26. Juli 2015 – Sandra auf dem Sinnflut Festival

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Hallo Leute,

heute Abend um 20.00 Uhr steht das Spider Murphy Gang Konzert in der Erdinger Eishalle an.
Die Musiker um Leadsänger Günther Sigl und Gitarrist Barny Murphy laden zu einem Akustikabend ein, der unter dem Motto “Skandal auf dem Sinnflut Festival” steht.

Um textsicher zu sein, habe ich mir heute die Best-Of Doppel CD der Band mit dem Titel “30 Jahre Rock ‘n’ Roll” auf Amazon.de heruntergeladen. Auf der Scheibe findet man alle Singles der Spider Murphy Gang. Darunter auch die Hits “Schickeria”, “Sommer in der Stadt”, “FFB”, “Pfüati Gott, Elisabeth” und natürlich auch “Wir San a Bayerische Band”.


Spider Murphy Gang – 30 Jahre Rock’n’Roll

Mein Lieblingslied der Spiders ist übrigens “Mädchen drüben”, ein Song, der vom ehemaligen Drummer Franz Trojan 1983 geschrieben und ein Jahr später auf der Scheibe “Scharf wia Peperoni” veröffentlicht wurde. Damals spielte die Band in den grössten Stadien der Republik und tourten auch durch die DDR. Aber mit dem Ende der “Neuen Deutschen Welle” wurde es leider auch um die Spider Murphy Gang etwas ruhiger … nur noch in Bayern kann die Band auf eine gefestigte Fanbase zurückgreifen. Zum Beispiel traten die Spiders 2012 vor 55.000 Zuschauer im Münchner Olympiastadion auf.

https://www.youtube.com/watch?v=FiVYX0XCZK0

Mit Reinhard habe ich heute auch schon gesprochen.
Der Rentner ist seit gestern Abend zurück in Florida. In den kommenden Tagen wird er etwas abchillen und sich von seiner anstrengenden Appalachian Trail Wanderung und dem Kurzurlaub am Lake Simcoe erholen

Okidoki, ich wünsche euch einen tollen Sonntag.
Eure Sandra.

24. Juli 2015 – Der vorletzte Tag …

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08.00 Uhr Der vorletzte Tag am Lake Simcoe beginnt und ich hüpfe ausgelassen aus dem Bett, um mit Hund Dixon die Morgengymnastik an der frischen Luft zu absolvieren. Währenddessen erzähle ich dem Vierbeiner, dass wir morgen nach Toronto fahren und am frühen Nachmittag einen Stahlvogel besteigen werden.

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Morgen fliegen wir von Toronto nach Naples, FL

08.30 Uhr Just als ich den Frühsport beende und mich schnaufend am Terrassentisch niederlasse, kommt Maria daher und sagt, dass Georg, Edelbert und David vor einer Stunde in See gestochen sind. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich grossen Hunger habe. Meine Schwägerin deutet zum Wasser und meint, dass wir das Frühstück erst gegen halb Elf einnehmen werden – das hat gerade noch gefehlt.
09.00 Uhr Missmutig verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Vollbad mit Schaum. Nebenher tippe ich Frau Pontecorvos Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und nehme mir das Recht heraus, mit meiner Nachbarin zu tratschen. Die Perle legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass sie es kaum noch erwarten kann, mich endlich Wiederzusehen.

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Meine praktische Schwarzbeere

10.00 Uhr Nach dem Badespass werfe ich mich in Schale und frage Maria, wann Georg zurück sein wird. Meine Schwägerin drückt mir einen Becher Kaffee in die Hand und animiert mich, einen Spaziergang mit Dixon zu unternehmen – das ist gar keine schlechte Idee.
10.15 Uhr Mit knurrendem Magen vertrete ich mir die Beine und sauge die angenehm kühle Luft tief in meine Lungen ein. Ausserdem werfe ich dem Vierbeiner Stöckchen zu und denke daran, wie schön es doch werden wird, Morgen Abend endlich zurück im Rentnerparadies Florida zu sein.
11.00 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Wanderung entlang des westlichen Seeufers, kehre ich ins Ferienhaus zurück und werde Zeuge, wie Georg das Motorboot am Steg festbindet. Ich begrüsse meinen Bruder und erfahre, dass er mit Prof. Kuhn und David einen Ausflug zur sogenannten Schlangeninsel (unlöblich: Snake Island) unternommen hat. Georg kann sich ein Lachen nicht verkneifen und informiert, dass das Eiland nach dem Chippewas Indianer Joseph Snake benannt wurde und heutzutage ein Paradies für Angler ist – wie schön.
11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit mache ich es mir am Terrassentisch bequem und lasse mir das verspätete Frühstück schmecken. Unterdessen kommt Georg auf unsere Schwestern zu sprechen und erkundigt sich, ob ich regelmässig in der alten Heimat anrufe. Ich nicke eifrig und antworte, dass ich jeden Sonntag mit Hildegard und Elsbeth telefoniere. Mein Bruder reibt sich die Hände und kündigt an, dass er im kommenden Jahr den Sprung über den grossen Teich wagen wird, um den Beiden einen Besuch abzustatten – wie aufregend.

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Ich schaue auf den Lake Simcoe

12.30 Uhr Nach der reichhaltigen Jause setze ich mich an den Bootssteg und bade meine Füsse im kühlen Wasser des Lake Simcoe. Ferner schaue ich wehmütig auf den See und komme zu dem Schluss, dass ich die kommende Woche etwas ruhiger gestalten werde – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
13.15 Uhr Wenig später gesellt sich Edelbert zu mir und stopft “Brigadier Black” Tabak in seine Pfeife. Als der schlaue Mann lustige Rauchringe fabriziert, verweise ich auf unsere Heimreise und gebe zu Protokoll, dass uns Frau Pontecorvo am Flughafen erwarten wird. Der Professor schnalzt mit der Zunge und sagt, dass ihm das Motorbootfahren grossen Spass bereitet. Darüber hinaus erfahre ich, dass mein Bekannter mit dem Gedanken spielt, sich in Florida eine kleine Jolle zuzulegen – wie unlöblich.
14.00 Uhr Während David mit Hund Dixon am Ufer spielt, ziehe ich mich in die klimatisierte Stube zurück und genehmige mir eine Pause auf dem Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken schlummere ich ein und sehe mich im Traum auf die verstaubten Pfade des Appalachian Trails in Vermont versetzt.

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Ich träume von den Grünen Bergen

15.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und mache es mir zur Aufgabe, meine Habseligkeiten in den Rucksack zu verfrachten. Bei dieser Gelegenheit fällt mir eine Werbebroschüre des “Swiss Inn” Hotels in Londonderry, VT in die Hände und ich rufe mir den schönen Aufenthalt in der besagten Pension noch einmal ins Gedächtnis.
15.45 Uhr Zu guter Letzt stecke ich meine Wanderschuhe in den Ranzen und kehre zu meinen Liebsten auf die Terrasse zurück. Weil meine Kehle staubtrocken ist, genehmige ich mir ein Labatt Bier und frage Maria, ob am Abend eine feuchtfröhliche Abschiedsfeier ansteht. Meine Schwägerin schenkt mir ein Lächeln und beteuert, dass sie zur Feier des Tages eine Kartoffelsuppe auftischen wird – das hört man gerne.
16.45 Uhr Als Maria pfeifend in der Küche verschwindet, wende ich mich dem kleinen David zu und vernehme, dass der Bube noch eine Woche am Lake Simcoe bleiben wird. Der Dreikäsehoch strahlt über das ganze Gesicht und sagt, dass am Montag sein Freund Jayden zu Besuch kommen wird – das ist prima.
17.30 Uhr Endlich ruft uns Maria zu Tisch und füllt die tiefen Teller mit einer köstlichen Brühe auf. Ich greife zungeschnalzend zum Löffel und stelle fest, dass die Suppe hervorragend mundet. David nölt jedoch ohne Unterlass und sagt, dass er lieber Hühnerklumpen (unlöblich: Chicken Wings) essen würde – papperlapapp.
18.30 Uhr Während wir den lauen Sommerabend auf der Terrasse ausklingen lassen, schmieden wir Pläne für unser nächstes Wiedersehen. Georg verweist auf das Weihnachtsfest und schlägt vor, dass es eine Gaudi wäre, das wichtigste Familienfest des Jahres in Florida zu erleben. David wird sogleich hellhörig und möchte wissen, ob “Santa Claus” die Geschenke auch an den Strand liefern wird. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und versichern dem Buben, dass die Weihnachtselfen selbstverständlich auch nach Florida kommen werden.

