19. Juli 2016 – Frühstück bei Frau Julie

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08.00 Uhr Der Radiomoderator überrascht mich heute mit einem neuen Lied der aufstrebenden Sängerin Brandy Clark. Ich rolle mich seufzend aus dem Wasserbett und komme zu dem Schluss, dass die moderne Countrymusic (löblich: Landmusik) nicht mehr viel hergibt. Anstatt auf Steelguitars (löblich: Stahlgitarren) und Fiddles (löblich: Geigen) zu vertrauen, ziehen es viele Musikanten vor, den Massengeschmack mit eintönigen Melodien zu bedienen.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit James und lasse den Buben wissen, dass wir uns gleich in Julies Restaurant treffen werden. Mein Neffe ist begeistert und versichert, dass er pünktlich um halb Elf vor Ort sein wird – wie schön.
09.30 Uhr Nach RP LOB duftend, verlasse ich die Nasszelle und trinke in der Küche ein Glas O-Saft. Darüber hinaus fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und animiere das Haustier, es sich schmecken zu lassen.

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Hund Dixon

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 10 deutet, stosse ich die Haustüre auf und sehe mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Meine Nachbarin schwenkt ihr Handtäschchen und beteuert, dass sie gestern Abend von Maria zum Frühstück eingeladen wurde. Ich mache grosse Augen und sehe mich genötigt, die Perle zu Julies Restaurant kutschieren zu müssen. Während der kurzweiligen Autofahrt plappert meine Bekannte ohne Unterlass und kündigt an, dass wir nach dem Essen durch die Innenstadt flanieren werden – wie unlöblich.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich das gutbesuchte Restaurant und registriere, dass sich auch Edelbert dem Frühstück angeschlossen hat. Natürlich setze ich mich spornstreichs dazu und ordere ein Big Breakfast (löblich: Grosses Frühstück) sowie frischaufgebrühten Kaffee. Aushilfsbedienung Peggy notiert sich die Bestellung und verspricht, auch etwas Schinken für meinen tierischen Begleiter aufzufahren.

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Meine Verwandten wollen zum Lake Simcoe krusen

11.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt Georg auf seine bevorstehende Abreise zu sprechen und unterbreitet, dass er sich mit seiner Familie in zwölf Tagen von uns verabschieden wird. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass die ganze Familie anschliessend an den Lake Simcoe krusen wird, um unbeschwerte Wochen in der kanadischen Wildnis zu erleben – das ist ja allerhand.
12.00 Uhr Nachdem wir unsere Tassen geleert haben, verlassen wir die Wirtschaft und vertreten uns bei schweisstreibenden Temperaturen die Beine. Um keinen Hitzeschlag zu bekommen, halten wir uns im Schatten auf und gönnen uns an der nächsten Eisdiele erfrischendes Schokoladeneis in der Waffel. Nebenher tratsche ich angeregt mit Georg und erfahre, dass er sich sehr freuen würde, wenn ich mit nach Kanada kommen würde. Selbstverständlich winke ich augenblicklich ab und informiere, dass ich Ende August mit Prof. Kuhn und dem Vierbeiner nach Minneapolis ausfliegen muss.

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Ich fliege nicht nach Kanada

13.00 Uhr Wie nicht anders zu erwarten, landen wir bald in einem Modegeschäft und haben das zweifelhafte Vergnügen, Maria, Frau Pontecorvo und Amanda beim Anprobieren diverser Klamotten zu beobachten. Währenddessen nehme ich mit James auf einem Ledersofa platz und bringe heraus, dass der junge Mann Mitte August wieder auf Tournee gehen und mit seiner Combo “Northstar” entlang der amerikanischen Ostküste Konzerte spielen wird. James reibt sich die Hände und sagt, dass er Ende September die grosse Ehre haben wird, an der Seite namhafter Künstler im 3.000 Zuschauer fassenden “Theatre at Westbury” im grossen Apfel auftreten zu dürfen – das ist phantastisch.
13.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten setzen wir unseren Spaziergang fort. Mit David an der Hand schlendern wir an den Schaufenstern angesagter Modemärkte vorbei. Ich spendiere dem Dreikäsehoch ein weiteres Eis und vernehme, dass er morgen mit seinen Eltern und Grosseltern einen Angeltörn zu den Ten Thousand Islands (löblich: 10.000 Inseln) unternehmen wird. Als ich Georg zur Rede stelle, rückt der gute Mann mit der Wahrheit heraus und sagt, dass er nicht auf Herrn Wonglers verrosteter Jolle, sondern auf einer gemieteten Yacht in See stechen wird. Edelbert wird sogleich hellhörig und erkundigt sich, ob er sich diesem Ausflug eventuell anschliessen kann – gleich platzt mir der Kragen.
14.30 Uhr Endlich sind wir am Auto zurück. Da die Hitze kaum auszuhalten ist, reiche ich meinen Verwandten die Hand und ziehe es vor, Frau Pontecorvo auf den Beifahrersitz zu helfen. Anschliessend presche ich hupend von dannen und kann es kaum noch erwarten, zu Hause eine ruhige Kugel zu schieben.
15.15 Uhr In der kleinen Villa angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Kanapee. Ich schliesse gähnend die Augen und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags – das tut gut.
16.15 Uhr Nach einer Stunde stehe ich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Sorgsam nehme ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und rate einer 39jährigen Hausfrau aus Passau, ihrem 15jährigen Sohn Kevin Lichtspielhause strikt zu untersagen – wo kämen wir denn da hin.

