4. Oktober 2012 – Mitt Romney vs. Barack Obama

07.30 Uhr Der Radiowecker geht an und ich habe das Titellied des dritten “Little Big Town” Studioalbums im Ohr. Während die aus Alabama stammenden Sangeskünstler “Tornado” zum Besten geben, absolviere ich die Morgengymnastik und komme prompt ins Schwitzen. Admiral a.D. Bürstenbinder gesellt sich nach wenigen Minuten an meine Seite und sagt, dass er heute Wäsche waschen muss – das soll mir auch Recht sein.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wirbelbadewanne steige und mich in modische Freizeitkleidung zwänge, fährt der verrostete Kleinwagen meiner Putzfrau vor. Ich laufe ruckzuck zur Türe und heisse Frau Gomez herzlich willkommen. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass Friedbert grosse Probleme hat, die in die Jahre gekommene Waschmaschine einzustellen. Die fleissige Zugehfrau fixiert mich skeptisch und meint, dass es langsam an der Zeit wäre, eine neue Maschine zu kaufen – wie wahr.
10.00 Uhr Während die kleinwüchsige Mexikanerin mit dem Staubwedel durchs Haus flitzt, setze ich mich an den Frühstückstisch und schalte das praktische iPad ein. Ich beisse kraftvoll zu und suche nebenbei nach einem örtlichen Fachhändler, der deutsche Qualitätswaschmaschinen feilbietet – leider ohne Erfolg.
10.45 Uhr Nach Rücksprache mit Frau Gomez, entschliesse ich mich, ein WAL MART Angebot wahrzunehmen und 440 Dollars in ein leistungsstarkes HAIER Gerät zu investieren. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, eile ich mit Friedbert und Hund Dixon im Schlepptau zum Chevrolet, um das WAL MART Supercenter am Juliet Boulevard anzusteuern.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betreten wir die Filiale und schieben einen Einkaufswagen in die Elektroabteilung. Nach kurzer Suche werden wir fündig und machen es uns zur Aufgabe, den preisreduzierten Frontlader mit vereinten Kräften aufzuladen. Danach werden wir an der Kasse vorstellig und sehen uns genötigt, 440 Scheine herauszurücken. HEUREKA – was muss ich denn noch alles ertragen.
12.30 Uhr Weil ich keine Lust habe, bei annähernd 85°F (29°C), den Kochlöffel zu schwingen, lade ich Admiral a.D. Bürstenbinder kurzerhand in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Schnellessgaststätte ein. Wir verzehren vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) und plaudern über Sandras anstehenden Urlaub. Mein Tischnachbar schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und meint, dass es kein Vergnügen werden dürfte, die aufmüpfige Maid vom 22. Oktober bis zum 8. November in der kleinen Villa zu beherbergen – wie wahr.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, spucken wir in die Hände und machen uns daran, die Neuanschaffung aus der Verpackung zu heben. Da ich handwerklich sehr geschickt bin, fällt es mir nicht schwer, das Gerät mit dem Wasser- und Stromkreislauf zu verbinden. HEUREKA – das soll mir erst mal einer nachmachen.
15.00 Uhr Nach nicht einmal sechzig Minuten können wir die Arbeit beenden und den “ON” (löblich: AN) Knopf betätigen. Friedbert freut sich wie ein Honigkuchenpferd und zögert nicht, Schmutzwäsche in die Trommel zu verfrachten und den Feinwaschgang auszuwählen – da kommt Freude auf.
16.00 Uhr Während mein Gast in der Hollywoodschaukel Platz nimmt und mit Edelbert telefoniert, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Wie fast jeden Tag, rufe ich auch heute Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab, und helfe Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen. Darüber hinaus mache ich mich im Internetz über das erste Fernsehduell der beiden Präsidentenanwärter schlau und lerne, dass der republikanische Herausforderer dem amtierenden Staatsoberhaupt klar die Schau gestohlen hat. Während Barack Obama gelangweilt wirkte, war Mitt Romney angriffslustig und gewitzt. Herr Romney schoss sich vor allem auf die Wirtschaftspolitik des Präsidenten ein. “Barack Obama habe die Wirtschaft auf einen erfolglosen Pfad geführt, die Staatsschulden aufgebläht und es nicht geschafft, die Arbeitslosenquote von zuletzt 8,1 Prozent zu senken” sagte Romney und stellte klar, dass er es besser machen wird – wie schön.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 zugeht, schalte ich das Arbeitsgerät aus und mache mich in der Küche nützlich. Ich bereite das Abendessen vor und höre von Friedbert, dass Edelbert am Abend bei Frau Brandie eingeladen ist. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass ich es vorziehen werde, daheim zu bleiben. Der ehemalige Seefahrer gibt mir Recht und deckt den Terrassentisch mit dem besten Geschirr ein.
19.00 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit mache ich es mir im Wohnzimmer gemütlich und fröne in Friedberts und Hund Dixons Gesellschaft dem Hollywoodstreifen “Independence Day” (löblich: Unabhängigkeitstag). Die Produktion aus dem Jahre 1996 erzählt in spektakulären Bildern die Geschichte eines ausserirdischen Überfalls auf die Erde – wie aufregend.
21.30 Uhr Endlich flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich reiche die Fernbedienung gähnend an Friedbert weiter und unternehme mit dem Vierbeiner einen Gassigang durch den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

2. Oktober 2012 – Mittagessen bei Familie Booth

07.30 Uhr Admiral a.D. Bürstenbinder klopft nörgelnd an die Schlafzimmertüre und behauptet, dass der neumoderne DeLonghi Kaffeeautomat defekt ist. Seufzend schlage ich die Bettdecke beiseite und erwidere, dass die Maschine lediglich entkalkt werden muss. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, eile ich in die Küche und stelle den Wählhebel auf “DESCALE” (löblich: Entkalken).
08.30 Uhr Während sich betörender Kaffeeduft in der Villa ausbreitet, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen telefoniere ich mit Sandra und vernehme, dass derzeit ein Oktoberfestbesucher aus dem hohen Norden in der “Pension Waldblick” logiert. Meine Mieterin kommt aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und sagt, dass der aus Kiel stammende Junggeselle (39) gestern sturzbetrunken heimgekommen ist und sich im Treppenhaus übergeben hat – wie schrecklich.
10.00 Uhr Nach dem wichtigsten Mahl des Tages mache ich mich im Garten nützlich und zeige dem ehemaligen Seefahrer voller Stolz mein Petersilienbeet. Friedbert macht grosse Augen und meint, dass es angebracht wäre, Familie Booth ein Sträusschen abzugeben. Ich nicke eifrig und erinnere daran, dass wir bei den netten Leuten zum Mittagessen eingeladen sind.
11.15 Uhr Just als ich allerlei Geröll von der Einfahrt fege, kommt Frau Pontecorvo dazu und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie am Abend ins Lichtspielhaus gehen wird. Admiral Bürstenbinder wird sogleich hellhörig und meint, dass es ihm eine Ehre wäre, sie zu begleiten. Meine Nachbarin zeigt sich prompt einverstanden und verspricht, gegen 18 Uhr abfahrbereit zu sein.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit schellen wir am Nachbarhaus und werden von General a.D. Kenneth Booth händeschüttelnd begrüsst. Der hochdekorierte Vietnamveteran lotst uns ins Esszimmer und verwöhnt mit hausgemachtem Eistee. Darüber hinaus serviert die Frau des Hauses eine selbst zubereitete Maissuppe mit Fladenbrot. Obgleich ich kein grosser Suppenfreund bin, greife ich zum Löffel und bemerke, dass diese Vorspeise prima schmeckt.
13.00 Uhr Während ich mich über den Hauptgang hermache und frittierte Fischfilets mit Kartoffelstäben verzehre, schwelgt Friedbert in Erinnerungen und berichtet, dass er zwischen den Jahren 1953 und 1987 der Handelsmarine angehörte und auf der Fregatte Husum auf den Weltmeeren unterwegs war. Mein Bekannter reibt sich die Hände und legt anschaulich dar, dass er in den grossen Hafenstädten der Welt Freundinnen hatte – wie unlöblich. Da Herr und Frau Booth gottesfürchtige Leute sind, stosse ich Friedbert in die Seite und fordere ihn auf, augenblicklich das Thema zu wechseln. HEUREKA – was muss ich denn noch alles ertragen.
15.00 Uhr Nachdem wir das opulente Essen mit Schaumkaffees und Eiscremetorte abgeschlossen haben, bedanke ich mich und spreche für das Wochenende eine Gegeneinladung aus. Danach kehre ich in meine bescheidene Villa zurück und bette mich auf dem Sofa zur Ruhe.
