3. Januar 2018 – Geburtstag

08.00 Uhr Beschwingt durch eine weltbekannte Johnny Cash Komposition rolle ich mich aus dem Bett. Weil ich heute Geburtstag feiere und sicher von meinen Verwandten überrascht werde, eile ich spornstreichs ins Bad und nehme mit einem erfrischenden Wirbelbad Vorlieb. Wie es sich gehört, wasche ich mich ordentlich heraus und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – gutes Aussehen ist heutzutage nämlich sehr wichtig.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige, bimmelt das Telefon laut und meine Schwester Elsbeth meldet sich in der Leitung. Natürlich übermittelt mir die Perle die besten Glückwünsche und plappert, dass mir auch ihr verlotterter Sohn alles Gute für das neue Lebensjahr wünscht – was muss ich denn noch alles ertragen.

09.30 Uhr Nachdem wir ausgiebig getratscht haben, beende ich das Telefonat und nehme die unzähligen Depeschen in Augenschein, die während der letzten Nacht auf meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) eingegangen sind. Unter anderem finde ich eine Nachricht von Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder vor und erfahre, dass der gute Mann am heutigen Morgen eine Halbe auf mein Wiegenfest trinken wird – wie schön.
10.00 Uhr Wenig später fährt das Wohnmobil meines Bruders vor. Ich eile juchzend nach draussen und habe das Vergnügen, nicht nur Georg und Maria, sondern auch die Kinder herzlich begrüssen zu können. Selbstverständlich wünschen mir die lieben Leute alles Gute zum Geburtstag und kündigen an, dass wir nun an den Strand krusen und zur Mittagszeit ins luxuriöse “Edgewater Beach Hotel” einkehren werden – das hört man gerne.
10.30 Uhr Weil uns auch Frau Pontecorvo und Blanche begleiten wollen, serviere ich den Gästen vor der Abfahrt frischaufgebrühten Bohnentrunk. Ferner nehme ich die Geschenke entgegen und freue mich, ein gerahmtes Foto von den Kindern, eine Geburtstagstorte sowie einen 500 Dollars Amazon Gutschein zu erhalten. Georg schenkt mir ein Lächeln und meint, dass ich mir von diesem Obolus etwas Schönes vom weltgrössten Anschnurhändler liefern lassen kann. Ich bedanke mich artig und lote aus, ob wir im “Edgewater” auch Prof. Kuhn treffen werden. James nickt eifrig und beteuert, dass uns auch Herr Wang beim Mittagessen Gesellschaft leisten wird – das ist prima.


Eine leckere Torte

11.00 Uhr Endlich stossen auch meine Nachbarin samt Freundin zu uns. Da das Mittagessen für 13 Uhr geplant ist, eilen wir mit schnellem Schritten zum WINNEBAGO und schicken uns an, nach Westen davon zu preschen. Unterdessen plaudere ich mit Frau Pontecorvo und staune nicht schlecht, als mir die Perle einen Humpen “Wild Turkey” (löblich: Wilder Truthahn) überreicht – wie aufregend.
12.00 Uhr Zum Mittagsläuten erreichen wir den “Lowdermilk Park” und zögern nicht, uns die Beine zu vertreten. Ruckzuck finden wir uns am Golf wieder und nehmen uns das Recht heraus, dem Vierbeiner Stöckchen zuzuwerfen. Nebenher frage ich Amanda bezüglich der bevorstehenden Abreise aus und lerne, dass die jungen Menschen morgen nach Kanada ausfliegen werden. Das Mädchen blickt traurig drein und schlägt vor, dass ich im Frühjahr nach Toronto kommen könnte, um Georgs Geburtstag vor Ort zu feiern – das ist gar keine schlechte Idee.


