07.45 Uhr Ein neuer Sonnentag beginnt und ich vernehme eigenartige Geräusche. Um nicht von einem Einbrecher hinterrücks überrumpelt zu werden, hole ich meinen Revolver hervor und eile in die Küche. Anstatt mich jedoch mit einem Ganoven konfrontiert zu sehen, stellt sich mir Sandra in den Weg und plappert, dass sie zum Frühstück Pfannkuchen zubereiten wird. Ich nehme das Kind skeptisch ins Visier und merke an, dass laut der Hausordnung zwischen 22 Uhr und 8 Uhr Morgens Ruhe herrschen muss. Anstatt in Tränen auszubrechen, zuckt mein Hausgast nur mit den Schultern und sagt, dass sie ausserdem würzigen Bohnentrunk aufbrühen wird – jaja.
08.30 Uhr Nach dem schweisstreibenden Frühsport leiste ich der Maid bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft und schlage vor, dass wir heute das “Village on Venetian Bay” Einkaufszentrum ansteuern könnten. Das Kind wird augenblicklich hellhörig und entgegnet, dass wir gleich losfahren sollten.
09.30 Uhr Weil ich nicht im Morgenmantel in ein Einkaufszentrum gehen kann, verabschiede ich mich in die Nasszelle und brause mich kalt ab. Anschliessend schlüpfe ich in legere Freizeitkleidung und steile mein Haupthaar mit BRISK Schmiere auf – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten kehre ich in die Küche zurück und nehme mir das Recht heraus, bei meinen Verwandten im Lowbank Drive anzurufen. Natürlich komme ich prompt auf unsere anstehenden Aktivitäten zu sprechen und frage die lieben Leute, ob sie uns begleiten wollen. Maria fackelt nicht lange und verspricht, dass sie gleich losfahren und uns gegen 11 Uhr vor dem Schoppingzentrum treffen wird – das hört man gerne.
11.00 Uhr Nach einer erquickenden Reise im frisch aufpolierten Chevrolet Suburban erreichen wir unser Ziel und haben das Vergnügen, Georg und Maria vor dem Haupteingang anzutreffen. Wie es sich gehört, nehme ich Hund Dixon an die Leine und halte ihn an, während unseres Rundgangs brav zu sein und nicht zu bellen. Im Anschluss streben wir tratschend an den einladenden Boutiquen vorbei und finden uns bald in einer “Tommy Bahama” Filiale wieder. Während Georg mit den Augen rollt, werde ich Zeuge, wie Sandra und meine Schwägerin mit farbenfrohen Strandkleidern in Umkleidekabinen verschwinden – gleich platzt mir der Kragen.
Sandra verschwindet in einer Umkleidekabine
11.30 Uhr Nach einer geschlagenen halben Stunde flitzen die Frauen zur Kasse und schicken sich an, einer Mitarbeiterin ein kleines Vermögen zu überlassen. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und mutmasse, dass Sandra diesen Fetzen niemals tragen wird – wo soll das noch hinführen.
12.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir pünktlich zur Mittagszeit ins gutbesuchte “Miramare Restaurant” ein, um durstlöschenden Eistee zu ordern. Ausserdem werfe ich prüfende Blicke in die Tageskarte und entschliesse mich, eine vitaminreiche “Prosciutto & Arugula Pizza” (löblich: Schinken und Rucola Pizza) zu bestellen. Meine Tischnachbarn folgen meinem Beispiel und nehmen ebenfalls mit dem italienischen Nationalgericht Vorlieb. Ferner erfahre ich, dass die Kinder womöglich im August nach Florida ausfliegen und uns für einige Wochen Gesellschaft leisten werden. Ich reibe mir die Hände und kann es kaum erwarten, James, Amanda und den kleinen David in meine Arme zu schliessen – das wird eine Gaudi.
Wir beissen kraftvoll zu
13.15 Uhr Gestärkt verlassen wir das italienische Restaurant und besuchen ein Elektronikgeschäft. Während sich Sandra den neuerschienenen Kompaktscheiben zuwendet, beäuge ich die aktuellen DVD und Blu-Ray Erscheinungen und ringe mich dazu durch, den amerikanischen Kriminalfilm “Truth Or Dare” (auf deutsch: Wahrheit oder Pflicht) zu kaufen. Sandra freut sich sehr und sagt, dass wir heute einen Filmabend auf der Terrasse veranstalten könnten – das ist gar keine schlechte Idee.
14.00 Uhr Nachdem wir uns zu guter Letzt in einem Uhrengeschäft umgesehen haben, kehren wir zum Auto zurück und verabreden uns für 17:30 Uhr im Willoughby Drive. Danach hüpfe ich winkend in den PS-strotzenden SUV und zögere nicht, mit quietschenden Pneus von dannen zu rasen.
14.45 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und gönne mir in der klimatisierten Stube eine wohlverdiente Pause. Hausgast Sandra macht sich währenddessen in der Küche nützlich und zaubert einen leckeren Nudelsalat – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
15.45 Uhr Ich öffne die Augen und mache es mir zur Aufgabe, meiner Mieterin in der Küche zur Hand zu gehen. Um den lieben Menschen etwas besonderes anbieten zu können, bereite ich zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen einen gemischten Salat zu. Darüber hinaus öffne ich eine Dose Baked Beans (löblich: gebackene Bohnen) und unterbreite Sandra, dass wir zu den gegrillten Steaks (löblich: Schnitzel) Folienkartoffeln und Bohnen kredenzen werden.
Fleisch ist sehr gesund
16.45 Uhr Nach der Arbeit trinke ich ein kühles Bier und lasse Sandra wissen, dass mich die Affenhitze bald ins Grab bringen wird. Sandra schlägt in die gleiche Kerbe und führt sich einen Aperol zu Gemüte. Nebenher köpfe ich eine Flasche Rotwein und vergesse auch nicht, die Leinwand auf der Terrasse aufzubauen
17.30 Uhr Wenig später treffen die Gäste ein und ich informiere, dass wir nun mit einem Spätburgunder anstossen werden. Während ich die Gläser verteile, schüttet Sandra Kohle in den Grill und versucht sich als Meisterköchin. Natürlich gehe ich der unterbelichteten Maid zur Hand und helfe tatkräftig mit, den Gästen einen unvergesslichen Abend zu bescheren.
18.30 Uhr Nach der Jause verfrachte ich die Filmscheibe ins Abspielgerät und werfe bunte Bilder auf die Leinwand. Zudem versorge ich die Gäste mit süffigem Rebentrunk und habe das Vergnügen, in die Welt einiger Jugendlicher einzutauchen, die es während eines Mexikourlaubs mit einem Dämon zu tun bekommen – das ist ja allerhand.
20.30 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel flimmert der Abspann über die Leinwand. Ich greife mit zitternder Hand zum Weinglas und gebe den Anwesenden zu verstehen, dass dieses gruselige Machwerk verboten werden sollte.
21.00 Uhr Wenig später verabschiede ich die Gäste und wünsche Sandra eine ruhige Nacht. Danach ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und wünsche dem Vierbeiner süsse Träume. Gute Nacht.