07.45 Uhr Der Radiowecker geht an und ich rolle mich gähnend aus dem Wasserbett. Wie es sich gehört, entzünde ich die Lichter am Christbaum und absolviere im Wohnzimmer die Morgengymnastik. Ausserdem spähe ich auf das Thermometer und bemerke, dass bei 30°C überhaupt keine Weihnachtsstimmung aufkommen will – wie unlöblich.
Bald kommt das Christkind
08.30 Uhr Ich verabschiede mich deprimiert ins Badezimmer und entspanne mich bei einem löblichen Wirbelbad. Leider wird die himmlische Ruhe zeitnah durch das aggressive Surren der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) unterbrochen. Zu meiner Freude meldet sich Amanda und erzählt, dass Toronto im Schnee versinkt. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass wir in Naples mit Rekordtemperaturen zu kämpfen haben. James Ehefrau kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und erinnert, dass wir uns in 18 Tagen im verschneiten Kanada wiedersehen werden – wie wahr.
Bald fliege ich nach Toronto
Bild © John Vetterli
09.30 Uhr Nachdem ich die junge Frau gebeten habe, ihrem Ehemann Grüsse auszurichten, beende ich das Telefonat und eile in die Küche, um die wichtigste Mahlzeit des Tages zu verzehren. Nebenbei nehme ich meine gespeicherten Reisepläne auf Expedia.de in Augenschein und lasse Dixon wissen, dass wir am 21. Dezember mit AMERICAN AIRLINES nach Toronto ausfliegen werden. Ich schwelge in Erinnerungen und denke an den letzten Winter am verschneiten Lake Simcoe – das waren noch Zeiten.
Der verschneite Lake Simcoe im Jahr 2012
10.15 Uhr Just als ich mich auf der schattigen Terrasse niederlasse und die Morgenzeitung aufschlage, kommt Edelberts schneeweisser JEEP vor der kleinen Villa zum Halten. Ich begrüsse Prof. Kuhn per Handschlag und präsentiere ihm sogleich meinen geschmackvollen Christbaum. Der schlaue Mann ist begeistert und sagt, dass ein Stamperl Weihnachtspunsch nicht schaden kann. Ich nicke eifrig und mache es mir zur Aufgabe, sechs Eier aus dem Eiskasten zu holen und das Eigelb vom Eiweiss zu trennen.
11.00 Uhr Während Edelbert grosse Augen macht, schlage ich das Eiweiss steif und versetze die Masse mit etwas Sahne, Milch und braunem Rohrzucker. Anschliessend hebe ich das Eigelb unter die Masse und gebe zwei Schuss süffigen Bourbon aus Tennessee dazu – wie gut das duftet.
11.30 Uhr Nachdem ich das Getränk in den Eiskasten gestellt habe, leiste ich Edelbert in der guten Stube Gesellschaft und stelle klar, dass wir nun eine Stunde warten müssen. Mein Bekannter legt seine Stirn in Falten und meint, dass wir währenddessen Frau Pontecorvo besuchen und uns zum Mittagessen einladen könnten. Ich gebe dem Professor Recht und wir laufen nach nebenan, um die Klingel am Nachbarhaus zu betätigen.
12.00 Uhr Frau Pontecorvo freut sich über unseren Besuch und sagt, dass sie gerade eine kräftige Gemüsesuppe vorbereitet hat. Wir reiben uns die Bäuche und lassen es uns nicht nehmen, in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Die Dame bietet und Plätze am Küchentisch an und stellt zwei weitere Teller bereit.
Dixons Pfotenabdruck
12.45 Uhr Während wir es uns schmecken lassen, komme ich auf unsere anstehende Kanadareise zu sprechen und erwähne, dass in Toronto bereits Schnee liegt. Edelbert seufzt laut und meint, dass es angebracht wäre, warme Winterkleidung zu kaufen. Ich stimme prompt zu und rege für das Wochenende einen Schoppingausflug ins Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) an.
13.30 Uhr Wir beschliessen das Mittagessen mit Käsekuchen und Kaffee und kehren dann in die kleine Villa zurück, um die Karaffe mit dem sogenannten “Eggnog” aus dem Kühlschrank zu holen. Ich fülle zwei Tassen mit dem Kaltgetränk auf und proste Edelbert redlichst zu. Der schlaue Mann nimmt einen kräftigen Schluck und sagt, dass der Punsch vorzüglich mundet – das ist phantastisch.
14.15 Uhr Nach dem zweiten Glas bringe ich Edelbert zum JEEP und halte ihn an, vorsichtig zu fahren. Danach falle ich zufrieden aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des Tages – das tut gut.
15.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und lasse mich am Schreibtisch nieder. Unter anderem lese ich den Hilferuf einer 31jährigen Mutter aus dem sächsischen Coswig und erfahre, dass ihr Sohn Patrick (7) einen ellenlangen Weihnachtswunschzettel verfasst hat. Neben einer elektrischen Eisenbahn wünscht sich der Frechdachs ausserdem ein strahlendes Handtelefon aus dem Hause Apple (löblich: Apfel) sowie eine gefährliche SONY Playstation 4 Spielkonsole. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und rate der Erziehungsberechtigten, dem Grundschüler diesen Unsinn auszureden – wo kämen wir denn da hin.
16.15 Uhr Nachdem ich die neuen Einträge im beliebten Gästebuch studiert habe, gehe ich von der Leine und genehmige mir ein weiteres Glas Punsch. Unterdessen beobachte ich Hund Dixon, der wie von Sinnen mit dem Nachbarsrüden Joey im Garten herumtollt – wie schön.
Eine schmackhafte Pizza
17.15 Uhr Weil mein Magen laut knurrt, mache ich mich in der Küche nützlich und schiebe eine TOMBSTONE Tiefkühlpizza in den Backofen. Zudem schneide ich eine Gurke auf und zaubere einen vitaminreichen Beilagensalat mit Olivenöl und Dill – das schmeckt.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich strecke in der weihnachtlich geschmückten Wohnstube die Beine aus und fröne den FOX Nachrichten (unlöblich: FOX News).
http://www.youtube.com/watch?v=PhGQxLFS_P4
19.00 Uhr Im Anschluss wähle ich den Film- und Serienkanal HBO aus und lasse die Seele beim neuen Fernsehspiel “Getting On” baumeln. Die sechsteilige Serie erzählt von einer Krankenschwester, die ihren Dienst in einer verwahrlosten Klinik am Stadtrand verrichten muss – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zwei weiteren Episoden schalte ich den überdimensionalen Flachbildschirm aus und unternehme mit Dixon einen Spaziergang durch den Garten. Zu guter Letzt schlüpfe ich in meinen Schlafanzug und gehe zu Bett. Gute Nacht.