08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich habe ein stimmungsvolles Lied des texanischen Musikers Dale Watson im Ohr. Erheitert rolle ich mich aus dem Wasserbett und freue mich, Herrn Fisher vor der kleinen Villa anzutreffen. Der nette Milchmann überreicht mir eine Flasche Muh und bedankt sich noch einmal für das stattliche Trinkgeld zum Weihnachtsfest. Ich winke demonstrativ ab und wünsche dem Heini einen schönen Nachmittag.
08.45 Uhr Während der Vierbeiner im Garten spielt, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Währenddessen nehme ich den verkalkten Duschkopf in Augenschein und komme zu dem Ergebnis, dass es langsam Zeit wird, zum WAL MART zu krusen und einen Ersatzkopf zu kaufen. Weil das Abschoppen in Gesellschaft viel mehr Freude bereitet, rufe ich kurzerhand bei Prof. Kuhn an und rege eine gemeinsame Ausfahrt zur Markthalle an. Der Professor ist hellauf begeistert und verspricht, mich gegen halb Zwölf am Juliet Boulevard zu treffen – das hört man gerne.
09.45 Uhr Erfrischt beende ich das Badevergnügen und eile in die Küche, um die wichtigste Mahlzeit des Tages vorzubereiten. Leider wird mein Müssiggang bald durch Frau Pontecorvo gestört. Ich mache grosse Augen und lasse die Perle von nebenan wissen, dass mir heute leider die Zeit für eine gemeinsame Jause fehlt. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, deute ich zur Nasszelle und erörtere, dass ich den Vormittag ausnutzen werde, um ein kleines Vermögen in einen neuen Duschkopf zu investieren. Leider lässt die Dame nicht mit sich reden und deckt den Tisch mit Tellern und Besteck ein – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.30 Uhr Während ich kraftvoll in ein Marmeladenbrot beisse, kommt mein Hausgast auf eine neuangelaufene Komödie zu sprechen und ruft mich auf, am Abend mit ins Lichtspielhaus zu kommen. Natürlich winde ich mich geschickt aus der Verantwortung und gebe vor, einem wichtigen Termin in der Stadt nachkommen zu müssen.
11.00 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und verabschiede Frau Pontecorvo per Zungenkuss. Anschliessend scheuche ich Hund Dixon zum frischaufpolierten Chevrolet und presche mit quietschenden Reifen von dannen – da kommt besonders grosse Freude auf.
Ich schoppe bei WAL MART
11.30 Uhr Dreissig Minuten später erreiche ich mein Ziel und treffe den Professor in bester Laune vor dem Haupteingang an. Mein Bekannter schnäuzt kräftig in ein Taschentuch und verdeutlicht, dass er sich einen Schnupfen eingefangen hat und in der benachbarten Apotheke ein Nasensprüh besorgen muss. Ich nicke eifrig und laufe mit schnellen Schritten in den Supermarkt, um mich vor einem Regal mit diversen Badezimmerartikeln einzufinden. Bereits nach wenigen Minuten entdecke ich einen geeigneten Duschkopf und ringe mich dazu durch, 40 Dollars für ein Modell aus dem Hause “ShowerMaxx” auszugeben. Darüber hinaus werfe ich auch Dichtungsringe (auf englisch: Sealing Rings) für die Badezimmerarmatur in den Einkaufswagen.
12.00 Uhr Schlussendlich finden wir uns am Apothekenregal ein und Edelbert bittet den gestriegelten Verkäufer, ihm ein Nasal Spray (löblich: Nasensprüh) zu empfehlen. Der Knecht fackelt nicht lange und beteuert, dass die Firma “Walgreen’s” ein sehr wirksames Präparat mit schleimlösendem Ozeansalz im Sortiment hat. Der Professor wird prompt hellhörig und greift augenblicklich zu – wie schön.
12.30 Uhr Um nicht Wurzeln zu schlagen, beenden wir den Einkauf und zücken an der Kasse unsere praktischen Kreditkarten. Danach verstauen wir die Einkäufe in den Autos und kehren mit Hund Dixon in die angeschlossene “Burger King” Gaststätte ein, um vier “Chili Cheese Hot Dogs” (löblich: gegrillter Chilli Käse Heisser Hund) mit Kartoffelstäben und Diät Colas zu ordern – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Als wir uns die heissen Hunde schmecken lassen, komme ich auf Georg und Marias Abreise zu sprechen und erinnere, dass wir am 3. März nach Toronto ausfliegen sollten. In diesem Zusammenhang verweise ich auf Georgs Geburtstag und stelle klar, dass es eine Gaudi wäre, das Wiegenfest meines Bruders in Kanada zu erleben. Edelbert stimmt uneingeschränkt zu und verspricht, dass er am Abend im Internetz nach geeigneten Flugverbindungen suchen wird – das kann mir nur Recht sein.
Meine kultivierte Villa unter Palmen
14.30 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, falle ich gähnend aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags. Ich döse bald ein und sehe mich im Traum nach Toronto versetzt.
15.30 Uhr Der Vierbeiner leckt mir über die Hand und fordert mich auf, endlich in die Gänge zu kommen und die Terrassentüre zu öffnen. Selbstverständlich komme ich der Bitte anstandslos nach und mache es mir zur Aufgabe, den vertrockneten Rasen zu bewässern – da kommt besonders grosse Freude auf.
16.15 Uhr Nach getaner Arbeit reisse ich die Duschkopfverpackung auf und erkenne mit glasklarem Profiblick, dass der Brausekopf mit einem 1/2″ Standartverschluss ausgestattet ist und ohne Probleme an den Duschschlauch angeschraubt werden kann – das ist doch ein Kinderspiel.
17.00 Uhr Nachdem ich auch die Dichtungsringe an den Wasserarmaturen im Bad und der Küche getauscht habe, bereite ich unter Dixons fordernden Blicken das Abendessen zu. Weil abwechslungsreiche Kost sehr wichtig ist, schwenke ich gesunde Butter in einer Pfanne und brate Bohnen aus der Dose an. Dazu gibt es ein gesundes T Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) sowie hausgemachten Kartoffelbrei aus der Tüte – wie gut das duftet.
Ein neuer Duschkopf
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und Ordnung. Danach lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und gebe mich den Abendnachrichten auf FOX hin.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit nehme ich mit dem AMAZON Programm Vorlieb und schaue mir die ersten beiden Episoden des Fernsehspiels “McMafia” an. Die vom englischen BBC in Auftrag gegebene achtteilige Serie erzählt die spannende Geschichte eines in London lebenden Geschäftsmannes, der plötzlich mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert wird. Anstatt ein ruhiges Leben an der Seite seiner hübschen Freundin zu führen, ist er nun genötigt, sich mit der russischen Mafia auseinander zu setzen – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und lege mich schlafen. Gute Nacht.