Wir machen einen Spaziergang mit dem Vierbeiner

12.30 Uhr Nach einer erquickenden Wanderung fahren wir in Richtung Hotel weiter und können es kaum noch erwarten, Spezialitäten des Hauses zu kosten und mit den Schaumweingläsern anzustossen. Alsbald treffen wir am Ziel ein und ich registriere, dass meine Verwandten im hauseigenen “Coast” Spitzenlokal einen Tisch reserviert haben. Zu meiner Freude sind Herr Wang und Edelbert auch schon vor Ort und vertreten einstimmig die Meinung, dass ich mich trotz meines hohen Alters sehr gut gehalten habe – wie wahr.
13.00 Uhr Pünktlich zum Einuhrläuten serviert der Kellner eine Bouilladaisse (löblich: Französische Fischsuppe) mit Gemüseeinlage. Ich greife hungrig zum Löffel und bemerke als Feinschmecker, dass die Brühe ganz hervorragend mundet – wie schön.
13.45 Uhr Als Hauptgang bekommen wir ein feines Jambalaya vorgesetzt. Ich lecke mir die Lippen und lasse die Anderen wissen, dass ich ein grosser Freund der Cayun-Küche bin und in diesem Jahr gerne nach New Orleans reisen würde. Edelbert wird sogleich hellhörig und wirft ein, dass es eine Gaudi wäre, im März die Metropole am Mississippi River zu besuchen, um ausgelassen den Fasching zu feiern – papperlapapp.
14.30 Uhr Zu guter Letzt beschliessen wir das Essen mit vitaminreichen Peatnus Pies (löblich: Erdnuss Kuchen) und echten Bohnenkaffee. Nebenbei wende ich mich meinem Grossneffen zu und bringe heraus, dass er bereits am kommenden Montag wieder zur Schule gehen und für das Leben lernen muss. Der Bube reibt sich die Hände und erinnert, dass er ab dem Sommer die “Junior High School” (löblich: Junioren Hochschule) besuchen und in der schuleigenen Fussballmannschaft eine grosse Karriere anstreben wird – das hört man gerne.
15.30 Uhr Eine schöne Geburtstagsfeier geht nun zu Ende und wir fassen den Entschluss, zum Aussenschwimmbecken zu schlendern und lustige Langgetränke (unlöblich: Longdrinks) an der Bar zu geniessen. Bei dieser Gelegenheit komme ich erneut auf die Heimreise der Kinder zu sprechen und schlage vor, dass wir uns morgen zum Frühstück in Julies Restaurant treffen sollten. David ist begeistert und meint, dass ich anschliessend mit zum Flughafen kommen könnte – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.


Ich gönne mir einen schönen Schnaps

16.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, Herrn Wang und Edelbert Lebewohl zu sagen und die Heimreise anzutreten. Ich scheuche den Vierbeiner zum WINNEBAGO und bitte James, vorsichtig zu fahren und auf waghalsige Überholmanöver zu verzichten.
17.00 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, winke ich den lieben Leuten hinterher und ziehe es vor, die Pforte lautkrachend ins Schloss fallen zu lassen und ein kühles Bier zu trinken. Ausserdem fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf und wünsche dem Lausbuben einen guten Appetit.
18.00 Uhr Nachdem ich ein Wurstbrot gegessen habe, schenke ich mir einen Bourbon ein und lasse den lauen Abend vor der Glotze ausklingen. Unter anderem fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC, um drei weiteren Folgen des sehenswerten Fernsehspiels “Halt and Catch Fire” zu frönen. Darüber hinaus giesse ich mir noch einen Whiskey hinter die Binde und stelle wohlwollend fest, dass der edle Trunk sehr rauchig daherkommt – wie schön.
21.00 Uhr Laut gähnend beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

2. Januar 2018 – Morgen ist mein grosser Tag

08.00 Uhr Die AMAZON ECHO Säule weckt mich pünktlich zum Achtuhrläuten. Wie es sich gehört, stehe ich augenblicklich auf und führe auf der Terrasse die Morgengymnastik durch. Als ich zum Handstand ansetze, kommt Herr Booth daher und wünscht mir ein frohes und gesundes neues Jahr. Ferner erfahre ich, dass die netten Nachbarn den Jahreswechsel in Sarasota im Norden verbracht haben. Der hochdekorierte Vietnamveteran verweist auf seine Ehefrau und plappert, dass in der besagten Kleinstadt eine Cousine seiner Angetrauten zu Hause ist.


Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Während Hund Dixon im Garten bleibt, verabschiede ich mich ins Bad und lasse Wasser in die Wirbelbadewanne laufen. Als ich mich redlichst entspanne, klingelt plötzlich das Telefon und ich habe das Vergnügen, mit Sandra tratschen zu können. Meine Mieterin kommt auf Silvester zu sprechen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie am Sonntag im neu eröffneten “Holiday Club” (löblich: Urlaubsvereinsheim) abgerockt hat. Darüber hinaus bringe ich in Erfahrung, dass besagtes Tanklokal in den Kellerräumen des “Wilden Esels” beheimatet ist und sogar Gäste aus der bayerischen Landeshauptstadt anlockt – wo soll das noch hinführen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass schlendere ich gähnend in die Küche und komme zu dem Schluss, dass mir die feuchtfröhliche Silvesterfeier im Kreise meiner Familie noch immer in den Knochen steckt. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und läute den Morgen mit einem reichhaltigen Frühstück ein. Weil gesunde Ernährung ein langes Leben gewährleistet, schaufle ich eine stattliche Portion Bratkartoffeln mit Rühreiern in mich hinein. Ausserdem trinke ich drei Tassen brühfrischen Bohnentrunk und lasse mir zu guter Letzt eine vitaminreiche Banane aus Costa Rica schmecken.


Es gibt Bratkartoffeln – schmeckt gar nicht schlecht

10.00 Uhr Just als ich die Morgenzeitung beiseite lege, klingelt es an der Haustüre. Ich spähe neugierig durch den Türspion und bin überrascht, einen Postboten vor der kleinen Villa anzutreffen. Der Knecht überreicht mir ein Päckchen aus der alten Heimat und bittet mich, meine Unterschrift unter den Lieferschein zu setzen. Natürlich komme ich der Bitte nach und zeige mich mit einem funkelnden Nickel erkenntlich. Danach kehre ich in die gute Stube zurück und finde im Karton nicht nur vier Packungen Jacobs Kaffee, mehrere Tuben Brisk Haarschmiere und diverse Konserven, sondern auch eine von Sandra handschriftlich aufgesetzte Glückwunschkarte vor – wie schön.
10.45 Uhr Nachdem ich die Wurstkonserven in Augenschein genommen habe, rufe ich im Ferienhaus an und frage meinen Bruder, ob wir uns in einem Restaurant treffen wollen. Georg gibt sich jedoch kurzangebunden und beteuert, dass er wichtigen Terminen nachkommen muss und mich heute nicht treffen kann. Bevor ich Widerworte finde, wünscht mir mein Verwandter einen schönen Tag und beendet das Telefonat. Ich lache laut und erkläre dem Rüden, dass meine Liebsten bestimmt eine Geburtstagsfeier für morgen planen – das wird eine Gaudi.
11.30 Uhr Da mein Magen knurrt, fasse ich den Entschluss, alleine das “New York Pizza & Pasta” Gasthaus am Tamiami Trail anzusteuern. Ruckzuck scheuche ich den Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück zu preschen. Alsbald treffe ich am Ziel ein und werde von der Inhaberin herzlich begrüsst – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.00 Uhr Während ich meine ausgetrocknete Kehle mit einem Schluck Wasser durchspüle, überreicht mir die Dame die Tageskarte und legt mir nahe, den gegrillten Hühnchensalat sowie ein Corned Beef Sandwich (löblich: gepökeltes Rindfleisch Wurstbrot) mit Kartoffelstäben zu ordern. Ich stimme zu und bitte die Kellnerin, ausserdem eine süffige Zitronenlimonade aufzutischen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.30 Uhr Zu stimmungsvoller Musikuntermalung greife ich zur Gabel und lasse mir die italienischen Spezialitäten schmecken. Ausserdem nehme ich mir das Recht heraus, mit der Wirtin zu tratschen und ihr klarzumachen, dass ich morgen mein Wiegenfest feiern werde. Die kleine Frau ist hellauf begeistert und entgegnet, dass ich in diesem Fall mit einem 10%igen Preisnachlass rechnen kann – wie aufregend.
13.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang trete ich die Heimreise an und kann es kaum noch erwarten, morgen von meiner Familie überrascht zu werden. Ich setze zu einem waghalsigen Überholmanöver an und mutmasse, dass meine Schwägerin höchstwahrscheinlich eine reichhaltige Mahlzeit auf den Tisch bringen wird.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom vergangenem Weihnachtsfest.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und entschliesse mich, den Nachmittag im Garten zu verbringen. Da das Petersilienbeet ausgetrocknet ist, hole ich den Gartenschlauch hervor und mache es mir ausserdem zur Aufgabe, den Boden mit Guano zu düngen.
15.30 Uhr Wenig später kommen Frau Pontecorvo und Blanche dazu und präsentieren sich in schicker Ausgehkleidung. Die Damen reden ohne Unterlass auf mich ein und kündigen an, ins Lichtspielhaus gehen zu wollen. Ich wische mir über die nasse Stirn und unterbreite, dass ich ganz bestimmt nicht mitkommen werde.
16.15 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, köpfe ich eine Flasche Schaumwein und lasse mich auf der schattigen Terrasse nieder, um meinen Hals mit dem sprudelnden Rebensaft durchzuspülen – das tut gut.