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Rotwein aus dem goldenen Kalifornien

17.00 Uhr Weil ich grossen Hunger habe, beende ich die Arbeit und verabschiede mich in die Küche. Pfeifend richte ich mir eine zünftige Wurstplatte an und vergesse auch nicht, Gewürzgurken aus dem Glas dazuzulegen. Dazu gibt es köstliches Weissbrot sowie einen Schoppen Rotwein aus dem goldenen Kalifornien.
18.00 Uhr Nachdem ich sieben Wurstbrote verzehrt und eine Flasche Wein geleert habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und informiere mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.

19.00 Uhr Im Anschluss greife ich auf das reichhaltige NETFLIX Angebot zurück und gebe mich der nervenaufreibenden Serie “Stranger Things” hin. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt von einer Mutter, die ihren verschwundenen Sohn sucht.
21.00 Uhr Als der Abspann der zweiten Episode über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und rufe Hund Dixon ins Haus. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe zu Bett. Gute Nacht.

18. Juli 2016 – Es wird gebucht!

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08.00 Uhr Wie es sich für einen sportbegeisterten Rentner gehört, läute ich den sonnigen Morgen mit dem Frühsport auf der schattigen Terrasse ein. Hund Dixon gesellt sich hechelnd an meine Seite und zögert nicht, seine eingerosteten Muskeln ebenfalls zu stählen – das macht Spass.
08.30 Uhr Nachdem ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb genommen habe, entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad. Nebenher rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und erfahre, dass die lieben Leute heute erneut den “Sun-N-Fun Lagoon” Wasserpark besuchen wollen. James ist hellauf begeistert und lädt mich ein, kurzerhand mitzukommen. Natürlich lehne ich dankend ab und lasse meinen löblichen Neffen wissen, dass ich Edelbert zum Frühstück erwarte.
09.00 Uhr Kopfschüttelnd ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Da es unerträglich heiss ist und man in diesen Breitengraden kaum aus dem Schwitzen herauskommt, seife ich mich ordentlich ein und vergesse auch nicht, mir die Haare mit einem Pflegeprodukt aus dem Hause “Procter & Gamble” zu waschen.

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Mein Zuhause unter Palmen

10.00 Uhr Just als ich in farbenfrohe Freizeitkleidung schlüpfe, kommt Edelberts schneeweisser JEEP vor der kleinen Villa zum stehen. Ich begrüsse meinen Bekannten herzlich und bekomme eine Tüte mit frischen Backwaren aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei überreicht – wie aufregend.
10.30 Uhr Während wir die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehmen, präsentiert der Professor mehrere Heimrechnerausdrucke und setzt mich darüber in Kenntnis, dass nur noch wenige Flüge nach Minneapolis verfügbar sind. Ich studiere die Ausdrucke sorgfältig und lerne, dass die “Sun Country” Fluggesellschaft preiswerte Direktverbindungen in die grösste Stadt des Staates Minnesota anbietet. Ferner lese ich, dass der schlaue Mann zwei Übernachtungen im renommierten “Sheraton Midtown” ins Auge gefasst und sich auch bezüglich eines geeigneten Mietautos schlau gemacht hat – das ist irre.
11.00 Uhr Obgleich ich keinen Goldesel im Vorgarten stehen habe, willige ich letztendlich ein und erkläre meinem Tischnachbarn, dass einer Forschungsreise in die Heimat der Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder nichts mehr im Wege steht. Edelbert schnalzt mit der Zunge und meint, dass wir gleich Nägel mit Köpfen machen sollten.

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Hurra, wir fliegen nach Minneapolis

11.30 Uhr Wenig später nehme ich neben Edelbert am Schreibtisch platz und segle auf die Heimseite des Reisevermittlers Expedia. Prompt stossen wir auf den “Sun Country” Flug und lesen auf dem überdimensionalen Bildschirm, dass Hin- und Rückflug pro Person lediglich 280 amerikanische Dollars kosten soll. Wir fackeln nicht lange und entschliessen uns, am 28. August abzufliegen und bis zum 8. September zu bleiben – wie schön.
12.00 Uhr Nachdem wir unsere Adressen sowie Bankverbindungen verraten haben, geben wir uns dem reichhaltigen Hotelangebot hin und ringen uns dazu durch, uns nicht ins “Sheraton”, sondern in das luxuriöse 5-Sterne Haus “The Marquette by Hilton” einzubuchen.
12.30 Uhr Zu guter Letzt betätige ich erneut die Maus und halte nach einem geräumigen Mietauto Ausschau. Da ich nicht in einem Kleinwagen durch Walnut Grove krusen möchte, wähle ich einen JEEP COMPASS mit Lederausstattung, Allrad-Antrieb und serienmässig eingebautem GARMIN Navigationssystem aus.
13.00 Uhr Nach getaner Arbeit serviere ich Edelbert ein perfekt eingeschenktes Weissbier und warte ungeduldig auf die Buchungsbestätigung. Unterdessen redet der Professor ohne Punkt und Komma auf mich ein und verdeutlicht, dass es eine Gaudi wird, auf den Spuren der Familie Ingalls zu wandeln. Ich nicke eifrig und entgegne, dass es schon ein lang gehegter Traum war, den Bundesstaat Minnesota zu bereisen.

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Die Zeit verrinnt wie im Flug

13.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb Zwei deutet, trudelt endlich eine Bestätigung per E-Post ein. Ich reibe mir die Hände und rechne vor, dass die Reise mit allem Drum und Dran lediglich 2.000 Scheine kosten wird. Der Professor zuckt mit den Schultern und wirft ein, dass wir Gott sei Dank nicht auf den Taler achten müssen – wie wahr.
14.15 Uhr Nach der zweiten Halbe nehme ich die Hundeleine zur Hand und gebe zu Protokoll, dass Dixon nun Gassi gehen muss. Edelbert folgt mir nach draussen und berichtet während unseres Spaziergangs zum “La Playa” Golfplatz, dass er es kaum noch erwarten kann, in Minneapolis das örtliche “Institute of Arts” zu besichtigen. Als ich genauer nachfrage, rückt der schlaue Mann mit der ganzen Wahrheit heraus und setzt mich darüber in Kenntnis, dass in besagter Kunstgalerie das Bildnis der “Lucretia” des holländischen Malers Rembrandt ausgestellt wird.

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Frau Laura Ingalls Wilder

15.00 Uhr Völlig verschwitzt treffen wir wieder daheim ein und genehmigen uns weitere Hopfenkaltschalen. Ich spüle meine Kehle mit einem kräftigen Schluck durch und gebe Edelbert zu verstehen, dass wir auf alle Fälle das “Laura Ingalls Wilder” Museum in Walnut Grove besuchen müssen.
16.00 Uhr Nachdem Edelbert das Weite gesucht hat, setze ich mich abermals an den Schreibtisch und recherchiere im Internetz über das Schaffen der Laura Ingalls Wilder. Schnell erfahre ich, dass die gute Frau zwischen 1932 und 1943 acht Bücher mit grossem Erfolg veröffentlicht hat.
17.00 Uhr Ich beende die Internetzrecherche und rufe Dixon ins Haus, um ihm eine Portion ROYAL CANIN Trockenfutter sowie frisches Wasser vorzusetzen. Anschliessend schlage ich mehrere Eier auf und zaubere in Minutenschnelle ein nahrhaftes Abendessen.
18.00 Uhr Redlichst gestärkt verabschiede ich mich in den Feierabend und nehme mir das Recht heraus, mit meinem Bruder zu telefonieren. Georg legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er sich noch immer im “Sun-N-Fun Lagoon” Wasserpark vergnügt. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und bringe für morgen ein Frühstück in Julies Restaurant zur Sprache. Danach beende ich das Telefonat und fröne den Nachrichten auf FOX.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und erfreue mich an der preisgekrönten Spassendung “Little Britain USA” (löbliche: Kleines England USA). Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und werde unter anderem Zeuge, wie Lou und Andy einen Tierpark besuchen.
21.00 Uhr Nach vier Episoden beende ich den Fernsehabend und lege mich schlafen. Gute Nacht.

