11. Februar 2017 – Zurück in der Kälte

Hallo Leute,

ich bin seit knapp einer Woche im kalten Deutschland zurück.
Das Wetter ist grausam und mir fällt es wirklich schwer, wieder in den alten Trott zurückzukehren. Ausserdem macht mir die Arbeit im Kreisverwaltungsreferat kaum noch Spass 🙂

Jetzt ist aber Wochenende und das schlechte Wetter lädt dazu ein, ins Kino zu gehen. Cousin Bernd und Mitbewohnerin Bärbel wollen mitkommen und mit mir den Film “Die irre Heldentour des Billy Lynn” anschauen. Der neue Geniestreich von Ang Lee lief am 9. Februar 2017 in den deutschen Kinos an und erzählt die Geschichte des 19jährigen Soldaten Billy Lynn, der nach einem Irakeinsatz als Held in die Vereinigten Staaten zurückkehrt. Er wird mit seinen Kameraden auf eine landesweite Sieges-Tournee geschickt und kann seine Erlebnisse im Kriegsgebiet nicht hinter sich lassen …

Der aus Taiwan stammende Regisseur Ang Lee wurde durch “Hulk” im Jahre 2003 weltbekannt. Zwei Jahre später kam das Meisterwerk “Brokeback Mountain” in die Kinos und bescherte Ang Lee einen Oscar. Nun hat er den gleichnamigen Erfolgsroman von Ben Fountain verfilmt und einen weiteren Blockbuster in die Kinos gebracht. Ich bin schon sehr gespannt und hoffe auf einen genialen Filmabend.

Morgen melde ich mich wieder.
Eure Sandra

10. Februar 2017 – Ich bin mit der GLOCK sehr zufrieden

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) wird erneut ein Lied der aufstrebenden Sängerin Maggie Baugh gespielt. Darüber hinaus erfahre ich, dass die 17jährige aus Boca Raton stammt und kürzlich ihr Debütalbum “Catch Me” (löblich: Fang mich) veröffentlicht hat – wie schön.


Maggie Baugh – Catch Me

08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, tratsche ich angeregt mit Herrn Booth und bringe heraus, dass der hochdekorierte Vietnamveteran am Samstag nach Miami krusen wird. Der gute Mann schnalzt mit der Zunge und kündigt an, eine Waffenbörse besuchen und sich eine 9mm SIG SAUER Pistole kaufen zu wollen. Ich komme augenblicklich auf meine GLOCK G32 zu sprechen und stelle klar, dass ich mit diesem Schiesseisen sehr zufrieden bin. Mein Gegenüber winkt demonstrativ ab und entgegnet, dass die P220 mit einem 6 Zoll Lauf ausgestattet ist und mit einer optimalen Gewichtsverteilung überzeugen kann – jaja.


Mein Schiesseisen

09.00 Uhr Anschliessend entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Gelegenheit, um mit Edelbert zu telefonieren. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass er grosse Lust hätte, einen ausgedehnten Strandspaziergang zu unternehmen – das hört sich verlockend an.
10.00 Uhr Just als ich mich abtrockne, fährt Edelberts JEEP vor. Ich schlüpfe schnell in legere Freizeitkleidung und lasse meinen Bekannten wissen, dass wir vor der Abfahrt frühstücken sollten. Der schlaue Mann nickt eifrig und zögert nicht, mir in die Küche zu folgen und die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb zu nehmen. Währenddessen schlage ich etliche Eier auf und bereite in Handumdrehen ein leckeres Omelette zu – wie gut das duftet.
10.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und Kaffee schlürfen, verweist Edelbert auf die Oscarverleihung am 26. Februar und informiert, dass die deutsche Komödie “Toni Erdmann” in der Kategorie “bester ausländischer Film” nominiert wurde. Ich mache grosse Augen und bin mir sicher, dass dieser Klamaukfilm leer ausgehen wird.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 11 zugeht, verfrachten wir das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und eilen spornstreichs zum JEEP. Als Tierfreund helfe ich Dixon auf die Ladefläche und kann es kaum noch erwarten, mir am “Barefoot Beach” (löblich: Barfuss Strand) die Beine zu vertreten.
11.45 Uhr Nach zwölf zurückgelegten Meilen fahren wir auf einen kostenpflichtigen Parkplatz auf und sehen uns genötigt, dem Parkwächter drei Dollars zu überlassen. Trotz der hohen Kosten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen juchzend zum azurblauen Golf von Mexiko. Auch Dixon ist ganz aus dem Häuschen und schreckt nicht davor zurück, die kreischenden Möwen aufzuschrecken – was kann es schöneres geben.


Wir geniessen den Ausblick

12.30 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu bekommen, kehren wir bald in eine Strandgaststätte ein und ordern bei einer leichtbekleideten Kellnerin einen Pitcher (löblich: Krug) Rolling Rock. Die platinblonde Maid kredenzt ausserdem eine Schüssel mit Erdnüssen und erkundigt sich, ob wir Touristen sind. Wir schütteln prompt die Köpfe und erklären Frau Lauren (44), dass wir seit vielen Jahren in Naples heimisch sind. Ferner werfen wir prüfende Blicke in die Tageskarten und ringen uns dazu durch, schmackhafte Cheeseburger (löblich: Käseburger) zu ordern.
13.30 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, begleichen wir die Rechnung und setzen unseren Spaziergang fort. Wir werfen dem Vierbeiner Stöckchen zu und plaudern nebenbei über das bevorstehende Wiedersehen mit Georg und Maria. Edelbert reibt sich die Hände und meint, dass die beiden ganz sicher viele Ausflüge mit dem WINNEBAGO unternehmen werden. Ich schlage in die gleiche Kerbe und mutmasse, dass meine Verwandten mit dem Wohnmobil womöglich nach New Orleans krusen werden, um am Mardi Gras teilzunehmen. Mein Begleiter erhebt jedoch den Zeigefinger und belehrt, dass der “fette Dienstag” bereits am 28. Februar gefeiert wird – das soll mir auch Recht sein.


Fasching – Ich sage Nein

14.30 Uhr Nach einer Stunde stehen wir völlig verschwitzt am Auto. Ich atme tief durch und kann es kaum noch erwarten, eine ruhige Kugel in der klimatisierten Villa zu schieben. Ruckzuck helfe wir Dixon auf die Ladefläche und rasen zügig von dannen.
15.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, wünsche ich Edelbert einen ruhigen Nachmittag und lade ihn für Morgen zum Kaffeekränzchen ein. Im Anschluss werfe ich die Pforte ins Schloss und falle gähnend aufs Sofa.
16.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass es mittlerweile 4 Uhr geschlagen hat. Weil es sich kaum noch lohnt, Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren, verabschiede ich mich auf die schattige Terrasse und lasse die Seele in der Hollywood Schaukel baumeln. Nebenher blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und studiere Berichte aus der Region.
17.00 Uhr Wenig später kommt Frau Pontecorvo dazu und leistet mir Gesellschaft. Meine Nachbarin präsentiert sich in einer besonders schicken Garderobe und plappert, dass sie den Abend mit einer Freundin im Lichtspielhaus verbringen wird – jaja.
17.30 Uhr Nachdem die Perle das Weite gesucht hat, richte ich mir eine Brotzeitplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und würzigem Cheddar an. Dazu gibt es ein süffiges Budweiser sowie köstliches Weissbrot – schmeckt gar nicht schlecht.
18.15 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und mache es mir dann in der Wohnstube bequem, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit (unlöblich: Prime Time) wechsle ich auf den Serienkanal FX und erfreue mich am mehrteiligen Dokuspiel “American Crime Story”. Die Eigenproduktion lässt in insgesamt 10 Episoden den Strafprozess gegen den ehemaligen Football Profi O. J. Simpson in allen Facetten Revue passieren – wie aufregend.
21.30 Uhr Als nach der zweiten Folge der Abspann über die Mattscheibe flimmert, schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.

8. Februar 2017 – Der Scherriff wurde belobigt

08.00 Uhr Ich hüpfe zu stimmungsvoller Radiountermalung aus dem Bett und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Danach lockere ich meine Glieder auf der Terrasse und bemerke, dass Frau Gomez auch schon auf den Beinen ist. Wie es sich gehört, begrüsse ich die Perle und gebe bekannt, dass ich gleich zum Einkaufen fahren werde. Meine Nachbarin blickt traurig drein und erwidert, dass sie zum Frisör gehen muss und mich leider nicht begleiten kann.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Muskulatur gestählt habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Nebenher segle ich mit dem iPad auf die WINN DIXIE Heimseite und erfahre, dass Spare Rips derzeit besonders preiswert angeboten werden. Ich lecke mir die Lippen und lasse es mir nicht nehmen, bei Edelbert anzurufen. Als ich meinem Bekannten die frohe Botschaft verkünde, windet er sich aus der Verantwortung und beteuert, dass seine Klingel defekt ist und er auf den Hausmeister warten muss. Ich seufze laut und komme zu dem Schluss, dass ich unter diesen Umständen alleine zum Supermarkt fahren muss.
09.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich den Badespass und registriere, dass Frau Gomez mittlerweile eingetrudelt ist. Ich wünsche der kleinwüchsigen Reinigungsfachfrau einen schönen Morgen und lasse sie wissen, dass der Terrassenboden gewischt und der Müll nach draussen getragen werden muss.


Der Müll muss nach draussen gebracht werden

10.00 Uhr Während meine Zugehfrau schuftet, setze ich mich in die Küche und nehme die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Bei dieser Gelegenheit mache ich mir meine eigenen Gedanken und informiere Dixon, dass wir neben dem Grillfleisch auch Kelloggs Flocken und Erdnussbutter besorgen müssen – was das wieder kostet.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten klatsche ich in die Hände und gebe Frau Gomez zu verstehen, dass ich nun zum WINN DIXIE rasen werde. Die Mexikanerin nickt eifrig und sagt, dass das Reinigungsbenzin ausgegangen ist. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und helfe dem Vierbeiner auf die Ladefläche des PS-strotzenden Chevrolets.
11.30 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich den Rüden bei laufendem Motor im Auto zurück und mache einem etwa achtzigjährigen Rentner mit perfekter Dauerwelle einen Einkaufswagen streitig. Im Anschluss schlendere ich durch den klimatisierten Flachbau und lade nicht nur das von Frau Gomez gewünschte Reinigungsbenzin, frisches Obst und gesundes Grillfleisch, sondern auch weitere Waren des täglichen Bedarfs in das klapprige Gefährt.


Ich besorge gesundes Grillfleisch

12.00 Uhr Just als ich mich der Kasse nähere, plärrt mir plötzlich jemand die Worte “Hands Up” (löblich: Hände hoch) ins Ohr. Ich schrecke spornstreichs herum und sehe mich mit Scherriff Bradfort konfrontiert. Der Ordnungshüter klopft sich lachend auf die Schenkel und meint, dass es immer wieder Spass macht, gute Freunde zu erschrecken. Ich atme tief durch und entgegne, dass mich beinahe der Schlag getroffen hätte. Herr Bradfort strahlt übers ganze Gesicht und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er in der letzten Woche vom Bürgermeister der Stadt Naples belobigt wurde und nun genötigt ist, seinen Deputies Donuts zu spendieren – wie lustig


Der Scherriff spendiert Donuts

12.45 Uhr Nachdem wir uns verabschiedet haben, händige ich einer WINN DIXIE Mitarbeiterin meine Meisterkarte (unlöblich: Mastercard) aus. Die übergewichtige Maid schiebt die Plastikkarte fachmännisch durch den Kassenschlitz und rechnet vor, dass nun 77 Dollars von meinem Konto abgebucht werden – wie unlöblich.
13.00 Uhr Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, gleite ich kurzentschlossen nach Osten und statte der “Bob Evans” Gaststätte am Northbrooke Plaza Drive einen Besuch ab. Ich fackle nicht lange und halte eine Kellnerin an, einen köstlichen “Farm Burger” (löblich: Bauernhof Burger) für mich, sowie etwas angebratenen Speck für meinen tierischen Begleiter zu servieren.
13.45 Uhr Mit vollem Magen begleiche ich die Rechung und zögere nicht, mir die Beine zu vertreten und Dixon etwas Auslauf zu verschaffen. Nebenher telefoniere ich mit dem Professor und erfahre, dass seine Klingel noch immer nicht repariert wurde. Selbstverständlich spende ich dem guten Mann Trost und rate ihm, ein Bier zu trinken.
14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Ich hüpfe pfeifend ins Auto und habe während der Reise das Vergnügen, ein schönes Lied aus Maggie Baughs Feder zu hören – da kommt Freude auf.

15.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner Reise entlang der amerikanischen Ostküste – das war spannend.
16.15 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre wegen der Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen schenke ich mir ein Weissbier ein und mache es mir in der guten Stube gemütlich. Leider wird die himmlische Ruhe bald durch aggressives Telefonschellen unterbrochen. Zu meiner Überraschung meldet sich Maria in der Leitung und berichtet, dass wir uns bald wiedersehen werden. Meine Schwägerin kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und kündigt an, dass sie Anfang März nach Florida ausfliegen und mindestens 4 Wochen bleiben wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.