Fleisch ist ein Stück Lebenskraft

17.00 Uhr Zum Fünfuhrläuten kehre ich ins klimatisierte Haus zurück und mache mich in der Küche nützlich. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, brate ich kurzerhand ein T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) im heissen Fett an und zaubere dazu im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und schalte dann die Glotze ein.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich nach den FOX Nachrichten auf den Bezahlkanal AMC, um mich der sehenswerten Serie “Halt and Catch Fire” hinzugeben. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in die Welt von neuklugen Wissenschaftlern ein, die in den 1980er Jahren das Internetz erfinden – wie aufregend.
21.00 Uhr Um keine runden Augen zu bekommen, beende ich den Fernsehabend nach der dritten Episode. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

29. Dezember 2017 – Kracher, Leuchtfontänen und Römische Lichter

08.00 Uhr Ich werde durch den Gassenhauer “Hotel California” geweckt und komme zu dem Schluss, dass diese Komposition Mitte der 1970er Jahre von den “Eagles” (löblich: Adler) zu einem Welterfolg gemacht wurde. Während der Sänger den Verfall der amerikanischen Ideale anprangert, hüpfe ich aus dem Bett und läute den schwülwarmen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Da ich längst nicht zum alten Eisen zähle, rudere ich beherzt mit den Armen und vergesse auch nicht, ein Rad zu schlagen – da kommt besonders grosse Freude auf.

08.30 Uhr Im Anschluss lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und nutze die Ruhe, um im Ferienhaus meiner Familie anzurufen. Zu meiner Freude meldet sich David im Rohr und erinnert, dass ich ihm versprochen habe, Silvesterknaller einzukaufen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages zum WAL MART krusen und ein kleines Vermögen in Pyrotechnik investieren werden. Der Jungspund juchzt laut und kann es kaum noch erwarten, mich zur besagten Markthalle zu begleiten.
09.30 Uhr Nachdem ich mich angekleidet habe, klatsche ich in die Hände und lasse Dixon wissen, dass wir das Frühstück im Kreise meiner Liebsten einnehmen werden. Der Rüde lässt sich nicht zweimal bitten und rennt wie von Sinnen zum Auto. Dummerweise treffe ich vor der kleinen Villa auf Frau Pontecorvo und Blanche und erfahre, dass die Weiber ins Zentrum fahren wollen. Darüber hinaus bringt die unterbelichtete Freundin meiner Nachbarin ein gemeinsames Mittagessen zur Sprache und meint, dass wir uns in einem angesagten Sushi Gasthaus treffen sollten. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und hüpfe schnell in den PS-strotzenden SUV.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten komme ich vor dem Urlaubsdomizil zum Stehen. Natürlich werde ich von meinen Verwandten herzlich begrüsst und mit brühfrischem Bohnentrunk versorgt. Ich nippe zufrieden am Kaffeehaferl und freue mich, als meine Schwägerin auch noch Rühreier und lustige Bratwürste auffährt.
10.45 Uhr Als die Dame des Hauses eine weitere Portion serviert, erfahre ich von Amanda, dass es sich hierbei gar nicht um echtes Fleisch, sondern um ein Sojaprodukt handelt. Ich mache grosse Augen und bringe weiter heraus, dass James Ehefrau immer noch Vegetarierin ist und sich standhaft weigert, tierische Erzeugnisse zu fressen.


Amanda isst kein Fleisch – wie lächerlich

11.30 Uhr Nachdem ich aufgegessen und mir den Mund an einer Serviette abgewischt habe, spähe ich auf die wertvolle ROLEX und rufe meine Tischnachbarn auf, endlich in die Gänge zu kommen. Leider erteilt mir James eine Absage und kündigt an, dass er gleich mit den Frauen zum Wochenmarkt krusen und Einkäufe tätigen wird. Auch Georg hat wenig Lust, uns zum Supermarkt zu begleiten und steckt sich lieber am Schwimmbecken eine dicke Zigarre an. Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ziehe es vor, in Davids und Dixons Gesellschaft zum WAL MART Supercenter am Tamiami Trail North zu rasen. Während der kurzweiligen Reise erfreuen wir uns am Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und haben sogar das Vergnügen, ein stimmungsvolles Garth Brooks Lied zu hören – wie aufregend.
12.15 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit betreten wir den Gemischtwarenladen und registrieren, dass heute besonders viele Kunden zugegen sind. Ruckzuck mache ich einem Senior (95) einen Einkaufswagen streitig und erkläre David, dass man sich in der heutigen Zeit mit ausgefahrenem Ellenbogen durchs Leben schlagen muss.