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Frohe Weihnachten in Florida

19.30 Uhr Da wir morgen zeitig aufstehen müssen, beenden wir das Essen und schauen noch etwas fern. Unter anderem frönen wir den Nachrichten und lernen, dass in Westkanada verheerende Waldbrände ausgebrochen sind.
21.00 Uhr Nachdem wir auf “SpikeTV” die erste Episode der langweiligen Pharaonenserie “Tut” angeschaut haben, lege ich die Fernbedienung beiseite und ziehe mich ins Gästezimmer zurück. Edelbert folgt meinem Beispiel und macht mich darauf aufmerksam, dass wir morgen um 7 Uhr aufstehen müssen. Ich stimme eifrig nickend zu und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

23. Juli 2015 – Ausflug nach Barrie

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08.00 Uhr Ich werde durch ein leises Klopfen geweckt und bemerke, wie David ins Gästezimmer huscht und die Hundeleine stibitzt. Natürlich stelle ich den Dreikäsehoch zur Rede und erfahre, dass sein Grossvater einen Spaziergang mit Hund Dixon unternehmen möchte. Ferner erinnert der Kleine an unseren Ausflug nach Barrie und sagt, dass wir nach dem Frühstück losfahren werden – wie aufregend.
08.45 Uhr Nachdem ich mich abgeduscht und in Schale geworfen habe, werde ich in der Küche vorstellig und bemerke, dass mein Bruder und David immer noch nicht zurück sind. Maria beruhigt mich redlichst und zögert nicht, mir eine Tasse Bohnenkaffee vorzusetzen. Unterdessen gesellt sich auch Prof. Kuhn zu uns und berichtet, dass in den frühen Morgenstunden ein Pelztier um das Ferienhaus geschlichen ist. Maria steht uns Rede und Antwort und unterbreitet, dass während der Nacht viele Biber unterwegs sind, um Nahrung zu suchen.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten stösst mein Bruder lachend die Haustüre auf und erzählt, dass der Vierbeiner im Lake Simcoe gebadet hat. David schlägt in die gleiche Kerbe und nimmt am Esstisch Platz, um kraftvoll in ein Nutellabrot zu beissen. Ich schlage mir ebenfalls die Wampe voll und gebe zu Protokoll, dass ich in Barrie unbedingt Zahnseide kaufen muss.

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Hurra – wir krusen nach Barrie

10.00 Uhr Nach dem Frühstück helfe ich meiner Schwägerin beim Abwasch und vergesse auch nicht, etliche Dollarscheine in meine GOLDEN HEAD Geldbörse wandern zu lassen. Ausserdem spreche ich Georg an und frage nach, ob die Verkäufer in der “Georgian Mall” auch amerikanische Währung akzeptieren. Mein Bruder winkt demonstrativ ab und behauptet, dass ich in Ontario überall mit Dollars bezahlen kann – wie schön.
10.45 Uhr Wenig später werfen wir die Pforte ins Schloss und vereinbaren, dass wir in zwei Autos nach Barrie krusen sollten. Ruckzuck helfe ich Dixon auf die Ladefläche des japanischen Mietwagens und lade Georg zu einem Wettrennen ein. Mein Bruder lacht nur und meint, dass der TOYOTA keine Schanze gegen seinen PS-strotzenden JEEP hat.
11.15 Uhr Während der kurzweiligen Ausfahrt entlang der Autobahn 400 lauschen wir dem Qualitätsprogramm des lokalen Landmusiksenders “KX96 NEW COUNTRY” und haben das Vergnügen, ein schönes Lied des kanadischen Sängers Aaron Lines zu hören – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.45 Uhr Nach 40 Kilometern kommen wir auf dem Kundenparkplatz der weitläufigen “Georgian Mall” zum Halten. Ich hüpfe elegant aus dem TOYOTA RAV4 und mache es mir zur Aufgabe, Hund Dixon an die Leine zu nehmen. Danach folge ich meinen Begleitern ins Einkaufszentrum und erfahre beim Blick auf eine Übersichtstafel, dass in der Mall weit über 200 Fachgeschäfte zu finden sind. Als erstes laufen wir plaudernd in eine Starbucks Filiale und gönnen uns frisch aufgebrühte Bohnengetränke “TO GO” (löblich: Zum Mitnehmen).
12.30 Uhr Anschliessend scheucht uns Maria in das “SEARS” Gemischtwarenkaufhaus und hält nach einer Möbelpolitur Ausschau. Als ich genauer nachfrage, beteuert die Dame, dass sie morgen den Wohnzimmertisch auf Hochglanz bringen wird. Ich rolle gelangweilt mit den Augen und folge der Frau durch die breiten Gänge.
13.00 Uhr Mit knurrenden Mägen verlassen wir den Saftladen und schlendern an den einladenden Geschäften vorbei. Edelbert hält plötzlich inne und deutet auf ein Tabakgeschäft. Bevor ich Einspruch einlegen kann, lotst mich der Professor in den Laden und erwirbt eine Tüte “Brigadier Black” Pfeifentabak – wo soll das noch hinführen.

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Bitte nicht rauchen

13.45 Uhr Nachdem wir uns in einem Damenschuhgeschäft die Beine in den Bauch stehen und ein menschenüberlaufendes Schokoladengeschäft besuchen mussten, rennen wir in ein “Taco Bell” Schnellessgasthaus. Ich lasse mich erschöpft an einem Tisch nieder und beauftrage Maria, an der Essensausgabe Double Decker Tacos (löblich: Doppeldecker Taco), Chili Cheese Fries (löblich: Käsekartoffelstäbe mit Chili) sowie einen grossen Becher Diät Cola zu bestellen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
14.00 Uhr Endlich wird das wohlverdiente Mittagessen serviert. Ich mache mich spornstreichs über die Köstlichkeiten her und lasse Dixon die Tacos probieren. Bei dieser Gelegenheit plaudere ich mit meinem Grossneffen und bringe heraus, dass er eine Leseratte ist und gerne ein neues Buch kaufen würde. Weil Lesen bekanntlich die Dummheit gefährdet, nicke ich eifrig und erkläre den anderen, dass wir als nächstes eine Buchhandlung aufsuchen werden.


Ein Buch für David

14.45 Uhr Zum Abschluss unseres Ausflugs finden wir uns in “Coles Bookstore” wieder und nehmen die feilgebotenen Jugendbücher in Augenschein. David klatscht freudig in seine Hände und bittet mich, 12 kanadische Dollars in den Abenteuerroman “Percy Jackson: The Lightning Tief” zu investieren – wie schön.
15.30 Uhr Tütenbepackt kehren wir zu den Autos zurück und treten die Heimfahrt an. Ich beschleunige den SUV auf schwindelerregende 35 Meilen und folge Georgs schwarzem JEEP durch den dichten Nachmittagsverkehr.
16.30 Uhr In Gilford Beach angekommen, parke ich den Toyota neben der Scheune und laufe schnurstracks ins Haupthaus, um mich schnaufend aufs Kanapee fallen zu lassen. Während David in seinem Buch schmökert, schliesse ich die Augen und döse bald ein.
17.30 Uhr Nach einer Stunde weckt mich Edelbert und vertellt, dass Maria gleich das Abendessen auftischen wird. Ich lecke mir die Lippen und setze mich zu den Leuten an den Terrassentisch. Meine Schwägerin lässt nicht lange auf sich warten und serviert Langnudeln mit Tomatensauce. Dazu gibt es eiskaltes Labatt Blau Bier – das tut gut.

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Ein kühles Bier – das tut gut

18.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingeräumt habe, kehre ich ins Wohnzimmer zurück und nehme die reichhaltige Film- und Seriensammlung meines Bruders in Augenschein. Zu meiner Freude entdecke ich eine DVD Schachtel mit sämtlichen Folgen der unterhaltsamen bayerischen Serie “Irgendwie und Sowieso”. Um mir nicht schon wieder einen langweiligen amerikanischen Hollywoodschinken anschauen zu müssen, verfrachte ich einen Silbering ins Abspielgerät und schenke mir ein weiteres Bier ein.

19.00 Uhr Als sich alle in der guten Stube versammelt haben, betätige ich den “PLAY” (löblich: Spiel) Knopf auf der Fernbedienung und freue mich, ins Leben der oberbayerischen Bauernbuben Sir Quickly, Effendi und Sepp eintauchen zu können. Ich lehne mich seufzend zurück und komme zu dem Schluss, dass die Welt in den späten 1960er Jahren noch in Ordnung war. Georg gibt mir Recht und erinnert, dass ich damals mit der übergewichtigen Franziska Berghammer liiert war – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung streiche ich die Segel und verabschiede mich ins Badezimmer, um mich kalt abzuduschen. Im Anschluss wünsche ich den anderen angenehme Träume und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

21. Juli 2015 – Spider Murphy Gang in Kanada

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08.30 Uhr Ich werde durch das Schellen der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) geweckt. Zu meiner Freude meldet sich meine Nachbarin und erzählt, dass ihr Jacksonville Aufenthalt heute zu Ende geht. Frau Pontecorvo versorgt mich mit Fakten und sagt, dass sie ihre Reisetasche gepackt hat und bald nach Naples zurück fahren wird. Ich nicke zustimmend und erkläre der Alten, dass wir uns am Samstag wiedersehen werden. Die Dame ist begeistert und verspricht, dass sie mich selbstverständlich am Flughafen abholen wird – das ist phantastisch.

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Die Schwarzbeere schellt

09.00 Uhr Nachdem ich Hund Dixon gestreichelt habe, eile ich an die frische Luft und treffe meine Verwandten sowie Edelbert beim Frühstück an. Der Professor giesst brühfrischen Bohnentrunk in die Tassen und meint, dass ich mich gerne dazusetzen kann. Ich komme der Bitte nach und berichte, dass ich soeben mit Frau Pontecorvo telefoniert habe. Mein Bruder wird sogleich hellhörig und erkundigt sich, wann ich der Dame einen Heiratsantrag machen werde. Ich zeige Georg augenblicklich den Vogel und entgegne, dass ich ein glücklicher alleinstehender Herr bin und ganz bestimmt nicht in den Hafen der Ehe einlaufen werde – wo kämen wir denn da hin.
09.45 Uhr Just als ich Davids Glas mit O-Saft auffülle, bimmelt das Schnurlostelefon erneut. Diesmal meldet sich Mieterin Sandra und kündigt an, dass sie am kommenden Wochenende auf einem alternativen Musikfest abrocken wird. Das Kind freut sich und sagt, dass sie am Sonntag eventuell ein Konzert der aus München stammenden Combo “Spider Murphy Gang” in Erding besuchen wird. Ich beisse kraftvoll in einen saftige Pfirsich und lasse das Kind wissen, dass die Felsenbande in den frühen 1980er Jahren etliche Schläge (unlöblich: Hits) wie “Skandal im Sperrbezirk” oder “Wo bist du?” feiern konnten – das waren noch bessere Zeiten.
10.15 Uhr Nachdem wir das Frühstück beendet haben, klappe ich Edelberts neumodernes Netbook (löblich: Netzbuch) auf und recherchiere im Internetz. Auf Wikipedia werde ich auf eine lesenswerte Abhandlung über die “Spider Murphy Gang” aufmerksam und lerne, dass die Musiker seit 13 Jahren kein Studioalbum mehr herausgebracht haben. Trotzdem scheinen die Burschen rund um Gitarrist Barny Murphy noch immer sehr beliebt zu sein.


