26. Januar 2016 – Tarpon Yachtclub

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und läute den neuen Tag mit der Morgengymnastik auf der Terrasse ein. Als ich den Hampelmann absolviere, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und klagt über Magenschmerzen. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und unke, dass es sich hierbei um eine Lebensmittelvergiftung handeln könnte. Meine Nachbarin zuckt mit den Schultern und erzählt, dass sie gestern mit Freundinnen ein japanisches Restaurant in der Innenstadt besucht und Sushi gegessen hat. Ich seufze laut und erinnere daran, dass es bei dieser Affenhitze nicht ratsam ist, rohen Fisch zu fressen.

sushi
Ich esse keinen rohen Fisch

08.30 Uhr Nachdem ich die Dame animiert haben, sich ins Bett zu legen, kehre ich ins klimatisierte Haus zurück und freue mich, als plötzlich Frau Gomez die Haustüre aufstösst. Ich begrüsse meine Zugehdame herzlich und moniere, dass sie sehr lange im Urlaub war. Die Putzfrau nickt eifrig und erzählt, dass sie eine kranke Tante in Monterrey besuchen musste. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, verweise ich auf die Staubschicht, die sich auf den Möbel angesammelt hat und bitte die Mexikanerin, augenblicklich mit der Arbeit zu beginnen. Danach verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln – das tut gut.
09.30 Uhr Nach Lavendelöl duftend, werfe ich mich in Schale und gebe Frau Gomez weitere Anweisungen. Unter anderem deute ich zum Bad und informiere, dass zwei Körbe Schmutzwäsche gewaschen werden müssen. Mein Gegenüber rollt mit den Augen und sagt, dass sie heute wohl den ganzen Vormittag im Willoughby Drive schufen muss.
10.00 Uhr Während die Perle die Waschmaschine in Betrieb nimmt, nehme ich kopfschüttelnd auf der Terrasse platz und lasse mir das Frühstück schmecken. Nebenher schlage die Zeitung auf, um mich über den 50. Super Bowl zu informieren, der am 7. Februar 2016 im kalifornischen Santa Clara ausgetragen wird. Ich staune nicht schlecht und lerne, dass CBS das Endspiel um die Football Meisterschaft exklusiv übertragen und Firmen 5.000.000 Dollars für einen halbminütigen Werbefilm abknöpfen wird. Darüber hinaus bringe ich heraus, dass Eintrittskarten für dieses Spektakel auf diversen Handelsplattformen für 50.000 Dollars angeboten werden – wo soll das noch hinführen.

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Ich backe Muffins im Kleinwellenofen auf

10.30 Uhr Wenig später fährt der JEEP meiner Verwandten vor und ich habe das Vergnügen, Georg und Maria begrüssen zu können. Die lieben Leute legen beste Laune an den Tag und fordern mich auf, mit an den Strand zu kommen. Weil man mit leeren Magen nicht aus dem Haus gehen sollte, winke ich die zwei herein und serviere brühfrischen Bohnentrunk. Ferner fahre ich im Kleinwellenofen (unlöblich: Mikrowelle) aufgebackene Muffins auf und gebe zu Protokoll, dass Frau Gomez erst gestern aus ihrem Weihnachtsurlaub zurückgekommen ist. Ich seufze in einer Tour und merke an, dass auf die Mexikanerin kein Verlass ist. Maria straft mich jedoch mit bösen Blicken und entgegnet, dass sie mit der Reinigungsfachfrau sehr zufrieden ist – papperlapapp.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten lotse ich Dixon zum Auto und erfahre, dass wir zum Cocohatchee River rasen und unbeschwerte Stunden im Delnor Wiggins Staatspark erleben werden. Ich helfe dem Vierbeiner auf die Ladefläche und erzähle während der Reise, dass der besagte Fluss nach einem stolzen Indianer benannt wurde. Mein Bruder schlägt in die gleich Kerbe und unterbreitet, dass wir nach einem ausgedehnten Spaziergang in die Gaststätte des “Tarpon Cove Yacht Clubs” einkehren werden – wie aufregend.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit drosselt Georg die Geschwindigkeit und parkt den Wagen am Seitenstreifen. Ich hüpfe voller Vorfreude vom Rücksitz und lasse es mir nicht nehmen, das Haustier an die Leine zu legen. Danach wandern wir plaudernd zum Strand und geniessen den Ausblick auf den Cocohatchee River.
13.00 Uhr Nach einer Stunde spähe ich skeptisch zur Sonne und lasse meine Begleiter wissen, dass die Affenhitze kaum auszuhalten ist. Maria gibt mir Recht und meint, dass wir nun zum Auto zurücklaufen sollten.
13.45 Uhr Verschwitzt erreichen wir den nachtschwarzen Geländewagen und machen uns daran, in Richtung Yachtclub zu krusen. Unterdessen wischt sich Georg die Schweissperlen von der Stirn und behauptet, dass ich mich glücklich schätzen kann, das ganze Jahr über den Sommer geniessen zu können – wie wahr.
14.45 Uhr Endlich treffen wir auf dem Gelände des “Tarpon Clubs” ein und registrieren, dass die Eigentümer ihren zahlungskräftigen Mitgliedern nicht nur Bootsanlegestellen, sondern auch Tennisplätze sowie einen Golfplatz bieten. Mein Bruder ist bestens informiert und setzt mich darüber in Kenntnis, dass auf dem satten Grün sogar Golfprofis wie Bernhard Langer oder Tiger Woods die Schläger schwingen – das soll mir auch Recht sein.

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Wir schlürfen süffigen Wein

15.30 Uhr Beeindruckt schlendern wir in die Gaststätte und werden von einer Kellnerin Willkommen geheissen. Die kleine Frau weist uns einen Tisch mit Blick auf die Hafenanlage zu und plappert davon, dass der Scheffkoch gegrillte Seezunge empfehlen kann. Wir nehmen das Angebot zungeschnalzend an und ordern dazu eine Flasche Chablis Premiere Grand Cru – man gönnt sich ja sonst nichts.
16.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und unsere Kehlen ölen, kommt Georg auf morgen zu sprechen und schlägt vor, dass wir am Abend im Willoughby Drive einen Filmabend veranstalten werden. Maria ist begeistert und meint, dass wir uns auf der überdimensionalen Leinwand das Drama “Still Alice” anschauen könnten. Ich mache grosse Augen und antworte, dass ich lieber einem spannenden Kriegsfilm frönen würde.


Still Alice

17.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit gebackenen Apfelkuchen abgeschlossen haben, laufen wir zum Auto zurück. Ich mache es mir auf dem Rücksitz bequem und stelle klar, dass ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann. Mein Bruder beruhigt mich sofort und verspricht, dass ich in 30 Minuten zu Hause sein werde.
17.30 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich gähnend aus den Flip Flops und vergesse auch nicht, meinem treuen Haustier eine Portion Trockenfutter zu kredenzen. Im Anschluss schenke ich mir ein kühles Bier ein und mache es mir in der klimatisierten Stube bequem – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.

sandwich
Ich beisse kraftvoll zu

18.15 Uhr Nachdem ich ein Sandwich (löblich: Wurstbrot) verzehrt habe, schalte ich die Glotze ein und mache mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich zeitnah auf den Premiumkanal AMC und erfreue mich am nervenaufreibenden Krimi “Mystic River”, der die traurige Geschichte eines Familienvaters erzählt, dessen 19jährige Tochter brutal ermordet wird.
21.00 Uhr Zwei Stunden später flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich atme tief durch. Schlussendlich beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal durch den Garten. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre sorgsam und lege mich schlafen. Gute Nacht.

9. September 2015 – Schmerzender Knöchel

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und registriere, dass mein Knöchel immer noch weh tut. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und hüpfe aus dem Bett. Danach schmiere ich Schmerzsalbe auf meinen Fuss und erkläre Hund Dixon, dass ich heute ausnahmsweise auf den Frühsport verzichten werde.
08.30 Uhr Während der Vierbeiner in den Garten rennt, um mit Nachbarshund Joey zu spielen, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück. Voller Elan lasse ich die Wanne mit Wasser volllaufen und zögere nicht, bei Georg und Maria anzurufen. Mein Bruder meldet sich prompt und erinnert, dass wir uns bald wiedersehen werden. Ich werde augenblicklich hellhörig und erfahre, dass meine Verwandten bereits am 18. September nach Florida ausfliegen werden – das ist phantastisch.

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Georg und Maria kommen bald nach Florida

09.30 Uhr Juchzend beende ich den Badespass und nehme am Küchentisch Platz, um Kelloggs Maisflocken mit frischer Muh zu fressen. Wenig später schliesst meine Zugehfrau die Haustüre auf und wünscht mir einen guten Morgen. Die Perle legt besonders schlechte Laune an den Tag und behauptet, dass der erste Arbeitstag nach einem dreiwöchigen Urlaub kein Vergnügen ist. Ich gebe der kleinwüchsigen Mexikanerin Recht und informiere, dass im Bad ein grosser Wäschehaufen wartet. Darüber hinaus tippe ich auf meine goldene ROLEX und gebe zu Protokoll, dass ich nun zum PUBLIX Supermarkt fahren werde.
10.00 Uhr Weil ich wegen der Fussverletzung unmöglich die schweren Einkaufstüten zum Auto schleppen kann, tippe ich kurzerhand Edelberts Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lade meinen Bekannten ein, mich im Supermarkt zu treffen. Der Professor zeigt sich einverstanden und meint, dass er in einer Stunde am Tamiami Trail sein wird – wie schön.
10.30 Uhr Nachdem ich Frau Gomez geholfen habe, das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten, scheuche ich Dixon zum Auto. Mit quietschenden Pneus rase ich aus dem Wohngebiet und lausche nebenbei den Kompositionen der aktuellen Alan Jackson Kompaktscheibe “Angels and Alcohol” (löblich: Engel und Alkohol).


Alan Jackson – Angels and Alcohol

11.00 Uhr Ich parke den PS-strotzenden SUV direkt neben Edelberts JEEP und begrüsse meinen Bekannten freundlichst. Der gute Mann macht sich grosse Sorgen und legt mir nahe, einen Facharzt aufzusuchen und den lädierten Knöchel untersuchen zu lassen. Ich winke gelangweilt ab und antworte, dass die Verstauchung spätestens am Abend abgeklungen sein wird. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, mache ich einer dumm dreinschauenden Kundin (44) einen Einkaufswagen streitig und lotse Edelbert durch die breiten Gänge. Bei dieser Gelegenheit berichte ich, dass Georg und Maria in neun Tagen zu Besuch kommen werden. Edelbert ist hellauf begeistert und meint, dass drei Tage später auch Robert Pfaffenberg samt Ehefrau im Sonnenscheinstaat eintreffen wird.
12.00 Uhr Nachdem wir einer Kassiererin ein kleines Vermögen beschert haben, kehren wir mit Hund Dixon im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkereikönigin) Wirtschaft ein. Da unsere Mägen laut knurren, werden wir spornstreichs an der Essensausgabe vorstellig und ordern vitaminreiche Cheeseburger with Fries (löblich: Käseburger mit Fritten). Dazu gibt es durstlöschende Dr. Pepper Limonade sowie gebratenen Schinken für den fiependen Rüden.

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Dr. Pepper schmeckt prima

12.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, bringe ich Admiral a.D. Bürstenbinders Anruf ins Spiel. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und sagt, dass wir bald unseren Heimaturlaub buchen sollten – wie wahr.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimfahrt anzutreten. Mit leichten Schmerzen humple ich zum Auto und wünsche dem Professor einen ruhigen Nachmittag. Edelbert bedankt sich und sagt, dass wir morgen eventuell einen Strandspaziergang unternehmen könnten – das soll mir Recht sein.
13.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, finde ich die Villa herausgeputzt vor. Weil Frau Gomez bereits verschwunden ist, sehe ich mich genötigt, die Einkäufe selbst in den Eiskasten zu räumen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
14.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Arbeit falle ich gähnend aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.

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Ich sehe mich auf den “Trail” versetzt

15.30 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, rapple ich mich auf und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Ich arbeite elektronische Briefe besorgter Heimseitenbesucher ab und rate einem Rentner aus dem Saarland, seinem pubertierenden Enkel Louis (13) kein Handtelefon zum Geburtstag zu schenken. Stattdessen animiere ich den 80jährigen, in einer Buchhandlung vorstellig zu werden und einen spannenden Abenteuerroman zu kaufen.
16.15 Uhr Ich beende die Anschnursitzung und nehme mir das Recht heraus, in der Hollywoodschaukel etwas zu tschillen und ein Budweiser zu trinken. Ausserdem schlage ich die Zeitung auf und erfahre im politischen Teil, dass Präsidentschaftskandidat Donald Trump wegweisende Eckpunkte seines Wahlprogramms veröffentlicht hat. Angeblich würde der 69jährige im Falle eines Wahlerfolgs die Steuern massiv umgestalten. In einem Interview (löblich: Zwischenschau) erklärte der Politiker, dass er nicht nur die Körperschaftssteuer für Unternehmen kippen, sondern auch die Einkommensteuer für Arbeitnehmer radikal senken würde – wie aufregend.
17.00 Uhr Nach der dritten Hopfenkaltschale lege ich die Lektüre beiseite und mache mich in der Küche nützlich. Ich schwenke Butter in einer Pfanne und brate gesunde Fischstäbe mit Kartoffelspalten heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich setze mich nach der Brotzeit zu Dixon aufs Kanapee und gebe mich den FOX Nachrichten hin – immerhin muss man stets auf dem Laufenden bleiben.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Serienkanal AMC und schaue mir drei Folgen des neuen Fernsehspiels “Fear the Walking Dead” (löblich: Fürchte die wandelnden Toten) an. Ich staune nicht schlecht und werde Zeuge, wie eine Familie den Ausbruch einer verheerenden Seuche miterlebt – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach dreistündigem Nervenkitzel schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.