oben - wie aufregend.
Nach etwa 150 Metern erreiche ich laut schnaufend die zweite
Ebene, in der früher das Gefängnis und die Lagerräume beheimatet
waren. Nach weiteren Stufen komme ich endlich in die vierte
Etage mit der Papstwohnung, die aus einer Raumfolge mit Fresken
von Giulio Romano, Perino del Vaga und anderen Künstlern aus
der Schule Raffaels besteht - wie schön.
17.00 Uhr Ich begebe mich noch weiter hinauf und finde mich
schliesslich auf einer Aussenterrasse wieder, von der aus sich
ein herrlicher Blick über die ganze Stadt bietet. Selbstverständlich
knipse ich einige Bilder und zücke bei dieser Gelegenheit meine
Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry), um bei Prof. Kuhn in der
Heimat anzurufen. Der Gute meldet sich bereits nach dem ersten
Klingeln und gibt zu Protokoll, dass er mit Husten und Halsschmerzen
im Bett liegt und eben gerade zwei ASPIRIN Tabletten genommen
hat - wie furchtbar. Trotzdem gebe ich einen kurzen Lagebericht
ab und erzähle meinem Bekannten, dass ich mitten auf der Engelsburg
stehe und auf den Petersdom hinüberschaue. Edelbert seufzt laut
und sagt, dass er zu gerne mit von der Partie wäre - das glaube
ich gerne.
17.15 Uhr Nachdem ich dem Professor gute Besserung gewünscht
habe, beende ich das kostspielige Ferngespräch und sehe mich
noch etwas in der Burg um. Ich bestaune weitere interessante
Möbel, Waffen sowie Gebrauchsgegenstände aus längst vergangener
Zeit und spaziere dann in Richtung Ausgang weiter.
17.30 Uhr Mit vielen anderen Touristen aus aller Welt überquere
ich die sogenannte Engelsbrücke und werde Zeuge, wie mehrere
schwarzafrikanische Migranten Sonnenbrillen, gefälschte Markenhandtaschen,
Regenschirme und anderen Schnickschnack feilbieten - wie unlöblich.
Ich gehe schnell weiter am Fluss entlang in Richtung Norden
und stosse nach kurzer Zeit auf eine Haltestelle der Buslinie
70. Weil mir schon langsam die Füsse weh tun, setze ich mich
auf eine Bank und warte auf die Ankunft des nächsten Omnibuses.
17.45 Uhr Schon nach wenigen Minuten ist es soweit und ich kann
in den überfüllten Bus einsteigen, in dem mir ein Jugendlicher
sogar freundlich einen Sitzplatz anbietet. HEUREKA - an diesem
Verhalten sollten sich die egoistischen Jugendlichen in Deutschland
ein Beispiel nehmen.
18.15 Uhr Nach einer interessanten Fahrt durch die pulsierende
Metropole, springe ich an der Piazza Santa Maria Maggiore aus
dem Gefährt und werfe einen Blick auf die gleichnamige Basilika.
Wie jedes Kind weiss, ist dieses Gotteshaus die am besten erhaltene
der vier frühchristlichen Kirchen Roms und weist Spuren aus
allen Epochen der seit ihrem Bestehen über 1000jährigen Architekturgeschichte
auf - wie aufregend.
18.45 Uhr Zielsicher lege ich die letzten Meter zu meinem löblichen
Hotel "Astoria Garden" zurück und werde am Empfang freundlichst
begrüsst - wie schön. Danach fahre ich im Aufzug in den zweiten
Stock und betrete mein Zimmer, um mich erschöpft aufs Bett fallen
zu lassen und die Nachrichten auf CNN zu verfolgen.
19.45 Uhr Nach dieser wohltuenden Verschnaufpause zeihe ich
ein frisches Hemd sowie ein schickes Sakko an und verlasse die
Herberge, um in der Nachbarschaft das löbliche Abendessen einzunehmen.
Mit dem bekannten Gassenhauer "Azzuro" auf den Lippen
biege ich um die Ecke und entdecke ein nettes Gasthaus namens
"Florian`s Cafe" - wie schön. Ohne lange zu fackeln betrete
ich das Lokal und werde von einem besonders höflichen Ober zu
einem Tisch mit Blick auf den Pizzaofen geführt - da kommt Freude
auf.