17. Juli 2016 – Demolition – Lieben und Leben

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Hi Leute,

habe gerade mit Reinhard telefoniert und erfahren, dass er heute mit seinen Verwandten einen Abstecher in den Sun-N-Fun Lagoon Waterpark unternehmen wird. Obwohl sich mein Vermieter in der Öffentlichkeit nicht in einer Badehose präsentieren möchte, wird er dennoch in den Vergnügungspark mitkommen und sich die Zeit im Waterpark Bistro vertreiben. Der Sun-N-Fun Park bietet übrigens etliche Wasserrutschen, einen künstlichen Wasserfall sowie eine Wildwasserbahn 🙂

Gestern war ich im Kino und habe “Demolition – Lieben und Leben” gesehen. Die Tragikkomödie mit Jake Gyllenhaal und Naomi Watts erzählt aus dem Leben eines Investmentbankers, der plötzlich und ganz unerwartet seine Frau bei einem Unfall verliert. Total erschüttet fällt der Hauptdarsteller in einen apathischen Zustand und findet keinen Sinn mehr im Leben. Erst als er einen Beschwerdebrief an eine Verkaufsautomatenfirma schreibt, kehren seine Lebensgeister zurück. Bald entspinnt sich daraus ein reger Briefwechsel mit einer bildhübschen Kundendienst Mitarbeiterin …

“Demolition” ist eine wunderbare Filmperle, mit der der französischstämmige Regisseur Jean-Marc Vallee (bekannt durch Filme wie “Dallas Buyers Club” oder “Der grosse Trip”) voll ins Schwarze getroffen hat. Ich hab’ mich bestens amüsiert und kann euch den Film wirklich empfehlen.

Jetzt muss ich mich aber sputen.
Am Abend steigt nämlich in Simones Garten eine kleine Grillfeier. Natürlich werde ich zur Party einen Kartoffelsalat und Knoblauchbrot beisteuern 🙂

Ich wünsche allen Lesern eine supertolle Woche.
Eure Sandra

15. Juli 2016 – Stadtbummel

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08.00 Uhr Ich werde zu früher Stunde durch stetiges Fiepen geweckt. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, gesellt sich Hund Dixon ans Bett und schielt zur Terrassentüre. Selbstverständlich öffne ich sogleich die Pforte und sehe, wie der lustige Rüde nach nebenan läuft, um Nachbarshund Joey zu besuchen – da kommt Freude auf.

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Hund Dixon spielt im Garten

08.30 Uhr Just als ich die Morgengymnastik absolviere, klingelt das Telefon besonders aggressiv. Zu allem Überfluss meldet sich Sandra in der Leitung und erzählt, dass ihre Mitbewohnerin in fünf Tagen ihr Wiegenfest feiern wird. Als ich mit den Schultern zucke, kommt die Maid auf ein prima Geburtstagsgeschenk zu sprechen und kündigt grossspurig an, dass sie mit Frau Bärbel verreisen wird – das soll mir auch Recht sein.
09.00 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet habe, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Ausserdem rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und erkläre dem kleinen David, dass ich ihn, seine Eltern sowie die Grosseltern gegen halb 11 in Julies Restaurant erwarte. Der Bube ist ganz aufgeregt und lotet aus, ob ich ihm ein Eis kaufen werde – das werden wir erst noch sehen.
10.00 Uhr Bevor ich losfahre, reibe ich meine zarte Haut mit einer Sonnencreme ein und vergesse auch nicht, wegen der grossen Hitze die NY YANKEES Kappe aus dem Schrank zu holen. Danach pfeife ich auf den Fingern und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nun Wirtin Julie besuchen und uns die Bäuche vollschlagen werden.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich die Gaststätte meines Vertrauens und freue mich, meine liebe Familie an einem Fenstertisch anzutreffen. Ich setze mich spornstreichs dazu und ordere bei Aushilfsbedienung Peggy ein grosses Frühstück. Nebenher plaudere ich angeregt mit meinen Tischnachbarn und erfahre, dass die lieben Leute nach der Jause einen Stadtbummel unternehmen wollen – das hört sich verlockend an.

