7. Juni 2017 – Systemwiederherstellung

08.00 Uhr Beschwingt durch die Musik des kanadischen Sangeskünstlers Daniel Romano rolle ich mich aus dem Bett und ärgere mich, weil es wie aus Kübeln schüttet. Ich kratze mich am Haaransatz und erkläre dem Vierbeiner, dass man bei diesem Sauwetter nicht hinaus gehen kann. Hund Dixon zeigt Verständnis und hüpft deprimiert aufs Kanapee, um einen Kauknochen zu verdrücken – wie schön.


Dixon knabbert etliche Kauknochen

08.30 Uhr Just als ich Wasser in den futuristischen DeLonghi Kaffeevollautomaten einfülle, bimmelt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert im Rohr und informiert, dass sein Knieoberseitenheimrechner (unlöblich: Laptop) den Geist aufgegeben hat. Ich frage genauer nach und bringe heraus, dass das Gerät den Ladevorgang nach wenigen Sekunden abbricht und komische Pieplaute von sich gibt. Darüber hinaus kündigt der gute Mann an, mir bald einen Besuch abzustatten und den Heimrechner mitzubringen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich auch Georg und Maria zum Frühstück einladen werde.
08.45 Uhr Nachdem ich mit meinen Verwandten telefoniert habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und nehme mir das Recht heraus, die aktuellen Neuigkeiten auf einschlägigen Portalen wie CNN.com und foxnews.com zu studieren.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten kleide ich mich an und werde beim Blick durchs Fenster Zeuge, wie meine Verwandten und der Professor zeitgleich vor der kleinen Villa vorfahren. Da es noch immer regnet, eile ich zur Pforte und bitte die lieben Leute herzlich herein. Mein Bruder legt besonders schlechte Laune an den Tag und meint, dass er gute Lust hätte, seine Koffer zu packen und nach Kanada auszufliegen. Ich lege meinen Kopf schief und erfahre von Maria, dass der Wetterdienst bis zum Freitag anhaltende Regenfälle voraussagt – wie schrecklich.


Meine Verwandten wollen nach Kanada ausfliegen

10.15 Uhr Um den Gästen eine Freude zu machen, decke ich den Esstisch mit dem Porzellangeschirr ein und serviere vitaminreiche Speckstreifen, Rühreier sowie in mundgerechte Stücke geschnittenes Obst. Während meine Verwandten kraftvoll zubeisse, wende ich mich Edelbert zu und verspreche, dass ich mich nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages seinen Problemen annehmen werde.
11.00 Uhr Während Maria den Abwasch erledigt, verabschiede ich mich ins Wohnzimmer und klappe den Bildschirm des DELL Geräts auf. Anschliessend betätige ich den START Knopf, um nach wenigen Sekunden eine Fehlermeldung auf dem Monitor zu entdecken. Ruckzuck verfrachte ich Edelberts VISTA Kompaktscheibe ins Laufwerk und wähle den Menüpunkt “Systemwiederherstellung” aus – das kann ja heiter werden.
11.30 Uhr Da das in die Jahre gekommene Arbeitsgerät ohne Unterlass surrt, kehre ich in die Küche zurück und nehme mir das Recht heraus, ein Fläschchen Veuve Clicquot Schaumwein zu köpfen. Zudem rate ich dem Professor, sich schleunigst einen neuen Laptop zuzulegen. Mein Bekannter schüttelt jedoch den Kopf und meint, dass ihm das nötige Kleingeld für eine Neuanschaffung fehlt. Mein Bruder hat nur Hohn und Spott übrig und behauptet, dass wir stattliche Renten beziehen und wie die Maden im Speck leben – gleich platzt mir der Kragen.


Wir beissen kraftvoll zu

12.15 Uhr Während wir uns Sandwiches (löblich: Wurstbrote) schmecken lassen, kommt mein Bruder plötzlich auf das Telefonat mit Robert Pfaffenberg zu sprechen und setzt und darüber in Kenntnis, dass unser Grosscousin im Herbst mit seiner Ehefrau nach Florida ausfliegen möchte. Ich reibe mir die Hände und freue mich schon, mit dem Texaner Wiedersehen zu feiern. Maria schenkt mir ein Lächeln und erinnert, dass sich für den Sommer ausserdem mein unlöblicher Neffe angekündigt hat. Ich bekreuzige mich augenblicklich und merke an, dass ich mit Guido kein einziges Wort wechseln werde – wo kämen wir denn da hin.
13.00 Uhr Nach neunzig Minuten werfe ich prüfende Blicke auf den Laptopbildschirm und stelle fest, dass sich das Fensterbetriebssystem mittlerweile selbst repariert hat. Edelbert atmet tief durch und unterbreitet, dass er nun seinen Aufsatz zu Ende schreiben und am Abend mit seinem Sohn skypen kann – wie schön.
14.00 Uhr Nachdem wir das Schaumweinfläschchen geleert haben, begleite ich die Gäste zur Haustüre und informiere, dass ich nun dem Regen trotzen und einen Spaziergang mit Dixon unternehmen werde. Mein Bruder wünscht mir viel Vergnügen und hüpft winkend in den JEEP. Im Anschluss verabschiede ich mich von Edelbert und vernehme, dass er mich morgen gerne in Julies Restaurant einladen möchte – dazu sage ich nicht Nein.
15.00 Uhr Nach einem kleinen Gassigang durchs Wohngebiet kehre ich völlig durchnässt in mein Zuhause zurück. Wie es sich gehört, trockne ich Dixons Fell mit einem Handtuch ab und fülle seinen Napf mit Trockenfutter auf. Danach bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse prompt ein.


Dixon ist traurig

16.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich kaffeeschlürfend an den Schreibtisch, um mit der Anschnurseelsorge zu beginnen. Während ich hart schufte und besorgten Heimseitenbesuchern helfe, trottet Dixon mit hängendem Kopf durchs Haus und schiebt einen Tennisball über den Fliesenboden. Ich streichle dem Racker über den Kopf und ermutige ihn, sich mit seinen quietschenden Spielsachen zu beschäftigen.
17.00 Uhr Nachdem ich mein Werk vollbracht habe, richte ich eine kleine Wurstplatte an und garniere die Jause mit lustigen Gewürzgurken aus dem Glas – das keusche Auge isst schliesslich immer mit.
18.00 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich mache es mir neben dem Haustier auf dem Sofa bequem und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Unter anderem lerne ich, dass Morgen vor 172 Jahren Andrew Jackson, seines Zeichens siebter Präsident der Vereinigten Staaten, verstorben ist – wie traurig.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf HBO um und fröne dem spanischen Kriminalfilm “The Invisible Guest” (löblich: Der unsichtbare Gast). Der Thriller erzählt in bunten Bildern die Geschichte eines Geschäftmannes, der verdächtigt wird, seine Lebensgefährtin ermordet zu haben – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel beende ich den Fernsehabend und scheuche Dixon ins Schlafzimmer. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und gehe ins Bett. Gute Nacht.

6. Juni 2017 – Tschiens und Hemden

07.30 Uhr Ich werde zur nachtschlafenden Zeit durch lautes Telefonschellen geweckt. Misstrauisch halte ich mir die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ans Ohr und sehe mich gezwungen, mit dem Professor sprechen zu müssen. Edelbert wünscht mir einen schönen Morgen und sagt, dass das sonnige Wetter dazu einlädt, an die Ostküste zu krusen. Darüber hinaus erfahre ich, dass mein Bekannter nach Aventura krusen und in der örtlichen Mall abschoppen möchte. Natürlich schüttle ich den Kopf und lasse den schlauen Mann wissen, dass ich keine Lust habe, zwei Stunden im Auto zu sitzen – wo kämen wir denn da hin.


Ich telefoniere mit dem Professor

08.00 Uhr Schlussendlich fassen wir einen Ausflug zum “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) ins Auge und vereinbaren, dass wir uns gegen 10 Uhr in Julies Restaurant treffen werden. Anschliessend hüpfe ich aus dem Bett und begebe mich ins Bad, um mich frisch zu machen. Nebenbei rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und lade sie ein, uns nach Estero zu begleiten – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.00 Uhr Betörend nach Mandelöl duftend, schlüpfe ich in legere Freizeitkleidung und erkläre Dixon, dass wir heute einen Ausflug unternehmen werden. Ferner reibe ich den Zeigefinger am Daumen und weise auf die Tatsache hin, dass ich ein kleines Vermögen in neue Kleidung investieren werde – das kann ja heiter werden.
09.30 Uhr Nachdem der Rüde etwas Trockenfutter verdrückt hat, scheuche ich ihn zum Auto und schicke mich an, zur drei Meilen entfernten Frühstücksgaststätte zu krusen. Unterdessen lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, ein neues Rascal Flatts Lied zu hören.
10.00 Uhr Pünktlich wie ein Maurer, finde ich mich in Julies Restaurant wieder und freue mich, nicht nur Edelbert, sondern auch Maria und Georg an unserem angestammten Tisch am Fenster anzutreffen. Da mein Magen knurrt, fackle ich nicht lange und bitte die Aushilfsbedienung Peggy, ein grosses Frühstück für mich, sowie etwas Schinken für meinen tierischen Begleiter aufzutischen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
10.30 Uhr Während ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken lasse, kommt Edelbert auf den Ausflug zu sprechen und unterbreitet, dass er nach einer Freizeithose Ausschau halten wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass ich eine Tschiens sowie farbenfrohe Hawaiihemden kaufen muss. Mein Bruder kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und meint, dass Hawaiihemden längst aus der Mode sind – jaja.


Das Miromar Auslass Geschäft

11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten bezahlen wir die Zeche und vereinbaren, dass wir in drei Autos in Richtung Fort Myers fahren werden. Georg schnippt mit den Fingern und sagt, dass er seine Ehefrau nach dem Bummel in ein schönes Fischrestaurant am Meer einladen wird – diesen Luxus kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.
12.00 Uhr Nach zwanzig zurückgelegten Meilen kommen wir mit quietschenden Bremsen vor dem Einkaufsparadies zum stehen. Ich schwinge mich voller Elan vom Fahrersitz und gebe meinen Begleitern zu verstehen, dass das heisse Klima sogar den stärksten Rentner aus der Bahn wirft. Mein Bruder gibt mir Recht und meint, dass wir uns als erstes ein Eis in der Waffel kaufen sollten – das ist eine hervorragende Idee.
12.30 Uhr Anschliessend lotst uns Maria ins ASICS Schuhgeschäft und plappert, dass Sportschuhe in den Vereinigten Staaten sehr günstig zu haben sind. Ich wende mich Georg zu und erkundige mich, seit wann Maria Sport treibt. Mein Bruder zuckt mit den Schultern und erwidert, dass seine Ehefrau einmal im Monat eine Gymnastikgruppe besucht und dort mit den Hüften wackelt – wie unlöblich.
13.00 Uhr Nachdem meine Schwägerin zwei Paar Turnschuhe gekauft hat, statten wir dem “Columbia Sportswear” Geschäft einen Besuch ab. Ich blicke mich ganz genau um und fasse den Entschluss, in einer Umkleidekabine zu verschwinden, um kurzärmlige Hemden sowie eine Tschiens aus dem Hause WRANGLER anzuprobieren. Edelbert nimmt währenddessen eine legere Stoffhose ins Visier und zögert nicht, mir zu den Kabinen zu folgen.


Ich besitze unzählige Bezahlkarten

13.30 Uhr Nach dreissig Minuten werde ich mit gezückter Kreditkarte an der Kasse vorstellig und bringe heraus, dass ich für die Hose und die Hemden lediglich 110 Dollars bezahlen muss – wie schön.
14.15 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzerhand in die “All American Grill” Wirtschaft ein. Eine brünette Kellnerin mit besonders grosser Oberweite heisst uns herzlich Willkommen und überreicht und die Tageskarten. Nach kurzem Überlegen geben wir vier T-Bone Steaks mit Butterkartoffeln und Bohnen in Auftrag. Dazu gibt es süffigen Eistee und köstliche Beilagensalate – schmeckt gar nicht schlecht.
15.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Kirschkuchen und Schaumkaffees beschlossen haben, gibt sich Georg spendabel und lässt es sich nicht nehmen, uns einzuladen. Anschliessend verlassen wir gestärkt das Restaurant und schlendern an den Geschäften vorbei, die mit unschlagbaren Angeboten locken. Maria ist ganz aus dem Häuschen und meint, dass sie in der kommenden Woche erneut nach Estero rasen wird – wie unlöblich.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 4 zugeht, stehen wir wieder an den Autos. Ich verabschiede mich von Georg und Maria händeschüttelnd und vernehme, dass meine Verwandten nun zur Estero Bay fahren und dort den Sonnenuntergang geniessen wollen.


Ich beisse kraftvoll zu

17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, werfe ich die Pforte krachend ins Schloss und kredenze meinem tierischen Mitbewohner einen Kauknochen. Zudem backe ich im Ofenrohr eine Thunfischpizza auf und lasse mir dazu einen lustigen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen schmecken.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge interessiert den FOX Nachrichten. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich bald auf Showtime, wo just im Moment eine aufschlussreiche Dokumentation über das “Dunkle Netz” (löblich: Dark Net) anläuft. Ich staune Bauklötze und lerne, dass man in den dunklen Ecken des Internetzes nicht nur gefährliche Drogen, sondern auch Kriegswaffen kaufen kann – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon in den Garten. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

5. Juni 2017 – Pfingstmontag

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

der Pfingstmontag ist ein offizieller Feiertag in Deutschland, Österreich und weiten Teilen der Schweiz. Auch die Belgier sowie die Luxemburger kommen in den Genuss, sich heute einen faulen Lenz machen zu dürfen. Seit 2005 treten jedoch einige Wirtschaftsverbände dafür ein, den freien Tag ersatzlos zu streichen. Die im Bundestag vertretenen Parteien stellen sich kategorisch gegen diesen Vorschlag und versprachen, den Pfingstmontag ohne Wenn und Aber als Feiertag beizubehalten – wie schön.

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In der heiligen Bibel steht geschrieben, dass 49 Tage nach dem Ostersonntag der Heilige Geist auf die Apostel herabkam, als diese zum jüdischen Fest Schawuot versammelt waren. Pfingsten ist damit der “Geburtstag der Kirche” und wird seit Jahrhunderten als Hochfest gefeiert.

“Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen”

In den Vereinigten Staaten von Amerika wird natürlich auch Pfingsten gefeiert. Obgleich der Feiertag im öffentlichen Leben kaum eine Rolle spielt, pilgern am Pfingstsonntag sehr viele Menschen in die Gotteshäuser. Ausserdem treffen sich die Christen nach der heiligen Messe, um gemeinsam eine reichhaltige Mahlzeit einzunehmen und/oder zu plaudern.

Selbstverständlich werde ich heute mit Frau Pontecorvo, Prof. Kuhn und meinen Verwandten den Gottesdienst in der “St. Agnes Catholic Church” in Naples besucht. Danach werde ich mich in der Küche beweisen und den lieben Menschen eine leckere Jause vorsetzen – da läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

2. Juni 2017 – Es wird gegrillt!

08.00 Uhr Auch heute lacht die Sonne vom Himmel und lässt das Thermometer auf schwindelerregende 98°F (36°C) ansteigen. Ich rolle mich geschwind aus dem Bett und nehme mir das Recht heraus, den zweiten Junitag mit dem Frühsport im Garten zu beginnen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Just als ich in die klimatisierte Villa zurückkehre, schellt das Telefon besonders aggressiv. Zu meiner Freude meldet sich Maria und lässt mich wissen, dass sich Georg alsbald auf den Golfplatz verabschieden wird. Ferner erfahre ich, dass meine Schwägerin Prof. Kuhn und mich zum Frühstück einladen möchte. Natürlich sage ich augenblicklich zu und verspreche, in zwei Stunden vor Ort zu sein.
09.00 Uhr Ruckzuck verabschiede ich mich in die Nasszelle und erfrische mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen blättere ich in der Zeitung und stelle fest, dass Pfingsten in den Vereinigten Staaten keine grosse Rolle spielt. Laut seufzend überfliege ich die bevorstehenden Feste im Collier County und lerne, dass in der örtlichen “Saint Williams Church” am sogenannten “Whit Sunday” (löblich Pfingstsonntag) ein Gottesdienst stattfinden wird.


Wir gehen zum Gottesdienst

10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten schwinge ich mich hinters Lenkrad des PS-strotzenden SUVs und schicke mich an, in Hund Dixons Gesellschaft in Richtung Lowbank Drive davon zu preschen. Nebenher stelle ich das Radio lauter und singe zum stimmungsvollen Jason Isbell Welterfolg “Palmetto Rose” laut mit.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später komme ich vor dem Ferienhaus meiner Verwandten zum Stehen. Ich lasse Dixon von der Ladefläche hüpfen und eile dann zur Pforte, um beherzt die Klingel zu betätigen. Wenige Augenblicke später öffnet mein Bruder die Pforte und unterbreitet, dass er nun mit Herrn Wang zum Golfplatz krusen wird. Bevor ich antworten kann, wünscht mir der gute Mann schöne Stunden und verabschiedet sich winkend. Ich werfe die Haustüre kopfschüttelnd ins Schloss und leiste Edelbert und Maria in die Küche Gesellschaft.
11.00 Uhr Während die Dame des Hauses Eierkuchen, gerösteten Speck und Kaffee auftischt, wende ich mich dem Professor zu und stelle klar, dass es viel zu heiss ist, um auf dem satten Grün des “Tiburon Golfplatzes” den Schläger zu schwingen. Mein Bekannter gibt mir Recht und unkt, dass Georg bald der Schlag treffen wird.


Georg spielt Golf – wie langweilig

11.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf die anstehende Grillfeier zu sprechen und lasse Edelbert wissen, dass wir nach der Brotzeit zum PUBLIX Supermarkt fahren sollten, um vitaminreiches Fleisch und Gemüse einzukaufen. Maria wird sogleich hellhörig und versichert, dass sie zum sonntäglichen Barbecue leckere Partysalate beisteuern wird – wie schön.
12.00 Uhr Schlussendlich nippe ich am Kaffeehaferl und rufe Edelbert auf, seine Tasse ebenfalls zu leeren. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, bedanke ich mich bei Maria und erwähne, dass nun die Zeit gekommen ist, um ein kleines Vermögen im Supermarkt zu lassen. Meine Schwägerin schenkt mir ein Lächeln und bittet mich, etliche Flaschen Rotwein einzukaufen.


Zur Grillfeier wird Wein getrunken

12.30 Uhr Am Ziel angekommen, streichle ich dem Vierbeiner übers Köpfchen und trage ihm auf, während meiner Abwesenheit brav im Auto zu warten. Danach schlendere ich an Edelberts Seite in die Markthalle und zögere nicht, ordentlich abzuschoppen. Der Professor legt während des Einkaufsvergnügens beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir in der kommenden Woche einen Abstecher nach Aventura an Floridas Ostküste unternehmen könnten. Als ich grosse Augen mache, setzt mich Edelbert darüber in Kenntnis, dass in besagter Gemeinde die “Aventura Mall” zu finden ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass in vielen Geschäften Preisrabatte von bis zu 50% gewährt werden – das ist phantastisch.
13.30 Uhr Sechzig Minuten später rollen wir den Einkaufswagen zur Kasse und sehen uns genötigt, knapp 170 Dollars für Getränke und Lebensmittel ausgeben zu müssen. Mein Begleiter zückt spornstreichs seine Geldbörse und meint, dass er sich nicht lumpen lassen und 70 Dollars beisteuern wird – wie schön.


