17. Juni 2014 – Anruf von Admiral Bürstenbinder

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde zu früher Stunde durch aggressives Telefonklingeln aus einem schönen Traum gerissen. Zu allem Überfluss meldet sich Admiral a.D. Bürstenbinder in der Leitung und gibt zu Protokoll, dass er just im Moment mit Frederick von Braustein und Herrn Harald Töpfer im Hofbräuhaus sitzt und eine Mass stemmt. Ausserdem bringt der ehemalige Fregattenkapitän unser anstehendes Wiedersehen ins Spiel und rechnet vor, dass wir uns in 27 Tagen in Tokio treffen werden. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und entgegne, dass es eine Gaudi wird, die Hauptstadt Japans zu erkunden und spannende Museen in der 10.000.000 Einwohner zählenden Metropole zu besichtigen. Friedberg gibt mir Recht und kündigt an, jetzt noch eine Mass zu trinken – wie schön.

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Oans Zwoa Drei, G’suffa – Das Hofbräuhaus in München

08.30 Uhr Nachdem ich das Ferngespräch beendet habe, steige ich kopfschüttelnd aus dem Bett und lockere meine eingerosteten Muskeln auf der Terrasse. Nebenher beobachte ich Dixon und werde Zeuge, wie der Rüde in den Nachbargarten läuft und ein Loch gräbt – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Während ich die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln lasse, telefoniere ich mit Edelbert und höre, dass der schlaue Mann noch gar nicht gefrühstückt hat. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, rege ich eine Einkehr ins “Cafe Luna” an und verspreche, gegen halb Elf in der Stadt zu sein. Der Professor freut sich und sagt, dass er mich vor der Wirtschaft erwarten wird – das ist phantastisch.

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SNICKERS – sehr vitaminreich

10.00 Uhr Nach dem Badespass genehmige ich mir ein vitaminreiches Snickers und scheuche den Vierbeiner zum Auto. Mit quietschenden Reifen presche ich vom Grundstück und übersehe dabei fast Frau Pontecorvo. Meine Nachbarin hüpft im letzten Augenblick zur Seite und schimpft, weil ich sie fast überfahren hätte. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, tippe ich auf meine goldene Armbanduhr und rase zügig davon.
10.30 Uhr Am Ziel angekommen, begrüsse ich Edelbert herzlich und folge ihm ins gutbesuchte “Cafe Luna”, um bei einer rassigen Bedienung mit stattlicher Oberweite zwei Frühstücke mit Pfannkuchen und Ahornsirup zu ordern. Dazu bestellen wir brühfrischen Kaffee sowie zwei Gläser O-Saft.
11.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit verzehrt habe, vertreten wir uns die Beine und inspizieren die Auslagen in den Schaufenstern. Edelbert kommt aus dem Nörgeln gar nicht mehr heraus und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass derzeit besonders viele Touristen die Stadt belagern. Ich nicke eifrig und informiere, dass mittlerweile die “Summer Holidays” (löblich: Sommerferien) begonnen haben. Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf Admiral Bürstenbinder und erzähle, dass mich der gute Mann heute Morgen angerufen hat. Prof. Kuhn ist begeistert und kann es kaum noch erwarten, nach Tokio auszufliegen und den Seefahrer wiederzusehen.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, finden wir uns im “Island Trends” Geschäft wieder und halten nach Schnäppchen Ausschau. Nach kurzer Suche nehme ich ein farbenfrohes T-Hemd vom Regal und entschliesse mich, 28 Dollars in das modische Oberteil zu investieren – immerhin will ich im Land der aufgehenden Sonne eine gute Figur abgeben.
12.30 Uhr Zum Abschluss unseres Spaziergangs schlendern wir in einen Kompaktscheibenmarkt und nehmen die Neuerscheinungen in Augenschein. Während sich mein Bekannter in der Klassik Abteilung umschaut, stosse ich auf ein nagelneues Album der 31jährigen Sängerin Miranda Lambert. Da ich traditionelle Landmusik (unlöblich: Country Music) sehr schätze, greife ich sofort zu und gebe weitere 12 Dollars aus.


Miranda Lambert – Platinum

13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zu fahren. Ich begleite Edelbert zu seiner Wohnadresse und ziehe es im Anschluss vor, in Richtung Willoughby Drive davonzufahren. Nebenbei lausche ich wunderschönen Klängen und freue mich auf einen entspannten Nachmittag in der kleinen Villa.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, ziehe ich die schweren Kuhjungenstiefel aus und bette mich in der klimatisierten Stube zur Ruhe. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum nach Tokio versetzt.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze den Nachmittag, um mir die Miranda Lambert Scheibe anzuhören und der Anschnurseelsorge nachzukommen. Pflichtbewusst rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und registriere, dass es die Jugend in Deutschland derzeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde beende ich die Arbeit und trinke auf der schattigen Terrasse ein kühles Bier. Dummerweise gesellt sich bald Frau Pontecorvo an meine Seite und möchte wissen, welche Musik ich höre. Obwohl ich der kleinen Frau keine Rechenschaft schuldig bin, rücke ich mit der Wahrheit heraus und berichte, dass Miranda Lambert anno 2003 bei der beliebten Fernsehsendung “Nashville Star” mitgewirkt und seitdem sechs Alben veröffentlicht hat. Meine Tischnachbarin schnalzt anerkennend mit der Zunge und meint, dass das Mädchen eine sehr schöne Stimme hat – das kann man laut sagen.

capocollo
Vitaminreiches Capocollo

17.00 Uhr Wir beenden das Kaffeekränzchen und ich lasse es mir nicht nehmen, Frau Pontecorvo per Handkuss zu verabschieden. Anschliessend eile ich in die Küche und richte eine kalte Brotzeitplatte mit Cheddar Käse, hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und gesunder Salami an. Zudem entkorke ich eine Flasche Weisswein und lasse mir das Abendessen in der guten Stube munden.
18.00 Uhr Nachdem ich Dixon ins Haus gerufen habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich lege die Beine im Wohnzimmer hoch und gebe mich auf FOX den Abendnachrichten hin. Danach folge ich einer Sprechsendung und lerne, dass die Vereinigten Staaten ihre Truppen in Europa aufstocken werden – das ist prima.
19.00 Uhr Weil sonst keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich auf den Bezahlsender HBO, wo just im Moment die Dokumentation “Deep See” (löblich: Tiefsee) anläuft. Ich mache grosse Augen und habe das Vergnügen, Einblick in die Unterwasserwelt zu bekommen – wie aufregend.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 deutet, schalte ich die Glotze aus und lege mich schlafen. Gute Nacht.

10. Mai 2014 – Under the Dome und ein Ausflug nach Toronto

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Hi Fans,

mein Vermieter hat definitiv zu viel Geld. Er lebt in Florida in einer tollen Villa, kann sich Luxusreisen nach Mexiko und Japan leisten und fliegt nun Ende Mai ganz spontan zu seinen Verwandten nach Toronto 🙂

Ihr habt sicher gelesen, dass sich letzte Woche Reinhards Grosscousin gemeldet hat. Robert Pfaffenberg betreibt in einer kleinen Stadt in Texas eine Werkstatt sowie einen Laden für Düngemittel und Saatgut. Im Oktober 2011 hat mein Vermieter Robert Pfaffenberg zum ersten Mal in Boerne, TX getroffen. Im März 2013 war der Mann zu einem Gegenbesuch in Naples zu Gast.

Am 24. Mai 2014 wird Robert Pfaffenberg mitsamt seiner Ehefrau nach Toronto fliegen, um dort einige Tage Urlaub zu machen. Reinhard hat sich entschlossen, mit Prof. Kuhn ebenfalls einen Abstecher nach Kanada zu unternehmen. Wie ihr euch denken könnt, ist Reinhard schon jetzt total aufgeregt und kann es kaum noch erwarten, seinen Grosscousin Robert, dessen Ehefrau Jessica, Bruder Georg, Schwägerin Maria, Amanda, James und David wiederzusehen.