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Frau Laura Ingalls Wilder

11.00 Uhr Just als Frau Julie die Tassen mit brühfrischem Bohnentrunk auffüllt, verweise ich auf meine geplante Forschungsreise nach Minnesota und berichte, dass ich an Edelberts Seite auf den Spuren der Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder wandeln möchte. James macht grosse Augen und unkt, dass wir dann bestimmt auch Sleepy Eye und Walnut Grove ansteuern werden. Ich nicke eifrig und informiere, dass in den besagten Ortschaften Museen zu finden sind, die sich mit dem spannenden Leben der Autorin eingehend befassen.
11.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Rechnung zu bezahlen und in Richtung Zentrum davonzurasen. Ruckzuck führe ich das brave Haustier zum Chevrolet Suburban und gebe zu Protokoll, dass wir entlang der 5th Avenue bestimmt geeignete Stellplätze für die Autos finden werden. Danach lasse ich den Motor aufheulen und presche hupend von dannen – das macht Spass.

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Wir glotzen in die Schaufenster

12.00 Uhr Als die Sonne hoch oben am Firmament steht, erreichen wir unser Ziel und parken die Fahrzeuge direkt vor Edelberts Wohnadresse. Um dem Professor eine Freude zu bereiten, klingle ich an seiner Pforte und lade ihn ein, uns zu begleiten. Prof. Kuhn lässt sich nicht zweimal bitten und schliesst sich unserem Bummel kurzerhand an.
12.30 Uhr Während wir die Auslagen in den Schaufenstern begaffen, spreche ich Edelbert bezüglich unserer ausstehenden Buchung an und stelle klar, dass wir spätestens in der kommenden Woche unsere Reise in trockne Tücher packen sollten. Mein Bekannter nickt eifrig und zögert nicht, eine Eisdiele anzusteuern, um uns zu lustigen Eistüten einzuladen – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Nachdem Amanda in einem überteuerten Modemarkt einen Armreif für 27 Dollars gekauft hat, kehren wir wegen der grossen Hitze ins “Bistro 821” ein. Wir lassen und schnaufend in der klimatisierten Gaststube nieder und ordern bei einer Kellnerin durstlöschende Langgetränke. Dazu gibt es vitaminreiche Cheesedogs (löblich: Käsehunde) mit röschen Fritten. Ich beisse kraftvoll zu und erkläre meinem Bruder, dass es in diesem Laden die besten Kartoffelstäbe der ganzen Stadt gibt.

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Kartoffelstäbe sind sehr nahrhaft

14.00 Uhr Nach der Stärkung vertreten wir uns die Beine und bemerken, dass bunte Sommerkleider und Pluderhosen bei den Weibsbildern derzeit besonders angesagt sind. Amanda straft mich mit bösen Blicken ab und meint, dass das Wort “Weibsbild” sehr diskriminierend ist – papperlapapp.
14.45 Uhr Anschliessend kehren wir zu den Autos zurück und verabschieden uns händeschüttelnd. Ich wünsche den lieben Menschen einen ruhigen Abend und bringe heraus, dass James, Amanda und David am späten Nachmittag ins Lichtspielhaus gehen wollen. Darüber hinaus regt mein löblicher Neffe für den Sonntag einen Abstecher in den Sun-N-Fun Lagoon Vergnügungspark an – das kann ja heiter werden.
15.30 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von der bevorstehenden Reise nach Minnesota.
16.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und registriere, dass es viel zu spät ist, um die Anschnurseelsorge zu erledigen. Weil ich nicht mehr der Jüngste bin und viel Ruhe benötige, lasse ich die Arbeit ausnahmsweise sausen und gebe mich im Wohnzimmer dem Studium der Tageszeitung hin. Ich informiere mich über die aktuellen Geschehnisse im Collier County und lerne, dass der örtliche Kunstverein (löblich: Art Society) am Wochenende einen Künstlermarkt am Hafen veranstalten wird – so ein Schmarrn.

