19. Juli 2016 – Frühstück bei Frau Julie

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08.00 Uhr Der Radiomoderator überrascht mich heute mit einem neuen Lied der aufstrebenden Sängerin Brandy Clark. Ich rolle mich seufzend aus dem Wasserbett und komme zu dem Schluss, dass die moderne Countrymusic (löblich: Landmusik) nicht mehr viel hergibt. Anstatt auf Steelguitars (löblich: Stahlgitarren) und Fiddles (löblich: Geigen) zu vertrauen, ziehen es viele Musikanten vor, den Massengeschmack mit eintönigen Melodien zu bedienen.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit James und lasse den Buben wissen, dass wir uns gleich in Julies Restaurant treffen werden. Mein Neffe ist begeistert und versichert, dass er pünktlich um halb Elf vor Ort sein wird – wie schön.
09.30 Uhr Nach RP LOB duftend, verlasse ich die Nasszelle und trinke in der Küche ein Glas O-Saft. Darüber hinaus fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und animiere das Haustier, es sich schmecken zu lassen.

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Hund Dixon

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 10 deutet, stosse ich die Haustüre auf und sehe mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Meine Nachbarin schwenkt ihr Handtäschchen und beteuert, dass sie gestern Abend von Maria zum Frühstück eingeladen wurde. Ich mache grosse Augen und sehe mich genötigt, die Perle zu Julies Restaurant kutschieren zu müssen. Während der kurzweiligen Autofahrt plappert meine Bekannte ohne Unterlass und kündigt an, dass wir nach dem Essen durch die Innenstadt flanieren werden – wie unlöblich.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich das gutbesuchte Restaurant und registriere, dass sich auch Edelbert dem Frühstück angeschlossen hat. Natürlich setze ich mich spornstreichs dazu und ordere ein Big Breakfast (löblich: Grosses Frühstück) sowie frischaufgebrühten Kaffee. Aushilfsbedienung Peggy notiert sich die Bestellung und verspricht, auch etwas Schinken für meinen tierischen Begleiter aufzufahren.

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Meine Verwandten wollen zum Lake Simcoe krusen

11.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt Georg auf seine bevorstehende Abreise zu sprechen und unterbreitet, dass er sich mit seiner Familie in zwölf Tagen von uns verabschieden wird. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass die ganze Familie anschliessend an den Lake Simcoe krusen wird, um unbeschwerte Wochen in der kanadischen Wildnis zu erleben – das ist ja allerhand.
12.00 Uhr Nachdem wir unsere Tassen geleert haben, verlassen wir die Wirtschaft und vertreten uns bei schweisstreibenden Temperaturen die Beine. Um keinen Hitzeschlag zu bekommen, halten wir uns im Schatten auf und gönnen uns an der nächsten Eisdiele erfrischendes Schokoladeneis in der Waffel. Nebenher tratsche ich angeregt mit Georg und erfahre, dass er sich sehr freuen würde, wenn ich mit nach Kanada kommen würde. Selbstverständlich winke ich augenblicklich ab und informiere, dass ich Ende August mit Prof. Kuhn und dem Vierbeiner nach Minneapolis ausfliegen muss.

kanada
Ich fliege nicht nach Kanada

13.00 Uhr Wie nicht anders zu erwarten, landen wir bald in einem Modegeschäft und haben das zweifelhafte Vergnügen, Maria, Frau Pontecorvo und Amanda beim Anprobieren diverser Klamotten zu beobachten. Währenddessen nehme ich mit James auf einem Ledersofa platz und bringe heraus, dass der junge Mann Mitte August wieder auf Tournee gehen und mit seiner Combo “Northstar” entlang der amerikanischen Ostküste Konzerte spielen wird. James reibt sich die Hände und sagt, dass er Ende September die grosse Ehre haben wird, an der Seite namhafter Künstler im 3.000 Zuschauer fassenden “Theatre at Westbury” im grossen Apfel auftreten zu dürfen – das ist phantastisch.
13.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten setzen wir unseren Spaziergang fort. Mit David an der Hand schlendern wir an den Schaufenstern angesagter Modemärkte vorbei. Ich spendiere dem Dreikäsehoch ein weiteres Eis und vernehme, dass er morgen mit seinen Eltern und Grosseltern einen Angeltörn zu den Ten Thousand Islands (löblich: 10.000 Inseln) unternehmen wird. Als ich Georg zur Rede stelle, rückt der gute Mann mit der Wahrheit heraus und sagt, dass er nicht auf Herrn Wonglers verrosteter Jolle, sondern auf einer gemieteten Yacht in See stechen wird. Edelbert wird sogleich hellhörig und erkundigt sich, ob er sich diesem Ausflug eventuell anschliessen kann – gleich platzt mir der Kragen.
14.30 Uhr Endlich sind wir am Auto zurück. Da die Hitze kaum auszuhalten ist, reiche ich meinen Verwandten die Hand und ziehe es vor, Frau Pontecorvo auf den Beifahrersitz zu helfen. Anschliessend presche ich hupend von dannen und kann es kaum noch erwarten, zu Hause eine ruhige Kugel zu schieben.
15.15 Uhr In der kleinen Villa angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Kanapee. Ich schliesse gähnend die Augen und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags – das tut gut.
16.15 Uhr Nach einer Stunde stehe ich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Sorgsam nehme ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und rate einer 39jährigen Hausfrau aus Passau, ihrem 15jährigen Sohn Kevin Lichtspielhause strikt zu untersagen – wo kämen wir denn da hin.

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Rotwein aus dem goldenen Kalifornien

17.00 Uhr Weil ich grossen Hunger habe, beende ich die Arbeit und verabschiede mich in die Küche. Pfeifend richte ich mir eine zünftige Wurstplatte an und vergesse auch nicht, Gewürzgurken aus dem Glas dazuzulegen. Dazu gibt es köstliches Weissbrot sowie einen Schoppen Rotwein aus dem goldenen Kalifornien.
18.00 Uhr Nachdem ich sieben Wurstbrote verzehrt und eine Flasche Wein geleert habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und informiere mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.

19.00 Uhr Im Anschluss greife ich auf das reichhaltige NETFLIX Angebot zurück und gebe mich der nervenaufreibenden Serie “Stranger Things” hin. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt von einer Mutter, die ihren verschwundenen Sohn sucht.
21.00 Uhr Als der Abspann der zweiten Episode über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und rufe Hund Dixon ins Haus. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe zu Bett. Gute Nacht.