3. März 2017 – Ein Ausflug nach Berkeley

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und greife als erstes zum Telefon, um bei meiner lieben Familie im Toronto anzurufen. Im Handumdrehen habe ich meinen hustenden Bruder an der Strippe und lasse es mir nicht nehmen, ihm die besten Glückwünsche zu seinem Geburtstag zu übermitteln. Georg kommt aus dem Jammern gar nicht mehr heraus und lässt mich wissen, dass er seit zwei Wochen mit einer schweren Grippe zu kämpfen hat. Ich spende dem guten Mann Trost und ermutige ihn, positiv in die Zukunft zu blicken. Mein Bruder gibt mir Recht und meint, dass er bald wieder auf den Beinen sein und dann mit seiner Ehefrau nach Florida ausfliegen wird – das ist phantastisch.


Georg und Maria müssen nach Florida kommen

08.30 Uhr Nachdem ich verraten habe, dass bald mein Geschenk ankommen wird, beende ich das Telefonat und eile mit Dixon im Schlepptau auf die Terrasse. Wie es sich gehört, ertüchtige ich mich mit der Morgengymnastik und lockere meine eingerosteten Glieder redlichst – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.00 Uhr Bevor ich das Frühstück einnehme, entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad. Ferner rufe ich bei Prof. Kuhn an und fordere ihn auf, der Biscotti Farrugia Bäckerei einen Besuch abzustatten und lustige Cannolis für ein gemeinsames Frühstück zu besorgen. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und verspricht, in einer Stunde im Willoughby Drive zu sein.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner Wanduhr auf 10 zugeht, beende ich das Badevergnügen und mache mich unter den fordernden Blicken des Haustieres in der Küche zu schaffen. Unter anderem stelle ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und vergesse auch nicht, gesunde Wurstwaren auf einem Porzellanteller anzurichten. Zudem decke ich den Terrassentisch und beschalle die kleine Villa mit wunderschöner George Strait Musik.
10.30 Uhr Wenig später kann ich den Professor recht herzlich in der kleinen Villa begrüssen. Der gute Mann präsentiert eine Tüte voller Schmankerl und sagt, dass er nicht nur Cannolis, sondern auch neapolitanische Sfogliatelles mitgebracht hat. Wie es sich gehört, lotse ich den Gast auf die Terrasse und serviere brühfrischen Kaffee sowie zwei Gläser Veuve Clicquot Schaumwein – das schmeckt.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf den Anruf meiner Schwester zu sprechen und erkundigt sich, ob ich wirklich mit dem Gedanken spiele, Guido zu treffen. Selbstverständlich schüttle ich angewidert den Kopf und entgegne, dass ich dem Verbrecher unter keinen Umständen gegenüber treten werde. Prof. Kuhn atmet tief durch und meint, dass ich noch einmal mit Elsbeth sprechen und ihr klar machen muss, dass Guido in Naples unerwünscht ist – wie wahr.
12.00 Uhr Zur Mittagszeit wische ich mir den Mund an der Serviette ab und schlage vor, dass wir nun einen Spaziergang zum “La Playa” Golfplatz unternehmen sollten. Edelbert reibt sich die Hände und pfeift auf den Fingern nach Dixon. Der Rüde lässt nicht lange auf sich warten und folgt uns kläffend zur Haustüre.


Ein kühles Bier tut gut

12.30 Uhr Nach dreissig Minuten stehen wir vor der Golfanlage und fassen den Entschluss, kurzerhand in die Vereinsgaststätte einzukehren und ein kühles Bier zu trinken. Unterdessen plaudere ich angeregt mit Edelbert und erfahre, dass mein Bekannter noch immer mit der Idee spielt, zusammen mit Herrn Dr. Satesh ins kalifornische Berkeley zu reisen, um an der örtlichen Universität befreundete Wissenschaftler zu treffen. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass ich jederzeit bereit bin, mich diesem Ausflug anzuschliessen.