16.30 Uhr Um die Nachmittagsstunden nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, nehme ich am Schreibtisch Platz und beginne mit der wichtigen Anschnurarbeit. Während sich Friedbert im Garten vergnügt und Hund Dixon lustige Kunststücke beibringt, rufe ich Anfragen besorgter Heimseitenbesucher ab und registriere, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treibt. Eine kleine Frau aus München (57) klagt mir ihr Leid und schreibt, dass ihre 17jährige Tochter Carla täglich auf dem Oktoberfest unterwegs ist. Ich spende der Dame Trost und rate ihr, mit der Minderjährigen hart ins Gericht zu gehen und ihr mit Stubenarrest zu drohen.
18.00 Uhr Als sich Friedbert in seine Lederhose zwängt, bereite ich das Abendessen zu und merke an, dass es nicht angebracht ist, in bayerischer Tracht ins Kino zu gehen. Der einstige Seefahrer zuckt gelangweilt mit den Schultern und wirft ein, dass er zur Krachledernen seinen modischen Tirolerhut mit Gamsbart aufsetzen wird – wo soll das noch hinführen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir neben Hund Dixon im klimatisierten Wohnzimmer bequem, um den Abendnachrichten auf FOX zu frönen. Neben den üblichen Schreckensmeldungen aus der Welt der Politik, erfahre ich ausserdem, dass ein Schweinezüchter aus Oregon von seinen eigenen Zuchtschweinen aufgefressen wurde. Der 70jährige soll nach Angaben der Ermittelnden Behörden eine Herzattacke erlitten und anschliessend von den bis zu 300 Kilogramm schweren Nutztieren verspeist worden sein – wie furchtbar. Als nächstes wähle ich das Qualitätsprogramm von HBO aus und schaue mir den Gruselfilm “Frozen” (löblich: Gefroren) an – da kommt Spannung auf.
22.00 Uhr Nach 90 nervenaufreibenden Minuten schalte ich den Flachbildschirm ab und begleite den Vierbeiner in den Garten. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und gehe müde ins Bett. Gute Nacht.


Blick in den Garten – diese Idylle muss man erlebt haben

1. Oktober 2012 – Der Weinmonat Oktober beginnt

07.30 Uhr Der Weinmonat Oktober beginnt und ich fühle mich blendend. Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, rolle ich mich aus dem Wasserbett und bin überrascht, Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder badebemäntelt auf der Terrasse anzutreffen. Der ehemalige Seemann zieht genüsslich an seiner Meerschaumpfeife und sagt, dass er sich nun ein Bad im Jacuzzi gönnen wird. Ich nicke zustimmend und erinnere, dass wir Edelbert gegen 10 Uhr im “Bistro 821” treffen und anschliessend einen Ausflug unternehmen werden.
09.00 Uhr Nachdem ich mir die Haare gewaschen habe, kehre ich auf die Terrasse zurück und registriere, dass sich mein Hausgast mittlerweile an der Grundstückgrenze eingefunden hat. Friedbert tratscht angeregt mit General a.D. Kenneth Booth und prahlt damit, dass er in jungen Jahren Fregattenkapitän war und auf den sieben Weltmeeren zu Hause war. Herr Booth staunt nicht schlecht und zögert nicht, uns für Morgen zum Mittagessen einzuladen – das kann ja heiter werden.
10.00 Uhr Im Bistro unseres Vertrauens angekommen, setzen wir uns zu Edelbert und hören, dass wir nach dem wichtigsten Mahl des Tages die “West Coast Ranch” (löblich: Westküstenbauernhof) vor den Toren der Stadt ansteuern werden. Der Professor reibt sich die Hände und unterbreitet, dass es sich hierbei um einen der grössten landwirtschaftlichen Biobetriebe im Collier County handelt.
11.15 Uhr Obgleich ich die in Supermärkten feilgebotenen Ökoprodukte nicht anrühre, lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und lade meine Bekannten nach dem Frühstück ein, in den PS-strotzenden Chevrolet zu hüpfen. Während Dixon ohne Unterlass mit einem Spielzeug quietscht, folge ich dem Davies Boulevard gen Osten und erfahre, dass interessierte Besucher während der Woche die Möglichkeit haben, den Tierbestand der “West Coast Ranch” zu inspizieren. Als ich mit den Schultern zucke, fährt der schlaue Mann fort, dass man unter anderem sündteure Reitpferde, die hauseigene Schweinezucht und ausgewachsene Zuchtbullen zu Gesicht bekommt.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir am Ziel ein und ärgern uns, unzählige Menschen auf dem Gelände anzutreffen. Nörgelnd schlendern wir in einen klimatisierten Pferdestall und lernen, dass der Bauerhof von einer ortsansässigen “Non-Profit Organisation” (löblich: Kein Gewinn Organisation) geleitet wird und es sich auf die Fahnen geschrieben hat, nachhaltig zu wirtschaften und mit den Nutztieren sorgsam umzugehen.
14.00 Uhr Nachdem wir die Stallungen besichtigt und Ponys gestreichelt haben, laufen wir zielstrebig in den Hofladen und bemerken, dass Biofleisch nicht gerade preiswert ist. Trotzdem lässt sich Friedbert nicht lumpen und ordert vitaminreiche T-Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel). Bei dieser Gelegenheit regt der gute Mann eine abendliche Grillfeier an und sagt, dass wir ein Feuer entfachen und ausgelassen feiern sollten – das hört sich super an.
15.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, setze ich Hund Dixon eine Schüssel mit ROYAL CANIN Trockenfutter vor und mache es mir zur Aufgabe, den Gästen süffiges Budweiser zu kredenzen. Darüber hinaus schleppen wir das praktische Grillfass nach draussen und füllen Holzkohle in die Feuerschale.
16.30 Uhr Während meine Bekannten ihre Kehlen ölen, schufte ich in der Küche und zaubere einen bunten Beilagensalat. Da ich mich nicht um alles kümmern kann, rufe ich spontan bei Frau Pontecorvo an und frage, ob sie uns beim Abendessen Gesellschaft leisten möchte. Meine Nachbarin lässt sich nicht zweimal bitten und kündigt an, einen Nudelsalat beizusteuern.
18.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und französischen Schaumwein schlürfen, lassen wir unseren Tagesausflug Revue passieren und sind einstimmig der Meinung, dass sich der Besuch der “West Coast Ranch” durchaus gelohnt hat. Die Dame von nebenan freut sich und meint, dass sie den Bauernhof demnächst besuchen und ebenfalls köstliches Biofleisch einkaufen wird.
20.00 Uhr Als sich die Nacht über Naples legt, räumen wir das schmutzige Geschirr in die Spüle und beschliessen den schönen Abend mit brühfrischem Bohnenkaffee. Anschliessend rufe ich beim “Naples Taxi Service” an und lasse die Telefonistin am anderen Ende der Leitung wissen, dass Prof. Kuhn ins Stadtzentrum fahren möchte.
20.30 Uhr Nachdem sich Edelbert und Frau Pontecorvo verabschiedet haben, setze ich mich zu Friedbert aufs Kanapee und lasse meine Seele bei hunde- und rentnergerechten Fernsehformaten baumeln. Wir frönen interessiert den Abendnachrichten auf FOX und hören, dass Präsident Barack Obama derzeit in Florida unterwegs ist, um für sein Gesundheitskonzept zu werben – wie unlöblich.
21.00 Uhr Da mir langsam die Augen zufallen, wünsche ich dem Gast einen gute Nacht und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück, um noch etwas in der Bibel zu lesen. Gute Nacht.

28. September 2012 – Ein ruhiger Tag unter Palmen

07.30 Uhr Der Wecker klingelt und läutet den neuen Tag mit einem Lied der aus Seattle stammenden Musikformation “The Band of Horses” (löblich: Gruppe von Pferden) ein. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und stelle mit Schrecken fest, dass Admiral a.D. Bürstenbinder die Nacht nicht im Gästezimmer verbracht hat. Um mir einen Überblick zu verschaffen, rufe ich kurzerhand bei Prof. Kuhn an und bringe in Erfahrung, dass Friedbert in Edelberts Stadtwohnung übernachtet hat. Der schlaue Mann kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und bestätigt, dass der ehemalige Seefahrer zu tief ins Glas geschaut hat und nicht mehr in der Lage war, den FORD BRONCO sicher in den Willoughby Drive zurück zu kutschieren – das ist ja allerhand.
09.30 Uhr Nachdem ich ein reichhaltiges Frühstück verzehrt habe, scheuche ich Hund Dixon zum Chevrolet und lasse ihn wissen, dass wir jetzt den PUBLIX Supermarkt ansteuern müssen. Ich starte fachmännisch den Motor und kruse direkt zum Einkaufsparadies am Tamiami Trail. Dort angekommen, werfe ich Produkte des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen und sehe mich genötigt, an der Kasse ein kleines Vermögen zu lassen. HEUREKA – wenn sich die Preisschraube weiter in diesem Tempo dreht, muss ich wohl bald ins Armenhaus umziehen.
11.15 Uhr Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, kehre ich nach dem Schoppingvergnügen ins benachbarte Dairy Queen (löblich: Molkerei Königin) Schnellessgasthaus ein und gönne mir zwei deftige Grillburger with Cheese (löblich: Grillburger mit Käse) – das schmeckt.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten bin ich wieder zu Hause und treffe Friedbert sonnenbadend im Garten an. Der gute Mann schlürft genüsslich ein Langgetränk (unlöblich: Longdrink) und sagt, dass er es heute ruhig angehen wird – das soll mir auch Recht sein. Missmutig stelle ich die Klimaanlage höher und falle dann völlig erschöpft aufs Wohnzimmersofa.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bin überrascht, Frau Pontecorvo in der Küche anzutreffen. Die Dame von nebenan brüht frischen Bohnentrunk auf und meint, dass sie zur Feier des Tages einen Käsekuchen gebacken hat. Mit wässrigem Mund folge ich der kleinen Frau in die gute Stube und lasse mir ein grosses Stück mit Schlagobers schmecken. Unterdessen plappert Herr Bürstenbinder ohne Punkt und Komma und bringt für morgen einen Ausflug nach Marco Island zur Sprache. Ich werde sogleich hellhörig und bringe auf Anfrage heraus, dass der Seebär einige Kleidermärkte besuchen will und viel Geld in eine neue Garderobe stecken möchte. Da ich ausnahmsweise keine unaufschiebbaren Termine im Kalender verzeichnet habe, stimme ich zu und merke an, dass ich morgen ausserdem bei Elsbeth anrufen und meiner Schwester die besten Glückwünsche zu ihrem 74. Geburtstag übermitteln muss.
17.00 Uhr Als sich Frau Pontecorvo verabschiedet, trage ich die schmutzigen Teller in die Küche und mache mich daran, ein Abendessen vorzubereiten. Wie es sich für einen perfekten Gastgeber gehört, verfrachte ich zwei T-Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) in eine Pfanne und zaubere zudem köstlichen Kartoffelbrei – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Wenig später mache ich es mir auf der schattigen Terrasse bequem und lasse mir die Mahlzeit in Friedberts und Hund Dixons Gesellschaft munden. Ferner plaudere ich angeregt mit meinem Gast und stelle klar, dass ich am Abend fernsehen werde. Admiral a.D. Bürstenbinder steckt sich seine Meerschaumpfeife an und erzählt, dass er die “Pelican Larry”s Raw Bar & Grill” Gastwirtschaft aufsuchen und das Tanzbein schwingen wird – wie unlöblich.
19.00 Uhr Ein anstrengender Tag geht zu Ende und ich lasse die Seele vor dem überdimensionalen Flachbildschirm baumeln. Während Dixon mit seinen quietschenden Spielsachen beschäftigt ist, fröne ich den Abendnachrichten auf FOX und schalte dann auf den Bezahlsender HBO um. Zur besten Sendezeit lehne ich mich erdnussverzehrend zurück und folge der amerikanischen Komödie “Harold & Kumar Go to White Castle” (löblich: Harold und Kumar gehen zum weissen Schloss). Im Anschluss unternehme ich einen kleinen Gassigang mit dem Vierbeiner und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. September 2012 – Ausflug zum Lovers Key Park

07.45 Uhr Ich hüpfe gähnend aus dem Bett und bemerke, dass Admiral Bürstenbinder auch schon auf den Beinen ist. Während ich mir den Bademantel überwerfe und die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb nehme, erinnert der Urlaubsgast an unseren geplanten Ausflug zum “Lovers Key Park”. Ich nicke eifrig und erwidere, dass uns Frau Pontecorvo begleiten wird. Friedbert freut sich und sagt, dass er eine Wegzehrung vorbereiten und mehrere Flaschen Bier in eine Kühltasche verfrachten wird.
09.30 Uhr Nach einem löblichen Wirbelbad und einem reichhaltigen Frühstück, klingeln wir am Nachbarhaus und lotsen meine Nachbarin zum Chevrolet Suburban. Anschliessend krusen wir plaudernd in die Innenstadt und lassen es uns nicht nehmen, Edelbert einen Besuch abzustatten.
10.30 Uhr Nachdem wir unsere ausgetrockneten Kehlen mit brühfrischem Bohnentrunk gespült haben, rasen wir ruckzuck nach Nordwesten weiter und erfreuen uns am schönen Wetter. Friedbert plappert während der kurzweiligen Ausfahrt ohne Unterlass und setzt uns darüber in Kenntnis, dass er heute schon mit Frederick von Braustein telefoniert hat. Der ehemalige Seefahrer blickt traurig drein und berichtet, dass der gute Mann gestern fünf Mass Bier auf dem Oktoberfest getrunken und eine halbe Ente mit Knödel verzehrt hat – das ist ja allerhand.

11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten erreichen wir den Staatspark und können das Auto auf einem bewachten Besucherparkplatz abstellen. Danach nehme ich Hund Dixon an die Leine und folge meinen Bekannten durch die wunderschöne Parkanlage. Während der anstrengenden Wanderung entlang des Boardwalks (löblich: Strandwegs) kommen wir unter anderem in den Genuss, farbenfrohe Pelikane, eierlegende Schildkröten, lustige Sumpfkaninchen und sogar einen kreischenden Weisskopfseeadler zu sehen – wie aufregend.
13.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzerhand in eine einladende Strandgaststätte ein und ordern vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben. Dazu gibt es süffiges Coors Light (löblich: Leicht) – schmeckt prima.
14.30 Uhr Völlig verschwitzt laufen wir zum Auto zurück und entschliessen uns, wegen der grossen Hitze die Heimfahrt anzutreten. Ich bringe den PS-strotzenden SUV auf den Estero Boulevard und erzähle, dass ich morgen unbedingt zum Supermarkt meines Vertrauens fahren und Waren des täglichen Bedarfs einkaufen muss. Friedbert schlägt in die gleiche Kerbe und moniert, dass der Biervorrat langsam zur Neige geht.
15.30 Uhr Zuhause angekommen, serviere ich Hund Dixon eine Portion Royal Kanin Trockenfutter sowie frisches H²O. Anschliessend bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und träume von unbeschwerten Wiesenbesuchen.
17.00 Uhr Just als ich mich an den Heimrechner setze und mit der Anschnurseelsorge beginnen möchte, poltert Admiral a.D. Bürstenbinder durch die Villa und macht mich darauf aufmerksam, dass er Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn ins Lichtspielhaus ausführen wird. Der Seebär reibt sich die Hände und sagt, dass er sich den Gruselfilm “House at the End of the Street” (löblich: Haus am Ende der Strasse) ansehen und gegen 22 Uhr zurück sein wird. Ich seufze laut und antworte, dass ich lieber daheim bleiben und fernsehen werde.
17.30 Uhr Nachdem sich Friedbert winkend verabschiedet hat, mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere in Dixons Beisein ein nahrhaftes Nudelgericht mit Pesto. Unterdessen rufe ich bei meiner Mieterin im Waldweg an und lote aus, ob sie bereits auf dem Oktoberfest war. Sandra bejaht dies und sagt, dass sie am späten Nachmittag mit Arbeitskollegen im “Hippodrom” Bierzelt war und den bekannten Münchner Sportarzt Dr. Müller-Wohlfahrt getroffen hat – wie schön.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir vor der überdimensionalen Glotze bequem und fröne auf PBS der englischen Serienproduktion “Downton Abbey”. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt die Lebensgeschichte der aristokratischen Crawley Familie, die ein stattliches Schloss in der Grafschaft Oxfordshire besitzt. Zudem gebe ich mich den FOX Abendnachrichten hin und lerne, dass (Noch-) Präsident Barack Obama derzeit in Ohio unterwegs ist, um an diversen Universitäten Reden zu halten. Während eines Wahlkampfauftritts in Bowling Green schimpfe er auf seinen Herausforderer Mitt Romney und erklärte, dass der “Republikaner kein guter Führer sei, da er die Hälfte der Nation als Sozialschmarotzer ansehe”. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
21.00 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, schalte ich ab und begleite den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.