15. Februar 2018 – Filmabend unter Palmen

08.00 Uhr Ich werde durch ein stimmungsvolles Montgomery Gentry Lied geweckt und fühle mich prima. Da Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, stehe ich spornstreichs auf und eile auf die Terrasse. Hund Dixon folgt mir an die frische Luft und macht es sich zur Aufgabe, die Echse Billy am Teich zu besuchen. Währenddessen strecke ich mich redlichst und vergesse auch nicht, ein Rad zu schlagen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Während des Badevergnügens mache ich mir eigene Gedanken bezüglich des Abends und ringe mich dazu durch, Edelbert und Frau Pontecorvo zu einen kleinen Umtrunk einzuladen. Um meine Bekannten über den Entschluss in Kenntnis zu setzen, greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe beim Professor an. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir erneut einen Filmabend auf der Terrasse veranstalten könnten – dagegen ist nichts einzuwenden.


Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Sechzig Minuten später lasse ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages in der klimatisierten Stube schmecken und werfe prüfende Blicke in die Tageszeitung. Unter anderem fällt mein Blick auf den Reklameteil und ich lerne, dass WAL MART Kunden derzeit mit einem 25%igen Preisnachlass rechnen dürfen – wie aufregend.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, stelle ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und komme zu dem Schluss, dass es angebracht wäre, zum WAL MART zu krusen und nach neuerschienenen Musikscheiben und Filmen Ausschau zu halten. Ruckzuck nehme ich die Hundeleine zur Hand und fordere den Verbeiner auf, mir zum Auto zu folgen. Zu allem Überfluss treffe ich vor meinem kulivierten Zuhause auf Frau Pontecorvo und bringe heraus, dass Perle zum Frisör krusen wird. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf den geplanten Filmabend zu sprechen und lote aus, ob sie Lust hätte, uns am Abend Gesellschaft zu leisten. Die kleine Frau nickt eifrig und verspricht, ein opulentes Abendessen zu zaubern – das kann mir nur Recht sein.


Bei Wal Mart gibt es Schnäppchen

10.45 Uhr Wenig später komme ich mit quietschenden Bremsen vor der Markthalle zum halten und lasse meinen tierischen Begleiter wissen, dass er während meiner Abwesenheit brav sein muss. Im Anschluss strebe ich mit einer lustigen Melodie auf den Lippen in den Gemischtwarenmarkt und nehme mir das Recht heraus, die Musikregale in Augenschein zu nehmen. Nach kurzem Zögern fische ich mir das brandneue Montgomery Gentry Studioalbum aus dem Angebot und freue mich, das neunte Werk der Bande zu einem Schnäppchenpreis ergattern zu können.


Montgomery Gentry – Here’s To You

11.30 Uhr Anschliessend wende ich mich den aktuellen Filmneuerscheinungen zu und stosse alsbald auf das englische Drama “A United Kingdom” (löblich: Ein vereintes Königreich). Da ich ein perfekter Gastgeber sein und meine Gäste nicht mit seichter Hollywoodunterhaltung langweilen möchte, fackle ich nicht lange und werfe die BluRay Scheibe in den Einkaufswagen.
12.15 Uhr Schlussendlich steuere ich die Kasse an und sehe mich genötigt, für den Film, die Kompaktscheibe, Toilettenpapier, Duftkerzen sowie zwei neue Handtücher insgesamt 75 Dollars bezahlen zu müssen. Ich seufze laut und überreiche der übergewichtigen Marktmitarbeiterin augenrollend meine praktische Kreditkarte.
12.45 Uhr Nach dem Bezahlvorgang steuere ich eine SUBWAY Gaststätte an und leiste mir neben einem Becher Diät Cola auch ein vitaminreiches Steak Onion Sandwich (löblich: Schnitzel Zwiebel Brot) mit Krautsalat und röschen Kartoffelstäben – schmeckt gar nicht schlecht.
13.15 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimfahrt an und fröne nebenher den aktuellen Montgomery Gentry Kompositionen – was kann es schöneres geben.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich Dixon mit frischem Wasser und köstlichem Trockenfutter. Darüber hinaus schlüpfe ich aus dem verschwitzten T-Hemd und falle aufs Kanapee, um vom letzten Weihnachtsfest im Kreise meiner Familie zu träumen – das waren noch bessere Zeiten.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, rapple ich mich vom Kanapee und nehme die Anschnurarbeit in Angriff. Gewissenhaft arbeite ich Anfragen besorgter Heimseitenbesucher ab und rate einer alleinerziehenden Mutter aus Duisburg, sich nicht in der sozialen Hängematte auszuruhen. Stattdessen verweise ich auf gutbezahlte Tschobs im öffentlichen Dienst und ermutige die 49jährige, zum Wischmop zu greifen und Bahnhofstoiletten zu reinigen – immerhin muss irgendwer für meine Rente aufkommen.
16.00 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Arbeit und laufe in die Küche, um mich am Herd nützlich zu machen. Da Frau Pontecorvo versprochen hat, ein Nudelschichtgericht zu unserem Treffen beizusteuern, bereite ich einen gemischten Salat mit Senfsauce zu. Ferner stelle ich Weingläser auf dem Terrassentisch bereit und entkorke einen edlen Rotwein aus dem kalifornischen Napa Valley – wie schön.


