08.00 Uhr In aller Herrgottsfrühe werde ich durch sehr lautes Telefonschellen geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert im Rohr und erkundigt sich, ob wir heute den “Smokin’ Gunshop” aufsuchen wollen. In diesem Zusammenhang verweist der schlaue Mann auf Guidos Brief und meint, dass es schlau wäre, sich bis zu den Zähnen zu bewaffnen. Ich seufze laut und erkläre dem Professor, dass Gewalt keine Lösung ist. Darüber hinaus stelle ich klar, dass ich Guido den Zutritt zu meiner kleinen Villa verwehren werde.
08.30 Uhr Missmutig beende ich das Telefonat und rolle mich sportlich aus dem Wasserbett. Wie es sich gehört, führe ich auf der Terrasse die Morgengymnastik durch und schlage ein Rad – wer rastet, der rostet.
09.00 Uhr Just als ich mich ins Bad zurückziehen möchte, kommt Frau Pontecorvo daher und lotet aus, ob wir frühstücken wollen. Ich winke die Perle herein und trage ihr auf, sich in der Küche nützlich zu machen. Währenddessen verschwinde ich in der Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln – das tut gut.
Meine ROLEX ist besonders schnieke
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 deutet, kehre ich in die gute Stube zurück und nehme hungrig am Esstisch platz. Meine Nachbarin füllt die Tassen mit brühfrischen Bohnentrunk auf und plappert, dass sie bereits Morgen nach Jacksonville krusen wird. Ich beisse kraftvoll in eine geröstete Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) und mutmasse, dass sich ihre Freundin über den Besuch bestimmt freuen wird. Meine Bekannte nickt eifrig und beteuert, dass sie mit Frau Blanche am Samstag Abend die Veranstaltung “Price is Right” (auf deutsch: Der Preis ist heiss) im örtlichen “Times-Union Center for Performing Arts” besuchen wird – jaja.
10.30 Uhr Als wir gemütlich zusammensitzen, kommt meine Nachbarin auf ihr Zuhause zu sprechen und bittet mich, während ihrer Abwesenheit die Pflanzen zu giessen. Ich nippe zufrieden am Haferl und entgegne, dass ich den Aufgaben pflichtbewusst nachkommen werde – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten erhebt sich Frau Pontecorvo vom Tisch und informiert, dass sie nun ins Zentrum krusen und sich im teuersten Frisiersalon der Stadt aufsteilen lassen wird. Ich lotse die kleine Frau zur Pforte und lasse sie wissen, dass ich mich jetzt im Haushalt nützlich machen und die Fenster putzen werde. Ruckzuck werfe ich die Türe ins Schloss und zögere nicht, eine Flasche Glasreiniger sowie ein Putztuch hervorzuholen – da kommt besonders grosse Freude auf.
Hund Dixon ist faul
11.45 Uhr Während sich Dixon auf der Terrasse sonnt, bringe ich die Scheiben auf Hochglanz und bemerke, dass die Silikonfuge der Terrassentüre erneuert werden muss. Weil ich sehr geschickt bin, eile ich mit schnellen Schritten in die Garage und halte nach der Silikonspritze Ausschau. Prompt werde ich fündig und nehme mir das Recht heraus, das alte Dichtmaterial mit einem Teppichmesser auszulösen. Danach setze ich die Pistole fachmännisch im rechten Eck an und ziehe eine perfekte Fuge – das klappt wieder wie am Schnürchen.
12.15 Uhr Nachdem ich das Silikon mit Spülmittel glatt gestrichen habe, schenke ich mir ein eiskaltes Budweiser ein. Zudem fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und nehme selbst mit einem reichbelegten Wurstbrot Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Schlussendlich schleppe ich die Werkzeugkiste in die Garage zurück und ringe mich dazu durch, den verstaubten Fussboden zu kehren. Der Vierbeiner schnuppert unterdessen neugierig an einem im Regal abgestellten Karton und kommt aus dem Fiepen gar nicht mehr heraus. Um der Sache auf den Grund zu gehen, öffne ich den Deckel und finde im Inneren einen vergammelten Christstollen vor, den ich kurz nach Weihnachten aus Toronto mitgebracht habe. Ich raufe mir die Haare und schicke mich an, den Kuchen spornstreichs in der Mülltonne zu entsorgen – gleich platzt mir der Kragen.
Der Winnebago Travato
14.00 Uhr Weil ich längst nicht mehr der Jüngste bin, scheuche ich den Rüden ins Haus und falle fix und foxi aufs Sofa. Bereits nach wenigen Augenblicken schlummere ich ein und sehe mich im WINNEBAGO TRAVATO über einen mehrspurigen Highway rasen – das waren noch bessere Zeiten.
15.00 Uhr Just als ich von meinem letzten Abstecher in den grossen Apfel träume, wird mein Nickerchen durch lautes Telefonklingeln gestört. Abermals meldet sich Edelbert in der Leitung und erzählt, dass er sich just im Moment in einem Kleidermarkt tummelt. Der Professor redet ohne Unterlass auf mich ein und fordert mich auf, sofort in den PS-strotzenden SUV einzusteigen und in die Stadt zu kommen. Ich winde mich jedoch aus der Verantwortung und gebe vor, dass ich viel um die Ohren habe. Bevor Prof. Kuhn Widerworte findet, knalle ich den Hörer auf die Basisstation und nehme am Schreibtisch platz, um die Anschnurseelsorge zu erledigen.
15.30 Uhr Während aus der ECHO Musiksäule stimmungsvolle Alan Jackson Musik dröhnt, rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unter anderem rate ich einem Lehrer (41) aus Münster, sich nicht von den Schülern ärgern zu lassen. Obendrein ermutige ich den Heini, hart durchzugreifen und freche Schüler in den Schrank zu sperren – das sollte den Rüpeln eine Lehre sein.
16.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuesten Einträge im Gästebuch in Augenschein und beende dann die Anschnursitzung. Anschliessend gönne ich mir ein weiteres Bier und blättere in der Tageszeitung.
Heute gibt es italienische Langnudeln
17.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, lege ich die “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) beiseite und sorge in der Küche für das Abendessen. Ich erhitze glasklares Leitungswasser in einem Topf und bereite dazu ein feines Tomatensösschen zu – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Hausarbeit mache ich es mir vor dem Fernseher bequem und fröne den Abendnachrichten auf FOX. Weil ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich zeitnah auf den Premiumkanal AMC und freue mich, Herrn Walter White wiederzusehen. Lachend lehne ich mich zurück und erfreue mich an zwei prima “Breaking Bad” Episoden – wie aufregend.
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über den Bildschirm und ich betätige gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf. Danach rufe ich Dixon ins Haus und trotte erschöpft ins Schlafzimmer. Gute Nacht.