2. Januar 2018 – Morgen ist mein grosser Tag

08.00 Uhr Die AMAZON ECHO Säule weckt mich pünktlich zum Achtuhrläuten. Wie es sich gehört, stehe ich augenblicklich auf und führe auf der Terrasse die Morgengymnastik durch. Als ich zum Handstand ansetze, kommt Herr Booth daher und wünscht mir ein frohes und gesundes neues Jahr. Ferner erfahre ich, dass die netten Nachbarn den Jahreswechsel in Sarasota im Norden verbracht haben. Der hochdekorierte Vietnamveteran verweist auf seine Ehefrau und plappert, dass in der besagten Kleinstadt eine Cousine seiner Angetrauten zu Hause ist.


Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Während Hund Dixon im Garten bleibt, verabschiede ich mich ins Bad und lasse Wasser in die Wirbelbadewanne laufen. Als ich mich redlichst entspanne, klingelt plötzlich das Telefon und ich habe das Vergnügen, mit Sandra tratschen zu können. Meine Mieterin kommt auf Silvester zu sprechen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie am Sonntag im neu eröffneten “Holiday Club” (löblich: Urlaubsvereinsheim) abgerockt hat. Darüber hinaus bringe ich in Erfahrung, dass besagtes Tanklokal in den Kellerräumen des “Wilden Esels” beheimatet ist und sogar Gäste aus der bayerischen Landeshauptstadt anlockt – wo soll das noch hinführen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass schlendere ich gähnend in die Küche und komme zu dem Schluss, dass mir die feuchtfröhliche Silvesterfeier im Kreise meiner Familie noch immer in den Knochen steckt. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und läute den Morgen mit einem reichhaltigen Frühstück ein. Weil gesunde Ernährung ein langes Leben gewährleistet, schaufle ich eine stattliche Portion Bratkartoffeln mit Rühreiern in mich hinein. Ausserdem trinke ich drei Tassen brühfrischen Bohnentrunk und lasse mir zu guter Letzt eine vitaminreiche Banane aus Costa Rica schmecken.


Es gibt Bratkartoffeln – schmeckt gar nicht schlecht

10.00 Uhr Just als ich die Morgenzeitung beiseite lege, klingelt es an der Haustüre. Ich spähe neugierig durch den Türspion und bin überrascht, einen Postboten vor der kleinen Villa anzutreffen. Der Knecht überreicht mir ein Päckchen aus der alten Heimat und bittet mich, meine Unterschrift unter den Lieferschein zu setzen. Natürlich komme ich der Bitte nach und zeige mich mit einem funkelnden Nickel erkenntlich. Danach kehre ich in die gute Stube zurück und finde im Karton nicht nur vier Packungen Jacobs Kaffee, mehrere Tuben Brisk Haarschmiere und diverse Konserven, sondern auch eine von Sandra handschriftlich aufgesetzte Glückwunschkarte vor – wie schön.
10.45 Uhr Nachdem ich die Wurstkonserven in Augenschein genommen habe, rufe ich im Ferienhaus an und frage meinen Bruder, ob wir uns in einem Restaurant treffen wollen. Georg gibt sich jedoch kurzangebunden und beteuert, dass er wichtigen Terminen nachkommen muss und mich heute nicht treffen kann. Bevor ich Widerworte finde, wünscht mir mein Verwandter einen schönen Tag und beendet das Telefonat. Ich lache laut und erkläre dem Rüden, dass meine Liebsten bestimmt eine Geburtstagsfeier für morgen planen – das wird eine Gaudi.
11.30 Uhr Da mein Magen knurrt, fasse ich den Entschluss, alleine das “New York Pizza & Pasta” Gasthaus am Tamiami Trail anzusteuern. Ruckzuck scheuche ich den Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück zu preschen. Alsbald treffe ich am Ziel ein und werde von der Inhaberin herzlich begrüsst – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.00 Uhr Während ich meine ausgetrocknete Kehle mit einem Schluck Wasser durchspüle, überreicht mir die Dame die Tageskarte und legt mir nahe, den gegrillten Hühnchensalat sowie ein Corned Beef Sandwich (löblich: gepökeltes Rindfleisch Wurstbrot) mit Kartoffelstäben zu ordern. Ich stimme zu und bitte die Kellnerin, ausserdem eine süffige Zitronenlimonade aufzutischen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.30 Uhr Zu stimmungsvoller Musikuntermalung greife ich zur Gabel und lasse mir die italienischen Spezialitäten schmecken. Ausserdem nehme ich mir das Recht heraus, mit der Wirtin zu tratschen und ihr klarzumachen, dass ich morgen mein Wiegenfest feiern werde. Die kleine Frau ist hellauf begeistert und entgegnet, dass ich in diesem Fall mit einem 10%igen Preisnachlass rechnen kann – wie aufregend.
13.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang trete ich die Heimreise an und kann es kaum noch erwarten, morgen von meiner Familie überrascht zu werden. Ich setze zu einem waghalsigen Überholmanöver an und mutmasse, dass meine Schwägerin höchstwahrscheinlich eine reichhaltige Mahlzeit auf den Tisch bringen wird.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom vergangenem Weihnachtsfest.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und entschliesse mich, den Nachmittag im Garten zu verbringen. Da das Petersilienbeet ausgetrocknet ist, hole ich den Gartenschlauch hervor und mache es mir ausserdem zur Aufgabe, den Boden mit Guano zu düngen.
15.30 Uhr Wenig später kommen Frau Pontecorvo und Blanche dazu und präsentieren sich in schicker Ausgehkleidung. Die Damen reden ohne Unterlass auf mich ein und kündigen an, ins Lichtspielhaus gehen zu wollen. Ich wische mir über die nasse Stirn und unterbreite, dass ich ganz bestimmt nicht mitkommen werde.
16.15 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, köpfe ich eine Flasche Schaumwein und lasse mich auf der schattigen Terrasse nieder, um meinen Hals mit dem sprudelnden Rebensaft durchzuspülen – das tut gut.


Fleisch ist ein Stück Lebenskraft

17.00 Uhr Zum Fünfuhrläuten kehre ich ins klimatisierte Haus zurück und mache mich in der Küche nützlich. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, brate ich kurzerhand ein T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) im heissen Fett an und zaubere dazu im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und schalte dann die Glotze ein.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich nach den FOX Nachrichten auf den Bezahlkanal AMC, um mich der sehenswerten Serie “Halt and Catch Fire” hinzugeben. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in die Welt von neuklugen Wissenschaftlern ein, die in den 1980er Jahren das Internetz erfinden – wie aufregend.
21.00 Uhr Um keine runden Augen zu bekommen, beende ich den Fernsehabend nach der dritten Episode. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.