Der Rebentrunk fliesst in Strömen

17.00 Uhr Kurze Zeit später klingelt es an der Pforte ich kann meine Nachbarin per Zungenkuss begrüssen. Die Dame hält mir eine Backform unter die Nase und erörtert, dass ihr die Lasagne perfekt gelungen ist. Ich lecke mir die Lippen und gebe zu Protokoll, dass ich auch schon mit dem Kochlöffel hantiert und einen Salat gezaubert habe.
17.30 Uhr Nachdem auch Edelbert zu uns gestossen ist, fahre ich das Nachtmahl auf und serviere dazu den spritzigen Rebentrunk. Wie nicht anders zu erwarten, kommen die lieben Leute aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus und loben das Abendessen über den Schellenkönig.


A United Kingdom

18.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, den Filmprojektor in Betrieb zu nehmen und bunte Bilder auf die Leinwand zu werfen. Während der kommenden 130 Minuten tauchen wir in das Leben eines aus Botswana stammenden Königssohn ein, der sich kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs unsterblich in eine weisse Engländerin verliebt. Nachdem der Neger die Britin geheiratet hat, sieht er sich in seinem Heimatland mit starker Ablehnung konfrontiert und muss sogar um die Thronfolge bangen – wie schrecklich.
20.30 Uhr Als der Spielfilm sein Ende findet, nehme ich einen letzten Schluck aus dem Weinglas und verrate meinen Tischnachbarn, dass dieser Streifen zu den besten Filmen aller Zeiten zählt. Edelbert stimmt uneingeschränkt zu und meint, dass wir uns in der kommenden Woche erneut zu einem Filmabend treffen sollten – jaja.
21.00 Uhr Nachdem die lieben Leute das Weite gesucht haben, rufe ich Dixon in die kleine Villa herein und schalte das Licht aus. Danach ziehe ich mich gähnend ins Schlafzimmer zurück und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

14. Februar 2018 – Aschermittwoch

Sehr verehrte Damen und Herren,

in meiner bayerischen Heimat wird heute der Aschermittwoch gefeiert. Der Tag, an dem das unlöbliche Faschingstreiben sein Ende findet, markiert zugleich den Beginn der Fastenzeit. Das österliche Fasten endet nach 40 Tagen in der Karwoche und soll an die schwere Zeit erinnern, die Jesus einst in der Wüste verbringen musste.

Viele Gläubige pilgern am heutigen Mittwoch in die festlich geschmückten Kirchen, um sich eine Aschekreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Obgleich der Aschermittwoch in Bayern kein offizieller Feiertag ist, müssen die Arbeitgeber ihren Angestellten den Besuch der heiligen Messe ermöglichen und sie für diese Zeit von der Arbeit freistellen – wie schön.

In den Vereinigten Staaten ist Aschermittwoch (unlöblich: Ash Wednesday) nur wenigen Menschen bekannt. Trotzdem werde ich heute mit Prof. Kuhn und Frau Pontecorvo den Gottesdienst in der Kirche besuchen, um redlichst zu beten und schöne Lieder zu singen.

Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, werde ich die lieben Leute im Anschluss in “Julies Restaurant” ausführen. Danach steht ein ausgedehnter Strandspaziergang auf den Plan – das wird spannend.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

13. Februar 2018 – The Big Country

08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonklingeln aus einen schönen Traum gerissen. Missmutig halte ich mir den Hörer ans Ohr und bin überrascht, Edelberts Stimme in der Leitung zu haben. Der gute Mann plappert ohne Unterlass und informiert, dass er gestern einen örtlichen Flohmarkt besucht und für wenig Geld etliche Filmscheiben gekauft hat. Ausserdem schlägt der schlaue Mann vor, dass wir uns am Abend in meinem kultivierten Zuhause treffen und einen zünftigen Filmabend veranstalten könnten – das hört sich verlockend an.
08.30 Uhr Nachdem ich das Gespräch beendet habe, rolle ich mich aus dem Bett und schleppe mich gähnend in die Küche, um Dixons Napf mit frischem Wasser aufzufüllen – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.00 Uhr Im Anschluss absolviere ich die Morgengymnastik und nutze die Gelegenheit, um mit Herrn Booth zu plaudern. Mein Nachbar erkundigt sich nach dem Rechten und erzählt, dass Morgen der “Valentine’s Day” ansteht. Ich staune Bauklötze und entgegne, dass der “Tag der Liebenden” auf den christlichen Märtyrer Valentinus zurückgeht, der trotz des Verbots durch Kaiser Claudius II. Eheschliessungen vollzogen haben soll.


Der heilige Valentin

09.30 Uhr Schnaufend verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher studiere ich lesenswerte Artikel in der Zeitung und bringe heraus, dass am kommenden Montag der “President’s Day” gefeiert wird. Ich nicke zustimmend und denke an die stolzen Gründerväter zurück, die sich vor 250 Jahren ohne Furcht gegen die britischen Besatzer zur Wehr gesetzt haben – das waren noch bessere Zeiten.
10.30 Uhr Nach dem Badespass mache ich es mir in der Küche bequem und nehme die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Die Perle von Nebenan legt beste Laune an den Tag und kündigt an, dass sie am Abend ins Lichtspielhaus gehen wird. Ich winke gelangweilt ab und stelle klar, dass mir dunkle Kinosäle gestohlen bleiben können. Ferner verrate ich der kleinen Frau, dass Edelbert am Abend vorbeikommen und mir beim fernsehschauen Gesellschaft leisten wird – das wird ein Spass.
11.00 Uhr Nachdem meine Nachbarin das Weite gesucht hat, spähe ich in den Küchenschrank und bemerke, dass kaum noch Knabbereien vorhanden sind. Weil ich ein perfekter Gastgeber sein möchte, klatsche ich in die Hände und entschliesse mich, mit dem Vierbeiner zum CIRCLE K Supermarkt zu spazieren. Ruckzuck scheuche ich den Rüden nach draussen und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen gen Süden davon.


Ich besorge Knabbereien

11.30 Uhr Am Ziel angekommen, stecke ich vitaminreiche Lay’s Kartoffelchips in eine umweltfreundliche Plastiktüte und vergessen auch nicht, Erdnüsse, eine Tüte RITZ Kräcker sowie gesunde Hershey’s Schokolade zu erwerben. Danach stecke ich der unterbelichteten Kassenkraft etliche Scheine zu und kehre gutgelaunt ins Wohngebiet zurück – da kommt besonders grosse Freude auf.
13.00 Uhr Zuhause angekommen, bestreiche ich zwei Brotscheiben mit Butter und garniere die Mahlzeit mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo. Dazu gibt es eine Dose Diät Cola sowie lustige Gewürzgurken aus dem Glas – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, mache ich es mir auf dem Kanapee bequem und schliesse die Augen. Hund Dixon folgt meinem Beispiel und schlummert ebenfalls zeitnah ein.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Während mich die Amazon Musiksäule mit stimmungsvoller Musik verwöhnt, arbeite ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und helfe verzweifelten Eltern bei schwerwiegenden Problemen.
15.30 Uhr Nach getaner Arbeit fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und ringe mich dazu durch, für den Abend einen Thunfischsalat zuzubereiten. Voller Elan begebe ich mich in die Küche und mache es mir zur Aufgabe, eine Fischdose zu öffnen und eine Zwiebel klein zu schneiden. Anschliessend vermenge ich die Zutaten mit Mayonnaise und gebe etwas Salz dazu – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
16.30 Uhr Da es angenehm war ist und der laue Abend dazu einlädt, einen Film auf der Grossbildleinwand anzuschauen, schleppe ich meinen Projektor auf die Terrasse und verbinde ihn mit dem Blu-Ray Abspielgerät. Ferner rücke ich zwei Liegestühle zurecht und kann es kaum noch erwarten, Edelbert in meinem bescheidenem Zuhause Willkommen heissen zu können.

17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, fährt Edelberts JEEP endlich vor. Ich begrüsse den schlauen Mann herzlich und registriere, dass er den Westernklassiker “The Big Country” (auf deutsch: Weites Land) mitgebracht hat. Ich schnalze zufrieden mit der Zunge und erinnere mich, dass diese Erfolgsproduktion erstmals im Jahre 1958 in den Lichtspielhäusern zu sehen war.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen schiebe ich die silberne Filmscheibe in den Projektor und fahre eine Schale Kartoffelchips auf. Edelbert lehnt sich zufrieden zurück und gibt sich der Geschichte des Wilden Westens hin. Ich fröne ebenfalls den bunten Bildern und mutmasse, dass die armen Menschen damals nichts zu lachen hatten.
21.00 Uhr Nach drei Stunden flimmert der Abspann über die Leinwand und ich komme aus dem Gähnen gar nicht mehr heraus. Auch Edelbert reibt sich die Augen und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um sich zu verabschieden – wie wahr.
21.00 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden herrscht, rufe ich Dixon ins Haus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend falle ich fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

9. Februar 2018 – Hexenschuss

9. Februar 2018
08.00 Uhr Als ich voller Tatendrang aus dem Bett hüpfe, fährt mir plötzlich ein Hexenschuss ins Kreuz. Ich fluche laut und ziehe es vor, mich nörgelnd ins Wohnzimmer zu schleppen – wie schrecklich.
08.30 Uhr Weil er Schmerz auch nach dreissig Minuten nicht nachlässt, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe kurzerhand bei Frau Pontecorvo an. Die Perle von nebenan macht sich grosse Sorgen und verspricht, in wenigen Minuten vorbeizukommen und ein Pain Relief Ointment (löblich: Schmerzsalbe) mitzubringen. Ich atme tief durch und entgegne, dass es wohl schlauer wäre, die Rettungsnotstelle anzurufen.