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Capocollo müssen Sie probiert haben

17.30 Uhr Bevor ich mich in den Feierabend verabschiede, richte ich mir in der Küche eine kalte Platte mit italienischen Wurst- Käsespezialitäten an – wie gut das duftet.
18.15 Uhr Nach dem Nachtmahl lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne den Nachrichten. Natürlich berichtet der FOX Moderator ausführlich über den Präsidentschaftswahlkampf und räumt Herrn Donald Trump die besten Schanzen ein – wie schön.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich auf den Filmsender HBO, um mir das abendfüllende Boxerdrama “Rocky” aus dem Jahre 1976 anzuschauen. Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, wie ein Gelegenheitsboxer die Möglichkeit erhält, gegen den Schwergewichtsweltmeister zu kämpfen – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.

13. Juli 2016 – Everglades City

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08.00 Uhr Beschwingt durch ein prima Brandy Clark Lied hüpfe ich aus dem Bett und kann es kaum noch erwarten, mit meiner lieben Familie die Everglades zu besuchen. Da auch Edelbert mitkommen möchte, greife ich spornstreichs zum Telefon und rufe meinen Bekannten an. Als sich der schlaue Mann endlich meldet, teile ich ihm mit erhobenen Zeigefinger mit, dass wir uns pünktlich um 10 Uhr im Willoughby Drive treffen werden. Der Professor schnalzt mit der Zunge und verspricht, pünktlich vor Ort zu sein – das will ich doch hoffen.
09.00 Uhr Nachdem ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad entspannt habe, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Ferner gebe ich dem Rüden zu verstehen, dass wir heute in die Wildnis krusen und spannende Abenteuer erleben werden. Der Fellträger fiept ausgelassen und stürzt sich ausgehungert auf seine Brotzeit. Währenddessen brühe ich Kaffee auf und nehme mit vitaminreichen KELLOGGS Zerealien Vorlieb – das tut gut.

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Zerealien – schmeckt gar nicht schlecht

09.30 Uhr Nach der Jause bestücke ich die Geschirrspülmaschine mit schmutzigen Tellern und mache es mir zur Aufgabe, zum Nachbarhaus zu schlendern. Ich treffe Frau Pontecorvo zeitungslesend auf der Veranda an und schlage vor, dass sie uns in die Everglades begleiten kann. Leider winkt die Perle prompt ab und meint, dass sie bei dieser Affenhitze ganz bestimmt keine Wanderung unternehmen wird. Ich seufze laut und ziehe es vor, kehrt zu machen und den Ölstand meines PS-strotzenden Chevrolets zu überprüfen.
10.00 Uhr Wenig später kommt Edelberts schneeweisser JEEP vor meinem Zuhause zum halten. Wie es sich gehört, reiche ich dem Professor die Hand und informiere, dass ich startklar bin. Mein Bekannter blickt skeptisch auf seine Armbanduhr und sagt, dass meine Verwandten wieder einmal auf sich warten lassen – wo soll das noch hinführen.
10.15 Uhr Fünfzehn Minuten später trudeln Georg, Maria, Amanda, James und David im Willoughby Drive ein. Mein Bruder schimpft wie ein Rohrspatz und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er von seiner Ehefrau am Morgen genötigt wurde, die Innenraumfilter der Zentralklimaanlage zu wechseln. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und schlage vor, dass wir gleich losfahren sollten. Ruckzuck helfe ich Hund Dixon auf die Ladefläche des Chevrolets und lade James und Edelbert ein, bei mir zuzusteigen.
10.45 Uhr Anschliessen brechen wir mit zwei Autos in Richtung Südosten auf. Um schneller voran zu kommen, biegen wir bald auf den Highway 41 auf und haben während der sechzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt das Vergnügen, unter anderem durch den Collier Seminole State Park zu kommen. James macht grosse Augen und beteuert, dass er in dieses düstere Sumpfgebiet keinen Fuss setzen würde – wie wahr.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit erreichen wir die Kleinstadt Carnestown und verlassen den Highway, um auf der Country Road (löblich: Gemeindestrasse) 29 nach Everglades City weiterzurasen – da kommt Freude auf.