Hund Dixon schwitzt

14.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann die Waren in den Eiskasten verfrachten. Anschliessend versorge ich Dixon mit Trockenfutter und falle dann schnaufend aufs Kanapee. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Campus der Berkeley Universität versetzt.
15.15 Uhr Leider wird die Ruhe zeitnah durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin hämmert gegen die Terrassentüre und plappert davon, dass sie einen Käsekuchen gebacken hat. Ich stehe nörgelnd auf und mache mich an der DeLonghi Kaffeemaschine zu schaffen.
15.45 Uhr Nachdem ich Kaffee aufgebrüht habe, setze ich mich zu meiner Nachbarin auf die schattige Terrasse und registriere, dass der Käsekuchen gar nicht schlecht schmeckt. Meine Tischnachbarin klatscht freudig in ihre Hände und informiert, dass sie unter den Quark etwas Kondensmilch gemischt hat – das soll mir auch Recht sein.
16.30 Uhr Als der Stundezeiger meiner ROLEX auf halb 5 zugeht, verabschiedet sich Frau Pontecorvo und vertellt, dass sie nun ins Lichtspielhaus gehen und dort Freundinnen treffen wird – wie unlöblich.
17.00 Uhr Im Anschluss begebe ich mich fingerschnippend in die Küche, um eine Wurst- und Käseplatte anzurichten. Ich garniere die vitaminreichen Spezialitäten mit Gurkenscheiben aus dem Glas und vergesse auch nicht, ein Sträusschen Petersilie zwischen die lustigen Käsescheiben zu legen.
18.00 Uhr Zum Abschluss des Tages nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und mache es mir dann in der Wohnstube gemütlich.

19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten, schalte ich auf den Film- und Serienkanal Showtime um, wo just im Moment die zweite Episode der nagelneuen Krimiserie “Twin Peaks” anläuft. Ich lehne mich bierschlürfend zurück und komme prompt zu dem Schluss, dass dieses Fernsehformat gar nicht nach meinem Geschmack ist. Um nicht ganz zu verblöden, wechsle ich schnell auf CMT, um mir aktuelle Landmusikvideos anzuschauen.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden beende ich den Fernsehabend und rufe Hund Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.

1. Juni 2017 – Mittagessen im Unterseeboot

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und läute den ersten Tag des Brachmonats Juni mit dem Frühsport ein. Nebenher erzähle ich Hund Dixon, dass der Begriff “Brachmonat” auf Landwirte zurückgeht, die eine sogenannte Dreifelderwirtschaft betreiben und im Juni ihre brachliegende Felder umpflügen – wie schön.
08.30 Uhr Um für gute Laune zu sorgen, verfrachte ich nach der Morgengymnastik die Mavericks Kompaktscheibe “What a Crying Shame” (löblich: Was für eine schreiende Schande) in die Musikanlage und beschalle die kleine Villa mit dem gleichnamigen Titellied. Ausserdem stelle ich die DeLonghi Kaffeemaschine an und freue mich, Maria, Georg und Edelbert zur Mittagszeit im “USS Nemo” zu treffen. Danach ziehe ich mich ins Bad zurück und kann es kaum noch erwarten, im besten Fischlokal der Gemeinde fürstlich zu dinieren – das wird phantastisch.

09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich an den Frühstückstisch und bemerke, dass Dixon argwöhnisch in den Garten späht. Um mir ein genaueres Bild zu machen, öffne ich die Pforte und werde auf unseren Gärtner aufmerksam. Herr Leonardo winkt mir zu und sagt, dass er viel um die Ohren hatte und erst heute den Garten auf Vordermann bringen kann. Ich zucke mit den Schultern und lade den Knecht ein, mit mir zu frühstücken.
10.00 Uhr Während sich Herr Leonardo mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, luftgetrockneter Salami und röschem Langbrot (unlöblich: Baguette) voll stopft, komme ich auf die Grünfläche hinter dem Haus zu sprechen und stelle klar, dass ich mit seiner Arbeit sehr zufrieden bin. Mein Tischnachbar schenkt mir ein Lächeln und erwidert, dass es eine Freude ist, im Willoughby Drive mit der Gartenschere zu hantieren.
10.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 11 zugeht, schellt das Telefon besonders laut. Zu allem Überfluss meldet sich mein Bruder und erinnert, dass wir uns in eineinhalb Stunden im “USS Nemo” treffen werden. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich, dass Dixon leider zu Hause bleiben muss. Ich seufze laut und informiere, dass ich das Haustier gleich zu Frau Pontecorvo bringen werde.
11.30 Uhr Nachdem sich Herr Leonardo für Speis und Trank bedankt hat, statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab. Die Gute begrüsst mich überschwänglich und zögert nicht, nach draussen zu schielen und Herrn Leonardo in Augenschein zu nehmen. Zudem plappert meine Nachbarin davon, dass der Gärtner jederzeit auch ihre Hecke stutzen kann. Ich winke demonstrativ ab und bitte die Dame, während der kommenden Stunden auf Dixon aufzupassen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten hüpfe ich in den Chevrolet Suburban und gleite hupend vom Grundstück. Da ich nicht zu spät am Restaurant eintreffen will, trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und setze zu waghalsigen Überholmanövern an – da kommt besonders grosse Freude auf.


Ich trinke einen Moskauer Esel

12.30 Uhr Wenig später betrete ich die Gaststätte am Tamiami Trail North und registriere, dass die futuristische Einrichtung an ein Unterseeboot erinnert. Beeindruckt laufe ich zum reservierten Tisch und leiste meinen Verwandten Gesellschaft. Georg, Maria und Edelbert wünschen mir einen guten Tag und erzählen, dass sie bereits einen Aperitif bestellt haben. Ich winke sogleich einen gestriegelten Kellner herbei und nehme mit einem süffigen Moscow Mule (löblich: Moskauer Esel) Vorlieb.
13.00 Uhr Während ich mir das Limettenmischgetränk schmecken lasse, blättere ich in der Speisekarte und bringe heraus, dass meine Verwandten bereits des öfteren hier gegessen haben. Mein Bruder schwärmt in den höchsten Tönen und legt mir nahe das “Fish Tandoori” zu bestellen. Ich komme dem Vorschlag augenblicklich nach und ordere dazu einen farbenfrohen Beilagensalat sowie ein Fläschchen Corona.


Grosscousin Robert kommt bald nach Florida

13.30 Uhr Nach dreissig Minuten fährt der Ober das Mittagessen auf und ich komme zu dem Schluss, dass der gebratene Schwertfisch vorzüglich schmeckt. Nebenher vernehme ich, dass Georg gestern mit Robert Pfaffenberg telefoniert hat. Ich lege interessiert das Besteck beiseite und höre, dass mein Grosscousin alsbald nach Florida ausfliegen wird, um uns einen Besuch abzustatten – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
14.15 Uhr Als Nachspeise verdrücken wir hausgemachten Käsekuchen an Vanilleeis und kommen überein, dass das “USS Nemo” zweifelsohne zu den besten Adressen der Stadt zählt. Edelbert wischt sich den Mund an der Serviette ab und meint, dass er am Nachmittag eine positive Kritik auf Yelp veröffentlichen wird.
15.15 Uhr Um insgesamt 220 Dollars ärmer, verlassen wir die Wirtschaft und schütteln Hände. Georg steckt sich eine qualmende Zigarre an und kündigt an, dass er nun mit Maria zum benachbarten “Fresh Market” rasen und Einkäufe erledigen wird. Ich wünsche den beiden viel Vergnügen und ziehe es vor, die Heimreise anzutreten.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, hole ich Dixon bei Frau Pontecorvo ab. Der Rüde ist ganz aus dem Häuschen und fordert mich fiepend auf, mit ihm Gassi zu gehen. Da man dem Hund nichts abschlagen kann, scheuche ich ihn an die frische Luft und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen zur “La Playa” Golfanlage.


Wir halten nach Golfbällen Ausschau

17.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich stosse verschwitzt die Haustüre auf und mache mich in der Küche nützlich. Wie es sich für einen kultivierten Rentner gehört, nehme ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb und vergesse auch nicht, den Küchenboden zu wischen.
18.00 Uhr Nachdem ich ein Wurstbrot gefressen habe, schaue ich mir die FOX Nachrichten an und bringe heraus, dass am kommenden Montag nicht nur Pfingsten, sondern auch der Weltumwelttag gefeiert wird.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich zur Hauptfernsehzeit auf HBO und fröne einigen Episoden der beliebten Komödienserie “Veep” – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich den Flachbildschirm aus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend streichle ich Dixon über den Kopf und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.