Meine praktische Schwarzbeere

08.45 Uhr Wenig später stösst meine Nachbarin die Terrassentüre auf und fuchtelt mit einer Tube vor meiner Nase herum. Die kleine Frau kommt aus dem Plappern nicht mehr heraus und verdeutlicht, dass sie seit vielen Jahren auf dieses Produkt aus dem Hause “ICY HOT” schwört. Bevor ich antworten kann, zerrt Frau Pontecorvo an meinem T-Hemd und meint, dass ich mich auf dem Bauch legen und mich entspannen sollte – jaja.
09.15 Uhr Nachdem die Dame das Gel auf meinem Rücken verteilt hat, setze ich mich auf und bemerke, dass der Schmerz etwas nachgelassen hat. Mein Gegenüber nickt eifrig und belehrt, dass die Salbe mit Cayennepfeffer versetzt ist und sogar von anerkannten Orthopäden empfohlen wird. Weil ich mich schonen sollte, deute ich in Richtung Küche und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich nun ein Frühstück vertragen könnte. Mein Hausgast reibt sich die Hände und zögert nicht, nach nebenan zu gehen, um mit den Töpfen zu klappern.
10.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb 11 zugeht, begebe ich mich in die Küche und nehme mit schmerzverzerrtem Gesicht am Tresen Platz. Frau Pontecorvo serviert lächelnd eine stattliche Portion Rühreier mit Speck und setzt mir ausserdem einen grossen Becher Kaffee vor. Darüber hinaus erkundigt sich die Dame nach meinem Wohlbefinden und ist sich sicher, dass die Schmerzen spätestens zur Mittagszeit verflogen sein werden. Ich gebe mich jedoch skeptisch und merke an, dass ich heute nicht aus dem Haus gehen werde. Meine Bekannte schüttelt prompt den Kopf und legt mir nahe, einen Spaziergang mit dem Vierbeiner zu unternehmen und meine Glieder zu lockern – was muss ich denn noch alles ertragen.


Ein Spaziergang mit Hund Dixon kann nicht schaden

11.15 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit späht Frau Pontecorvo auf ihre Armbanduhr und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie jetzt in die Stadt krusen und eine Freundin zum Mittagessen treffen wird. Ich seufze laut und stelle klar, dass ich ihren Ratschlag in die Tat umsetzen und mit Dixon an die frische Luft gehen werde. Obgleich mein Rücken noch immer weh tut, nehme ich die Leine zur Hand und breche zu einem entspannten Spaziergang zur benachbarten Golfanlage auf. Während der Rüde eifrig schnüffelt und einen Postboten anbellt, rufe ich bei Prof. Kuhn an und lasse ihn wissen, dass ich mit schrecklichen Rückenschmerzen geplagt bin. Edelbert fällt mir augenblicklich ins Wort und rät, ein Krankenhaus anzusteuern und den Rat eines angesehenen Facharztes einzuholen – papperlapapp.
12.15 Uhr Sechzig Minuten später stehe ich vor dem Haupteingang des “La Playa” Golfplatzes und ringe mich dazu durch, dem Vereinsheim einen Besuch abzustatten. Mit knurrendem Magen finde ich mich in der Gaststätte ein und gönne mir trotz meiner angespannten Finanzlage ein vitaminreiches Porterhouse Steak mit Saisongemüse und Folienkartoffeln. Dazu gibt es ein perfekt eingeschenktes Miller Light (löblich: Müller Leicht) sowie etwas Schinken für Hund Dixon – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine Kehle öle, spähe ich auf das satte Grün der Golfanlage und werde Zeuge, wie hochnäsige Schnösel Bälle über den Parcour schlagen – gleich platzt mir der Kragen.
13.45 Uhr Nachdem ich die Zeche bezahlt habe, mache ich mich mit einem lustigen Lied auf den Lippen auf den Heimweg. Nebenher stelle ich wohlwollend fest, dass die Rückenschmerzen mittlerweile fast gänzlich verflogen sind. Ich gebe mich erleichtert und lasse es mir nicht nehmen, während der Wanderung mit Dixon zu spielen.


Mein Zuhause unter Palmen

14.30 Uhr Zuhause angekommen, steige ich aus den Kuhjungenstiefeln und gebe dem Rüden zu verstehen, dass es angebracht wäre, während des Nachmittags etwas Ruhe einzuhalten. Dixon kommt dem Aufruf anstandslos nach und macht es sich auf dem Kanapee bequem. Ich folge diesem Beispiel und schliesse die Augen – das tut gut.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich an den Schreibtisch, um die Anschnurarbeit zu erledigen. Selbstverständig beantworte ich auch heute Fragen besorgter Heimseitenbesucher und rate, die jugendlichen Rabauken in ihre Schranken zu weisen – alles darf man sich auch nicht bieten lassen.
16.30 Uhr Nach der harten Arbeit mache ich mich in der Küche nützlich und schwenke lustige Bratnudeln in einer Pfanne. Ausserdem koche ich eine feine Pilzsauce auf und zaubere dazu einen farbenfrohen Beilagensalat mit Oliven und perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen – wie aufregend.
17.45 Uhr Mit vollem Magen nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und gehe dann zum gemütlichen Teil des Tages über. Da ich stets über alles informiert sein muss, folge ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Neuigkeiten in der Welt schlau.

