30. Mai 2016 – Gartenarbeit und Asylanten

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08.00 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich schwinge mich voller Tatendrang aus dem Bett. Weil ich Edelbert bei der Gartenarbeit helfen muss, verzichte ich auf die Morgengymnastik und verabschiede mich spornstreichs in die Nasszelle. Ich entspanne mich bei einem prima Brausebad und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – da kommt besonders grosse Freude auf.

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Ich rasiere mich redlichst

09.00 Uhr Pünktlich zum Neunuhrläuten rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und finde die Küche verlassen vor. Missmutig sehe ich im Garten nach dem Rechten und bemerke, dass die Kinder ausgeflogen sind und die Haustüre offen gelassen haben – wie unlöblich.
09.30 Uhr Nachdem ich sichergestellt habe, dass sich keine Penner in die Villa geschlichen haben, setze ich mich an den Küchentisch und verzehre im Beisein meines Hundes und der Katzen vitaminreiche Honigbrote. Nebenher blättere ich in der Zeitung und ärgere mich, als das Telefon plötzlich klingelt. Zu allem Überfluss meldet sich der Professor und fordert mich auf, zeitnah in den Haselnussweg zu kommen und die Gartenwerkzeuge mitzubringen.
10.00 Uhr Redlichst gestärkt räume ich das Geschirr in die Spülmaschine und schlurfe dann in die Garage, um Harke, Besen, Sense, Schaufel, Strauchschere sowie den leistungsstarken Elektromäher in den Kofferraum des frisch aufpolierten JAGUARS zu verfrachten. Im Anschluss scheuche ich Dixon auf die Rückbank des Sportwagens und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück zu rasen.


Edelberts Eigenheim

10.45 Uhr Wenig später komme ich hupend vor Edelberts Häuschen zum Stehen und begrüsse den schlauen Mann herzlich. Mein Bekannter nimmt den Rasenmäher aus dem Kofferraum und meint, dass wir zuerst dem hochgewachsenen Gestrüpp zu Leibe rücken sollten. Ich nicke eifrig und mache es mir zur Aufgabe, die Sense zu schwingen und die Brennnessel abzumähen. HEUREKA – das könnte nicht einmal ein Bauer besser.
11.30 Uhr Unterdessen sägt Edelbert einen überstehenden Ast des Apfelbaumes ab und beteuert, dass er morgen im Büro eines Maklers vorstellig werden wird. Ich schüttle den Kopf und erzähle, dass Sandras Arbeitskollegin eine Kammer im Münchner Problembezirk Neuperlach für knapp 1.800 Euros an eine syrische Grossfamilie vermietet hat. Prof. Kuhn wird sogleich hellhörig und meint, dass es gar keine schlechte Idee ist, an der Flüchtlingskrise mitzuverdienen. Ich stimme zu und ermutige Edelbert, im Landratsamt anzurufen und sich beraten zu lassen.

weissbier
Oans, zwoa, drei – g’suffa

12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stelle ich die Sense weg und komme zu dem Schluss, dass nun die Zeit gekommen ist, um ein Bier zu trinken. Edelbert folgt mir plappernd ins Haus und serviert ein perfekt eingeschenktes Erdinger Weissbier. Dazu gibt es mit Schinken und Käse belegte Wurstsemmeln sowie köstliche Gewürzgurken aus dem Glas. Ferner werde ich Zeuge, wie Edelbert das Telefonbuch aufschlägt und sich die Rufnummer des örtlichen Landratsamtes auf einem Zettel notiert. Ausserdem reibt sich mein Tischnachbar die Hände und meint, dass er dem Landratsamt für das 250 Quadratmeter grosse Anwesen mindestens 2.000 Euros pro Monat in Rechnung stellen wird. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass der Staat händeringend nach Wohnfläche sucht und bestimmt jeden Preis bezahlen wird.
13.30 Uhr Nach der Pause kehre ich pfeifend in den Garten zurück und werfe den Rasenmäher an. Zufrieden drehe ich meine Runden und komme zu dem Schluss, dass ich als nächstes die Erde in den Blumenbeeten auflockern und den Rhododendron zustutzen sollte.
14.30 Uhr Just als ich die Gartenabfälle auf einem Haufen zusammentrage und mir den Schweiss von der Stirn wische, fährt Admiral a.D. Bürstenbinder auf seinem verrosteten Damenfahrrad vor. Der Seebär begrüsst mich winkend und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er süffiges PAULANER Helles mitgebracht hat. Bevor ich antworten kann, schnallt der gute Mann die Bierkiste vom Gepäckträger und ermutigt mich, mir eine Halbe zu Gemüte zu führen – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
15.00 Uhr Da die Sonne vom Himmel brennt, kehren wir kurzerhand ins Haus zurück und werden Zeugen, wie Edelbert das Telefon zur Seite legt. Der schlaue Mann rückt seine MIAMI DOLPHINS Kappe zurecht und berichtet, dass er soeben mit einem Heini aus dem Landratsamt telefoniert und herausgebracht hat, dass die Asylbehörde das Einfamilienhaus im Haselnussweg gerne anmieten würde. Zudem erfahren wir, dass der Staatsdiener einen 2 Jahres Vertrag mit einer monatlichen Miete in Höhe von 1.950 Euros angeregt hat. Der Professor ist ganz aus dem Häuschen und merkt an, dass er für morgen einen Besichtigungstermin vereinbaren konnte – wie aufregend.

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Rhododendron / Bild: Dominicus Johannes Bergsma / CC

16.00 Uhr Nach der zweiten Halbe laufen wir in den Garten und wenden uns dem verwilderten Rhododendron zu. Unter den faszinierten Blicken meiner Bekannten lege ich die Schere an den Trieben an und sorge im Handumdrehen für einen perfekten Schnitt. Edelbert lobt mich über den Schellenkönig und meint, dass sein Garten nun wieder vorzeigbar ist – wie wahr.
16.45 Uhr Fix und foxi räume ich die Gartenwerkzeuge ins Auto und gebe zu Protokoll, dass ich nun den Heimweg antreten werde. Friedbert wünscht mir einen schönen Abend und kündigt an, dass er nun in den Wilden Esel einkehren und eine Brotzeit essen wird.
17.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und treffe Sandra kochlöffelschwingend in der Küche an. Meine Mieterin wünscht mir einen guten Tag und sagt, dass sie gleich ein veganes Rissotto mit Pilzen auftischen wird. Ich lecke mir die Lippen und hole zur Feier des Tages das beste Geschirr aus dem Küchenschrank. Ausserdem öffne ich eine PET Packung Tavernello Wein und entzünde eine Kerze.
18.00 Uhr Während des romantischen Abendessens lasse ich meine Tageserlebnisse Revue passieren und erzähle, dass Edelbert den Entschluss gefasst hat, sein Haus an Flüchtlinge zu vermieten. Das Mädchen nippt genüsslich am Rebentrunk und antwortet, dass der Professor bald in Geld schwimmen wird.
19.00 Uhr Nachdem wir die Hausarbeit erledigt haben, mache ich es mir neben Sandra auf dem Wohnzimmerkanapee gemütlich. Um auf andere Gedanken zu kommen, wählen wir das Qualitätsprogramm von RTL 2 aus und geben uns dem Fernsehformat “Berlin – Tag und Nacht” hin. Ich folge der Handlung mit grosser Skepsis und stelle fest, dass viele der Schauspieler tätowiert sind – wie furchtbar.

20.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechselt Sandra auf den Frauensender SIXX und erfreut sich an der amerikanischen Serie “Sex and the City”. Um nicht ganz zu verblöden, schlage ich die Tageszeitung auf und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der bunten Seite – das macht Spass.
21.00 Uhr Als der Zeiger der Wanduhr auf 9 zugeht, verabschiede ich mich von Sandra und ziehe mich ins Gästezimmer zurück. Gute Nacht.

 

27. Mai 2016 – Viel Arbeit im Waldweg

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Beschwingt hüpfe ich aus dem Bett und registriere, dass ich nun schon seit knapp drei Wochen in Bayern bin. Um meine Verwandten auf dem Laufenden zu halten, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe im Ferienhaus meiner Liebsten an. Bereits nach dem zweiten Tuten meldet sich mein Bruder und schimpft, weil es Mitten in der Nacht ist. Ferner vernehme ich, dass meine Verwandten am gestrigen Abend Frau Pontecorvo sowie Herr Wang im Lowbank Drive zu Gast hatten – das hört man gerne.

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Herr Wang ist im Lowbank Drive zu Gast

08.30 Uhr Nachdem ich erfahren habe, dass Georg und Maria noch bis Mitte Juni im Sonnenscheinstaat bleiben werden, beende ich das Telefonat und genehmige mir eine kalte Dusche – das tut richtig gut.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten werde ich in der Küche vorstellig und sehe mich mit Sandra konfrontiert. Meine Mieterin legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass sie heute frei hat und nicht im Kreisverwaltungsreferat schuften muss. Ich schnalze mit der Zunge und gebe dem Kind zu verstehen, dass es mir beim Streichen des Garagentores zur Hand gehen kann. Die Maid zeigt sich prompt einverstanden und beteuert, dass im Garagenregal ein Topf mit brauner Farbe steht – das hört man gerne.
10.00 Uhr Nach dem Frühstück lasse ich Hund Dixon in den Garten hinaus und mache es mir zur Aufgabe, nach Sandpapier, Pinseln und der Farbe Ausschau zu halten. Prompt werde ich fündig und beginne damit, das von Regen, Wind und Sonneneinstrahlung in Mitleidenschaft gezogene Tor abzuschleifen. Sandra gesellt sich zeitnah an meine Seite und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie Morgen das Champions League Finale im Park Cafe anschauen wird. Ich nicke eifrig und erinnere, dass am Samstag Prof. Kuhn aus Berlin zurück kommen wird.

