19. September 2018 – Edelbert plant eine Feier

08.00 Uhr Weil mich meine Verwandten um 10 Uhr in Julies Restaurant zum Frühstück erwarten, hüpfe ich zeitig aus dem Bett. Obgleich ich unter enormen Zeitdruck stehe, nehme ich mir das Recht heraus, vor dem Waschvergnügen auf die schattige Terrasse zu treten und meine Glieder zu lockern. Ausserdem tratsche ich mit Herrn Booth und lasse ihn wissen, dass Prof. Kuhn in der kommenden Woche Geburtstag feiern wird. Mein Nachbar freut sich und legt mir nahe, meinem Bekannten ein schönes Buch zu überreichen. Der hochdekorierte Kriegsveteran kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass die im Mai erschienene John McCain Autobiografie “The Restless Wave: Good Times, Just Causes, Great Fights, and Other Appreciations” (auf deutsch: Die ruhelose Welle: Gute Zeiten, gerechte Ursachen, grosse Kämpfe und andere Wertschätzungen) sehr lesenswert ist.


John McCains Autobiografie

08.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und erfrische mich bei einem lustigen Wirbelbad. Nebenher segle ich mit dem praktischen iPad durch das Internetz und lerne, dass sich John McCains Niederschrift mit seinen letzten Jahren im Senat sowie seiner Präsidentschaftskandidatur beschäftigt. Da besagtes Buch von den Kritikern einhellig positiv bewertet wurde, fasse ich den Entschluss, noch heute eine Barnes & Noble Filiale aufzusuchen und ein Exemplar zu kaufen.
09.30 Uhr Wenig später sitze ich im PS-strotzenden Chevrolet Suburban und kruse zufrieden in Richtung Stadtzentrum davon. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, den aktuellen Luke Bryan Schlag (unlöblich: Hit) “Sunrise, Sunburn, Sunset” (löblich: Sonnenaufgang, Sonnenbrand, Sonnenuntergang) zu lauschen – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 Uhr zugeht, betrete ich die Gaststätte und treffe Edelbert an unserem anstammten Tisch am Fenster an. Natürlich setze ich mich sogleich dazu und mutmasse, dass Georg und Maria in wenigen Minuten zu uns stossen werden. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir schon jetzt grosse Frühstücke sowie eine Kanne Kaffee ordern sollten – wie wahr.
10.30 Uhr Während wir uns die wichtigste Mahlzeit des Tages munden lassen, kommt mein Tischnachbar auf seinen Ehrentag zu sprechen und kündigt grossspurig an, dass er uns am Dienstag zum Abendessen ausführen wird. Der schlaue Mann schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass er sich im Internetz über die besten Restaurants schlau gemacht und einen Tisch für vier Personen im “Sails Restaurant” reserviert hat. Ich werde augenblicklich hellhörig und vernehme, dass in diesem Gasthaus italienische Köstlichkeiten der absoluten Spitzenklasse kredenzt werden – wie aufregend.


Meine Schwarzbeere

11.00 Uhr Da meine Verwandten noch immer auf sich warten lassen, zücke ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und tippe kurzerhand Georgs Nummer ein. Nach dem zweiten Tuten meldet sich mein Bruder endlich im Rohr und erzählt, dass sein JEEP einen Motorschaden hatte. Während ich grosse Augen mache, fährt der gute Mann fort, dass er bereits einen Abschleppwagen bestellt und das Auto gleich zur Werkstatt bringen wird.
11.30 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, bezahlen wir die Rechnung in Bar und schicken uns an, Hund Dixon etwas Auslauf zu verschaffen. Unterdessen plaudere ich weiter mit dem Professor und berichte, dass ich gestern Abend eine spannende Dokumentation über den englischen Musiker Paul McCartney gesehen habe.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten treffen wir bei den Autos ein und verabschieden uns per Handschlag. Danach rase ich mit quietschenden Pneus von dannen und steuere zielsicher das “Waterside” Einkaufsareal am Tamiami Trail an, um die John McCain Autobiografie zu besorgen. Ausserdem vertrete ich mir die Beine und erwerbe in einem Kleidermarkt PUMA Socken im 10er Pack.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum auf die verstaubten Pfade des Appalachian Trails versetzt.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Als erstes rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und registriere, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treibt.
15.30 Uhr Nachdem ich gut ein Dutzend Antwortschreiben verfasst habe, gehe ich von der Leine und sehe im Garten nach dem Rechten. Nach kurzer Suche treffe ich Dixon im Nachbarsgarten an und werde Zeuge, wie er sich mit Joey um einen Tennisball streitet – das macht Spass.


Die Hunde spielen im Garten

16.30 Uhr Nach einem Schwätzchen mit Frau Pontecorvo, mache ich mich im Garten nützlich und bewässere die Pflanzen. Ferner jäte ich Unkraut und vergesse auch nicht, die hochgewachsene Petersilie abzuernten und in praktische Tupperdosen zu verfrachten.
17.00 Uhr Zum Abschluss des Tages schwinge ich den Kochlöffel und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres vitaminreiche Langnudeln mit Pesto zu. Darüber hinaus telefoniere ich erneut mit Georg und höre, dass sein nachtschwarzer JEEP mittlerweile wieder fahrtüchtig ist. Ich gebe mich erleichtert und informiere, dass ich Morgen früh in den Lowbank Drive kommen werde.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lege ich vor der Glotze die Beine hoch und schaue fern. Unter anderem gebe ich mich den FOX Abendnachrichten sowie einer aufschlussreichen Call-In (löblich: Ruf herein) Sendung hin.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf AMC und fröne dem preisgekrönten Drama “Paterson” aus dem Jahre 2016. Die Erfolgsproduktion des amerikanischen Filmschaffenden Jim Jarmusch handelt von einem Busfahrer, der seine Liebe zum Schreiben entdeckt.
21.00 Uhr Als nach zwei Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den AUS Knopf auf der neumodernen Fernbedienung. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

18. September 2018 – Morleys & Paul McCartney

08.00 Uhr Wie es sich für einen rüstigen Rentner gehört, stehe ich heute zeitig auf und scheuche den Vierbeiner nach draussen. Bei angenehmen Temperaturen lockere ich meine Glieder und habe das Vergnügen, einen farbenfrohen Pelikan zu sehen, der durch den künstlich angelegten Tümpel stolziert. Als das Federvieh seinen Schnabel in das trübe Wasser steckt, schnellt plötzlich die handzahme Echse Billy hervor – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Schmunzelnd beende ich die Morgengymnastik und kehre mit Dixon im Schlepptau ins Wohnhaus zurück. Während sich mein tierischer Begleiter über einen Kauknochen hermacht, ziehe ich mich ins Bad zurück und nehme mit einem erfrischenden Wirbelbad Vorlieb. Ausserdem telefoniere ich mit Prof. Kuhn und nehme mir das Recht heraus, ein gemeinsames Frühstück anzuregen. Der schlaue Mann freut sich sehr und meint, dass wir uns im “The Cafe” an der 5th Avenue treffen könnten – das hört man gerne.
09.30 Uhr Nachdem wir uns ausgeplaudert und ich mir die Haare gewaschen habe, steige ich aus der Wanne und vergesse auch nicht, meine Verwandten über das anstehende Treffen zu informieren. Georg ist hellauf begeistert und verspricht, gegen 11 Uhr mit seiner Frau in der besagten Gaststätte zu sein – wie aufregend.
10.00 Uhr Bevor ich mich auf den Weg mache, bürste ich Dixons krauses Fell und lege ihm das schöne Lederhalsband um. Anschliessend nehme ich den Autoschlüssel von der Ablage und schicke mich an, zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik in die Stadt zu krusen.


Katze Land – der weltbeste Radiosender

10.45 Uhr Überpünktlich erreiche ich mein Ziel und habe die grosse Ehre, Georg, Maria sowie Edelbert per Handschlag begrüssen zu können. Da unsere Mägen laut knurren, fackeln wir nicht lange und nehmen einen einladenden Tisch im Kaffeehaus unseres Vertrauens in Beschlag. Schon bald kommt ein gestriegelter Kellner daher und legt uns nahe, grosse Frühstücke mit Kaffee zu ordern – das hört sich verlockend an.
11.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Maria auf die Kinder zu sprechen und behauptet, dass sich Amanda eine Grippe eingefangen hat und seit dem Wochenende das Bett hüten muss. Natürlich schlage ich sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und erkläre meiner Schwägerin, dass mit grippalen Infekten nicht zu Spassen ist. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass Kräutertees und/oder ein Zwiebelsaft gegen Husten stets helfen. Ich nicke eifrig und halte den Ober an, eine weitere Kanne Bohnentrunk aufzufahren.


Bitte nicht rauchen

12.30 Uhr Sechzig Minuten später verlassen wir die Wirtschaft und unternehmen einen Spaziergang durch das überlaufene Stadtzentrum. Während sich Georg eine zum Himmel stinkende Zigarette aus dem Hause “MORLEYS” ansteckt, werfe ich prüfende Blicke in die Schaufenster der Modeboutiquen und komme schnell zu dem Schluss, dass die Händler derzeit mit stattlichen Rabatten locken. Da ich jedoch keinen Goldesel im Vorgarten stehen habe, schreite ich unaufhaltsam weiter und gebe mich nicht dem Konsumwahnsinn hin – wo kämen wir denn da hin.
13.00 Uhr Leider lotst uns Maria alsbald in den gutbesuchten “Chico’s” Kleidermarkt und macht es sich zur Aufgabe, Blusen und Hosenanzüge in Augenschein zu nehmen. Augenrollend nehme ich neben Georg auf einer Bank platz und mutmasse, dass wir Stunden in diesem Saftladen zubringen werden. Mein Bruder seufzt laut und verspricht, dass er mich zu einem Eis einladen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
13.45 Uhr Nachdem sich Maria ein Strandkleid für 97 Dollars geleistet hat, steuern wir die benachbarte Eisdiele an und lassen den Verkäufer wissen, dass wir das Pistazieneis probieren wollen. Im Anschluss schlendern wir zu den Autos zurück und vereinbaren, dass wir uns Morgen in Julies Restaurant zum Frühstück treffen sollten.
14.45 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann aus den Kuhjungenstiefeln (löblich: Cowboyboots) schlüpfen. Zudem lasse ich die Jalousien nach unten gleiten und lege im Wohnzimmer eine kleine Pause ein – das tut gut.


Ich nehme einen kräftigen Schluck

15.45 Uhr Kurz vor dem Vieruhrläuten schwinge ich mich vom Kanapee und genehmige mir ein eisgekühltes Budweiser aus dem Kühlschrank. Danach mache ich es mir mit der Tageszeitung in der Hollywoodschaukel bequem und werde Zeuge, wie Dixon mit dem Nachbarshund spielt – das macht Spass.
16.45 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehre ich bald in die Küche zurück und nehme den Elektroherd in Betrieb. Fachmännisch träufle ich natives Olivenöl in eine Pfanne mit Teflonbeschichtung und brate ein vitaminreiches T-Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) an – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem reichhaltigen Nachtmahl gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über und schaue mir die Nachrichten auf FOX an. Unter anderem vernehme ich, dass sich ein Hurrikan der amerikanischen Ostküste nähert und in den nächsten Stunden über South Carolina fegen wird – wie schrecklich.


Paul McCartney – Egypt Station

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit gebe ich mich auf HBO einer aufschlussreichen Dokumentation über den Sänger Paul McCartney hin. Ich mache grosse Augen und lerne, dass der Mitbegründer der “Beatles” vor wenigen Tagen ein nagelneues Studioalbum mit dem Titel “Egypt Station” (löblich: Ägyptischer Bahnhof) herausgebracht hat. Ferner bringe ich in Erfahrung, dass besagter Silberling weltweit die Hitparaden stürmt und dem Heini weitere Millionen bescheren wird – wie ungerecht.
21.00 Uhr Verärgert schalte ich die Glotze aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

17. September 2018 – Lady Antebellum in Tampa

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe mit hämmernden Kopfschmerzen zu kämpfen. Als ich mich aus dem Wasserbett rolle und aus dem Fenster spähe, stelle ich fest, dass keine Wolke am Himmel steht. Angesichts der Affenhitze drehe ich spornstreichs am Temperaturregler der Klimaanlage und eile dann in die Küche, um zwei Aspirin Tabletten aus dem Hause BAYER einzunehmen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad und wasche mir auch die Haare. Ferner rufe ich bei meinen Verwandten an und bringe heraus, dass die lieben Leute in die Stadt krusen wollen, um den heutigen “Constitutions Day” (löblich: Tag der Staatsangehörigkeit) im Zentrum zu verbringen. Ich schüttle entschieden den Kopf und entgegne, dass ich wegen der unerträglichen Hitze zu Hause in der klimatisierten Stube bleiben werde – immerhin bin ich längst nicht mehr der Jüngste.


Heute wird der Constitutions Day gefeiert

09.30 Uhr Nachdem ich mich ordentlich ausgewaschen habe, steige ich aus der Wirbelbadewanne und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Ausserdem nehme ich den DeLonghi Vollautomaten in Betrieb und bemerke, dass kaum noch echter Bohnenkaffee vorrätig ist – gleich platzt mir der Kragen.
10.00 Uhr Trotz aller Umstände lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und starte mit einem gesunden Frühstück in die 38. Woche des Jahres. Weil ich auf ausgewogene Ernährung grössten Wert lege, lasse ich mir vitaminreiche KELLOGGS Zerealien mit frischer Muh, Rühreier mit Speck sowie geröstete Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) munden. Nebenher schmökere ich in der Zeitung und lerne, dass der heutige Feiertag an die Unterzeichnung der Verfassung vor mittlerweile 231 Jahren erinnern soll – wie aufregend.
11.00 Uhr Redlichst gestärkt stosse ich die Terrassentüre auf und registriere, dass nicht einmal der Vierbeiner in den Garten hinaus möchte. Um mir einen genaueren Überblick zu verschaffen, nehme ich die Anzeige des Thermometers in Augenschein und komme zu dem Schluss, dass die Quecksilbersäule bereits jetzt die 100°F (37°C) Marke überschritten hat – wo soll das noch hinführen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten statten mir Georg und Maria einen Besuch ab. Die freundlichen Menschen wischen sich die Schweissperlen von der Stirn und vertreten einstimmig die Meinung, dass man sich bei diesem subtropischen Klima kaum im Freien aufhalten kann. Ich nicke zustimmend und mache es mir zur Aufgabe, meinen Verwandten süffige MOUNTAIN DEW (löblich: Bergtau) Zitronenlimonade zu kredenzen. Ferner bereite ich Ham Sandwiches (löblich: Schinkenbrote) zu und animiere die Gäste, kraftvoll zuzubeissen.

12.00 Uhr Während sich Georg und Maria stärken, schlage ich die Zeitung auf und lese auf der Kulturseite, dass in elf Tagen die weltbekannte Landmusikkapelle “Lady Antebellum” im “MIDFLORIDA Credit Union Amphitheatre” in Tampa, FL aufspielen werden. Mein Bruder wird augenblicklich hellhörig und sagt, dass wir uns dieses Hochlicht (unlöblich: Highlight) nicht entgehen lassen sollten. Bevor ich Worte finde, zückt der gute Mann sein Apfel Handtelefon und zögert nicht, auf die Ticketmaster Heimseite zu segeln und zwei Billetts zu je 100 Dollars zu ordern. Währenddessen mache ich grosse Augen und lasse Maria wissen, dass ich mir diesen Luxus kaum leisten kann. Georg winkt demonstrativ ab und meint, dass er mich selbstverständlich einladen wird – das hört man gerne.
13.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und kühle Hopfenkaltschalen schlürfen, pocht plötzlich Frau Pontecorvo an die Terrassentüre. Selbstverständlich winke ich die Perle spornstreichs herein und zögere nicht, ihr ein Budweiser Fläschchen vorzusetzen. Die Perle bedankt sich artig und unterbreitet, dass man bei dieser Hitze sehr viel trinken sollte – dem ist nichts entgegenzusetzen.
13.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 2 zugeht, erhebt sich Georg vom Sofa und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um uns Lebewohl zu sagen. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, dass sie sich nun ein Bad im hauseigenen Schwimmbecken gönnen wird – das hört man gerne.
14.30 Uhr Nachdem sich auch meine Nachbarin verabschiedet hat, mache ich es mir auf dem Wohnzimmerkanapee bequem und döse prompt ein, um von meiner spannenden Appalachian Wanderung zu träumen.


Ich träume vom Appalachian Trail

15.30 Uhr Um nicht ganz einzurosten, hüpfe ich vom Sofa und setze mich an den Schreibtisch. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab. Da sich gut ein Dutzend elektronischer Briefe im Posteingang befinden, sehe ich mich genötigt, leidgeprüften Erziehungsberechtigter beizustehen und sie mit hilfreichen Ratschlägen zu versorgen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
16.30 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und bereite das wohlverdiente Abendessen zu. Weil ich keinen grossen Hunger habe, nehme ich lediglich mit vier Käsebroten und einem weiteren Bier Vorlieb – das tut gut.
17.30 Uhr Nach der Hausarbeit gehe ich zum gemütlichen Teil des nervenaufreibenden Tages über und informiere mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt. Nebenher kippe ich mir eine weitere Hopfenkaltschale hinter die Binde und knabbere lustige Lays Kartoffelchips.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schalte ich auf AMC um und gebe mich dem amerikanischen Kriminalfilm “You’re Next” (löblich: Du bist der Nächste) hin. Der Thriller aus dem Jahre 2013 handelt von einer jungen Frau, die in einem abgelegenen Landhaus von unbekannten Eindringlingen terrorisiert wird – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich den Flachbildschirm aus und begleite den Vierbeiner noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt stelle ich das Bierglas in die Spüle und lege mich schlafen, Gute Nacht.

12. September 2018 – Rabatte für Veterane

08.00 Uhr Weil sich Georg und Maria gestern entschlossen haben, einen mehrtägigen Ausflug nach Jacksonville zu unternehmen, ziehe ich es vor, noch etwas liegen zu bleiben und zu dösen. Hund Dixon tut es mir gleich und hüpft ausgelassen ins warme Bett, um sich ausgiebig streicheln zu lassen – da kommt Freude auf.


Jacksonville muss man nicht gesehen haben

08.30 Uhr Dreissig Minuten später rolle ich mich doch aus dem Wasserbett und läute den jungen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Nebenher tratsche ich mit Herrn Booth und bringe heraus, dass sich mein Nachbar ein neues Auto zulegen möchte. Der hochdekorierte Vietnamveteran schnippt mit den Fingern und beteuert, dass er sich durchgerungen hat, 28.000 Dollars in einen FORD ESCAPE mit Vollausstattung zu investieren. Ich nicke zustimmend und lasse meinen Nachbarn wissen, dass dieses Modell aus der FORD-Familie in Deutschland unter dem Namen “KUGA” angeboten wird. Herr Booth kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und informiert, dass er als ehemaliger Kriegsteilnehmer 5% Herstellerrabatt einstreichen wird – wie schön.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass Gesangsstern Martina McBride in sechs Wochen ihr neues Weihnachtsalbum “It’s The Holiday Season” (löblich: Das ist die Weihnachtszeit) herausbringen wird – wie aufregend.
10.15 Uhr Wenig später kehre ich nach RP LOB duftend in die Küche zurück und sehe mich mit Frau Gomez konfrontiert. Die Mexikanerin wünscht mir einen schönen Morgen und sagt, dass sie ihren Urlaub vor wenigen Tagen beendet hat und nun wieder regelmässig in meinem Zuhause für Ordnung sorgen wird. Ich freue mich sehr und mache es mir zur Aufgabe, vier Eier aufzuschlagen und im Handumdrehen vitaminreiche Rühreier zu zaubern.


RP LOB duftet prima

10.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, nimmt meine Zugehfrau den Terrassentisch argwöhnisch in Augenschein und mutmasst, dass ich gestern eine grosse Feier veranstaltet habe. Ich winke demonstrativ ab und gebe zu Protokoll, dass lediglich Prof. Kuhn zum Abendessen anwesend war. Die fleissige Putzfrau macht grosse Augen und zögert nicht, die acht auf den Tisch verbliebenen Budweiserflaschen wegzuräumen. Laut seufzend öle ich meinen Hals mit brühfrischen Bohnentrunk und komme zu dem Schluss, dass ich während des Vormittages zu “Bob’s Liquor Store” krusen und Getränke besorgen sollte – was das wieder kostet.
11.30 Uhr Alsbald sitze ich im Chevrolet Suburban und gleiten mit Hund Dixon in Richtung des Alkoholgeschäfts meines Vertrauens davon. Ausserdem lausche ich weiter schönen Liedern auf meinem Lieblingsradiosender und habe sogar das Vergnügen, eine Komposition aus der Feder der 59jährigen Sängerin Kathy Mattea zu hören.
12.00 Uhr Zur Mittagszeit finde ich mich im gutsortierten Schnapsladen wieder und lüfte meine NY YANKEES Kappe. Herr Bob erwidert den Gruss und sagt, dass er am Wochenanfang eine Lieferung Löwenbräu Helles hereinbekommen hat. Ich fackle nicht lange und verlade zwei Träger in den Einkaufswagen. Ferner erwerbe ich drei Sechserpacks Budweiser sowie ein Fläschchen Jack Daniels – man gönnt sich ja sonst nichts.
12.30 Uhr Nachdem ich die Getränke bezahlt habe, verlasse ich das Geschäft und ziehe es vor, das wohlverdiente Mittagessen im “L’Osteria” am nahegelegenen Village Walk einzunehmen. Um Dixon eine kleine Freude zu bereiten, lasse ich das Auto stehen und lege die kurze Wegstrecke zu Fuss zurück.
13.00 Uhr Hungrig und durstig betrete ich das italienische Spitzenlokal und werde von einer freundlichen Kellnerin mit grosser Oberweite gebeten, mich an einen Fenstertisch zu setzen. Ich komme dem Aufruf anstandslos nach und ordere ein saftiges “Porterhouse Steak” mit Kartoffelspalten und grünen Bohnen – schmeckt gar nicht schlecht.