Naja, mir fehlt das nötige Kleingeld, um solche Reisen zu buchen.
Eventuell werde ich aber im September oder Oktober für 10 Tage nach Florida jetten. Immerhin muss der Resturlaub abgebaut und Freunde im Sunshine State besucht werden 😉


Under the Dome – jetzt auf Amazon

Jetzt werde ich mit Mitbewohnerin Bärbel grillen.
Cousin Bernd kommt auch vorbei und wird Gemüse, Biokäse vom Wochenmarkt und hoffentlich auch reichlich Bier mitbringen. Nach dem Essen folgt ein super Fernsehabend mit der amerikanischen Serie “Under the Dome” 🙂

Morgen melde ich mich wieder !!!
Sandra

29. April 2014 – Frühstück bei Edelbert

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich rolle mich graziös aus dem Wasserbett und sehe, wie sich Dixon einen meiner Josef Seibel Hausschuhe schnappt. Selbstverständlich rufe ich den Frechdachs zur Ordnung und stelle klar, dass ich ihn bei weiteren Verfehlungen ins Tierasyl bringen werde – was muss ich denn noch alles ertragen.
08.15 Uhr Nach der Morgengymnastik setze ich mich schnaufend an den Heimrechner und segle auf die Internetzpräsenz meiner Hausbank. Ich überprüfe den Kontostand und bemerke, dass Expedia ein kleines Vermögen abgebucht hat. Seufzend schalte ich das Arbeitsgerät aus und lasse Dixon wissen, dass die Forschungsreise nach Japan knapp 3.000 Dollars gekostet hat. Angesichts der hohen Ausgaben muss ich wohl den Gürtel etwas enger schnallen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.

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3.000 Dollars für eine Japan Reise

08.45 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben. Ich läute den sonnigen Morgen mit einem Wirbelbad ein und nutze die himmlische Ruhe, um bei Edelbert anzurufen. Der Professor meldet sich nach dem dritten Tuten und erzählt, dass er gestern mit Herrn und Frau Satesh im Lichtspielhaus war, um die von Kritikern hochgelobte Komödie “The Grand Budapest Hotel” zu sehen. Bei dieser Gelegenheit bringt Edelbert ein gemeinsames Frühstück zur Sprache und lädt mich für 11 Uhr in seine Stadtwohnung ein – wie schön.
09.45 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, beende ich den Badespass und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Anschliessend kämme ich mir die Haare und fasse den Entschluss, die “Biscotti Farrugia” Bäckerei anzusteuern.
10.30 Uhr Nachdem ich vitaminreiche Croissants (löblich: französische Hörnchen), Cannolis sowie lustige Profiteroles eingekauft habe, setze ich die Reise fort und finde mich bald vor Edelberts Wohnhaus wieder.

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Sehr vitaminreich: Cannoli

11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute betätige ich die Klingel und werde herzlich hereingebeten. Wir machen es uns auf dem schattigen Balkon bequem und laben uns an den Backkreationen, schmackhaften Rühreiern sowie italienischem Parmaschinken – schmeckt gar nicht schlecht.

11.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, lässt mein Tischnachbar seinen gestrigen Lichtspielhausbesuch Revue passieren und plappert davon, dass “Grand Budapest Hotel” die Geschichte eines Concierge erzählt, der ein wertvolles Gemälde erbt. Ich winke gelangweilt ab und entgegne, dass ich mich gestern vor der Glotze amüsiert und im Japanreiseführer gelesen habe. Edelbert wird sogleich hellhörig und meint, dass wir grossen Spass im “Land der aufgehenden Sonne” haben werden. Ich nippe zustimmend am Kaffeebecher und belehre, dass Tokio um das Jahr 1457 von Fürst Ōta Dōkan gegründet wurde. Ausserdem verweise ich auf die kulinarischen Spezialitäten und berichte, dass die Asiaten gerne deftige Fleischeintöpfe sowie rohen Fisch verzehren – wie aufregend.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten verlassen wir Edelberts Wohnung und unternehmen einen Spaziergang entlang der 5th Avenue. Während Dixon unentwegt sein Beinchen hebt, tratschen wir über Tokio und können es gar nicht mehr erwarten, am 14. Juli ins renommierte Park Hotel einzutschecken und Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder wiederzusehen – das wird eine Gaudi.
13.15 Uhr Zu guter Letzt lade ich den schlauen Mann zu einem Weicheis ein und gebe zu Protokoll, dass ich nun nach Hause fahren und mir einen entspannten Nachmittag in der kleinen Villa gönnen werde. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, während der Nachmittagsstunden Wäsche waschen zu wollen.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, steige ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und bette mich in der guten Stube zur Ruhe. Ich döse bald ein und sehe mich im Traum auf die verstaubten Pfade des Appalachian Trails versetzt.

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Entlang des Appalachian Trails

15.15 Uhr Leider wird mein Nickerchen zeitnah durch einen Telefonanruf gestört. Ich nehme das Gespräch gähnend an und bin überrascht, Georg dran zu haben. Mein Bruder wünscht mir einen guten Tag und erkundigt sich, ob ich im Juli wirklich nach Tokio ausfliegen werde. Ich nicke eifrig und erörtere, dass es ein grosser Wunsch war, durch die wunderschönen Parks der Stadt zu flanieren. Georg seufzt laut und sagt, dass er sich entschlossen hat, den Juli in Naples zu verbringen. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass ich den Flug mittlerweile gebucht habe und ihn ganz bestimmt nicht mehr stornieren werde. Bei dieser Gelegenheit bringe ich Hund Dixon ins Spiel und frage meinen Bruder, ob er während meiner Abwesenheit auf den Vierbeiner aufpassen kann. Georg stimmt prompt zu und meint, dass es ein Vergnügen werden wird, mit dem vierbeinigen Rabauken Gassi zu sehen – das ist phantastisch.
16.15 Uhr Im Anschluss brühe ich frischen Bohnentrunk auf und setze mich an den Schreibtisch. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und studiere Anfragen besorgter Eltern. Unter anderem rate ich einer Mutter (55) aus Paderborn, ihrem Sohn Konzertbesuche zu verbieten – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Danach schalte ich die neuen Einträge im beliebten Gästebuch frei und gehe von der Leine, um das Abendessen vorzubereiten. Da ich keinen grossen Hunger habe, erwärme ich Buttergemüse in der Pfanne und brate mir ein kleines Schweineschnitzel heraus – wie gut das duftet.

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Die beste Nachrichtensendung: FOX NEWS

18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen haben, mache ich es mir fernsehschauend im Wohnzimmer gemütlich. Ich folge gespannt den FOX Nachrichten und fröne ausserdem einer Quizshow (löblich: Ratesendung) namens “Hot Button” (löblich: heisses Knopf) – da kommt Spannung auf.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: beste Fernsehzeit) schalte ich auf den Bezahlsender HBO um, wo just im Augenblick der Vorspann zur Serie “Game of Thrones” läuft. Obgleich ich mir nichts aus phantastischen Heldensagen mache, lehne ich mich budweiserschlürfend zurück und tauche in die Welt von drallen Burgfräuleins und feuerspeienden Drachen ein. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach drei Folgen tippe ich mir an die Schläfe und schalte entnervt ab. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und gehe ins Bett. Gute Nacht.

23. April 2014 – Ein Reiseführer für Japan

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und läutet den 113. Tag des Jahres mit einem Lied des aufstrebenden Sängers Hunter Hayes ein. Ich gähne wie ein Löwe und registriere beim Blick nach draussen, dass sich dunkle Regenwolken vor die Sonne geschoben haben.

08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik belohne ich das brave Haustier mit einem Kauknochen und ziehe mich dann in die Nasszelle zurück. Während meine alten Knochen vom Wirbelwasser massiert werden, navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass Rentner im “Zoomers Amusement Park” während dieser Woche freien Eintritt geniessen. Ich greife spornstreichs zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, beim Professor anzurufen. Edelbert meldet sich nach dem dritten Tuten und ist von meiner Idee, sich auf der Go-Kart Bahn zu amüsieren, ganz und gar nicht angetan – wie schade.
09.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und steige pfeifend aus der Badewanne. Wie es sich für eine Modeikone gehört, schlüpfe ich in legere Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, meine Haare aufzusteilen.
10.00 Uhr Danach nehme ich am Küchentisch platz und lasse mir geröstete Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreier mit Speckstreifen sowie eine halbe Grapefruit (löblich: Paradiesapfel) munden. Nebenher denke ich an die anstehende Japanreise und komme zu dem Schluss, dass ich mir unbedingt einen Reiseführer besorgen muss. Um mich in Tokio nicht zu verirren, segle ich auf die Amazon.com Heimseite und spähe mir aus dem reichhaltigen Angebot einen preiswerten Führer mit Strassenkarte aus. Obgleich ich finanziell nicht auf Rosen gebettet bin, betätige ich den ADD Knopf und erfahre, dass das Buch in drei Tagen geliefert werden soll – wie schön.

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Amazon ist der beste Anschnurladen

10.30 Uhr Wenig später stösst Frau Gomez die Haustüre auf und erkundigt sich, ob ich ein schönes Osterfest hatte. Ich nicke eifrig und lasse die Putzfrau wissen, dass ich nun zum Einkaufen fahren werde. Bevor die Perle antworten kann, schnappe ich mir den Autoschlüssel vom Küchentisch und laufe in die Garage.
11.00 Uhr Pünktlich zum 11 Uhr Läuten fahre ich auf den PUBLIX Parkplatz und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass er alleine im Auto bleiben muss. Weil es sehr schwül ist, lasse ich den Motor laufen und verabschiede mich winkend in den Supermarkt, um einer unterbelichteten Hausfrau (47) einen Einkaufswagen streitig zu machen. Anschliessend statte ich der Fleisch- und Wursttheke einen Besuch ab und ordere jeweils ein halbes Pfund Capocollo sowie luftgetrocknete Salami aus dem sonnigen Italien.
12.00 Uhr Nachdem ich weitere Produkte eingeladen habe, schiebe ich den klapprigen Einkaufswagen zur Kasse und sehe mich genötigt, knapp 70 Dollars bezahlen zu müssen – wie unlöblich.
12.30 Uhr Bevor ich zum Auto zurückkehre, tratsche ich mit einem Vertreter der Firma “NESTLÉ®” und lerne, dass sich der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern strikt gegen Kinderarbeit ausspricht. Ich gebe mich jedoch skeptisch und entgegne, dass man den jungen Menschen eine Schanze geben und sie mit Tschobs ausstatten sollte. Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf meinen indonesischen Grosshändler Bambang und berichte, dass beinahe alle Produkte aus meinem Andenkenladen von fleissigen jungen Leuten in Asien gefertigt werden.

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WCKT CAT COUNTRY – mein Lieblingssender

13.00 Uhr Endlich sitze ich wieder im Auto und kann nach Hause fahren. Um für gute Stimmung zu sorgen, fröne ich dem WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Qualitätsradiosender und singe zu angesagten Schlägen (unlöblich: Hits) namhafter Künstler laut mit – was kann es schöneres geben.
13.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank und genehmige mir zwei Brote mit Schinken und Cheddar Käse. Danach falle ich schnaufend aufs Kanapee und döse prompt ein.
14.45 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonklingeln geweckt und habe Edelbert in der Leitung. Mein Bekannter redet ohne Punkt und Komma auf mich ein und unterbreitet, dass er gerade am Heimrechner sitzt und sich über Tokio informiert. Ich seufze laut und vernehme, dass die japanische Hauptstadt in 23 Bezirke aufgeteilt ist und unter anderem über ein Naturkundemuseum von Weltrang verfügt. Edelbert schwärmt in den höchsten Tönen und meint, dass wir im Juli unbedingt das “Nationalmuseum” besichtigen sollten – das werden wir erst noch sehen.
15.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten beende ich das Gespräch und gehe Anschnur. Während ich Kaffee schlürfe und Donuts verzehre, überfliege ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle fest, dass es die verlotterte Jugend in Deutschland derzeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.

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Ein schmackhafter Donut

16.45 Uhr Zu guter Letzt studiere ich die Einträge im Gästebuch und gehe dann völlig erschöpft von der Leine. Um auf andere Gedanken zu kommen, köpfe ich eine Flasche Cristal Schaumwein und genehmige mir einen kräftigen Schluck auf der schattigen Terrasse – das tut gut.
17.30 Uhr Weil mein Magen knurrt, eile ich in die Küche und koche Langnudeln in Salzwasser. Dazu gibt es eine leckere Pestosauce aus dem Glas sowie einen farbenfrohen Beilagensalat. Hund Dixon weicht mir während des Kochvorgangs nicht von der Seite und fordert ebenfalls eine nahrhafte Brotzeit heraus.
18.30 Uhr Nachdem sich der Rüde in den Garten verabschiedet hat, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge interessiert den FOX NEWS (löblich: FOX Nachrichten) sowie einer lustigen Ratesendung.

19.00 Uhr Im Anschluss schalte ich auf SHOWTIME um und gebe mich zwei Episoden des Serienerfolgs “Californication” hin. Ich staune nicht schlecht und ärgere mich über die ordinäre Gossensprache der Darsteller – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach 90 unterhaltsamen Minuten beende ich den Fernsehabend und rufe den Vierbeiner herein. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.

22. April 2014 – Am 12. Juli fliegen wir nach Japan

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08.00 Uhr Ich werde durch sehr aggressives Telefonläuten geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert und erkundigt sich, ob wir heute unsere Reise nach Japan buchen wollen. Ich strecke mich ausgiebig und erkläre dem schlauen Mann, dass ich hin- und hergerissen bin und noch immer keine Entscheidung getroffen habe. Darüber hinaus verweise ich auf meine angespannte Finanzlage und unterbreite, dass unser luxuriöses Leben viel Geld verschlingt. Der Professor plappert in einer Tour und sagt, dass er mich am Vormittag besuchen wird.

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Ein Becher Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

09.00 Uhr Nach dem Badespass brühe ich Bohnenkaffee auf und werde plötzlich durch Frau Pontecorvo gestört. Die Dame gibt sich besorgt und erzählt, dass der Strom in ihrer Villa ausgefallen ist. Ich rolle mit den Augen und gebe der Frau zu verstehen, dass sie von meinem Telefon aus gerne einen Elektriker rufen kann. Meine Nachbarin winkt demonstrativ ab und sagt, dass sie Herrn Booth gebeten hat, einen Blick in den Sicherungskasten zu werfen.
09.30 Uhr Just als ich mich über ein kleines Frühstück hermache, pocht der Vietnamveteran ans Küchenfenster und informiert, dass der Fehler an der Hauptsicherung liegt. Ich erhebe den Zeigefinger und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass sie unter diesen Umständen den örtlichen Stromversorger kontaktieren muss.
10.00 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin verzogen hat, schlage ich die Tageszeitung auf und überfliege die aktuellen Schlagzeilen aus dem Collier County. Unter anderem erfahre ich, dass ein aus Schweden stammender Urlauber am Barefoot Beach (löblich: Barfussstrand) einen gefährlichen Hai gesichtet hat – wie unlöblich.

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Ich zeichne einen Haifisch – wie schön

10.30 Uhr Wenig später wird die himmlische Ruhe erneut durch lautes Türschellen unterbrochen. Diesmal steht Prof. Kuhn vor der kleinen Villa und überrascht mich mit frischen Sandwiches (löblich: Wurstsemmeln) aus der “Satreales” Metzgerei. Darüber hinaus präsentiert der gute Mann einen Japan Reiseführer und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er preiswerte Flüge nach Tokio im Internetz ausgespäht hat. Bevor ich antworten kann, macht es sich Edelbert am Heimrechner bequem und segelt auf die Reiseheimseite Expedia.com.
11.00 Uhr Nach wenigen Mausbewegungen erscheinen die aktuellen Flugpreise und ich lese, dass AIR CANADA neuerdings einen Non-Stop Flug ab Toronto anbietet. Zudem rechnet mein Bekannter vor, dass wir uns für fünf Tage im “Park Hotel” einmieten werden und für die komplette Reise knapp 3.000 Dollars einplanen müssen. Weil sämtliche Ausflüchte kaum Wirkung zeigen, willige ich ein und beauftrage den Professor, augenblicklich zu buchen. Währenddessen schaue ich dem schlauen Mann neugierig über die Schulter und lerne, dass wir am 12. Juli gegen halb Zwei Uhr losfliegen und die Nacht in Toronto verbringen müssen – wie schön.

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Hurra, wir fliegen nach Japan

12.00 Uhr Endlich halten wir sämtliche Heimrechnerausdrucke in den Händen und können es uns auf der Terrasse bequem machen. Wir verköstigen die mitgebrachten Brote und verabreden, dass wir in Kanada im Stadthaus meines Bruders übernachten werden. Edelbert ist begeistert und meint, dass ich die Buchung ganz bestimmt nicht bereuen werde – das werden wir erst noch sehen.
13.00 Uhr Nachdem wir unsere ausgetrockneten Kehlen mit durstlöschendem Budweiser gespült haben, wünscht mir Edelbert einen schönen Nachmittag. Ich begleite ihn zur Türe und nehme im Anschluss das Telefon zur Hand, um bei meinen Verwandten in Toronto anzurufen. Als sich nach dem zweiten Tuten meine Schwägerin meldet, erzähle ich von der anstehenden Forschungsreise und stelle klar, dass ich vom 12. auf den 13. Juli in Toronto sein werde. Maria schnalzt mit der Zunge und sagt, dass ich gerne im Gästezimmer übernachten kann.
14.00 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lege ich mich nach dem Telefonat aufs Kanapee und schliesse die Augen. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum in die 10.000.000 Einwohner zählende Grossstadt Tokio versetzt.
15.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und nutze den Nachmittag, um Anschnur zu gehen. Zuerst rufe ich Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab und helfe verzweifelten Eltern bei schwerwiegenden Problemen. Anschliessend tschätte ich mit Mieterin Sandra und berichte, dass ich im Juli Tokio besuchen werde. Das unterbelichtete Kind verhöhnt mich und vermutet, dass ich mich in der Millionenstadt bestimmt verlaufen werde – papperlapapp.
16.00 Uhr Nach der Anschnursitzung strecke ich auf der Terrasse die Beine aus und zögere nicht, Admiral a.D. Bürstenbinder zu kontaktieren. Wie nicht anders zu erwarten, treffe ich den ehemaligen Seefahrer im “Wilden Esel” an und vernehme, dass er gerade mit Frederick von Braustein und Franz-Xaver Ollmann Karten spielt. Ich fackle nicht lange und teile meinem Bekannten mit, dass ich mich dazu durchgerungen habe, die Reise nach Tokio in trockene Tücher zu bringen. Friedbert notiert sich spornstreichs die Daten und sagt, dass er morgen ins Reisebüro gehen und ebenfalls einen Flug samt Hotelaufenthalt buchen wird – wie schön.

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Sehr vitaminreich – Pizza

16.45 Uhr Bevor der Feierabend beginnt, schiebe ich eine Pizza in den Backofen und zaubere im Handumdrehen einen Gurkensalat mit Dill. Dazu gibt es ein Glas Weisswein aus dem goldenen Kalifornien – das schmeckt.
18.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Hausarbeit schleppe ich mich mit letzter Kraft in die klimatisierte Wohnstube. Wie es sich für einen interessierten Bürger gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über aktuelle Entwicklungen in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit öffne ich eine Packung Lay’s Kartoffelchips und lasse die Seele beim nervenaufreibenden Kriminalfilm “Traffic” baumeln. Ich tauche in die Welt gefährlicher Drogenverkäufer ein und stelle mit grosser Sorge fest, dass diese Hollywoodproduktion auf wahren Tatsachen beruht – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden schalte ich die Glotze aus und führe Hund Dixon noch einmal durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.