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Lustiges Sandpapier

10.45 Uhr Just als ich bekannt gebe, dass ich Edelbert vom Bahnhof abholen werde, kommt Frau Rudolph an den Gartenzaun und wünscht uns einen schönen Morgen. Wie es sich gehört, erwidere ich den Gruss und erkläre der hochnäsigen Nachbarin, dass man als Hausbesitzer kaum eine ruhige Minute findet. Frau Rudolph zuckt mit den Schultern und zieht es vor, ihren Restmüll fachgerecht zu trennen – gleich platzt mir der Kragen.
11.30 Uhr Während der schweisstreibenden Streicharbeit tratsche ich mit Sandra und rechne vor, dass ich in fünfzehn Tagen mein Ränzlein schnüren und nach Florida ausfliegen werde. Laut seufzend wische ich mir einen Farbklecks vom Arm und weise auf die Tatsache hin, dass ich Edelbert in der kommenden Woche bei der Gartenarbeit helfen werde. Sandra gibt mir Recht und sagt, dass Prof. Kuhns Eigenheim in diesem heruntergekommenen Zustand kaum vermietet werden kann. Darüber hinaus regt das Mädchen an, das Einfamilienhaus kurzerhand an Asylanten zu vermieten. Bevor ich Widerworte finde, kommt Sandra auf eine Arbeitskollegin zu sprechen und behauptet, dass die Dame eine düstere Ein-Zimmer-Wohnung im Münchner Problembezirk Neuperlach für knapp 1.000 Euros an eine syrische Grossfamilie vermietet hat. Meine Mieterin ist bestens informiert und belehrt, dass die Gemeinden händeringend nach Wohnungen suchen und in der Regel fast das Doppelte der marktüblichen Mieten bezahlen – das hört sich verlockend an.

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Ich trinke ein kühles Bier

12.30 Uhr Sechzig Minuten später haben wir unser Werk vollbracht. Während Sandra die Pinsel entsorgt, schleppe ich mich schnaufend auf die schattige Terrasse und lösche meinen Durst mit einem Löwenbräu Hellen. Wenig später fährt das Kind köstliche Käsebrote auf und verwöhnt mich ausserdem mit einem Glas Kir Royal.
13.00 Uhr Im Laufe der Brotzeit spreche ich erneut meine Heimreise an und lasse meine Tischnachbarin wissen, dass ich dem Leben in meiner alten Heimat gar nichts mehr abgewinnen kann. Unter anderem lasse ich kein gutes Haar an der Regierung und stelle klar, dass die Politiker von CDU und SPD in den letzten Jahren vieles Falsch gemacht haben. Sandra schlägt in die gleiche Kerbe und ist sich sicher, dass die Regierenden bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr eine ordentliche Abreibung bekommen werden – wie wahr.
14.00 Uhr Kurze Zeit später fährt Admiral a.D. Bürstenbinder auf seinem verrosteten Fahrrad vor und nimmt sich das Recht heraus, sich zu uns zu setzen. Wie es sich gehört, serviere ich dem Seebären eine eiskalte Hopfenkaltschale und erkundige mich nach dem Rechten. Friedbert wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und kündigt an, dass er gleich zum Konsumland radeln wird. Ich winke spornstreichs ab und gebe zu Protokoll, dass ich bereits am Mittwoch im Supermarkt war und ein kleines Vermögen ausgeben musste – wo soll das noch hinführen.
15.00 Uhr Nachdem der Seefahrer weitergezogen ist, kehre ich in die gute Stube zurück und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe.
16.00 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe bald durch lautes Telefonschellen gestört. Zu meiner Freude meldet sich Elsbeth im Rohr und unterbreitet, dass sie am kommenden Mittwoch nach München ausfliegen und mir bis zum Sonntag einen Besuch abstatten wird. Ferner bittet mich meine Schwester, vom 1. bis zum 5. Juli ein Zimmer im Kastanienhof zu buchen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.

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Elsbeth kann nicht im Waldweg wohnen

16.30 Uhr Da Elsbeth nicht im Waldweg unterkommen kann, rufe ich als im besagten Hotel an und ordere vom kommenden Mittwoch bis einschliesslich Sonntag eine schöne Unterkunft zu je 99 Euros pro Nacht. Die Dame am Empfang notiert sich meine Angaben und versichert, dass sie meiner Schwester das schönste Zimmer reservieren wird – das hört man gerne.
17.15 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel nach Fünf zugeht, kommt Sandras Mitbewohnerin von der Arbeit zurück. Weil unsere Mägen knurren, machen wir uns augenblicklich in der Küche nützlich und zaubern im Handumdrehen einen gesunden Salat sowie Langnudeln mit Käsesauce.

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Wir lassen uns Langnudeln schmecken

18.00 Uhr Endlich können wir uns an den Terrassentisch setzen und zum Besteck greifen. Ich stopfe die Teigwaren hungrig in mich hinein und schlage vor, dass wir am Abend Fernsehschauen könnten. Leider schütteln die Frauenzimmer im Einklang die Köpfe und machen mich auf den Umstand aufmerksam, dass sie sich gleich mit Sandras Cousin im Lichtspielhaus treffen werden – wie schade.
19.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und giesse mir ein Weissbier ein. Anschliessend mache ich es mir neben Hund Dixon auf dem Wohnzimmersofa bequem und schalte die Glotze ein. Um auf den neuesten Stand zu kommen, gebe ich mich den Nachrichten im ZDF hin und lerne, dass die Arbeitslosenzahlen schon wieder angestiegen sind – das ist wieder typisch.
20.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf PHOENIX um und schaue mir eine Dokumentation über Mohammed an. Schnell wir mir klar, dass der selbsternannte Religionsführer ein grausamer Tyrann war – wie furchtbar.
21.00 Uhr Ein aufschlussreicher Fernsehabend geht zu Ende und ich betätige gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung. Nachdem ich die Vorhänge zugezogen habe, eile ich mit Hund Dixon im Schlepptau nach oben und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

18. Mai 2016 – Streicharbeit

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08.00 Uhr Weil ich ein löblicher Rentner bin, schwinge ich mich pünktlich zum Achtuhrläuten aus dem Bett. Wie es sich gehört, öffne ich das Fenster und stähle meine eingeschlafenen Muskeln mit dem Frühsport. Nebenher blicke ich in den Garten und stelle fest, dass der Zaun dringend mit frischer Farbe überpinselt werden muss. Da ich ausnahmsweise keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, klatsche ich spornstreichs in die Hände und lasse Hund Dixon wissen, dass wir uns heute im Garten nützlich machen werden.
08.45 Uhr Nachdem ich mich bei einem erfrischenden Brausebad entspannt habe, rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und freue mich, Sandra in der Küche anzutreffen. Das Kind plappert ohne Unterlass und sagt, dass sie nun zur Arbeit gehen wird. Ich fülle mein Kaffeehaferl mit brühfrischem Bohnentrunk auf und entgegne, dass ich den sonnigen Tag nutzen werde, um im OBI Baumarkt eine Lasur für den Gartenzaun zu besorgen. Meine Mieterin freut sich und erklärt, dass ich ausserdem nach einem Regal Ausschau halten könnte. Als ich genauer nachfrage, deutet die Maid zur Kellertreppe und sagt, dass sie neben der Wellness Oase (löblich: Wohlfühl Oase) gerne ein Handtuchregal anbringen würde – das ist eine hervorragende Idee.

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Ich arbeite im Garten und in der Wellness Oase

09.30 Uhr Schlussendlich wünscht mir das Kind einen schönen Tag und flitzt zum Auto, um mit durchdrehenden Pneus in Richtung Bahnhof davon zu rasen.
10.00 Uhr Wenig später statten mir Edelbert und Friedbert Bürstenbinder einen Besuch ab. Ich bitte meine Bekannten zuvorkommend herein und gebe zu Protokoll, dass der für heute geplante Biergartenbesuch leider ausfallen muss. Ich komme ohne Umschweife auf die Streicharbeiten zu sprechen und stelle klar, dass ich gleich zu OBI fahren werde. Der ehemalige Seefahrer steckt sich seine Meerschaumpfeife an und kontert, dass er mich selbstverständlich begleiten wird. Auch Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und ist sich sicher, dass wir die Arbeit zu Dritt im Handumdrehen erledigen werden – das kann ja heiter werden.
10.45 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück scheuchen wir den Vierbeiner zum JAGUAR und schicken uns an, zum Baumarkt zu krusen. Nebenher plappert Friedbert in einer Tour und erzählt, dass sich der Stadtrat entschlossen hat, angesichts von knapp 500 im Stadtgebiet lebender Flüchtlinge eine neue Anlaufstelle in der Innenstadt einzurichten. Ich staune nicht schlecht und entgegne, dass ich mich glücklich schätzen kann, in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat gefunden zu haben.

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Lustiges Schleifpapier

11.15 Uhr Mit Dixon im Schlepptau schlendern wir durch die breiten Gänge des OBI Marktes und laden nicht nur einen 10 Liter Kübel Holzfarbe und etliche Pinsel, sondern auch Schmirgelpapier sowie drei Drahtbürsten in den Einkaufswagen. Darüber hinaus sehen wir uns auch in der Heimwerkerabteilung um und entschliessen uns, ein preiswertes Holzregal für 14,49 EUROS auszuwählen.
12.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, steuern wir nach dem Bezahlvorgang die hauseigene Bäckerei an, um vitaminreiche Rosinenschnecken zu fressen – schmeckt echt spitze.
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, sind wir im Waldweg zurück und können mit unserem Werk beginnen. Ausgestattet mit dem Schleifpapier und den Bürsten, entfernen wir den Moosbewuchs von den Holzlatten und machen es uns zur Aufgabe, die kommenden Tage zu planen. Der Professor legt besonders gute Laune an den Tag und kann es kaum noch erwarten, in zwei Tagen seinen Sohn wiederzusehen. Admiral a.D. Bürstenbinder ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir Edelbert am Freitag zum Münchner Hauptbahnhof begleiten könnten.

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Ich fühle mich im Sonnenscheinstaat pudelwohl

13.30 Uhr Sechzig Minuten später können wir die Pinsel in die Farbe tunken und die Latten bemalen. Der pfeiferauchende Seebär löchert uns währenddessen mit Fragen und möchte wissen, ob wir uns in Florida noch immer pudelwohl fühlen. Edelbert schwärmt in den höchsten Tönen und sagt, dass er es sehr geniesst, regelmässig Strandspaziergänge zu unternehmen. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf meinen Bruder zu sprechen und verrate, dass Georg mit der Idee spielt, für immer nach Naples zu ziehen – wie aufregend.
14.15 Uhr Endlich haben wir die schwere Arbeit hinter und gebracht. Mit letzter Kraft schleppen wir uns auf die schattige Terrasse und gönnen uns süffige Weissbiere. Zudem verwöhne ich meine Freunde mit Wurstbroten und nehme mir ausserdem das Recht heraus, gesunden Obstler zu kredenzen – das tut gut.

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Weissbier ist sehr gesund

15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 3 deutet, erheben sich meine Bekannten vom Terrassentisch und laden mich ein, mit in den Wilden Esel zu kommen. Ich lehne jedoch ab und erinnere, dass ich noch das Regal aufbauen muss.
15.30 Uhr Nachdem sich die beiden verabschiedet haben, räume ich die Gläser in die Geschirrspülmaschine und nutze die Nachmittagsstunden, um Sandras Wunsch in die Tat umzusetzen. Ich verbinde die Holzelemente fachmännisch miteinander und schaffe es ohne grössere Probleme, das Regal im Handumdrehen aufzubauen.
16.15 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von Frau Pontecorvo.
17.15 Uhr Kurze Zeit später kommt Frau Bärbel von der Arbeit zurück. Die Journalistin wünscht mir einen guten Tag und meint, dass es schlauer wäre, den JAGUAR auf der Strasse und nicht vor der Garage zu parken. Ich rümpfe demonstrativ die Nase und begebe mich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, verfrachte ich eine RISTORANTE Pizza ins Backrohr und zaubere dazu einen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.

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Heute gibt es Pizza

18.00 Uhr Nach der Brotzeit breche ich mit dem Rüden zu einem entspannten Gassigang auf. Wir laufen durch den Stadtpark und werden bald auf marodierende Jugendliche aufmerksam, die sich auf dem Spielplatz versammelt haben. Natürlich blicke ich grimmig drein und weise die Rüpel auf die Tatsache hin, dass die Schaukel nur von Kindern bis 14 Jahre benutzt werden darf – gleich platzt mir der Kragen.
19.00 Uhr Zuhause angekommen, lasse ich den Abend mit Frau Bärbel in der Wohnstube ausklingen. Als ich mich nach Sandra erkundige, zuckt die Maid mit den Schultern und mutmasst, dass ihre Mitbewohnerin womöglich noch zum Supermarkt gefahren ist. Ich seufze laut und fröne auf KABEL 1 der langweiligen Seifensendung “Achtung Notaufnahme”. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.00 Uhr Just als die “Tagesschau” beginnt, stösst Sandra die Haustüre auf. Das Kind gibt sich gestresst und berichtet, dass es im Kreisverwaltungsreferat derzeit drunter und drüber geht. Ich stelle den Fernseher etwas lauter und gebe mich nach den tagesaktuellen Berichten aus aller Welt dem Fernsehfilm “Die Toten vom Bodensee” hin.
21.45 Uhr Nach 90minütiger Hochspannung überreiche ich Sandra die Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Danach verabschiede ich mich ins Gästezimmer und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

11. April 2016 – Frau Blanche zu Besuch

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08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und läutet den 102. Tag des Jahres mit stimmungsvoller Landmusik ein. Ich rolle mich augenblicklich aus dem Wasserbett und beginne den Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse. Dummerweise gerate ich dabei ins Visier meiner Nachbarin und sehe mich genötigt, mit Frau Pontecorvo tratschen zu müssen. Die Perle kommt auf den Besuch ihrer bekloppten Freundin zu sprechen und sagt, dass Frau Blanche am gestrigen Abend in Naples eingetroffen ist. Ferner lädt mich die kleine Frau zum Frühstück ein und verspricht, zur Feier des Tages Pfannkuchen zuzubereiten – wir furchtbar.

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Der Radiowecker springt an

08.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner goldenen ROLEX auf halb 9 deutet, verabschiede ich mich ins Badezimmer und entspanne mich bei einem Wirbelbad mit Eukalyptusöl. Weil gutes Aussehen heutzutage besonders wichtig ist, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren. Danach rufe ich kurzentschlossen bei Edelbert an und gebe zu Protokoll, dass ich von Frau Pontecorvo zum Frühstück eingeladen wurde. Als ich auf Frau Blanche zu sprechen komme, lacht der Professor herzlich und wünscht mir viel Vergnügen – gleich platzt mir der Kragen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass nehme ich einen kräftigen Schluck aus der Whiskeyflasche und stelle die Klimaanlage etwas höher. Anschliessend laufe ich nörgelnd zum Nachbarhaus und erkenne, dass die Frauenzimmer die wichtigste Mahlzeit des Tages auf der schattigen Veranda einnehmen. Wie es sich gehört, begrüsse ich die Damen herzlich und lasse mich dann am festlich gedeckten Tisch nieder. Frau Pontecorvo füllt meine Kaffeetasse mit brühfrischen Bohnentrunk auf und schlägt vor, dass wir nach der Jause in die Stadt krusen und einen Bummel unternehmen könnten. Selbstverständlich winke ich demonstrativ ab und erwähne, dass ich gegen 11 Uhr einem wichtigen Termin nachkommen muss. Frau Blanche wird sogleich hellhörig und lotet aus, ob ich krank bin und zum Arzt gehen muss – papperlapapp.
10.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse und mich an den gezuckerten Eierkuchen labe, löchert mich Frau Blanche mit Fragen und stellt die Behauptung auf, dass ich um die Hüften etwas zugelegt habe. Ich werfe der Frau skeptische Blicke zu und informiere, dass ich bestens in Schuss bin und seit vielen Jahren mein Idealgewicht halte.

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Ich beisse kraftvoll zu

11.00 Uhr Nun wird es mir zu bunt. Ich tippe auf meine Armbanduhr und stelle klar, dass ich mich nun sputen muss. Bevor Frau Blanche Widerworte findet, stehe ich auf und scheuche Hund Dixon zum Chevrolet. Spornstreichs zwänge ich mich hinters Lenkrad und steuere die EXXON Tankstelle an der Immokalee Road an, um das Auto mit 20 Gallonen Premium Benzin zu befüllen.
11.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang gleite ich zur benachbarten CALYPSO Waschanlage und erkläre einem kleinwüchsigen Mitarbeiter namens Tarid, dass er PS-strotzende SUV eine Wäsche vertragen kann. Der Araber nickt eifrig und macht es sich zur Aufgabe, den Chevrolet Suburban mit dem Dampfstrahler abzuspritzen. Anschliessend lotst mich der Knecht in die Waschstrasse und knöpft mir 15 Dollars ab – wo soll das noch hinführen.
12.00 Uhr Wenig später rolle ich aus der Anlage und nehme mir das Recht heraus, trotz meines hupenden Hintermannes aus dem Auto auszusteigen und nach Dellen in der Karosserie Ausschau zu halten. Erst nachdem ich sichergestellt habe, dass das Fahrzeug nicht beschädigt wurde, kruse ich zügig in Richtung Flughafen davon.
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem “Olive Garden” Italiengasthaus zum halten und gönne mir in der klimatisierten Wirtsstube ein nahrhaftes Mittagessen. Ich ordere bei einem beschürzten Kellner “Fettuccine Alfredo” mit Beilagensalat und bitte ihn, ausserdem etwas Schinken für mein Haustier aufzufahren. Dazu gibt es ein Vollbier aus dem Hause Anheuser & Busch – das tut gut.

