08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich erfahre auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land), dass in der kommenden Woche der sogenannte “Tax Freedom Day” (löblich: Steuerfreiheitstag) ansteht. Ich schwinge mich zufrieden aus dem Bett und erkläre Hund Dixon, dass ab diesem Datum der amerikanische Durchschnittsbürger nicht mehr für Steuern aufkommen muss. Der Rüde macht grosse Augen und zieht es vor, mit einem Tennisball im Maul in den Garten zu traben – da kommt besonders grosse Freude auf.
08.30 Uhr Nachdem ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen mache ich mir eigene Gedanken und bemerke, dass bald das Osterfest ansteht. Ich lege meine Stirn in Falten und komme zu dem Schluss, dass ich die Feiertage zum Anlass nehmen könnte, um eine Forschungsreise in die Everglades zu unternehmen – wie aufregend.
Bald ist Ostern
09.30 Uhr Sechzig Minuten später setze ich mich an den reichgedeckten Frühstückstisch und nehme das praktische iPad in Betrieb. Während ich mir geröstete Weissbrotscheiben mit Marmelade munden lasse, halte ich nach geeigneten Ausflugszielen Ausschau und erkenne, dass es sich lohnen würde, eine Zwei-Tages Fahrt zum “Mahogany Hammock Park” zu unternehmen. Beeindruckt nehme ich die im Internetz veröffentlichten Bilder in Augenschein und lerne, dass sich diese tropische Oase inmitten des Everglades Nationalpark befindet und hervorragende Wanderwege bietet – das hört sich verlockend an.
Wir wollen in die Everglades fahren
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, bimmelt es an der Pforte und ich kann Georg und Maria recht herzlich begrüssen. Meine Verwandten präsentieren sich in bester Laune und geben zu Protokoll, dass sie gleich einen Frisör im Stadtzentrum aufsuchen wollen. Ich schenke den lieben Menschen ein Lächeln und entgegne, dass es viel zu heiss ist, um in die Stadt zu krusen. Um keinen Hitzekoller zu bekommen, hole ich ein Fläschchen Budweiser aus dem Eiskasten und ermutige die Besucher, sich ebenfalls eine kühle Halbe zu genehmigen. Georg lehnt jedoch ab und informiert, dass es sich nicht ziert, vor Mittag Alkohol zu trinken – jaja.
10.30 Uhr Während sich meine Verwandten brühfrischen Bohnentrunk schmecken lassen, komme ich auf Ostern zu sprechen und lege anschaulich dar, dass wir den Everglades einen Besuch abstatten könnten. Maria ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass es sich anbieten würde, am Ostersamstag mit dem Wohnmobil loszufahren – jaja.
Prost
11.15 Uhr Nachdem mir die netten Leute Lebewohl gesagt haben, sehe ich im Garten nach Dixon und treffe auf Frau Pontecorvo. Die kleine Frau von nebenan schimpft wie ein Rohrspatz und erörtert, dass der Ablauf ihrer Dusche verstopft ist. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und weise auf die Tatsache hin, dass es angebracht wäre, eine Fachfirma zu verständigen. Meine Nachbarin schüttelt entschieden den Kopf und meint, dass sie zum Baumarkt krusen und sich eine preiswerte Saugglocke zulegen wird – das soll mir auch Recht sein.
12.00 Uhr Nach einer kurzweiligen Plauderei schnappe ich mir den Besen aus der Garage und mache es mir zur Aufgabe, abgefallene Blätter und anderen Tand von der Einfahrt zu fegen. Unterdessen trällere ich die Melodie von der “launischen Forelle” und komme aus dem Schwitzen gar nicht mehr heraus – gleich platzt mir der Kragen.
12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten kehre ich in die gute Stube zurück und lasse mir vitaminreiche Wurstbrote schmecken. Ausserdem verköstige ich ein weiteres Bier und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter aus dem Hause ROYAL CANIN zu füllen.
Ich träume vom Appalachian Trail
13.30 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, stelle ich das schmutzige Geschirr achtlos in die Spüle und bette mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner Appalachian Trail Wanderung im April 2013 – das war spannend.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich spornstreichs an den Schreibtisch. Pflichtbewusst kümmere ich mich um die Anschnurseelsorge und rate einer Mutter aus Verl, ihrem Sohn das Reppen zu untersagen. Ferner verweise ich auf den diesbezüglichen Anschnurbericht und fordere die Dame auf, ihrem 12jährigen Kind auch sämtliche Hipf-Hüpf Kompaktscheiben abzunehmen – immerhin kann man sich nicht alles bieten lassen.
15.30 Uhr Sechzig Minuten später schalte ich den Heimrechner aus und folge dem Vierbeiner an die frische Luft. Als ich zum Tennisball greife, gesellt sich Herr Booth an meine Seite und berichtet, dass Frau Crane vom Fahrrad gefallen ist und sich die Schulter gebrochen hat. Ich seufze laut und mutmasse, dass die ehemalige Olympiateilnehmerin bestimmt wochenlang in einer örtlichen Klinik zubringen wird – wie furchtbar.
16.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um für ein prima Abendessen zu sorgen. Während das Haustier im Garten alle Viere von sich streckt, gebe ich Butter in eine Pfanne und zaubere im Handumdrehen köstliche Bratkartoffeln. Dazu gibt es lustige Rühreier sowie einen farbenfrohen Beilagensalat – da kommt Freude auf.
17.30 Uhr Nach der Hausarbeit entkorke ich eine Flasche Weisswein und lege im Wohnzimmer die Beine hoch. Wie es sich gehört, fröne ich den Nachrichten auf FOX und mache mich über die Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf den Spartenkanal FX, wo just im Moment der abendfüllende Spielfilm “Bad Times At The El Royal” anläuft. Natürlich gebe ich mich diesem Spektakel hin und tauche in das Leben vier sich unbekannter Personen ein, die sich in einem Spielkasino auf der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada einmieten – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung betätige ich den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe es vor, mir die Zähne zu putzen und mich schlafen zu legen. Gute Nacht.