08.00 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich habe ein Lied des aus Alabama stammenden Sängers Shane Owens im Ohr. Ruckzuck betätige ich den AUS Knopf des Radioweckers und zögere nicht, aus dem Bett zu hüpfen und badebemäntelt vor das “Thunderbird Inn” zu treten. Um meine eingerosteten Glieder in Schwung zu bringen, rudere ich mich den Armen und ertüchtige mich ausserdem mit dem Hampelmann – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Während Dixon den Motelparkplatz erkundet, poche ich an Edelberts Zimmer und frage nach, wann wir abreisen werden. Mein Bekannter späht auf seine Armbanduhr und beteuert, dass wir den Vormittag ausnutzen sollten, um einen Spaziergang zum weltbekannten Factor’s Walk zu unternehmen – das soll mir Recht sein.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später verstaue ich das Reisegepäck im WINNEBAGO und lote an der Rezeption aus, ob wir das Wohnmobil noch einige Stunde vor der Herberge parken können. Der zuvorkommende Rezeptionist hat keine Einwände und wünsche mir einen schönen Aufenthalt in Savannah – wie schön.
Wir begaffen einen Schaufelraddampfer
10.00 Uhr Mit dem Vierbeiner im Schlepptau folge ich Edelbert und Sandra nach Norden und stehe bald am Savannah River, der sich auf knapp 450 Meilen durch den Südosten der Vereinigten Staaten schlängelt. Fasziniert deute ich in Richtung eines Schaufelraddampfers und lasse Sandra wissen, dass die sogenannten “Steamboats” bereits während des 19. Jahrhunderts auf vielen amerikanischen Flüssen zum Einsatz kamen. Das unterbelichtete Kind zündet sich eine NEWPORT Zigarette an und plappert, dass sie langsam Hunger bekommt.
11.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir in die “Moon River Brewing Company” ein und lassen uns bei angenehmen Temperaturen im Biergarten nieder. Eine übergewichtige Kellnerin lässt nicht lange auf sich warten und meint, dass leider kein Frühstück serviert wird. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und ordern gesunde Nachos mit Bohnen und Käse.
11.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, blättere ich in der Speisekarte und bringe heraus, dass in diesem Restaurant auch ein “Obatzda” serviert wird. Ich lache laut und ermutige Sandra, eine Portion zu bestellen. Das Mädchen winkt augenrollend ab und stibitzt sich den letzten Maischip von meinem Teller – das ist ja allerhand.
12.15 Uhr Nach dem Bezahlvorgang verlassen wir den Biergarten und schlendern am Savannah River entlang. Nach wenigen Metern treffen wir am Factor’s Walk ein und lernen, dass die am Ufer gelegenen Lagerhäuser früher das Weltzentrum des Baumwollhandels beheimatet haben. Edelbert erhebt jedoch den Zeigefinger und setzt uns darüber in Kenntnis, dass in den 1960er Jahren viele Textilfirmen Konkurs anmelden mussten – wie schade.
13.15 Uhr Nachdem wir den City Market besichtigt und in einem Andenkenladen lustige Salz- und Pfefferstreuer mit “Savannah, GA” Aufdruck gekauft haben, laufen wir zum Motel zurück. Laut seufzend lasse ich mich auf dem Fahrersitz nieder und erkläre meinen Begleitern, dass wir in spätestens zwei Stunden die Staatsgrenze überqueren und in Florida eintreffen werden. Sandra juchzt laut und verfrachtet die REM Kompaktscheibe “Out of Time” (löblich: Ausserhalb der Zeit) in die Musikanlage – diesen Mist muss man gehört haben.
Wir lauschen REM Musik
14.00 Uhr Während ich auf der Interstate 95 unaufhaltsam nach Süden rolle, meldet sich plötzlich Sandra zu Wort und schlägt vor, dass wir Morgen in Orlando einen Zwischenstopp einlegen könnten. Ich zeige mich einverstanden und lasse das Kind wissen, dass auch Orlando zahlreiche Sehenswürdigkeiten bereithält.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 3 zugeht, erblicken wir am Fahrbahnrand ein Schild mit der Aufschrift “Welcome to Florida”. Ich atme tief durch und freue mich, endlich im Sonnenscheinstaat zu sein. Auch Edelbert ist hellauf begeistert und kredenzt mir aus dem Eiskasten eine Dose Diät Cola – wie aufmerksam.
Hurra, wir sind in Florida
15.30 Uhr Wenig später erblicken wir die Hochhäuser der Stadt Jacksonville und ziehen es vor, einen grossen Bogen um die bevölkerungsreichste Stadt des Bundesstaates zu machen. Ich rümpfe demonstrativ die Nase und unterbreite, dass die 900.000 Einwohner zählende Grosstadt weder bedeutsame Gebäude, noch Denkmäler bietet. Der Professor gibt mir Recht und sagt, dass Jacksonville lediglich eine hohe Kriminalitätsrate aufweisen kann und Heimat zwielichtiger Versicherungsunternehmen, Bankhäuser oder Transportfirmen ist – wie unlöblich.
Wir krusen durch Jacksonville
16.15 Uhr Kurz nach dem Vieruhrläuten drossle ich die Geschwindigkeit und fahre ein “Fairfield Inn” Motel am Orange Park an. Dixon springt ausgelassen aus dem TRAVATO und rennt kläffend ins Buschwerk, um dort sein Beinchen zu heben. Lachend schlendern wir zum Empfang und nehmen uns das Recht heraus, drei Zimmer in der obersten Etage zu mieten.
17.00 Uhr Nach einer kurzen Pause treffe ich meine Freunde in der Lobby und gebe zu Protokoll, dass ein Spaziergang nicht schaden kann. Zufrieden verlassen wir das Motel und bemerken, dass wir in einem begrünten Industriegebiet gelandet sind. Wir laufen an den stattlichen Firmenkomplexen vorbei und kommen zu dem Schluss, dass es angesichts der Prachtbauten um die amerikanische Wirtschaft doch nicht so schlecht bestellt sein kann.
18.00 Uhr Als sich die Sonne zur Ruhe legt, kehren wir in die “The Loop” Pizzeria ein und freuen uns auf das Nachtmahl. Während wir uns an schmackhaften Gemüsesuppen und röschen Pizzen laben, planen wir den morgigen Tag und verabreden, dass wir nach dem Frühstück nach Orlando rasen sollten. Edelbert ist ganz aus dem Häuschen und meint, dass es sich anbieten würde, das “Science Center” zu besuchen – das hört sich spannend an.
19.00 Uhr Zurück im Hotel, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und schalte die Glotze ein. Darüber hinaus fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und wünsche dem Racker einen guten Appetit. Im Anschluss lasse ich die Seele bei einem Vollbad baumeln und telefoniere mit Frau Pontecorvo.
20.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich falle gähnend ins Bett und döse schnell ein. Gute Nacht.