08.00 Uhr Beschwingt durch eine weltbekannte Johnny Cash Komposition rolle ich mich aus dem Bett. Weil ich heute Geburtstag feiere und sicher von meinen Verwandten überrascht werde, eile ich spornstreichs ins Bad und nehme mit einem erfrischenden Wirbelbad Vorlieb. Wie es sich gehört, wasche ich mich ordentlich heraus und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – gutes Aussehen ist heutzutage nämlich sehr wichtig.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige, bimmelt das Telefon laut und meine Schwester Elsbeth meldet sich in der Leitung. Natürlich übermittelt mir die Perle die besten Glückwünsche und plappert, dass mir auch ihr verlotterter Sohn alles Gute für das neue Lebensjahr wünscht – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.30 Uhr Nachdem wir ausgiebig getratscht haben, beende ich das Telefonat und nehme die unzähligen Depeschen in Augenschein, die während der letzten Nacht auf meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) eingegangen sind. Unter anderem finde ich eine Nachricht von Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder vor und erfahre, dass der gute Mann am heutigen Morgen eine Halbe auf mein Wiegenfest trinken wird – wie schön.
10.00 Uhr Wenig später fährt das Wohnmobil meines Bruders vor. Ich eile juchzend nach draussen und habe das Vergnügen, nicht nur Georg und Maria, sondern auch die Kinder herzlich begrüssen zu können. Selbstverständlich wünschen mir die lieben Leute alles Gute zum Geburtstag und kündigen an, dass wir nun an den Strand krusen und zur Mittagszeit ins luxuriöse “Edgewater Beach Hotel” einkehren werden – das hört man gerne.
10.30 Uhr Weil uns auch Frau Pontecorvo und Blanche begleiten wollen, serviere ich den Gästen vor der Abfahrt frischaufgebrühten Bohnentrunk. Ferner nehme ich die Geschenke entgegen und freue mich, ein gerahmtes Foto von den Kindern, eine Geburtstagstorte sowie einen 500 Dollars Amazon Gutschein zu erhalten. Georg schenkt mir ein Lächeln und meint, dass ich mir von diesem Obolus etwas Schönes vom weltgrössten Anschnurhändler liefern lassen kann. Ich bedanke mich artig und lote aus, ob wir im “Edgewater” auch Prof. Kuhn treffen werden. James nickt eifrig und beteuert, dass uns auch Herr Wang beim Mittagessen Gesellschaft leisten wird – das ist prima.
Eine leckere Torte
11.00 Uhr Endlich stossen auch meine Nachbarin samt Freundin zu uns. Da das Mittagessen für 13 Uhr geplant ist, eilen wir mit schnellem Schritten zum WINNEBAGO und schicken uns an, nach Westen davon zu preschen. Unterdessen plaudere ich mit Frau Pontecorvo und staune nicht schlecht, als mir die Perle einen Humpen “Wild Turkey” (löblich: Wilder Truthahn) überreicht – wie aufregend.
12.00 Uhr Zum Mittagsläuten erreichen wir den “Lowdermilk Park” und zögern nicht, uns die Beine zu vertreten. Ruckzuck finden wir uns am Golf wieder und nehmen uns das Recht heraus, dem Vierbeiner Stöckchen zuzuwerfen. Nebenher frage ich Amanda bezüglich der bevorstehenden Abreise aus und lerne, dass die jungen Menschen morgen nach Kanada ausfliegen werden. Das Mädchen blickt traurig drein und schlägt vor, dass ich im Frühjahr nach Toronto kommen könnte, um Georgs Geburtstag vor Ort zu feiern – das ist gar keine schlechte Idee.
Wir machen einen Spaziergang mit dem Vierbeiner
12.30 Uhr Nach einer erquickenden Wanderung fahren wir in Richtung Hotel weiter und können es kaum noch erwarten, Spezialitäten des Hauses zu kosten und mit den Schaumweingläsern anzustossen. Alsbald treffen wir am Ziel ein und ich registriere, dass meine Verwandten im hauseigenen “Coast” Spitzenlokal einen Tisch reserviert haben. Zu meiner Freude sind Herr Wang und Edelbert auch schon vor Ort und vertreten einstimmig die Meinung, dass ich mich trotz meines hohen Alters sehr gut gehalten habe – wie wahr.
13.00 Uhr Pünktlich zum Einuhrläuten serviert der Kellner eine Bouilladaisse (löblich: Französische Fischsuppe) mit Gemüseeinlage. Ich greife hungrig zum Löffel und bemerke als Feinschmecker, dass die Brühe ganz hervorragend mundet – wie schön.
13.45 Uhr Als Hauptgang bekommen wir ein feines Jambalaya vorgesetzt. Ich lecke mir die Lippen und lasse die Anderen wissen, dass ich ein grosser Freund der Cayun-Küche bin und in diesem Jahr gerne nach New Orleans reisen würde. Edelbert wird sogleich hellhörig und wirft ein, dass es eine Gaudi wäre, im März die Metropole am Mississippi River zu besuchen, um ausgelassen den Fasching zu feiern – papperlapapp.
14.30 Uhr Zu guter Letzt beschliessen wir das Essen mit vitaminreichen Peatnus Pies (löblich: Erdnuss Kuchen) und echten Bohnenkaffee. Nebenbei wende ich mich meinem Grossneffen zu und bringe heraus, dass er bereits am kommenden Montag wieder zur Schule gehen und für das Leben lernen muss. Der Bube reibt sich die Hände und erinnert, dass er ab dem Sommer die “Junior High School” (löblich: Junioren Hochschule) besuchen und in der schuleigenen Fussballmannschaft eine grosse Karriere anstreben wird – das hört man gerne.
15.30 Uhr Eine schöne Geburtstagsfeier geht nun zu Ende und wir fassen den Entschluss, zum Aussenschwimmbecken zu schlendern und lustige Langgetränke (unlöblich: Longdrinks) an der Bar zu geniessen. Bei dieser Gelegenheit komme ich erneut auf die Heimreise der Kinder zu sprechen und schlage vor, dass wir uns morgen zum Frühstück in Julies Restaurant treffen sollten. David ist begeistert und meint, dass ich anschliessend mit zum Flughafen kommen könnte – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
Ich gönne mir einen schönen Schnaps
16.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, Herrn Wang und Edelbert Lebewohl zu sagen und die Heimreise anzutreten. Ich scheuche den Vierbeiner zum WINNEBAGO und bitte James, vorsichtig zu fahren und auf waghalsige Überholmanöver zu verzichten.
17.00 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, winke ich den lieben Leuten hinterher und ziehe es vor, die Pforte lautkrachend ins Schloss fallen zu lassen und ein kühles Bier zu trinken. Ausserdem fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf und wünsche dem Lausbuben einen guten Appetit.
18.00 Uhr Nachdem ich ein Wurstbrot gegessen habe, schenke ich mir einen Bourbon ein und lasse den lauen Abend vor der Glotze ausklingen. Unter anderem fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC, um drei weiteren Folgen des sehenswerten Fernsehspiels “Halt and Catch Fire” zu frönen. Darüber hinaus giesse ich mir noch einen Whiskey hinter die Binde und stelle wohlwollend fest, dass der edle Trunk sehr rauchig daherkommt – wie schön.
21.00 Uhr Laut gähnend beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.