08.00 Uhr Ich werde durch ein stimmungsvolles Montgomery Gentry Lied geweckt und fühle mich prima. Da Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, stehe ich spornstreichs auf und eile auf die Terrasse. Hund Dixon folgt mir an die frische Luft und macht es sich zur Aufgabe, die Echse Billy am Teich zu besuchen. Währenddessen strecke ich mich redlichst und vergesse auch nicht, ein Rad zu schlagen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Während des Badevergnügens mache ich mir eigene Gedanken bezüglich des Abends und ringe mich dazu durch, Edelbert und Frau Pontecorvo zu einen kleinen Umtrunk einzuladen. Um meine Bekannten über den Entschluss in Kenntnis zu setzen, greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe beim Professor an. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir erneut einen Filmabend auf der Terrasse veranstalten könnten – dagegen ist nichts einzuwenden.
Meine praktische Schwarzbeere
09.30 Uhr Sechzig Minuten später lasse ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages in der klimatisierten Stube schmecken und werfe prüfende Blicke in die Tageszeitung. Unter anderem fällt mein Blick auf den Reklameteil und ich lerne, dass WAL MART Kunden derzeit mit einem 25%igen Preisnachlass rechnen dürfen – wie aufregend.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, stelle ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und komme zu dem Schluss, dass es angebracht wäre, zum WAL MART zu krusen und nach neuerschienenen Musikscheiben und Filmen Ausschau zu halten. Ruckzuck nehme ich die Hundeleine zur Hand und fordere den Verbeiner auf, mir zum Auto zu folgen. Zu allem Überfluss treffe ich vor meinem kulivierten Zuhause auf Frau Pontecorvo und bringe heraus, dass Perle zum Frisör krusen wird. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf den geplanten Filmabend zu sprechen und lote aus, ob sie Lust hätte, uns am Abend Gesellschaft zu leisten. Die kleine Frau nickt eifrig und verspricht, ein opulentes Abendessen zu zaubern – das kann mir nur Recht sein.
Bei Wal Mart gibt es Schnäppchen
10.45 Uhr Wenig später komme ich mit quietschenden Bremsen vor der Markthalle zum halten und lasse meinen tierischen Begleiter wissen, dass er während meiner Abwesenheit brav sein muss. Im Anschluss strebe ich mit einer lustigen Melodie auf den Lippen in den Gemischtwarenmarkt und nehme mir das Recht heraus, die Musikregale in Augenschein zu nehmen. Nach kurzem Zögern fische ich mir das brandneue Montgomery Gentry Studioalbum aus dem Angebot und freue mich, das neunte Werk der Bande zu einem Schnäppchenpreis ergattern zu können.
Montgomery Gentry – Here’s To You
11.30 Uhr Anschliessend wende ich mich den aktuellen Filmneuerscheinungen zu und stosse alsbald auf das englische Drama “A United Kingdom” (löblich: Ein vereintes Königreich). Da ich ein perfekter Gastgeber sein und meine Gäste nicht mit seichter Hollywoodunterhaltung langweilen möchte, fackle ich nicht lange und werfe die BluRay Scheibe in den Einkaufswagen.
12.15 Uhr Schlussendlich steuere ich die Kasse an und sehe mich genötigt, für den Film, die Kompaktscheibe, Toilettenpapier, Duftkerzen sowie zwei neue Handtücher insgesamt 75 Dollars bezahlen zu müssen. Ich seufze laut und überreiche der übergewichtigen Marktmitarbeiterin augenrollend meine praktische Kreditkarte.
12.45 Uhr Nach dem Bezahlvorgang steuere ich eine SUBWAY Gaststätte an und leiste mir neben einem Becher Diät Cola auch ein vitaminreiches Steak Onion Sandwich (löblich: Schnitzel Zwiebel Brot) mit Krautsalat und röschen Kartoffelstäben – schmeckt gar nicht schlecht.
13.15 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimfahrt an und fröne nebenher den aktuellen Montgomery Gentry Kompositionen – was kann es schöneres geben.
Mein Zuhause unter Palmen
14.00 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich Dixon mit frischem Wasser und köstlichem Trockenfutter. Darüber hinaus schlüpfe ich aus dem verschwitzten T-Hemd und falle aufs Kanapee, um vom letzten Weihnachtsfest im Kreise meiner Familie zu träumen – das waren noch bessere Zeiten.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, rapple ich mich vom Kanapee und nehme die Anschnurarbeit in Angriff. Gewissenhaft arbeite ich Anfragen besorgter Heimseitenbesucher ab und rate einer alleinerziehenden Mutter aus Duisburg, sich nicht in der sozialen Hängematte auszuruhen. Stattdessen verweise ich auf gutbezahlte Tschobs im öffentlichen Dienst und ermutige die 49jährige, zum Wischmop zu greifen und Bahnhofstoiletten zu reinigen – immerhin muss irgendwer für meine Rente aufkommen.
16.00 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Arbeit und laufe in die Küche, um mich am Herd nützlich zu machen. Da Frau Pontecorvo versprochen hat, ein Nudelschichtgericht zu unserem Treffen beizusteuern, bereite ich einen gemischten Salat mit Senfsauce zu. Ferner stelle ich Weingläser auf dem Terrassentisch bereit und entkorke einen edlen Rotwein aus dem kalifornischen Napa Valley – wie schön.
Der Rebentrunk fliesst in Strömen
17.00 Uhr Kurze Zeit später klingelt es an der Pforte ich kann meine Nachbarin per Zungenkuss begrüssen. Die Dame hält mir eine Backform unter die Nase und erörtert, dass ihr die Lasagne perfekt gelungen ist. Ich lecke mir die Lippen und gebe zu Protokoll, dass ich auch schon mit dem Kochlöffel hantiert und einen Salat gezaubert habe.
17.30 Uhr Nachdem auch Edelbert zu uns gestossen ist, fahre ich das Nachtmahl auf und serviere dazu den spritzigen Rebentrunk. Wie nicht anders zu erwarten, kommen die lieben Leute aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus und loben das Abendessen über den Schellenkönig.
A United Kingdom
18.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, den Filmprojektor in Betrieb zu nehmen und bunte Bilder auf die Leinwand zu werfen. Während der kommenden 130 Minuten tauchen wir in das Leben eines aus Botswana stammenden Königssohn ein, der sich kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs unsterblich in eine weisse Engländerin verliebt. Nachdem der Neger die Britin geheiratet hat, sieht er sich in seinem Heimatland mit starker Ablehnung konfrontiert und muss sogar um die Thronfolge bangen – wie schrecklich.
20.30 Uhr Als der Spielfilm sein Ende findet, nehme ich einen letzten Schluck aus dem Weinglas und verrate meinen Tischnachbarn, dass dieser Streifen zu den besten Filmen aller Zeiten zählt. Edelbert stimmt uneingeschränkt zu und meint, dass wir uns in der kommenden Woche erneut zu einem Filmabend treffen sollten – jaja.
21.00 Uhr Nachdem die lieben Leute das Weite gesucht haben, rufe ich Dixon in die kleine Villa herein und schalte das Licht aus. Danach ziehe ich mich gähnend ins Schlafzimmer zurück und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.