5. Dezember 2018 – Regen, nichts als Regen

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle beim Blick aus dem Fenster fest, dass ein Wolkenbruch niedergeht und den gepflegten Vorgarten in eine Sumpflandschaft verwandelt. Auch Hund Dixon steht mit grossen Augen vor der Terrassentüre und weigert sich standhaft, nach draussen zu laufen – das ist ja allerhand.


Dixon bleibt in der trockenen Stube

08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik in der trocknen Stube absolviert habe, lasse ich die Seele bei einem lustigen Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus telefoniere ich mit Prof. Kuhn und bringe heraus, dass mein Bekannter ebenfalls keinen Fuss vor die Türe setzen wird. Edelbert schimpft wie ein Rohrspatz und kündigt an, sich während der kommenden Stunden aufschlussreichen Dokumentationen auf NETFLIX hingeben zu wollen. Unter anderem lerne ich, dass sich Edelbert das Fernsehspiel “Food, Inc.” ansehen möchte, welches sich mit der Monopolisierung der Lebensmittelindustrie auseinandersetzt – das hört sich langweilig an.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später beende ich die Morgenwäsche und ziehe es vor, mich modisch zu kleiden und trotz des Regens meiner Nachbarin einen Überraschungsbesuch abzustatten. Frau Pontecorvo öffnet badebemäntelt die Pforte und beteuert, dass sie etwas länger geschlafen hat. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass ich grossen Hunger mitgebracht habe. Meine Nachbarin winkt mich gähnend herein und macht es sich zur Aufgabe, Kaffee aufzubrühen und mich mit einer stattlichen Portion Rühreier zu verwöhnen. Wie es sich gehört, greife ich spornstreichs zur Gabel und merke an, dass das Frühstück prima schmeckt. Meine Tischnachbarin nippt zufrieden am Kaffeehaferl und sagt, dass das regnerische Wetter dazu einlädt, sich aufs Kanapee zu legen und ein Buch zu lesen – jaja.


Meine Terrasse

10.15 Uhr Um Frau Pontecorvo nicht weiter zu stören, wünsche ich ihr einen schönen Nachmittag und fasse den Entschluss, nach Hause zu gehen. Ruckzuck kehre ich zur kleinen Villa und erkenne, dass der Vierbeiner in den Garten gelaufen ist, um ein Eichhörnchen zu jagen. Fluchend rufe ich nach Dixon und drohe, ihn noch heute ins Tierheim zu bringen – gleich platzt mir der Kragen.
10.45 Uhr Nachdem ich Dixons Fell trocken gerieben habe, schnappe ich mir ein Bier aus dem Eiskasten und mache es mir vor der Glotze bequem. Missmutig quäle ich mich durch die zahlreichen Programme, um nach kurzer Suche auf einem lokalen Sender hängen zu bleiben. Ein schlechtgekleideter Neger namens Phil plappert Unsinn und möchte von einer übergewichtigen Blondine wissen, ob sie mittlerweile alle Weihnachtsgeschenke eingekauft hat. Ich rolle entnervt mit den Augen und wechsle auf NETFLIX, um nach der von Edelbert empfohlenen Dokumentation zu suchen. Alsbald werde ich fündig und habe das Vergnügen, einen Einblick in die Lebensmittelindustrie zu bekommen. Ich staune nicht schlecht und lerne, dass es in den Vereinigten Staaten nur noch etwa 30 Schlachthöfe gibt, die für die amerikanische Fleischproduktion verantwortlich sind – wie schrecklich.

12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich atme tief durch. Weil mir der Appetit vergangen ist, verzichte ich auf ein reichhaltiges Mittagessen und nehme mit einem Apfel Vorlieb. Darüber hinaus fresse ich einen Joghurt und schaue wehmütig in den Garten, um Hund Dixon wissen zu lassen, dass an einen Spaziergang nicht zu denken ist – wie schade.
12.45 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und bette mich auf dem Sofa zur Ruhe. Schon bald döse ich ein und träume vom anstehenden Wiedersehen mit meiner Familie – das wird ein Spass.
13.45 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch das fiepende Haustier gestört. Ich rolle mich vom Kanapee und stelle wohlwollend fest, dass der Regen mittlerweile nachgelassen hat. Um dem Rüden etwas Auslauf zu bescheren, öffne ich die Terrassentüre und scheuche ihn an die frische Luft.
14.15 Uhr Anschliessend nehme ich am Schreibtisch Platz und kümmere mich um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Wie fast jeden Tag schufte ich auch heute hart und rate verzweifelten Eltern, mit den unflätigen Jugend hart ins Gericht zu gehen – alles darf man sich auch nicht gefallen lassen.
15.15 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung studiere ich die Einträge im Gästebuch und ärgere mich, weil schon wieder unterbelichtete Dreikäsehochs beleidigende Einträge hinterlassen haben – wie unlöblich.
15.30 Uhr Weil Dixon noch immer nicht zurück ist, fahre ich das WINDOWS (löblich: Fenster) Betriebssystem mausdrückend herunter und eile nach draussen, um den Namen meines Haustieres zu rufen. Bereits nach wenigen Sekunden flitzt Dixon kläffend über das satte Grün und animiert mich, die Hundeleine zu schnappen und mit ihm Gassi zu gehen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
16.30 Uhr Nachdem wir durchs Wohngebiet spaziert sind, stosse ich die Haustüre auf und kümmere mich um das Abendessen. Ich schwenke gesundes Butterschmalz in einer Pfanne und zaubere im Handumdrehen ein asiatisches Fertiggericht mit Reis, Gemüse und Hühnerfleisch – wie gut das duftet.


Ich informiere mich aus erster Hand

17.30 Uhr Nach der Hausarbeit nehme ich im Ohrensessel platz und freue mich auf einen gepflegten Fernsehabend. Als erstes fröne ich den Nachrichten auf FOX und lerne, dass es während der kommenden Tage schwülwarm und sehr sonnig werden wird – das hört man gerne.
18.30 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schalte ich auf den HBO um und gebe mich dem Lichtspielerfolg “Interstellar” hin. Der preisgekrönte Zukunftsfilm handelt von einer Raumschiffmannschaft, die mit der Aufgabe betraut wird, jenseits dieser Galaxie nach Lebensräumen für die Menschheit zu suchen – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

4. Dezember 2018 – Coastland Center

08.00 Uhr Pünktlich um 8 Uhr springt der Radiowecker an und ich habe das Vergnügen, ein stimmungsvolles Lied aus George Straits Feder zu hören. Während Hund Dixon schwanzwedelnd ans Bett kommt, schnippe ich mit den Fingern und bin mir sicher, dass uns der 66jährige Sangeskünstler bald mit einem brandneuen Studioalbum überraschen wird – immerhin zählt der gute Mann zu den bekanntesten Landmusiksängern der Gegenwart.

08.30 Uhr Just als ich mich auf der Terrasse einfinde und die Melodie zum George Strait Nummer 1 Schlag “Marina del Rey” pfeife, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze. Die Perle klatscht in die Hände und freut sich, mich in guter Laune anzutreffen. Ich schlage zufrieden ein Rad und lasse die Dame wissen, dass ich gleich Prof. Kuhn besuchen werde. Meine Nachbarin blickt traurig drein und entgegnet, dass sie eine Freundin in der Stadt treffen wird und leider nicht mitkommen kann – das ist mir Wurst.
09.00 Uhr Gutgelaunt ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und ziehe es vor, mich bei einem lustigen Wirbelbad zu entspannen. Unterdessen telefoniere ich mit dem Professor und bringe in Erfahrung, dass Edelbert am Vormittag im “Coastland Center” abschoppen möchte. Ich zeige mich einverstanden und antworte, dass ich gegen 11 Uhr am Einkaufszentrum sein werde – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Erfrischt und nach Eukalyptusöl duftend, beende ich den Badespass und eile in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Wie nicht anders zu erwarten, rückt Dixon nicht von meiner Seite und freut sich, als ich etwas ROYAL CANIN Trockenfutter in seinen Napf schütte. Danach labe ich mich an Kelloggs Zerealien mit frischer Muh und vergesse auch nicht, meine staubtrockne Kehle mit brühfrischem Bohnentrunk durchzuspülen.
10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, der kleinen Villa Lebewohl zu sagen und zum Einkaufszentrum am Tamiami Trail zu rasen. Ruckzuck scheuche ich den braven Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik vom Grundstück.


Der beste Radiosender

11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute fahre ich auf den Kundenparkplatz auf und kann das Auto ohne grössere Probleme vor dem Haupteingang abstellen. Edelbert ist auch schon vor Ort und deutet lachend in Richtung einer tattrigen Rentnerin, die einen vollbeladenen Einkaufswagen vor sich herschiebt. Ich nehme die alte Schachtel skeptisch in Augenschein und erkenne, dass die Dame allerhand Dekorationsartikel eingekauft hat. Vogelzeigend folge ich meinem Bekannten in den klimatisierten Flachbau und finde mich prompt im Macy’s Kaufhaus wieder.
11.30 Uhr Während ich einen dämlich dreinschauenden Kunden beiseite schiebe, erzählt Edelbert, dass er sich eine neue Krawatte mit Weihnachtsmotiv kaufen möchte. Darüber hinaus erfahre ich, dass der schlaue Mann den Schlips anlässlich des Weihnachtsessens tragen möchte. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Schwägerin und mutmasse, dass Maria bestimmt ganz gross aufkochen und uns mit einem extraordinären Braten verwöhnen wird – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.00 Uhr Schlussendlich wählt Edelbert einen Halsbinder mit “Merry Christmas” (löblich: Schöne Weihnachten) Aufdruck aus und sieht sich an der Kasse genötigt, 27 Dollars bezahlen zu müssen. Danach schlendern wir plaudernd in ein Schokoladengeschäft und nehmen uns das Recht heraus, mehrere Tafeln Hershey’s Schokolade sowie vitaminreiche Marshmallows (löblich: Mäusespeck) einzukaufen.
12.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, streben wir nach dem Schoppingvergnügen ins “Aurelio’s” Restaurant, um reichbelegte Salamipizzas sowie Beilagensalate zu ordern. Dazu gibt es durstlöschendes Wurzelbier (löblich: Root Beer) aus dem Hause A&W – schmeckt gar nicht schlecht.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf meine Verwandten zu sprechen und rechne vor, dass wir Georg und Maria in 10 Tagen wiedersehen werden. Voller Vorfreude nippe ich am Bier und merke ausserdem an, dass wenige Tage später auch die Kinder in Florida eintreffen werden – darauf freue ich mich jetzt schon.
14.00 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, kehren wir tütenbepackt zu den Autos zurück. Zum Abschied wünsche ich dem Professor einen ruhigen Nachmittag und hüpfe dann in den Chevrolet, um die Heimreise anzutreten.


Mein Zuhause unter Palmen

15.00 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die kleine Villa und serviere dem Vierbeiner eine Schüssel mit Wasser. Anschliessend strecke ich auf dem Sofa die Beine aus und döse schnell ein.
16.00 Uhr Da es sich nicht gehört, den ganzen Nachmittag zu verschlafen, rapple ich mich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs weltweite Internetz und studiere Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Natürlich gebe ich auch heute Ratschläge und animiere leidgeprüfte Eltern, mit der jungen Generation nicht zu zimperlich umzugehen – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Nach der nervenaufreibenden Arbeit mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein vitaminreiches Schnitzel in heissem Butterschmalz heraus. Dazu gibt es köstliche Bohnen aus der Dose sowie eine Portion Kartoffelbrei – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und schaue fern. Unter anderem fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass am kommenden Samstag landesweit an den Angriff auf Pearl Harbor vor 77 Jahren gedacht wird – wie schrecklich.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf SHOWTIME und gebe mich dem Zukunftsfilm “Capsule” hin. Ich staune nicht schlecht und werde Zeuge, wie der britische Pilot Guy zur Zeit des kalten Krieges ins All geschossen wird und bald die Kontrolle über sein Raumschiff verliert – wir furchtbar.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung endet der Fernsehabend und ich schalte die Glotze aus. Zu guter Letzt rufe ich Hund Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.

3. Dezember 2018 – Keine Reisen in das kommunistische Ausland

08.00 Uhr Auch heute rolle ich mich sportlich aus dem Bett und zögere nicht, die 49. Woche des Jahres mit der Morgengymnastik auf der schattigen Terrasse zu begrüssen. Während die Sonne ihre wärmenden Strahlen zur Erde sendet, rudere ich mit den Armen und bemerke, dass sich zwei kreischende Ajajas im Garten eingefunden haben. Weil man sich nicht alles bieten lassen kann, schlüpfe ich aus einem Hausschuh und schleudere ihn gekonnt in Richtung der Schnabelträger – gleich platzt mir der Kragen.


Vorsicht vor Ajajas

08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem lustigen Wirbelbad baumeln lasse, segle ich mit dem praktischen iPad durchs Internetz und studiere unter anderem den Tagebucheintrag meiner Mieterin. Mit grossen Augen überfliege ich die Zeilen und bringe heraus, dass Sandra “viel arbeitet und sich eine Auszeit gönnen wird”. Laut lachen lese ich weiter, dass das Kind am kommenden Wochenende ins tschechische Karlsbad krusen wird. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, nehme ich spornstreichs die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und tippe die Nummer meiner Mieterin ins Tastenfeld. Alsbald meldet sich die Maid und ich informiere, dass es nicht anzuraten ist, ins kommunistische Ausland zu reisen. In diesem Zusammenhang verweise ich an den Prager Frühling des Jahres 1968 und merke an, dass damals die Russen in Prag einmarschierten und Tausende Menschen ins Gefängnis steckten. Anstatt mir Recht zu geben, bricht Sandra in schallendes Gelächter aus und entgegnet, dass seit damals 50 Jahre ins Land gezogen sind und Tschechien längst ein freies und demokratisches Land ist – papperlapapp.


Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Weil bei Sandra augenscheinlich Hopfen und Malz verloren ist, beende ich das Telefonat und steige aus der Wanne, um mich im Gang mit meiner mexikanischen Zugehfrau konfrontiert zu sehen. Frau Gomez schreit wie am Spiess und fordert mich auf, augenblicklich in einen Bademantel zu schlüpfen. Ich komme dem Aufruf anstandslos nach und gebe der Putzperle zu verstehen, dass sie bei ihrem nächsten Besuch die Klingel betätigen sollte. Die Dame fuchtelt mit dem Staubwedel vor meiner Nase herum und beteuert, dass sie sich Morgen in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub verabschieden und mir erst im Januar wieder einen Besuch abstatten wird – jaja.
10.15 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück, setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und wünsche der Reinigungsfachfrau ein schönes Fest. Ferner stecke ich ihr als kleines Dankeschön eine druckfrische 20 Dollars Note zu und merke an, dass ich nun in die Gänge kommen und zum Supermarkt krusen werde.
11.00 Uhr Wenig später brettere ich mit quietschenden Pneus auf den Supermarktparkplatz und schaffe es gerade noch, einer Rentnerin auszuweichen, die behäbig einen vollbeladenen Einkaufswagen über einen Zebrastreifen schiebt. Ich tippe mir entnervt an die Schläfe und stelle den PS-strotzenden SUV vor einem Hydranten ab. Anschliessend schlendere ich durch die breiten Gänge und lade neben Weichgetränken (unlöblich: Softdrinks) auch mehrere Flaschen Weisswein sowie etliche Sechserpacks Budweiser in den Einkaufswagen.


Budweiser ist köstlich

12.00 Uhr Nachdem ich frisches Obst und Süssigkeiten ausgewählt habe, werde ich an der Kasse vorstellig und zücke meine Meisterkarte (unlöblich: Mastercard). Darüber hinaus gebe ich der übergewichtigen Marktmitarbeiterin zu verstehen, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin und mit einem stattlichen Rabatt rechne. Leider winkt die Dame gelangweilt ab und knöpft mir knapp 100 Dollars ab – wo soll das noch hinführend.
12.45 Uhr Nachdem ich die Einkäufe ins Auto verfrachtet habe, statte ich dem benachbarten “Italianissimo” Restaurant einen Besuch ab. Mit Hund Dixon im Schlepptau lasse ich mich an einem Tisch mit Ausblick auf den Parkplatz nieder und nehme mit einer vitaminreichen Thunfischpizzas sowie einem Eistee Vorlieb – das schmeckt.
13.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, mache ich mir Gedanken bezüglich des anstehenden Weihnachtsfests und komme zu dem Schluss, dass ich immer noch keine Geschenke besorgt habe. Stirnrunzelnd nippe ich am Kaltgetränk und spiele mit der Idee, meine Freunde und Verwandten mit Gutscheinen zu überraschen.
13.45 Uhr Mit vollem Bauch kehre ich zum Auto zurück und trete die Heimreise an. Unterdessen fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erfreue mich an prima Weihnachtslidern.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich die Einkaufstüten ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, die Lebensmittel im Eiskasten zu verstaunen. Danach serviere ich dem Vierbeiner etwas Trockenfutter und falle dann fix und foxi aufs Kanapee.


Hund Dixon geht Gassi

15.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, breche ich mit dem Haustier zu einem Gassigang zur “La Playa” Golfanlage auf. Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen flaniere ich durch das beschauliche Wohngebiet und schrecke nicht davor zurück, dem Vierbeiner Stöckchen zuzuwerfen.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den Flip Flops schlüpfen. Im Anschluss setze ich mich an den Schreibtisch und helfe im Rahmen der Anschnurseelsorge verzweifelten Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen. Unter anderem rate ich, frechen Jugendlichen nichts zu Weihnachten zu schenken – das sollte den garstigen Kindern eine Lehre sein.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, beende ich die Arbeit und mache mich in der Küche nützlich. Zu prima Martina McBride Weihnachtsmusik koche ich italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Tomatensauce auf. Zudem rufe ich bei Prof. Kuhn an und vernehme, dass der schlaue Mann am Nachmittag schoppen war und sich eine neue Blautschiens aus dem Hause WRANGLER gekauft hat – das hört man gerne.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 6 zugeht, lege ich in der klimatisierten Wohnstube die Beine hoch und schaue fern. Um auf den neuesten Stand zu kommen, gebe ich mich den FOX Nachrichten hin und informiere mich aus erster Hand über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich am sehenswerten Weihnachtsfilm “Love Actually” (auf Deutsch: Tatsächlich Liebe). Der Episodenfilm aus dem Jahre 2003 erzählt die Geschichte von acht Liebespaaren, die just am Weihnachtsabend zueinander finden – wie romantisch.
21.00 Uhr Als nach 120 Minuten der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und gehe müde zu Bett. Gute Nacht.

29. November 2018 – Ein schmackhafter Quinoa Salat

08.00 Uhr Auch heute springt der Radiowecker pünktlich um Null-Achthundert an und weckt mich mit einem schönen Lied des aus Kentucky stammenden Sängers Dwight Yoakam. Ich schwinge mich spornstreichs aus dem Bett und läute den sonnigen Morgen mit dem Frühsport im Garten ein.


Der Radiowecker springt an

08.30 Uhr Just als ich ein Rad schlage, fällt mir auf, dass es unangenehm kühl geworden ist. Um keine Erkältung zu bekommen, mache ich schnell kehrt und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen rufe ich bei Georg in Kanada an. Mein Bruder meldet sich prompt und plappert, dass er gerade aufgestanden ist und den heutigen Vormittag mit Amanda und Maria im Eaton Schoppingzentrum verbringen wird – das hört man gerne.
09.30 Uhr Nach der Morgenwäsche trete ich vor den Spiegel und ringe mich wegen der mässigen Temperaturen dazu durch, ein langärmliges Hemd anzuziehen. Zudem schlüpfe ich in eine WRANGLER Tschiens und steige in die schweren Kuhnjungenstiefel (unlöblich: Cowboy Boots) – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.00 Uhr Nachdem ich Kaffee aufgebrüht und vitaminreiche Donuts aus dem PUBLIX Supermarkt auf einem Porzellanteller angerichtet habe, setze ich mich an den Küchentisch und beisse kraftvoll zu. Leider wird mein Müssiggang alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass sie das Mittagessen im erst kürzlich eröffneten “The Bevy” Restaurant einnehmen wird. Die Gute kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und beteuert, dass dort herrliche Salate, Schnitzel (unlöblich: Steaks) sowie hausgemachte Waffeln serviert werden. Ich werde sogleich hellhörig und kündige an, mich diesem Ausflug kurzerhand anzuschliessen. Darüber hinaus nehme ich das Festnetztelefon zur Hand und lasse es mir nicht nehmen, den Professor über unsere Aktivitäten in Kenntnis zu setzen.
11.00 Uhr Wenig später nippe ich ein letztes Mal am Kaffeebecher und gebe zu Protokoll, dass wir Edelbert in eineinhalb Stunden vor dem besagten Gasthaus an der 12. Avenue treffen werden. Da noch etwas Zeit bleibt, rege ich einen Spaziergang mit dem Vierbeiner an. Meine Nachbarin zeigt sich einverstanden und folgt mir zum nahegelegenen “La Playa” Golfplatz.


Dixon spielt mit einem Tennisball

11.30 Uhr Als wir vor dem Haupteingang der Golfanlage eintreffen, tippt meine Nachbarin auf ihre protzige Armbanduhr und sagt, dass wir langsam den Heimweg antreten sollten. Ich pfeife augenblicklich auf den Fingern und fordere Dixon auf, sich den Tennisball zu schnappen und kehrt zu machen. Ferner plaudere ich mit meiner Bekannten über belanglose Dinge und merke an, dass ich noch immer keine Weihnachtsgeschenke eingekauft habe – wo soll das noch hinführen.
12.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, dem Rüden in den SUV zu helfen und zum “The Bevy” zu rasen. Als Kavalier der alten Schule halte ich Frau Pontecorvo die Beifahrertüre auf und informiere, dass sie in ihrem schicken Hosenanzug besonders schnieke aussieht. Danach trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und rase hupend auf dem beschaulichen Wohngebiet – was kann es schöneres geben.
12.30 Uhr Dreissig Minuten später erreichen wir unser Ziel und freuen uns, Edelbert begrüssen zu können. Um nicht vom Fleisch zu fallen, nehme ich Dixon an die Leine und laufe schnurstracks in die Wirtschaft, um einem Kellner wildgestikulierend klarzumachen, dass ich auf meinen treuen Blindenhund nicht verzichten kann. Der Knecht nickt eifrig und lotst uns zu einen schönen Tisch – wie aufmerksam.
13.00 Uhr Nachdem wir einen Aperitif gesoffen habe, werfe ich prüfende Blicke in die Tageskarte und wähle als Vorspeise einen “Quinoa Salat” mit griechischem Fetakäse und fangfrischen Golfkrabben. Zudem bitte ich den Kellner, als Hauptgang ein gut durchgebratenes Ribeye Steak sowie eine Schüssel Wasser für mein Haustier aufzufahren – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.


Ich beisse kraftvoll zu

13.30 Uhr Als der Hauptgang endlich serviert wird, nehme ich ruckzuck Messer und Gabel zur Hand und komme zu dem Schluss, dass das Fleisch perfekt gegrillt wurde. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und mutmasst, dass der Küchenscheff ein Meister seines Fachs ist – das kann man laut sagen.
14.30 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Schaumkaffees und Käsekuchen abgeschlossen haben, vertreten wir uns die Beine und begleiten den Professor tratschend nach Hause. Währenddessen hebt Hund Dixon an jedem Blumenkübel sein Beinchen und kommt aus dem Markieren gar nicht mehr heraus – wie lustig
15.00 Uhr Nach einem kurzweiligen Fussmarsch verabschieden wir uns von Edelbert und vereinbaren, dass wir Morgen einen Supermarkt ansteuern und Lebensmittel besorgen sollten. Im Anschluss kehre ich zum Auto zurück und ich mache es mir zur Aufgabe, Frau Pontecorvo sicher in den Willoughby Drive zurück zu bringen.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, wünsche ich meiner Nachbarin schöne Stunden und falle dann fix und foxi aufs Kanapee, um mich von den Strapazen des Vormittages zu entspannen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und mache mich in der Küche nützlich. Unter den fordernden Blicken meines Haustieres backe ich eine Fertigpizza im Backofen auf und zaubere dazu einen lustigen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen – das gibt ein Festessen.
17.45 Uhr Nach dem reichhaltigen Nachtmahl gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Als die Nachrichten über den Bildschirm flimmern, telefoniere ich erneut mit Georg und vernehme, dass er ein kleines Vermögen im Schoppingzentrum gelassen und mittlerweile sämtliche Weihnachtsgeschenke eingekauft hat. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und wünsche meinem Bruder einen ruhigen Abend.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit (unlöblich: Prime Time) wechsle ich auf AMC und erfreue mich am Kriminalfilm “Lost in the Sun” (löblich: Verloren in der Sonne). Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 2015 handelt von einem Jungen, der nach der Beerdigung seiner Mutter von einem Ganoven entführt wird – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen letzten Spaziergang durch den Garten. Zu guter Letzt verriegle ich die Haustüre besonders sicher und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. November 2018 – Lustige Drehpyramiden

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verspüre grossen Hunger. Um nicht vom Fleisch zu fallen, rolle ich mich aus dem Wasserbett und nehme die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Ausserdem hole ich fünf Eier aus dem Eiskasten und erkläre dem Vierbeiner, dass wir zum Frühstück ein leckeres Omelette mit Käse fressen werden. Zuvor führe ich jedoch auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik durch und plaudere angeregt mit Herrn Booth. Der hochdekorierte Vietnamveteran kommt auf Weihnachten zu sprechen und erinnert, dass am Sonntag der 1. Advent gefeiert wird. Ich nicke eifrig und ringe mich dazu durch, den Tag zu nutzen, um die kleine Villa weihnachtlich zu schmücken – wie aufregend.


Ich zaubere eine Omelette

08.30 Uhr Nachdem ich den Karton mit den Dekorationsartikeln aus der Garage geholt habe, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück und gönne mir ein erfrischendes Wirbelbad. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und fordere ihn auf, mir beim Dekorieren zu helfen. Der Professor ist hellauf begeistert und sagt, dass er gegen halb Zehn vorbeikommen wird – das hört man gerne.
09.30 Just als ich den Waschvorgang beende und in farbenfrohe Freizeitkleidung schlüpfe, klingelt der schlaue Mann an der Pforte und überrascht mich mit einer Schmankerlschachtel aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei. Ferner merkt mein Bekannter an, dass wir vor der schweisstreibenden Arbeit frühstücken und unsere Kehlen mit brühfrischem Bohnentrunk ölen sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und mache es mir zur Aufgabe, leckere Eierkuchen zu zaubern und die Backkreationen auf einem Porzellanteller anzurichten – wie gut das duftet.
10.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und kraftvoll zubeissen, erkundigt sich der Professor nach meinen Weihnachtseinkäufen und beteuert, dass er mittlerweile sämtliche Präsente besorgt hat. Ich gebe mich entnervt und stelle klar, dass mir der Schoppingwahnsinn gestohlen bleiben kann – wo kämen wir denn da hin.
10.30 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages machen wir uns ans Werk und staffieren die gute Stube mit dekorativen Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge aus. Edelbert pfeift unterdessen die Melodie von der “Stillen und heiligen Nacht” und schreckt auch nicht davor zurück, künstlichen Schnee an die Fenster zu sprühen.


Es weihnachtet sehr …

11.00 Uhr Alsbald stattet uns Frau Pontecorvo einen Besuch ab und freut sich, das Wohnzimmer weihnachtlich geschmückt vorzufinden. Ich deute mit stolzgeschwellter Brust in Richtung der Pyramiden und gebe zu Protokoll, dass diese aus Echtholz gefertigten Gestelle aus Ostdeutschland stammen. In diesem Zusammenhang merke ich an, dass Weihnachtspyramiden bereits seit vielen Hunderten Jahren feste Bestandteile in den ostdeutschen Wohnstuben sind – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.45 Uhr Zu guter Letzt stellen wir einen überdimensionalen Plastikschneemann im Vorgarten auf und kommen überein, dass nun ein reichhaltiges Mittagessen nicht schaden kann. Ich flitze wie der Wind ins klimatisierte Haus und schwinge mit dem Kochlöffel. Während sich Edelbert mit meiner Nachbarin ein Gläschen Schaumwein gönnt, koche ich Langnudeln auf und bereite eine leckere Pestosauce zu. Darüber hinaus schneide ich etliche Tomaten auf und überrasche die Gäste mit einem vitaminreichen Beilagensalat.


Wir beissen kraftvoll zu

12.30 Uhr Während wir es uns schmecken lassen und mit den Bierflaschen anstossen, verweise ich auf meine Verwandten und rechne vor, dass ich Georg und Maria in 17 Tagen wiedersehen werde. Zudem informiere ich, dass wenig später auch die Kinder in Florida eintreffen und die “staade Zeit” unter Palmen erleben werden.
13.30 Uhr Nachdem sich Edelbert verabschiedet hat, räume ich den Tisch ab und nehme die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb. Danach strecke ich auf dem Kanapee die Beine aus und döse prompt ein.
14.30 Uhr Nach der Pause sehe ich im Garten nach dem Rechten und stelle fest, dass die Wiese hinter meinem kultivierten Zuhause braune Stellen aufweist. Weil es seit mehreren Wochen nicht mehr geregnet hat, nehme ich den Rasensprenger in Betrieb und sammle ausserdem die abgefallene Palmwedel auf.
15.15 Uhr Fix und foxi kehre ich ins Wohnzimmer zurück und setze mich an den Schreibtisch, um meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nachzukommen. Ich arbeite Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und empfehle verzweifelten Eltern, frechen Jugendlichen nichts unter den Christbaum zu legen.


Freche Kinder bekommen keine Geschenke

16.15 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um ein süffiges Bier zu trinken und dazu einen Schokoriegel zu verzehren.
16.45 Uhr Nachdem ich mich in der Hollywoodschaukel entspannt und prüfende Blicke in die Tageszeitung geworfen habe, klatsche ich in die Hände und bereite das Nachtmahl vor. Da ich vom Mittagessen noch immer gesättigt bin, nehme ich mir einer kleinen Portion Bratkartoffeln mit Schinken Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
17.45 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine ausgeräumt und neu bestückt habe, bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und fröne den Nachrichten auf FOX. Ich informiere mich aus erster Hand über die Geschehnisse in der Welt und lerne, dass der Durchschnitts-Amerikaner in diesem Jahr knapp 400 Dollars in Weihnachtsgeschenke investieren wird – das ist ja kaum zu glauben.

18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich an der bitterbösen Satire “The Other Side of the Wind”. Ich gebe mich mit grossem Vergnügen diesem Meierwerk hin und erfahre, dass Orson Welles bereits Anfang der 1970er Jahre mit den Dreharbeiten begann. Fast 40 Jahre später entschloss sich NETFLIX, sich die Rechte am Rohmaterial zu sichern und den Film fertigzustellen – wie schön.
21.00 Uhr Nach zwei unterhaltsamen Stunden schalte ich das Farbfernsehgerät ab und begleite Dixon noch einmal an die frische Luft. Danach reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.