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Oans, zwoa – g’suffa

13.00 Uhr Nachdem ich die Mahlzeit mit einem Schaumkaffee und einem Stück “Warm Apple Crostata” (löblich: warmer Apfelkuchen) abgerundet habe, gebe ich ein kleines Trinkgeld und bedanke mich artig für die Bewirtung.
13.30 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann das Auto in der Doppelgarage abstellen. Um nicht den Nachmittag mit Frau Pontecorvo und Blanche verbringen zu müssen, ziehe ich mich in die kleine Villa zurück und schliesse sämtliche Fenster. Im Anschluss falle ich schnaufend aufs Kanapee und döse schnell ein.
14.30 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch den kläffenden Vierbeiner gestört. Dixon scharrt unentwegt an der Terrassentüre und animiert mich, ihn in den Garten zu lassen. Augenrollend komme ich der Bitte nach und fordere den Rüden auf, einen grossen Bogen um Frau Pontecorvos Zuhause zu machen.
15.00 Uhr Während der Rüde im Teich planscht, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Wie es sich gehört, gebe ich Ratschläge zum Umgang mit widerspenstigen Jugendlichen und animiere einen alleinerziehenden Vater aus Buxtehude, seiner 15jährigen Tochter das strahlende Handtelefon wegzunehmen.

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Handtelefone – Ich sage Nein

16.00 Uhr Nach einer Stunde fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und stelle mir grosser Sorge fest, dass Dixons Pfoten verdreckt sind. Wildgestikulierend scheuche ich den Lausbuben nach draussen und spritze ihn mit dem Gartenschlauch ab – was muss ich denn noch alles ertragen.
17.00 Uhr Nachdem ich das Petersilienbeet bewässert habe, mache ich mich in der Küche nützlich und erwärme ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) im Kleinwellenofen. Dazu gibt es einen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und Oliven aus dem Glas – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und schalte die Glotze ein, um mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse zu informieren.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und gebe mich dem Gruselfilm “Piranhas” hin. Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 1978 erzählt aus dem Leben einer Privatdetektivin, die auf dunkle Machenschaften des Militärs aufmerksam wird. Schon bald wird der resoluten Dame klar, dass die amerikanische Regierung gefährliche Raubfische speziell für den Vietnamkrieg gezüchtet hat – so ein Unsinn.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

20. Januar 2016 – Wir machen uns im Garten nützlich

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08.00 Uhr Trotz hämmernder Kopfschmerzen schwinge ich mich aus dem Bett und läute den Tag mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Nebenbei tratsche ich mit meinem Nachbarn und vernehme, dass seine Nichte Melody (31) nicht wie angekündigt an Weihnachten nach Naples kommen konnte. Herr Booth blickt traurig drein und verrät, dass das Mädchen die “staade Zeit” bei Freunden in South Carolina verbracht hat – das soll mir Recht sein.
08.30 Uhr Während Dixon im Garten bleibt, kehre ich in die kleine Villa zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem nutze ich die Gelegenheit, um mit Georg zu telefonieren. Mein Bruder freut sich über den Anruf und kündigt an, dass er sich gleich im Garten nützlich machen wird. Weil ich einen grünen Daumen habe, falle ich dem guten Mann prompt ins Wort und verspreche, zeitnah vorbeizukommen – das wird ein Spass.
09.30 Uhr Nachdem ich Prof. Kuhn über meine Tagesaktivitäten informiert habe, beende ich den Badespass und nehme mir das Recht heraus, das Frühstück im Wohnzimmer einzunehmen. Ich beisse kraftvoll in eine mit Cheddar und Capocollo belegte Semmel und vergesse auch nicht, meinem tierischen Mitbewohner etwas Wurst abzugeben.

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Katze Land – der beste Radiosender

10.00 Uhr Wenig später sitze ich im geräumigen Chevrolet Suburban und gleite ins Stadtzentrum. Unterdessen fröne ich dem Radioprogramm vom WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erkläre dem Vierbeiner, dass wir zuerst die Biscotti Farrugia Bäckerei ansteuern und vitaminreiche Cannolis einkaufen werden.
10.30 Uhr In der Italienbäckerei meines Vertrauens angekommen, wünsche ich der rassigen Verkäuferin einen schönen Morgen und ordere eine grosse Gebäckschachtel mit allerhand Leckereien. Frau Maria (38) schenkt mir ein Lächeln und animiert mich, die Colombas zu probieren. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass es sich hierbei um ein gezuckertes Hefegebäck mit Mandeln handelt – das hört sich verlockend an.

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Ich beisse kraftvoll zu

11.00 Uhr Um insgesamt 25 Dollars erleichtert, kehre ich zum Auto zurück und kruse schnurstracks zum Ferienhaus meiner Verwandten. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, in regelmässigen Abständen die Hupe zu betätigen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Zuhause meiner Verwandten zum stehen. Georg begrüsst mich herzlich und plappert, dass er soeben den Rasenmäher aus der Garage geschoben hat. Ich nicke eifrig und entgegne, dass nicht nur die Wiese gemäht, sondern auch die Mangroven gestutzt werden müssen. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, spucke ich in die Hände und erkundige mich nach einer Gartenschere. Meine Schwägerin fackelt nicht lange und sagt, dass wir auch den Kletterefeu von der Hausfassade entfernen müssen – wie unlöblich.
12.00 Uhr Während wir hart schuften und aus dem Schwitzen kaum noch herauskommen, lässt Georg seinen gestrigen Fernsehabend Revue passieren und berichtet, dass er die spannende Serie “Deutschland 83” auf dem SUNDANCE CHANNEL gesehen hat. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass das aus Deutschland stammende Fernsehspiel derzeit grosse Erfolge im Ausland feiert.


Deutschland ’83

13.00 Uhr Nach einer Stunde haben wir die Rasenfläche gestutzt und die Mangroven auf das richtige Mass gebracht. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und lasse Georg wissen, dass ich leckere Backwaren mitgebracht habe. Bevor ich mich versehe, rennt der gute Mann juchzend ins Haus und fischt sich eine mit Ricotta und Sahne gefüllte Sfogliatelle aus der Schachtel.
13.30 Uhr Während der Brotzeit blättert Georg in der Tageszeitung und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sich am Freitag der Geburtstag des amerikanischen Entdeckers John Charles Frémont zum 203mal jährt. Ich lege meinen Kopf schief und erhalte die Auskunft, dass der Heini im frühen 19. Jahrhundert die Rocky Mountains kartographiert und sich anno 1856 sogar um das Präsidentschaftsamt bemüht hat – wie aufregend.
14.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, in den Garten zurückzukehren und abgefallene Palmwedel aus dem Schwimmbecken (unlöblich: Pool) zu fischen. Ferner tratsche ich mit meinen Verwandten und schlage vor, dass wir am Freitag einen Stadtbummel unternehmen könnten. Georg schüttelt jedoch den Kopf und kündigt an, dass er lieber den JEEP Fachhändler an der Airport Pulling Road besuchen und sich die feilgebotenen Autos anschauen möchte – das soll mir auch Recht sein.

eistee
Ich spüle meinen trockenen Hals

15.00 Uhr Endlich können wir die Arbeit beenden und die Werkzeuge in der Garage verstauen. Völlig ausser Atem folge ich meinen Verwandten ins klimatisierte Haus und trinke ein grosses Glas Eistee – das tut gut.
15.30 Uhr Redlichst erfrischt verabschiede ich mich zum SUV und trete die Heimfahrt an. Darüber hinaus mache ich mir eigene Gedanken und ringe mich dazu durch, Georg am Freitag zum JEEP Geschäft zu begleiten.
16.15 Uhr Um zur Ruhe zu kommen, schliesse ich die Pforte zur Villa auf und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.
17.15 Uhr Ich werde bald durch sehr aggressives Hundebellen geweckt. Missmutig reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und registriere, dass es mittlerweile Viertel nach Fünf geschlagen hat. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, begebe ich mich augenblicklich in die Küche und zaubere im Handumdrehen eine Portion Spinat mit Bratkartoffeln und Spiegeleier – wie gut das duftet.

fuchsnachrichten
Ich informiere mich auf FOX

18.00 Uhr Als meine geschmackvolle Wanduhr fünf Mal schlägt, stelle ich die Geschirrspülmaschine ein und freue mich auf einen ruhigen Fernsehabend. Um auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass Ex-Präsident Lyndon B. Johnson just heute vor 43 Jahren verstorben ist.
19.00 Uhr Nachdenklich schalte ich auf ABC um und gebe mich zur besten Sendezeit dem Spielfilmerfolg “The Uninvited” (auf deutsch: Der Fluch der 2 Schwestern) hin. Ich tauche in das Leben der jungen Anna ein, die nach einem Klinikaufenthalt nach Hause entlassen wird und sich mit der neuen Lebensgefährtin ihres Vaters konfrontiert sieht – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich die Glotze aus und führe Dixon noch einmal durch den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.