20. September 2013 – Roosevelt Island

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich hüpfe aus dem Bett und bemerke, dass ich verschlafen habe. Da ich mit Edelbert im Frühstücksraum verabredet bin, eile ich mit schnellen Schritten ins Bad und wasche mich redlichst. Nebenher rede ich auf den Vierbeiner ein und gebe zu Protokoll, dass wir morgen nach München weiterfliegen werden. Ich schwärme in den höchsten Tönen und unterbreite, dass wir Ausflüge aufs Oktoberfest unternehmen und Sandra treffen werden.

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Oktoberfest – wir kommen

09.00 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich das hoteleigene Gasthaus und wünsche Edelbert einen guten Morgen. Der schlaue Mann blättert in einem New York Reiseführer und plappert davon, dass wir heute mit der Seilbahn nach Roosevelt Island fahren werden. Während ich kraftvoll zubeisse, versorgt mich mein Tischnachbar mit Infos und sagt, dass Roosevelt Island eine 60 Hektar grosse Insel im East River ist, die man mit der “Roosevelt Island Tramway” erreichen kann – das ist phantastisch.
10.00 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit verlassen wir die Vier-Sterne Herberge und entschliessen uns, zu Fuss zur Queensboro Brücke an der 59th Strasse zu laufen. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau schlendern wir am Rockefeller Center vorbei und werden Zeugen, wie städtische Arbeiter damit beschäftigt sind, den Platz vor der weltbekannten Prometheus Statue zu säubern. Ich deute hin und lasse Edelbert wissen, dass bestimmt bald die Eislaufbahn eröffnet wird. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und behauptet, dass besagte Bahn während der Wintermonate eine Touristenattraktion ist.

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Prometheus am Rockefeller Center

11.00 Uhr Endlich stehen wir am East River und können zwei Billets für die Überfahrt lösen. Obgleich Dixon störrisch ist und die Seilbahn nur widerwillig betreten will, lassen wir uns die gute Laune nicht verderben. Nach wenigen Augenblicken setzt sich die Gondel in Bewegung und wir haben das Vergnügen, einen einmaligen Blick auf Manhattan erhaschen zu können. HEUREKA – diese Strassenschluchten muss man einfach gesehen haben.

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Roosevelt Island Trambahn

11.15 Uhr Nach nicht einmal 15 Minuten erreichen wir unser Ziel und lesen auf einer Bronzetafel, dass auf diesem Eiland bis in die 1950er Jahren ein Gefängnis beheimatet war. Erst 1968 hatte der damalige New Yorker Bürgermeister John Lindsay die Idee, die alten Gemäuer abzureissen und neue Wohnungen zu bauen – wie schön.
12.15 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, kehren wir nach Manhattan zurück und fassen den Entschluss, das Mittagessen im Hard Rock Cafe einzunehmen. Dank meines hervorragenden Orientierungssinns fällt es mir nicht schwer, Edelbert und Hund Dixon nach Westen zu lotsen.
13.00 Uhr Unterdessen redet mein Bekannter ohne Unterlass auf mich ein und berichtet, dass wir morgen um 17.40 Uhr mit LUFTHANSA ausser Landes fliegen werden. Ich weiss Bescheid und merke an, dass wir am Sonntag Morgen gegen 8 Uhr bayerischen Boden betreten werden. Der Professor ist begeistert und meint, dass wir gleich in den “Wilden Esel” einkehren und Weiswüste essen könnten – wie aufregend.
13.45 Uhr Nachdem wir in einem Andenkenladen T-Hemden mit I LOVE NY Aufdruck eingekauft haben, freuen wir uns auf eine Brotzeit im Hard Rock Cafe. Eine leichtbekleidete Bedienung führt uns an einen Tisch und händigt uns die Speisekarten aus. Während Edelbert ein Chicken Club Sandwich (löblich: belegtes Hühnervereinsbrot) wählt, entscheide ich mich für einen Big Cheese (löblich: Grosser Käse) Burger – das schmeckt.
14.30 Uhr Im Anschluss kehren wir zum Hotel zurück und gönnen uns eine kleine Mittagspause. Bevor ich mich ins Bett lege, fülle ich Dixons Näpfe auf und erkläre ihm, dass wir es am Nachmittag etwas ruhiger angehen werden.
15.30 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch lautes Klopfen unterbrochen. Ich winke Edelbert herein und höre, dass wir die Nachmittagsstunden nutzen sollten, um das Empire State Building zu besuchen. Weil mein Bekannter keine Widerworte zulässt, nehme ich das Haustier an die Leine und folge dem Professor zum Lift.
16.00 Uhr Während der kurzweiligen Wanderung kommen wir an der Penn Station vorbei und wundern uns, schwerbewaffnete Polizisten vor dem Haupteingang anzutreffen. Edelbert kratzt sich an der Schläfe und setzt mich darüber in Kenntnis, dass New York zu einer der sichersten Städte der Welt zählt. Darüber hinaus kommt der gute Mann auf die Mordrate im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) zu sprechen und erläutert, dass in der Metropolenregion seit Jahresanfang erst 612 Menschen ermordet wurden – wie unlöblich.

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Empire State Building – Eingangshalle

16.45 Uhr Kurz vor dem Fünfuhrläuten finden wir uns in der Lobby des 443 Meter hohen Wolkenkratzers wieder und bringen in Erfahrung, dass man nicht ohne Weiteres mit dem Aufzug nach oben fahren kann. Ich ärgere mich und mache Edelbert darauf aufmerksam, dass der Besuch der Aussichtsplattform 67 Dollars kostet. Laut lachend machen wir kehrt und verabreden, dass wir den Tag im Rum House ausklingen lassen sollten.
17.30 Uhr Bei schmackhaften Zwiebelringen und süffigem Budweiser lassen wir die Seele baumeln und plaudern über Dies und Das. Edelbert seufzt laut und meint, dass unser Aufenthalt im grossen Apfel viel zu schnell vergangen ist. Ich streichle Dixon über den Kopf und entgegne, dass wir im Frühjahr wiederkommen und etwas länger bleiben sollten. Edelbert freut sich und ordert weitere Biere.
19.00 Uhr Weil morgen ein anstrengender Tag ansteht, bezahlen wir die Rechung in Bar und beschliessen den Tag mit einem Abstecher in den benachbarten Delikatessenladen (unlöblich: Deli). Edelbert erwirbt für drei Dollars eine Flasche Diät Cola und ich nehme mit einer Packung Lay’s Kartoffelchips Vorlieb. Anschliessend führe ich Hund Dixon aufs Zimmer und entspanne mich bei einem löblichen Vollbad.
20.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich die Glotze ein und animiere den Vierbeiner, zu mir ins Bett zu hüpfen. Während ich mir die Tschips schmecken lasse, fröne ich den FOX Nachrichten sowie einem Gruselfilm auf dem Syfy Channel (löblich: Syfy Kanal). Ich mache grosse Augen und sehe, wie fünf Schulabgänger in einer entlegenen Waldhütte ihren Abschluss feiern und an einem gefährlichen Virus erkranken – wie unlöblich.
22.00 Uhr Nach zweistündiger Langeweile beende ich den Fernsehabend und kann es kaum noch erwarten, morgen Abend nach München auszufliegen. Gute Nacht.

19. September 2013 – Guggenheim Museum und Little Italy

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich werde durch das ohrenbetäubende Schellen meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) geweckt und sehe mich genötigt, mit Frau Pontecorvo plaudern zu müssen. Meine Nachbarin wünscht mir einen guten Morgen und will wissen, ob es mir im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) gefällt. Natürlich versorge ich die Frau mit Urlaubsanekdoten und berichte, dass wir gestern Thomas Kronach getroffen und einen ausgedehnten Spaziergang durch Lower Manhattan unternommen haben.

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Meine praktische Schwarzbeere

08.15 Uhr Nachdem ich Dixon mit einer Portion Trockenfutter verwöhnt habe, lasse ich bei einem Vollbad die Seele baumeln. Unterdessen rufe ich im Nebenzimmer an und bringe ein Frühstück im Hotel zur Sprache. Edelbert freut sich und meint, dass wir anschliessend zum Guggenheim Museum wandern könnten. Ich stimme zu und erwähne, dass wir gegen 14 Uhr im  “Sofia’s” Gasthaus sein müssen – immerhin hat uns Thomas zum Mittagessen eingeladen.
09.00 Uhr Voller Vorfreude steige ich aus der Wanne und ziehe mir legere Kleidung an. Danach lege ich dem Vierbeiner das schöne Lederhalsband an und vergesse auch nicht, meine prall gefüllte Geldbörse einzustecken.
09.30 Uhr Wenig später treffe ich Prof. Kuhn im Frühstücksraum und bemerke, dass man sich hier zum Preis von 18 Dollars am Büfett bedienen kann. Ich fackle nicht lange und lade Pfannkuchen, Speck, Rühreier sowie drei Donuts auf einen Teller. Edelbert tut es mir gleich und plappert davon, dass im Guggenheim Museum derzeit einige Licht-Installationen des amerikanischen Ausnahmekünstlers James Turrell zu sehen sind. Ich blicke skeptisch drein und unke, dass wir mit Hund Dixon nicht an der Eingangskontrolle vorbeikommen werden.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten verlassen wir das Hotel und schlendern auf der 8th Avenue gen Norden. Unterdessen nehme ich die Auslagen der Geschäfte in Augenschein und höre, dass Gewerbetreibende in Manhattan ein kleines Vermögen für Mieten ausgeben. Edelbert ist bestens informiert und rechnet vor, dass pro Quadratmeter bis zu 100 Dollars bezahlt werden – das ist ja kaum zu glauben.
11.00 Uhr Nachdem wir durch den Central Park spaziert sind und dem Rüden etwas Auslauf verschafft haben, erreichen wir das Guggenheim Museum. Ich setze mir die Sonnenbrille auf und lasse den Billettverkäufer wissen, dass ich am “grauen Star” leide und auf meinen Blindenhund nicht verzichten kann. Der übergewichtige Mann zeigt Verständnis und knöpft uns pro Eintrittskarte 18 Dollars ab – das ist ja allerhand.

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Das Guggenheim Museum

11.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und fahren mit dem Lift ins Obergeschoss. Im Anschluss folgen wir der Rotunde nach unten und inspizieren die ausgestellten Wandgemälde. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und sind einstimmig der Meinung, dass sogar mein Grossneffe David (8) schönere Bilder malen kann – wo soll das noch hinführen.

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Das soll Kunst sein?

12.15 Uhr Zu guter Letzt finden wir uns inmitten einer futuristischen Lichtinstallation des aus Los Angeles stammenden Künstlers James Turrell wieder. Wir staunen nicht schlecht und lernen, dass der Heini in den 1970er Jahren einen erloschenen Vulkan in der Wüste von Arizona gekauft und den sogenannten “Roden Crater” zu einem öffentlichen Lichtobservatorium umgewandelt hat – wie aufregend.
13.00 Uhr Weil wir in einer Stunde Thomas Kronach treffen werden, verlassen wir das Museum und winken ein Taxi herbei. Nach wenigen Augenblicken können wir in eine gelbe “Ford Crown Victoria” Limousine einsteigen und dem Fahrer klarmachen, dass wir zum “Sofia’s” Gasthaus an der Mulberry Street fahren wollen. Während der kurzweiligen Reise kommen wir unter anderem am Rockefeller Center vorbei und haben auch das Vergnügen, den im Jahre 1968 eröffneten “Madison Square Garden” zu sehen.

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Der Madison Square Garden

13.45 Uhr Pünktlich auf die Minute betreten wir die Wirtschaft und freuen uns, meinen ehemaligen Studienkollegen an einem Fenstertisch anzutreffen. Herr Kronach bietet uns Plätze an und sagt, dass er täglich im “Sophia’s” das Mittagessen einnimmt. Darüber hinaus schnalzt der gute Mann mit der Zunge und animiert uns, die “Penne con Salciccia” (löblich: Nudeln mit Wurst) zu kosten – das hört sich verlockend an.
14.30 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen, löchert uns Thomas mit Fragen und erkundigt sich, wann wir nach München weiterfliegen werden. Ich seufze laut und entgegne, dass wir bereits in zwei Tagen unsere Koffer packen müssen. Thomas schnalzt mit der Zunge und vermutet, dass wir uns auf dem Oktoberfest vergnügen werden – wie wahr.
15.00 Uhr Zum Abschluss der reichhaltigen Mahlzeit schiebt ein Kellner den Dessertwagen an den Tisch. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und entschliesse mich, ein kleines Stück Schokoladenkuchen mit Sahne zu kosten – schmeckt nicht schlecht, Herr Specht.
15.30 Uhr Nun wird es aber Zeit, Thomas auf Wiedersehen zu sagen. Der erfolgreiche Anwalt klopft mir auf die Schulter und sagt, dass er uns am Samstag gerne zum Frühstück einladen würde – das soll mir Recht sein.
16.00 Uhr Bevor wir ins Hotel zurückkehren, bummeln wir durch Little Italy und kommen zu dem Schluss, dass dieses Viertel zu den saubersten der Stadt zählt. Edelbert zieht genüsslich an einer Zigarre und meint, dass die Mafia hier das Sagen hat und stets für Ordnung sorgt – wie aufregend.
17.00 Uhr Endlich sitzen wir wieder im Taxi und können zum Times Square rasen. Weil Dixon ganz erschöpft ist, erkläre ich meinem Bekannten, dass wir nun eine kleine Pause einlegen müssen. Edelbert nimmt den Vorschlag an und sagt, dass wir uns gegen 19 Uhr in der Hotelgaststätte wiedersehen werden.
17.45 Uhr Nachdem ich mich vom Professor verabschiedet habe, falle ich fix und fertig ins Bett und strecke genüsslich die Beine aus. Dixon folgt meinem Beispiel und döst ebenfalls bald ein.
18.45 Uhr Um dem Haustier etwas Entspannung zu ermöglichen, lasse ich ihn im Zimmer zurück und fahre alleine mit dem Aufzug ins Parterre. Edelbert erwartet mich an der Rezeption und sagt, dass wir im “Ballroom” speisen werden. Bevor ich antworten kann, schiebt mich mein Bekannter zum besagten Gasthaus und verkündet, dass er grossen Hunger mitgebracht hat. Wir lassen uns an einem Tisch nieder und wählen von der Speisekarte “Baked Salmon with Asparagus Sauce” (löblich: Gebackener Lachs mit Spargelsauce) sowie Caesars Salads (löblich: Cäsarsalate). Dazu gibt es eiskalte Biere aus dem Hause Anheuser & Busch.

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Eine kühle Halbe – das tut gut

20.00 Uhr Langsam aber sicher geht unser zweiter Tag in New York City zu Ende. Obgleich meine Augenlider schwer werden, lotse ich Edelbert ins “Rum House” und spendiere zwei weitere Biere. Bei dieser Gelegenheit bringe ich den Freitag ins Spiel und rege eine Seilbahnfahrt nach Roosevelt Island an – das wird eine Gaudi.
21.00 Uhr Zurück im Zimmer, werde ich von Dixon schwanzwedelnd begrüsst. Ich streichle dem Rüden über den Kopf und kündige an, dass wir nun zu Bett gehen werden. Gute Nacht.

3. September 2013 – Der Rasenmäher

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Ich werde durch eigenartige Geräusche geweckt und ärgere mich sehr. Als ich aus dem Fenster schaue, werde ich auf Herrn Booth aufmerksam, der zur frühen Stunde an seinem defekten Rasenmäher herumschraubt. Ich seufze laut und lasse Hund Dixon wissen, dass der Vietnamveteran nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.
08.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und stähle meine Muskeln bei der Morgengymnastik. Darüber hinaus winke ich meinem Nachbarn zu und erkundige mich, ob er nicht doch einen neuen Rasenmäher kaufen möchte. Herr Booth schimpft wie ein Rohrspatz und sagt, dass der Luftansaugschlauch einen Riss hat. Ferner erfahre ich, dass ausserdem der Befestigungswinkel des Kühlers durchgerostet ist. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und verspreche, dass ich ihm nach dem Frühstück helfen werde.
09.00 Uhr Nach dem Badespass lasse ich mich am Küchentisch nieder und verzehre im Beisein meines schwanzwedelnden Haustieres ein kleines Frühstück. Nebenher blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lerne, dass die Innenstadt am Wochenende wegen Filmaufnahmen gesperrt sein wird. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken kann, soll Schauspieler Colin Farrell in Naples zugegen sein, um Szenen für eine neue Hollywoodproduktion abzudrehen – das soll mir auch Recht sein.
09.45 Uhr Weil Herr Booth noch immer einen Höllenlärm veranstaltet, setze ich meine NY YANKEES Kappe auf und eile nach draussen. Mein Nachbar begrüsst mich herzlich und meint, dass es schier unmöglich ist, einen geeigneten Ansaugschlauch für seinen Mäher zu finden. Ich nicke eifrig und mutmasse, dass der Mäher 20 Jahre auf dem Buckel hat. Mein Gegenüber belehrt mich jedoch eines Besseren und rechnet vor, dass er Anno 1972 knapp 500 Dollars für das Modell aus dem Hause SENSATION bezahlt hat.

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Ein Rasenmäher aus dem Hause SENSATION

10.15 Uhr Ich rolle demonstrativ mit den Augen und mache es mir zur Aufgabe, den lädierten Gummischlauch in Augenschein zu nehmen. Schnell wird mir klar, dass man den Riss mit etwas Isolierband verschliessen kann.
11.00 Uhr Anschliessend nehme ich das verrostete Blech zur Hand und gebe zu Protokoll, dass es mir als gelernten Schweisser nicht schwer fallen wird, ein neues Winkeleisen herzustellen. Bevor Herr Booth antworten kann, laufe ich nach Hause und halte in meiner Werkzeugkiste nach einer Blechschere Ausschau. Ruckzuck werde ich fündig und schaffe es ohne grössere Probleme, aus einem verzinkten Blech einen 90° Winkel herauszuschneiden.
11.45 Uhr Nachdem ich zwei Löcher gebohrt habe, laufe ich wieder nach nebenan und schraube den Kühler an den Motor an. Mein Nachbar bedankt sich artig und sagt, dass er ab sofort meinen Garten regelmässig mähen wird – das hört man gerne.
12.30 Uhr Völlig verschwitzt stosse ich die Türe zur kleinen Villa auf und stelle die Klimaanlage etwas höher. Leider pocht kurze Zeit später Frau Pontecorvo an die Pforte und straft mich mit bösen Blicken ab. Als ich nach dem Rechten frage, deutet die Perle nach nebenan und meint, dass es kein feiner Zug war, den röhrenden Rasenmäher zu reparieren. Ich biete meiner Bekannten einen Platz in der guten Stube an und entgegne, dass mir ein freundschaftliches Nachbarschaftsverhältnis sehr am Herzen liegt.
13.00 Uhr Danach verfrachte ich zwei TOMBSTONE Tiefkühlpizzas in den Ofen und lade Frau Pontecorvo zum Mittagessen ein. Ich entkorke eine Flasche Schaumwein aus dem Hause Veuve Clicquot und lasse es mir nicht nehmen, einen farbenfrohen Beilagensalat zu zaubern.

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Eine Pizza – das schmeckt

13.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf meine anstehende Kulturreise zu sprechen und erwähne, dass ich in 15 Tagen nach New York ausfliegen werde. Zudem verweise ich auf den 21. September und stelle klar, dass es ein Vergnügen werden wird, vom grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) per Direktflug nach München zu gelangen. Frau Pontecorvo blickt traurig drein und sagt, dass sich mich sehr vermissen wird – papperlapapp.
14.30 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin verabschiedet hat, rufe ich Dixon ins Haus und falle völlig erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum aufs Oktoberfest versetzt.
15.30 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, dass sich dunkle Regenwolken vor die Sonne geschoben haben. Um nicht in einen Platzregen zu geraten, entschliesse ich mich, heute nicht mehr aus dem Haus zu gehen.
16.00 Uhr Stattdessen schalte ich den Heimrechner ein und rufe Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab. Ich werde prompt auf die Depesche einer 46jährigen Hausfrau aus Kiel aufmerksam, die grosse Probleme mit ihren albanischen Nachbarn hat. Anstatt den Garten zu pflegen, schrecken die Ausländer nicht davor zurück, täglich auf der gemeinschaftlich genutzten Grünfläche zu grillen und albanische Volkslieder anzustimmen. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und rate der kleinen Frau, schnellstmöglich die Polizei zu informieren.
17.00 Uhr Nachdem ich alles abgearbeitet habe, mache ich mich in der Küche nützlich und richte mir im Handumdrehen eine Brotzeitplatte mit vitaminreichem Schinken, hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo sowie schmackhaften Cheddar Käse an – das schmeckt.
18.00 Uhr Während es zu regnen anfängt, kümmere ich mich um den Abwasch und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit Leitungswasser aufzufüllen. Anschliessend schalte ich die Glotze ein und verfrachte eine von Mieterin Sandra selbstgerannte DVD ins Abspielgerät. Ich lehne mich kartoffelchipsknabbernd zurück und erfreue mich an einigen “Polizeiinspektion 1” Episoden aus den frühen 1980er Jahren. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und kann es kaum noch erwarten, endlich wieder durch die bayerische Landeshauptstadt zu flanieren

http://www.youtube.com/watch?v=HQgpo3ZxhwI

21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

31. August 2013 – Bye Bye Naples – bis zum nächsten Jahr

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Hi Leute,

mein Urlaub ist zu Ende. Gestern musste ich meinem Vermieter Lebewohl sagen und nach Hause fliegen. Der Flug war die reinste Hölle, denn ich sass neben einer alten Schachtel aus Leipzig, die ihren Sohn in Miami besucht hat. Die Ostdeutsche redete stundenlang auf mich ein und erzählte von ihren Erlebnissen. Nur gut, dass ich den MP3 Player dabei hatte und zum Ende des Fluges etwas abschalten konnte 😉

Im Waldweg 11 ist alles klar.
Mitbewohnerin Bärbel hat den Garten auf Vordermann gebracht, die Katzen versorgt und auch einige Pensionsgäste bewirtet. Während meiner Abwesenheit war Herr Löschnik von VORWERK für einige Tage in den Pension Waldblick zu Gast. Bärbel hat erzählt, dass der Kölner ganz schön traurig war, weil er nicht mit mir plaudern konnte. Mitte Oktober kommt er wieder und wir finden bestimmt etwas Zeit, uns über lustige Themen auszutauschen.

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Bald: Das Oktoberfest !!!

In Florida habe ich auch schon angerufen.
Reinhard erwartet am Abend Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn zu einer kleinen Grillparty. Mein Vermieter hat gesagt, dass er Steaks grillen und meinen Abschied begiessen möchte. Haha, darüber kann ich gar nicht lachen. Am 21. September kommt Pfaffenberg nach Bayern und wird mich um Oktoberfestbiermarken und Hendl-Gutscheine anbetteln. Als KVR Mitarbeiterin sitze ich nämlich an der Quelle. Aber ich bleibe stur und werde ihm sicher keine Marken abgeben !!! Das hat er nun davon !!!

So, jetzt ist chillen und Fernsehglotzen mit Bärbel, Marlene und Cousin Bernd angesagt. Wir wollen uns die tolle Serie “Sons of Anarcy” (Season 3) anschauen und über meinen tollen Urlaub plaudern.

Morgen hört ihr wieder von mir.
Sandra

21. August 2013 – 270 Dollars für Tschienshosen und Schuhe

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Der Radiowecker springt an und ich habe das Titellied des aktuellen George Strait Studioalbums im Ohr. Während der 61jährige “Love Is Everything” (löblich: Liebe ist alles) trällert, stehe ich auf und eile ruckzuck auf die Terrasse. Zu allem Überfluss stellt sich mir Sandra in den Weg und präsentiert vier Eintrittskarten für das “Hippiefest” in Clearwater, FL. Das Kind ist ganz aus dem Häuschen und behauptet, dass wir am Samstag Ten Years After, Canned Heat, Rick Derringer, Edgar Winter und Pat Travers zujubeln werden. Ich gebe mich skeptisch und unke, dass uns die langhaarigen Konzertbesucher ausrauben und verprügeln werden.

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Das Hippiefest in Clearwater, FL

08.30 Uhr Just als Frau Gomez die Haustüre aufstösst, mache ich kehrt und verschwinde im Badezimmer. Ich nehme ein löbliches Wirbelbad und informiere mich über die besagten Künstler, die in drei Tagen auf dem Hippiefest auftreten werden. Gekonnt rufe ich mit dem iPad relevante Heimseiten auf und lerne, dass “Ten Years After” bereits auf dem legendären Woodstock Festival aufgespielt hat.
09.30 Uhr Nach dem Badespass leiste ich Sandra bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Ausserdem tratsche ich mit meiner Zugehfrau und animiere sie, nicht nur die Nasszelle, sondern auch das Gästezimmer zu säubern – Ordnung und Hygiene sind in der heutigen Zeit besonders wichtig.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten werfe ich prüfende Blicke in den Eiskasten und bemerke, dass Sandra einen Grossteil der Lebensmittel aufgegessen hat. Um nicht verhungern zu müssen, rufe ich nach Hund Dixon und erkläre ihm, dass wir zum Einkaufen fahren müssen. Meine Mieterin wird sogleich hellhörig und kündigt an, mich in den Supermarkt meines Vertrauens begleiten zu wollen – das hat gerade noch gefehlt.
11.00 Uhr Nach einer dreissigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem PUBLIX am Tamiami Trail zum Halten. Da Hunde in der Markthalle nicht gerne gesehen sind, lasse ich kurzerhand den Motor laufen und fordere Sandra auf, mir in den Flachbau zu folgen. Die Maid meldet jedoch Bedenken an und mutmasst, dass jemand das Auto stehlen könnte. Ich klopfe mir lachend auf die Schenkel und erinnere, dass wir hier in den Vereinigten Staaten und nicht in Deutschland sind.
11.15 Uhr Im Anschluss schlendern wir durch die breiten Gänge und verladen Waren des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Sandra legt mehrere Gläser mit vitaminreicher Guacamole Sauce dazu und sagt, dass dieses mexikanische Zeug hervorragend schmeckt.

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Guacamole – ein schmackhaftes Zeug / Bild: stu_spivack

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit stehen wir an der Kasse. Ich krame meine Geldbörse aus der Hosentasche und werde während des Bezahlvorgangs durch das Klingeln der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) gestört. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert und moniert, dass es viel zu heiss ist, um etwas zu unternehmen. Ich gebe dem schlauen Mann Recht und entgegne, dass ich froh bin, den Einkauf bald hinter mir zu haben.
13.00 Uhr Nachdem wir ein Mittagessen im benachbarten “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Schnellessgasthaus eingenommen haben, treten wir die Heimfahrt an. Ich steuere den PS-strotzenden SUV sicher in Richtung Willoughby Drive und lasse Sandra wissen, dass ich am Nachmittag eine ruhige Kugel schieben werde. Meine Beifahrerin fällt mir prompt ins Wort und meint, dass sie nach Fort Myers fahren und sich im Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) vergnügen wird.
13.30 Uhr Während sich das Mädchen winkend verabschiedet, scheuche ich den Vierbeiner ins Haus und verstaue die Einkäufe im Eiskasten. Bei dieser Gelegenheit plaudere ich mit meiner mexikanischen Putzfrau und erkläre, dass Sandra in 9 Tagen nach München zurückfliegen wird.
14.15 Uhr Endlich kann ich mich auf dem Kanapee niederlassen und die Beine ausstrecken. Bereits nach wenigen Augenblicken falle ich in einen tiefen Traum und sehe mich aufs Münchner Oktoberfest versetzt.
15.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf dem Sofa zu liegen, rapple ich mich auf und gehe Anschnur. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und zögere nicht, mich um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu kümmern. Ich gebe hilfreiche Ratschläge und fordere einen 57jährigen Frührentner aus Dresden auf, seinen Sommerurlaub nicht an der Ostsee, sondern in der Pension Waldblick zu verbringen.

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Die Pension Waldblick im Waldweg 11

16.00 Uhr Zum Abschluss der Anschnurseelsorge schalte ich die neuen Einträge im beliebten Gästebuch frei und gehe von der Leine. Da mein ausgetrockneter Hals nach einem Kaffee verlangt, stelle ich die futuristische DeLonghi Maschine ein und gönne mir ausserdem einen vitaminreichen Donut – das schmeckt.
17.00 Uhr Während Dixon im künstlich angelegten Teich badet, bereite ich ein nahrhaftes Abendessen zu. Da Sandra eine Kurzdepesche (unlöblich: SMS) geschickt und ihr Kommen für 22 Uhr angekündigt hat, schwenke ich Butter in der Pfanne und brate ein Schnitzel heraus – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Ich lasse mir die Mahlzeit in der klimatisierten Stube schmecken und gebe Dixon zu verstehen, dass Sandra bekanntlich kein Fleisch isst. Als der Rüde seinen Kopf schief legt, tippe ich mir an die Schläfe und fahre fort, dass Fleisch sehr gesund ist und viele Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium, Vitamin A, B und C enthält.
18.15 Uhr Ein langer Tag neigt sich seinem Ende zu und ich mache es mir vor dem Flachbildschirm bequem. Um auf den neuesten Stand zu kommen, folge ich den FOX Abendnachrichten und schlürfe gesundes Budweiser Bier.
19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit wähle ich den Bezahlsender AMC aus und erfreue mich am Kriminalfilm “Lethal Weapon”. Ich lehne mich zufrieden zurück und tauche in das Leben der Polizisten Murtaugh und Riggs ein, die den Mord an einer Prostituierten aufklären müssen – da kommt Spannung auf.

21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon in den Garten. Dummerweise kommt just in diesem Augenblick Sandra von ihrem Ausflug zurück. Das unterbelichtete Kind schleppt mehrere Einkaufstüten in die Villa und sagt, dass es 270 Dollars für Schuhe und Tschienshosen ausgegeben hat. Ich winke entnervt ab und lege mich ins Bett. Gute Nacht.