Bald besuchen wir die Universität von Berkeley

13.30 Uhr Weil man auf einem Bein bekanntlich nicht stehen kann, ordern wir einen weiteren Pitcher (löblich: Krug) und bestellen dazu vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Fritten und Salat. Da Dixon ohne Unterlass fiept, lasse ich ihn kurzerhand vom Käseburger abbeissen und stecke ihm ausserdem einen Kartoffelstab ins Maul – das macht Spass.
14.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Mit leichter Schlagseite machen wir uns auf den Heimweg und kommen zu dem Schluss, dass das schwülwarme Wetter sogar den stärksten Rentner aus der Bahn wirft. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und spülen unsere trockenen Kehlen auf der schattigen Terrasse mit süffigem Bourbon durch.
15.00 Uhr Als Edelbert endlich das Weite gesucht hat, falle ich erschöpft aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des Vormittages. Ich döse schnell ein und sehe mich im Traum nach Kanada versetzt.
16.00 Uhr Um nicht bis zum Abend auf der faulen Haut zu liegen, hüpfe ich vom Sofa und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Während aus dem ECHO Lautsprecher wunderschöne Alan Jackson Musik dröhnt, rufe ich Depeschen besorgter Eltern ab und stelle fest, dass es die Jugend immer bunter treibt – wie schrecklich.
16.45 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung überprüfe ich die Einträge im Gästebuch und nehme auch noch den Warenbestand im beliebten Andenkenladen in Augenschein.
17.15 Uhr Ich beende mein Werk und laufe in die Küche, um köstliche Langnudeln aufzukochen. Dazu gibt es ein duftendes Pesto Sösschen sowie einen lustigen Beilagensalat und perfekt aufgeschnittene Zwiebelringen – das Auge isst bekanntlich immer mit.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam aber sicher seinem Ende zu. Ich nehme die leistungsstarke Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb und schalte dann die Glotze ein.

19.00 Uhr Nachdem ich die Nachrichten gesehen habe, wechsle ich auf HBO, um mir die seichte Komödie “Maggies Plan” anzuschauen. Der Film handelt von einer quirligen Dame, die einem selbstverliebten Universitätsprofessor verfällt und mit ihm den Bund der Ehe eingeht – das ist wieder typisch.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den heiteren Fernsehabend und lösche die Lichter. Im Anschluss streichle ich Dixon über den Kopf und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

2. März 2017 – GUIDO

08.00 Uhr Ich werde durch lautes Telefonschellen geweckt. Als ich den Hörer von der Basisstation nehme, begrüsst mich Elsbeth überschwänglich und erkundigt sich, ob ich bereits zu Mittag gegessen habe. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erinnere, dass es in Florida just im Moment acht Uhr schlägt. Meine Schwester kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass sie die Zeitverschiebung ganz vergessen hat. Zudem erfahre ich, dass ihr verlotterter Sohn im Mai nach Amerika kommen wird und mich treffen möchte. Natürlich mache ich grosse Augen und entgegne, dass mir der Heini gestohlen bleiben kann.
08.30 Uhr Obgleich mir Elsbeth weissmachen möchte, dass Guido mittlerweile geläutert ist, lasse ich nicht mit mir reden und beende das Gespräch. Im Anschluss eile ich verärgert in die Nasszelle, um bei einem erfrischenden Wirbelbad die Seele baumeln zu lassen. Unterdessen berichte ich Hund Dixon, dass Guido vom November 2002 bis zum Januar 2003 in meiner bayerischen Villa gelebt und mir das Leben zur Hölle gemacht hat. Darüber hinaus erwähne ich auch, dass mich Guido zweimal ausgeraubt und sogar entführt hat – wie schrecklich.


