18. Januar 2017 – Die verlorene Kolonie

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute steht uns die längste Etappe unserer Reise ins Rentnerparadies Florida bevor. In wenigen Minuten werden wir Nags Head im amerikanischen Bundesstaat North Carolina Lebewohl sagen und nach Myrtle Beach krusen.

Nags Head bietet seinen Gästen einen der schönsten Sandstrände des Landes. Die vorgelagerten Inseln werden zudem sehr gerne von Seglern und Kajakfahrern besucht. Aber auch das historische Stadtzentrum von Nags Head lädt stets zu Ausflügen ein. Besucher haben dort die Möglichkeit, die charakteristische Architektur der Region zu begutachten und einen ausgelassenen Abend in einem einladenden Restaurant zu verbringen – da kommt besonders grosse Freude auf.


Nags Head ist eine Reise wert

Unsere heutige Reise wird uns über knapp 300 Meilen bis nach Myrtle Beach in South Carolina führen. Unter anderem werden wir das Vergnügen haben, die Insel Roanoke sowie den “Croatan National Forest” zu passieren. Wie jedes Kind weiss, ereignete sich in diesem Gebiet im späten 16. Jahrhundert eine besonders eigenartige Begebenheit.

Laut alten Aufzeichnungen brachen die englischen Forscher Arthur Barlowe und Philip Amandas im Auftrag der englischen Königin Elizabeth I. am 27. April 1584 in Richtung Nordamerika auf. Drei Monate später entdeckten die Abenteuerer ein kleines Eiland, welches von langhaarigen Indianern bevölkert wurde. Die Engländer gründeten auf dieser beschaulichen Insel die erste Kolonie der neuen Welt und freundeten sich mit den Ureinwohnern an.

Weil die Roanoke Siedler im Frühjahr 1585 hungern mussten und immer wieder mit den garstigen Indianern aneinander gerieten, entschloss sich Admiral Richard Grenville, die Heimreise nach England anzutreten. Zurück blieben lediglich der Stadthalter Ralph Lane sowie etwa 75 Männer, die den Auftrag erhielten, das Fort gegen die Indianer zu verteidigen.

croatoan
John White entdeckt die Inschrift „CROATOAN“

Als ein Versorgungsschiff am 18. August 1590 zurückkehrte, fand man die Kolonie verlassen vor. Obgleich die meisten Häuser intakt waren, fehlte von den Bewohnern jede Spur. Schlussendlich fand John White auf einem Holzpfosten das eingeritzte Wort “CROATOAN”.

Angesehene Forscher gehen davon aus, dass die Siedler die Flucht antreten mussten und auf einer benachbarten Insel – die von den Indianern “Croatoan” genannt wurde – Zuflucht fanden. Diese These wird vom Forscher Hamilton MacMillan gestützt, der um 1880 auf dem Gebiet des heutigen North Carolina Indianer des Pembrokes Stammes traf, die der englischen Sprache mächtig waren und deutliche europäische Gesichtszüge aufwiesen – das ist ja allerhand.

Hochachtungsvoll
Reinhard Pfaffenberg