15. November 2016 – Lady Shaver

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich habe ein schönes Weihnachtslied im Ohr. Während Jennifer Nettles “Oh Holy Night” (löblich: Oh, heilige Nacht) trällert, hüpfe ich aus dem Bett und bemerke, dass in diesem Jahr gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen möchte. Ich seufze laut und bringe beim Blick auf den Wandkalender heraus, dass bereits in zwölf Tagen der 1. Advent ansteht – wo soll das noch hinführen.

weihnacht
Bald steht das Christkind vor der Türe

08.30 Uhr Nach dem Frühsport verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem erquickenden Wirbelbad. Nebenher überlege ich ganz genau und erinnere mich, dass Morgen der Buss- und Bettag gefeiert wird. Da ich Edelbert versprochen habe, ihn in die Kirche zu begleiten, fasse ich den Entschluss, bereits heute den Wocheneinkauf zu erledigen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
09.30 Uhr Als die Zeiger meiner ROLEX auf halb 10 zugeht, beende ich den Badespass und nehme mit einem kleinen Frühstück Vorlieb. Ich verzehre mit Nutella bestrichene Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), einen Frozen Yoghurt (löblich: Gefrorenen Joghurt) sowie einen lustigen Babe Ruth Schokoladenriegel – das schmeckt.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten verlasse ich die kleine Villa und schicke mich an, Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV zu helfen. Danach zwänge ich mich hinters Lenkrad und gleite zufrieden aus dem Wohngebiet. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und merke an, dass ich heute ein kleines Vermögen im WINN DIXIE Supermarkt am Mission Hills Drive lassen werde. Mein Bekannter ist begeistert und kündigt an, dass er mir beim Schoppen Gesellschaft leisten und sich einen neuen WILKINSON Nassrasierer leisten wird.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, steige ich ungeduldig aus dem Auto und halte den Vierbeiner an, brav im Auto zu warten. Da es sehr schwül ist, lasse ich kurzerhand den Motor laufen und stelle die Klimaanlage auf die höchste Stufe ein. Wenig später trifft auch Edelbert vor dem WINN DIXIE ein und begrüsst mich überschwänglich. Ich reiche dem schlauen Mann die Hand und gebe zu Protokoll, dass heute besonders viele Kunden den Supermarkt belagern. Trotzdem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und machen einem unterbelichteten Senior mit Glatze einen Einkaufswagen streitig – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.30 Uhr Während wir durch die Gänge schlendern und allerhand Waren einladen, kommt Edelbert auf seinen gestrigen Fernsehabend zu sprechen und erzählt, dass er eine aufschlussreiche Dokumentation über Heimrechnerspiele verfolgt hat. Mein Begleiter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der japanische Unterhaltungskonzern SONY eine sogenannte Virtual-Reality Brille auf den Markt gebracht hat. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und lerne, dass es dem Benutzer nun möglich ist, noch intensiver in bunte Spielewelten einzutauchen – wo soll das noch hinführen.


Heimrechnerspiele sind gefährlich

12.00 Uhr Schlussendlich landen wir in der Pflegeabteilung und Edelbert nimmt die feilgebotenen Rasierer in Augenschein. Um mir nicht stundenlang die Beine in den Bauch stehen zu müssen, deute ich zu einem in einer roten Schachtel verpackten Modell und animiere den Professor, endlich in die Gänge zu kommen. Edelbert wirft mir skeptische Blicke zu und sagt, dass er bestimmt keinen Lady Shaver (löblich: Frauenrasierer) kaufen wird.
12.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später schieben wir den vollbeladenen Einkaufswagen zur Kasse und begleichen die Rechnung mit unseren praktischen Kreditkarten. Anschliessend laufen wir plaudernd zu den Autos und vereinbaren, dass nun eine Brotzeit in der benachbarten 7 ELEVEN Schnellgaststätte nicht schaden kann.
13.15 Uhr Hungrig und durstig finden wir uns in der besagten Wirtschaft ein und ordern an der Essensausgabe Classic Chicken Sandwiches (löblich: Klassische Hühnerbrote) mit Kartoffelstäben und Salat.

bussbettag
Morgen wird der Buss- und Bettag gefeiert

13.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, bringe ich den Mittwoch ins Spiel und lege anschaulich dar, dass in der St. Agnes Catholic Church am Nachmittag ein Gottesdienst stattfinden wird. Edelbert nickt eifrig und verspricht, dass er mich gegen 14 Uhr abholen wird – das hört man gerne.
14.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann aus den schweren Kuhjungenstiefeln (unlöblich: Cowboyboots) steigen. Nachdem ich Dixons Napf mit Trockenfutter aufgefüllt und die Lebensmittel im Eiskasten verstaut habe, falle ich erschöpft aufs Kanapee und döse prompt ein.
15.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, stehe ich zeitnah auf und setze mich an den Schreibtisch. Während Dixon im Garten spielt, gehe ich Anschnur und informiere mich über die Geschehnisse in der Welt. Unter anderem segle ich auch auf N-TV und bringe heraus, dass die CDU vom 5. bis zum 7. Dezember ihren Parteitag in Essen abhalten wird. Ich kratze mich an der Schläfe und lese, dass CSU Scheff Horst Seehofer diesem Treffen fernbleiben und weiter an seiner Forderung festhalten wird, maximal 200.000 Asylanten pro Jahr die Einreise nach Deutschland zu gewähren – so ein Schmarrn.
16.15 Uhr Nachdem ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher abgearbeitet habe, nehme ich zu guter Letzt die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein – gleich platzt mir der Kragen.
17.00 Uhr Weil mein Magen knurrt und nach einer Jause verlangt, begebe ich mich nörgelnd in die Küche und richte mir eine Wurstplatte an. Dazu gibt es Gewürzgurken aus dem Glas sowie ein perfekt eingeschenktes Weissbier.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit strecke ich vor der Glotze die Beine aus und mache mich während der FOX Nachrichten über den schrecklichen Bürgerkrieg in Syrien schlau – wo soll das noch hinführen.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur besten Sendezeit auf AMC, um die Seele beim sehenswerten Neuwestern “Meek’s Cutoff” baumeln zu lassen. Die Produktion aus dem Jahre 2010 handelt von unerschrockenen Siedlern, die im Jahre 1845 gen Westen über eine Hochebene ziehen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nachdem es doch noch zu einem glücklichen Ende gekommen ist, beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

14. November 2016 – Schnellessen ist ungesund

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde in aller Frühe durch besonders lautes Telefonschellen geweckt. Als ich mir schlaftrunken den Hörer ans Ohr halte, meldet sich mein Neffe und bedankt sich artig für das Geburtstagsgeschenk. Ich nicke eifrig und entgegne, dass das aktuelle Studioalbum des Sängers David Crosby nicht billig war. James lacht laut und vertellt, dass es ihm grosse Freude bereitet, die Lieder während des Autofahrens zu hören. Darüber hinaus kommt der Bube auf seine Geburtstagsfeier am Freitag zu sprechen und unterbreitet, dass er seine Eltern, seine Schwester Laura samt Lebensgefährten sowie etliche Freunde in ein schickes Restaurant ausgeführt hat – das ist phantastisch.
08.30 Uhr Nachdem ich den Hörer auf die Basisstation gelegt habe, hüpfe ich aus dem Bett und läute den Morgen mit dem Frühsport ein. Ausserdem schnippe ich mit den Fingern und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass wir heute “Bob’s Liquor Store” ansteuern und Weissbier kaufen müssen.

katzelandmusik
Der beste Radiosender: Katze Land

09.00 Uhr Da man ungewaschen nicht aus dem Haus gehen sollte, ziehe ich mich ins Bad zurück. Beschwingt durch prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Landmusik entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Nach Badeschaum duftend beende ich den Waschvorgang und bemerke, dass der Boden unbedingt gewischt werden muss. Ich fackle nicht lange und fülle spornstreichs Wasser sowie Reinigungsmittel in einen Eimer. Danach wringe ich einen Lappen aus und mache es mir zur Aufgabe, den renovierten Fliesenboden zu säubern. Nebenher schimpfe ich in einer Tour und fordere den Vierbeiner auf, keinen Dreck in die kleine Villa zu tragen.
10.30 Uhr Nachdem ich mein Werk vollbracht habe, nehme ich am Küchentisch Platz und führe mir ein leckeres Frühstück zu Gemüte. Leider wird die Ruhe alsbald von meiner Nachbarin gestört. Frau Pontecorvo stösst plappernd die Terrassentüre auf und überrascht mich mit einem selbstgebackenen Käsekuchen.
11.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, erfahre ich von meiner Nachbarin, dass sie mich zum Alkoholgeschäft meines Vertrauens gerne begleiten würde. Ich zucke mit den Schultern und lade ein weiteres Stück Kuchen auf meinen Teller – schmeckt gar nicht schlecht.

kaesekuchen
Ich beisse kraftvoll zu

11.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Brotzeit zu beenden. Weil mir Sauberkeit und Ordnung sehr am Herzen liegen, verfrachte ich das Geschirr in die Spüle und rufe Frau Pontecorvo auf, mir zum Auto zu folgen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten kommen wir mit quietschenden Pneus vor “Bob’s Liquor Store” zum Halten. Als Kavalier der alten Schule halte ich meiner Begleiterin die Beifahrertüre auf und führe sie in den Verkaufsraum. Natürlich werden wir von Herrn Bob herzlich begrüsst und erfahren, dass erst in der vergangenen Woche eine neue Bierlieferung aus Bayern eingetroffen ist. Ich reibe mir die Hände und hieve eine Kiste Erdinger Weissbier in den Einkaufswagen. Frau Pontecorvo schlendert währenddessen durch die Gänge und nimmt sich das Recht heraus, ein Fläschchen “Southern Comfort” zu kaufen – wie schön.

weissbier
Schmeckt prima: Ein Weissbier aus Erding

12.45 Uhr Um insgesamt knapp 100 Dollars erleichtert, verlassen wir den Laden und fassen den Entschluss, die zwei Meilen entfernte McDonalds Schnellessgaststätte anzusteuern, um ein bescheidenes Mittagessen am Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter zu ordern. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit zwei vitaminreichen Quarter Pounder (löblich: Viertelpfünder), Kartoffelstäben sowie einem grossen Becher Diät Cola Vorlieb – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

kaeseburger
Ein Viertelpfünder ist sehr vitaminreich

13.30 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann mich über das Mittagessen hermachen. Frau Pontecorvo leistet mir auf der schattigen Terrasse Gesellschaft und behauptet, dass man sich ab und zu einen fettigen Burger leisten kann. Ich gebe mich jedoch skeptisch und stelle klar, dass der übermässige Konsum von Schnellessen (unlöblich: Fastfood) Gehirnbrand auslösen kann – wie furchtbar.
14.15 Uhr Nachdem sich die Dame nach nebenan verabschiedet hat, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Im Anschluss spüle ich meinen Hals mit einem bayerischen Qualitätsbier durch und falle erschöpft aufs Kanapee.
15.15 Uhr Um nicht ganz einzurosten, stehe ich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich arbeite Depeschen besorgter Eltern ab und studiere zudem die aktuellen Pressemeldungen des Forschungszentrums Kuschmelka (München). Wohlwollend stelle ich fest, dass sich die schlauen Menschen auch mit Donald Trumps Wahl auseinandergesetzt haben und davon ausgehen, dass der 70jährige einen hervorragenden Staatsmann abgeben wird.

trump
Unser neuer Präsident

16.15 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um im Garten nach Hund Dixon zu sehen. Zu allem Überfluss treffe ich den Rüden im Garten von Familie Booth an und werde Zeuge, wie er im Rosenbeet ein Loch gräbt. Selbstverständlich schlage ich sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und lasse Dixon wissen, dass Herr Booth sehr schimpfen wird.
17.00 Uhr Um keinen Ärger zu bekommen, beseitige ich die Schäden und locke das Haustier dann in die kleine Villa, um ihm einen Kauknochen ins Maul zu stecken. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere im Handumdrehen köstliche Bratkartoffeln mit Spiegeleier – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Jause nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und rufe bei Edelbert an. Der Professor legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er den Nachmittag in einer Buchhandlung verbracht hat. Ich freue mich sehr und erinnere daran, dass übermorgen der Buss- und Bettag gefeiert wird. Der Professor stimmt uneingeschränkt zu und meint, dass wir in die Kirche gehen könnten – das soll mir Recht sein.

19.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, schenke ich mir ein weiteres Bier ein und mache es mir vor der Glotze bequem. Ich fröne den Nachrichten auf FOX und wechsle dann auf HBO, um mir den Spielfilm “Brooklyn” anzuschauen. Der preisgekrönte Liebesfilm handelt von einer bildhübschen Irin, die um das Jahr 1950 nach Amerika immigriert – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach neunzig rührseligen Minuten schalte ich das Farbfernsehgerät aus und begleite Dixon an die frische Luft. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

11. November 2016 – Veterans Day

usa

Sehr verehrte Damen und Herren,

während in meiner alten Heimat die Jecken und Karnevalisten erwachen, um die sogenannte 5. Jahreszeit einzuläuten, wird in den Vereinigten Staaten von Amerika der wichtige “Veterans Day” gefeiert.

veteran
Ein löblicher Veteran

Ursprünglich sollte dieser Gedenktag an die amerikanischen Soldaten erinnern, die während des Ersten Weltkriegs ihr Leben lassen mussten. Heute ist er ein Feiertag zu Ehren aller Kriegsveteranen, die jemals an militärischen Auseinandersetzungen teilgenommen haben. Aus diesem Grund finden in vielen amerikanischen Städten von Veteranenverbänden organisierte Militärparaden statt. Ferner legen hochrangige Regierungsmitglieder an der Grabstätte des unbekannten Soldaten auf dem “Arlington National Cemetery” (löblich: Arlington Nationalfriedhof) in Washington DC einen Kranz nieder.

Selbstverständlich habe auch ich an einer Parade teilgenommen und Fort Myers besucht. Der örtliche Veteranenverband hat sich nicht lumpen lassen und im Stadtzentrum eine farbenprächtige Feier veranstaltet. Neben Uniformen aus längst vergangenen Epochen, konnten die Schaulustigen ausserdem diverse Waffensysteme bewundern, die während des zweiten Weltkriegs zum Einsatz kamen – wie aufregend.

geburtstag
Alles Gute zum Geburtstag, James

Den Abend werde ich in Gesellschaft meiner Freunde verbringen und das eine oder andere Bier auf der schattigen Terrasse trinken. Ich werde meinen Gästen gegrillte Schnitzel (unlöblich: Steaks) kredenzen und sie mit einer selbstzubereiteten Bayerischen Creme verwöhnen. Natürlich werden wir auch meinen löblichen Neffen James hochleben lassen, der just heute seinen 45. Geburtstag feiert – wie aufregend..

Ich wünsche Ihnen einen schönen Veterans Day
Reinhard Pfaffenberg

10. November 2016 – Sauwetter

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Dicke Regentropfen trommeln beharrlich ans Schlafzimmerfenster und reissen mich aus einem schönen Traum. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und bemerke, dass sich mein schöner Garten während der Nacht in eine Sumpflandschaft verwandelt hat – wie schrecklich.
08.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und läute den Morgen mit dem Frühsport ein. Hund Dixon hüpft währenddessen gähnend aufs Kanapee und nimmt sich das Recht heraus, noch etwas zu dösen – das ist wieder typisch.
09.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines goldenen Chronographens auf 9 zugeht, nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Ferner hole ich die gesalzene Butter aus dem Kühlschrank und lasse den Vierbeiner wissen, dass ich es kaum noch erwarten kann, kraftvoll in einer geröstete Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) zu beissen. Dixon legt prompt seinen Kopf schief und schielt fordernd zu seinem Napf – wie lustig.

brot
Lustige Weissbrotscheiben

09.30 Uhr Bevor ich das Frühstück verzehre, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Wie es sich gehört, entspanne ich mich bei einem wärmenden Wirbelbad und nutze die Gelegenheit, um mit Edelbert zu telefonieren. Der Professor wünscht mir einen schönen Morgen und kündigt an, dass er gegen 11 Uhr im PUBLIX abschoppen wird. Ich nicke eifrig und antworte, dass ich mich dem Supermarktbesuch kurzerhand anschliessen werde.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten kehre ich in die gute Stube zurück und werde Zeuge, wie sich Frau Pontecorvo an der Terrassentüre zu schaffen macht. Weil es immer noch schüttet, winke ich die Perle herein und lade sie zum Frühstück ein. Die Dame bedankt sich artig und lotet aus, ob ich mit zum Supermarkt kommen möchte. Ich stimme zu und erkläre meiner Nachbarin, dass ich sowieso mit dem Professor verabredet bin.
10.45 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, essen wir ganz schnell auf und eilen dann zum Auto. In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsreise preschen wir aus dem Wohngebiet und kommen überein, dass man bei diesem Sauwetter kaum etwas unternehmen kann. Frau Pontecorvo seufzt laut und sagt, dass sie den geplanten Frisörbesuch am Nachmittag absagen wird – das ist mir Wurst.
11.15 Uhr Mit kurzer Verspätung fahre ich auf den PUBLIX Parkplatz auf und habe das grosse Glück, direkt neben Edelberts JEEP einen Stellplatz für den PS-strotzenden SUV zu ergattern. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, schüttle ich Edelberts Hand und mache es mir zur Aufgabe, einer unterbelichteten Kundin einen Einkaufswagen streitig zu machen. Anschliessend schlendern wir in das Geschäft und wählen Waren des täglichen Bedarfs aus. Darüber hinaus komme ich auf James Geburtstag zu sprechen und stelle klar, dass ich Morgen selbstverständlich in Toronto anrufen und dem Buben die besten Glückwünsche übermitteln werde – darauf freue ich mich jetzt schon.

geburtstag
James feiert Geburtstag

12.15 Uhr Nach einer Stunde werden wir an der Kasse vorstellig und sehen uns genötigt, jeweils knapp 70 Dollars bezahlen zu müssen. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und bin mir sicher, dass ich bald im Armenhaus landen werde. Edelbert beruhigt mich redlichst und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass ich auf monatliche Mieteinnahmen und einer stattlichen Rente zurückgreifen kann – jaja.
12.45 Uhr Nachdem wir die Einkaufstüten bei strömenden Regen in den Autos verstaut haben, deute ich gen Osten und bringe eine Einkehr ins “Bob Evans” Gasthaus ins Spiel. Edelbert schnalzt mit der Zunge und beteuert, dass er grossen Hunger hat und eine Portion Chili bestellen wird – das hört sich verlockend an.

chili
Wir essen Chilli – schmeckt gar nicht schlecht

13.15 Uhr Endlich finden wir uns in der Gaststätte unseres Vertrauens wieder und können uns an einen Tisch mit Ausblick auf die Immokalee Road setzen. Eine beschürzte Bedienung lässt nicht lange auf sich warten und versorgt uns mit süffigem Tafelwasser und den Tageskarten. Wir fackeln nicht lange und bitten das Mädchen (23) drei “Sausage Chili Bowls” (löblich: Würstchen Chili Schüsseln) aufzutischen. Dazu ordern wir mit Käse überbackene Nachos sowie hausgemachten Eistee – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.45 Uhr Während wir mit dem Besteck klappern und unsere Kehlen ölen, berichtet Edelbert, dass Morgen in Köln der Karneval ausgerufen wird. Da Frau Pontecorvo mit dem Begriff nichts anfangen kann, mache ich sie mit diesem Unsinn vertraut und merke an, dass dieses heidnische Fest bereits von den Römern gefeiert wurde.
14.30 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Schaumkaffees und Walnut Cookies (löblich: Walnuss Kekse) abgerundet haben, kehren wir zu den Autos zurück. Zu guter Letzt wünsche ich dem Professor einen schönen Tag und helfe dann Frau Pontecorvo auf den Beifahrersitz.

willoughby
Mein Zuhause unter Palmen

15.00 Uhr Als ich vor der kleinen Villa zum Stehen komme, hört es plötzlich zu regnen auf. Bevor ich mich versehe, hüpft Dixon von der Ladefläche des Chevrolets und rennt ausgelassen in den Garten. Unterdessen schleppe ich die Einkaufstüten ins Haus und bette mich fix und foxi auf dem Kanapee.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich blendend. Um nicht unnütz herumzusitzen, komme ich prompt in die Gänge und gebe mich der wichtigen Anschnurseelsorge hin. Natürlich beantworte ich auch heute Fragen besorgter Heimseitenbesucher und rate, mit der vorlauten Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.
17.00 Uhr Völlig entnervt beende ich Arbeit und rufe Dixon ins Haus. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und schwenke köstliches Grillfleisch in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung. Zudem backe ich gewürzte Kartoffelspalten im Ofen heraus und vergesse auch nicht, einen Beilagensalat zu zaubern
18.00 Uhr Redlichst gestärkt schalte ich die Geschirrspülmaschine ein und gehe zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Unter anderem schaue ich mir die FOX Nachrichten an und lerne, dass der scheidende Präsident Barack Obama in der kommenden Woche nach Berlin ausfliegen wird, um Kanzlerin Angela Merkel zu treffen. Darüber hinaus vernehme ich, dass im grossen Apfel unzählige Menschen auf die Strassen gegangen sind, um lautstark gegen Donald Trump zu protestieren – diesen Unsinn muss man gehört haben.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich auf den Filmkanal HBO und gebe mich dem preisgekrönten Film “Knight of Cups” hin. Anstatt eine schöne Geschichte zu erzählen, hat es sich der Filmemacher Terrence Malick zur Aufgabe gemacht, kurze Videosequenzen zusammenzufügen und den Zuschauer mit langweiligen Dialogfetzen zu quälen – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe. Ich betätige entnervt den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und lösche sämtliche Lichter. Danach streichle ich Dixon über den Kopf und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

9. November 2016 – Ein neuer Präsident

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde durch das patriotische Lee Greenwood Lied “God bless the USA” (löblich: Gott segne die USA) geweckt und erfahre, dass Donald Trump zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Zufrieden wackle ich mit den Zehen und registriere, dass der gute Mann nicht nur in den Bundesstaaten Florida und Ohio, sondern auch ganz überraschend in Virginia und Pennsylvania gewonnen hat – da kommt besonders grosse Freude auf.

08.30 Uhr Laut juchzend schwinge ich mich aus dem Bett und erkläre Hund Dixon, dass bald Frau Gomez anrücken und die kleine Villa auf Vordermann bringen wird. Da ich keine grosse Lust verspüre, mit der Reinigungsfachfrau über politische Angelegenheiten zu diskutieren, ziehe ich mich schnell ins Bad zurück und dusche mich ab.
09.00 Uhr Wenig später werfe ich mich in Schale und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass wir nun das Haus verlassen und ziellos durch die Gegend krusen sollten. Dixon wird sogleich hellhörig und rennt wie von Sinnen zum Auto. Ich kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und ziehe es vor, als erstes zur McDonalds Filiale am Tavilla Circle zu rasen und ein Frühstück zum Mitnehmen zu ordern. Weil mein Magen knurrt, nehme ich mit zwei Egg McMuffins, Sausage Burritos, Hash Browns und einem grossen Becher Kaffee Vorlieb. Danach gleite ich in Richtung Golf davon und lasse meinen tierischen Begleiter vom gefüllten Fleischwickel abbeissen.
10.00 Uhr Nachdem ich eine Stunde durchs Zentrum gekrust bin, finde ich mich plötzlich im Stadtteil Naples Manor wieder. Ich überlege nicht lange und fasse den Entschluss, Herrn Wang einen Überraschungsbesuch abzustatten.

makeamericagreat
Herr Trump macht America wieder gross

10.15 Uhr Ruckzuck fahre ich auf den Motelparkplatz auf und freue mich, Herrn Avanzatti besenschwingend vor der Rezeption anzutreffen. Der Italoamerikaner lüftet seine Kappe mit “MAKE AMERICAN GREAT AGAIN” (löblich: Mach’ Amerika wieder gross) Aufdruck und vertellt, dass ich den Motelbesitzer im Büro antreffen werde. Ich nicke eifrig und erkläre dem Kerl, dass ich zur Weihnachtszeit nach Toronto ausfliegen und mich im hohen Norden mit Sandra treffen werde. Zudem komme ich auf unsere geplante Autofahrt nach Florida zu sprechen und lege anschaulich dar, dass wir am 10. Januar in Naples ankommen werden. Der Jungspund reibt sich die Hände und sagt, dass er es kaum noch erwarten kann, meine Mieterin wiederzusehen und in einen Tanzschuppen auszuführen – wie unlöblich.
10.45 Uhr Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich ins Büro und lasse es mir nicht nehmen, Herrn Wang die Hand zu reichen. Der kleine Mann freut sich und erzählt, dass er die Nacht vor dem Fernseher verbracht und die Wahlberichterstattung auf CNN verfolgt hat. Ich wische mir demonstrativ über die Stirn und gebe zu Protokoll, dass wir uns glücklich schätzen können, Donald Trump als neuen Präsidenten zu haben. Herr Wang schlägt in die gleiche Kerbe und lotst mich spornstreichs in die benachbarte Denny’s Gaststätte, um mich zu einem Milk Shake (löblich: Milchschüttelgetränk) sowie einem Stück Käsekuchen einzuladen – wie aufmerksam.
11.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine Kehle öle, redet der Motelbesitzer ohne Unterlass auf mich ein und setzt mich darüber in Kenntnis, dass seine Tochter gestern nach Miami gekrust ist, um eine Motelmesse zu besuchen. Ich wische mir mit der Serviette über den Mund und bringe weiter heraus, dass Frau Carol mit dem Gedanken spielt, sich der Hotelgruppe “Howard Johnson’s” anzuschliessen – wie aufregend.

trump
Unser neuer Präsident

12.15 Uhr Kurz nach der Mittagszeit beenden wir die Brotzeit und kehren ins Büro zurück, um Kaffee zu trinken. Nebenher berichte ich, dass Donald Trump einen hervorragenden Wahlkampf geführt hat und die Vereinigten Staaten auf einen ganz neuen Weg bringen wird. Herr Wang stimmt mir uneingeschränkt zu und meint, dass Barack Obama viele Fehler gemacht und das Land an den Abgrund geführt hat – wie wahr.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Weite zu suchen. Ich wünsche meinem Bekannten einen schönen Tag und entschliesse mich, mir entlang des Gulf Shore Boulevard den Fahrtwind durchs Haar wehen zu lassen. Unterdessen lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und geniesse die wärmenden Sonnenstrahlen in vollen Zügen – was kann es schöneres geben.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann Dixons Napf mit Trockenfutter auffüllen. Ausserdem stelle ich fest, dass Frau Gomez zugegen war und die Villa geputzt hat. Ich atme tief durch und falle dann erschöpft aufs Sofa.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und schenke ich mir ein kühles Bier ein. Zudem sehe ich im Garten nach dem Rechten und ärgere mich, weil Dixon schon wieder ein Loch im Petersilienbeet gebuddelt hat – wie unlöblich.
16.00 Uhr Nachdem ich die Grube mit Erde aufgefüllt und mit Frau Pontecorvo getratscht habe, mache ich es mir auf der Terrasse bequem und segle mit dem praktischen iPad durch das Internetz. Unter anderem rufe ich die offizielle Heimseite der Wahlkommission des Collier County auf und lerne, dass 61,2 % der Bürger am gestrigen Wahltag für den republikanischen Kandidaten Donald Trump votiert haben. Dagegen gaben lediglich 35,4 % der Wahlberechtigten ihre Stimme der demokratischen Politikerin Hillary Clinton – das ist prima.

17.00 Uhr Schmunzelnd lege ich die elektronische Schreibtafel (unlöblich: Tablet) weg und eile ins Haus, um das Nachtmahl vorzubereiten. Ich schiebe eine Schinkenpizza in den Backofen und zaubere dazu einen lustigen Beilagensalat. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und bringe abermals die Präsidentschaftswahl ins Spiel. Der Professor ist begeistert und ist sich sicher, dass Donald Trump eine neue Ära in der Aussenpolitik einläuten wird – dem ist nichts hinzuzufügen.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages nehme ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb und setze mich dann vor die Glotze, um dem Nachrichtensender FOX zu frönen und etliche Hopfenkaltschalen zu trinken – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach dem fünften Budweiser beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Schlussendlich streichle ich Dixon über den Kopf und verabschiede mich gähnend ins Schlafzimmer. Gute Nacht.