Hund Dixon hört aufmerksam zu

09.30 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, steige ich aus der Wanne und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Zudem statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und lasse sie wissen, dass mir der Gusto nach einem reichhaltigen Frühstück steht. Während sich die Perle in der Küche nützlich macht, komme ich auf den Anruf meiner Schwester zu sprechen und erzähle, dass mich mein krimineller Neffe besuchen möchte. Meine Nachbarin wird sogleich hellhörig und bittet mich, weitere Einzelheiten preis zu geben. Ich nippe nachdenklich am Sektglas und stelle klar, dass Guido am 31. Dezember 2002 eine ausufernde Silvesterfeier veranstaltet und mein Zuhause in ein Schlachtfeld verwandelt hat. Ausserdem verrate ich, dass der Ganove zwei Monate später erneut im Waldweg vorstellig wurde und mich ermorden wollte. Frau Pontecorvo schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und meint, dass es wohl schlauer wäre, Scherriff Bradfort zu informieren – das ist gar keine schlechte Idee.
10.30 Uhr Während wir die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehmen, verweise ich erneut auf Guido und merke an, dass der böse Bube schon immer eine kriminelle Ader hatte und sogar vom FBI wegen Scheck- und Versicherungsbetrugs gesucht wurde. Ich poche mit der Faust auf den Esstisch und unterbreite, dass der Angeber schlussendlich im Jahre 2006 verhaftet und zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Meine Tischnachbarin seufzt in einer Tour und meint, dass man diesen Schwerverbrecher lebenslang hinter schwedische Gardinen stecken sollte – dem ist nichts hinzuzufügen.


Mein Zuhause unter Palmen

11.30 Uhr Weil Dixon langsam unruhig wird, greife ich zur Hundeleine und breche zu einem Spaziergang auf. Während der Vierbeiner neugierig schnüffelt, telefoniere ich mit Edelbert und lasse den schlauen Mann an meinen Problemen teilhaben. Prof. Kuhn schimpft wie ein Rohrspatz und schlägt vor, dass ich die kleine Villa mit einer Alarmanlage ausstatten könnte. Ich schlage in die gleiche Kerbe und kündige an, dass ich mir auf alle Fälle eine Schrotflinte zulegen werde – alles kann man sich schliesslich auch nicht bieten lassen.
12.15 Uhr Nach einem Abstecher zum “La Playa” Golfplatz, stosse ich die Haustüre auf. Völlig verschwitzt schleppe ich mich in die Küche und mache es mir zur Aufgabe, Dixons Napf mit Wasser aufzufüllen. Zudem schnappe ich mir ein Bier aus dem Eiskasten und ziehe es vor, zwei reichbelegte Sandwiches (löblich: Wurstbrote) auf einem Teller anzurichten. Danach lasse ich mich auf dem Kanapee nieder und beisse kraftvoll zu – das schmeckt.


Ich beisse kraftvoll zu

13.00 Uhr Da ich nicht mehr der Jüngste bin, stelle ich das schmutzige Geschirr achtlos in die Spüle und bette mich auf dem Sofa zur Ruhe. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meinem frechen Neffen Guido.
14.00 Uhr Ich rapple mich gähnend auf und nutze den Nachmittag, um den Terrassenboden zu fegen. Ausserdem wische ich die Tischplatte ab und vergesse auch nicht, die Sitzgelegenheiten zurecht zu rücken.
14.45 Uhr Nach getaner Arbeit kehre ich ins Haus zurück und gönne mir eine weitere Hopfenkaltschale. Im Anschluss bitte ich die Lautsprechersäule ALEXA, mich mit stimmungsvoller Musik zu beschallen. Das Wunderwerk aus dem Hause AMAZON gehorcht mir aufs Wort und verwöhnt mit prima Carpenters Klängen. Ich reibe mir die Hände und nehme am Schreibtisch Platz, um Anfragen besorgter Heimseitenbesucher abzurufen
15.45 Uhr Kurz vor dem Vieruhrläuten beende ich die die Anschnursitzung und schaue nach Dixon. Ich treffe den Rüden mit Nachbarshund Joey am Teich an und nehme mir das Recht heraus, den Haustieren einen Tennisball zuzuwerfen. Nebenher tratsche ich mit Herrn Booth und bringe in Erfahrung, dass der hochdekorierte Kriegsteilnehmer am Wochenende befreundete Veteranen in Fort Myers besuchen wird – wie schön.


Mein wertvoller Chronograph

16.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf halb 5 zugeht, schlendere ich in die Küche und brate ein vitaminreiches Schnitzel im heissen Fett an. Dazu gibt es einen gesunden Beilagensalat sowie im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Zum Abschluss des langen Tages erledige ich die Hausarbeit und mache es mir in der Wohnstube bequem. Während die Nachrichten laufen, tippe ich Georgs Telefonnummer ins Tastenfeld der Schwarzbeere (löblich: Blackberry) ein. Als sich mein grippekranker Bruder nach dem zweiten Tuten endlich meldet, erzähle ich brühwarm, dass Guido schon bald nach Amerika ausfliegen und mich womöglich treffen wird. Georg lässt kein gutes Haar am schwarzen Schaf der Familie und ermutigt mich, dem Gammler eine Tracht Prügel zu verpassen.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit gebe ich mich auf AMC dem preisgekrönten Kriminaldrama “Imperium” hin. Die abendfüllende Produktion handelt von einem FBI Agenten, der in die amerikanische Nazi-Szene eingeschleust und mit der Aufgabe betraut wird, einen verheerenden Terroranschlag zu verhindern – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt verschliesse ich die Türen sicher und lege mich schlafen. Gute Nacht.

1. März 2017 – Aschermittwoch

Sehr verehrte Damen und Herren,

in meiner bayerischen Heimat wird heute der Aschermittwoch gefeiert. Der Tag, an dem das unlöbliche Faschingstreiben sein Ende findet, markiert zugleich den Beginn der Fastenzeit. Das österliche Fasten endet nach 40 Tagen in der Karwoche und soll an die schwere Zeit erinnern, die Jesus einst in der Wüste verbringen musste.

Viele Gläubige pilgern am heutigen Mittwoch in die festlich geschmückten Kirchen, um sich eine Aschekreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Obgleich der Aschermittwoch in Bayern kein offizieller Feiertag ist, müssen die Arbeitgeber ihren Angestellten den Besuch der heiligen Messe ermöglichen und sie für diese Zeit von der Arbeit freistellen – wie schön.

In den Vereinigten Staaten ist Aschermittwoch (unlöblich: Ash Wednesday) nur wenigen Menschen bekannt. Trotzdem werde ich heute mit Prof. Kuhn und Frau Pontecorvo den Gottesdienst in der Kirche besuchen, um redlichst zu beten und schöne Lieder zu singen.

Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, werde ich die lieben Leute im Anschluss in “Julies Restaurant” ausführen. Danach steht ein ausgedehnter Spaziergang auf den Plan – das wird spannend.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

28. Februar 2017 – Jefferson’s Ocean

08.00 Uhr Der letzte Februartag bricht an und ich verspüre ein eigenartiges Kratzen im Hals. Weil ich schon seit jungen Jahren mit Heuschnupfen zu kämpfen habe, eile ich mit schnellen Schritten ins Bad und nehme eine “Piriteze” Tablette ein. Wie jedes Kind weiss, vertreibt dieses Medikament sämtliche Symptome und bietet einen 24stündigen Schutz – da kommt Freude auf.


Meine Hausapotheke

08.30 Uhr Nachdem ich ein Nasensprüh aus dem Hause “WICK” verwendet habe, öffne ich die Terrassentüre und lasse Hund Dixon in den Garten hinaus. Anschliessend ziehe ich mich ins Bad zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher mache ich mir Gedanken bezüglich Georgs anstehenden Geburtstag und ringe mich dazu durch, im fernen Toronto anzurufen. Nach dem zweiten Tuten habe ich Maria im Rohr und erfahre, dass meine Verwandten ihre angekündigte Reise nach Florida auf Mitte März verschieben müssen. Ich seufze laut und bringe heraus, dass sich mein Bruder eine Grippe eingefangen hat und bis auf Weiteres das Bett hüten muss. Trotz alledem lege ich beste Laune an den Tag und lasse meine Schwägerin wissen, dass ich dem guten Mann zu seinem Ehrentag eine Flasche Bourbon schicken werde.
09.30 Uhr Nach dem Waschvorgang richte ich das Frühstück an und kontaktiere Edelbert. Der Professor freut sich und erklärt sich prompt bereit, mich in eineinhalb Stunden in “Bob’s Liquor Store” zu treffen. Ruckzuck beende ich das Telefonat und stecke zwei weitere Brotscheiben in den Röster (unlöblich: Toaster).