Spider Murphy Gang – Grössten Schläge

11.00 Uhr Just als ich auf die Spider Murphy Gang Heimseite segle, kommt Edelbert daher und animiert mich, ein “Best of” (löblich: Das beste von) Album der Bande herunterzuladen. Spornstreichs öffne ich ein neues Fenster und mache es mir zur Aufgabe, für wenig Geld eine imposante Hitsammlung auf die Festplatte zu laden. Unterdessen lüftet Edelbert sein Käppi und informiert, dass er nun mit Georg auf den See hinausfahren wird. Ich blicke kurz auf und frage nach, wo David und Maria abgeblieben sind. Der schlaue Mann deutet zum Lake Simcoe und beteuert, dass die beiden im See planschen – das soll mir auch Recht sein.
11.30 Uhr Nachdem ich die Lieder auf eine Kompaktscheibe gebrannt habe, verfrachte ich den Silberling in die Musikanlage und beschalle das Ferienhaus mit handgemachter Musik. Danach schenke ich mir ein kühles Labatt Bier ein und setze mich auf die Veranda, um in Erinnerungen zu schwelgen. Als “Skandal im Sperrbezirk” aus den Lautsprechern dröhnt, seufze ich laut und kläre den Vierbeiner darüber auf, dass dieses Lied Anno 1981 sämtliche Rekorde brach und in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Platz 1 der Hitparaden stand.

12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, gesellt sich David an meine Seite und fordert mich auf, ins Wasser zu kommen. Weil eine Abkühlung nicht schaden kann, laufe ich schnurstracks ins Gästezimmer und ziehe eine modische ADIDAS Badehose an. Im Anschluss stürze ich mich in die kühlen Fluten und übe mich im Rückenschwimmen – da kommt besonders grosse Freude auf.
13.00 Uhr Redlichst erfrischt kehre ich auf die Veranda zurück und greife zum Handtuch. Währenddessen lässt Maria in der Küche die Hüften schwingen und sagt, dass sie nun eine kleine Brotzeit vorbereiten wird – wie schön.
13.30 Uhr Wenig später bekomme ich ein reich belegtes Sandwich (löblich: belegtes Brot) vorgesetzt. Ich führe mir die Brotzeit zu Gemüte und habe das Vergnügen, die lustige Komposition “Mit’n Frosch im Hois und Schwammerl in de Knia” zu hören. Meine Schwägerin pocht im Takt der Musik auf die Tischplatte und schlägt vor, dass wir am Mittwoch nach Barrie fahren und in der “Georgian Mall” abschoppen könnten – das ist gar keine schlechte Idee.

14.00 Uhr Völlig erschöpft wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und ziehe es vor, mich im Wohnzimmer zur Ruhe zu betten. Schon bald döse ich ein und träume von unbeschwerten Stunden auf dem Appalachian Trail.
15.00 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe bald durch Edelberts und Georgs Geplapper gestört. Die beiden Männer präsentieren zwei Goldbarsche und stellen klar, dass diese Fischart in Kanada “Perch” genannt wird. Ich mache grosse Augen und mutmasse, dass der Fang mindestens 8 Pfund auf die Waage bringt.
15.30 Uhr Mein Bruder zückt sein scharfes Taschenmesser und sagt, dass er die Fische ausnehmen wird. Ich folge dem guten Mann zum Steg und werde Zeuge, wie Georg zuerst die Köpfe entfernt. Danach wischt er die Klinge an einem nassen Tuch ab und zögert nicht, die Innereien herauszuschneiden und die Haut vom Fisch abzuziehen.

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Das gibt ein Festessen

16.00 Uhr Nachdem wir die Flossenträger fachmännisch filetiert und die Reste in den See geworfen haben, kehren wir ins Ferienhaus zurück. Ruckzuck verfrachten wir den Fang in den Kühlschrank und treffen Vorbereitungen für den Grillabend. Während Edelbert meiner Schwägerin beim Kartoffelkochen hilft, nehme ich David an meine Seite und zeige ihm, wie man eine schmackhafte Salatsauce zubereitet. Ich gebe etwas Dijon Senf in ein Glas und rühre die scharfe Gewürzpaste mit Olivenöl und einem Schuss echtem Balsamico auf.
17.00 Uhr Nach getaner Arbeit schütten wir Holzkohle in den Grill und entfachen ein Feuer. Nebenbei frönen wir der stimmungsvollen Spider Murphy Gang Scheibe und kommen überein, dass diese Musik prima ist. Georg ist ebenfalls angetan und wirft die Fischfilets gekonnt auf den zischenden Rost – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Endlich können wir uns an den Esstisch setzen und das Abendessen in vollen Zügen geniessen. Bei dieser Gelegenheit kommt Maria auf den Mittwoch zu sprechen und meint, dass wir nach dem Frühstück nach Barrie krusen könnten. Edelbert reibt sich die Hände und sagt, dass er den Ausflug zum Anlass nehmen wird, um sich eine Tüte Pfeifentabak zu kaufen – wie unlöblich.
19.00 Uhr Nach der Mahlzeit schalten wir die Glotze ein und lassen den Abend bei einem Spielfilm ausklingen. Während das Labatt Bier in Strömen fliesst, schauen wir uns auf dem Bezahlsender “Passion” die spannende Tatsachenverfilmung “Dillinger” aus dem Jahre 1973 an. Wir amüsieren uns köstlich und erinnern uns, dass sich morgen der Tod des berüchtigten Bankräubers zum einundachtzigsten Mal jährt.
21.00 Uhr Als der Hollywoodstreifen zu Ende geht, strecke ich mich ausgiebig und rufe Dixon ins Haus. Völlig erschöpft schleppe ich mich ins Bad und dusche mich zum Abschluss des langen Tages kalt ab. Anschliessend lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

17. Juli 2015 – Ein schöner Sommertag in Gilford

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08.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe gar keine Orientierung. Erst als ich aus dem Fenster schaue und David mit Hund Dixon am Lake Simcoe spielen sehe, erinnere ich mich, dass ich mich seit gestern im kanadischen Gilford Beach aufhalte – da kommt Freude auf.

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Lake Simcoe

09.00 Uhr Nachdem ich etwas weiter gedöst habe, hüpfe ich juchzend aus dem Bett und schlendere in die Küche. Dort treffe ich meine Schwägerin an und erfahre, dass Georg und Edelbert vor einer halben Stunde zum “Gilford Plaza General Store” gekrust sind. Ich lasse mich am Esstisch nieder und gebe Maria zu verstehen, dass meine Füsse schmerzen. Die Gute zeigt Verständnis und meint, dass ich eben doch nicht mehr der Jüngste bin – wie wahr.
09.30 Uhr Just als ich nach draussen eile und Grossneffe David sowie den Vierbeiner begrüsse, kommt der schwarze JEEP meines Bruders vor der Scheune zum Stehen. Wie es sich gehört, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und erkundige mich beim Professor, ob er auch Bier mitgebracht hat. Mein Bekannter überreicht mir ein Sechserpack Labatt und möchte wissen, ob ich mir einen Rausch ansaufen werde. Ich schüttle entschieden den Kopf und informiere, dass ich ein gemässigter Trinker bin und nur selten über die Stränge schlage.

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Das beste Bier der Welt: Labatt Blau

10.15 Uhr Im Anschluss helfe ich den beiden, die schweren Einkaufstüten ins Ferienhaus zu schleppen. Unterdessen erzählt Georg, dass wir nach dem Frühstück in See stechen und Fische fangen werden. Edelbert nickt eifrig und sagt, dass es eine Gaudi wird, am Abend Forellen zu grillen – das kann ja heiter werden.
10.45 Uhr Endlich können wir uns an den Esstisch setzen und das Frühstück geniessen. Während sich David plappernd mit einer Schüssel Kelloggs Frosties begnügt, schaufle ich Rühreier in mich hinein. Nebenher schwärme ich in den höchsten Tönen und gebe zu Protokoll, dass wir während unserer Appalachian Trail Wanderung von einer solch köstlichen Jause nur träumen konnten. Der Professor gibt mir Recht und erwähnt, dass wir uns mit Trockenfleisch und Müsliriegeln begnügen mussten.

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Müsliriegel auf dem Appalachian Trail

11.45 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel vor Zwölf zugeht, beende ich das Frühstück und begleite Georg zum Steg. Mein Bruder deutet auf sein nagelneues Yamaha Motorboot und berichtet, dass er sich im Frühjahr entschlossen hat, 15.000 kanadische Dollars in ein gebrauchtes Schnellboot zu investieren. Weiter erfahren wir, dass der Viersitzer über einen 360 PS starken Motor verfügt und mit einer nachtblauen Sonderlackierung ausgestattet ist. Als Georg die Angelutensilien ins Boot wirft, trete ich einen Schritt zurück und stelle klar, dass ich die Jolle nicht noch einmal betreten werde. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf das Seeungeheuer Igopogo und unke, dass das Monstrum das Boot zum kentern bringen wird. Edelbert hat nur Hohn und Spott übrig und meint, dass ich gerne bei Maria und David bleiben kann.
12.30 Uhr Nachdem das Boot abgelegt hat, kehre ich in die Wohnstube zurück und lasse mich zeitungslesend auf dem Ledersofa nieder. David leistet mir Gesellschaft und macht es sich zur Aufgabe, mich über meine Appalachian Trail Wanderung auszufragen. Natürlich stehe ich dem Kleinen Rede und Antwort und lasse ihn wissen, dass ich im Green Mountain National Forest nicht nur Elche und Wölfe, sondern auch Wildschweine gesehen habe.

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Gefährliche Wildschweine

13.30 Uhr Weil Maria mit einer Freundin telefonieren will, entschliesse ich mich, mit David und Hund Dixon einen Spaziergang zu unternehmen. Ich stibitze mir eine Dose Diät Cola aus dem Eiskasten und folge dem Ufer nach Süden. Bei dieser Gelegenheit blicke ich zufrieden auf das Wasser und kann in weiter Ferne sogar das Motorboot meines Bruders erkennen. Mein Grossneffe flitzt unterdessen mit Hund Dixon im Schlepptau durch das kniehohe Gras und freut sich, lustige Wildgänse aufzuscheuchen – das macht Spass.
14.15 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten erreichen wir den Privatstrand des Nachbaranwesens und stellen fest, dass die hochnäsigen Grundstücksbesitzer einen Zaun errichtet haben. Achselzuckend mache ich kehrt und zögere nicht, den Heimweg durch den angrenzenden Laubwald anzutreten. Bei dieser Gelegenheit erkundige ich mich nach Davids Eltern und höre, dass James und Amanda am Samstag zu uns stossen und übers Wochenende bleiben werden – das ist phantastisch.
15.15 Uhr Zurück am Ferienhaus werde wir von Maria herzlich begrüsst. Die nette Frau bietet mir einen Platz am Terrassentisch an und serviert einen Becher Kaffee. Ich setze mich neben meine Schwägerin und lote aus, wann Georg und Edelbert zurück sein werden. Die gute Frau blättert gelangweilt in einem “DWELL” Hochglanzmagazin und entgegnet, dass bis zur Rückkehr ihres Ehemannes noch Stunden vergehen können.
16.00 Uhr Wenig später tuckert das Boot endlich ein. Ich laufe wild gestikulierend zum Wasser und höre, dass Georg und Edelbert kein Glück beim Fischen hatten. Mein Bruder blickt deprimiert drein und meint, dass er Steaks grillen wird – das kann mir nur Recht sein.
16.30 Uhr Während Georg Holzkohle in den Grill füllt, gehe ich Maria in der Küche zur Hand und bereite einen gemischten Salat zu. Edelbert legt beste Laune an den Tag und sagt, dass er währenddessen Früchte im Mixer zerkleinern und Smoothies zubereiten wird – wie aufregend.
17.15 Uhr Bei angenehmen Temperaturen machen wir es uns auf der Terrasse bequem und lauschen während dem Nachtmahl der Terri Clark Kompaktscheibe “Some Songs” (löblich: Manche Lieder). Ausserdem kommt Georg auf unseren letztjährigen Abstecher ins “Casino Rama” zu sprechen und erinnert, dass wir Frau Clark am 4. Januar 2014 auf der Bühne erleben konnten – das war spitze.


Terri Clark – Some Songs

18.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Da uns die Mücken die gute Laune verderben, kehren wir ins Haus zurück und schauen fern. Unter anderem folgen wir den Nachrichten auf dem Privatkanal CTV und lernen, dass es auch in der kommenden Woche schön bleiben wird.
19.00 Uhr Nachdem sich David gähnend in sein Zimmer verabschiedet hat, schalten wir auf den Premiumkanal HBO um und erfreuen uns am spannenden Kriminalfilm “Serial Mom”. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und werden Zeugen, wie eine Mutter durchdreht und zur Mörderin mutiert.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel reiche ich die Fernbedienung an Georg weiter und lege mich schlafen. Gute Nacht.