19.00 Uhr Um keine schlechte Laune aufkommen zu lassen, wechsle ich zur Hauptfernsehzeit auf den Film- und Serienkanal HBO, wo gerade der amerikanische Spielfilm “The Founder” (löblich: Der Gründer) anläuft. Ich lehne mich bourbontrinkend zurück und fröne gespannt der Lebensgeschichte des Vertreters Ray Kroc, der in den frühen 1950er Jahren Miteigentümer der McDonalds Restaurantkette wurde und das Unternehmen innerhalb von nur wenigen Jahren zu einer Weltmarke aufbaute – das ist ja kaum zu glauben.
21.00 Uhr Nach zwei kurzweiligen Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich betätige beeindruckt den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und lösche sämtliche Lichter. Zu guter Letzt streichle ich Dixon über den Kopf und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

8. Februar 2018 – Man kommt kaum zur Ruhe

08.00 Uhr Der Radiowecker geht an und ich rolle mich zufrieden aus dem Wasserbett. Weil Hund Dixon nicht in seinem Korb liegt, eile ich mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer und stelle fest, dass es sich der Rüde mit einem vitaminreichen Kauknochen auf dem Kanapee bequem gemacht hat – wie schön.


Hund Dixon knabbert Kauknochen

08.30 Uhr Alsbald verabschiede ich mich in den Garten und zögere nicht, den sonnigen Morgen mit dem Frühsport zu beginnen. Nebenher schiele ich zum Nachbaranwesen und werde Zeuge, wie Herr Booth humpelnd den Rasenmäher aus der Garage schiebt. Weil ich über alles informiert sein muss, wünsche ich dem Heini einen schönen Morgen und lote aus, ob er sich am Fuss verletzt hat. Der hochdekorierte Vietnamveteran nickt eifrig und erzählt, dass er gestern beim Golfspielen gestürzt ist und sich eine Zerrung zugezogen hat. Achselzuckend beende ich den Frühsport und verabschiede mich in die Nasszelle, um mich bei einem lebensgeistererweckenden Wirbelbad zu entspannen – was kann es schöneres geben.
09.30 Uhr Gegen halb 10 beende ich den Badespass und werfe mich in Schale. Danach bereite ich das Frühstück vor und nehme mir das Recht heraus, mich mit gesunden KELLOGGS Flocken sowie einem grossen Haferl Bohnenkaffee zu stärken. Natürlich gesellt sich mein braves Haustier augenblicklich an meine Seite und fordert ebenfalls eine reichhaltige Mahlzeit heraus – was muss ich denn noch alles ertragen.


Meine praktische Schwarzbeere

10.00 Uhr Wenig später schellt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich sehe mich genötigt, mit Edelbert plaudern zu müssen. Mein Bekannter kommt auf den Wochenendeinkauf zu sprechen und meint, dass wir uns in einer Stunde vor dem PUBLIX treffen sollten – das hört sich verlockend an.
10.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb gesetzt habe, lasse ich Dixon wissen, dass nun ein Supermarktbesuch ansteht. Der Rüde macht grosse Augen und folgt mir spornstreichs zum PS-strotzenden SUV.
11.15 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich am Ziel ein und parke das Auto unweit des Haupteingangs. Da Edelbert auch schon vor Ort ist, schütteln wir Hände und machen einem unterbelichteten Senior (79) am Krückstock einen Einkaufswagen streitig. Anschliessend schlendern wir entspannt durch die Markthalle und wählen Produkte des täglichen Bedarfs aus. Unter anderem werfe ich ein Netz Orangen in den Wagen und informiere, dass Brasilien einer der Hauptproduzenten dieser Zitrusfrucht ist. Wohlwollend nehme ich das Etikett in Augenschein und fahre fort, dass diese Navelorange jedoch im Nachbarstaat Georgia gewachsen ist und einen kurzen Lieferweg hatte – wie schön.