Es gibt eine Thunfischpizza – das schmeckt

17.00 Uhr Nach dem Gespräch mache ich mich in der Küche nützlich. Ich verfrachte eine Thunfischpizza in den Backofen und zaubere ausserdem einen Gurkensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.00 Uhr Schlussendlich nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und verabschiede mich in den wohlverdienten Fernsehabend. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf den Filmkanal HBO und schaue mir den nervenaufreibenden Spielfilm “Citizen X” aus dem Jahre 1995 an. Die amerikanische Produktion erzählt aus dem Leben eines russischen Kommissars, der einen Serienmörder in Rostow zur Strecke bringen muss.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

6. Januar 2017 – Herr Leonardo und Tom Brady

08.00 Uhr Die sechste Woche des Jahres beginnt und ich habe ein schönes Lied des aus Texas stammenden Künstlers Aaron Watson im Ohr. Ächzend rolle ich mich aus dem Bett und fasse den Entschluss, heute etwas kürzer zu treten und mir die Sonne auf den Kopf scheinen zu lassen – da kommt besonders grosse Freude auf.
08.30 Uhr Während der Vierbeiner im Garten tollt, ziehe ich mich ins Bad zurück und lasse die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus telefoniere ich mit Edelbert und lade ihn ein, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.
09.30 Uhr Gegen halb Zehn beende ich die Morgenwäsche und mache es mir zur Aufgabe, die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb zu nehmen und etliche Eier in eine Pfanne zu schlagen. Ausserdem spähe ich auf die Strasse und werde plötzlich Zeuge, wie der verrostete Pritschenwagen meines Gärtners vorfährt. Natürlich begrüsse ich den braungebrannten Arbeiter herzlich und stelle klar, dass nicht nur die Wiese gemäht, sondern auch die abgefallenen Palmwedel aufgesammelt werden müssen. Der Muskelprotz rückt seine Schirmmütze zurecht und entgegnet, dass es ein leichtes werden dürfte, die Arbeiten bis 11 Uhr zu erledigen.


Edelbert hat Schmankerl mitgebracht

10.00 Uhr Wenig später kann ich auch Edelbert in meinem kultivierten Zuhause begrüssen. Der schlaue Mann präsentiert eine Tüte mit Schmankerln aus der Biscotti Farrugia Bäckerei und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ein Schrotthaufen auf meiner Einfahrt parkt. Ich nicke eifrig und informiere, dass mir der Gärtner einen Besuch abgestattet hat. Edelbert blickt neugierig in den Garten und meint, dass wir die wichtigste Mahlzeit des Tages auf der schattigen Terrasse einnehmen könnten.
10.30 Uhr Während Herr Leonardo (33) aus dem Schwitzen gar nicht mehr herauskommt, schlürfen wir Kaffee und kommen überein, dass es von meinen Verwandten eine prima Idee war, mich zu Weihnachten mit einer Gartenhilfe zu überraschen. Ich reibe mir die Hände und merke an, dass ich mich in meinem Alter schliesslich nicht auch noch um den Garten kümmern kann.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, kommt Frau Pontecorvo dazu. Die Alte von nebenan wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und erzählt, dass sie den Vormittag in der Stadt verbracht hat, um ein neues Kleid zu kaufen. Darüber hinaus bringen wir in Erfahrung, dass meine Nachbarin am Wochenende mit Herrn Fisher ins Theater gehen und sich das Musical “Chicago” anschauen wird. Die Dame schwärmt in den höchsten Tönen und plappert davon, dass besagtes Bühnenstück erstmals im Jahre 1975 in New York aufgeführt wurde und die Geschichte einer Tänzerin im Chicago der 1920er Jahre erzählt – wie langweilig.


Wir trinken gesundes Budweiser

12.00 Uhr Just als ich den Kühlschrank öffne und süffige Biere hervorholen möchte, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass kein Gerstensaft vorrätig ist. Ich eile ruckzuck nach draussen und gebe bekannt, dass ich schleunigst Nachschub besorgen muss. Edelbert gibt mir Recht und erinnert, dass man bei schwülwarmen Temperaturen sehr viel trinken sollte – dem ist nichts hinzuzufügen.
12.30 Uhr Nachdem ich Frau Pontecorvo mit Zungenkuss verabschiedet habe, scheuche ich Hund Dixon zum JEEP und bitte Edelbert, mich zu “Bob’s Liquor Store” zu kutschieren. Der Professor kommt dem Auftrag anstandslos nach und prescht mit quietschenden Pneus gen Süden davon.

13.00 Uhr Dreissig Minuten später betreten wir das Geschäft und treffen den Ladeninhaber höchstpersönlich hinter der Registrierkasse an. Herr Bob hebt die Hand zum Gruss und sagt, dass er den Vormittag ausgenutzt hat, um die “Super Bowl” Werbeartikel abzuhängen. Der gute Mann schnauft wie ein Walross und sagt, dass das Football Finale sehr spannend war. Wir stimmen zu und lassen es uns nicht nehmen, zwei Kisten Paulaner Weissbier sowie drei Sechserpacks Budweiser in den Einkaufswagen zu stellen. Anschliessend überreiche ich dem Gewerbetreibenden meine praktische Meisterkarte und bitte ihn, die Rechnung von meinem Konto abzubuchen.
13.30 Uhr Im Anschluss hüpfe ich wieder ins Auto und ermutige Edelbert, den Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter des benachbarten “Sonic” Eisgeschäfts anzusteuern. Ich zeige mich erkenntlich und ordere kurzerhand zwei grosse Eisbecher mit Sahne – schmeckt prima.


Ein lustiges Eis

14.15 Uhr Zuhause angekommen, winke ich Edelbert zum Abschied zu und schleppe dann das Bier in die Küche. Danach bette ich mich schnaufend auf dem Kanapee zur Ruhe und döse prompt ein.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und ringe mich dazu durch, die Anschnurseelsorge ausnahmsweise sausen zu lassen. Stattdessen kippe ich mir ein kühles Weissbier hinter die Binde und blättere in der Tageszeitung. Natürlich wird ausführlich über den Sieg der “New England Patriots” beim diesjährigen “Super Bowl” berichtet. Ich mache grosse Augen und lerne, dass Tom Brady, seines Zeichens Quarterback der Patriots, ein Jahresgehalt von 30 Millionen Dollars einstreicht – das ist ja allerhand.
16.00 Uhr Nachdem ich das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite gelöst habe, nehme ich die Leine zur Hand und breche mit Dixon zu einem Gassigang auf. Wir schlendern pfeifend durch das Wohngebiet und stehen bald vor dem CIRCLE K Geschäft am Piper Boulevard. Achselzuckend betrete ich den Supermarkt und verfrachte mehrere Schokoriegel sowie gesundes Obst in eine umweltfreundliche Plastiktüte.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und bereite das Abendessen vor. Ich schwenke Butter in einer Pfanne und zaubere im Handumdrehen Bratkartoffeln mit Spiegeleiern – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Mahlzeit lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und greife auf das NETFLIX Angebot zurück. Um etwas Abwechslung zu bekommen, gebe ich mich der Serie “Frontier” hin und tauche in das Leben einiger Fellhändler ein, die während des 18. Jahrhunderts um ihr Leben kämpfen müssen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach der dritten Episode schalte ich die Glotze aus und rufe den Rüden ins Haus. Zum Abschluss des anstrengenden Tages reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

4. Februar 2017 – Ich sage leise Servus …

Hi Fans,

heute ist der Tag meiner Abreise gekommen 🙁
Ich muss meine Koffer packen und nach Hause düsen. Vorbei sind die chilligen Tage auf schneebedeckten Highways, Ausflüge ans Meer oder ausgedehnte Shoppingtouren durch angesagte Malls. Stattdessen werde ich mich am späten Nachmittag in ein vollbesetztes AIR BERLIN Flugzeug quetschen und einen 12stündigen Heimflug über mich ergehen lassen. Zu allem Übel muss ich auch noch in Düsseldorf umsteigen ^^

Am kommenden Montag sitze ich dann wieder im Kreisverwaltungsreferat und langweile mich zu Tode. Vielleicht sollte ich doch John Avanzatti heiraten und für immer im Sunshine State bleiben 🙂


Lebewohl Florida

Naja, der Urlaub war definitiv zu kurz aber trotzdem wunderschön. Ich hoffe, dass ich im Sommer noch einmal nach Florida fliegen und mir für einige Tage die Sonne auf den Kopf scheinen lassen kann. Jetzt muss ich leider meinen Koffer packen und Reinhard zum Mittagessen ausführen.


In Bayern erwartet mich Eis und Schnee

Edelbert und Frau Pontecorvo hab’ ich natürlich auch in Julies Restaurant zu einem letzten Lunch eingeladen. Danach werden mich die netten Leute zum Flughafen nach Fort Myers begleiten …

Jetzt muss ich mich aber verabschieden.
Wir lesen uns am kommenden Wochenende in alter Frische wieder.
Sandra