Ich beisse kraftvoll zu

14.00 Uhr Nachdem ich das Mittagessen mit zwei Cappuccinos beschlossen habe, nehme ich den Vierbeiner an die Leine und kehre mit einem lustigen Lied auf den Lippen zum Auto zurück. Im Anschluss trete ich entspannt die Heimreise an und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, finde ich das Haus ordentlich herausgeputzt vor. Wie es sich gehört, räume ich die Getränkeflaschen in den Eiskasten ein und falle dann fix und foxi aufs Kanapee – das tut gut.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und registriere, dass der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX mittlerweile auf 4 zugegangen ist. Achselzuckend lasse ich die Anschnurseelsorge sausen und begebe mich zu Dixon in den Garten, um die hochgewachsene Petersilie zu bewässern und mit dem Rüden etwas Ball zu spielen.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Haustier zu füttern und für das Abendessen zu sorgen. Ich begebe mich in die Küche und bereite vitaminreiche Bratkartoffeln mit Rühreier zu. Darüber hinaus fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und wünsche dem Hund einen guten Appetit – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine eingeräumt habe, nehme ich das neumoderne Farbfernsehgerät in Betrieb und schaue mir die Abendnachrichten auf FOX an. Unter anderem bringe ich heraus, dass am kommenden Montag mit dem “Constitution Day” (löblich: Tag der Staatsangehörigkeit) ein weiterer staatlicher Feiertag ansteht – das soll mir auch Recht sein.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur besten Sendezeit auf HBO und gebe mich der neuangelaufenen Serie “Insecure” hin. Das mehrteilige Fernsehspiel handelt von zwei dunkelhäutigen Frauen, die sich in der modernen Welt kaum zurecht finden. Ich gähne ausgiebig und komme prompt zu dem Ergebnis, dass diese uninspirierte Serie kaum einen Zuschauer vom Hocker hauen wird.
21.00 Uhr Ein langweiliger Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

10. September 2018 – Alles Gute, David

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein lustiger Grossneffe feiert heute seinen 13. Geburtstag.
Ich möchte die Gelegenheit am Schopfe packen und David auf diesem Weg alles Gute zu seinem Ehrentag übermitteln.

Im Rahmen meiner Internetzrecherche konnte ich herausfinden, dass am 10. September viele weltbewegende Ereignisse stattfanden. Unter anderem wurde just heute vor 25 Jahren die erste Episode der Fernsehserie “Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI” ausgestrahlt. Wie jeder weiss, begeistert dieses Format seitdem Millionen von Fernsehzuschauer. Darüber hinaus heimste die von Chris Carter kreierte 218teilige Serie bisher Dutzende internationale Preise ein und wurde 2016 sogar in die “Science Fiction Hall of Fame” (löblich: Ruhmeshalle der Zukunftsfilme) aufgenommen – wie aufregend.

Just an einem 10. September erblickten der Modeschöpfer Karl Lagerfeld (1933), die amerikanische Landmusiksängerin Ashley Monroe (1986), der weltbekannte Schauspieler Colin Firth (1960), der puertoricanische Sänger Jose Feliciano sowie der amerikanische Nobelpreisträger Arthur Holly Compton (1892) das Licht der Welt.

Auch im Bereich der Wissenschaft ist der 10. September in aller Munde. Schliesslich wurde heute vor 10 Jahren der in Genf beheimatete CERN Teilchenbeschleuniger in Betrieb genommen. Die besagte Maschine wurde gebaut, um den Aufbau der Materie zu erforschen und Rückschlüsse auf die Wechselwirkungen zwischen den Elementarteilchen zu ziehen.

Zu guter Letzt wurde heute vor 172 Jahren erstmals ein Patent auf eine Nähmaschine an den amerikanischen Fabrikanten und Erfinder Elias Howe vergeben. Der gute Mann präsentierte den staunenden Mitarbeitern des Bostoner Patentamts eine Maschine, mit der es möglich war, 300 Stiche pro Minute auszuführen und im Handumdrehen Stoffe aneinander zu nähen – da kommt besonders grosse Freude auf.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg