Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,
nach der spannenden Wanderung entlang des Appalachian Trails im amerikanischen Bundesstaat Vermont, haben wir uns entschlossen, ein Auto zu mieten und meine Verwandten am Lake Simcoe zu besuchen.
Nach einer fünfstündigen Autofahrt in einem luxuriösen TOYOTA RAV4 mit Lederausstattung trafen wir gestern Abend im Ferienhaus meiner Familie ein. Die Überraschung war gross und mein Bruder liess es sich nicht nehmen, zur Feier des Tages ein prima Barbecue (löblich: Grillfeier) zu veranstalten – wie aufregend.
Blick auf den Lake Simcoe
Den heutigen Tag habe ich gemeinsam mit Edelbert, Georg, Maria und Grossneffe David ruhig angehen lassen. Wir planschten ausgelassen im Lake Simcoe und unternahmen mit dem nagelneuem Motorboot meines Bruders eine lustige Ausfahrt auf den 730 km² grossen See. Ausserdem habe ich von David erfahren, dass der Eishockeyspieler und kanadische Volksheld Claude Lemieux just heute seinen 50. Geburtstag feiert. Obgleich der Sportler vor sechs Jahren seine Schlittschuhe an den Nagel gehängt hat, ist er hierzulande noch immer in aller Munde.
Ich bin in Kanada
Herr Lemieux erblickte am 16. Juli 1965 in Buckingham (Quebec) das Licht der Welt und spielte in seiner Juniorenzeit in unterklassigen Eishockeyvereinen. Mit 17 Jahren wechselte er in die höchste Spielklasse des Landes und konnte während seiner ersten Saison die Anhänger der “Trois-Rivières Draveurs” von sich überzeugen. Bis 2009 spielte er bei den grössten Vereinen der NHL und schaffte es als einer von nur acht Spielern in der Geschichte der amerikanischen Hockey Liga, den “Stanley Cup” mit drei verschiedenen Mannschaften zu gewinnen – das ist phantastisch.
08.00 Uhr Ich öffne die Augen und freue mich, endlich wieder im Rentnerparadies zu sein. Bei strahlendem Sonnenschein trete ich auf die Terrasse und atme tief durch. Danach tausche ich mich mit meinem Nachbarn aus und lasse Herrn Booth wissen, dass ich gestern Abend aus Kanada zurückgekehrt bin. Der hochdekorierte Vietnamveteran schenkt mir ein Lächeln und erkundigt sich, ob ich ein schönes Weihnachtsfest hatte. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass ich von meinen Verwandten reich beschenkt wurde.
Meine schöne Villa unter Palmen
08.30 Uhr Um nicht Wurzeln zu schlagen, verabschiede ich mich ins Haus und entspanne mich bei einem löblichen Wirbelbad. Unterdessen rufe ich beim Professor an und bringe heraus, dass Edelbert mit einem Schnupfen im Bett liegt. Mein Bekannter legt besonders schlechte Laune an den Tag und meint, dass er sich im hohen Norden verkühlt hat und heute keinen Schritt vor die Türe wagen wird. Ich seufze laut und antworte, dass ich den Vormittag nutzen werde, um mit Hund Dixon an den Strand zu krusen – was kann es schöneres geben.
09.30 Uhr Nach dem Badevergnügen brühe ich echten Bohnenkaffee auf und zögere nicht, das Frühstück im Freien einzunehmen. Zu meiner Freude kommt bald Frau Pontecorvo daher und möchte wissen, ob sie mir Gesellschaft leisten darf. Ich biete der Alten einen Stuhl an und nehme mir das Recht heraus, sie mit vitaminreichen Rühreiern zu verwöhnen. Bei dieser Gelegenheit lasse ich den Aufenthalt bei meinen Verwandten Revue passieren und verrate, dass sich mein Bruder spendabel gezeigt und mich nach New York eingeladen hat. Während meine Nachbarin grosse Augen macht, beisse ich kraftvoll in ein Honigbrot und erwähne, dass ich am 1. April ein Musical am Broadway und zwei Tage später ein Billy Joel Konzert sehen werde – das wird phantastisch.
10.30 Uhr Weil der Vierbeiner unruhig wird, trinke ich einen letzten Schluck Kaffee und lade Frau Pontecorvo ein, mich ans Meer zu begleiten. Die Dame lässt sich nicht zweimal bitten und folgt mir plappernd zum Chevrolet. Ich helfe dem Rüden auf die Ladefläche und mache es mir zur Aufgabe, das Auto vorsichtig aus der Garage zu steuern.
11.00 Uhr Wenig später erreichen wir den “Lowdermilk Park” und schlendern mit Dixon zum Strand. Ich sauge die salzige Luft tief in meine Lungen ein und unterbreite, dass ich das sonnige Wetter sehr vermisst habe.
Diese Idylle muss man erlebt haben
11.30 Uhr Nachdem ich meine Sonnenbrille aufgesetzt habe, lasse ich mich auf einer Bank nieder und berichte weiter von meinen Erlebnissen in Kanada. Auch meine Bekannte kommt auf das Weihnachtsfest zu sprechen und beteuert, dass sie eine schöne Zeit in Jacksonville hatte.
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 deutet, vertreten wir uns die Füsse und folgen dem Boardwalk (löblich: Strandweg) nach Süden. Schon bald passieren wir eine einladende Gaststätte und entschliessen uns, eine kleine Mahlzeit einzunehmen. Während ich mich für einen Cheeseburger mit Fries (löblich: Fritten) entscheide, wählt Frau Pontecorvo einen kleinen Salat mit Hühnerstreifen. Der beschürzte Kellner lässt nicht lange auf sich warten und fährt ausserdem einen Pitcher (löblich: Krug) Coors Light auf – wie schön.
12.30 Uhr Ich spüle meinen trockene Kehle mit kräftigen Schlucken durch und gebe zu Protokoll, dass ich am Wochenende das zweifelhafte Vergnügen haben werde, meine Mieterin im Sonnenscheinstaat zu begrüssen. Die Pontecorvo wird prompt hellhörig und schlägt vor, dass wir das Kind gemeinsam am Flughafen in Empfang nehmen könnten – wie unlöblich.
Hund Dixon jagt Möwen
13.15 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Schaumkaffees abgerundet haben, setzen wir unseren Spaziergang fort. Während Dixon Möwen jagt, schaue ich auf den Ozean und verweise auf Präsident Obamas Ankündigung, die politischen Beziehungen zum Inselstaat Kuba wieder aufzunehmen. Meine Begleiterin reibt sich die Hände und sagt, dass es schon immer ihr grosser Wunsch war, nach Havanna zu reisen. Ich schüttle jedoch den Kopf und bin mir sicher, dass das Wirtschaftsembargo sowie das Einreiseverbot für Amerikaner noch lange Bestand haben wird.
14.00 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu riskieren, laufen wir zum Auto zurück und treten die Heimreise in den Willoughby Drive an. Ich bringe meine Nachbarin sicher ins Wohngebiet zurück und kündige an, dass ich mich nun aufs Kanapee legen und etwas schlafen werde – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
14.30 Uhr Endlich kann ich die Beine ausstrecken und mich von den Strapazen des nervenaufreibenden Vormittages erholen. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum an den Lake Simcoe versetzt.
Am Lake Simcoe
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme spornstreichs am Schreibtisch platz, um Anfragen besorgter Heimseitenbesucher abzurufen. Unter anderem schreibt Herr Elmar P. aus Dresden, dass sein 15jähriger Sohn die Weihnachtsferien im Bett verbracht hat und es nicht einmal für nötig hielt, am heiligen Abend in die Kirche zu gehen. Selbstverständlich verfasse ich ein gepfefferten Antwortschreiben und erkläre dem alleinerziehenden Vater, dass die Jugend von heute zu nichts zu gebrauchen ist – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Nach getaner Arbeit genehmige ich mir ein kühles Bier und rufe erneut in Edelberts Stadtwohnung an. Mein Bekannter meldet sich hustend und sagt, dass er sich hundeelend fühlt. Ich spende dem schlauen Mann Trost und gebe ihm zu verstehen, dass die Erkältung morgen verflogen sein wird.
17.00 Uhr Im Anschluss bereite ich das Abendessen vor. Da ich keine grosse Lust habe, stundenlang am heissen Herd zu stehen, verfrachte ich eine Fertigpizza ins Rohr und nehme mit einem Tomatensalat Vorlieb – das schmeckt.
Ich lasse mir eine Pizza schmecken
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich rufe Hund Dixon in die gute Stube und schalte die Glotze ein, um mich über Elvis Presleys 80. Wiegenfest schlau zu machen. Ich seufze laut und komme zu dem Schluss, dass der beliebte Sänger viel zu früh von uns gegangen ist.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf SHOWTIME und schaue mir einige Folgen der preisgekrönten Serie “Shameless” an, die von Familie Gallagher aus Chicago erzählt. Ich amüsiere mich köstlich und erhalte per Einblendung die Auskunft, dass am kommenden Sonntag neue Episoden laufen werden – wie schön.
21.00 Uhr Nach 120minütiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Danach lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.
08.00 Uhr Der Reisewecker springt an und ich habe ein Lied des kanadischen Sängers Justin Bieber im Ohr. Angeekelt betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf und wundere mich, warum dieser Gammler hierzulande so beliebt ist.
08.30 Uhr Nach dem Frühsport eile ich badebemäntelt ins Parterre und freue mich, Georg, Maria und Edelbert in der Küche anzutreffen. Da mein Magen knurrt, setze ich mich dazu und lasse mir von meiner Schwägerin einen Becher Kaffee kredenzen. Nebenher halte ich mit meinen Tischnachbarn Kleingespräche (unlöblich: Small Talk) und erwähne, dass es mir am Lake Simcoe sehr gefallen hat. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und erinnert, dass wir Morgen leider Toronto Lebewohl sagen und nach Florida zurück fliegen müssen – wie schade.
Morgen fliegen wir nach Florida aus
09.00 Uhr Während ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken lasse, legt Georg die Tageszeitung weg und meint, dass wir nach Port Credit krusen und einen Spaziergang durch den bekannten “J.C. Saddington Park” unternehmen könnten. Obgleich es bitterkalt ist, nicke ich eifrig und verschwinde ruckzuck im Badezimmer.
10.00 Uhr Nachdem ich ein wärmendes Vollbad mit Schaum genossen habe, werfe ich mich in Schale und vergesse auch nicht, meine Wollmütze aufzusetzen – immerhin will ich mich nicht erkälten.
10.30 Uhr Wenig später helfe ich dem Vierbeiner auf die Ladefläche des GRAND CHEROKEE und erfahre von Maria, dass sie für den Abend eine kleine Abschiedsfeier geplant hat. Meine Schwägerin klopft mir auf die Schulter und kündigt an, dass selbstverständlich auch die Kinder eingeladen sind – das ist phantastisch.
10.45 Uhr Endlich kann die Reise losgehen. Während ich mir die Rückbank mit Edelbert teile, prescht Georg mit schlitternden Pneus gen Westen davon und kutschiert uns unter anderem an der “York University” vorbei. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und plappert davon, dass seine Baufirma vor einigen Jahren Häuser im benachbarten Northwood Park Luxuswohnviertel errichtet hat. Ich mache grosse Augen und lerne, dass hier sogar der Wegbereiter des Frisbeesports in Nordamerika, Herr Ken Westerfield, wohnt – das soll mir Recht sein.
Toronto ist eine Reise wert
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten erreichen wir unser Ziel und schlendern entspannt durch eine verschneite Parkanlage. Der Vierbeiner ist ganz aus dem Häuschen und rennt ziellos durch den hohen Schnee, um seine Duftmarken an sämtlichen Bäumen und Sträuchern zu hinterlassen – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.15 Uhr Im Anschluss kehren wir in ein gutbesuchtes Steak House (löblich: Schnitzelgasthaus) ein und setzen uns an einen einladenden Fenstertisch. Eine beschürzte Kellnerin lässt nicht lange auf sich warten und händigt uns die Speisekarten aus. Ich fackle nicht lange und bestelle ein New York Strip Steak (löblich: New York Streifenschnitzel) mit Knoblauchsauce und Kartoffeln.
Schnitzel (unlöblich: Steak) – schmeckt einfach prima
13.00 Uhr Ich geniesse die Spezialität in vollen Zügen und berichte, dass wir morgen gegen 17 Uhr nach Fort Myers fliegen werden. Edelbert stimmt zu und sagt, dass uns irgend jemand zum Flughafen bringen muss. Mein Bruder beruhigt uns und erklärt, dass es ihm eine Ehre sein wird, uns zum Lester B. Pearson Airport zu begleiten.
13.45 Uhr Nachdem wir das Essen mit Schaumkaffees abgerundet haben, laufen wir zum Auto zurück und treten die Heimreise in den Stadtbezirk York an. Währenddessen dreht mein Bruder am Lautstärkeregler des Radios und unterbreitet, dass er grossen Gefallen an der aus Chicago, IL stammenden Combo “Wilco” gefunden hat.
14.45 Uhr Zurück im weihnachtlich geschmückten Stadthaus, schlüpfe ich aus den Mondstiefeln (unlöblich: Moonboots) und falle in der Bibliothek aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und träume vom anstehenden Wiedersehen mit Frau Pontecorvo.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und mache es mir zur Aufgabe, Kleidung und meine Weihnachtspräsente in den Koffer zu verladen. Nebenher rede ich auf den Rüden ein und erkläre, dass uns am Dienstag ein nervenaufreibender Flug bevorsteht. Als der Rüde seine Schnauze unter einer Pfote versteckt, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen und verspreche dem Hund, dass er morgen Frau Pontecorvo und Herrn Booth wiedersehen wird.
16.15 Uhr Zu guter Letzt stecke ich den New York Reisegutschein in meinen Brustbeutel und rutsche auf dem Treppengeländer nach unten, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Maria serviert mir eine Tasse Kaffee und sagt, dass bald die Kinder zu Besuch kommen werden.
16.45 Uhr Kurze Zeit später klingelt es an der Haustüre und ich kann James, Amanda und David (9) in die Arme schliessen. Die jungen Leute legen beste Laune an den Tag und erzählen, dass sie nach dem Abendessen mit Freunden ins Lichtspielhaus gehen werden. Als ich auf den Buben deute, meldet sich James zu Wort und meint, dass sein Sohn die Nacht im Stadthaus seiner Grosseltern verbringen darf – wie schön.
17.30 Uhr Nachdem wir Martinis mit Oliven getrunken haben, nehmen wir am Esstisch Platz und führen uns eine feine Tomatensuppe zu Gemüte. David ist von der Vorspeise ganz und gar nicht angetan und sagt, dass er viel lieber im “In & Out Burger” Fritten und Hühnerklumpen essen würde – wie unlöblich.
18.00 Uhr Als Hauptgang fährt Maria Kalbsschnitzel auf und bittet mich, meinen Aufenthalt in Kanada Revue passieren zu lassen. Natürlich komme ich auf das Weihnachtsfest zu sprechen und gebe zu Protokoll, dass ich es kaum noch erwarten kann, bald nach New York zu reisen. Georg reibt sich die Hände und informiert, dass es ein Vergnügen wird, am 1. April das Musical “The Book of Mormon” im “Eugene O’Neill Theatre” und am 3. April ein Billy Joel Konzert im “Madison Square Garden” zu sehen – wie schön.
19.00 Uhr Wir verbringen einen schönen Abend und vereinbaren, dass unser Wiedersehen nicht lange auf sich warten lassen darf. Maria gibt mir Recht und sagt, dass sie mit ihrem Ehemann eventuell im Februar nach Florida reisen wird, um unbeschwerte Tage unter Palmen zu verbringen – das ist die beste Nachricht des Tages.
20.00 Uhr Nachdem sich die Kinder ins Lichtspielhaus verabschiedet haben, machen wir es uns im Wohnzimmer bequem und schauen Fern. Weil die Sender nichts spannendes bieten, schieben wir eine DVD ins Abspielgerät und vertreiben uns die Zeit mit dem Western “Thunder”, der von einem Indianer erzählt, der sich gegen einen weissen Grundstücksbesitzer zur Wehr setzt – da kommt Spannung auf.
21.30 Uhr Nach neunzig Minuten reiche ich die Fernbedienung an Georg weiter und helfe Maria, David ins Bett zu stecken. Ich wünsche dem Buben angenehme Träume und gebe das Versprechen ab, dass wir morgen gemeinsam frühstücken werden. Danach begleite ich Hund Dixon in den Garten und lege mich ebenfalls schlafen. Gute Nacht.
gestern Nachmittag musste ich das Haus putzen und die Silvesterraketen im Garten aufsammeln.
Als ich im Treppenhaus war, fiel mir an der Wand ein Wasserfleck ins Auge. Anscheinend dringt von der Terrasse Feuchtigkeit ins Mauerwerk ein. Natürlich habe ich sofort in Kanada angerufen und Reinhard über den Schaden informiert.
Die Villa im Waldweg 11
Mein Vermieter war sehr besorgt und hat mich beauftragt, gleich Morgen Früh Herrn Darius zu verständigen. Er denkt, dass wir im kommenden Frühjahr die Überdachung abbauen, die Bodenfliesen entfernen und die Terrasse von Grund auf sanieren sollten. Der Rentner hat sich im Internet schlau gemacht und erfahren, dass die bayerische Landesregierung ein Programm zur Modernisierung von Miet- und Genossenschaftswohnungen ins Leben gerufen hat. Da wir die Terrasse abdichten und einen Wärmeschutz anbringen müssen, könnte wir aus diesem Fond sogar einen Zuschuss erhalten.
Naja, aber das alles ist Zukunftsmusik.
Ich freue mich jetzt erst einmal auf meinen bevorstehenden Floridaurlaub. Wie ihr ja wisst, werde ich am 10. Januar nach Naples düsen und mir für eine Woche die Sonne auf den Kopf scheinen lassen. Reinhard wird sich übrigens in zwei Tagen von seiner Familie verabschieden und in den Sunshine State zurück fliegen 🙂
Jetzt werde ich mich vor die Glotze knallen und mir den Mysterythriller “The Pact” anschauen. Ich wünsche euch allen eine tolle und schneefreie Woche !!!
Sandra
08.00 Uhr Der kleine David zerrt an der Bettdecke und plappert davon, dass gerade ein Elch um das Ferienhaus geschlichen ist. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und hüpfe prompt aus dem Bett, um mir selbst ein Bild zu machen. Beeindruckt schaue ich aus dem Fenster und werde Zeuge, wie eine grosse Elchkuh im Wald verschwindet – das ist ja allerhand.
08.30 Uhr Im Anschluss laufe ich badebemäntelt in die gute Stube und lasse Georg wissen, dass der Elch womöglich Verstärkung holen und das Ferienhaus angreifen wird. Mein Bruder klopft sich lachend auf die Schenkel und entgegnet, dass Elche friedliche Tiere sind. Ich gebe mich skeptisch und verschwinde spornstreichs im Bad.
Ich traue Elche nicht über den Weg
09.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich das Badevergnügen und leiste meinen Verwandten bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Während ich lustige Pfannkuchen mit Ahornsirup verzehre, tratsche ich angeregt mit den Anwesenden und erfahre, dass wir morgen meinen Geburtstag am Lake Simcoe feiern und erst Tags darauf nach Toronto zurückfahren werden. Ich reibe mir die Hände und lote aus, ob ich mit Geschenken rechnen kann. Georg schüttelt den Kopf und meint, dass ich an Weihnachten genügend Präsente erhalten habe – wie schade.
10.30 Uhr Wir beenden das Frühstück und entschliessen uns, einen Spaziergang zu unternehmen. Während die Frauen zu Hause bleiben, schlüpfe ich in die gefütterte Winterjacke und folge James, Georg, Edelbert und David an die frische Luft. Wir folgen bei eisigen Temperaturen einem Trampelpfad und haben das Vergnügen, nicht nur Schwäne, sondern auch schnatternde Stockenten zu sehen, die am Ufer nach Essbarem Ausschau halten. Der Professor knipst Photos am laufendem Band und informiert, dass der Lake Simcoe von den ersten Siedlern im 17. Jahrhundert “Wyandot Ouentironk” genannt wurde. Der schlaue Mann ist bestens unterrichtet und setzt uns darüber in Kenntnis, dass dieser Begriff von den indianischen Ureinwohnern stammt und “schönes Gewässer” bedeutet – das soll mir auch Recht sein.
Lake Simcoe
11.15 Uhr Nach einem beschwerlichen Marsch passieren wir plötzlich eine Blockhütte und Georg weiss zu berichten, dass dieses Anwesen im letzten Sommer von einem aus Toronto stammenden Geschäftsmann gebaut wurde. Mein Bruder deutet auf das Haus und fährt fort, dass Herr Emlick (56) ein hochrangiger Menetscher bei “Barrick Gold” ist. Als ich genauer nachfrage, rückt der gute Mann mit der ganzen Wahrheit heraus und verrät, dass besagtes Unternehmen einer der weltgrössten Goldproduzenten ist – wie aufregend.
12.00 Uhr Während David (9) Tannenzapfen auf das Eis schleudert, wende ich mich James zu und bringe in Erfahrung, dass er ab Montag wieder im Studio arbeiten und am neuen Northstar Album feilen wird. Ich lobe den jungen Mann über den Schellenkönig und bin mir sicher, dass die Scheibe in der Hitparade landen wird. Mein Neffe nimmt mir prompt den Wind aus den Segeln und meint, dass er froh sein kann, wenn 10.000 Exemplare veräussert werden.
12.45 Uhr Wir finden das Ferienhaus verlassen vor und lesen auf einer handschriftlich verfassten Notiz, dass Maria und Amanda nach Gilford gefahren sind. Laut seufzend bedienen wir uns selbst aus dem Kühlschrank und stärken uns mit vitaminreichen Wurstbroten. Dazu gibt es süffiges Labatt Blau Bier – das tut gut.
Wurstbrote – schmeckt gar nicht schlecht
13.30 Uhr Nach der Brotzeit scheuche ich Dixon ins Gästezimmer und nehme mir das Recht heraus, eine kleine Pause einzulegen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner kleinen Villa in Florida.
14.30 Uhr Leider werde ich bald aus dem schönen Traum gerissen. Mein Grossneffe springt ausgelassen ins Bett und verkündet, dass soeben seine Mutter zurückgekommen ist und Zimtschnecken mitgebracht hat. Ich komme sofort in die Gänge und mache es mir am Esstisch bequem. Meine Schwägerin überreicht mir süsses Backwerk und unterbreitet, dass sogenannte “Cinnamon Rolls” in Kanada sehr beliebt sind – das soll mir auch Recht sein.
15.00 Uhr Wenig später fängt es zu schneien an und wir kommen zu dem Schluss, dass es nicht angebracht ist, erneut einen Spaziergang zu unternehmen. Stattdessen breitet Amanda ein Monopolyspielbrett auf dem Tisch aus und fordert mich auf, eine Partie zu wagen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ziehe es vor, das Bill Bryson Buch “Summer 1927” aufzuschlagen und mich über Calvin Coolidges Präsidentschaft schlau zu machen.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen Armbanduhr auf 4 deutet, verabschieden sich Edelbert und Georg in die Sauna. Unterdessen lege ich das Buch beiseite und versuche mein Glück beim Monopolyspielen. Leider stelle ich fest, dass David mit allen Wassern gewaschen ist und nicht davor zurückschreckt, ein Hotel auf dem Boardwalk zu bauen – das ist ja allerhand.
16.45 Uhr Nachdem ich einen Grossteil meiner Geldscheine verloren habe, werfe ich die Spielfiguren um und erkundige mich, wann wir mit dem Abendessen rechnen können. Maria fackelt nicht lange und entgegnet, dass sie sich jetzt in der Küche nützlich machen und Saiblinge herausbraten wird – das ist phantastisch.
17.30 Uhr Endlich ruft uns die gute Frau zu Tisch und serviert Butterkartoffeln mit gebratenem Fischfilet. Ich beisse kraftvoll zu und vernehme, dass wir uns den heutigen Abend mit einem Spielfilm vertreiben werden. Weil ich keine Lust habe, einen Kinderfilm zu sehen, verweise ich auf die reichhaltige DVD Sammlung und schlage vor, dass wir uns dem Alfred Hitchcock Krimi “Topas” hingeben könnten.
18.30 Uhr Bevor der Fernsehabend beginnt, helfe ich den lieben Menschen beim Abwasch. Danach verschaffe ich dem Vierbeiner etwas Auslauf und stelle mit grosser Sorge fest, dass seit dem Nachmittag 15 Zentimeter Neuschnee gefallen ist – wie unlöblich.
19.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und mache es mir mit einem Glas Glühwein vor der Leinwand bequem. Georg verfrachtet die Filmscheibe in den Projektor und belehrt, dass “Topas” aus dem Jahre 1969 stammt und Hitchcocks drittletzte Regiearbeit war. Ich lehne mich zufrieden zurück und tauche in eine verzwickte Spionagegeschichte ein, die kurz vor der Kubakrise spielt – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung flimmert der Abspann über die Leinwand. Ich strecke mich ausgiebig und gebe zu Protokoll, dass ich nun zu Bett gehen werde. Edelbert folgt meinem Beispiel und kann es kaum noch erwarten, morgen ein Stück Geburtstagstorte zum Frühstück zu essen – wie schön.
21.30 Uhr Nachdem ich noch etwas gelesen habe, lösche ich das Licht und schlafe bald ein. Gute Nacht.