20.00 Uhr Hungrig studiere ich die Speisekarte und entscheide
mich nach wenigen Augenblicken für einen halben Liter weissen
Rebensaft sowie gemischten, aber keuschen Salat und ein Nudelgericht
namens "Penne alla Puttanesca" mit schwarzen Oliven, Tomaten,
rotem Pfeffer und Kapern - da läuft einem das Wasser im Munde
zusammen.
20.30 Uhr Während ich mir die italienischen Schmankerln zungeschnalzend
munden lasse, beobachte ich den Pizzabäcker und komme zu dem
Schluss, dass der Mann ein wahrer Artist des Kochlöffels sein
muss. Sollte ich morgen Abend wieder hier speisen, muss ich
unbedingt eine dieser extraordinären Pizzas verköstigen.
21.00 Uhr Düdeldü - obwohl ich eigentlich auf meine Diät achten
müsste, winke ich den Kellner erneut an den Tisch und bestelle
ein gemischtes Eis mit Sahne. Da es in Italien bekanntlich das
beste Eis überhaupt gibt, sollte man sich diese kühle Spezialität
auf keinen Fall entgehen lassen. HEUREKA - wie schade, dass
Edelbert dieses kulinarische Feuerwerk nicht miterleben kann.
21.15 Uhr Ich bezahle die gesalzene Rechnung mit einem druckfrischen
50 EURO Schein und mache mich dann gutgelaunt auf den Heimweg.
Schon nach wenigen Metern erreiche ich das Hotel und gehe diesmal
zu Fuss in den zweiten Stock hinauf - etwas Bewegung kann nach
dem reichhaltigen Abendessen nicht schaden.
21.45 Ihr Bevor ich ins Bett falle, nehme ich eine heisse Dusche
und mache mir schon einmal Gedanken, wie ich den morgigen Tag
gestalten werde. Weil ich glücklicherweise erst gegen halb neun
Uhr am Abend nach München abfliegen werde, habe ich fast den
ganzen Tag zur Verfügung und kann mir noch die eine oder andere
Sehenswürdigkeit anschauen - das ist phantastisch.
22.30 Uhr Laut gähnend ziehe ich die Vorhänge zu und lasse mich
dann auf die harte Matratze fallen. Schon sehr bald schlafe
ich ein und träume von meinen spannenden Erlebnissen in der
italienischen Hauptstadt. Gute Nacht.
21.02.2008
- Wandern auf den Spuren der Antike
07.00 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich hüpfe voller
Vorfreude aus den Federn. Wie es sich für einen sportlichen
Rentner gehört, öffne ich schnellstmöglich das Fenster und sauge
die frische Luft tief in meine Lungen ein - das tut richtig
gut. Zudem absolviere ich die wichtige Morgengymnastik und stähle
meine Muskeln mit Dehn- und Streckübungen.
07.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport hinter mich gebracht habe,
nehme ich eine ausgiebige Dusche und lausche nebenbei dem laut
dröhnenden Kurzwellenradioprogramm aus meiner weissblauen Heimat.
Unter anderem höre ich, dass Andrea Ypsilanti, ihres Zeichens
Scheffin der hessischen SPD, aktuell mit dem Gedanken spielt,
sich mit Hilfe der LINKSPARTEI.SED zur Ministerpräsidentin wählen
zu lassen - das ist ja wohl die Höhe. Renommierte Tageszeitungen
berichteten gestern einhellig, dass sich die Dame im Laufe der
vergangener Woche mehrfach mit Linkspartei-Funktionären getroffen
haben soll, um eine Zusammenarbeit auf Landesebene auszuloten.
Wie jeder weiss, herrscht nach der Landtagswahl Ende Januar
ein Vakuum, da weder die CDU einer grossen Koalition beitreten,
noch die FDP mit der SPD und den Grünen in ein Boot steigen
will. Um die Wiederwahl Roland Kochs (CDU) zu verhindern, hat
sich Ypsilanti angeblich dazu durchgerungen, sich durch die
Stimmen der Linken-Abgeordneten zur Ministerpräsidentin wählen
zu lassen - wie unlöblich. Selbstverständlich hat sich umgehend
der redliche CDU-Fraktionsscheff Christian Wagner skeptisch
zu Wort gemeldet und in einer Zwischenschau (unlöblich: Interview)
verlauten lassen, "dass Ypsilanti und Beck einen ungeheueren
Wählerbetrug vorbereiten". "Es sei eine Katastrophe für Hessen,
wenn hier - erstmals in einem westdeutschen Bundesland - bekennende
Kommunisten, Marxisten und ehemalige SED-Genossen direkt an
der Regierungspolitik beteiligt würden" - das sehe ich genauso.
Auch die FDP forderte die SPD unmissverständlich auf, noch vor
dem Hamburger Wahlsonntag für Klarheit zu sorgen und sich von
den Linken zu distanzieren - dem ist nichts hinzuzufügen. Sollte
sich Frau Ypsilanti wirklich zur Ministerpräsidentin wählen
lassen, geht sie allerdings ein hohes Risiko ein. Nach der Verfassung
müsste sie mindestens 56 von 110 Stimmen auf sich vereinen,
um den Thron im hessischen Landtag besteigen zu können. Da SPD,
Grüne und die Linken jedoch nur über 57 Mandate verfügen, ist
davon auszugehen, dass einige anständige SPD Abgeordnete ihrer
Anführerin die Gefolgschaft verweigern und sich gegen eine Zusammenarbeit
mit den Mauermördern stellen werden. In diesem Fall hätte Ypsilanti
ihre Glaubwürdigkeit endgültig verloren und müsste zurücktreten.
Trotz allem zeigt dieses Beispiel anschaulich auf, dass man
den Sozialdemokraten nicht mehr über den Weg trauen kann - wo
soll das nur hinführen mit diesem Land.
08.30 Uhr Kopfschüttelnd verlasse ich das Bad und mache mich
daran, den Rollkoffer mit meinen Habseligkeiten zu befüllen
und ihn neben die Türe zu stellen. Danach greife ich kurzerhand
zu meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es
mir nicht nehmen, noch einmal bei Prof. Kuhn in der Heimat anzurufen.
Zu meiner Freude meldet sich Edelbert bereits nach dem zweiten
Klingeln und teilt mir mit, dass er sich schon etwas besser
fühlt und noch am Vormittag Dr. Rödlberg aufsuchen wird - wie
schön. Natürlich komme ich während des Gesprächs auch auf meinen
Aufenthalt in Rom zu sprechen und berichte, dass ich die kommenden
Stunden dazu nutzen werde, um auf den Spuren der Antike zu wandern.
Mein Bekannter ist ganz aus dem Häuschen und bedauert sehr,
dass er mich wegen seiner garstigen Erkältung nicht begleiten
konnte.
09.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit. Um nicht im Hotel zu
versauern, wünsche ich dem Professor gute Besserung und beende
dann das Gespräch. Als nächstes eile ich gutgelaunt nach unten
und überreiche dem Heini an der Rezeption meinen Koffer zur
Aufbewahrung sowie ein kleines Trinkgeld. Bevor ich mich auf
den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt mache, nehme ich
hungrig im Frühstücksraum platz und führe mir eine kleine Mahlzeit,
bestehend aus Honigbrot, Backhörnchen mit Käse, Himbeerjoghurt
sowie mehreren Tassen Milchkaffee zu Gemüte - das schmeckt.
Während ich mich an den frischen Lebensmitteln labe und aus
dem Zungeschnalzen gar nicht mehr herauskomme, studiere ich
meinen "National Geographic" Reiseführer und schmiede Pläne
für den heutigen Tag - wie aufregend.
09.45 Uhr Düdeldü - frisch gestärkt verlasse ich die löbliche
Herberge und entschliesse mich, die weltbekannte "Piazza Bocca
della Verità" im Süden der Stadt zu besichtigen. Ruckzuck
überquere ich den grossen Bahnhofsvorplatz und finde mich nach
knapp dreihundert Metern vor der altehrwürdigen "Santa Pudenziana"
wieder, die zu den ältesten Gotteshäusern des ganzen Landes
zählt. Wissbegierig überfliege ich
die Bronzetafel über der Pforte und lese, dass diese frühchristliche
Titelkirche um das Jahr 400 unserer Zeitrechnung eingeweiht
und von unzähligen Päpsten besucht wurde. Besonders erwähnenswert
sind auch die wertvollen Mosaiken, die den Kircheneingang sowie
den Altar ausschmücken. Leider ist es auf Grund aufwändiger
Renovierungsarbeiten nicht möglich, das Heiligtum zu betreten
und von innen zu bestaunen - wie schade.
10.30 Uhr Nachdem ich mir an einem mobilen Verkaufsstand ein
viel zu teures Coca Cola gekauft habe, passiere ich die Piazza
Venezia und werfe einen Blick auf das eindrucksvolle "Monumento
Nazionale a Vittorio Emanuele II", das zu Ehren der italienischen
Reichsgründungsbewegung während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
errichtet wurde. Wie jedes Kind weiss, rief König Emanuel II.
erstmals 1861 die unabhängige Republik Italien aus und vereinte
das ganze Land unter seiner Herrschaft - das ist wirklich phantastisch.
11.15 Uhr Nach kurzen Abstechern zum "Teatro di Marcello", einem
von Julius Cäsar höchstpersönlich in Auftrag gegebenen Theaterbau
und der Kirche "San Nicola in Carcere", treffe ich endlich
am Tiber ein und staune angesichts der vielen Ausflügler nicht
schlecht. Da es mittlerweile zu nieseln begonnen hat, eile ich
wie der Wind zum kreisrunden "Tempel der Vesta" und suche
unter dem Rondell Schutz vor dem Niederschlag. Bei dieser Gelegenheit
komme ich mit einem Touristen (59) aus dem Schweizer Kanton
Uri näher ins Gespräch und vernehme, dass der Gute vor wenigen
Augenblicken die Kapelle "Santa Maria in Cosmedin" besucht
und seine Hand in die "Bocca della Verità" (löblich:
Mund der Wahrheit) gesteckt hat - wie aufregend. Mein Gegenüber
ist bestens informiert und erzählt weiter, dass diese Sehenswürdigkeit
schon viele Jahrhunderte auf dem Buckel hat und vor allem durch
den im Jahre 1593 entstandenen Hollywoodfilm "Ein Herz und eine
Krone" mit Gregory Peck und Audrey Hepburn grosse Bekanntheit
erlangt hat. Um nichts zu verpassen, husche ich wieselflink
über den Platz und suche ebenfalls die knapp 1.200 Jahre alte
Kirche auf.
11.45 Uhr Staunend betrete ich die Vorhalle und stehe plötzlich
vor einem überdimensionalem Kopfabbild des Flussgottes Triton.
Auf einer Informationstafel steht geschrieben, dass nach einer
mittelalterlichen Legende ein jeder seiner Hand beraubt wird,
der sie in die Öffnung besagter Maske legt und dabei nicht die
Wahrheit spricht. Selbstverständlich gehe ich diesem Märchen
genauer auf den Grund und lasse es mir nicht nehmen, meine rechte
Hand vorsichtig in den Mund einzuführen. Als ich mir einige
Sorgen mache, klopft mir plötzlich ein Aufseher auf die Schulter
und meint augenzwinkernd, dass in der Vergangenheit viele Besucher
bei diesem Versuch schwer verletzt und sogar ins Krankenhaus
eingeliefert werden mussten - wie unlöblich. Um nicht als Invalide
in die Heimat zurückkehren zu müssen, ziehe ich meine Hand heraus
und verlasse das Gebäude schnellstmöglich.
12.30 Uhr Kopfschüttelnd laufe ich gen Osten und bewundere den
"Circus Maximus", der zur Blütezeit Roms die grösste Kampfbahn
der ganzen Stadt war. Das Areal hatte in der Antike eine Gesamtlänge
von zirka 600 Metern und ermöglichte es bis zu 350.000 Menschen,
Gladiatorenkämpfen, Wagenrennen sowie blutigen Tierhetzen beizuwohnen
- Gott sei Dank gehört dieses dunkle Kapitel längst der Vergangenheit
an.
13.00 Uhr Als die Kirchenglocken einmal schlagen, schlendere
ich am "Konstantinsbogen" (unlöblich: Arco di Constantino) vorbei
und erfahre beim Studium meines schlauen Rom Reiseführers, dass
dieser dreitorige Triumphbogen zur Erinnerung an Kaiser Konstantins
Sieg bei der "Milvischen Brücke" erbaut wurde. Bei besagtem
Gemetzel anno 312 musste sich Konstantin gegen eine von Maxentius
geführte Übermacht beweisen und schaffte es, seinen Widersacher
in den Tiber zu stossen - das soll mir auch Recht sein. Da mir
von der langen Wanderung die Füsse weh tun, lasse ich den heruntergekommenen
Steinbogen links liegen und laufe geschwind zum Kolosseum hinüber,
um mich nach einer einladenden Gaststätte umzusehen. Schon nach
wenigen Minuten stosse ich auf das "Il Roma", und erinnere mich,
dass mir Prof. Kuhn den Besuch dieser Wirtschaft ans Herz gelegt
hat - wie schön. Erschöpft kehre ich in das noble Restaurant
ein und nehme entspannt an einem Tisch mit Ausblick auf das
Kolosseum platz. Ein netter Ober in einer nicht enden wollenden
Schürze lässt nicht lange auf sich warten und überreicht mir
zuvorkommend eine in Leder gebundene Speisekarte sowie ein Glas
Sprudelwasser. Da sich mein Magen laut knurrend meldet und ein
Mittagessen fordert, gebe ich ein schmackhaftes Pizzamenü, bestehend
aus mehreren Bruchettis, Pizza mit Meeresfrüchten sowie ein
gemischtes Eis mit Schlagsahne in Auftrag. Zudem bitte ich den
Kellner, mir keinen Wein, sondern zur Abwechslung ein süffiges
Moretti Bier zu kredenzen - schon jetzt läuft mir das Wasser
im Munde zusammen.
13.30 Uhr Während ich mich an dem delikaten Menü labe, blättere
ich im Reiseführer und lese, dass das gegenüberliegende Kolosseum
in der Frühzeit zu den Aushängeschildern des römischen Reichs
zählte und viele Besucher aus allen Teilen Europas in die Stadt
lockte. Wenn man vorchristlichen Aufzeichnungen Glauben schenken
kann, war es Neros Nachfolger Vespasian, der das sogenannte
Marsfeld auswählte, um dort die grösste Freiluftarena aller
Zeiten errichten zu lassen. Nach den neuesten Rekonstruktionen
der Bauinschriften wurde die Errichtung des Kolosseums aus der
stattlichen Beute des jüdischen Krieges und dem sagenumwobenen
Schatz aus dem Tempel von Jerusalem finanziert - wie aufregend.
Ausserdem gehen renommierte Archäologen davon aus, dass dieses
Bauwerk um das Jahr 80 nach Christus mit hunderttägigen Spielen
eröffnet wurde, bei denen unzählige Menschen und bis zu 5.000
Wildtiere ihr Leben lassen mussten - wie schrecklich.
14.15 Uhr Um 35 EUROS erleichtert, setze ich meine Erkundungstour
fort und suche zum Abschluss meines Rombesuchs die heilige Basilika
"San Pietro in Vincoli" (löblich: St. Peter in Ketten)
auf dem Esquilin-Hügel auf. Nachdem ich die Via Cavour überquert
und rücksichtslose Rollbrettfahrer zur Ordnung gerufen habe,
betrete ich den unscheinbaren Bau und finde im Vorraum eine
der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche vor. Beeindruckt
betrachte ich zwei verrostete Ketten und lese auf einer Informationstafel,
dass es sich hierbei um das Fesselgeschirr handelt, mit dem
Petrus einst im "Marmetinischen Kerker" in Eisen gelegt
wurde - das ist ja allerhand.
14.45 Uhr Ferner wartet das Gotteshaus mit dem von Michelangelo
geschaffenen Grabmal für Papst Julius II. sowie mit den Statuen
der Rachel, der Lea und des Mose auf. Diese Marmorfiguren werden
noch heute als wichtigste Werke Michelangelos angesehen und
dienten für viele Jahrhunderte als Vorlagen für unzählige Skulpturen
anderer Meister.
15.15 Uhr Ich kehre auf die Strasse zurück und kann gar nicht
glauben, welch unbezahlbare Schätze ich gerade bestaunen durfte.
Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich keine Sekunde zögern
und mich ins antike Rom zurückversetzen. Trotz aller Sehenswürdigkeiten,
die die "ewige Stadt" zu bietet hat, beende ich nun meinen Ausflug
und kehre zum Hotel zurück.
16.00 Uhr Nachdem ich mein Gepäckstück in Empfang genommen habe,
laufe ich zum Hauptbahnhof Termini hinüber und löse für 11 EUROS
eine Fahrkarte zum Flughafen Fiumicino. Da die Eisenbahn erst
gegen halb fünf abfährt, statte ich einem kleinen Kaffeehaus
einen Besuch ab und verköstige den letzten Schaumkaffee auf
italienischem Boden - diesen köstlichen Bohnentrunk muss man
einfach probiert haben. Um Edelbert eine kleine Freude zu bereiten,
lasse ich mir zu guter Letzt von einer Bedienung ein typisch
italienisches Gebäckstück in eine praktische Papiertüte einpacken
- Prof. Kuhn wird Augen machen.
16.30 Uhr Nun heisst es Abschied nehmen. Gutgelaunt besteige
ich den "Leonardo da Vinci Express" auf Gleis 23 und nehme in
einem Abteil neben einem turtelnden Liebespaar aus Bergamo platz.
Während ich aus dem Fenster blicke und die Vorstädte an mir
vorbeiziehen lasse, lecken sich die jungen Menschen unentwegt
ab und versprechen sich auf italienisch ewige Liebe - darüber
kann ich nur lachen.
17.15 Uhr Nach einer knapp vierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt
in Richtung Südwesten treffe ich am Flughafen Fiumicino ein
und halten nach dem Schalter der CONDOR im Terminal B Ausschau.
Nach wenigen Augenblicken werde ich fündig und habe das Glück,
ohne Wartezeit meinen löblichen Delsey Rollkoffer (unlöblich:
Trolley) aufgeben zu können. Der italienische Heini am Schalter
überreicht mir eine Einsteigekarte für meinen CONDOR Flug mit
der Nummer 7373 und sagt, dass man das Flugzeug ab 20.15 Uhr
betreten darf - wie schön.
18.00 Uhr Um mir etwas die Zeit zu vertreiben, wandere ich durch
das Abfluggebäude und schau mich in den Geschäften um. Leider
muss ich feststellen, dass die feilgebotenen Waren hier nicht
billiger, sondern noch teurer als in den Läden ausserhalb sind
- wie unlöblich.
18.30 Uhr Laut seufzend lasse ich mich auf einem unbequemen
Sessel vor meinem Abflugtor (unlöblich: Gate) nieder und ziehe
die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) aus dem Sakko, um meine
Untermieterin im
Waldweg 11 anzurufen. Die Maid meldet sich erst nach dem
vierten Klingeln und gibt zu Protokoll, dass sie gerade eine
Pizza verzehrt und der Seifensendung Marienhof frönt - wie unlöblich.
Selbstverständlich komme ich sogleich auf den Punkt und mache
Sandra klar, dass sie mich heute Abend gefälligst am Flughafen
abholen soll - immerhin kann ich mir als Rentner unmöglich ein
kostspieliges Taxi leisten.
18.45 Uhr Nachdem ich meiner Untermieterin versprochen habe,
ihr sogar ein Geschenk mitzubringen, willigt sie letztendlich
ein und verspricht, mich um halb elf in Empfang zu nehmen -
wie schön. Knopfdrückend beende ich das Ferngespräch und begeben
mich dann schnell in eines der Andenkengeschäfte, um das besagte
Präsent für meine Mitbewohnerin zu besorgen.
19.15 Uhr Nach langem Hin und Her habe ich mich endlich entschieden
und kaufe ein original Trikot der italienischen Nationalmannschaft
zum Wucherpreis von 69 EUROS in Grösse L sowie einen Zuckerlöffel
mit ROMA Schriftzug für meine Zugehfrau Frau Mars - da kommt
Freude auf.
19.45 Uhr Während ich ungeduldig auf den Abflug warte, bekomme
ich langsam Hunger und öffne kurz die Papiertüte mit dem Gebäckstück
für Prof. Kuhn. HEUREKA - dieses Backwerk duftet wirklich ganz
ausgezeichnet. Nach wenigen Minuten komme ich zu dem Entschluss,
dass diese Spezialität morgen ohnehin nicht mehr frisch ist
und Edelbert bestimmt keine Freude daran haben würde. Ich beisse
beherzt zu und lasse mir die mit Schokoladenkreme gefüllt Kreation
zungeschnalzend munden - das tut gut.
20.15 Uhr Endlich ist es soweit und ich kann zusammen mir den
anderen Passagieren in das Flugzeug der Marke Luftbus A320 einsteigen.
Ich nehme geschwind auf meinem Platz 11A platz und stelle mit
Freude fest, dass beide Sitze neben mir leer bleiben - das ist
phantastisch.
20.45 Uhr Pünktlich auf die Minute bringt der Flugkapitän den
Stahlvogel in die Luft und setzt zu einer Linkskurve an, um
Kurs auf die bayerische Landeshauptstadt zu nehmen. Bei dieser
Gelegenheit lehne ich mich entspannt zurück und kann beim Blick
aus dem Fenster tatsächlich einen letzten Blick auf die Innenstadt
von Rom erhaschen - wie schön.
21.30 Uhr Just als ich mir eine Tasse Kaffee munden lasse, meldet
sich der Pilot mit einer Sprechdurchsage zu Wort und gibt zu
Protokoll, dass wir bereits um 22.15 Uhr in München landen werden
und mit Temperaturen um die 8°C rechnen dürfen - das soll mir
auch Recht sein.
22.15 Uhr Nachdem wir bereits über der norditalienischen Stadt
Verona in den Sinkflug übergegangen sind, ist es nun soweit
und die Maschine setzt problemlos auf der südlichen Landebahn
des Franz Josef Strauss Flughafens auf. Während der Kapitän
die A320 zielsicher in Richtung Terminal 1 steuert, meldet sich
eine Flugbegleiterin zu Wort und wünscht uns einen schönen Abend
in München bzw. eine sichere Weiterreise - wie freundlich.
22.30 Uhr Düdeldü - heute geht es ganz besonders geschwind und
ich habe das Vergnügen, als erster meinen Koffer vom Gepäckband
wuchten zu können. Laut pfeifend schlendere ich an den Zollbeamten
vorbei und entdecke auch gleich meine Untermieterin in der Menge
der Wartenden - wie schön. Sandra begrüsst mich herzlichst und
fordert mich auf, schnell mit hinaus zu kommen, weil ihr JEEP
im Halteverbot steht - das ist wieder einmal typisch. Ich folge
dem Kind zum Wagen und fordere es laut gähnend auf, mich schnell,
aber sicher nach Hause zu bringen.
23.00 Uhr Daheim im Waldweg betreten wir meine schmucke Villa
und werden von meinen beiden Katzen laut schnurrend begrüsst
- wie schön. Als kleines Dankeschön fürs Abholen überreiche
ich Sandra das blaue Fussballtrikot und gebe ihr zu verstehen,
dass dieses Teil nicht gerade billig war. Meine Mitbewohnerin
ist begeistert und meint, dass sie das schöne Stück in Ehren
halten und gleich am Sonntag in der Sportsbar anziehen wird.
23.30 Uhr Weil ich keine Lust mehr habe, meinen Koffer auszupacken,
schenke ich mir noch schnell ein Gläschen Coca Cola ein und
lasse es mir im Stehen schmecken. Nachdem ich sämtliche Fenster
und Türen sicher verriegelt habe, gehe ich zufrieden ins Bett
und schlafe auch schon bald ein. Gute Nacht.
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