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Willkommen in Everglades City

12.15 Uhr Endlich tut sich das Willkommensschild der 400 Einwohner zählenden Gemeinde “Everglades City” am Strassenrand auf. Ich drossle die Geschwindigkeit und fasse den Entschluss, das Auto vor dem einladenden “Oyster House Restaurant” zu parken. Mein Bruder tut es mir gleich und meint, dass ein reichhaltiges Mittagessen nicht schaden kann – dem ist nichts hinzuzufügen.
12.45 Uhr Hungrig und durstig betreten wir die Gaststätte und bemerken, dass wir die einzigen Gäste sind. Trotzdem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und ordern bei einer überaus freundlichen Kellnerin durstlöschende Zitronenlimonade sowie die Tageskarten.
13.15 Uhr Während ich einen Jumbo Hot Dog (löblich: Heissen Hund) ordere, nehmen meine Begleiter mit frittierten Austern und Kartoffelstäben Vorlieb. Nebenher tratsche ich angeregt mit Amanda und bemerke, dass sich James Ehefrau einen Sonnenbrand eingefangen hat. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und lasse Amanda wissen, dass man sich in Südflorida stets mit einer Sonnenschutzsalbe einreiben sollte.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir das Wirtshaus und laufen bei schweisstreibenden Temperaturen zum benachbarten “Observation Tower” (löblich: Aussichtsturm). Nachdem wir dem Besitzer etwas Kleingeld zugesteckt haben, erklimmen wir den 25 Meter hohen Holzturm und blicken fasziniert in Richtung der Ten Thousand Islands (löblich: 10.000 Inseln). David ist hellauf begeistert und macht sich daran, die unzähligen Inseln abzuzählen. Ich streiche dem Buben durchs Haar und gebe vor, dass die Inselgruppe von Mangroven bedeckt ist und Heimat von Schlangen und Alligatoren ist. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und fügt an, dass um die Inselgruppe auch die Karibik-Seekuh heimisch ist – wie aufregend.

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Diese Idylle muss man erlebt haben

15.00 Uhr Als nächstes überqueren wir die Smallwood Bridge und steuern die Autos auf die Chokoloskee Insel, die bereits vor knapp 2.000 Jahren von Indianern bewohnt war. Wir krusen kreuz und quer durch die Gemeinde und nehmen uns das Recht heraus, vor dem im Jahre 1906 eröffneten “Smallwood Store” anzuhalten. Voller Vorfreude eilen wir in das angeschlossene Museum und lesen am Eingang, dass die Ausstellungshalle im Jahre 1974 in das “National Register of Historic Places” (löblich: Nationale Register der historischen Plätze) aufgenommen wurde.
15.30 Uhr Beeindruckt tauchen wir in die Welt der ersten europäischen Siedler ein und lernen, dass die Chokoloskee Insel um das Jahr 1900 von Pelzjägern besiedelt wurde. Zudem erfahren wir, dass bereits 2.000 Jahren vorher, die hier ansässigen Indianer Kanäle gebaut und der Landwirtschaft gefrönt haben – wie aufregend.
16.30 Uhr Nachdem wir unsere ausgetrockneten Hälse mit eiskaltem Diät Cola gespült haben, verschaffen wir Dixon etwas Auslauf. Bei sengender Hitze laufen wir zur Chokoloskee Bay und werfen dem Rüden Stöckchen zu. Maria blickt unterdessen aufs glitzernde Wasser und sagt, dass sich die Bürger glücklich schätzen können, in diesem Paradies zu leben. Selbstverständlich nehme ich meiner Schwägerin schnell den Wind aus den Segeln und weise auf die Tatsache hin, dass dieses Eiland während der Hurrikan-Saison stets überflutet wird.

17.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Ich trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch und schicke mich an, den Chevrolet auf schwindelerregende 65 Meilen pro Stunde zu beschleunigen. Unterdessen dreht James am Frequenzrad des Radios und freut sich, als plötzlich das schöne Jon Pardi Lied “Dirt on my Boots” (löblich: Dreck an meinen Stiefeln) aus den Lautsprechern dröhnt – da kommt besonders grosse Freude auf.
18.15 Uhr Zuhause angekommen, wünsche ich Edelbert und meinen Verwandten einen schönen Abend. Danach schleppe ich mich völlig erschöpft in die kleine Villa und richte ich mir eine herzhafte Wurst- und Käseplatte an.
19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten wechsle ich auf den Spartenkanal “USA Network” und gebe mich dem Serienstart der zweiten Staffel der preisgekrönten Serie “Mr. Robot” hin. Das mehrteilige Fernsehspiel handelt von einem gewieften Heimrechnerspezialisten, der das internationale Finanzsystem aus den Angeln hebt.
21.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich seinem Ende zu. Ich schalte die Glotze aus und scheuche Hund Dixon gähnend ins Schlafzimmer. Gute Nacht.