07.30 Uhr Der fünftletzte Tag des Jahres beginnt und ich fühle mich blendend. Da Dixon auch schon auf den Beinen ist, hüpfe ich spornstreichs aus den Federn und lasse den Rüden in den Garten hinaus. Danach zünde ich die Kerzen am Christbaum an und absolviere zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik die Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem weihnachtlichen Wirbelbad baumeln lasse, tippe ich kurzerhand Edelberts Nummer ins Handtelefon und freue mich, den Professor beim Frühstück anzutreffen. Mein Bekannter redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass er gestern wohlbehalten in Atlanta angekommen ist. Der schlaue Mann lässt die neunstündige Anreise Revue passieren und berichtet, dass er sich mit seinem Sohn ins “Hilton Downtown Hotel” eingemietet hat – wie schön.
09.30 Uhr Nach dem Badespass zaubere ich Rühreier mit Speck und vergesse auch nicht, dem Vierbeiner Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin zu servieren. Ausserdem kontaktiere ich meinen Bruder und lerne, dass meine Familie einen ausgedehnten Stadtbummel unternehmen möchte. Ich stimme zu und rege an, dass wir uns gegen halb 12 vor dem “Mangrove Cafe” treffen könnten. Georg ist einverstanden und kündigt an, seine neuen Berluti Schuhe anzuziehen. Ich fahre mir durchs Haar und erwidere, dass es schön sein muss, Millionen auf dem Konto zu haben und sich handgemachte Lederschuhe leisten zu können.
10.15 Uhr Just als ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb nehme, wird die himmlische Ruhe durch ohrenbetäubendes Telefonklingeln gestört. Diesmal habe ich Frau Pontecorvo dran und höre, dass ich im Laufe des Nachmittags nach nebenan gehen und die Pflanzen giessen muss. Selbstverständlich beschwichtige ich die kleine Frau und flunkere, dass ich täglich im Nachbarhaus nach dem Rechten sehe. Frau Pontecorvo freut sich und sagt, dass sie am 3. Januar aus Jacksonville zurückkehren wird – das soll mir Recht sein.
11.00 Uhr Wenig später scheuche ich Dixon zum FORD BRONCO und schicke mich an, gemütlich in die Innenstadt zu krusen. Um nicht wieder einen Unfall zu verursachen, bleibe ich auf der mittleren Fahrspur und nehme mir das Recht heraus, in regelmässigen Abständen zu hupen – Sicherheit geht einfach vor.
11.30 Uhr Pünktlich auf die Minute parke ich den JEEP vor dem vereinbarten Treffpunkt und bin überrascht, meine Liebsten auf der Sonnenterrasse des “Mangrove Cafe” anzutreffen. Weil meine Verwandten Eisbecher mit Sahne bestellt haben, setze ich mich dazu und ordere einen SpongeBob Rentnereisbecher mit Früchten.
12.15 Uhr Nachdem mein Bruder die Rechnung beglichen hat, vertreten wir uns die Beine und inspizieren die Auslagen der Schaufenster. Unterdessen komme ich auf Georgs Schuhe zu sprechen und bringe heraus, dass Maria das Schuhwerk per Internetzbestellung gekauft hat. Meine Schwägerin reibt sich die Hände und unterbreitet, dass das Paar von einem Meister handgefertigt wurde und 2.800 Dollars gekostet hat – das ist ja allerhand.
13.00 Uhr Da die Sonne vom Himmel lacht und für schweisstreibende Temperaturen sorgt, laufen wir ins klimatisierte “Port Royal” Juweliergeschäft und begutachten die feilgebotenen Schmuckstücke. Amanda kommt aus dem Seufzen gar nicht mehr heraus und probiert diverse Damenuhren an. James legt jedoch seinen Kopf schief und sagt, dass er unter keinen Umständen 800 Dollars locker machen wird.
14.00 Uhr Als nächstes finden wir uns im “Julie’s of Naples” Kleidermarkt wieder und werden Zeugen, wie Amanda und Maria in einer Umkleidekabine verschwinden. Mein Bruder seufzt laut und mutmasst, dass der Stadtbummel eine Stange Geld kosten wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stecke meinen Grossneffen David (7) ein lustiges JellyBelly Bonbon in den Mund.
15.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde streben die Damen zur Kasse und kaufen modische Strandkleider. Georg zückt seine Geldscheinklammer und erkundigt sich, ob es einen Rabatt bei Barzahlung gibt. Nebenher tratsche ich mit James und bringe in Erfahrung, dass die Idee, mich mit einer Urlaubsreise zu überraschen, von ihm stammt. Ich lobe den Buben und gebe zu Protokoll, dass ich es kaum noch erwarten kann, die Hauptstadt Puerto Ricos kennenzulernen. Mein Neffe freut sich und meint, dass ich Dixon während des Urlaubs bei Familie Crane in Pflege geben kann – das ist prima.
15.30 Uhr Danach lassen wir den Nachmittag im gutbesuchten “Cafe Luna” ausklingen und ölen unsere Kehlen mit Mangoeistee. David beschäftigt sich währenddessen mit seiner portablen SONY Spielkonsole und plappert, dass es grossen Spass macht, Terroristen zu erschiessen. Ich beisse kopfschüttelnd in einen saftigen Cheeseburger (löblich: Käseburger) und fordere James auf, seinem Sohn ins Gewissen zu reden und ihm das Spielen zu verbieten. Mein Neffe wechselt schnell das Thema und regt an, dass wir am Silvestertag eine Grillfeier im Lowbank Drive veranstalten sollten – das hört sich verlockend an.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines wertvollen Chronographens auf 5 deutet, wünsche ich meiner Familie einen ruhigen Abend und trete entspannt die Heimreise an.
17.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und richte mir eine nahrhafte Wurst- und Käseplatte an. Im Anschluss mache ich es mir in der klimatisierten Wohnstube bequem und folge zungeschnalzend den Abendnachrichten auf FOX. Der Sprecher berichtet über das ungewöhnlich warme Wetter in Florida und meldet, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen weiter ansteigen werden.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf SHOWTIME um und fröne einigen Episoden der mit Preisen überschütteten Fernsehserie “Dexter”. Der mordende Forensiker Dexter Morgan späht sich heute ein neues Opfer aus und heftet sich an die Fersen des “Trinity-Killers” – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach 120 spannungsgeladenen Minuten lösche ich die Kerzen am Christbaum und unternehme einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.
Naples, FL – ist immer ein Besuch wert: