16. August 2016 – Neue Wanderschuhe

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07.45 Uhr Ich werde kurz vor dem Achtuhrläuten durch eigenartige Geräusche geweckt. Um mir einen genauen Überblick zu verschaffen, rolle ich mich aus dem Bett und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Herr Connor allerhand Zeug in sein WINNEBAGO Wohnmobil verlädt – wie unlöblich.
08.15 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, werfe ich mir den Bademantel über und statte meinem Nachbarn einen Besuch ab. Herr Connor wünscht mir einen guten Tag und vertellt, dass er die letzten zwei Ferienwochen ausnutzen wird, um mit seiner Ehefrau und den vorlauten Kindern Francis und Emily zu verreisen. Darüber hinaus erfahre ich, dass die Leute zum “Walt Disney World Resort” nach Orlando krusen wollen. Ich blicke skeptisch drein und entgegne, dass ich mir solche Luxusreisen leider nicht leisten kann – wie schade.

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Der Schrotthaufen der Nachbarn

08.45 Uhr Seufzend kehre ich in die Villa zurück und mache es mir zur Aufgabe, Wasser in die Wirbelbade laufen zu lassen. Ausserdem rufe ich bei Edelbert an und erzähle, dass ich grosse Lust hätte, in Julies Restaurant zu frühstücken. Der Professor freut sich und meint, dass wir uns gegen 10 Uhr in der Wirtschaft treffen könnten.
09.30 Uhr Um meinen Bekannten nicht warten zu lassen, steige ich zeitnah aus der Wanne und hole farbenfrohe Freizeitkleidung aus dem begehbaren Wandschrank. Danach schlüpfe ich in eine karierte Bermudahose sowie in ein lustiges Hawaiihemd und lasse Hund Dixon wissen, dass ich heute besonders schnieke aussehe. Der Rüde hüpft ausgelassen auf und ab und folgt mir brav zum Chevrolet Suburban – da kommt Freude auf.

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Bald reise ich nach Minneapolis

10.00 Uhr Pünktlich finde ich mich in Julies Restaurant ein und stelle wohlwollend fest, dass Edelbert bereits vor Ort ist und zwei Frühstücke bestellt hat. Ich setze mich spornstreichs dazu und bitte die Wirtin, etwas Schinken für meinen tierischen Begleiter zu servieren. Anschliessend wende ich mich Edelbert zu und vernehme, dass er während des gestrigen Nachmittags Reisepläne geschmiedet hat. Zudem händigt mir der gute Mann einen Heimrechnerausdruck aus und unterbreitet, dass Wanderfreunde im Bundesstaat Minnesota zahlreiche Parks und Waldgebiete erkunden können. Wissbegierig nehme ich die aufgeführten Trails (löblich: Wanderwege) ins Visier und erkläre meinem Tischnachbarn, dass es eine Gaudi wäre, unsere Forschungsreise nach Minneapolis zum Anlass zu nehmen, um den “Minneopa State Park” zu besuchen. Edelbert nickt eifrig und informiert, dass der besagte Staatspark für seine zahlreichen Wasserfälle weltbekannt ist – wie aufregend.
11.00 Uhr Nach vier Kaffees bringt uns Frau Julie die Rechnung und bittet uns, den Tisch für die wartenden Gäste freizumachen. Wir nicken eifrig und bescheren der kleinen Frau ein stattliches Trinkgeld. Im Anschluss kehren wir zu den Autos zurück und kommen überein, dass wir nun zum WAL MART Supercenter rasen und uns nach Wanderschuhen umsehen sollten.
11.30 Uhr Wenig später betreten wir den klimatisierten Flachbau am Collier Boulevard und schlendern plaudernd zur Sportabteilung. Nebenher erfahre ich vom Professor, dass die WAL MART Handelskette der grösste Energieverbraucher der USA ist. Um die immensen Stromkosten zu senken, hat das Eigentümerkonsortium die Dächer von knapp 350 Filialen mit hocheffizienten Solaranlagen versehen – das ist phantastisch.
12.00 Uhr Beeindruckt finden wir uns vor einem Schuhregal ein und können uns wegen der unzähligen Modelle kaum entscheiden. Als sich endlich ein Verkäufer an unsere Seite gesellt, berichten wir von unserer anstehenden Reise nach Minnesota und verraten, dass wir uns die Wasserfälle des “Minneopa Parks” ansehen wollen. Der Knecht legt den Zeigefinger an die Unterlippe und empfiehlt, wasserabweisende Schuhe aus dem Hause LOWA auszuwählen. Ich fackle nicht lange und nehme mir das Recht heraus, ein Paar “PHOENIX MESH” anzuprobieren. Edelbert folgt meinem Beispiel und sagt, dass diese Treter wie angegossen passen – wie wahr.


Löbliche Wanderschuhe

13.15 Uhr Nachdem wir einer Kassiererin 160 Dollars überlassen haben, verlassen wir das Kaufhaus. Ich reiche Edelbert die Hand und gebe zu Protokoll, dass ich mir nun einen ruhigen Nachmittag gönnen werde.
14.00 Uhr Zurück in meinem bescheidenen Zuhause, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Zudem räume ich das schmutzige Geschirr von gestern in die Spülmaschine und falle dann fix und foxi aufs Kanapee – das tut gut.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, beende ich die Pause und führe mir echten Bohnentrunk zu Gemüte. Ferner schneide ich einen Käsekuchen aus dem PUBLIX Supermarkt an und lasse mir die Leckerei auf der schattigen Terrasse schmecken. Nebenbei navigiere ich mit dem praktischen iPad durchs Internetz und mache mich über den “Minneopa Park” schlau. Zu meiner Freude bringe ich heraus, dass in direkter Nachbarschaft die Kleinstadt Mankato liegt. Ich streichle Dixon über den Kopf und erzähle, dass Charles Ingalls in der beliebten Fernsehserie “Unsere kleine Farm” regelmässig nach Mankato geritten ist, um dort einzukaufen.

16.00 Uhr Nach einer Stunde lege ich die elektronische Schreibtafel (unlöblich: Tablet) weg und sehe nach Dixon. Ich treffe den Rüden im Garten der Nachbarn an und zögere nicht, ihm einen Tennisball zuzuwerfen.
17.00 Uhr Völlig verschwitzt scheuche ich den Racker ins Haus und beginne damit, ein nahrhaftes Abendessen zu zaubern. Weil Fleisch bekanntlich ein Stück Lebenskraft ist, schwenke ich gesundes Butterschmalz in einer Pfanne und brate ein leckeres T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus – wie gut das duftet
18.00 Uhr Nachdem ich die Küche geputzt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich schenke mir ein Glas Rotwein ein und lasse den Tag vor der Glotze ausklingen. Wie es sich gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit greife ich auf das NETFLIX Angebot zurück und schaue mir die ersten beiden Folgen des erst kürzlich angelaufenen Fernsehspiels “The Get Down” an. Ich sehe mich in das Jahr 1977 versetzt und erlebe die Geburtsstunde der Hip Hop (löblich: Hipf Hüpf) Musik hautnah mit – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach einhundertzwanzigminütiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und komme zu dem Schluss, dass “The Get Down” eine sehenswerte Serie ist. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

15. August 2016 – Mariä Himmelfahrt (Assumption Day)

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Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

in meiner weissblauen Heimat wird heute mit “Mariä Himmelfahrt” ein wichtiger Feiertag begangen. Wie jedes Kind weiss, geht besagte Feierlichkeit auf ein altertümliches Marienfest zurück, welches Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert einführte.

Bereits die Heiden feierten am 15. August mit Astraea einen Himmelstag, der an die Vergänglichkeit des Seins und an die Heiligkeit des Geistes erinnert sollte. Cyrill, der Patriarch von Alexandrien entschloss sich kurzerhand, dem heidnischen Firlefanz entgegenzuwirken und den Bürgern der altägyptischen Stadt Alexandrien den Glauben an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel schmackhaft zu machen. Aus diesem Grund veranstaltete der theologische Vordenker um 400 nach Christus ein rauschendes Fest zu Ehren der Gottesmutter. 1.550 Jahre später wurde der Feiertag von Papst Pius XII. zum Dogma erhoben und zählt seitdem zu einem der wichtigsten Feste des römisch-katholischen Glaubens – da kommt Freude auf.

Während der am heutigen Tage stattfindenden Gottesdienste rufen die Pfarrer und Priester dazu auf, zu Sträusse zusammengebundene Kräuter zum Altar zu bringen. Die geweihten Mariensträusse werden anschliessend in der guten Stube aufgehängt oder kranken Menschen überreicht.

Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika wird der Feiertag begangen.
Hierzulande wird er jedoch “Assumption Day” genannt. Viele Christen pilgern heute in die Gotteshäuser, um zu beten und die heilige Maria anzurufen – wie schön.

Ich wünsche allen Heimseitenbesuchern einen gesegneten Feiertag.
Reinhard Pfaffenberg

11. August 2016 – Ausflug zum Naples Manor Motel

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08.00 Uhr Der Wecker bimmelt und reisst mich aus einem schönen Traum. Missmutig reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und mache es mir zur Aufgabe, die Terrassentüre zu öffnen. Weil sich auf meiner Stirn prompt Schweissperlen bilden, mache ich schnell kehrt und erkläre dem Vierbeiner, dass es angesichts von 106°F (41°C) nicht anzuraten ist, draussen herumzutoben. Stattdessen ziehe ich die Vorhänge zu und läute den jungen Morgen mit dem Frühsport in der kühlen Stube ein – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Im Anschluss greife ich zum Telefon und rufe Frau Pontecorvo an, um mich zum Frühstück einzuladen. Die Perle von nebenan ist begeistert und sagt, dass ich gerne gegen 10 Uhr vorbei kommen kann – wie schön.
09.00 Bevor ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme, entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher tippe ich Edelberts Handtelefonnummer ins Tastenfeld der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und bringe heraus, dass mein Bekannter im “Bistro 821” frühstückt. Der Professor kommt aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und beteuert, dass es keinen Spass macht, bei dieser Affenhitze durch die menschenleere Innenstadt zu laufen. Ich nicke eifrig und lasse Edelbert wissen, dass ich heute nicht aus dem Haus gehen werde – wo kämen wir denn da hin.

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Ich dufte prima

10.00 Uhr Nach dem Badespass schlüpfe ich in luftige Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, betörenden LOB Luxusduft aus dem Hause RP auf meine samtweiche Haut zu sprühen. Anschliessend scheuche ich Dixon zum Nachbarhaus und freue mich auf eine reichhaltige Jause.
10.15 Uhr Meine Nachbarin begrüsst mich per Zungenkuss und lotst mich plappernd ins klimatisierte Wohnzimmer. Ich lasse mich hungrig am Esstisch nieder und labe mich an selbstzubereiteten Pfannkuchen, Rühreier und rösch herausgebratenen Speckstreifen. Darüber hinaus tratsche ich angeregt mit meiner Gastgeberin und erzähle, dass der Jackpot der “Florida Lottery” in dieser Woche auf knapp 12 Millionen Dollars angewachsen ist. Obgleich Frau Pontecorvo mit den Schultern zuckt, schwärme ich in den höchsten Tönen und gebe zu Protokoll, dass ich mir mit diesem stattlichen Sümmchen eine Ranch in Odessa, TX zulegen würde. Meine Tischnachbarin macht grosse Augen und informiert mit erhobenen Zeigefinger, dass es in Westtexas noch heisser ist – papperlapapp.

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Ich würde gerne in Texas leben

11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten lege ich das Besteck beiseite und stelle klar, dass ein Schlückchen Rebentrunk gerade Recht käme. Frau Pontecorvo nickt eifrig und lässt es sich nicht nehmen, eine Flasche Veuve Clicquot zu entkorken. Im Anschluss lehne ich mich zungeschnalzend zurück und erfahre, dass meine Nachbarin am Nachmittag zum Frisör gehen und sich aufsteilen lassen wird – das soll mir auch Recht sein.
11.30 Uhr Wenig später wünsche ich der kleinen Dame viel Vergnügen und ringe mich dazu durch, Hund Dixon in den Chevrolet zu helfen und zum CIRCLE K Supermarkt zu krusen. Am Ziel angekommen, lasse ich den Vierbeiner bei laufendem Motor im KFZ zurück und investiere einige Dollars in Softdrinks (löblich: Weichgetränke), Weissbrot und Tomaten. Danach setze ich die Reise fort und finde mich bald auf dem Tamiami Trail wieder. Da keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet sind, steuere ich den PS-strotzenden SUV kurzerhand nach Südosten und fasse den Entschluss, Herrn Wang im “Naples Manor Motel” einen Besuch abzustatten.

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Ich statte Herrn Wang einen Besuch ab

12.15 Uhr Kurz nachdem die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, komme ich mit quietschenden Bremsen vor der Herberge zum stehen und werde Zeuge, wie Herr Wang einer Putzfrau die Leviten liest. Schmunzelnd geselle ich mich dazu und bringe heraus, dass die Maid (33) eine Dose Pepsi aus einer Minibar entwendet hat. Herr Wang brüllt wie am Spiess und legt der Frau nahe, sich einen neuen Tschob zu suchen – wie schön.
13.00 Uhr Danach führt mich der Motelbesitzer ins benachbarte Denny’s Gasthaus und behauptet, dass man mit Angestellten nur Ärger hat. Ich beschwichtige meinen Bekannten redlichst und winke eine Bedienung an den Tisch, um zwei grosse Diät Colas sowie saftige Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit French Fries (löblich: Kartoffelstäben) zu ordern. Herr Wang atmet tief durch und meint, dass er mich selbstverständlich zu Speis und Trank einladen wird. Ich bedanke mich artig und spüle meinen trocknen Hals mit einem kräftigen Schluck durch.

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Ich beisse kraftvoll zu

14.00 Uhr Redlichst gestärkt kehren wir ins Motel zurück und treffen an der Rezeption auf Carol Wang und Herrn Avanzatti. Wie es sich gehört, hüfte ich meine NY YANKEES Kappe und begrüsse die jungen Menschen herzlich. Zudem spendiert mir Herr Wang einen Kaffee und berichtet, dass er von der harten Arbeit gestresst ist und mit der Idee spielt, zu verreisen. Ich werde sogleich hellhörig und biete dem freundlichen Herren an, dass er mich gerne nach Minnesota begleiten kann. Herr Wang winkt lachend ab und sagt, dass er etwas erleben möchte und womöglich nach Puerto Rico ausfliegen wird.
15.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Zelte abzubrechen und den Heimweg anzutreten. Ich nehme Dixon an die Leine und kehre winkend zum Auto zurück. Ruckzuck lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Musik vom Hof.
15.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann aufs Sofa, um mich von den Strapazen des nervenaufreibenden Tages zu entspannen – das tut gut.
16.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bereite das Abendessen vor. Da ich keinen grossen Hunger habe, nehme ich mit vitaminreichen Wurstbroten und Gewürzgurken aus dem Glas Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Nachdem ich die Küche geputzt und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine verfrachtet habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich stecke dem Rüden einen Kauknochen ins Maul und fröne dann den Abendnachrichten auf FOX – immerhin muss man auf dem Laufenden bleiben.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit schalte ich auf SHOWTIME um und erfreue mich an der Serie “Shameless”, die von einer verwahrlosten Familie in Chicago erzählt. Ich krümme mich vor Lachen und erfahre per Einblendung, dass im Oktober die siebte Staffel des beliebten Fernsehspiels anlaufen wird – das ist die beste Nachricht des Tages.
21.00 Uhr Nach zwei Episoden beende ich den Fernsehabend und verabschiede mich ins Schlafzimmer. Gute Nacht.

10. August 2016 – Eierkuchen und American Love

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08.00 Uhr Beschwingt durch ein schönes Lied der “Avett Brothers” rolle ich mich aus dem Wasserbett und stelle beim Blick auf das Thermometer fest, dass es auch heute unerträglich heiss ist. Mit hängendem Kopf öffne ich die Terrassentüre und erkundige mich bei Hund Dixon, ob er nach draussen gehen möchte. Der lustige Rüde macht jedoch prompt kehrt und zieht es vor, noch etwas zu schlafen.
08.30 Uhr Nachdem ich in der klimatisierten Stube die Morgengymnastik absolviert habe, verabschiede ich mich ins Bad und spiele mit der Idee, kurzerhand nach Kanada auszufliegen und meine Familie zu besuchen. Um mir einen Überblick über das Wetter in Ontario zu verschaffen, nehme ich kurzerhand die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe im Ferienhaus meiner Verwandten an. Nach dem zweiten Tuten nimmt mein Grossneffe das Telefonat an und beteuert, dass es in Gilford Beach unerträglich schwül ist. Ich seufze laut und lasse den Buben wissen, dass ich unter diesen Umständen lieber in Florida bleiben werde.

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Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Wenig später pocht Frau Pontecorvo an die Haustüre. Ich werfe mir kurzerhand den Bademantel über und lasse es mir nicht nehmen, die kleine Frau herzlich zu begrüssen. Zu meiner Freude präsentiert die Dame einen selbstzubereiteten Eierkuchen und meint, dass wir gemeinsam frühstücken könnten. Natürlich nicke ich eifrig und stelle die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein. Danach husche ich ins Schlafzimmer und schlüpfe in legere Freizeitkleidung – da kommt besonders grosse Freude aus.
10.00 Uhr Während ich die wichtigste Mahlzeit des Tages verzehre, kommt Frau Pontecorvo auf ihren Geburtstag am 20. August zu sprechen und kündigt an, dass sie Tags darauf nach Jacksonville reisen wird, um ihre bekloppte Freundin zu besuchen. Ich mache grosse Augen und gebe vor, dass ich ganz bestimmt nicht mitkommen werde. Meine Tischnachbarin schenkt sich etwas Kaffee nach und sagt, dass sie zwei Wochen bei Frau Blanche bleiben und womöglich sogar einen Ausflug nach Savannah im Nachbarstaat Georgia unternehmen wird – wie schön.
10.45 Uhr Nach dem dritten Nachschlag schiebe ich den Teller beiseite und erzähle meiner Bekannten, dass sich gestern vor 47 Jahren am Cielo Drive in Los Angeles ein schreckliche Bluttat ereignet hat. Meine Nachbarin schlägt in die gleiche Kerbe und unterbreitet, dass sie gestern auf CBS den im Jahre 2004 entstandenen Film “Helter Skelter” gesehen hat. Die Perle blickt traurig drein und informiert, dass Charles Manson seit Sharon Tates Ermordung im Gefängnis sitzt und hoffentlich nie wieder auf freien Fuss kommen wird – dem ist nichts hinzuzufügen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten bimmelt das Telefon und Edelbert meldet sich in der Leitung. Der schlaue Mann ist ganz aus dem Häuschen und sagt, dass seine Klimaanlage abermals ausgefallen ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass sich nun der Hausmeister um den Schlamassel kümmern und ein neues Stromkabel verlegen wird. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass es in meinem Zuhause angenehm kühl ist.

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Ich proste meiner Nachbarin redlichst zu

12.15 Uhr Nachdem ich ein Gläschen Schaumwein aus dem Hause Louis Roederer getrunken habe, verabschiede ich Frau Pontecorvo und bereite mir ein Wurstbrot zu. Ferner nehme ich die verschmierten Fenster in Augenschein und ringe mich dazu durch, die kleine Villa auf Vordermann zu bringen. Weil sich Frau Gomez noch immer im Urlaub befindet, hole ich den Staubsauger aus der Abstellkammer und mache es mir zur Aufgabe, den Teppich im Wohnzimmer zu säubern. Natürlich schreckt Dixon wie von der Tarantel gestochen hoch und verabschiedet sich auf die schattige Terrasse – wie lustig.
13.00 Uhr Im Anschluss bringe ich die Fensterscheiben auf Hochglanz und vergesse auch nicht, den Küchenboden durchzuwischen und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten – gleich platzt mir der Kragen.
14.00 Uhr Schlussendlich trage ich den Müll nach draussen und fülle gesundes ROYAL CANIN Trockenfutter in den Napf meines Haustieres. Da ich aus dem Schnaufen gar nicht mehr herauskomme, beende ich dann die schwere Arbeit und strecke auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine nach. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und träume von einem eiskalten Wintertag in meiner bayerischen Heimat.

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Ich träume von Bayern

15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit brühfrischem Bohnentrunk auf. Zudem beschalle ich die kleine Villa mit prima George Strait Musik und nutze die Nachmittagsstunden, um auf Amazon nach neuer Musik zu suchen. Mit flinken Fingern navigiere ich mich durch das reichhaltige Angebot und erfahre, dass Gesangsstern Jake Owen am 29. Juli eine neue CD mit dem Titel “American Love” (löblich: amerikanische Liebe) auf den Markt gebracht hat. Ruckzuck betätige ich den “ADD” (löblich: Kauf) Knopf und habe die Möglichkeit, sämtliche Lieder auf meiner Festplatte zu speichern – das klappt wieder wie am Schnürchen.


Jake Owen – American Love

16.00 Uhr Als meine geschmackvolle Wanduhr viermal schlägt, gehe ich von der Leine und statte dem Vierbeiner im Garten einen Besuch ab. Der Rüde tummelt sich am künstlich angelegten Teich und freut sich, als ich ihm einen Tennisball zuwerfe. Zudem treffe ich auch Herrn Booth an der Grundstücksgrenze an und bringe heraus, dass der hochdekorierte Vietnamveteran Morgen den Rasen mähen wird – das kann mir nur Recht sein.
17.00 Uhr Wegen der Hitze mache ich bald kehrt und führe mir ein eiskaltes Budweiser zu Gemüte. Zudem mache ich mich in der Küche nützlich und erwärme im Backrohr ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Als die Abendnachrichten über den Bildschirm flimmern, telefoniere ich erneut mit Prof. Kuhn und vernehme, dass der Hausmeister beste Arbeit abgeliefert und die Klimaanlage im Handumdrehen repariert hat – das hört man gerne.
19.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, beende ich das Gespräch und nehme mit dem ABC Video-On-Demand (löblich: Video nach Abruf) Angebot Vorlieb. Mit grosser Freude schaue ich mir einige Episoden der lustigen Serie “Modern Family” an und krümme mich vor Lachen.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Anschliessend verriegle ich die Haustüre und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

8. August 2016 – Ein lustiger Fernsehnachmittag

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08.00 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich nehme mir wie jeden Montag das Recht heraus, im Bett die Tagebucheinträge meiner unterbelichteten Mieterin zu studieren. Natürlich komme ich auch heute aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und erfahre, dass das Kind am Samstag im Lichtspielhaus war – das ist ja allerhand.
08.30 Uhr Laut seufzend stehe ich auf und komme zu dem bitteren Schluss, dass bei Sandra längst Hopfen und Malz verloren ist. Trotz aller Widrigkeiten öffne ich die Terrassentüre und führe bei brütender Hitze die Morgengymnastik durch. Nebenher schnaufe ich wie ein Walross und werde Zeuge, wie sich Hund Dixon schnell wieder in die klimatisierte Stube verzieht.

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Hund Dixon schwitzt

09.00 Uhr Als ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, bimmelt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert und gibt zu Protokoll, dass in seiner Stadtwohnung die Klimaanlage ausgefallen ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass erst in drei Stunden ein Techniker anrücken wird, um den Schaden zu beheben. Selbstverständlich falle ich meinem Bekannten ins Wort und biete ihm an, dass er in meiner Villa gerne den Tag verbringen kann. Edelbert gibt sich erleichtert und meint, dass er in einer Stunde vorbeikommen wird – wie schön.
09.45 Uhr Redlichst erfrischt hüpfe ich aus der Wanne und mache es mir zur Aufgabe, farbenfrohe Kleider anzuziehen und das Frühstück vorzubereiten. Unterdessen spähe ich besorgt nach draussen und sehe, wie die Luft über dem Asphalt flimmert. Angesichts des subtropischen Klimas stelle ich die Klimaanlage etwas höher und schütte eisgekühlten Mangotee in eine Karaffe – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Just als ich die Rühreier vom Herd nehme, stattet mir der Professor einen Besuch ab. Ich winke den guten Mann zuvorkommend herein und bemerke, dass er eine Gebäckschachtel aus dem Hause “Biscotti Farrugia” mitgebracht hat – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

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Ich lasse mir ein Cannoli schmecken

10.45 Uhr Als wir es uns am Wohnzimmertisch bequem machen, deutet der Professor auf die Amazon Fernbedienung und meint, dass wir uns den Tag mit einem Film versüssen könnten. Ich beisse kraftvoll in ein mit Schlagsahne gefülltes Cannoli und lasse es mir nicht nehmen, die Glotze einzuschalten. Im Handumdrehen finden wir uns auf der Amazon Startseite und haben die Auswahl zwischen unzähligen Film- und Fernsehproduktionen.
11.00 Uhr Wir fackeln nicht lange und ringen uns dazu durch, den im Jahre 1987 entstandenen Klassiker “Over the Top” anzuschauen. Voller Vorfreude fülle ich Edelberts Tasse mit Bohnentrunk auf und fröne mit Vergnügen dem von Menahem Golan produzierten Meisterwerk. Ich lehne mich zufrieden zurück und tauche in das Leben eines LKW Fahrers ein, der es im Leben nicht leicht hat. Um sich etwas Geld dazuzuverdienen, verscherbelt er eines Tages seinen Lastwagen und fordert den Weltmeister im Armdrücken zum Kampf heraus – da kommt Spannung auf.


Over the Top ist ein prima Film

12.30 Uhr Neunzig Minuten später flimmert der Abspann über die Mattscheibe und Amazon fordert uns auf, als nächstes die Komödie “Stop! Or My Mom Will Shoot” (auf deutsch: Stop! Oder meine Mami schiesst) anzuschauen. Natürlich betätige ich sogleich den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und serviere Edelbert ein kühles Budweiser sowie vitaminreiche Sandwiches (löblich: Wurstbrote). Ausserdem scheuchen wir Dixon in den Garten und animieren ihn, den Nachbarshund zu besuchen. Der Rüde schüttelt sich ausgiebig und zieht es wegen der Hitze vor, kehrt zu machen und aufs Wohnzimmerkanapee zu hüpfen – wo soll das noch hinführen.
13.30 Uhr Wenig später surrt Edelberts Handtelefon. Mein Bekannter nimmt das Gespräch prompt an und freut sich, einen Klimaanlagentechniker am Rohr zu haben. Der Handlanger übermittelt Edelbert gute Nachrichten und informiert, dass die Klimaanlage seit wenigen Minuten wieder läuft. Der Professor atmet tief durch und beteuert, dass er nun nach Hause fahren und einen ruhigen Nachmittag in seiner Wohnung verbringen wird.
14.15 Uhr Nachdem endlich Ruhe im Willoughby Drive herrscht, falle ich gähnend aufs Sofa und schliesse die Augen. Schon bald döse ich ein und träume von unserer anstehenden Forschungsreise nach Minnesota.

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Bald bin ich in Minnesota

15.15 Uhr Nach der Pause setze ich mich an den Schreibtisch und stelle fest, dass sich Dixon ständig an der Pfote leckt. Als der Vierbeiner seinen Kopf schieflegt, nehme ich den Fuss meines Haustieres in Augenschein und sehe mich genötigt, mit einer Pinzette einen Stachel aus dem Ballen entfernen zu müssen.
15.45 Uhr Nachdem sich Dixon beruhigt hat, kümmere ich mich um die Anschnurarbeit und helfe verzweifelten Erziehungsberechtigten bei weitreichenden Problemen. Zudem nehme ich die Einträge im elektronischen Gästebuch in Augenschein und freue mich über den überwältigenden Zuspruch vieler Heimseitenbesucher.
16.45 Uhr Nach getaner Arbeit gehe ich von der Leine und bereite das Abendessen vor. Da ich vom reichhaltigen Frühstück noch immer gesättigt bin, entschliesse ich mich, eine kleine Portion Langnudeln aufzukochen und die italienischen Teigwaren mit Pesto aus dem Glas zu verfeinern – wie gut das duftet.

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Langnudeln mit Pesto

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und schenke mir ein Erdinger Weissbier ein. Anschliessend strecke ich im klimatisierten Wohnzimmer die Beine aus und folge den Nachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass Morgen vor 47 Jahren die weltbekannte Schauspielerin Sharon Tate in ihrer Villa in Los Angeles von Anhängern der “Manson Familie” bestialisch ermordet wurde – wie furchtbar.

19.00 Uhr Um angesichts der Schreckensmeldungen auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zeitnah auf HBO, wo gerade der Vorspann zum preisgekrönten Drama “Hachi: A Dog’s Tale” (auf deutsch: Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft) anläuft. Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, wie sich ein Universitätsprofessor mit einem Hundewelpen anfreundet und ihn mit nach Hause nimmt. Die beiden sind ab sofort unzertrennlich und schreiten bis zum überraschenden Tod des Hundebesitzers gemeinsam durchs Leben.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden beende ich den Fernsehabend und nehme eine kalte Dusche. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.