Orangen sind sehr gesund

12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten schieben wir den vollbeladenen Einkaufswagen zur Kasse und sehen uns genötigt, der Kassiererin unsere praktischen Kreditkarten zu überreichen. Während die Perle ein kleines Vermögen von unseren Konten abbucht, wende ich mich dem Professor zu und gebe zu Protokoll, dass wir nun ins benachbarte “Starbucks” Gasthaus einkehren sollten. Edelbert ist hellauf begeistert und entgegnet, dass er die Spendierhosen angezogen hat und mich zu Speis und Trank einladen wird – das hört man gerne.
12.30 Uhr Während wir uns Sandwiches (löblich: Wurstsemmeln) schmecken lassen und Latte Macchiatos (löblich: italienische Milchkaffees) schlürfen, kommt Edelbert auf unsere anstehende Reise nach Kanada zu sprechen und beteuert, dass wir in 23 Tagen abfliegen werden. Ich schlage in die gleiche Kerbe und merke an, dass es eine Gaudi werden wird, mit Georg Geburtstag zu feiern und die Kinder wiederzusehen – darauf freue ich mich jetzt schon.
13.15 Uhr Weil etwas Bewegung nicht schaden kann, vertreten wir uns nach der Brotzeit die Beine. Wir folgen der Pine Ridge Road nach Westen und stehen bald vor dem “Regional Medical Center” (löblich: Regionales Medizinzentrum). Edelbert deutet in Richtung des Eingangs und kündigt an, dass er sich in der kommenden Woche in diesem Krankenhaus auf Herz und Nieren durchtschecken lassen wird – das soll mir Recht sein.
14.00 Uhr Zurück am Auto, reiche ich Edelbert die Hand und wünsche ihm einen ruhigen Nachmittag. Im Anschluss hüpfe ich winkend in den Chevrolet und rase hupend von dannen.
14.45 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den Flip Flops schlüpfen und mich in der klimatisierten Stube zur Ruhe betten. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meinem Grossneffen David.


Mein Zuhause unter Palmen

15.45 Uhr Nach einer Stunde werde ich durch ohrenbetäubendes Klingeln geweckt und sehe mich an der Pforte mit frechen Jugendlichen konfrontiert. Die vorlauten Dreikäsehochs halten mir einen Bittbrief einer örtlichen Junior Highschool (löblich: Junioren Hochschule) vor die Nase und bitten mich, etwas Geld für eine zwielichtige Spendenaktion zu geben. Natürlich zeige ich den Ganoven den Vogel und werfe schnell die Türe ins Schloss. Danach setze ich mich an den Schreibtisch und rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab.
16.45 Uhr Nach der Anschnurseelsorge fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und zögere nicht, Kaffee aufzubrühen und mir Gedanken bezüglich des Abendessens zu machen. Da ich nicht stundenlang am heissen Herd stehen möchte, ringe ich mich dazu durch, in Dixons Gesellschaft italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit köstlicher Pestosauce zu zaubern – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich zwei Portionen verdrückt habe, verabschiede ich mich in den wohlverdienten Feierabend. Ich lasse mich schnaufend im Wohnzimmer nieder und fröne den Nachrichten auf FOX – wie aufregend.


Ich beisse kraftvoll zu

19.00 Uhr Zur sogenannten “Prime Time” (löblich: besten Sendezeit) wechsle ich auf HBO und lasse die Seele beim Kriminalfilm “Berlin Syndrom” baumeln. Der Lichtspielhauserfolg aus “Down Unter” (löblich: Drunten unter) erzählt die Geschichte einer jungen Touristin, die in Berlin in die Fänge eines Geiselnehmers gerät – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach neunzigminütigem Nervenkitzel schalte ich die Glotze aus und drehe mit Dixon eine kleine Runde durch den Garten. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und verabschiede mich ins Schlafzimmer. Gute Nacht.