Wir schoppen bei WalMart ab

12.45 Uhr Mein Grossneffe nölt in einer Tour und zögert nicht, den Verkaufsbereich im hinteren Teil des Flachbaus anzusteuern. Alsbald stehen vor dem Regal mit den Silvesterartikeln und machen es uns zur Aufgabe, Kracher, Leuchtfontänen, Römische Lichter, Feuervulkane sowie Tischbomben in den klapprigen Wagen zu laden.
13.45 Uhr Zu guter Letzt verfrachten wir farbenfrohe Girlanden, aufblasbare Luftballons sowie Bleigiessutensilien zu den Waren und ringen uns auch noch dazu durch, Softdrinks (löblich: Weichgetränke) für die anstehende Silvestersause zu besorgen. Danach werden wir an der Kasse vorstellig und ich sehe mich genötigt, knapp 200 Dollars für den Krempel bezahlen zu müssen – wo soll das noch hinführen.
14.30 Uhr Endlich treffen wir im Lowbank Drive ein und finden Georg zeitungslesend am Schwimmbecken vor. Während David die Einkäufe ins Haus schleppt, leiste ich meinen Bruder Gesellschaft und erkundige mich, ob lesenswerte Neuigkeiten in der Lektüre zu finden sind. Der gute Mann zuckt mit den Schultern und erwidert, dass am 7. Januar am Vanderbilt Strand ein Triathlon stattfindet – so ein Schmarrn.


Ich beisse kraftvoll zu

15.15 Uhr Nachdem ich einen Kaffee getrunken und ein reichbelegtes Hartwurstbrot (unlöblich: Salamisandwich) verzehrt habe, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und merke an, dass ich nun nach Hause fahren werde. David bedankt sich noch einmal artig für die Silvesterraketen und kündigt an, sich nun vor die Glotze zu setzen und sich die Langeweile mit einem jugendgefährdenden Videospiel zu vertreiben – gleich platzt mir der Kragen.
16.00 Uhr Völlig übermüdet treffe ich zuhause ein und mache mich daran, dem Vierbeiner gesundes Trockenfutter zu servieren. Anschliessend strecke ich auf dem Kanapee die Beine aus und döse prompt ein.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und erkenne beim Blick auf meine Wanduhr, dass es bereits 5 geschlagen hat. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendere ich in die Küche und koche italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) im heissen Wasser auf. Dazu zaubere ich eine Pesto Sauce aus dem Glas – wie gut das duftet.


Ein gutes neues Jahr …

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages reguliere ich die Klimaanlage und fröne den Nachrichten auf FOX. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, informiere ich mich aus erster Hand und vernehme, dass just heute vor 127 Jahren das blutige Massaker von “Wounded Knee” stattfand. Ich öffne eine Budweiserflasche und lerne weiter, dass amerikanische Soldaten damals mehr als 350 Indianer vom Stamm der Lakota ermordet haben – wie furchtbar.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf den Bezahlsender HBO, um mir den preisgekrönten Kriminalfilm “Sicario” anzuschauen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend. Zu guter Letzt trinke ich mein Bier aus und lösche sämtliche Lichter. Gute Nacht.

28. Dezember 2017 – Silvestervorbereitungen

08.00 Uhr Ich öffne pünktlich zum Achtuhrläuten die Augen und fühle mich wie gerädert. Während aus dem Radiowecker das John Denver Lied “Annie’s Song” (löblich: Annies Lied) dröhnt, schwinge ich mich aus dem Bett und fasse den Entschluss, ein Alka-Seltzer aus dem Hause BAYER gegen mein Sodbrennen einzunehmen. Danach schleppe ich mich nölend in die weihnachtlich geschmückte Stube und rufe kurzerhand bei meinen Liebsten an, um meiner Schwägerin klarzumachen, dass ich gestern Abend zu viel gegessen habe. Maria gibt mir Recht und erinnert, dass ich drei Steaks mit Kartoffelstäben und zwei Stück Käsekuchen verdrückt habe – wie unlöblich.


Meine praktische Hausapotheke

08.30 Uhr Nachdem ich erfahren habe, dass meine Verwandten einen Ausflug mit dem Wohnmobil unternehmen wollen, beende ich das Telefonat und verabschiede mich ins Bad. Während meine geschundenen Glieder vom Sprudelwasser massiert werden, telefoniere ich mit dem Professor und vernehme, dass auch Edelbert Pläne geschmiedet und Herrn Satesh zum Mittagessen treffen wird. Ich seufze laut und entgegne, dass ich mich sehr schlecht fühle und heute nicht aus dem Haus gehen werde – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.30 Uhr Missmutig steige ich aus der Wanne und fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen. Trotz aller Nackenschläge lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und nehme mir das Recht heraus, meiner Nachbarin einen Überraschungsbesuch abzustatten. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, steile ich mein Haar mit GAYLORD Schmiere auf und vergesse auch nicht, etwas RP LOB Luxusduft auf meine samtweiche Haut zu stäuben. Danach greife ich zur Hundeleine und fordere Dixon auf, mich nach nebenan zu begleiten.
10.00 Uhr Natürlich werde ich von Frau Pontecorvo herzlich Willkommen geheissen und prompt zu hausgemachtem Eierkuchen eingeladen. Während ich zungeschnalzend zu Gabel greife, erhebt Frau Pontecorvo plötzlich den Zeigefinger und erinnert, dass im Laufe des Nachmittages ihre Freundin Blanche in Naples eintreffen wird. Ich mache grosse Augen und bringe weiter heraus, dass die dumme Kuh bis zum 2. Januar Gast in Frau Pontecorvos Eigenheim sein und auch mit uns Silvester feiern wird – gleich platzt mir der Kragen.


Ich lüfte meine Kappe

10.45 Uhr Um Frau Blanche nicht über den Weg zu laufen, esse ich ganz schnell auf und lüfte dann meine NY YANKEES Kappe. Anschliessend kehre ich winkend in mein kultiviertes Zuhause zurück und genehmige mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Darüber hinaus lasse ich mir etliche Weihnachtsplätzchen schmecken und komme zu dem Schluss, dass es langsam Zeit wird, mir Gedanken bezüglich des Jahreswechsels zu machen. Ich fackle nicht lange und kontaktiere Georg, um ein Feierlichkeit in meiner Villa anzuregen. Mein Bruder zeigt sich einverstanden und sagt, dass er sich mit den Kindern beratschlagen und ein feines Essen beisteuern wird. Ich freue mich und kündige an, nun zu Bob’s Liquor Store zu krusen und Getränke zu besorgen – was das wieder kostet.
11.30 Uhr Wenig später klemme ich mich hinters Lenkrat und kruse in Hund Dixons Gesellschaft aus dem Wohngebiet. Ruckzuck finde ich mich auf der Immokalee Road wieder und drücke das Gaspedal zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik bis zum Anschlag durch.
12.00 Uhr Zum Mittagsläuten betrete ich das Alkoholfachgeschäft und lasse den Inhaber wissen, dass ich eine Silvesterfeier ausrichten und meine Gäste mit besonders feinem Rebentrunk verwöhnen möchte. Herr Bob lotst mich zum Weinregal und legt mir nahe, süffigen “Columbia Winery” Cabernet Sauvignon in den Einkaufswagen zu legen. Ich nicke eifrig und wähle dazu eine Kiste Bianco California Pinot Grigio aus.


Bier ist sehr gesund

12.30 Uhr Als nächstes wende ich mich dem Bierangebot zu und berichte, dass ich zu Weihnachten reich beschenkt wurde. Unter anderem komme ich auf den Geschenkgutschein zu sprechen, den mir James und Amanda überreicht haben und stelle klar, dass ich ab Januar wöchentlich das “TIME” (löblich: Zeit) Magazin lesen werde.
13.00 Uhr Nachdem ich vier Sechserpacks Budweiser, eine Kiste Erdinger Weissbier sowie den Wein bezahlt habe, kehre ich zum Auto zurück und trete die Heimreise an. Unterdessen fahre ich kurzentschlossen eine McDonalds Gaststätte an und ordere zwei vitaminreiche McRibs, Kartoffelstäbe sowie einen grossen Becher Diät Cola.
13.45 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, schleppe ich die Getränke ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, kraftvoll zuzubeissen. Hund Dixon weicht währenddessen nicht von meiner Seite und fordert ebenfalls eine Brotzeit heraus – was muss ich denn noch alles ertragen.
14.30 Uhr Mit vollem Magen lasse ich mich aufs Kanapee fallen und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom bevorstehenden Jahreswechsel – da kommt Freude auf.


Bald begrüssen wir das Jahr 2018

15.30 Uhr Als ich nach sechzig Minuten vom Sofa hüpfe und die AMAZON ECHO Musiksäule aufrufe, lustige Lieder aus Dolly Partons Feder zu spielen, wird die Ruhe plötzlich durch lautes Hupen unterbrochen. Ich spähe neugierig nach nebenan und werde Zeuge, wie Frau Blanches Buick vor dem Nachbarhaus zum stehen kommt. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und ziehe es vor, die Rollos nach unten gleiten zu lassen. Danach schleiche ich mich durch den Hinterausgang zum Teich und unternehme mit Dixon einen Spaziergang.
16.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und bereite das Abendessen vor. Ich klappere in der Küche mit den Töpfen und erwärme ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht im Kleinwellenofen (unlöblich: Mikrowelle). Dazu gibt es einen gesunden Tomatensalat sowie ein durstlöschendes Weissbier aus der Erdinger Privatbrauerei Franz Brombach – das tut gut.


Auch Weissbier ist sehr gesund

17.30 Uhr Nach dem Nachtmahl stelle ich die Klimaanlage höher und habe das Vergnügen, mit Maria telefonieren zu dürfen. Meine Schwägerin lässt ihre heutigen Tagesaktivitäten Revue passieren und verrät, dass sie mit ihrem Ehemann und den Kinder die Pelican Bay im Norden besucht hat – das soll mir auch Recht sein.
18.30 Uhr Nach den FOX Nachrichten wechsle ich auf HBO und erfreue mich am nervenaufreibenden Westernfilm “Blood River” (auf deutsch: Blutiger Fluss). Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 1991 handelt von einem Kuhjungen, der aus Notwehr den Sohn eines schwerreichen Viehbarons niederstreckt – da kommt Spannung auf.
20.45 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. Dezember 2017 – Ein neues Jahr ruft …

Liebe Heimseitenbesucher,

Weihnachten gehört der Vergangenheit an und alle freuen sich nun auf den Jahreswechsel. Obgleich Amerika ein noch relativ junger Staat ist, haben sich hierzulande bereits unzählige Silvesterbräuche eingebürgert. Ganz im Gegensatz zum alten Europa, wird der Jahreswechsel in den ländlichen Gegenden der Vereinigten Staaten innerhalb der Familie gefeiert.

Öffentliche Partys und Feuerwerke findet man eher in den Millionenmetropolen an der Ost- oder Westküste. Das grösste Silvesterspektakel findet dabei alljährlich am New Yorker “Times Square” statt. An der weltbekannten Kreuzung am Broadway und der 7. Avenue versammeln sich bereits am frühen Abend tausende Bürger und Touristen, um gemeinsam die letzten Minuten des Jahres zu zählen und anschliessend ein imposantes Feuerwerk zu bewundern – wie aufregend.

Traditionell werden in den ländlichen Gebieten der USA kurz vor dem Jahreswechsel die Christbäume abgebaut und der Weihnachtsschmuck aus den Wohnstuben verbannt. Vor allem im Süden machen sich die Hausfrauen daran, Linsen einzulegen und daraus ein Süppchen zu kochen. Weil Linsen wie Münzen aussehen, sollen sie Geldsegen und Glück für das neue Jahr bescheren. Darüber hinaus stimmen viele Familien pünktlich zu Mitternacht das aus Schottland stammende Volkslied “Auld Lang Syne” an und erinnern sich an die “guten alten Tage”.

Auch ich werde an Silvester eine Feier in der kleinen Villa ausrichten und meine Familie und Bekannten mit einer feuchtfröhlichen Sause erfreuen. Den “New Year’s Day” (löblich: Neujahrstag) verbringen wir selbstverständlich vor der Glotze, um uns die beiden College Football Halbfinalspiele zwischen Clemson und Alabama Tide sowie den Oklahoma Sooners gegen die Georgia Bulldogs anzuschauen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg