27. August 2014 – Frau Gomez verabschiedet sich

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich bemerke, dass die Klimaanlage ausgefallen ist. Da man es im Hochsommer ohne Kühlung kaum aushalten kann, laufe ich in die Garage und mache mich daran, den Sicherungsschalter in die “ON” (löblich: AN) Stellung zu bringen. Nach wenigen Augenblicken strömt kühle Luft durch die Auslassschlitze und ich kann beruhigt durchatmen.

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Ich sorge für Kühlung

08.30 Uhr Nachdem ich ein Glas Milch getrunken habe, lasse ich Dixon in den Garten hinaus und verabschiede mich in die Nasszelle. Ich entspanne mich bei einem Wirbelbad und folge dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem bringe ich in Erfahrung, dass das neue Kenny Chesney Studioalbum “The Big Revival” (löblich: Die grosse Belebung) schon Wochen vor seiner Veröffentlichung sämtliche Rekorde bricht. Angeblich sollen die Händler bereits über 500.000 Exemplare vorbestellt haben – das ist ja allerhand.


Kenny Chesney – The Big Revival

09.30 Uhr Ich beende die Morgenwäsche und ziehe eine modische Bermudahose sowie ein Hawaiihemd an. Danach eile ich in die Küche und freue mich, meine Zugehfrau an der Spüle anzutreffen. Frau Gomez begrüsst mich herzlich und plappert davon, dass sie sich am Freitag in den Urlaub verabschieden und erst wieder Ende September mein Zuhause auf Vordermann bringen wird. Als ich grosse Augen mache, redet die kleine Frau weiter auf mich ein und unterbreitet, dass sie die Millionenmetropole Monterrey besuchen und dort am 16. September den Unabhängigkeitstag (unlöblich: Día de la Independencia) feiern wird. Selbstverständlich falle ich der Perle ins Wort und stelle klar, dass jemand meine Wäsche waschen muss. Frau Gomez beruhigt mich redlichst und verspricht, dass am kommenden Mittwoch ihre Freundin Conchata (29) vorbeikommen und den Hausputz erledigen wird – wie schön.
10.00 Uhr Bevor ich zum Einkaufen fahre, setze ich mich an den Küchentisch und verzehre vitaminreiche KELLOGGS Frühstücksflocken mit frischer Muh. Bei dieser Gelegenheit löchere ich Frau Gomez mit Fragen und vernehme, dass der “Día de la Independencia” an den Sieg des mexikanischen Volkes über die spanischen Kolonialisten im Jahre 1820 erinnert – das soll mir auch Recht sein.

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Am 16. September feiern die Mexikaner ihre Unabhängigkeit

10.30 Uhr Nachdem ich einen Einkaufszettel zusammengestellt habe, scheuche ich Dixon zum Auto. Dummerweise sehe ich mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert und höre, dass meine Nachbarin ebenfalls zum Supermarkt fahren muss. Weil ich ein Kavalier der alten Schule bin, halte ich der Dame die Beifahrertüre auf und biete ihr an, mich zu begleiten.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten finden wir uns im PUBLIX wieder und schieben einen quietschenden Einkaufswagen durch die breiten Gänge. Während meine Begleiterin Waren des täglichen Bedarfs einlädt, lasse ich kein gutes Haar an Frau Gomez und berichte, dass die Putzfrau den Sommer in Mexiko verbringen wird. Ich reibe den Daumen am Zeigefinger und informiere, dass ich mir keine kostspieligen Luxusurlaube leisten kann. Meine Begleiterin schmunzelt in einer Tour und mutmasst, dass Frau Gomez bestimmt Verwandte besuchen wird.
12.15 Uhr Nach sechzig Minuten verlassen wir den Markt und entschliessen uns, das Mittagessen im neu eröffneten “Giovanni Ristorante” einzunehmen. Weil ich die Spendierhosen angezogen habe, lade ich Frau Pontecorvo kurzerhand zu einer schmackhaften Pizza Della Mamma (löblich: nach Mutters Art) ein. Dazu gibt es kühles San Pellegrino Tafelwasser – schmeckt gar nicht schlecht.

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Ich fresse eine Pizza

13.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Espressos abgerundet haben, verschaffen wir Dixon etwas Auslauf. Nebenbei plaudere ich angeregt mit Frau Pontecorvo und rege einen gemeinsamen Fernsehabend an. Meine Bekannte ist begeistert und sagt, dass wir uns am Abend einen Film auf der Grossbildleinwand anschauen könnten – wie schön.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und finde die kleine Villa ordentlich aufgeräumt vor. Während Dixon im Garten spielt, mache ich es mir in der guten Stube bequem und döse schnell ein.
15.00 Uhr Nach der wohlverdienten Pause fülle ich meinen Kaffeebecher mit brühfrischem Bohnentrunk auf und gehe Anschnur. Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle mit grosser Sorge fest, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nachdem ich sämtliche Depeschen abgearbeitet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde ausgelassen mit Nachbarhund Joey spielt, blättere ich in der Tageszeitung und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – da kommt Freude auf.
17.00 Uhr Im Anschluss kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere im Handumdrehen belegte Brote (unlöblich: Sandwiches) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken aus dem Glas zu verzieren – das keusche Auge isst bekanntlich mit.
18.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr sechs mal schlägt, stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Ich winke die kleine Frau zuvorkommend herein und entkorke eine Flasche Cristal Schaumwein.

https://www.youtube.com/watch?v=Ft2smpFxJgY

19.00 Uhr Danach halte ich der Besucherin mehrere BluRay Scheiben unter die Nase und bitte sie, eine Auswahl zu treffen. Frau Pontecorvo fackelt nicht lange und entscheidet sich für das Alfred Hitchcock Meisterwerk “The Man Who Knew Too Much” (auf deutsch: Der Mann, der zuviel wusste). Fachmännisch nehme ich den praktischen Beamer in Betrieb und werfe bewegte Bilder auf die überdimensionale Leinwand – wie schön.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel läuft der Abspann und ich beende die Vorführung. Frau Pontecorvo reibt sich die Hände und sagt, dass sie nun nach Hause gehen und sich schlafen legen wird. Ich nicke eifrig und begleite die Dame zum Nachbarhaus. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und verabschiede mich ebenfalls ins Schlafzimmer. Gute Nacht.

2. April 2013 – In einer Woche geht’s los – Great Smoky Mountains, wir kommen

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke, dass mir die gestrige Wanderung durch den Botanischen Garten immer noch in den Knochen steckt. Mit leichten Rückenschmerzen rolle ich mich aus dem Bett und erkläre Dixon, dass der anstehende Ausflug in die Great Smoky Mountains bestimmt kein Zuckerschlecken werden wird.
08.00 Uhr Während ich mich bei einem Wirbelbad entspanne, rufe ich Edelbert an und erzähle, dass ich einen Muskelkater habe und mich kaum bewegen kann. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass es keine gute Idee ist, in der kommenden Woche einen Teil des Appalachian Trails abzulaufen. Der Professor will nicht hören und entgegnet, dass es kein Zurück gibt. Darüber hinaus mutmasst der schlaue Mann, dass wir uns in der Wildnis bestens zu Recht finden und die 200 Kilometer innerhalb einer Woche stemmen werden – wie unlöblich.
09.00 Uhr Nach dem Badevergnügen lasse ich mich auf der Terrasse nieder und verzehre ein prima Frühstück. Leider wird die Ruhe bald durch lautes Gehupe unterbrochen. Ich renne wildgestikulierend auf die Strasse und werde Zeuge, wie Edelbert aus seinem JEEP hüpft und die komplette Wanderausrüstung in die Villa schleppt. Als ich nach dem Rechten frage, erhebt der gute Mann den Zeigefinger und unterbreitet, dass wir den Zeltaufbau üben sollten – papperlapapp.

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Die Great Smoky Mountains

09.45 Uhr Während der Professor plappert und mit einer Stabtaschenlampe vor meiner Nase herumfuchtelt, fülle ich mein Kaffeehaferl mit Bohnentrunk auf und erfahre, dass wir in sechs Tagen nach Robbinsville, NC krusen werden. Mein Tischnachbar ist bestens informiert und fährt fort, dass wir am Morgen des 10. Aprils die Rucksäcke schultern und zu Fuss die Grenze nach Tennessee überqueren werden. Ich seufze laut und denke daran, wie schön es doch wäre, die Wanderung kurzerhand abzusagen und stattdessen nach Puerto Rico zu fliegen.
10.30 Uhr Im weiteren Verlauf der Unterredung lerne ich, dass wir am übernächsten Sonntag den 2.000 Meter hohen Clingmans Dome besteigen und einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Wälder erhaschen werden – jaja.
11.00 Uhr Just als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 11 zeigt, kommt Edelbert auf die Übernachtungsmöglichkeiten zu sprechen und meint, dass wir die Nächte in romantisch gelegenen Holzhütten verbringen werden. Edelbert schwärmt in den höchsten Tönen und erörtert, dass wir vitaminreiche Hamburger über dem Lagerfeuer zubereiten und in den wolkenlosen Nachthimmel spähen werden.
11.30 Uhr Nun wird es mir zu bunt. Da mein Magen knurrt und nach einer Brotzeit verlangt, hüpfe ich vom Liegestuhl und mache es mir zur Aufgabe, zwei Tiefkühlpizzas aus dem Hause TOMBSTONE aufzubacken.

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Wir essen Pizza

12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten serviere ich die Jause und kredenze bayerisches Weissbier. Edelbert löscht seinen Durst mit einem kräftigen Schluck und erinnert, dass wir während unserer Wanderung frisches Quellwasser trinken werden – gleich platzt mir der Kragen.
13.00 Uhr Nachdem ich Edelbert verabschiedet habe, breche ich zu einem kleinen Spaziergang auf. Ich schlendere mit dem Vierbeiner an meiner Seite durchs Wohngebiet und pfeife die Melodie von der launischen Forelle.
13.45 Uhr Auf dem Rückweg komme ich am Nachbarhaus vorbei und treffe Herrn Jeffrey Connor, der gerade damit beschäftigt ist, die Zündkerzen seines Motorrads zu wechseln. Der Langhaarige wünscht mir einen schönen Tag und erkundigt sich, warum ich so griesgrämig dreinschaue. Ich klage dem Rocker mein Leid und erwähne, dass ich in der nächsten Wochen der Zivilisation den Rücken kehren werde. Herr Jeffrey ist begeistert und antwortet, dass ich den Ausflug in die Great Smoky Mountains so schnell nicht vergessen werde.
14.15 Uhr Der Heini lotst mich zuvorkommend in die Garage und nimmt sich das Recht heraus, ein kühles Budweiser zu spendieren. Nebenher berichtet Herr Jeffrey von seiner Appalachian Trail Wanderung und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass er entlang des Weges unzählige Freundschaften geknüpft hat.
15.15 Uhr Nach der dritten Hopfenkaltschale lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und laufe nach Hause, um mich im Wohnzimmer zur Ruhe zu betten. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meinem spannenden Mexikourlaub im vergangenen Jahr – das war eine Gaudi.
16.15 Uhr Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und nehme spornstreichs am Heimrechner Platz. Kaffeetrinkend rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und sehe mich genötigt, den Hilferuf einer Rentnerin (79) aus Aschaffenburg zu beantworten. Frau K. schreibt, dass ihr Enkel Wolfgang (18) seit Kurzem mit einer 26jährigen Theaterschauspielerin liiert ist. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und mache der alten Schachtel klar, dass sie gegen diese Verbindung vorgehen muss. Immerhin ist es kein Geheimnis, dass Schauspieler regelmässig Drogen konsumieren und der freien Liebe frönen.
17.00 Uhr Zu guter Letzt überfliege ich die Einträge im Gästebuch und ärgere mich, weil schon wieder unterbelichtete PISA Absolventen den Weg auf meine löbliche Internetzpräsenz gefunden haben.
17.30 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, verabschiede ich mich in den wohlverdienten Feierabend. Ich mache mich in der Küche nützlich und richte eine kalte Wurst- und Käseplatte an. Danach beisse ich kraftvoll zu und öle meine ausgetrocknete Kehle mit einem weiteren Bier – das schmeckt.
18.15 Uhr Wenig später klingelt das Telefon und ich habe Frau Pontecorvos am Rohr. Meine Nachbarin begrüsst mich überschwänglich und kündigt an, erst Morgen aus Jacksonville zurück zu kommen. Ich zucke mit den Schultern und rate der Perle, grösste Vorsicht walten zu lassen und die Höchstgeschwindigkeit auf der Interstate 75 zu beachten. Anschliessend lege ich auf und gebe mich den Abendnachrichten auf FOX hin.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlsender HBO und fröne dem Spielfilm “Project X”, der von einer ausufernden Feier jugendlicher Rabauken erzählt. Ich mache grosse Augen und komme zu dem Schluss, dass man der jungen Generation nicht mehr über den Weg trauen kann – wo soll das noch hinführen.
21.00 Uhr Nach 120 Minuten beende ich den Fernsehabend und begleite den Rüden in den Garten hinaus. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

Ich schaue mir den Film “Project X” an – wie unlöblich:

http://www.youtube.com/watch?v=356fvRB7kEg