28. Januar 2014 – Ich schwinge den Malerpinsel

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08.00 Uhr Ich hüpfe ausgelassen aus dem Bett und erkläre Dixon mit erhobenem Zeigefinger, dass es heute viel zu tun gibt. Weil der Rüde seine Ohren spitzt, lotse ich ihn ins Esszimmer und erläutere, dass ich die Zimmerdecke streichen werde. Als ich zum Farbkübel deute, macht der Vierbeiner prompt kehrt und rennt in den Garten.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik lasse ich mich am Küchentisch nieder und lausche dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Ausserdem verzehre ich mehrere Weisbrotscheiben (unlöblich: Toast) mit Erdbeermarmelade und erfahre, dass gestern die amerikanische Folkmusiklegende Pete Seeger im Alter von 94 Jahren gestorben ist – wie traurig.

09.00 Uhr Da ich während der Malerarbeiten sowieso schmutzig werde, verzichte ich auf ein Wirbelbad. Stattdessen ziehe ich mich bis auf die Unterhose aus und mache es mir zur Aufgabe, die Schutzplane über das Mobiliar zu werfen. Danach klebe ich die Wände mit dem Kreppband ab und vergesse auch nicht, die Leiter aus der Garage zu holen. HEUREKA – an mir ist wirklich ein Malermeister verloren gegangen.

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Lustiges Kreppband aus dem Baumarkt

09.30 Uhr Just als ich die Farbe anrühre, stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin mustert mich skeptisch und lotet aus, warum ich die Umgebung mit ohrenbetäubender Musik beschalle. Ich bitte die kleine Frau herein und informiere, dass ich gleich in die Hände spucken und das Esszimmer renovieren werde. Mein Gast kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass es angebracht wäre, bei der Arbeit Kleidung anzuziehen – papperlapapp.
10.15 Uhr Nachdem ich mit der Dame Kaffee getrunken habe, verabschiede ich sie per Handkuss und greife zur Farbrolle. Während aus dem Radio wunderschöne Lieder dröhnen, schwinge ich gekonnt den Pinsel und kann es kaum noch erwarten, Morgen in einem frisch renovierten Zimmer das Abendessen einzunehmen.
11.00 Uhr Nach nicht einmal fünfundvierzig Minuten mache ich den letzten Pinselstrich und steige dann völlig verschwitzt von der Leiter. Ich atme tief durch und entschliesse mich, nach dem Stress eine kühle Halbe auf der schattigen Terrasse zu trinken.

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Ein kühles Bier – das tut gut

11.30 Uhr Dummerweise gesellt sich nach wenigen Augenblicken Herr Booth an die Grundstücksgrenze und plappert ohne Unterlass. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und lasse den Vietnamveteran wissen, dass ich heute die komplette Villa renoviert habe. Der Mann macht grosse Augen und erwidert, dass er demnächst auch den Baumarkt ansteuern und Holzpaneele für die Terrasse besorgen muss.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und zögere nicht, die Abdeckplane zu entsorgen und den Farbeimer sicher zu verschliessen. Unterdessen läuft Dixon durch die Wohnstube und animiert mich, mit ihm zu spielen – was muss ich denn noch alles ertragen.
13.00 Uhr Wenig später bimmelt das Telefon und ich habe das zweifelhafte Vergnügen, mit Edelbert plaudern zu müssen. Mein Bekannter lässt seinen Zahnarztbesuch Revue passieren und setzt mich darüber in Kenntnis, das sich der Mediziner entschlossen hat, einen seiner Backenzähne zu überkronen. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und unterbreite, dass ich wichtigeres zu tun habe und das Gespräch nun beenden werde.
13.30 Uhr Ich entspanne mich bei einem prima Wirbelbad und nutze die himmlische Ruhe, um mit dem iPad elektronische Depeschen abzurufen. Unter anderem schreibt Sandra, dass sie gestern mit der Personalscheffin des KVR gesprochen und Urlaub im April beantragt hat. Ferner bringe ich heraus, dass das Kind immer noch mit dem Gedanken spielt, mich im Frühling zu besuchen – wie unlöblich.
14.15 Uhr Nachdem ich legere Freizeitkleidung angezogen habe, mache ich mich in der Küche nützlich und brate köstliche Schweinswürstel im heissen Butterschmalz an. Dazu gibt es vitaminreichen Kartoffelbrei sowie Sauerkraut aus dem WINN DIXIE Supermarkt – schmeckt gar nicht schlecht.
15.00 Uhr Ganz nach dem Sprichwort “Nach dem Essen sollst du Ruh’n oder Tausend Schritte tun”, lege ich mich aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meinem weihnachtlichen Aufenthalt am Lake Simcoe – das war ein Spass.

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Lake Simcoe im Dezember 2013

16.00 Uhr Ich öffne redlichst ausgeruht die Augen und setze mich kaffeegeniessend an den Schreibtisch. Obwohl ich heute hart geschuftet habe, gebe ich mich der Anschnurseelsorge hin und sehe mich genötigt, verzweifelten Erziehungsberechtigten Ratschläge zu erteilen. Danach nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und verfasse eine Grussbotschaft an meinen Bruder.
17.00 Uhr Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, eile ich in die Küche und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres das Abendessen zu. Ich koche fachmännisch Nudelwasser auf und zaubere im Handumdrehen ein schmackhaftes Nudelgericht mit Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Nach der Jause fülle ich Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter auf und animiere ihn, kraftvoll zuzubeissen. Währenddessen schliesse ich das Fenster im Esszimmer und registriere, dass ich die Decke perfekt gestrichen habe – das soll mir erst mal einer nachmachen.

18.30 Uhr Im Anschluss strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus und nehme den Flachbildschirm in Betrieb. Wie es sich gehört, informiere ich mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse und lerne, dass in Thailand schon wieder Tausende auf die Strassen gegangen sind, um gegen die Regierung zu demonstrieren – das ist ja allerhand.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf AMC um und fröne den finalen Episoden der preisgekrönten Gruselserie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod). Darüber hinaus lese ich, dass das Fernsehspiel am 10. Februar 2014 mit weiteren Episoden fortgesetzt wird – wie schön.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich ab und begleite Dixon durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

13. Januar 2014 – Endlich wieder Sonne

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe keine Orientierung. Missmutig hüpfe ich aus dem Bett und bemerke, dass ich mich nicht mehr im verschneiten Kanada aufhalte. Da die Sonne durchs Fenster lacht, öffne ich die Terrassentüre und freue mich, endlich wieder im Sonnenscheinstaat zu sein. Dixon ist ebenfalls ganz aus dem Häuschen und flitzt wie von Sinnen zum künstlich angelegten Teich.

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Endlich wieder in Florida

08.30 Uhr Währenddessen absolviere ich die Morgengymnastik und lasse es mir nicht nehmen, Frau Pontecorvo kurzerhand zum Frühstück einzuladen. Meine Nachbarin ist begeistert und sagt, dass ich im hohen Norden meine Bräune verloren habe. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich am Nachmittag Sonne tanken werde – wie schön.
09.00 Uhr Im Anschluss verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem prima Wirbelbad baumeln. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass ich Frau Pontecorvo zum Frühstück erwarte. Der schlaue Mann wird sogleich hellhörig und sagt, dass er augenblicklich losfahren wird – das hört man gerne.
09.45 Uhr Nach dem Badevergnügen nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und warte ungeduldig auf die Gäste. Wenig später fährt Prof. Kuhns schneeweisser JEEP vor und ich kann ausserdem meine Nachbarin recht herzlich in der kleinen Villa begrüssen.
10.15 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und kraftvoll zubeissen, plaudert Edelbert aus dem Nähkästen und berichtet, dass unser Kanadaurlaub prima war. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass ich an Weihnachten reich beschenkt und von meinen Liebsten sogar ins “Casino Rama” eingeladen wurde. Edelbert kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und unterbreitet, dass sich mein Bruder in Unkosten gestürzt und mir einen sündteuren Projektor unter den Christbaum gelegt hat.

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Mein Christbaum

Ich reibe mir die Hände und stelle klar, dass es mir nun möglich sein wird, die neuesten Hollywoodproduktionen an der frischen Luft zu sehen. Edelbert legt seine Stirn in Falten und rät, noch heute eine überdimensionale Leinwand zu kaufen – das ist gar keine schlechte Idee.
10.45 Uhr Im weiteren Verlauf lassen wir unseren Aufenthalt am Lake Simcoe Revue passieren und erklären meiner Bekannten, dass es eine Gaudi war, den Jahreswechsel in der Abgeschiedenheit zu erleben. Meine Bekannte nippt zufrieden am Kaffeehaferl und antwortet, dass sie an Silvester mit ihrer Freundin Blanche das Tanzbein in einer Diskothek geschwungen hat – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Nachdem ich eine zweite Portion Rühreier verdrückt habe, hole ich den Beamer aus dem Haus und kündige an, dass ich nun tief in meine Tasche greifen und eine Leinwand auf Amazon ordern werde. Bevor die Gäste antworten können, gehe ich mit dem iPad Anschnur und erfahre, dass der weltgrösste Mischwarenhändler derzeit eine 132 Inch grosse Leinwand für nur 200 Dollars feilbietet. Der Professor rechnet ganz genau nach und beteuert, dass das gute Stück eine Diagonale von 3 Metern und 35 Zentimeter aufweist – wie aufregend.
13.00 Uhr Kurze Zeit später betätige ich den ADD (löblich: Bestell) Knopf und lese, dass die Leinwand bereits am Mittwoch geliefert werden wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
13.45 Uhr Weil mich langsam die Müdigkeit übermannt, verabschiede ich Edelbert und mache es mir zur Aufgabe, Frau Pontecorvo zum Nachbarhaus zu begleiten. Danach falle ich gähnend aufs Kanapee und döse prompt ein.
14.45 Uhr Leider wird die Ruhe wenig später durch das Geplapper meines Nachbarn unterbrochen. Ich reibe mir die Augen und werde Zeuge, wie sich Herr Booth an der Terrassentüre zu schaffen macht. Natürlich öffne ich spornstreichs die Pforte und gebe dem Kriegsveteran zu verstehen, dass ich seit Samstag im Rentnerparadies zurück bin. Mein Gegenüber redet ohne Unterlass auf mich ein und behauptet, dass er während meiner Abwesenheit das Petersilienbeet umsorgt und den Rasen gemäht hat – das soll mir auch Recht sein.

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Der Anschlag – auf Amazon bestellen

15.15 Uhr Nachdem der Depp das Weite gesucht hat, mache ich es mir auf der Terrasse gemütlich und lasse mir die Sonne auf den Kopf scheinen. Darüber hinaus schmökere ich im Stephen King Roman “Der Anschlag” und tauche in die Abenteuer des Jake Epping ein, der durch ein Zeitloch ins Jahr 1958 zurückreist – da kommt Spannung auf.
16.15 Uhr Nach einer Stunde wird es mir im Freien zu heiss. Schweissgebadet kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und kümmere mich um die Anschnurarbeit. Ich rufe Depeschen besorgter Heimseitebesucher ab und zögere nicht, leidgeprüften Erziehungsberechtigten mit hilfreichen Ratschlägen zu versorgen.
17.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und gehe dann von der Leine. Da etwas Bewegung nicht schaden kann, nehme ich Dixon an die Leine und unternehme einen Spaziergang.
17.30 Uhr Bald komme ich am Zuhause von Fernsehkoch Wayne Gregor vorbei und ärgere mich, weil schon wieder Dutzende Frauenzimmer dem Prominenten auflauern. Vogelzeigend bahne ich mir meinen Weg durch die kreischende Menge und kann mich glücklich schätzen, nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu stehen.
18.15 Uhr Zuhause angekommen, verfrachte ich einen Kochtopf aufs Cerankochfeld und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Landnudeln mit Pesto aus dem Glas. Ferner öffne ich eine Tüte mit gesundem Royal Canin Trockenfutter und beschere auch dem fiependen Rüden eine zünftige Brotzeit – das schmeckt..

http://www.youtube.com/watch?v=6Ut04TPYnZE

19.00 Uhr Nach der Jause lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne auf TNT drei Episoden der beliebten Kriminalserie “Mob City”. Das von Frank Darabont erschaffene Fernsehspiel handelt vom jahrelangen Konflikt des Los Angeles Police Departments mit einer skrupellosen Mafiabande. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und muss mitansehen, wie ein Polizeispitzel per Kopfschuss zur Strecke gebracht wird – wie unlöblich.
21.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und schlendere mit Hund Dixon durch den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

12. Januar 2014 – Reinhard zurück im Sunshine State

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Hallo Leute,

Mein Vermieter ist seit gestern zurück im Sunshine State.
Pfaffenberg hat seine Verwandten in Kanada besucht, die Weihnachtszeit in Toronto verbracht und Ausflüge an die Niagara Fälle, zum Lake Simcoe und ins Casino Rama in Orillia unternommen.

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Der Anschlag – auf Amazon bestellen

Jetzt ist er aber froh, endlich wieder in Florida zu sein und eine “ruhige Kugel unter Palmen zu schieben”. In der kommenden Woche will er sich von den “Strapazen der letzten Wochen” erholen und ganz viel schlafen. Ausserdem muss er den Stephen King Roman “Der Anschlag” auslesen und mit seinem nagelneuen 3D Beamer Filme auf der Terrasse anschauen 😉

Ich war gestern im Kino und habe “Das erstaunliche Leben des Walter Mitty” gesehen.
Der Film ist sensationell und wird bei der anstehenden Oscarverleihung sicherlich die eine oder andere goldene Trophäe abstauben. Der Streifen erzählt aus dem Leben des Walter Mitty, der im Fotoarchiv des Life Magazins arbeitet. Eines Tages wird er mit der Aufgabe betraut, einen verschwundenen Fotografen zu finden. Walter begibt sich daraufhin auf eine abenteuerliche Reise und kommt der Liebe seines Lebens immer näher.

Ansonsten gibt es nichts spannendes zu erzählen.
Ich werde den Sonntag vor der Glotze ausklingen lassen und mir den Abend mit der englischen Komödie “Love and Other Disasters” auf SIXX versüssen. Bärbel ist übrigens am Freitag nach Köln gefahren und wird erst wieder am kommenden Mittwoch zurück sein.

Ich wünsche euch allen eine supertolle Woche und hoffe, dass wir vom Schnee verschont bleiben !!!
Sandra

2. Januar 2014 – Gähnende Langeweile am Lake Simcoe

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Hund Dixon zerrt an der Bettdecke und fordert mich auf, augenblicklich aufzustehen. Weil es bereits 8 Uhr geschlagen hat, hüpfe ich aus dem Bett und eile in die Küche, um Maria zu begrüssen. Meine Schwägerin schenkt mir ein Lächeln und möchte wissen, ob ich mich heute besser fühle. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich am Silvesterabend womöglich zu tief ins Glas geschaut habe. Die Gute seufzt laut und setzt mich darüber in Kenntnis, dass Georg mit einem Schnupfen in Bett liegt – wie schade.
08.45 Uhr Nachdem ich mit den Kindern über das gestrige Eishockeyspiel der Toronto Maple Leafs gegen Detroit im mit 105.000 Zuschauern gefüllten Michigan Stadion getratscht habe, verabschiede ich mich ins Badezimmer.

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten beende ich das Badevergnügen und leiste meinen Verwandten am Küchentisch Gesellschaft. Während ich mir Pfannkuchen mit Ahornsirup munden lasse, begnügt sich Georg mit einer Tasse Tee und meint, dass mit ihm heute nichts anzufangen ist. Ich beruhige den guten Mann und rege an, dass wir sofort nach Toronto zurückfahren sollten. Georg will davon nichts wissen und kontert, dass wir meinen Geburtstag am Lake Simcoe feiern werden – das kann ja heiter werden.
10.30 Uhr Um mich nicht anzustecken, schlüpfe ich in die gefütterte Winterjacke und frage Edelbert, ob er einen Spaziergang unternehmen möchte. Bevor mein Bekannter antworten kann, meldet sich James zu Wort und sagt, dass etwas Bewegung nicht schaden kann.

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Eis und Schnee am Lake Simcoe

11.00 Uhr Bei -8°C folgen wir einem Trampelpfad gen Süden und beobachten lustige Stockenten, die am Ufer nach Essbarem Ausschau halten. Edelbert knipst Photos am laufendem Band und behauptet, dass er es sich durchaus vorstellen könnte, für längere Zeit am Lake Simcoe zu bleiben. Ich zeige dem schlauen Mann den Vogel und antworte, dass das eiskalte Wetter ganz und gar nicht nach meinem Geschmack ist. James schlägt in die gleiche Kerbe und erklärt, dass er es kaum noch erwarten kann, am Sonntag endlich wieder in Toronto zu sein – wie wahr.
11.30 Uhr Dreissig Minuten später passieren wir ein heruntergekommenes Bootshaus und treffen auf zwei ältere Herren, die sich uns als Frank und John Schrader (67 und 70) vorstellen. Die Brüder schleppen einen Eisbohrer aus der Baracke und kündigen an, Whitefish fangen zu wollen. Als ich nachfrage, versorgt uns Edelbert mit Infos und plappert davon, dass mit Whitefish gewöhnlich Renken gemeint sind, die in den Gewässern Nordamerikas, Mitteleuropas und in Asiens vorkommen – das soll mir auch Recht sein.

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Ein lustiger Eisbohrer

12.00 Uhr Nachdem wir zugesehen haben, wie die Heinis ein Loch ins Eis gebohrt haben, machen wir kehrt und treten den Heimweg an. Unterdessen redet James ohne Punkt und Komma auf mich ein und möchte wissen, ob ich im Sommer wirklich mit auf Tournee kommen will. Ich stecke mir einen TRIDENT Zimtkaugummi in den Mund und lasse meinen Neffen wissen, dass ich handwerklich sehr geschickt bin und sogar als Bühnenhelfer arbeiten könnte. James reibt sich die Schläfen und meint, dass er mir rechtzeitig Bescheid geben wird – wie aufregend.
13.00 Uhr Wieder zurück im Feriendomizil, treffen wir lediglich Georg in der überheizten Stube an. Der erfolgreiche Bauunternehmer klappert mit den Zähnen und sagt, dass Amanda mit Maria und David nach Gilford gefahren ist, um Wick’s NyQuil einzukaufen. Ich mache mir die grössten Sorgen und rate Georg, schnellstmöglich ins Bett zu gehen.
13.30 Uhr Nachdem sich mein Bruder den Ratschlag zu Herzen genommen hat, hole ich drei Dosen A&W Root Beer (löblich: Wurzelbier) aus dem Eiskasten und mache mich daran, eine Brotzeit vorzubereiten. Ich schlage sechs Eier in eine Pfanne mit Teflonbeschichtung und vergesse auch nicht, Brot aufzuschneiden.
14.00 Uhr Just als wir es uns am Küchentisch bequem machen und kraftvoll zubeissen, kommt Maria von ihrem Ausflug zurück. Die kleine Frau versorgt Georg mit den Medikamenten und verspricht, dass es ihrem Ehemann morgen besser gehen wird – das will ich doch hoffen.
15.00 Uhr Nach der Jause strecke ich auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine aus und schliesse die Augen. Obgleich David lautstark mit Hund Dixon spielt, schlummere ich bald ein und träume von meiner kleinen Villa in Florida.

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Meine kleine Villa in Naples

16.00 Uhr Leider wird mein Nickerchen zeitnah durch Maria gestört. Meine Schwägerin scheppert in der Küche mit den Kochtöpfen und bittet Amanda, ihr bei der Zubereitung einer nahrhaften Nudelsuppe zur Hand zu gehen. James Ehefrau kommt sogleich in die Gänge und verfrachtet eine Kompaktscheibe mit den grössten Dolly Parton Schlägen (unlöblich: Hits) in die Musikanlage. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ziehe es vor, Brennholz ins Haus zu tragen und ein Feuer im Kamin zu entfachen.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 deutet, versammeln wir uns in der Küche und nehmen das Abendessen ein. Da sich Georg etwas besser fühlt, komme ich auf mein Wiegenfest zu sprechen und lote aus, ob wir uns morgen in Barrie vergnügen wollen. Maria zuckt mit den Schultern und meint, dass es wegen der schlechten Witterung wohl schlauer wäre, im Ferienhaus zu bleiben – wie unlöblich.
18.00 Uhr Missmutig helfe ich den lieben Menschen beim Abwasch und bin mir sicher, dass mein Geburtstag ein Reinfall werden wird. Trotzdem bleibe ich freundlich und mache es mir nach der Arbeit vor der Glotze gemütlich.
19.00 Uhr Während Georg eine Tasse Kamillentee trinkt, öle ich meine ausgetrocknete Kehle mit einem Bourbon und schaue mir auf dem Bezahlsender HBO den spannenden Langnudelwestern (unlöblich: Spaghettiwestern) “Für eine Handvoll Dollar” an. Nebenher mache ich mir meine eigenen Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich von meinen Verwandten womöglich gar keine Geschenke bekommen werde.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung reiche ich die Fernbedienung wortlos an James weiter und scheuche Dixon an die frische Luft. Anschliessend ziehe ich mich ins Gästezimmer zurück und falle deprimiert ins Bett. Gute Nacht.

31. Dezember 2013 – Happy New Year

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08.30 Uhr Weil ein anstrengender Tag bevorsteht, bleibe ich heute etwas länger liegen. Hund Dixon hüpft freudig ins Bett und zögert nicht, unter die Bettdecke zu kriechen. Ich streichle dem Rüden übers Fell und lasse ihn wissen, dass wir in wenigen Stunden ein neues Jahr begrüssen werden.
09.00 Uhr Da meine Verwandten in der Küche einen Höllenlärm veranstalten, stehe ich doch auf und sehe nach dem Rechten. Amanda begrüsst mich herzlich und behauptet, dass nun auch der letzte Faulpelz auf den Beinen ist – wie unlöblich. Ich fahre mir gähnend durchs Haar und entgegne, dass ich bestimmt kein Faulpelz bin. Stattdessen verweise ich auf meinen Anschnurtschob und belehre, dass ich täglich hart schufte und leidgeprüften Eltern helfe. Maria beruhigt mich redlichst und sagt, dass Prof. Kuhn mit Georg und James nach Gilford gefahren ist, um Eier zu kaufen. Zudem erfahre ich, dass die Damen am Abend nicht nur Koteletts, sondern auch “russische Eier” servieren werden – das ist phantastisch.
09.45 Uhr Während David mit Dixon spielt, setze ich mich an den Küchentisch und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages munden. Bei dieser Gelegenheit plaudere ich mit Amanda und bringe heraus, dass Georg vorgeschlagen hat, am Nachmittag einen Spaziergang entlang des Sees zu unternehmen – wie schön.

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Lake Simcoe

10.15 Uhr Nachdem ich drei französische Hörnchen (unlöblich: Croissants) gegessen habe, beende ich das Frühstück und entspanne mich bei einer heissen Dusche – das tut gut.
11.15 Uhr Wenig später kommen Edelbert, mein löblicher Neffe sowie mein Bruder von ihrem Ausflug zurück. Georg schimpft laut und sagt, dass die Zufahrtsstrasse zum Ferienhaus seit gestern nicht mehr geräumt wurde. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und vernehme, dass es wegen des Schnees kein Vergnügen war, in die Stadt zu gelangen. Bevor ich antworten kann, präsentiert Georg sein APPLE (löblich: Apfel) Handtelefon und macht sich daran, beim Ausschussvorsitzenden des Bezirks Simcoe anzurufen. Währenddessen löchere ich Maria mit Fragen und lerne, dass Georg mit Herrn Van Loan seit Jahren befreundet ist.
12.00 Uhr Nach zwanzig Minuten lässt mein Bruder das Telefon in seine Hosentasche wandern und teilt uns freudestrahlend mit, dass der Politiker versprochen hat, die Strasse bis spätestens 14 Uhr räumen zu lassen. Ich hole mir ein Labatt Blau Bier aus dem Kühlschrank und erkundige mich, wann das Mittagessen serviert wird. Anstatt in die Gänge zu kommen, überreicht mir Maria eine Banane und erinnert, dass ich erst vor eineinhalb Stunden gefrühstückt habe – das ist ja allerhand.

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Ein kühles Bier – das tut gut

12.45 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, ziehe ich die Winterjacke an und scheuche Hund Dixon aus dem Haus. Georg, James und der kleine David lassen nicht lange auf sich warten und regen an, dass wir ein Loch in den Lake Simcoe schlagen und uns im Eisfischen versuchen könnten. Selbstverständlich schüttle ich entschieden den Kopf und antworte, dass ich mich ganz bestimmt nicht in Lebensgefahr begeben werde. Stattdessen werfe ich Dixon ein Stöckchen zu und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen zum Seeufer – das macht Spass.
13.30 Uhr Nach zwei Kilometern entdecken wir plötzlich merkwürdige Spuren im Schnee. Während Dixon aus dem Schnüffeln gar nicht mehr herauskommt, versorgt uns Edelbert mit Fakten und erklärt, dass womöglich eine Wildschweinherde nach Futter Ausschau gehalten hat – wie unlöblich.

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Dixons Pfotenabdruck im Schnee

14.30 Uhr Wieder zurück im warmen Ferienhaus, machen wir es uns in der guten Stube gemütlich und trinken Kaffee. Dazu gibt es hausgemachte Muffins mit Blaubeeren – schmeckt gar nicht schlecht.
15.00 Uhr Während wir bei Kerzenschein zusammensitzen, lässt Edelbert die vergangenen zwölf Monate Revue passieren und erinnert an unsere Forschungsreise nach Puerto Rico. Ich seufze laut und stelle klar, dass das Hochlicht (unlöblich: Highlight) des Jahres jedoch unsere spannende Appalachian Trail Wanderung war. Edelbert gibt mir Recht und meint, dass auch unser Abstecher in den grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) sowie der Oktoberfestbesuch prima waren – wie wahr.

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Appalachian Trail: Clingman Dome

16.00 Uhr Nach dem dritten Muffin erhebe ich mich vom Kanapee und ziehe es vor, im Gästezimmer eine kleine Pause einzulegen. Maria wünscht mir angenehme Träume und sagt, dass sie jetzt mit Amanda die Silvesterfeier vorbereiten wird – das ist phantastisch.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, dass es in der Zwischenzeit dunkel geworden ist. Um am Abend eine gute Figur abzugeben, wechsle ich die Kleidung und hole ein sportliches Sakko sowie eine Krawatte aus dem Schrank. HEUREKA – an mir sollte sich die verlotterte Jugend ein Beispiel nehmen.
17.30 Uhr Kurze Zeit später bittet uns Maria zu Tisch und verwöhnt uns mit Schweinekoteletts mit Kartoffelbrei und Rosenkohl. Dazu gibt es kanadischen Wein von den Prince Edward Inseln sowie Beilagensalate. Natürlich greife ich augenblicklich zum Besteck und erfreue mich an stimmungsvollen Carpenters Klängen, die aus der neumodernen BOSE Musikanlage dröhnen – was kann es schöneres geben.

19.00 Uhr Nachdem wir die Teller geleert haben, meldet sich David (8) zu Wort und meint, dass wir nun eine Partie Monopoly spielen könnten – das ist eine hervorragende Idee.
21.00 Uhr Obwohl ich mit harten Bandagen kämpfe und in einem unbeobachteten Augenblick Geld aus der Kasse stibitze, muss ich mich nach zwei Stunden geschlagen geben. Ich werfe deprimiert meine Spielfigur um und küre James zum Sieger. Mein Neffe nippt genüsslich am Sektglas und meint, dass ihm beim Monopolyspielen keiner etwas vormachen kann.
21.30 Uhr Weil der Jahreswechsel auf sich warten lässt, schalten wir die Glotze ein und frönen auf CMT der lustigen “HOT 20” (löblich: Heiss 20) Schau. Unter anderem sehen wir die besten Musikvideos des Jahres sowie eine Kenny Chesney Konzertaufzeichnung. Nebenher koste ich die russischen Eier und spüle meinen trockenen Hals mit Luxusschaumwein aus dem Hause Veuve Clicquot durch – das schmeckt.
23.15 Uhr Kurz vor Mitternacht nehme ich David an die Hand und erkläre ihm, dass nun die Zeit gekommen ist, um das Feuerwerk vorzubereiten. Der Achtjährige macht grosse Augen und zögert nicht, Weinflaschen nach draussen zu tragen und sie mit Silvesterraketen zu bestücken – wie aufregend.

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00.00 Uhr Endlich ist es soweit. Ich schliesse meine Liebsten in die Arme und vergesse auch nicht, ihnen alles Gute für das neue Jahr zu wünschen. Danach stecken wir die Zündschnüre an und feuern massenhaft Raketen in den wolkenlosen Nachthimmel. Nebenbei stossen wir mit den Sektkelchen an und sind uns sicher, dass wir 2014 erneut viele Abenteuer erleben werden.
01.15 Uhr Ein prima Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich trinke einen letzten Schluck Whiskey und verspreche Maria, dass ich ihr morgen beim Abwaschen helfen werde. Als nächstes lotse ich Dixon ins Gästezimmer und falle völlig erschöpft ins Bett. Gute Nacht.