Meine goldene ROLEX

10.00 Uhr Just als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf Zehn zugeht, verlasse ich die kleine Villa und bin überrascht, den Gärtner auf der Einfahrt anzutreffen. Herr Leonardo wünscht mir einen guten Morgen und kündigt an, jetzt den Rasen zu mähen und Unkraut zu jäten. Ich stimme zu und bitte den Heini, auch die Leiter aus der Garage zu holen und die Regenrinne zu reinigen – immerhin habe ich Wichtigeres zu tun.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Alkoholgeschäft meines Vertrauens zum Halten. Voller Elan schwinge ich mich aus dem SUV und begrüsse Edelbert per Handschlag. Mein Bekannter schleckt an einem lustigen Erdbeereis und vertellt, dass er sich eine Kiste Weissbier gönnen wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass ich ein kleines Vermögen in einen Whiskey investieren werde.


Georg darf sich über einen edlen Whiskey freuen

10.45 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, betreten wir den Laden und fordern Herrn Bob auf, uns bei der Auswahl zur Seite zu stehen. Der Ladeninhaber lässt sich nicht zweimal bitten und legt mir nahe, eine Flasche “Jefferson’s Ocean” zu kaufen. Als ich die Augenbrauen nach oben ziehe, präsentiert der Alkoholfachmann ein Fläschchen und erklärt, dass dieser Bourbon in der Kleinstadt Crestwood, KY in Fässer abgefüllt wird und danach per Schiff um die ganze Welt reist. Ich staune nicht schlecht und lerne, dass der Getreideschnaps während seiner fünfmonatigen Reise um alle Kontinente schippert und dabei viermal den Äquator überquert. Natürlich fackle ich nicht lange und animiere Herrn Bob, mir einen Humpen auszuhändigen. Mein Gegenüber schnalzt mit der Zunge und sagt, dass dieser Bourbon selbstverständlich in einer luxuriösen Holzkiste verkauft wird – das ist phantastisch.
11.30 Uhr Nachdem ich 120 Dollars ausgegeben habe, kehren wir zu den Autos zurück und fassen den Entschluss, eine Postfiliale anzusteuern und den Bourbon per Expressversand nach Kanada zu schicken.
12.00 Uhr Zum Mittagsläuten finden wir uns in einem “United States Postal Service” Geschäft wieder und vernehmen, dass eine 48stündige Expresslieferung nach Toronto mit 25 Dollars zu Buche schlägt. Ich zucke mit den Schultern und mache es mir zur Aufgabe, die Adresse meiner Verwandten auf einen Lieferschein zu kritzeln und die Whiskeykiste in einen luftgepolsterten Postkarton zu verfrachten – wie aufregend.
12.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Mittagessen einzunehmen. Ich deute in Richtung des zwei Meilen entfernten Zoos und gebe Edelbert zu verstehen, dass es sich anbieten würde, bei “Pizza Fusion” einzukehren. Der schlaue Mann gibt mir Recht und prescht mit durchdrehenden Pneus von dannen.


Pizza ist sehr vitaminreich

13.30 Uhr Während wir Schinkenpizzas verzehren und unsere Hälse mit Eistee durchspülen, kommt der Professor auf morgen zu sprechen und erinnert, dass am 1. März Aschermittwoch gefeiert wird. Ich werde augenblicklich hellhörig und schlage vor, dass wir am Mittwoch in die Kirche gehen und einen Gottesdienst besuchen sollten.
14.15 Uhr Redlichst gestärkt wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag und kruse zügig nach Hause. Unterdessen erfreue ich mich am Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lasse mir den Fahrtwind durchs Haar wehen – was kann es schöneres geben.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen. Nach wenigen Atemzügen döse ich ein und sehe mich im Traum auf verstaubte Wanderwege des Appalachian Trails versetzt.


Ich träume vom Appalachian Trail

16.00 Uhr Um nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut zu liegen, rapple ich mich auf und lasse mich entspannt in der Hollywood Schaukel nieder. Unter anderem werfe ich prüfende Blicke in die Tageszeitung und informiere mich über die Geschehnisse in der Gemeinde. Zudem tratsche ich angeregt mit Frau Pontecorvo und lösche meinen Durst mit einem süffigen Budweiser – das tut gut.
17.00 Uhr Während Dixon mit Nachbarhund Joey spielt, kehre ich ins klimatisierte Haus zurück und mache mich in der Küche nützlich. Fachmännisch koche ich italienische Langnudeln auf und zaubere dazu eine leckere Pesto Sauce aus dem Glas – das gib ein Festessen.
18.00 Uhr Zum Abschluss des Tages erledige ich die Hausarbeit und setze mich dann in die gute Stube, um den FOX Nachrichten zu frönen und mich über die Oscarverleihung vom Sonntag schlau zu machen.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Premiumsender HBO und erfreue mich am kunterbunten Zukunftsfilm “Star Trek Beyond”. Im aktuellen Weltraumabenteuer bekommen es Kapitän Körk und der spitzohrige Spock mit einem bösen Ausserirdischen namens Krall zu tun – welch ein Unsinn.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Weltraumklamauk beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lösche sämtliche Lichter. Gute Nacht.

24. Februar 2017 – Happy Birthday Paul

08.00 Uhr Ich werde durch das Schellen der Schwarzbeere aus einen schönen Traum gerissen. Als ich mir das Handtelefon ans Ohr halte, wünscht mir Edelbert einen guten Morgen und informiert, dass Lauras Sohn just heute seinen 13. Geburtstag feiert. Ich wische mir den Schlaf aus den Augen und gebe zu Protokoll, dass ich mich gleich an den Heimrechner setzen und dem Buben einen Amazon Gutschein zukommen lassen werde. Zudem kommt der Professor auf seinen defekten JEEP zu sprechen und berichtet, dass er sein Auto heute von der Werkstatt abholen kann. Mein Bekannter plappert in einer Tour und rechnet vor, dass er für die neue Auspuffanlage knapp 600 Dollars bezahlen muss. Ich seufze laut und erkundige mich, ob wir den Vormittag ausnutzen wollen, um einen Strandspaziergang zu unternehmen. Edelbert ist begeistert und schlägt vor, dass wir uns in drei Stunden im “Lowdermilk Beach Park” treffen könnten – das soll mir Recht sein.


Alles Gute, lieber Paul

08.30 Uhr Nach dem Telefonat nehme ich am Schreibtisch Platz und segle auf die Heimseite des weltgrössten Versandhauses. Mit flinken Fingern navigiere ich durch das Angebot und ringe mich dazu durch, einen 20 Dollar Gutschein zu erwerben. Danach greife ich erneut zur Schwarzbeere und mache es mir zur Aufgabe, dem kleinen Paul mit einer WhatsApp Depesche die besten Glückwünsche sowie die Zeichenfolge seines Gutscheines zukommen zu lassen – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Endlich kann ich mich in die Nasszelle zurückziehen und mich bei einem Wirbelbad entspannen. Nebenher mache ich mir eigene Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich heute etwas kürzer treten sollte.
10.00 Uhr Ich beende den Badespass und ziehe es vor, kurze Bermudahosen sowie ein modisches Hawaiihemd anzuziehen. Anschliessend scheuche ich meinen tierischen Mitbewohner in die Küche und stärke mich bei einem reichhaltigen Frühstück – das schmeckt.
10.30 Uhr Wenig später hüpfe ich in den PS-strotzenden Chevrolet und kruse gutgelaunt zum Strandabschnitt im Westen. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, die Lichthupe sowie das Signalhorn zum Einsatz zu bringen.
11.00 Uhr Pünktlich treffe ich am Ziel ein und bemerke, dass Edelbert auch schon vor Ort ist. Mein Bekannter begrüsst mich winkend und lässt mich wissen, dass die Mechaniker beste Arbeit abgeliefert und den JEEP wieder auf Vordermann gebracht haben. Darüber hinaus präsentiert Edelbert eine prall gefüllte Tüte mit “Satreales” Aufdruck und sagt, dass wir uns gleich vitaminreiche Cannolis schmecken lassen können – das ist phantastisch.


Ich beisse kraftvoll in ein Cannoli

11.45 Uhr Nach einer kurzweiligen Wanderung lassen wir uns auf einer Bank nieder und strecken zufrieden die Beine aus. Ich fische mir ein mit Erdbeeren und Sahne gefülltes Schmankerl aus der Tüte und gebe dem Professor zu verstehen, dass es nichts schöneres geben kann, als am Golf von Mexiko zu sitzen und eine Brotzeit einzunehmen. Edelbert nickt zustimmend und beisst ebenfalls kraftvoll zu.
12.30 Uhr Weil sich zur Mittagszeit besonders viele Badegäste am Strand tummeln, entschliessen wir uns, den Spaziergang fortzusetzen. Edelbert saugt die salzige Luft tief in seine Lungen ein und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um eine Hopfenkaltschale zu trinken. Ich schlage in die gleiche Kerbe und laufe mit schnellen Schritten zu einem einladenden Strandlokal.
13.00 Uhr Lachend betreten wir die Wirtschaft und ordern bei einem Kellner einen Krug (unlöblich: Pitcher) Bier. Der Mann kommt dem Aufruf anstandslos nach und serviert ausserdem eine Schüssel mit salzigem Knallmais.


Prost !!!

13.45 Uhr Nach der Stärkung wünschen wir dem Knecht hinter der Zapfsäule einen schönen Tag und kehren mit Dixon im Schlepptau zum Auto zurück. Währenddessen plaudern wir angeregt und vereinbaren, dass wir uns morgen in Julies Restaurant zum Frühstück treffen sollten – darauf freue ich mich jetzt schon.
14.45 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle übermüdet aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum nach Washington DC versetzt.
16.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und nehme spornstreichs am Schreibtisch Platz, um die Anschnurarbeit in Angriff zu nehmen. Während sich Dixon im Garten vergnügt, helfe ich verzweifelten Eltern aus schier ausweglosen Situationen. Unter anderem animiere ich eine alleinerziehende Mutter aus Cottbus, ihrem heroinsüchtigen Sohn (11) das Taschengeld zu streichen und mit Hausarrest zu drohen – wo soll das noch hinführen.


Ich sage NEIN zu Drogen

17.00 Uhr Nachdem ich die Arbeit abgeschlossen habe, gehe ich von der Leine und eile in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Während aus der ECHO Lautsprechersäule schöne Musik dröhnt, koche ich Langnudeln auf und zaubere in Minutenschnelle ein perfektes Nachtmahl – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich für Ordnung und Sauberkeit gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Wie es sich für einen interessierten Bürger gehört, informiere ich mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt und wechsle dann auf den Film- und Serienkanal HBO.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit flimmert der Vorspann zum abendfüllenden Spielfilm “Free States of Jones” über die Mattscheibe. Ich giesse mir ein weiteres Bier hinter die Binde und tauche in das Leben des Farmers Newton Knight ein, der während des amerikanischen Bürgerkriegs gegen die konföderierte Armee kämpft und sich für die Belange der schwarzen Bevölkerung einsetze – da kommt Spannung auf.
21.30 Uhr Nach zweieinhalb Stunden beende ich den Fernsehabend und rufe den Rüden ins Haus. Anschliessend lösche ich die Lichter und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.