08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich bemerke, dass die Klimaanlage ausgefallen ist. Da man es im Hochsommer ohne Kühlung kaum aushalten kann, laufe ich in die Garage und mache mich daran, den Sicherungsschalter in die “ON” (löblich: AN) Stellung zu bringen. Nach wenigen Augenblicken strömt kühle Luft durch die Auslassschlitze und ich kann beruhigt durchatmen.
Ich sorge für Kühlung
08.30 Uhr Nachdem ich ein Glas Milch getrunken habe, lasse ich Dixon in den Garten hinaus und verabschiede mich in die Nasszelle. Ich entspanne mich bei einem Wirbelbad und folge dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem bringe ich in Erfahrung, dass das neue Kenny Chesney Studioalbum “The Big Revival” (löblich: Die grosse Belebung) schon Wochen vor seiner Veröffentlichung sämtliche Rekorde bricht. Angeblich sollen die Händler bereits über 500.000 Exemplare vorbestellt haben – das ist ja allerhand.
Kenny Chesney – The Big Revival
09.30 Uhr Ich beende die Morgenwäsche und ziehe eine modische Bermudahose sowie ein Hawaiihemd an. Danach eile ich in die Küche und freue mich, meine Zugehfrau an der Spüle anzutreffen. Frau Gomez begrüsst mich herzlich und plappert davon, dass sie sich am Freitag in den Urlaub verabschieden und erst wieder Ende September mein Zuhause auf Vordermann bringen wird. Als ich grosse Augen mache, redet die kleine Frau weiter auf mich ein und unterbreitet, dass sie die Millionenmetropole Monterrey besuchen und dort am 16. September den Unabhängigkeitstag (unlöblich: Día de la Independencia) feiern wird. Selbstverständlich falle ich der Perle ins Wort und stelle klar, dass jemand meine Wäsche waschen muss. Frau Gomez beruhigt mich redlichst und verspricht, dass am kommenden Mittwoch ihre Freundin Conchata (29) vorbeikommen und den Hausputz erledigen wird – wie schön.
10.00 Uhr Bevor ich zum Einkaufen fahre, setze ich mich an den Küchentisch und verzehre vitaminreiche KELLOGGS Frühstücksflocken mit frischer Muh. Bei dieser Gelegenheit löchere ich Frau Gomez mit Fragen und vernehme, dass der “Día de la Independencia” an den Sieg des mexikanischen Volkes über die spanischen Kolonialisten im Jahre 1820 erinnert – das soll mir auch Recht sein.
Am 16. September feiern die Mexikaner ihre Unabhängigkeit
10.30 Uhr Nachdem ich einen Einkaufszettel zusammengestellt habe, scheuche ich Dixon zum Auto. Dummerweise sehe ich mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert und höre, dass meine Nachbarin ebenfalls zum Supermarkt fahren muss. Weil ich ein Kavalier der alten Schule bin, halte ich der Dame die Beifahrertüre auf und biete ihr an, mich zu begleiten.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten finden wir uns im PUBLIX wieder und schieben einen quietschenden Einkaufswagen durch die breiten Gänge. Während meine Begleiterin Waren des täglichen Bedarfs einlädt, lasse ich kein gutes Haar an Frau Gomez und berichte, dass die Putzfrau den Sommer in Mexiko verbringen wird. Ich reibe den Daumen am Zeigefinger und informiere, dass ich mir keine kostspieligen Luxusurlaube leisten kann. Meine Begleiterin schmunzelt in einer Tour und mutmasst, dass Frau Gomez bestimmt Verwandte besuchen wird.
12.15 Uhr Nach sechzig Minuten verlassen wir den Markt und entschliessen uns, das Mittagessen im neu eröffneten “Giovanni Ristorante” einzunehmen. Weil ich die Spendierhosen angezogen habe, lade ich Frau Pontecorvo kurzerhand zu einer schmackhaften Pizza Della Mamma (löblich: nach Mutters Art) ein. Dazu gibt es kühles San Pellegrino Tafelwasser – schmeckt gar nicht schlecht.
Ich fresse eine Pizza
13.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Espressos abgerundet haben, verschaffen wir Dixon etwas Auslauf. Nebenbei plaudere ich angeregt mit Frau Pontecorvo und rege einen gemeinsamen Fernsehabend an. Meine Bekannte ist begeistert und sagt, dass wir uns am Abend einen Film auf der Grossbildleinwand anschauen könnten – wie schön.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und finde die kleine Villa ordentlich aufgeräumt vor. Während Dixon im Garten spielt, mache ich es mir in der guten Stube bequem und döse schnell ein.
15.00 Uhr Nach der wohlverdienten Pause fülle ich meinen Kaffeebecher mit brühfrischem Bohnentrunk auf und gehe Anschnur. Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle mit grosser Sorge fest, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nachdem ich sämtliche Depeschen abgearbeitet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde ausgelassen mit Nachbarhund Joey spielt, blättere ich in der Tageszeitung und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – da kommt Freude auf.
17.00 Uhr Im Anschluss kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere im Handumdrehen belegte Brote (unlöblich: Sandwiches) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken aus dem Glas zu verzieren – das keusche Auge isst bekanntlich mit.
18.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr sechs mal schlägt, stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Ich winke die kleine Frau zuvorkommend herein und entkorke eine Flasche Cristal Schaumwein.
https://www.youtube.com/watch?v=Ft2smpFxJgY
19.00 Uhr Danach halte ich der Besucherin mehrere BluRay Scheiben unter die Nase und bitte sie, eine Auswahl zu treffen. Frau Pontecorvo fackelt nicht lange und entscheidet sich für das Alfred Hitchcock Meisterwerk “The Man Who Knew Too Much” (auf deutsch: Der Mann, der zuviel wusste). Fachmännisch nehme ich den praktischen Beamer in Betrieb und werfe bewegte Bilder auf die überdimensionale Leinwand – wie schön.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel läuft der Abspann und ich beende die Vorführung. Frau Pontecorvo reibt sich die Hände und sagt, dass sie nun nach Hause gehen und sich schlafen legen wird. Ich nicke eifrig und begleite die Dame zum Nachbarhaus. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und verabschiede mich ebenfalls ins Schlafzimmer. Gute Nacht.