28. Mai 2018 – Memorial Day

memorialday

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser/innen,

weil heute in den Vereinigten Staaten von Amerika der “Memorial Day” begangen wird, habe ich mich entschlossen, keinen Tagebucheintrag zu verfassen, sondern über den wichtigen Feiertag zu berichten.

Wie jedes Kind weiss, steht dieser Feiertag im Zeichen der im Krieg für Heimat und Vaterland gefallenen Soldaten. Im Jahre 1971 wurde der Memorial Day von Präsident Richard Nixon zu einem nationalen Feiertag erklärt. In allen amerikanischen Städten werden bei Feierlichkeiten all der Männer und Frauen gedacht, die im Kampf für die Freiheit gefallen oder im Dienste für das Vaterland umgekommen sind. Traditionell wird auf Friedhöfen und nationalen Gedenkstätten in allen Teilen des Landes die amerikanische Flagge auf Halbmast gehisst.

usa
Land of the Free, Home of the Brave

Ferner läutet der Memorial Day die “Summer Holidays” (löblich: Sommerferien) ein. Viele Menschen krusen mit Wohnmobilen oder schicken Autos quer durch die USA, um Verwandte zu besuchen und/oder die Schönheit des Landes zu bewundern – das ist Romantik pur.

Ich werde den “Memorial Day” zum Anlass nehmen, um mit Prof. Edelbert Kuhn sowie Frau Pontecorvo einen Veteranenumzug in der Nachbargemeinde Fort Myers, FL zu besuchen. Wir werden die Möglichkeit haben, an einer farbenfrohen Parade teilzunehmen und Uniformen aus dem zweiten Weltkrieg zu bewundern – wie aufregend.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

25. Mai 2018 – Gifteinsatz im Lowbank Drive

08.00 Uhr Ich werde durch ein stimmungsvolles Lied der “Little River Band” geweckt und hüpfe sofort aus dem Bett. Wie es sich gehört, schüttle ich die Bettdecke auf und animiere Hund Dixon, mich an die frische Luft zu begleiten. Natürlich folgt mir der Rüde aufs Wort und nimmt sich das Recht heraus, zum Teich zu traben. Währenddessen lockere ich meine Glieder und stimme das lustige Lied von der “launischen Forelle” an.


Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Nachdem ich die Sitzgelegenheiten auf der schattigen Terrasse zurecht gerückt habe, kehre ich ins Haus zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Um für gute Stimmung zu sorgen, fordere ich das Amazon ECHO Gerät auf, die kleine Villa mit handgemachter Landmusik zu beschallen – das macht Spass.
09.30 Uhr Weil mein Magen knurrt, beende ich den Badespass und schlendere in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Ruckzuck nehme ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und schütte dann vitaminreiche KELLOGGS Zerealien in eine Porzellanschüssel. Darüber hinaus zaubere ich Rühreier mit Speck und vergesse auch nicht, zwei lustige Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) in den Röster (unlöblich: Toaster) zu stecken.
10.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine ausgetrocknete Kehle öle, klingelt plötzlich das Telefon und ich habe das Vergnügen, mit Prof. Kuhn sprechen zu können. Mein Bekannter wünscht mir einen schönen Morgen und lädt mich ein, ihn in die Buchhandlung seines Vertrauens zu begleiten. Da ich keine Lust habe, mich schlauen Büchern hinzugeben, erteile ich Edelbert eine Absage und merke an, dass ich zum Ferienhaus meiner Verwandten krusen werde. Der Professor wird sogleich hellhörig und erwidert, dass er den geplanten Stadtbummel verschieben und mich stattdessen im Lowbank Drive treffen wird – das soll mir Recht sein.
10.30 Uhr Mit vollem Magen scheuche ich das Haustier zum PS-strotzenden SUV und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück zu rasen. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, die Lichthupe zum Einsatz zu bringen. Nebenher fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das grosse Glück, eine neue Komposition aus dem aktuellen Willie Nelson Studioalbum “Last Man Standing” zu hören.


Das Ferienhaus im Lowbank Drive

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf elf Uhr zugeht, erreiche ich mein Ziel und freue mich, Edelbert vor dem Anwesen anzutreffen. Ich reiche dem schlauen Mann die Hand und gebe zu Protokoll, dass Georg und Maria höchstwahrscheinlich Sonntag in Naples eintreffen werden. Edelbert nickt zustimmend und beteuert, dass wir unbedingt die Klimaanlage einstellen und im Feriendomizil meines Bruders für Sauberkeit sorgen sollten. Ich stimme prompt zu und krame den Zweitschlüssel aus meiner Hosentasche.
11.45 Uhr Während sich Dixon im Garten vergnügt, sehe ich in der Küche nach dem Rechten und stelle mit grosser Sorge fest, dass über die Küchenzeile bissige Feuerameisen krabbeln. Edelbert macht grosse Augen und belehrt, dass diese Gattung ursprünglich aus Südamerika stammt und sich seit einigen Jahrzehnten auch in den Vereinigten Staaten breitmacht. Weil die Viecher Allergien auslösen können, zücke ich die praktische Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, bei der örtlichen “Pest Defense” (löblich: Schädlingsabwehr) Fachfirma anzurufen. Die Telefonistin notiert sich meine Angaben und verspricht, dass alsbald ein Schädlingsbekämpfer vor Ort sein wird – wie beruhigend.
12.30 Uhr Kurz nach dem Zwölfuhrläuten haben wir den Wohnzimmerboden gewischt und machen es uns zur Aufgabe, mit dem Kescher zu hantieren und abgefallene Blätter, Palmwedel sowie anderen Tand aus dem Schwimmbecken zu fischen. Währenddessen wischt Edelbert die Liegestühle mit einem nassen Lappen ab und unterbreitet, dass wir anschliessend zum Supermarkt krusen und Lebensmittel besorgen sollten. Ich schüttle mit dem Kopf und antworte, dass Georg viele Millionen auf dem Konto hat und selbst zum Einkaufen fahren kann.


Der Schädlingsbekämpfer ist vor Ort

13.30 Uhr Nach getaner Arbeit nehme ich am Terrassentisch Platz und atme tief durch. Leider wird die Ruhe alsbald durch lautes Klingeln gestört. Missmutig stapfe ich zur Pforte und sehe mich mit einem Heini in einer knallroten Latzhose konfrontiert. Der Knecht begrüsst mich herzlich und stellt sich uns als Mitarbeiter der “Pest Defense” Firma vor. Ich bitte den Mann spornstreichs herein und merke an, dass sich eine Ameisenkolonie in der Küche eingenistet hat. Der Fachmann fackelt nicht lange und sagt, dass er gegen die Feuerameisen harte Geschütze auffahren muss – das kann ja heiter werden.
14.00 Uhr Ferner vernehmen wir, dass wir uns während des Gifteinsatzes unter keinen Umständen im Haus aufhalten sollten. Ich zucke mit den Schultern und lasse Edelbert wissen, dass ich fix und foxi bin und nach Hause fahren werde. Zuvor überreiche ich dem Schädlingsbekämpfer den Hausschlüssel und bitte ihn, den Schlüsselbund nach getaner Arbeit bei Herrn Wang im Nachbarhaus abzugeben – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
15.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, fresse ich ein reichbelegtes Wurstbrot und lege dann die Füsse auf dem Kanapee hoch. Bereits nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und sehe mich im Traum ins verschneite Kanada versetzt – das war eine Gaudi.
16.00 Uhr Nach dem Schläfchen deute ich zur Haustüre und rufe Dixon auf, mit mir Spazieren zu gehen. Gutgelaunt schlendere ich durch das Wohngebiet und registriere, dass sich in der Zwischenzeit Gewitterwolken vor die Sonne geschoben haben. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und wandere kurzerhand zum La Playa Golfplatz – das macht Spass.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Just als es zu Regnen beginnt, treffe ich wieder zu Hause ein und schlüpfe aus den Kuhjungenstiefeln. Um nicht Hunger leiden zu müssen, richte ich mir eine kalte Platte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, würzigem Cheddar Käse und Gewürzgurken auf dem Glas an – das schmeckt.
18.00 Uhr Redlichst gestärkt mache ich es mir in der guten Stube bequem und lausche während der FOX Abendnachrichten den Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben hämmern. Ausserdem rufe ich auch im fernen Kanada an und plaudere angeregt mit meinem Bruder. Als ich auf den angekündigten Floridaurlaub meiner Liebsten zu sprechen komme, beruhigt mich Georg und belehrt, dass er den für Sonntag geplanten Abflug kurzfristig auf kommenden Mittwoch verschieben musste – wie schade.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf FX und fröne den ersten beiden Folgen der siebten “American Horror Story” Staffel. Ich staune Bauklötze und stelle fest, dass die Produzenten diesmal Donald Trumps Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr zum Thema gemacht haben – wie unlöblich.
21.00 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Anschliessend streiche ich Dixon über den Kopf und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

24. Mai 2018 – Am Clam Pass

08.00 Uhr Ich rolle mich zufrieden aus dem Wasserbett und registriere, dass Hund Dixon auch schon auf den Beinen ist. Weil der Rüde unentwegt an der Terrassentüre scharrt, eile ich spornstreichs zur Pforte und bitte den Vierbeiner, keine Löcher in den Gärten der Nachbarn zu graben. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass wir nach dem Frühstück einen lustigen Ausflug unternehmen werden – was kann es schöneres geben.
09.00 Uhr Nachdem ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad entspannt habe, setze ich mich an den Küchentisch und nehme die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Nebenher rufe ich bei meiner Nachbarin an und frage nach, ob sie mich an den Strand begleiten möchte. Wie nicht anders zu erwarten, ist Frau Pontecorvo hellauf begeistert und beteuert, dass wir in einer Stunde losfahren können – das hört man gerne.


Die Petersilie wächst

09.30 Uhr Weil noch etwas Zeit bleibt, schlendere ich in den Garten und mache es mir zur Aufgabe, das Petersilienbeet zu bewässern. Ausserdem wische ich mir mit dem Handrücken über die nasse Stirn und komme zu dem Schluss, dass mich dieses subtropische Klima bald ins Grab bringen wird – wie unlöblich.
10.00 Uhr Alsbald klingelt es an der Pforte und ich sehe mich mit der Perle von nebenan konfrontiert. Frau Pontecorvo präsentiert sich mir in einem legeren Hosenanzug und meint, dass es sich anbieten würde, zum “Clam Pass Park” zu krusen. Ich nicke zustimmend und erinnere daran, dass dieser Park zu den schönsten Strandabschnitten im ganzen Bundesstaat zählt – wie aufregend.
10.45 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise im geräumigen Chevrolet Suburban erreichen wir unser Ziel und können den PS-strotzenden SUV auf einem bewachten Parkplatz abstellen. Weil sich nur wenige Menschen am Strand tummeln, lasse ich Dixon von der Leine und zögere nicht, aus den Flip Flops zu schlüpfen, um meine Füsse im kühlen Nass des Golfs zu baden. Meine Begleiterin folgt meinem Beispiel und unterbreitet, dass wir uns glücklich schätzen können, ein Plätzchen im Paradies gefunden zu haben. Ich schlage in die gleiche Kerbe und merke an, dass man in den Vereinigten Staaten wenigstens noch in Ruhe leben kann. In diesem Zusammenhang verweise ich auf meine alte Heimat und belehre, dass Deutschland angesichts der Asylkatastrophe längst auf dem absteigenden Ast ist – wo soll das noch hinführen.

11.30 Uhr Während unserer Wanderung entlang des azurblauen Wassers, komme ich erneut auf meine Verwandten zu sprechen und verrate, dass Georg und Maria in wenigen Tagen nach Florida ausfliegen und den Sommer unter Palmen verbringen werden. Frau Pontecorvo reibt sich die Hände und sagt, dass sie es kaum noch erwarten kann, die netten Menschen in die Arme zu schliessen – das kann man laut sagen.
12.15 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzentschlossen in eine gutbesuchte Strandgaststätte ein und ordern bei einer platinblonden Kellnerin mit stattlicher Oberweite schmackhafte Cheeseburgers (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben und Beilagensalate. Dazu gibt es süffiges Budweiser Bier aus einem grossen Krug – das tut gut.
13.00 Uhr Nach der Jause begleichen wir die Rechnung in Bar und fassen den Entschluss, wegen der grossen Hitze schnell zum Auto zurückzukehren. Da entlang des Boardwalks (löblich: Strandwegs) vor bissigen Schnappschildkröten gewarnt wird, nehme ich Dixon an die kurze Leine und ziehe es vor, dem kniehohen Mangrovengewächsen nicht zu Nahe zu kommen – was muss ich denn noch alles ertragen.


Ich beisse kraftvoll zu

13.30 Uhr Am KFZ angekommen, helfe ich dem Hund auf die Ladefläche und stelle die Klimaanlage auf die höchste Stufe ein. Anschliessend lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und gleite zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik in Richtung Wohngebiet davon.
14.30 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, verabschiede ich meiner Nachbarin per Handkuss und begebe mich in die Küche, um meinem Haustier süffiges H²O sowie gesundes Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin vorzusetzen. Anschliessend bette ich mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe und döse prompt ein.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und schalte den leistungsstarken Heimrechner ein. Da unzählige Menschen meine Hilfe benötigen, komme ich auch heute meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach und schrecke nicht davor zurück, leidgeprüften Menschen Auswege aus schier ausweglosen Situationen aufzuzeigen.
16.30 Uhr Nach getaner Arbeit gehe ich von der Leine und sehe im Garten nach Dixon. Nach kurzer Suche treffe ich den Frechdachs auf dem Grundstück von Familie Crane an und stelle fest, dass er während der letzten Stunde mit dem Nachbarhund Joey eine Grube ausgebuddelt hat. Um von der Hausherrin nicht geschimpft zu werden, scheuche ich Dixon ruckzuck nach Hause und verschliesse die Haustüre sicher.
17.00 Uhr Als die Wanduhr fünfmal schlägt, stelle ich einen Kochtopf auf den Herd und bereite das Abendessen zu. Weil ich keinen grossen Hunger habe, nehme ich lediglich mit italienischen Langnudeln mit Pesto Vorlieb.


Langnudeln schmecken gar nicht schlecht

18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit erledigt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Wissbegierig mache ich mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau und lerne, dass am kommenden Montag der “Memorial Day” gefeiert wird – wie aufregend.
19.00 Uhr Weil ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich zeitnah auf HBO und erfreue mich am Kriminalfilm “Game Night”. Die schwarze Komödie handelt von mehren Menschen, die sich regelmässig zu Spieleabende verabreden. Doch eines Abends müssen sich die Protagonisten mit einem waschechten Entführungsfall auseinandersetzen – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt verschliesse ich sämtliche Türen und gehe dann ins Bett. Gute Nacht.

22. Mai 2018 – Das weltgrösse Bierfest hat seine Reize verloren

08.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonläuten geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert in der Leitung und lädt mich ein, ihm beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, erfahre ich von meinem Bekannten, dass wir uns gegen halb Elf im “Bistro 821” treffen sollten. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich pünktlich vor Ort sein werde.
08.15 Uhr Nach dem Telefonat werfe ich mir den Bademantel über und lasse es mir nicht nehmen, bei Frau Pontecorvo vorstellig zu werden und nachzufragen, ob sie mich begleiten möchte. Meine Nachbarin ist hellauf begeistert und beteuert, dass wir um 10 Uhr losfahren sollten – jaja.
09.00 Uhr Schlussendlich absolviere ich die Morgengymnastik an der frischen Luft und nehme mir das Recht heraus, einen kreischenden Pelikan von meinem Grundstück zu scheuchen. Anschliessend lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und wasche mich ordentlich heraus – da kommt Freude auf.


Eine fliegende Ratte

09.45 Uhr Nach Rosenblüten duftend, scheuche ich den Vierbeiner zum Chevrolet und freue mich, auch die Perle von Nebenan per Handkuss begrüssen zu können. Wie es sich gehört, helfe ich den Vierbeiner auf die Ladefläche und vergesse auch nicht, meiner Begleiterin die Beifahrertüre zu öffnen. Danach lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und brettere ruckzuck in Richtung Stadtmitte davon.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute betreten wir das Familienrestaurant an der 5th Avenue und nehmen an Prof. Kuhns Tisch an der Glasfassade platz. Der schlaue Mann legt beste Laune an den Tag und winkt einen schneidigen Kellner herbei, um zwei weitere Frühstücke mit Kaffee und O-Saft zu ordern – wie aufregend.
11.00 Uhr Als ich mich über die Jause hermache, erzählt Frau Pontecorvo von ihrem gestrigen Ausflug nach Fort Myers und rechnet vor, dass sie ein kleines Vermögen im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) gelassen hat. Unter anderem vernehme ich, dass sich die kleine Frau einen hellblauen Body (löblich: Körperanzug) für knapp 200 Dollars geleistet hat. Ich werfe Edelbert skeptische Blicke zu und merke an, dass ich mir solch kostspieligen Klamotten kaum leisten kann – immerhin habe ich keinen Goldesel im Vorgarten stehen.
11.30 Uhr Nach der Mahlzeit kehren wir zu den Autos zurück und kommen überein, dass wir nun zum Strand krusen und Dixon etwas Auslauf bescheren sollten. Ich reibe mir die Hände und klemme mich ruckzuck hinters Lenkrad des PS-strotzenden SUVs. Edelbert tut es mir gleich und gleitet hupend vom Kundenparkplatz.


Ich blicke auf den blauen Golf

12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stellen wir die Autos auf einem gebührenpflichtigen Stellplatz in Strandnähe ab und nehmen Dixon an die Leine. Im Anschluss streben wir tratschend zum azurblauen Ozean und zögern nicht, aus den Schuhen zu schlüpfen und unsere Füsse im kühlen Nass zu baden.
13.00 Uhr Während der Wanderung entlang des Golfs kommt Edelbert auf das Oktoberfest zu sprechen und meint, dass es ein Vergnügen wäre, Ende September nach Deutschland auszufliegen. Ich winke demonstrativ ab und stelle klar, dass das weltgrösste Bierfest längst seinen Reiz verloren hat. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf die Probleme in unserer alten Heimat und lege anschaulich dar, dass die staatlichen Organe angesichts drohender Terroranschläge genötigt sind, die Theresienwiese im Herzen Münchens hermetisch abzuriegeln – wo soll das noch hinführen.


Das Oktoberfest bei Nacht

13.45 Uhr Weil der Vierbeiner unentwegt hechelt, schlendern wir kurzerhand ins “Vanderbilt Beach Resort” und genehmigen uns an der “Poolbar” süffiges Budweiser. Da auch das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, nehme ich die Tageskarte zur Hand und bestelle drei Cheeseburger with Fries (löblich: Käseburger mit Kartoffelstäben). Darüber hinaus plaudern wir angeregt über den anstehenden Floridaurlaub meiner Verwandten und ich verrate, dass Georg und Maria womöglich bereits in der kommenden Woche im Rentnerparadies eintreffen werden. Frau Pontecorvo wird augenblicklich hellhörig und sagt, dass wir die lieben Leute mit einer Willkommensfeier überraschen sollten – das ist gar keine schlechte Idee.
14.45 Uhr Nach einer Stunde spüle ich meinen Hals mit einem letzten Schluck Hopfensaft durch und bemerke, dass wir langsam die Heimfahrt antreten sollten. Meine Nachbarin gibt mir Recht und unterbreitet, dass sie am Abend eine Freundin im Lichtspielhaus treffen wird – das soll mir auch Recht sein.
15.30 Uhr Nachdem ich mich von Edelbert verabschiedet habe, bringe ich Frau Pontecorvo sicher nach Hause und wünsche ihr einen angenehmen Abend. Anschliessend stosse ich die Haustüre auf und falle gähnend aufs Kanapee. Im Handumdrehen döse ich ein und sehe mich im Traum nach San Franzisko versetzt.


Fisherman’s Wharf, San Francisco, CA

16.30 Uhr Nach der Pause sehe ich im Garten nach dem Rechten und stelle mit grosser Sorge fest, dass die Wiese hinter meinem Zuhause braune Stellen aufweist. Da es seit einigen Tagen nicht mehr geregnet hat, nehme ich den Rasensprenger in Betrieb und mache es mir ausserdem zur Aufgabe, abgefallene Palmwedel aufzusammeln.
17.15 Uhr Fix und foxi kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und koche Tortellini auf. Zudem schütte ich eine fertige Tomatensauce aus dem Glas in einen Kochtopf und verfeinere die Pampe mit Petersilie aus eigenem Anbau.
18.00 Uhr Nach den exquisiten Gaumenfreuden sorge ich in die Küche für Ordnung und lasse dann den langen Tag vor der Glotze ausklingen. Wie es sich gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und informiere mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und gebe mich dem Filmklassiker “Die üblichen Verdächtigen” aus dem Jahre 1995 hin. Der Lichtspielhauserfolg von Bryan Singer erzählt aus dem Leben eines unterbelichteten Kleinkriminellen, der sich in einem Polizeibüro einem Verhör stellen muss – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach 100minütigem Hochgenuss beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Hund Dixon einen letzten Rundgang durch den Garten. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

21. Mai 2018 – Pfingstmontag

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

der Pfingstmontag ist ein offizieller Feiertag in Deutschland, Österreich und weiten Teilen der Schweiz. Auch die Belgier sowie die Luxemburger kommen in den Genuss, sich heute einen faulen Lenz machen zu dürfen. Seit 2005 treten jedoch einige Wirtschaftsverbände dafür ein, den freien Tag ersatzlos zu streichen. Die im Bundestag vertretenen Parteien stellen sich kategorisch gegen diesen Vorschlag und versprachen, den Pfingstmontag ohne Wenn und Aber als Feiertag beizubehalten – wie schön.

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In der heiligen Bibel steht geschrieben, dass 49 Tage nach dem Ostersonntag der Heilige Geist auf die Apostel herabkam, als diese zum jüdischen Fest Schawuot versammelt waren. Pfingsten ist damit der “Geburtstag der Kirche” und wird seit Jahrhunderten als Hochfest gefeiert.

“Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen”

In den Vereinigten Staaten von Amerika wird natürlich auch Pfingsten gefeiert. Obgleich der Feiertag im öffentlichen Leben kaum eine Rolle spielt, pilgern am Pfingstsonntag sehr viele Menschen in die Gotteshäuser. Ausserdem treffen sich die Christen nach der heiligen Messe, um gemeinsam eine reichhaltige Mahlzeit einzunehmen und/oder zu plaudern.

Selbstverständlich werde ich heute mit Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn in die Kirche gehen und beten. Danach werde ich mich in der Küche beweisen und den lieben Menschen eine leckere Jause vorsetzen – da läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg